Kriegerdenkmal 1870/71 (Spremberg)
Das Kriegerdenkmal 1870/71 ist ein Denkmal, welches zur Erinnerung an die im Feldzug gegen Frankreich, gefallenen Söhne der Stadt Spremberg und den Gefallenen des hier stationierten Füsilier Bataillons 6. Brandenb. Inf. Regts. No.52 errichtet wurde. Der ehemalige Standort des Kriegerdenkmal 1870/71 befindet sich heute im Geltungsbereich des Flächendenkmals „Ensemble Stadtpark mit Festwiese (Wiesengrund), Freilichtbühne, Schwanenteich, Slamer Friedhof, Bismarckturm, Loebenstein, Tietzstein“. Der neue Standort ist seit August 2021 im Zentrum der Stadt Spremberg auf den Resten einer ehemaligen Parkanlage.
Planung
Nach dem Sieg über Frankreich gab es überall im Land den Wunsch, den Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges zu danken und zu gedenken. Erstmals wurden dabei sowohl Opfer unter den Offiziers- als auch Mannschaftsdienstgraden öffentlich gedacht. Am 27. April 1871 gründete sich dazu ein „Comitès zur Errichtung eines Denkmals für die Gebliebenen unseres Bataillons und der Stadt“ aus sieben prominenten Bürgern der Stadt, welche folgenden Beschluss fassten:
„Denen die in altbewährter deutscher Tapferkeit und Treue mit ihrem Blute einen so ruhmreichen Sieg erkämpft, ein Opfer ihres Heldenmuthes vor dem Feinde geworden sind und in fremder Erde, in Feindesland ruhen, durch Aufbringung freiwilliger Beiträge ein Denkmal hierorts zu errichten“
Am 27. Juni 1871 kehrte die hier stationierte Einheit das 3. Bataillon des 6. Brandenburgischen Infanterie Regiments Nummer 52 an seinen Standort zurück. Mehr als die Hälfte der Offiziere des Bataillons waren in Frankreich gefallen. Die Truppen wurden von Vertretern des Magistrats, einem Festkomitee, der Schützengilde und mehreren Vereinen und der Bevölkerung begeistert empfangen.
Dank der enormen Spendenbereitschaft der Bürgerschaft und Vereine konnte bereits zu Beginn des Jahres 1872 damit begonnen werden, von verschiedenen Künstlern Angebote zur Errichtung eines Denkmals einzuholen. Am 2. Februar 1872 wurde der Bildhauermeister Thomas aus Görlitz mit der Planung und Errichtung eines Kriegerdenkmals beauftragt. Als geeigneter Standort für die Aufstellung wurde der Kugelplatz auf der Westspitze des Georgenberg ausgewählt. An diesem Punkt war das Kriegerdenkmal selbst vom ca. 200 Meter entfernten Marktplatz der Stadt gut sichtbar.
Obelisk
Die Planungen des Bildhauermeisters Thomas sahen vor, ein Kriegerdenkmal in Form eines Obelisken aus grauem schlesischen Marmor, welcher in einem Marmorbruch in Gnadenfrei im Eulengebirge gewonnen wurde, zu errichten. Die dazu erforderlichen Arbeiten wurden durch drei Gehilfen des Bildhauers Thomas in der Werkstatt des Bildhauers Kühn in Görlitz ausgeführt. Der Obelisk bestand aus fünf einzelnen Elementen, die auf einen vierstufigen Podest von insgesamt 68 Zentimeter Höhe ruhten. Einem unteren Sockel, einem Namenswürfel, einem darüber liegendem Brustgesims, einem Zwischensockel und der darauf stehenden Pyramide. Gekrönt wurde das Denkmal mit einem Adler.
Das Denkmal hatte folgende Maße:
- Unteren Sockel: Höhe 630 mm, Breiteste Seite Unten 1350 mm, Breite Oben 1035 mm
- Namensblock: Höhe 1425 mm, Breite 1000 mm
- Brustgesims: Höhe 380 mm, Breite Unten 1035 mm, Breiteste Seite Oben 1350 mm
- Zwischensockel: Höhe 200 mm, Breite Unten 1050 mm, Breite Oben 935 mm (Abmaße des 2021 Neu hergestellten Zwischensockels)
- Höhe der Pyramide: Höhe 3200 mm, Breite Unten 925 mm, Breite Oben 430 mm
- Der Adler welcher aus Grauguss gefertigt wurde, hatte eine Flügelspannweite von 5 ½ Fuß und eine Höhe von 2 Zoll
- Das Fundament des Denkmals wog ca. 693 Zentner, das Denkmal 230 Zentner und der Adler 3 Zentner.
- Das Denkmal hatte eine Gesamthöhe von ca. 7 Meter (incl. Stufen)
In den Namensblock waren auf allen vier Seiten die 172 Namen der Gefallenen in Gold hinterlegten Buchstaben eingraviert. An der Pyramide befand sich mehrere Schmuckelemente, ebenfalls aus Grauguss. In der Mitte der Rückseite ein 500 mm großes Eisernes Kreuz in dem am unteren Balkenende die Jahreszahl 1870 stand. In der Mitte befand sich ein großes „W“ für Wilhelm I. am oberen Balkenende eine Kaiserkrone. Rechts und links der Pyramide, ebenfalls in der Mitte befanden sich zwei Eichenlaubkränze.
Gekrönt wurde die Pyramide mit einem Adler welcher aus Grauguss gefertigt und bronzefarben überstrichen war. Mit seinen ausgebreiteten Schwingen hatte er eine Flügelspannweite von 1500 mm. Die Kosten für das Gesamtprojekt waren auf ursprünglich 1000 Thaler veranschlagt, erhöhte sich aber während der Herstellung auf 1500 Thaler.
Inschriften auf dem Obelisken
Pyramide | |
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Dem Andenken an die im Kriege gegen Frankreich 1870 u. 1871 ruhmvoll Gefallenen dieser Stadt und des Füsilier Bataillons 6. Brandenb. Inf. Regts. No. 52 gewidmet von den Einwohnern Sprembergs im Jahre 1872 |
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Vorderseite des Würfels | |
Vom Füsilier Bataillon 6. Brandenburg. Inf. R. No. 52 Maj: H. v. Bittenfeld, R. Blum. Hauptleute: v. Borcke, T. v. Münchhausen. Prem.L: W. v. Schepke, F. v. Thümen. Sec.L: J. Held, B. Voß, F. Paech, E. Streichhan A. Petsch, B. Petsch, H. Kirchner. Angehörige der Stadt Spremberg Unteroff: O. Malade, W. Schiemenz. Gefr: E. Boesig, O. Cario, W. Nakonz, F. Schmell. Füsiliere: C. Conrad, A. Dietrich, J. Eichberg, J. Grollmitz, J. Müller, F. Lindenheim, F. Nowothnick, O. Walter. Musketiere: G. Gabriel, H. Goetz, E. Lehmann, W. Schultze. Wehrleute: G. Göschick, A. Goetze, C. Jassing. Kanoniere: W. Unger, A. Weitzer. Jäger: A. Blobel, C. Grünmeyer, L. Jauer. |
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Nordseite (Am neuen Aufstellungsort) | |
Vom Füsilier Bataillon 6. Brandenburgischen Infanterie Regiments No. 52 Feldwebel: A. Geissler. Sergeanten: C. Gerbert, A. Woithe. Unteroffiziere: H. Gierig, C. Pohle, F. Fleischmann, E. Lehmann, A. Richter, J. Schmidt, A. Stolzenburg, A. Wagner, A. Stahr, C. Wichert. Gefreiten: A. Bennin, W. Boehme, W. Foerster, A. Huse, W. Karstan, A. Kaufmann, L. Koseler, E. Kubisch, F. Kuhl, O. Lüdicke, A. Schmidt, W. Schultka, A. Schulz, J. Schulz, G. Stein, F. Wiesener, A. Zimm. Füsiliere: C. Adam, F. Albrecht, J. Bahlzk, G. Balke, J. Baum, F. Herrmann, G. Krüger |
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Westseite | |
A. Baust, F. Bellin, C. Boehme, J. Boehme, W. Buder, J. Bunkatz, A. Denecke, G. Dietrich, H. Düringshofen, J. Fiedler, A. Foerster, C. Frede, W. Freiberg, A. Fierlach, A. Goetze, W. Graf, R. Heine, R. Handscheck, H. Hanisch, J. Halbin, A. Hensel, H. Hermann, C. Herzog, A. Henschel, W. Henschel, G. Hoffmann, A. Hussack, C. Huth, F. Jabien, B. Jawer, G. Jenner, B. Jentsch, G. Jurisch, M. Kerk, J. Kiehlow, G. Kietz, F. Koall, E. Kordowsky, R. Kohl, W. Kossack, C. Krautz, M. Kreisel, J. Kreuziger, A. Krüger, G. Kubsch, E. Kulka, J. Lange, F. Langsam, O. Laux, H. Lehmann, R. Lehmann, E. Lengefeld, E. Leukefeld |
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Südseite | |
O. Lorenz, W. Lückert, C. Majunke, E. Malitz, C. Michael, J. Mudra, G. Mulka, A. Müller, F. Müller, H. Müller, A. Noack, C. Noack, E. Niepraschk, C. Petras, F. Petsch, F. Piesk, F. Piesk, G. Raak, W. Rathsack, G. Rauschmaut, F. Regulin, A. Richter, G. Schild, G. Schmaler, C. Schmidt, G. Schmidt, O. Schmidt, E. Schoene, W. Schomburg, H. Schuster, H. Schwemmer, H. Schulz, W. Schulz, A. Seidel, J. Seeling, W. Sellesk, G. Siegert, A. Standtke, R. Toepfer, C. Walter, J. Wastrack, W. Wehlau, L. Wittig, J. Wiedner, J. Winkelmann, W. Zimmermann. |
Einweihung 1872
Am 25. Oktober 1872 weihten Vertreter der Stadt Spremberg, Angehörige der Gefallenen und Vertreter des Füsilier Bataillons 6. Brandenb. Inf. Regts. No.52 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, den Obelisken ein. Dazu trafen sich um 11:30 Uhr alle Teilnehmer auf dem Marktplatz der Stadt und zogen dann „in einem bewegenden Trauerzug unter Glockengeläut und Trauermusik hinauf auf den Georgenberg“. Auszüge aus der Festrede des Comitès Vorsitzenden Kreisgerichtsdirektor Seemann:
„Tief betrauern wir diese Opfer des Krieges, vor Allem und mit der schmerzlichsten Wehmuth diejenigen unter ihnen, welche unserer Stadt angehörten und unserem Bataillon. Ihrem Gedächtnis ist dieses Denkmal von den Einwohnern Sprembergs gewidmet worden.
[…]So sollst Du denn feststehen hier bis an das Ende aller Tage. Von diesem schönen Hügel, auf welchem fort und fort Tausend wollen zu den Gräbern ihrer Lieben geliebten Todten, von diesem schönen Hügel sollst du bedeutungsvoll herabschauen auf unsere Stadt von Geschlecht zu Geschlecht, als ein Ehren- und Ruhmeszeichen für die Gefallenen, als ein Zeichen des Dankes der Mitwelt und als ein Mahnzeichen für die nachfolgenden Geschlechter zur Treue und Hingebung für König und Vaterland, für Kaiser und Reich, wenn es sein muß, bis in den Tod.“
Den Segen für das Denkmal sprach Superintendent Tietze. Danach wurde das Denkmal vom Vorsitzenden des Comites Seemann an Bürgermeister Nakszynski und damit der Stadt Spremberg übergeben.
Abriss 1946
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges hatte der Obelisk nahezu schadlos überstanden. Nach Berichten von Zeitzeugen, wurde lediglich der Adler nach der Einnahme Sprembergs durch Beschuss beschädigt.
Im Jahr 1946 wurde der Obelisk auf Weisung des Landrates Neugebauer geschleift. Dieser legte dafür die im Mai 1946 veröffentlichte Direktive Nr. 30 des Alliierten Kontrollrates, die eine Entfernung aller militärischen und nazistischen Denkmäler verlangte, entweder unbewusst falsch aus oder handelte mit vorauseilendem Gehorsam. Denn diese Direktive bezog sich ausdrücklich auf Denkmäler die nach dem 1. August 1914 errichtet wurden.
Suche nach dem Obelisken
In den 1970er Jahren wurde der gesamte Komplex mit einer Aussichtsterrasse (Bastion), die sich etwa 40 cm erhöht über dem Standort des Obelisken befindet, überbaut. Nach der politischen Wende in der DDR gab es immer wieder Versuche den Obelisken zu finden. Jedoch waren die Aussagen von Zeitzeugen ungenau und teilweise widersprüchlich, so das immer wieder an falschen Orten gesucht wurde. Auch gab es Aussagen darüber, das Teile des Obelisken doch abtransportiert wurden.
Ab dem Jahr 2005 gab es durch den örtlichen „Verein zur Neugestaltung des Georgenbergfriedhofes in Spremberg NL e.V“ (Georgenbergverein) vermehrte Bemühungen den Obelisken doch noch zu finden, die jedoch auf wenig offizielle Unterstützung stieß und auch zu keinem Erfolg führte.
In Unterlagen aus Archiven in Potsdam, die erst im Jahr 2017 eher zufällig entdeckt wurden, geht in einem Schreiben des Bauamtes Spremberg vom 4. Dezember 1946 folgendes hervor:
„Im Zuge der Beseitigung nazistischer und militaristischer Denkmäler wurde durch die Fa. Philipp Holzmann beseitigt: Kriegerdenkmal 1870/71. Abbruch unter gleichzeitiger Zerkleinerung des Marmorsteines. Die Trümmer wurden, da Abtransport nur mit größten Schwierigkeiten möglich wäre, an Ort und Stelle vergraben.“
Sondierung
Am 21. Mai 2016 gab es auf Initiative des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege, Abteilung Bodendenkmalpflege eine Georadaruntersuchung auf dem Georgenberg, wo primär die Reste der Fundamente der St.-Georg Kapelle (Vorhaben des örtlichen Laga Vereins) gesucht werden sollten. Auf Grund der örtlichen Nähe, konnte der Georgenberg Verein vereinbaren, das dabei auch die Fläche der Bastion sondiert wurde.[1] Dabei konnten mehrere Teile unterhalb der Aussichtsterrasse lokalisiert werden, die eindeutig nicht natürlichen Ursprungs waren.[2] Problematisch für ein angedachtes Heben dieser Teile stellte sich nun dar, das die dort befindliche Aussichtsterrasse (Bastion) von der Oberen Denkmalbehörde als Erhaltungswürdiges Bauwerk der DDR eingestuft wird und nicht abgetragen werden darf.
Durch die erst später im Jahr 2017 in Archiven gefundene Unterlagen konnte dann auch zweifelsfrei belegt werden, dass der Obelisk nicht abtransportiert, sondern sich noch immer am ursprünglichen Standort befand.
Beschluss im Jahr 2017
Der Hauptausschuss der Stadt Spremberg beschließt im Januar 2017 (G/IV/17/0010), dass der Obelisk, nach erfolgreicher Bergung, wieder am Originalstandort aufgestellt werden soll.[3]
1. Suchgrabung im Jahr 2018
Im Jahr 2017 erteilte die Untere Denkmalbehörde die Erlaubnis, Suchgrabungen an den mittels Georadar lokalisierten Stellen durchführen zu können. Die Erlaubnis schränkte aber ein, nur zwei der insgesamt fünf lokalisierten Teile zu heben.
Am 17. März 2018 konnten, durch Mitglieder des „Georgenbergvereins“ und vielen Freiwilligen, zwei intakte Teile des Kriegerdenkmals freigelegt und gehoben werden. Es handelte sich dabei um den Namenswürfel mit den eingravierten Namen der Gefallenen und der Pyramide des Denkmals mit der Inschrift „Andenken an die im Kriege gegen Frankreich 1870 u. 1871 ruhmvoll Gefallenen dieser Stadt und des Füsilier Bataillons 6. Brandenb. Inf. Regts. No.52 gewidmet von den Einwohnern Sprembergs im Jahre 1872.“[4] An der Pyramide waren sämtliche Metallapplikationen entfernt worden, der Adler fehlte. Am Namenswürfel war an einigen Namen noch immer die Goldschrift erkennbar. Beide geborgenen Teile wurden bei einem örtlichen Steinmetz eingelagert. Die gefundenen Teile lagen nur etwa 20 Zentimeter unter dem ursprünglichen Bodenniveau waren aber auf Grund ihrer Größe bis ca. 1,50 Meter tief vergraben. Auf dem Georadarbild hatte sich ursprünglich die Spitze des Kriegerdenkmal als zwei separate Teile dargestellt, womit sich die Fundmenge demnach auf nur noch vier von ursprünglich fünf Teilen reduzierte.
Durch die in den 1970er Jahren errichtete Aussichtsplattform, die exakt alle Teile des Kriegerdenkmal überdeckte, ist davon auszugehen, das die damaligen örtlichen politischen Kräfte wussten das die Teile dort vergraben waren und so ein zufälliges Wiederauffinden des Obelisken verhindern wollten.
Denkmalpflegerisches Gesamtkonzept 2018/ 2019
Durch den Fund von Teilen des Obelisken und dem Antrag des Georgenberg Vereins bei der Denkmalbehörde, diesen wieder am Originalstandort aufstellen zu dürfen sowie einem gesonderten Antrag des ebenfalls auf dem Georgenberg aktiven Laga Vereins zur Errichtung einer Imagination der Georgenbergkapelle, wurde die Stadt Spremberg von der Oberen Denkmalbehörde aufgefordert, für das Flächendenkmal „Ensemble Stadtpark mit Festwiese (Wiesengrund), Freilichtbühne, Schwanenteich, Slamer Friedhof, Bismarckturm, Loebenstein, Tietzstein“ ein Denkmalpflegerisches Gesamtkonzept zu erstellen, in welchem alle geplanten und notwendigen Aktivitäten gebündelt bewertet und beschlossen werden können.
Das Denkmalpflegerische Gesamtkonzept wurde vom Landschaftsarchitektenbüro Hamann aus Berlin erstellt und am 8. Mai 2019 durch die Stadtverordnetenversammlung angenommen. An diesem Konzept haben sowohl das Büro Hamann, der Laga- und Georgenberg Verein, als auch Vertreter der Stadt Spremberg mitgearbeitet.[5][6]
Im Denkmalpflegerischen Gesamtkonzept wird in Bezug auf den Obelisken unter dem Punkt „Denkmalpflegerische Zielstellung“ folgendes ausgeführt: „Der Bereich der heutigen Aussichtsplattform war Standort des Obelisken von 1870/71. Da der Obelisk als Wahrzeichen Sprembergs ein bedeutendes Element auf dem Georgenberg war, soll dieser an seinem ursprünglichen Standort wieder aufgestellt werden.“
Die Oberen Denkmalbehörde schränkte diese Forderung aber dahingehend ein, dass der Obelisk zwar wieder aufgestellt werden darf, jedoch nicht an seinem ursprünglichen Standort, „da dies eine Teilzerstörung denkmalwerter Substanz und Gestaltung sowie eine geschichtliche Verfälschung bedeutet.“ Was jedoch nicht bedeutet, dass damit freie Standortwahl im Flächendenkmal besteht. Hauptgrund dieser Forderung ist, dass die in den 1970er Jahren, dem Originalstandort überbauende Aussichtsplattform, welche aus einfachen Waschbeton Gehwegplatten und einer flachen Sandsteinmauer besteht, zu schützen und zu erhalten ist. Einen Einspruch des Georgenbergverein bei der Oberen Denkmalbehörde wurde mit der Begründung abgelehnt, dass im Zuge der Umgestaltung des Georgenberg Friedhofes zum Volkspark in den 1970er Jahren der Obelisk bewusst abgetragen und an dieser Stelle eine Aussichtsplattform erbaut wurde. Später änderte die Denkmalbehörde die falschen Fakten (Abriss 1946 nicht 1970) in einer erneuerten Begründung mit derselben Schlussfolgerung.
2. Suchgrabung im Jahr 2019
Im Juli 2019 gab es eine weitere Erlaubnis der Unteren Denkmalbehörde, durch die es nun möglich war, auch die letzten lokalisierten Teile zu heben. Am 20. Juli 2019 wurden zwei Teile des Obelisken freigelegt. Es handelt sich hier um den unteren Sockel und das Brustgesims. Beide Teile lagen direkt nebeneinander und weisen im Vergleich zu den ersten Funden einige größere Abbrüche auf. Zusätzlich konnten sowohl Bruchstücke des Zwischensockels als auch Teile des Adlers und der Eichenlaub Applikationen der Pyramide gefunden werden. Fast unbeschädigt hingegen, konnte das Originale Eiserne Kreuz, welches direkt am Unteren Sockelteil lehnte, geborgen werden. Die gefundenen Bruchstücke des Adlers als auch des Eichlaubes lassen den Schluss zu, dass diese völlig zerstört wurden. Das Brustgesims wurde am 20. Juli der untere Sockel am 22. Juli 2019 geborgen.
Die gefundenen Bruchstücke des Zwischensockels, welcher die geringste Höhe von nur 20 Zentimeter hatte, deuten eindeutig daraufhin, dass dieser vor Ort zerkleinert wurde, was jedoch bei den größeren Teilen offenbar nicht möglich war. Möglich ist aber auch, das der Zwischensockel als Beweis zerkleinert wurde, wie im Bericht von 1946 angegeben „Abriss unter gleichzeitiger Zerkleinerung des Marmorsteines“ um damit die „Zerstörung“ offiziell belegt werden sollte.
An den gefundenen Bruchstücken des Adlers konnten eindeutige Spuren durch Beschuss mit kleinkalibriger Munition festgestellt worden. Diese von Zeitzeugen überlieferte Behauptung konnte durch die Funde vom 20. Juli 2019 nun bestätigt werden.
Noch im August 2019 wurde durch einen Sachverständigen das noch vorhandene Fundament des Obelisken untersucht und bewertet. Das Ergebnis war eindeutig, ein Aufbau des Obelisken auf diesem Fundament ist nicht mehr möglich. Für ein Wiederaufstellen des Obelisken an dieser Stelle, ist das Fundament auf Grund der exponierten Lage und der vorhandenen Gefahr einer weiteren Hangrutschung von Hand zu entfernen und durch ein Neues zu ersetzen.
- Bergung der Pyramide am 17. März 2018
- Namensblock vor der Bergung
- Obere Brustgesims vor der Bergung im Juli 2019 (liegt hier auf dem Kopf)
- Bruchstück des Adlerkopfes, gefunden im Juli 2019
- Bruchstück des Eichenlaubes (rechts und links der Pyramide)
Restaurierung
Obwohl der Marmor des Obelisken durch seine über siebzigjährige Liegezeit im Boden, stark verschmutzt und sich in einer völlig anderen Farbe darstellte, ein Marmorteil (Zwischenstück) zerstört und faktisch nicht mehr vorhanden und bis auf das Eiserne Kreuz alle Metallapplikationen fehlten, entschloss sich der Georgenbergverein dazu, den Obelisken zu restaurieren und wieder aufzustellen. Denn anders als die zuvor gefundenen Unterlagen vermuten ließen, waren eben doch die meisten Teile vorhanden und nicht zerstört worden.
Die ursprünglich angedachte Restaurierung beim örtlichen Steinmetz, bei dem sämtliche gefundenen Teile eingelagert worden waren, scheiterte an unterschiedlichen Auffassungen über die Restaurierungsmaßnahmen und deren Art der Durchführung. Im Dezember 2019 wurde dann der Auftrag zur Restaurierung des Obelisken an den Steinmetzbetrieb Israel im sächsischen Groß Särchen vergeben. Der Obelisk sollte dabei komplett gesäubert, abgebrochene Fehlstellen nach Machbarkeit ergänzt sowie alle Inschriften nachgearbeitet und in Echtgold ausgelegt werden.
Für das Herstellen der Metallapplikationen konnte die Kunstgießerei Lauchhammer gewonnen werden. Als besonders schwierig sollte sich erweisen, das weder von den zerstörten Kränzen noch vom Adler, Modelle in vergleichbarer Größe und Art weder im Museum der Kunstgießerei noch in deren Archiven vorhanden waren. Lediglich der Neuguss des Eisernen Kreuzes, konnte nach der Reparatur der Bruchstellen die beim Entfernen im Jahr 1946 entstanden waren, Problemlos beginnen. Da es nicht gelang, ein vergleichbares Adlermodell, weder in den Unterlagen noch im Museum der Kunstgießerei zu finden und eine Neumodellierung nur nach Postkartenmotiven völlig aussichtslos und vor allem unbezahlbar wäre, entschied sich der Georgenberg Verein für den Kompromiss, das größtmögliche und verfügbare Adlermodell als Vorlage zu verwenden. Die Herstellung der Ehrenkränze gelang nur mit neuster Technik. Die Modelle der vorhandenen Kränze in den Archiven der Kunstgießerei waren sowohl im Durchmesser als auch in der Breite des Kranzes zu klein und konnten so nicht für den Obelisken verwendet werden. Erst durch das Einscannen eines verfügbaren Ehrenkranzes, der dem Original sehr nahe kam, mittels 3D-Technik und anschließender Vergrößerung am Computer auf die Original Abmaße und anschließendem 3D-Druck konnte ein brauchbares Modell geschaffen werden. Im Juni 2020 waren der Adler, das Eiserne Kreuz sowie beide Ehrenkränze fertiggestellt.
Ebenfalls im Juni 2020 war die Pyramide des Obelisken komplett wieder hergerichtet. Sämtliche Fehlstellen und Einschüsse waren beseitigt, alle Buchstaben nachgearbeitet und in Echtgold ausgelegt. Im Juli 2020 konnte auch der fehlende Marmorblock für das zerstörte Zwischenstück beschafft werden. Als besonderer Glücksfall erwies sich hier, das dieser Marmor noch im selben Steinbruch gebrochen werden konnte, wie schon 1872. Es handelt sich hier um einen Steinbruch in Sławniowice im Eulengebirge.
Im Dezember 2020 konnten die Stufen des Obelisken beschafft werden. Auch hier wurde wieder auf Material aus dem Originalsteinbruch „Striegauer Granitbrüche“ im heutigen Strzegom zurückgegriffen.
Im Januar 2021 war die erste Seite des Namenswürfel, die einstige Südseite, fertiggestellt. Alle Buchstaben waren sauber nachgeschlagen worden und nun in Echtgold ausgelegt. Ende April 2021 war es dann geschafft, alle Arbeiten am Obelisken sind abgeschlossen. Alle Buchstaben wurden nachgearbeitet und vergoldet, sämtliche Fehlstehlen und Beschädigungen am Obelisken wurden restauriert und/ oder ersetzt. Alle Elemente wurden außerdem mit zusätzlichen Bohrungen versehen, um eine sichere Verankerung mittels Metallbolzen zu gewährleisten. Der Zeitplan für die eigentliche geplante Wiedereinweihung am 9. Mai 2021, dem 150. Jahrestag des Kriegsendes, war gehalten worden.
Aufstellungsort
Durch die Ablehnung der Oberen Denkmalbehörde, den Obelisken wieder am Originalstandort aufzustellen zu dürfen, musste der Georgenbergverein sich des Problems der Standortsuche widmen. Alle Versuche doch noch an den Originalstandort zurückzukehren zu dürfen waren gescheitert. Ein für die Stadt Spremberg so beutendes und wertvolles Stück Stadtgeschichte irgendwo anders auf dem Georgenberg im heutigen Stadtpark aufzustellen, so wie es die Obere Denkmalbehörde für denkbar hielt, wurde dabei nicht in Betracht gezogen. Im Denkmalpflegerischen Gesamtkonzept welches auch den Stadtpark mit einbezog, war bereits der Rückbau der erst im Jahr 2009 eingeweihten Denkmalanlage „Hürden überwinden“ empfohlen worden, da diese nicht in das Umfeld passe. Dieselbe Schlussfolgerung konnte man hierbei auch auf den Obelisken 1870/71 ableiten.
In Leserbriefen in der örtlichen Presse wurden nun vereinzelt Stimmen laut, den Obelisken nicht wieder aufzustellen. Auch die Ortsgruppe der Linken lehnt den Obelisken, welcher ausschließlich den gefallenen Sprembergern und den Gefallenen des hier stationierten 6.Brandenb. Inf. Regts. No.52 gewidmet ist, als Kriegsverherrlichendes Ehrenmal ab. Da die Restaurierung, auch wie die damalige Herstellung des Obelisken im Jahre 1872, wiederum nur aus Spendengeldern der Spremberger Bürgerschaft, Firmen und Unterstützern finanziert wurde, war die Bereitschaft derer die für eine Wiedererrichten des Obelisken spendeten und stritten ungleich größer.
Im Vorlauf dieser Diskussion war bereits aus der Spremberger Bürgerschaft der Vorschlag an den Verein herangetragen worden, den Obelisken an einem zentralen Platz in der Innenstadt von Spremberg aufzustellen. Als Standort sollten dabei die Reste des einstigen Friedrich Engels Platzes genutzt werden, der durch den Bau eines Kreisverkehrs ca. 50 % seiner Fläche verloren hatte.[7] Am 23. September 2020 stimmte der Ausschuss Bauen, Kultur, Sport und Soziales (BKSS), in dem alle Fraktionen vertreten sind, ohne Gegenstimme für das Aufstellen des Obelisken am neuen Standort am Kreisverkehr. Am 5. Oktober 2020 stimmte auch der Hauptausschuss der Stadt mit knapper Mehrheit für den neuen Standort. Am 28. Oktober 2020 stimmte dann die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Spremberg (Vorlage G/VII/20/0295) in einer namentlichen Abstimmung mit großer Mehrheit für die Errichtung des Obelisken 1870/71 am Kreisverkehr in der Innenstadt.[8] Alle dafür notwendigen Planungsaufgaben, wurden vom Spremberger Architekturbüro Brückner übernommen.
Wiederaufstellung
In Absprache mit Vertretern der Stadt Spremberg, der Unteren Denkmalbehörde und dem Georgenbergverein wurde auf den Resten des ehemaligen Friedrich Engels Platzes der genaue Standort für die Errichtung des Obelisken festgelegt. Am 24. März 2021 begannen die Arbeiten für das Fundament des Obelisken und konnten bereits am darauf folgenden Tag abgeschlossen werden. In einem zweiten Schritt wurde dann am 31. März 2021 die Fundamentplatte, um das Fundament des Obelisken herum, zum Errichten des Stufenportales gegossen. Das Gesamtgewicht des Fundament beträgt etwa 35 Tonnen. Beide Arbeiten wurden durch die „Firma Kruß“ aus Spremberg Kostenfrei erbracht.
Am 21. April 2021 begann die Firma „TSL Baugesellschaft mbH“ aus Spremberg, mit dem Verlegen der Granitstufen auf dem vorbereiteten Betonfundament. Auch dieses Arbeiten konnten bereits am Folgetag abgeschlossen werden und wurden dem Verein ebenfalls nicht in Rechnung gestellt.
Am 18. Mai 2021 wurden alle Teile des Obelisken durch die Firma „Naturstein Kuhla“ auf geschmückten Tiefladern von Groß Särchen wieder zurück nach Spremberg gebracht. Am 19. Mai 2021 um 08:00 Uhr begann die Wiedererrichtung des Obelisken. Fachleute des „Steinmetzbetrieb Israel“ aus Groß Särchen und der Firma Kuhla aus Spremberg setzen, mit Hilfe eines großen Kranes, die einzelnen Elemente übereinander. Auf Grund der statischen Anforderungen wurden jetzt, anders wie beim Originalaufbau, alle Teile mittels Metallbolzen untereinander verbunden und zusätzlich verklebt. Die angefertigten Metallapplikationen Adler, Eisernes Kreuz und Ehrenkränze waren vorerst noch nicht angebracht worden, da dies erst als letzter Schritt des Wiederaufbaus kurz vor der Einweihung geplant war.
Da der Aufbau und damit auch die Wiedereinweihung des Obelisken auf Grund der Bestimmungen in Bezug auf die Corona-Pandemie schon verschoben worden war, hatte sich der Vorstand des Georgenbergvereins entschieden, den Obelisken gleich nach dem Aufstellen, teilweise mit Holzplatten zu verkleiden. Hintergrund war der, das sich der Zierzaun für den Obelisken noch in Fertigung befand und auch ein neuer Einweihungstermin auf Grund der Corona–Pandemie noch nicht feststand. Um aber den Sprembergern bei der späteren Einweihung den sogenannten Aha-Effekt erhalten zu können, hatte man sich zu dieser Maßnahme entschieden.[9]
Am 7. September 2021 konnte der dem historischen Vorbild nachempfundene schmiedeeiserne Zaun, durch die Spremberger Firma „Metallbau Pruss“ termingerecht montiert werden. Auch hier dienten lediglich nur wenige vorhandenen Postkarten als einzige Vorlagen. Am 9. September 2021 wurden durch den Bildhauermeister Marcel Müller von der Firma „WERA Moderne Steinkunst“ aus Groß Särchen, die bereits vorgefertigten Metallapplikationen des Adlers, der Ehrenkränze und das Eiserne Kreuz am Obelisken befestigt. Nach nunmehr 75 Jahren war das Kriegerdenkmal 1870/71 in Spremberg erstmals wieder komplett.
Wiedereinweihung
Am 11. September 2021 wurde das Kriegerdenkmal 1870/71 an seinem neuen Standort feierlich eingeweiht. Zu den Gästen des Georgenbergvereins zählten neben der Bürgermeisterin der Stadt Spremberg Christine Herntier auch der Bürgermeister der Gemeinde Mars-la-Tour Monsieur Roger Dalla Costa und zwei ihn begleitende Persönlichkeiten aus Frankreich. Ebenfalls anwesend war Generalmajor Jean-Pierre Metz, Militärattaché der Botschaft der Republik Frankreich, sowie Oberstleutnant Christian Bartels von der Deutsch-Französische Brigade der Bundeswehr. Weiter anwesend waren maßgebliche Unterstützer und Sponsoren dieses Projekts.
Der Vorsitzende des Georgenbergvereins Herr Kottwitz eröffnete um 10:00 Uhr die Einweihungsfeierlichkeiten und dankte in seiner Rede, die er in deutsch und französisch hielt, allen Förderern, hilfreichen Unternehmern, Spendern und die Stadt Spremberg für die großartige Unterstützung. Er leitet seine Rede mit dem Satz ein, „Spremberg hat heute ein Teil seiner Geschichte zurück“.
„172 Namen auf diesem Stein, sind heute unsere Brücke nach Frankreich
1872 wurde dieses Denkmal aus Spenden Spremberger Bürger errichtet, auch die Restaurierung und Wiederaufstellung an diesem Ort, erfolgte allein aus Spenden von Spremberger Bürgern und Unternehmen. Wir haben gemeinsam unserer Stadt ein Wahrzeichen zurück gegeben“
In Ihrem Grußwort sagte Frau Bürgermeisterin Herntier:
„Wir enthüllen heute nicht nur den geborgenen und restaurierten Obelisken, wir setzen heute auch ein Zeichen dafür, dass es wichtig und richtig ist, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Dieser Obelisk ist auch ein Mahnmal dafür, wie die große Geschichte in das Leben jedes einzelnen Menschen eingreift. Und für diejenigen, die auf diesem Denkmal verewigt sind, war es am Ende tragisch, wie die große Geschichte ihr Leben beendet hat.
[…]Wir ehren die Gefallenen, die Gefallenen auf beiden Seiten, wir lernen aus der Geschichte und wir ziehen daraus genau die richtigen Lehren!“
Monsieur Roger Dalla Costa hielt seine Rede komplett auf deutsch und sagte:
„Mit großer Freude haben wir Ihre Einladung erhalten. Es ist eine große Ehre, diesen Moment mit Ihnen zu teilen. Unser heutige Gedenkfeier gehört zur Erinnerungspflicht. … Wir müssen dankbar sein für den guten Willen auf beiden Seiten, der den Frieden zu einer dauerhaften Realität gemacht hat. Die Stadt Mars–la–Tour hat den Wunsch geäußert, sich in einem Freundschafts- und Brüderlichkeitsband mit der Stadt Spremberg zu verbinden.“
Nachdem die Bläsergilde das Musikstück „La Strasbourgeoise“ welches an die Geschehnisse nach 1871 erinnert intoniert hatte, erhielt Generalmajor Jean-Pierre Metz das Wort. Er erinnerte in seiner Rede noch einmal an die militärische Auseinandersetzung von 1870/71 zwischen den beiden Kriegsgegnern und den Opfern auf beiden Seiten. Er hob auch die globale Bedeutung dieses, oft vergessenen, Krieges hervor. Er betonte das es heute eine enge Verbundenheit zwischen Deutschland und Frankreich gibt, sagte aber auch,
„die deutsch-französische Zusammenarbeit ist niemals selbstverständlich … die deutsch-französische Freundschaft muss jeden Tag gepflegt werden, sonst verwelkt sie. Sie muss regelmäßig durch neue Initiativen bereichert werden um ihre Zukunft zu stärken.“
Danach ergriff Oberstleutnant Christian Bartels mit einer viel beachteten Rede das Wort.
„Die Wiedereinweihung des Spremberger Denkmals hat Bedeutung, weit über die Grenzen dieser Stadt hinaus. … Warum hat die Einweihung eines Denkmals für einen Menschen Bedeutung, dessen Verbindung mit dieser Stadt und dieser Region bisher eher gering sind? Zunächst einmal berührt es mich als Soldat der Bundeswehr. Wie Sie alle sicher den Medien entnommen haben, ist der Umgang der deutschen Streitkräfte mit der eigenen Geschichte häufig kompliziert, an Kritikern mangelt es uns nicht. Das Ergebnis sind leider all zu oft, vollkommen bis auf die Grundmauern detraditionalisierte Kasernen, die jungen Menschen keinerlei Angebote machen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Nicht wenige versuchen sogar, eine aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte zu vermeiden, aus Angst in einem falschen Lichte gesehen zu werden.“
Um sich mit dieser eigenen Geschichte auseinanderzusetzen,
„bedarf es ganz dringend Orten der Begegnung, es bedarf Möglichkeiten sich mit der Geschichte aktiv auseinanderzusetzen. Meiner eigenen Erfahrung nach bedarf es für die Schaffung solcher Orte einer außerordentlichen Schaffenskraft, einen langen Atem und leider nicht selten mitunter auch ein nicht zu unterschätzendes Maß an Frustrationstolleranz. Und deswegen ist die Einweihung des Denkmals heute, eine großartige Leistung des Georgenbergvereins, der Stadt Spremberg und sie verdient Dank und Anerkennung“
Es folgte ein weiteres musikalisches Zwischenstück „Ich hab mich ergeben“ von Hans Ferdinand Maßmann.
Monsieur Roger Dalla Costa und Bürgermeisterin Frau Christine Herntier enthüllten anschließend gemeinsam, in einem symbolischen Akt, den mit einem großen Blumengesteck geschmückten Obelisken für die gefallenen Söhne der Stadt Spremberg und den Gefallenen des ehemals hier stationierten Füsilier Bataillons des 6. Brandenb. Inf. Regts. No.52. Mit den Klängen der Marseillaise, des Deutschlandliedes und den Ausmarsch der Langen Kerls eines Spremberger Traditionsvereins ging die Wiedereinweihung zu Ende.
Sonstiges
Absichtserklärung
Zu Ehren des Besuches der französischen Gäste aus Mars–la–Tour zur Wiedereinweihung des Obelisken 1870/71 gab die Stadt Spremberg am 11. September 2021 einen Empfang. Zu diesem Empfang waren neben den Gästen aus Mars–la–Tour Vertreter des Georgenberg Verein, der Landrat des Spree-Neiße Kreises Herr Harald Altekrüger sowie Förderer, Unterstützer und Sponsoren des Projekts geladen.
Während des Empfangs unterzeichneten der Bürgermeister der Gemeinde Mars–la–Tour Roger Dalla Costa und die Bürgermeisterin der Stadt Spremberg Frau Christine Herntier eine Absichtserklärung mit folgendem Wortlaut:[10][11]
Absichtserklärung der Bürgermeisterin der Stadt Spremberg und des
Bürgermeisters der Gemeinde Mars la Tour
Aus Anlass der Wiederaufstellung des Denkmals für die Gefallenen des Deutsch-
Französischen Krieges 1870/71 der Stadt und Garnison Spremberg am 11. September 2021
erklären die Bürgermeisterin der Stadt Spremberg und der Bürgermeister der Gemeinde
Mars la Tour:
Die Gefallenen der Stadt und Garnison Spremberg in der Schlacht bei Mars-la-Tour
im August 1870 sind Zeugnisse der gemeinsamen Geschichte beider Kommunen sowie Auftrag
zur Erinnerung, Verständigung und Frieden.
Die Aufstellung dieses Denkmals erfolgt im Geiste des Miteinanders, der Begegnung und
des Austausches zwischen den Einwohnern von Spremberg und Mars la Tour.
Die Unterzeichner sind sich einig, dass die Pflege und Erinnerung an die gemeinsame
Geschichte auch in Zukunft Aufgabe und Verpflichtung für beide Kommunen ist.
Beide Seiten begrüßen die Idee eines beiderseitigen Schüleraustausches und werden dazu
einen gemeinsamen Vorschlag erarbeiten.
Beide Unterzeichner bekräftigen die Absicht, dass ein Gegenbesuch von Vertretern der Stadt
Spremberg in Mars la Tour zum nächst möglichen Zeitpunkt erfolgen soll.
Gedenk-Medaille
- Vorderseite Sonderprägung Medaille Kriegerdenkmal 1870–71 Spremberg
- Rückseite Sonderprägung Medaille Kriegerdenkmal 1870–71 Spremberg
Am 3. Mai 2021 brachte der „Georgenbergverein“ aus Anlass der Wiederaufstellung des Obelisken 1870/71 eine Gedenk-Medaille als Sonderprägung heraus. Die Medaillen aus reinem Kupfer wurden zuerst in einer limitierten Stückzahl von 100 Stück geprägt. Die Medaillen haben einen Durchmesser von 35 mm und eine Stärke von 2 mm. Die Stempel zur Herstellung der Medaillen wurden durch Hans-Peter Brachmanski aus Erfurt geschaffen. Brachmanski stellte dem Verein, auf Grund seiner familiären Spremberger Wurzeln, die Herstellung der Stempel zum Prägen der Medaillen nicht in Rechnung.
Die Herausgabe dieser Gedenk-Medaille war im Zusammenhang mit der feierlichen Wiedereinweihung am 9. Mai 2021 geplant. Auf Grund der Beschränkungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie, musste die Wiederaufstellung und Einweihung verschoben werden.
Die Vorderseite zeigt in der Mitte in einem Kreis, die Abbildung des Obelisken samt Treppenportal. Links neben dieser Abbildung steht 1872 ERRICHTET und darunter 1946 ABGERISSEN. Rechts neben dem Obelisken steht 2021 NEU AUFSTELLUNG. Am oberen Rand steht im Halbkreis in Großbuchstaben das Wort KRIEGER-DENKMAL, jeweils am Anfang und Ende begrenzt durch ein Eisernes Kreuz. Am unteren Rand steht im Halbkreis in Großbuchstaben das Wort SPREMBERG.
Die Rückseite der Medaille zeigt in einem Kreis das Stadtwappen der Stadt Spremberg. Im unteren Teil des Stadtwappens, in den eigentlichen grünen Hügeln, sind die Initialen HB des Gestalters eingearbeitet. Am oberen Rand steht in Großbuchstaben das Wort SPREMBERG, am unteren Rand in Großbuchstaben die Inschrift PERLE DER NIEDERLAUSITZ. Zwischen den Worten SPREMBERG und PERLE DER NIEDERLAUSITZ befindet sich jeweils ein sechseckiger Stern.[12]
Auf Grund der sehr hohen Nachfrage, alle 100 geprägten Medaillen waren innerhalb einer Woche ausverkauft, entschied sich der Vorstand des „Georgenbergvereins“, anders als ursprünglich geplant, eine zweite Auflage mit 100 Stück der Kupfer Sonderprägung „Kriegerdenkmal 1870–71 Spremberg“ herstellen zu lassen.
Erläuterungstafel
Mit Beschluss (G/VII/20/0295) der Spremberger Stadtverordnetenversammlung vom 28. Oktober 2020 zur Errichtung des Obelisken auf den Resten des Friedrich Engels Platzes wurde auch beschlossen, eine begleitende Erklärungstafel zur Geschichte des Obelisken, in dessen direkten Umfeld aufzustellen. Der Text dafür war durch den „Georgenbergverein“ zu erstellen und von der Landesdenkmalbehörde und dem Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Soziales zu bestätigen. Am 26. Mai 2021 beschloss die Stadtverordnetenversammlung (Beschluss G/VII/21/0107) den Text der Erläuterungstafel. Der Text hat folgenden Wortlaut und ist dabei in deutsch und französisch dargestellt:
Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71
Der Obelisk erinnert an die Gefallenen der Stadt und Garnison Spremberg im Deutsch-
Französischen Krieg 1870/71. Die Errichtung auf der Westspitze des Georgenberges
erfolgte 1872 aus Spenden von Spremberger Bürgern. Durch seine gute Sichtbarkeit auf
dem Georgenberg galt das Denkmal als eines der Wahrzeichen der Stadt.
1946 wurde der Obelisk aufgrund des Befehls Nr. 30 des Alliierten Kontrollrates als
„militaristisch“ eingestuft und beseitigt. Der ehemalige Friedhof auf dem Georgenberg
wurde Anfang der 1970er Jahre zum Stadtpark umgestaltet und am ehemaligen Standort
eine für die damalige Zeit anspruchsvolle Aussichtsplattform errichtet. Nach dem Ende
der DDR begannen Spremberger Bürger mit der Suche nach dem Denkmal. 2016 konnte
der Georgenbergverein Teile im Erdreich am ehemaligen Standort nachweisen, die
2018/19 in gutem Zustand geborgen werden konnten. Die originalgetreue Restaurierung
erfolgte aus Mitteln des Georgenbergvereines sowie Spenden von Spremberger Bürgern
und Unternehmen.
Die Wiederaufstellung am Originalstandort war aufgrund des Denkmalwertes des
Stadtparks und der veränderten Statik an dieser Stelle nicht mehr möglich, so dass sich
die Stadt Spremberg für diesen Standort entschied. Die festliche Enthüllung erfolgte
im Jahr 2021 zum 150. Jahrestag des Endes des Deutsch-Französischen Krieges mit
zahlreichen Gästen aus Deutschland und Frankreich. Das Denkmal ist heute ein Ort der
Erinnerung, der Begegnung und des Austausches.
Würdigung der Wiederaufstellung
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Volkstrauertag im Land Brandenburg, fand am 13. November 2021 in Spremberg eine Einbettung von 25 gefallenen deutschen Soldaten der Kämpfe vom April 1945 in und um Spremberg statt. Pfarrer Daniel Laske von der katholischen St. Benno Gemeinde Spremberg sagte dabei in Bezug auf das Kriegerdenkmal 1870/71 folgendes[13]:
„[...]So urteilen wir auch nicht über die Kriege der Vergangenheit, wenn wir der Toten gedenken, das steht uns nicht zu. In Spremberg ist an anderer Stelle ein Kriegerdenkmal wiederaufgebaut worden, auch dort geht es nicht darum, die Konflikte von damals wieder aufleben zu lassen oder den Krieg zu verherrlichen, sondern es geht um eine würdiges Andenken an die Gefallenen. Und ich würde als Seelsorger sagen, solche Orte des Gedenkens oder der Mahnung an den Tod sind wichtig, weil sie uns die Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen halten. Wir brauchen solche Orte der Erinnerung an die eigene Sterblichkeit und wir sollten wieder lernen, solche Orte wahrzunehmen“
Quellen
- Spremberger Blatt Nr. 129, Donnerstag, den 31. Oktober 1872 – Das Kriegerdenkmal auf dem Georgenberg
- Heimatkalender STADT SPREMBERG UND UMGEBUNG 2019 „Das Denkmal auf dem Georgenberg für die Gefallenen im Krieg 1870/71“ von Eckbert Kwast
- Kanal 12 – Spremberg TV, Deutsch-Französisches Begegnung in Spremberg, Erstveröffentlichung am 11. September 2021
Fußnoten
- Auf der Suche nach alten Gedenktafeln. In: Lausitzer Rundschau 23. Mai 2016.
- Der verschollene Obelisk ist da. In: Märkischer Bote 25. November 2016.
- Stadtpark soll Obelisk zurückbekommen. In: Lausitzer Rundschau 25. Januar 2017.
- Ein Wunder am Georgenberg. In: Lausitzer Rundschau 19. März 2018.
- Kriegerdenkmal auf dem Georgenberg in Spremberg Landamt äußert Bedenken. In: Lausitzer Rundschau 19. Februar 2019.
- Stadtverordnetenversammlung beschließt das Denkmalpflegerische Gesamtkonzept. In: Amtsblatt der Stadt Spremberg Ausgabe 6/ 2019.
- Obelisk soll am Spremberg Kreisverkehr stehen. In: Lausitzer Rundschau 26. September 2020.
- Standort für Spremberger Obelisken steht fest. In: Lausitzer Rundschau 1. November 2020.
- Der Obelisk steht wieder in Spremberg. In: Lausitzer Rundschau 20. Mai 2021.
- Unterzeichnung einer Absichtserklärung der Bürgermeisterin der Stadt Spremberg und des Bürgermeisters der Gemeinde Mars la Tour am 11. September 2021. In: Amtsblatt der Stadt Spremberg/Grodk 24. September 2021, S. 11 (spremberg.de PDF).
- Die Stadt Spremberg schlägt eine symbolische Brücke nach Frankreich. In: Lausitzer Rundschau 15. September 2021 (lr-online.de).
- Der Obelisk von Spremberg kommt auf eine Medaille. In: Lausitzer Rundschau 8. Mai 2021.
- Video Volkstrauertag 2021 - Spremberg deutscher Soldatenfriedhof 13. November 2021 (Video auf Kanal 12).