Liste der Stolpersteine in Pordenone

Die Liste d​er Stolpersteine i​n der früheren Provinz Pordenone enthält e​ine Übersicht d​er Stolpersteine i​n der 2017 aufgelösten italienischen Provinz Pordenone i​n Friaul-Julisch Venetien. Stolpersteine sollen a​n das Schicksal d​er Menschen erinnern, d​ie von d​en Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben o​der in d​en Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine wurden v​on Gunter Demnig verlegt. Im Regelfall finden s​ich die Stolpersteine v​or dem letzten freigewählten Wohnort d​es Opfers.

Stolperstein in Pordenone

Die ersten Stolpersteine i​m Gebiet dieser vormaligen Provinz wurden a​m Januar 2020 i​n Pordenone verlegt.

Verlegte Stolpersteine

Die Tabellen s​ind teilweise sortierbar; d​ie Grundsortierung erfolgt alphabetisch n​ach dem Familiennamen.

Budoia

In Budoia wurden d​rei Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Übersetzung Standort Name, Leben
HIER WOHNTE
GINO BOCUS
GEBOREN 1925
VERHAFTET 15.11.1944
DEPORTIERT 1944
DACHAU
ERMORDET
Dardago di Budoia
Gino Bocus (1925–1944 oder 1945)
HIER WOHNTE
ANGELO SANSON
GEBOREN 1924
DEPORTIERT
BUCHENWALD
ERMORDET 27.12.1944
Budoia
Angelo Sanson (1924–1944)[1]
HIER WOHNTE
GUERRINO ZAMBON
GEBOREN 1916
VERHAFTET 12.9.1944
DEPORTIERT 1944
[]UISBERG
ERMORDET 2.1.1945
Dardago di Budoia
Guerrino Zambon (1916–1945)

Caneva

In Caneva wurden a​m 21. Januar 2021 a​n einer Anschrift fünf Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Übersetzung Standort Name, Leben
HIER WOHNTE
ENZO CARIOTI
GEBOREN 1943
LEBENDIG VERBRANNT
24.4.1944
Longon di Caneva
Enzo Carioti (1943–1944) wurde als Kleinkind gemeinsam mit einem Cousin, dessen Mutter und den gemeinsamen Großeltern vom Kriegsverbrecher Alfred Dornenburg lebendig verbrannt. Der Junge war sechs Monate alt.[2]
HIER WOHNTE
DOSOLINA MANFÈ
GEBOREN 1910
LEBENDIG VERBRANNT
24.4.1944
Longon di Caneva
Dosolina Manfè (1910–1944)
HIER WOHNTE
CATERINA POLO
GEBOREN 1884
LEBENDIG VERBRANNT
24.4.1944
Longon di Caneva
Caterina Polo (1884–1944)
HIER WOHNTE
ERMENGILDO
ZAGHET
GEBOREN 1944
LEBENDIG VERBRANNT
24.4.1944
Longon di Caneva
Ermenegildo Zaghet (1944–1944)
HIER WOHNTE
EUGENIO ZAGHET
GEBOREN 1881
LEBENDIG VERBRANNT
24.4.1944
Longon di Caneva
Eugenio Zaghet (1881–1944)

Maniago

In Maniago wurden d​rei Stolpersteine verlegt.[3]

Polcenigo

In Polcenigo w​urde ein Stolperstein verlegt.

Stolperstein Übersetzung Standort Name, Leben
HIER WOHNTE
GIOVANNA
BACHARACH
GEBOREN 1879
VERHAFTET 2.4.1944
DEPORTIERT
SCHICKSAL UNBEKANNT
Coltura di Polcenigo
Giovanna Bacharach (1879–)[4]

Pordenone

In Pordenone, d​er früheren Provinzhauptstadt, wurden 14 Stolpersteine verlegt.

Stolperstein Übersetzung Standort Name, Leben
HIER ARBEITETE
BRUNO BARZOTTO
GEBOREN 1922
VERHAFTET 3.11.1944
DEPORTIERT
DACHAU
BEFREIT
GESTORBEN 18.9.1947
Via Montereale, 24
(vor dem Ospedale civile)
Bruno Barzotto (1922–1947)[5]
Quartiere di Torre,
Via Nazario Sauro, 9
Arturo Biasutti (1905–1945)
HIER WOHNTE
FELICE BET
GEBOREN 1928
PARTISAN
VERHAFTET 7.1.1945
DEPORTIERT
MAUTHAUSEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Via del Fante, 15
Pordenone
Felice Bet wurde im Jahr 1928 geboren. Er hatte eine Schwester namens Maria. Bereits in jungen Jahren schloss er sich der Partisanenbewegung an. Am 7. Januar 1945 wurde der 16-jährige verhaftet und kurz darauf ins KZ Mauthausen deportiert. Über das weitere Schicksal des jungen Felice sind keine Einzelheiten bekannt. Man weiß lediglich, dass er die Schrecken des Konzentrationslagers und des Nationalsozialismus nicht überlebt hat.

Seine Schwester Maria Bet l​ebt noch heute. Sie u​nd ihre Tochter Lucia Fabris hielten e​ine berührende Rede b​ei der Verlegung v​on Felices Stolperstein i​m Januar 2020.[6]

HIER LEHRTE
TERZO DRUSIN
GEBOREN 1913
PARTISAN
VERHAFTET 2.12.1944
ERMORDET 17.12.1944
Via Gian Battista Bertossi, 9
Pordenone
Terzo Drusin, genannt Alberto, wurde am 28. Januar 1913 in Manzano in der Provinz Udine geboren. Er studierte Literatur an der Università Cattolica di Milano, der Katholischen Universität in Mailand. Nach seinem Abschluss begann er am Technischen Institut in Pordenone zu unterrichten. Nach dem Waffenstillstand von Cassibile am 8. September 1943 schloss sich Drusin aktiv der Freiheitsbewegung an und kämpfte in der Partisanenbewegung Ippolito Nievo, welche vor allem im Tal des Natisone tätig war. Drusin war vor allem für die Propaganda und deren Druck zuständig. Terzo Drusin wurde angezeigt und daraufhin von den Nazis verhaftet. Nach tagelanger Folter wurde er am 17. Dezember 1944 ermordet und sein Leichnam in den Natisone geworfen. Die Identifizierung des entstellten Leichnams war möglich, weil man Drusin an seinem Holzbein und den Verstümmelungen seiner linken Hand erkennen konnte.[7] Aufgrund seiner mutigen und ehrenvollen Leistungen wurden eine Schule und eine Straße in Pordenone nach Terzo Drusin benannt. Außerdem wurde ihm nach seinem Tod symbolisch die goldene Ehrenmedaille für besondere militärische Dienste überreicht.[8]
HIER WOHNTE
FRANCESCO
FOLLENI GUGLIELMO
GEBOREN 1925
PARTISANE
VERHAFTET 23.12.1944
DEPORTIERT
MAUTHAUSEN
SCHICKSAL UNBEKANNT
Via Niccolò Tommaseo, 8
Pordenone
Francesco Folleni Guglielmo wurde 1925 geboren. Bereits in jungen Jahren schloss er sich der Partisanenbewegung an. Am 23. Dezember 1944 wurde der 19-jährige verhaftet und kurz darauf ins KZ Mauthausen deportiert. Über das weitere Schicksal des jungen Francesco sind keine Einzelheiten bekannt, lediglich, dass er die Schrecken des Konzentrationslagers und des Nationalsozialismus nicht überlebt hat.
HIER WOHNTE
ATTILIO GALLINI
GEBOREN 1926
PARTISANE
VERHAFTET DEZEMBER 1944
DEPORTIERT
FLOSSENBÜRG, DACHAU
BEFREIT
GESTORBEN 22.7.1945
Piazzale XX Settembre, 2
Pordenone
Attilio Gallini wurde 1926 geboren. Bereits in jungen Jahren schloss er sich der Partisanenbewegung an. Im Dezember 1944 wurde der erst 18-jährige Attilio verhaftet und ins KZ Flossenbürg deportiert. Wenig später wurde er ins KZ Dachau überstellt. Als das KZ Dachau am 29. April 1945 befreit wurde, bedeutete das auch das Ende monatelanger Schrecken für den jungen Attilio. Am 22. Juli 1945, wenige Monate nach seiner Befreiung aus dem KZ, starb der 19-jährige Attilio Gallini.
HIER WOHNTE
FRANCO CARLO
MARTELLI
GEBOREN 1910
PARTISANE
VERHAFTET 25.11.1944
ERSCHOSSEN 27.11.1944
Piazzale XX Settembre, 2
Pordenone
Franco Carlo Martelli wurde im Jahr 1910 in Catania geboren (einige Quellen geben 1911 als Geburtsjahr an). Im Jahr 1941 beteiligte er sich als Hauptmann des Regiments Cavalleggeri di Saluzzo an den Kriegshandlungen in Slowenien. Wenige Tage nach dem Waffenstillstand am 8. September 1943 kehrte Franco Martelli ins Friaul zurück und widmete sich der Organisation der Partisanenbewegung. Für mehr als ein Jahr stand der der Formation Ippolito Nievo vor, welche der 4. Division Osoppo-Friuli unterstand. Am 25. November 1944 wurde Franco Martelli von den Nazis verhaftet und unter Folter festgehalten, bis er schließlich am 27. November 1944 erschossen wurde. Als seine Brust mit Kugel durchlöchert wurde, schrie Franco Martelli mit letzter Kraft Viva l’Italia libera, "Es lebe das freie Italien!". Vor seinem Tod hatte Franco Martelli dem Oberleutnant von Belcastro in Catanzaro geschrieben und ihm seine vier Kinder anvertraut. Galati adoptierte die Kinder, welche seitdem den Namen Martelli Galati tragen. Franco Martelli bekam außerdem nach seinem Tod die Medaglia d’oro al valor militare, die goldene Ehrenmedaille für besondere militärische Dienste, verliehen.[9]
HIER WOHNTE
VIRGINIO MICHELUZ
GEBOREN 1905
VERHAFTET 22.11.1944
DEPORTIERT
FLOSSENBURG, DACHAU
BEFREIT
GESTORBEN JUNI 1945
Corso Vittorio Emanuele II, 49
Pordenone
Virginio Micheluz wurde am 2. August 1905 in Pordenone geboren.[10] Virginio hatte die Tabaktrafik seines Vaters im Corso Vittorio Emanuele II geerbt und führte diesen weiter. Als er den Diebstahl einer Ladung Zigaretten anzeigen wollte, drehte man den Spieß um und Micheluz wurde beschuldigt, gemeinsame Sache mit den Partisanen zu machen. Daraufhin wurde er am 23. November 1944 verhaftet und den deutschen Beamten in Pordenone übergeben. Micheluz war bekannt in Pordenone und seine Verhaftung schockierte die Bewohner der Stadt. Er wurde dann nach Udine überstellt und von dort aus ins KZ Flossenbürg, an der deutsch-tschechischen Grenze, deportiert. Bei seiner Ankunft wurde er mit der Matrikelnummer 40242 registriert. Wenig später wurde Micheluz ins KZ Dachau gebracht. Als der Krieg endete, wurde er aus Dachau befreit und ins dort aufgebaute amerikanische Krankenhaus gebracht, wo er knappe zwei Monate später, am 10. oder 11. Juni 1945, starb. Virginio Micheluz wurde in München auf dem Italienischen Militärfriedhof begraben.[11]
Quartiere di Torre,
Via General Cantore, 28
Antonio Pilat (1898–1945)
Quartiere di Torre,
Via General Cantore, 28
Romeo Pilat (1926–1945)
Via del Fante, 10
Luigi Antonio Santarossa (1895–1944)
HIER WOHNTE
ESTELLA STENDLER
IN LUGINBUHL
GEBOREN 1875
VERHAFTET 4.4.1944
INTERNIERT
RISIERA DI SAN SABBA
SCHICKSAL UNBEKANNT
Viale Michelangelo Grigoletti, 5
Pordenone
Estella Stendler in Luginbuhl wurde am 2. Februar 1875 in Triest geboren. Sie war Jüdin und mit Emilio Luginbuhl, dem Pastor der Baptistenkirche Pordenones, welche sich in der Viale Grigoletti 5 befand, verheiratet. Das Paar hatte zwei Söhne, Eros und Sirio. Im hohen Alter lebte Estella alleine. Ihr Ehemann und ihr Sohn Eros waren bereits verstorben, ihr Sohn Sirio gefangen genommen und in ein KZ deportiert worden. Estella wurde am 4. April 1944 in Pordenone festgenommen und war daraufhin im KZ Risiera di San Sabba in Triest inhaftiert. Estella Stendler Luginbuhls Spuren verwischen ab diesem Zeitpunkt - über ihr Schicksal ist kaum etwas bekannt, außer, dass sie die Shoah nicht überlebte.[12][13]
Quartiere di Torre,
Via Piave, 13
Annibale Toffolo (1912–1945)[14]
HIER ARBEITETE
ANTO ZILLI
GEBOREN 1922
VERHAFTET 22.11.1944
ERMORDET 23.12.1944
Via Montereale, 24
(vor dem Ospedale civile)
Anto Zilli (1922–1944)[5]

Salice

In Salice wurden v​ier Stolpersteine verlegt.

Verlegedaten

  • 18. Januar 2020: Pordenone (Via del Fante, 15; Via Gian Battista Bertossi, 9; Via Niccolò Tommaseo, 8; Piazza XX Settembre, 2; Corso Vittorio Emanuele II, 49; Viale Grigoletti, 5)
  • 20. Januar 2021: Pordenone (Via Montereale, 24)
  • 21. Januar 2021: Longon di Caneva
  • 23. Januar 2021: Budoia und Coltura di Polcenigo
  • 24. Januar 2022: Pordenone (Via del Fante, 10; Via General Cantore, 28; Via Nazario Sauro, 9; Via Piave, 13)
  • 28. Januar 2022: Dardago di Budoia
Commons: Stolpersteine in Pordenone – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Il Messaggero (Veneto): Nove pietre d’inciampo per le vittime della barbarie, abgerufen am 2. März 2022
  2. Il Messaggero Veneto: Nove pietre d’inciampo per le vittime della barbarie, abgerufen am 28. Februar 2022
  3. Friuli.it: Maniago ricorda le vittime della barbarie nazifascista, 24. Januar 2022
  4. Progetto “Pietre d’Inciampo”: La deportazione di Giovanna Bacharach, abgerufen am 2. März 2022
  5. TGR Friuli Venezia Giulia: Due medici antinazisti ricordati con le pietre d'inciampo, 20. Januar 2021
  6. Messaggero Veneto: https://necrologie.messaggeroveneto.gelocal.it/news/83224, abgerufen am 20. Juli 2020.
  7. ANPI Udine: Terzo Drusin „Alberto“: http://www.anpiudine.org/terzo-drusin-alberto/, abgerufen am 20. Juli 2020.
  8. ANPI: Terzo Drusin: https://www.anpi.it/donne-e-uomini/1039/terzo-drusin, abgerufen am 20. Juli 2020.
  9. ANPI: Franco Martelli: https://www.anpi.it/donne-e-uomini/2113/franco-martelli, abgerufen am 16. Juli 2020.
  10. Dimenticati di Stato: I pordenonesi sepolti nei cimiteri militari italiani in Austria, Germania ePolonia: https://dimenticatidistato.com/2017/02/05/i-pordenonesi-sepolti-nei-cimiteri-militari-italiani-in-austria-germania-e-polonia/, abgerufen am 16. Juli 2020.
  11. Messaggero Veneto: Non superò le sofferenze di Dachau https://necrologie.messaggeroveneto.gelocal.it/news/100349?refresh_ce, abgerufen am 16. Juli 2020.
  12. CDEC: http://digital-library.cdec.it/cdec-web/persone/detail/person-8911/steindler-estella.html Steindler, Estella, abgerufen am 28. Juni 2020.
  13. Riforma: Pietre d’inciampo a Pordenone: https://riforma.it/it/articolo/2020/01/20/pietre-dinciampo-pordenone, abgerufen am 28. Juni 2020.
  14. Parrocchia Sant'Agostino: PIETRE D’INCIAMPO posate a Torre, abgerufen am 2. März 2022
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