Liste der Stolpersteine in Brandenburg an der Havel
Die Liste der Stolpersteine in Brandenburg an der Havel umfasst jene Stolpersteine, die vom Kölner Künstler Gunter Demnig in Brandenburg an der Havel verlegt wurden. Sie sind Opfern des Nationalsozialismus gewidmet, all jenen, die vom NS-Regime drangsaliert, deportiert, ermordet, in die Emigration oder in den Suizid getrieben wurden.
Demnig verlegt für jedes Opfer einen eigenen Stein, im Regelfall vor dem letzten selbst gewählten Wohnsitz.
Verlegungen
Bislang wurden in Brandenburg an der Havel zwei Stolpersteine verlegt. Der eine ist einem SPD-Politiker gewidmet, der andere einem Gefängnisseelsorger. Dass die jüdische Bevölkerungsgruppe bislang nicht berücksichtigt werden konnte, liegt an der örtliche Jüdischen Gemeinde, die dem Projekt von Gunter Demnig skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Im Jahr 2015 sammelte die Brandenburger Polizeidirektion Geld für einen weiteren Stolperstein und ersuchte das Stadtmuseum um einen Namensvorschlag. Das Projekt scheiterte, da die Initiatoren Rücksicht auf die Befindlichkeit der Jüdischen Gemeinde nahmen.[1] Aus Vorarbeiten von Schülern wurden eine Reihe von Persönlichkeiten der Stadt als NS-Opfer bekannt. Als mögliche Kandidaten für Stolpersteine wurden genannt:
- Wilhelm Bahms, geboren 1880, Kommunist, der vom NS-Regime ermordet wurde,
- Lilli Friesicke, eine jüdische Ärztin, die das Grundstück Katharinenkirchplatz 8 besaß, nach den Novemberpogromen 1938 verhaftet wurde und im Polizeigewahrsam des Neustädtischen Rathauses Selbstmord beging,
- Karl Lühnsdorf, dessen Nachkommen jedoch ihre Zustimmung für die Verlegung eines Stolpersteines zurückgezogen haben,
- Karl Miethe, 1903 geboren in Plaue, Fischhändler und Kommunist, geflüchtet nach der NS-Machtergreifung, zur Rückkehr gezwungen, 1940 verhaftet, deportiert ins KZ Sachsenhausen, im Frühjahr 1945 ins KZ Bergen-Belsen und dort ermordet.
Feliks Byelyenkov, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Brandenburg, lehnt Stolpersteine ab: „Man sollte in Augenhöhe gedenken und nicht beim Gedenken in den Dreck gucken.“[2]
Die bislang einzigen Verlegungen erfolgten am 19. September 2013 durch Gunter Demnig. Initiiert wurden die Verlegungen von Marie Luise von Halem, einer Landtagsabgeordneten vom Bündnis 90/Die Grünen. Die Patenschaften für die Steine übernahmen der Stadtverband der SPD und die Katholische Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit.
Stolpersteine
In Brandenburg an der Havel wurden zwei Stolpersteine an zwei Standorten verlegt.
Stolperstein | Inschrift | Verlegeort | Name, Leben |
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HIER WOHNTE GUSTAV SCHERNIKAU JG. 1891 STADTVERORDNETER / SPD MEHRMALS VERHAFTET ZULETZT 1944 GROSS-ROSEN ERMORDET 28.11.1944 |
Katharinenkirchplatz 5 | Gustav Schernikau wurde am 10. Juli 1891 geboren. Er war Magistratsangestellter, Stadtverordneter und Kaufmann. Er gehörte der SPD an. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Politiker mehrfach verhaftet. Er wurde in mehrere Konzentrationslager deportiert und starb am 28. November 1944 im KZ Groß-Rosen angeblich an Herzschwäche.[3] | |
HIER WOHNTE PFARRER BRUNO SCHUBERT JG. 1883 VERHAFTET 9.4.1937 'HILFE FÜR GEFANGENE' GEFÄNGNIS BERLIN-ALEXANDERPLATZ TOT 6.5.1937 TODESURSACHE UNKLAR |
Neustädtische Heidestraße 26 | Bruno Schubert wurde am 30. März 1883 in Lissa (heute Leszno) geboren. Er war ab Oktober 1919 Pfarrer der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Brandenburg und während der NS-Zeit Seelsorger im Zuchthaus Brandenburg-Görden. „Weil er Gefangenen ‚über das Maß des Erlaubten hinaus‘ Beistand, Lesestoff und Lebensmittel verschaffte“, wurde er von der Gestapo am 9. April 1937 verhaftet. Am 6. Mai 1937 fand man ihn erhängt in der Zelle im Polizeigefängnis Berlin-Alexanderplatz.[3] Der Stolperstein wurde vor dem früheren Pfarrhaus und der heutigen katholischen Kita verlegt. |
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Jürgen Lauterbach: Verzicht auf Stolperstein. Polizei nimmt Rücksicht auf jüdische Gemeinde. In: maz-online.de. 30. Dezember 2015, abgerufen am 26. Oktober 2020.
- Jürgen Lauterbach: Polizei will Stolperstein finanzieren - Verwaltung macht daraus ein Problem - Museum und Rathaus stolpern über Steine. In: maz-online.de. 25. Februar 2015, abgerufen am 26. Oktober 2020.
- Pressemitteilung des Erzbistums Berlin zur Verlegung der Stolpersteine Bruno Schubert und Gustav Schernikau