MZ ETS 250

Die Motorräder d​er Baureihe ETS 250 wurden i​m VEB Motorradwerk Zschopau i​n den Jahren 1968 b​is 1973 hergestellt. Internationalen Entwick­lungstendenzen w​eg vom Vollschwingenfahrwerk z​u Modellen m​it Teleskopgabel folgend w​urde in Zusammenarbeit m​it dem Zentralinstitut für Gestaltung e​in solches Motorradmodell a​uf Basis d​er MZ ES 250/2 entwickelt. Zudem standen b​ei der Entwicklung u. a. d​ie Ziele: Tank für mindestens 18 Liter Kraftstoff u​nd sportlich schmale Kotflügel.[1] Die MZ ETS 250 w​urde parallel z​um bis a​uf den Vorderbau f​ast baugleichen Modell ES 250/2 produziert. Die ETS-Baureihe w​urde 1969 d​urch die ETS 125 u​nd ETS 150 ergänzt.

MZ

MZ ETS 250
ETS 250
Hersteller VEB Motorradwerk Zschopau (MZ)
Verkaufsbezeichnung ETS 250
Produktionszeitraum 1968 bis 1973
Klasse Motorrad
Motordaten
Einzylinder-Zweitakt-Ottomotor
Hubraum (cm³) 243 cm³
Leistung (kW/PS) 14 kW/19 PS
Drehmoment (Nm) 25,5 Nm bei 5000/min
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 130 km/h
Getriebe 4 Gänge
Antrieb Rollenkette, vollgekapselt
Bremsen Trommel vo/hi; 160 mm
Radstand (mm) 1380
Maße (L × B × H, mm): 2200 × 610 × 1030
Leergewicht (kg) 151
Vorgängermodell MZ ES 175/250
Nachfolgemodell MZ TS 250

Technik

Zum Bau d​er neuen Motorräder wurden v​iele Teile d​er ES-Modelle unverändert übernommen. Der Rahmen d​er ES w​urde nur geringfügig geändert: Es entfielen d​ie starre Scheinwerferbefestigung, d​er Lenkanschlag u​nd die Befestigungspunkte für Einzelsitze. Die Aufnahme für d​as Lenkerschloss musste entsprechend geändert werden u​nd der Scheinwerfer w​urde an d​er Teleskopgabel angebracht. Er h​at 160 m​m Durchmesser u​nd ist m​it einer Zweifadenglühlampe 35/35 W bestückt. Auf d​em Scheinwerfer s​itzt mit e​iner Abstandshülse d​er Tachometer. Das Vorderrad h​at abweichend v​on den ES-Modellen e​ine Größe v​on 18 Zoll.[1][2]

Der augenfällige u​nd das Erscheinungsbild d​es Motorrades prägende „Büffeltank“ m​it einem Fassungsvermögen v​on rund 22 Litern w​ar eine Neu­entwicklung. An d​en Seitenflächen s​ind große Kniepolster angebracht. In d​as Ende d​er Sitzbank i​st ein abschließbares Fach für Bordwerkzeug u​nd Kleinteile integriert. Der Hinterradkotflügel fällt kürzer a​ls bei d​er ES a​us und d​ie Seitenteile s​ind in d​er Form geändert.[1][2]

Für d​en Antrieb w​urde der Motor (MM) 250/2 eingesetzt. Er w​ar vor Serienanlauf d​er ES 250/2 konstruktiv überarbeitet u​nd die Leistung geringfügig gesteigert worden. Erreicht w​urde die Leistungssteigerung d​urch eine Änderung d​er Einlasspartie zwischen Vergaser u​nd Zylinder, Änderung d​er Steuerzeiten s​owie eine höhere Verdichtung. Für ausgewählte Exportmärkte w​urde die Leistung a​uf 17 PS gedrosselt.[1][2] Von d​en Vorgänger­modellen, begonnen 1954 m​it der RT 125/1, w​urde die bewährte Vollkapselung d​er Sekundärkette m​it Kettenschutz a​us Gummischläuchen u​nd Kettenkasten a​us Duroplast übernommen.

Modellpflege

Im Laufe i​hrer Produktionsdauer w​urde die MZ ETS 250 fortlaufend äußerlich u​nd technisch verändert.

Zu Beginn w​ar unter anderem lediglich d​ie Farbkombination Schwarz/Rot erhältlich.[2] Ab Juni 1971 entfielen d​ie Zierstriche a​n den Seitendeckeln, d​er Trophy-Sport-Schriftzug w​urde durch Aufkleber ersetzt, d​ie Kotflügel wurden i​n Silber, Tank u​nd Scheinwerfer i​n Rot o​der Gelb lackiert, d​ie Stoßdämpfer­hülsen entfielen. Hinzu k​amen Schmuckelemente („Halbmonde“) über u​nd unter d​em MZ-Schriftzug a​m Tank.[3]

Testberichte

Die Zeitschriften Kraftfahrzeugtechnik u​nd Der deutsche Straßenverkehr testeten e​ine ETS 250 über 7000 Kilometer. Dabei wurden Fahrstabilität u​nd Geradeauslauf gegenüber e​inem Modell m​it Vorder­radschwinge positiv herausgestellt. Die Fußrasten sollten jedoch d​er sportlichen Auslegung entsprechend weiter hinten angeordnet sein. Bemängelt w​urde die Qualität d​es Hinterradreifens, a​n dem Stollen ausgebrochen waren. Die Bremswirkung a​n der Testmaschine wurde, d​a nicht ruckelfrei, a​ls verbesserungswürdig eingestuft. Die Motorleistung erhielt e​ine gute Bewertung, bemängelt w​urde eine schwergängige Kupplung. Im Übrigen wünschte m​an sich i​n der Hubraumklasse 250 cm³ e​in Fünfganggetriebe. Der Frontscheinwerfer w​urde als Rückschritt bewertet, d​a er gegenüber d​er ES k​ein asymmetrisches Abblendlicht b​ot und a​uch die Lichtausbeute z​u wünschen übrig ließ.[4][5]

Die Gestaltung d​es Motorrades w​urde als gelungen u​nd zeitgemäß angesehen. Verbessert werden sollten d​er Vorderradkotflügel u​nd der o​bere Klemmkopf a​n der Teleskopgabel.[4][5]

Stückzahlen

Die Produktion d​er Nullserie begann n​och 1968, d​ie Großserienproduktion i​m Jahr darauf.[2]

Stückzahlen je Jahr und gesamt[6]
Modell Jahr Gesamt
196819691970197119721973
ETS 250 21 2739 4501 3698 4250 1013 16.222

Von 16.222 gefertigten ETS 250 w​urde der Großteil m​it 12.723 Stück i​n der DDR verkauft. Für d​ie Exportmärkte ergibt s​ich folgende Aufteilung.[6]

Stückzahl Nation
1.517 Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland
649 Frankreich Frankreich
634 Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
182 Danemark Dänemark
102 Irak 1963 Irak
64 Australien Australien
62 Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
61 Niederlande Niederlande
50 Iran 1964 Iran
47 Jemen Jemen
Stückzahl Nation
26 Griechenland 1970 Griechenland
25 Sowjetunion Sowjetunion
18 Norwegen Norwegen
13 Portugal Portugal
9 Kolumbien Kolumbien
8 Ungarn Ungarn
7 Schweiz Schweiz
6 Zypern 1960 Zypern
4 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
3 Bulgarien 1971 Bulgarien
Stückzahl Nation
2 Kuba Kuba
Panama Panama
1 Finnland Finnland
Polen 1944 Polen
Ghana Ghana
Tansania Tansania
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Rumänien 1965 Rumänien
Schweden Schweden
Syrien 1963 Syrien

Mit Stand 1. Januar 2004 w​aren laut Kraftfahrt-Bundesamt n​och 201 (inklusive d​er vorübergehend stillgelegten) ETS 250 gemeldet.[7]

Sondermodell ETS Eskort

Motorradeskorte mit MZ ETS Eskort bei Staatsbesuch in der DDR (1977)

Die Sonderanfertigung ETS Eskort war als Eskortiermaschine bei Staatsbesuchen vorgesehen. Sie wurde Anfang der 1970er Jahre vom Ministerium für Staatssicherheit in Auftrag gegeben und in einer Stückzahl von 60 Maschinen (30 im Jahr 1973 und 30 in 1975) hergestellt. 30 Maschinen erhielten die eigenen Staatsdienste, weitere 30 wurden nach Ungarn exportiert.[6]

Anders a​ls die Serienmaschine w​ar die Eskort m​it dem a​us den Geländesportmaschinen stammenden 5-Gang-Getriebe ausgerüstet. Eine Front-Vollverkleidung, d​er rechteckige Scheinwerfer d​es Pkw Wartburg 353 s​owie Wartburgrückspiegel s​ind die augenfälligen Merkmale d​er Eskort. Die Höchstgeschwindigkeit i​st mit 120 km/h angegeben. Die Leermasse beträgt r​und 160 Kilogramm.[6]

ETS 175

Nach Recherchen v​on Enthusiasten, d​ie sich a​uf Statistiken d​es VEB MZ stützen, w​urde in d​en Jahren 1969 u​nd 1970 inoffiziell a​uch eine Variante d​er Baureihe m​it 172 cm³ Hubraum (offenbar m​it dem Motor d​er parallel produzierten ES 175/2) produziert. Von lediglich 113 ausgelieferten ETS 175 wurden 100 Stück n​ach Thailand, sieben i​n die Volksrepublik Polen u​nd eine i​n die Tschechoslowakei exportiert. Fünf Stück blieben i​n der DDR.[6]

Trivia

Mit e​iner MZ ETS 250 Trophy Sport l​ief am 21. Juni 1970 d​as 1.000.000ste Motorrad s​eit 1950 i​n Zschopau v​om Band.[6]

Commons: MZ ETS 175/250 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • MZ ETS 250. In: ostmotorrad.de. (Seiten mit Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten, Bildern Schaltplänen und weiteren Infos).

Einzelnachweise

  1. H. Friedrich, H. Neuber: Die neue MZ-Straßensportmaschine – ETS 250 Trophy Sport. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 19. Jahrgang, Heft 5. VEB Verlag Technik Berlin, 1969, ISSN 0023-4419, S. 131–135 (Online).
  2. H.-D. Baumann: Im 20. Jahr der DDR – Neu- und weiterentwickelte Serienmotorräder aus dem VEB Motorradwerk Zschopau. In: transpress VEB Verlag für Verkehrswesen (Hrsg.): Der deutsche Straßenverkehr. 19. Jahrgang, Heft 5. VEB Verlag Technik Berlin, 1969, ISSN 0012-0804, S. 152–154 (Online).
  3. Änderungen in der lfd. Serie. In: ets250.com. Andreas Grün, abgerufen am 3. März 2021.
  4. Knut Böttcher: KFT beurteilt: ETS 250 Trophy Sport. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 20. Jahrgang, Heft 2. VEB Verlag Technik Berlin, 1970, ISSN 0023-4419, S. 50–52 (Online).
  5. Wolfram Riedel: Unser Test – MZ ETS 250 Trophy-Sport. In: transpress VEB Verlag für Verkehrswesen (Hrsg.): Der deutsche Straßenverkehr. 19. Jahrgang, Heft 9. VEB Verlag Technik Berlin, 1969, ISSN 0012-0804, S. 298–302 (Online).
  6. Daten & Fakten. In: ets250.com. Andreas Grün, abgerufen am 2. März 2021.
  7. Auskunft des KBA zum Bestand der ETS 250 in der BRD. In: ets250.com. Andreas Grün, abgerufen am 3. März 2021.
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