Liste der Stolpersteine in Hennigsdorf
Die Liste der Stolpersteine in Hennigsdorf enthält die Stolpersteine in Hennigsdorf, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden oder flohen. Die Stolpersteine wurden von Gunter Demnig verlegt.[1]
Die ersten, bislang einzigen Verlegungen in Hennigsdorf erfolgten am 11. Mai 2006.
Verlegte Stolpersteine
In Hennigsdorf wurden neun Stolpersteine an sechs Standorten verlegt.
Stolperstein | Inschrift | Standort | Name, Leben |
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HIER WOHNTE HEINRICH BARTSCH JG. 1906 IM WIDERSTAND VERHAFTET 27.4.1936 KZ SACHSENHAUSEN ERMORDET 11.10.1944 |
Marwitzer Straße 48 Standort |
Heinrich Bartsch war ein kommunistischer Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime. Er wurde am 13. September 1906 in Gelsenkirchen und kam 1928 als Ofengehilfe in das Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf. Relativ kurz nach Arbeitsantritt wurde er zu einem der Streikleiter gewählt. In der Folge wurde er entlassen und war arbeitslos. 1929 heiratete er seine Frau Elisabeth, das Paar bekam einen Sohn. Von 1931 bis 1934 war er Lagerverwalter bei der Sowjetischen Handelsvertretung in Berlin-Kreuzberg. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP im Januar 1933 leitete er verschiedene Widerstandsgruppen in Berliner Stadtbezirken an und beteiligte sich selbst an Herstellung und Vertrieb illegaler Zeitungen und Flugblätter. In Hennigsdorf brachte er antifaschistische Losungen auf Hauswänden an. Er wurde von der Gestapo und von einem Kammergericht zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. 1939 kam er, anstatt entlassen zu werden, in das KZ Sachsenhausen. Dort wurde er in der Schreibstube beschäftigt und im Oktober 1942 zum Lagerältesten bestimmt. Sechs Monate später wurde er von dieser Funktion abgelöst. Am 11. Oktober 1944 wurde er wegen „versuchter Meuterei und Aufwiegelung“ erschossen – gemeinsam mit 26 deutschen und französischen Mithäftlingen, darunter die Reichstagsabgeordneten Ernst Schneller und Mathias Thesen.
Ein ehemaliger Zwangsarbeiter bei der AEG spendete das Geld für den Stolperstein.[2][3] Eine Heinz-Bartsch-Straße in Berlin-Prenzlauer Berg erinnert ebenfalls an ihn. | |
HIER WOHNTE DORA BLASCHKE GEB. KIRSTEIN FLUCHT 22.12.1933 ? ? ? |
Neuendorfstraße 23 Standort |
Dorothea Blaschke geb. Kirstein wurde am 28. März 1893 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren Siegfried Kirstein (geboren am 13. Juli 1854) und Margarethe Henriette geb. Oppenheim (geboren am 5. August 1867). Sie heiratete den Techniker Ernst Blaschke, Direktor bei der AEG. Das Paar hatte zwei Töchter, Liesel (geb. 1919) und Ursel (geb. 1922). Die Töchter besuchten das Reform-Realgymnasium von Hennigsdorf. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP sah sich die Familie zur Flucht genötigt. Die Kinder wurden von der Schule abgemeldet und die Familie verließ am 22. Dezember 1933 das Deutsche Reich.[4] Die Blaschkes flüchteten zuerst nach Spanien, später nach Australien. Dorothea Blaschke erkrankte schwer und starb 1939.[5] | |
HIER WOHNTE DIPL.-ING. ERNST BLASCHKE FLUCHT 22.12.1933 ? ? ? |
Neuendorfstraße 23 Standort |
Ernst Blaschke wurde am 19. Januar 1889 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Sigismund Blaschke (1851–1917) und Anna Zipora geb. Feilchenfeld (1867–1953). Er wurde Diplom-Ingenieur und arbeitete als Fabrikdirektor in den AEG-Fabriken. Er heiratete Dorothea geb. Kirstein. Das Paar hatte zwei Töchter, Liesel (geb. 1919) und Ursel (geb. 1922). Ernst Blaschke war sehr sozial eingestellt. Beispielsweise engagierte er sich 1931 für die Besoldung zweier Lehrer an der Evangelischen Volksschule aus Mitteln der Elternschaft. Die Töchter besuchten ab 1931 bzw. 1932 das Reform-Realgymnasium von Hennigsdorf. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP sah sich die Familie zur Flucht genötigt. Die Kinder wurden von der Schule abgemeldet und die Familie verließ am 22. Dezember 1933 das Deutsche Reich Richtung Spanien.[4][3] Die 5-köpfige Familie, auch Ernst Blaschkes Mutter kam mit, konnte sich schließlich in Australien in Sicherheit bringen. 1939 starb nach schwerer Krankheit die Ehefrau von Ernst Blaschke. Später heiratete er Marjory geb. Kirby. Seine Mutter starb 1953 in Sydney, er selbst 1975 ebendort.
Eine Tante mütterlicherseits, Minna Bergas, wurde nach Theresienstadt verschleppt und dort ums Leben gebracht.[6] Ein Onkel mütterlicherseits, Dr. Hugo Hirsch Feilchenfeld, konnte nach Palästina emigrieren, wo er 1952 verstarb. | |
HIER WOHNTE LIESEL BLASCHKE JG. 1918 FLUCHT 22.12.1933 ? ? ? |
Neuendorfstraße 23 Standort |
Elisabeth Blaschke, genannt Liesel, wurde am 19. November 1919 in Berlin als Tochter von Ernst Blaschke und Dorothea geb. Kirstein geboren. Sie hatte eine jüngere Schwester, Ursel, geboren 1922 in Köln.[4] | |
HIER WOHNTE URSEL BLASCHKE JG. 1922 FLUCHT 22.12.1933 ? ? ? |
Neuendorfstraße 23 Standort |
Ursel Blaschke wurde am 29. März 1922 in Berlin als älteste Tochter von Ernst Blaschke und Dorothea geb. Kirstein geboren. Sie hatte eine ältere Schwester, Liesel, geboren 1919 in Berlin.[4] | |
HIER WOHNTE KLARA BUSSE GEB. HERTEL JG. 1894 VERHAFTET 24.7.1940 DEPORTIERT 1941 KZ RAVENSBRÜCK ERMORDET 7.1.1943 AUSCHWITZ |
Berliner Straße 18 Standort |
Klara Busse geb. Hertel gehörte der von den Nazis verfolgten Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas an. Sie wurde am 26. August 1894 in Topper geboren. Am 24. Juli 1940 wurde sie verhaftet, am 27. Januar 1941 verurteilt. Klara Busse wurde in das KZ Ravensbrück eingeliefert, ihre Häftlingsnummer war dort 1310. 1942 wurde sie in das KZ Auschwitz überstellt, am 7. Januar 1943 wurde sie ebendort ermordet. Offizielle Todesursache war – laut Sterbeurkunde – ein Gehirnschlag.[7][3] | |
HIER WOHNTE LUDWIG GOLDMANN JG. 1891 DEPORTIERT 1941 ERMORDET IN MINSK |
Waldstraße 40 Standort |
Ludwig Goldmann führte ein Schuhgeschäft in der Waldstrasse 40.[8][3] | |
HIER WOHNTE ELSE ERNESTINE BELA LACHMANN GEB. SCHWINKE JG. 1886 DEPORTIERT 1943 ERMORDET IN AUSCHWITZ |
Hauptstrasse 13 Standort |
Else Lachmann führte ein Uhrmachergeschäft in der Hauptstraße 13.[9][3] | |
HIER WOHNTE CLARA SCHABBEL JG. 1894 IM WIDERSTAND VERHAFTET 1942 HINGERICHTET 5.8.1943 BERLIN-PLÖTZENSEE |
Clara-Schabbel-Straße Standort |
Klara Schabbel, auch Clara Schabbel, war eine deutsche Kommunistin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.[10] |
Verlegungen
Die Stolpersteine in Hennigsdorf wurden am 11. Mai 2006 von Gunter Demnig verlegt.
Siehe auch
Weblinks
- Stolpersteine in Hennigsdorf
- stolpersteine.eu, Demnigs Website
Einzelnachweise
- Stolpersteine in Hennigsdorf. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Heinrich Bartsch. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
- Stolpersteine auch in Hennigsdorf. In: Inforiot. Abgerufen am 24. März 2019.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Familie Blaschke. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
- Dora Blaschke (born Kirstein), 1893 - 1939. In: My Heritage. Abgerufen am 6. Februar 2021.
- MINNA BERGAS. holocaust.cz, abgerufen am 16. Januar 2021.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Klara Busse. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 4. Februar 2021.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Ludwig Goldmann. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Else Lachmann. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.
- Stolpersteine in Hennigsdorf - Klara Schabbel. In: Internetseite der Stadt Hennigsdorf. Abgerufen am 24. März 2019.