Botanischer Garten Padua
Der Botanische Garten von Padua, italienisch Orto Botanico di Padova, ist der erste und älteste botanische Garten der Welt, der sich noch immer an seinem ursprünglichen Ort in Padua, Italien, befindet. Er wurde 1545 gegründet und gehört zur Universität Padua. Er hat zurzeit etwa eine Fläche von 22.000 m² mit 6000 Pflanzenarten und ist bekannt für seine besonderen Sammlungen und seinen historischen Aufbau.
Botanischer Garten von Padua | |
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UNESCO-Welterbe | |
Botanischer Garten von Padua, im Hintergrund die Basilika des hl. Antonius | |
Vertragsstaat(en): | Italien |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (ii), (iiii) |
Referenz-Nr.: | 824 |
UNESCO-Region: | Europa und Nordamerika |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1997 (Sitzung 21) |
Geschichte
1533 gründete Francesco Bonafede das Studium der Pharmakologie, damals „Lectrum Simplicium“ genannt, an der Universität Padua. Der Botanische Garten von Padua wurde vom Senat der Republik Venedig gegründet. Er wurde auf dem Gelände des Benediktinerklosters Santa Giustina nach dem Entwurf von Daniele Barbaro von dem Architekten Andrea Moroni in der Nähe der Basilika Santa Giustina angelegt und ist in seinem Grundplan weitgehend unverändert. 1554 war die ursprüngliche Anlage abgeschlossen. Seine erste wichtige Funktion war die Anzucht von Heilpflanzen (Horto dei semplici) und die Bereitstellung von Anschauungsmaterial zur Ausbildung der Studenten, die Heilpflanzen von ähnlich aussehenden Pflanzenarten sicher unterscheiden sollten.
Die Pflanzensammlungen wurden kontinuierlich erweitert mit Arten aus der ganzen Welt, besonders solchen, mit denen Venedig Handel trieb. Dadurch erhielt Padua die Hauptrolle bei der Einführung und dem Studium von exotischen Pflanzen, ergänzt mit einem Herbarium und einer wissenschaftlichen Bibliothek. Sieben Jahre nach seiner Gründung umfasste er 1500 Pflanzenarten. 1565 wurde hier erstmals in Europa ein Flieder gezüchtet, 1568 erstmals in Europa Sonnenblumen. Auch die erste Kartoffel in Europa wurde hier gezüchtet.
1837 wurde Roberto de Visiani vierzehnter Direktor des Botanischen Gartens Padua. Die Leitung des Gartens hatte der aus Dalmatien gebürtige Visiani bis 1878 inne. Unter Visiani wurde in Kooperation mit bedeutenden Botanikern (u. a. Paul Ascherson, Joseph Karl Maly, Josif Pančić, Jozsef Pantocsek, Otto Sendtner) die Flora Dalmatica als Lebenswerk Visianis über die Flora im Königreich Dalmatien im Botanischen Garten Padua zentral betreut. Hierüber wurde Visiani sowie seine Lehreinrichtung eine der führenden botanischen Sammlungen des 19. Jahrhunderts in Europa. Visiani hatte über 1.000 neue taxonomische Namen und 600 neue Arten beschrieben. Seine Arbeit ist in Umfang und Bedeutung eine der herausragenden der europäischen Botanik im 19. Jahrhundert. Das Botanische Museum des Botanischen Gartens beherbergt bis heute das Herbarium der Flora Dalmatica, in der sich über 10.000 Einträge finden. Hierin sind auch die Belege der mit Visiani kooperierenden Botaniker aus Deutschland, Österreich-Ungarn und Serbien erhalten. Im Falle Paul Ascherson, dem damaligen Direktor des Botanischen Gartens in Berlin, überdauerten die Belege in Padua, während sie durch die Ausbombung des Berliner Herbars 1943 dort verloren gegangen sind. Unter anderen finden sich in der als abgeschlossenen Sammlung katalogisierten Herbar Visianis viele Typbelege, wie sie beispielsweise durch die botanisch bedeutenden Aufsammlungen aus dem vormals unbearbeiteten Orjen, dem höchsten und bedeutendsten Gebirge Dalmatiens aus den Expeditionen 1840, 1863, 1864, 1868 durch Franz Neumayer, Jozsef Pantocsek, Josif Pančić und Paul Ascherson in der Vollendung der Flora Dalmatica Visiani zuflossen. Visiani selbst konnte den Orjen trotz langer Planung nicht mehr besuchen.[1][2]
Heute dient die Einrichtung der Ausbildung der Biologie- und Pharmaziestudenten, der Forschung und dem Erhalt von seltenen Arten. Im Botanischen Garten sind 400 000 getrocknete Belegexemplare gesammelt. 1997 wurde der Botanische Garten in die Liste der Welterbe der UNESCO aufgenommen.
Anlage
Die ovale Anlage hat vier Tore aus dem 16. Jahrhundert, die von schmiedeeisernen exotischen Pflanzen umrankt sind. Die konzentrischen Wege führen an geometrisch um die Fontäne angelegten Beeten vorbei. Auf dem Gelände des botanischen Gartens befindet sich ein pharmakologisches Museum sowie eine Bibliothek mit Schriften aus dem 15. Jahrhundert zu seiner Entwicklung.
Besondere Pflanzen
Bis 1984 beherbergte der Garten ein Exemplar des Mönchspfeffers (Vitex agnus-castus), das es mindestens seit 1550 gegeben haben soll. Zurzeit ist die älteste Pflanze eine Zwergpalme (Chamaerops humilis var. arborescens), die 1585 gepflanzt wurde und „Goethe-Palme“ genannt wird, weil Johann Wolfgang von Goethe sie in seiner „Geschichte meines botanischen Studiums“ 1817/1831 erwähnte; diese Palme befindet sich in einem kleinen Gewächshaus im Hortus Sphaericus, in dem sich auch ein 19 Meter hoher Ginkgo von 1750 und eine Magnolie aus der Mitte des 17. Jahrhunderts befinden, die als älteste Exemplare dieser Arten in Europa gelten. Eine sehr große Platane im Arboretum stammt von 1680; sie hat einen hohlen Stamm durch einen Blitzschlag.
Sammlungen
Da es nur wenige Gewächshäuser gibt, stehen fast alle Pflanzen im Freien. 6000 Pflanzenarten werden zurzeit kultiviert und nach systematischen und pflanzengeographischen Gesichtspunkten geordnet gezeigt. Die systematische Abteilung befindet sich hauptsächlich in vier großen zentralgelegenen Beeten. Sie sind nach dem System von Adolf Engler (Systematik der Pflanzen nach Engler) geordnet, also der phylogenetischen Verwandtschaft der Pflanzenfamilien. Außerdem ist noch immer die Heilpflanzenabteilung sehr bedeutend. Jede Pflanze ist durch ein Schild mit dem wissenschaftlichen Namen und ihren wichtigsten Heilwirkungen gekennzeichnet. Seit kurzem gibt es eine Giftpflanzenabteilung, die selbstverständlich auch hauptsächlich didaktischen Zielen dient.
Besondere Sammlungen:
- Fleischfressende Pflanzen
- Heil- und Giftpflanzen.
- Pflanzenarten der Euganeischen Berge und der Triveneto-Region: eine Sammlung von Pflanzenarten aus der direkten Umgebung von Padua.
- Orchideen
- Wasserpflanzen
- Gebirgspflanzen
- Mediterrane Pflanzenarten
Darstellung von Habitaten
- Mediterraner Maquis: Enthält die typische Küstenvegetation des Mittelmeergebietes mit einem Klima, das charakterisiert ist durch heiße Sommer und milde Winter. Dort gibt es viele dornige Sträucher und Schlingpflanzen
- Alpinum
- Süßwasser-Habitat
- Sukkulente Pflanzen: Ein Wüsten-Habitat (interessant im Frühling und Sommer)
- Orchideen-Gewächshaus mit Pflanzenarten aus tropischen Regenwäldern
Garten der Biodiversität
2014 wurde eine Gewächshausanlage als Erweiterung des historischen Gartens eröffnet. Die Kosten für die moderne, ressourcenschonende Anlage betrugen 20 Millionen Euro. Etwa 1300 Pflanzenarten sind vegetationsgeografisch angeordnet.[3]
Literatur
- A. Minelli: The botanical garden of Padova (1545–1995), Marsilio, 1988, ISBN 88-317-6977-4
- G. Buffa, F. Bracco, N. Tornadore: Guida all’Orto Botanico di Padova. Quattro percorsi per conoscerne la storia e le piante. Centrooffset, Padova, 1999, ISBN 88-900229-1-4
Siehe auch
Weblinks
- Der Botanische Garten von Padua, Website der Universität Padua.
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Pia Parolin, Botanischer Garten von Padua (wissen.de, abgerufen am 22. Oktober 2013)
Einzelnachweise
- https://www.musei.unipd.it/it/botanico/collezioni/botanica-flora-dalmatica Flora Dalmatica
- Moreno Clemeti 2017: A Cross-disciplinary Study of the Work and Collections by Roberto de Visiani (1800–1878). Phd Thesis, University of Padua (PDF)
- Botanischer Garten in Padua: Goethe und Biodiversität. In: sueddeutsche.de. 21. Juni 2015, abgerufen am 24. Februar 2017.