Krailling
Krailling ist eine nordöstlich im oberbayerischen Landkreis Starnberg gelegene Gemeinde. Sie grenzt an die Landkreise München und Fürstenfeldbruck.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Starnberg | |
Höhe: | 548 m ü. NHN | |
Fläche: | 15,99 km2 | |
Einwohner: | 7912 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 495 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 82152, 82205 (Hüll), 82349 (Frohnloh, Pentenried) | |
Vorwahl: | 089 | |
Kfz-Kennzeichen: | STA, WOR | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 88 127 | |
Gemeindegliederung: | 4 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rudolf-von-Hirsch-Straße 1 82152 Krailling | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Rudolph Haux (FDP) | |
Lage der Gemeinde Krailling im Landkreis Starnberg | ||
Geographie
Die Gemeinde liegt in der Planungsregion München. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 16,0 km². Der Ort liegt im Würmtal, etwa 14 Kilometer nördlich der Kreisstadt Starnberg und vier Kilometer südwestlich von München.
Das Siedlungsgebiet ist mit dem der Gemeinde Planegg zusammengewachsen, gehört auch zur Pfarrei Planegg und hat dieselbe Postleitzahl, gehört aber im Gegensatz zu Planegg nicht zum Landkreis München, sondern zum Landkreis Starnberg. Krailling ist der nördlichste Ort des Landkreises Starnberg, ist jedoch der Telefonvorwahl von München (089) zugeordnet. Richtung Süden geht das Siedlungsgebiet nahtlos in den Gautinger Ortsteil Stockdorf über.
Die Gemeinde hat vier Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Hüll (Gut)
- Frohnloh (Kirchdorf)
- Krailling (Kirchdorf)
- Pentenried (Kirchdorf)
Im Waldgebiet Kreuzlinger Forst liegt das Gewerbegebiet „KIM“ (Kraillinger Innovations Meile). Es existieren die Gemarkungen Frohnloh und Krailling.[4]
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Die ältesten hier nachgewiesenen Besiedlungsspuren stammen aus der Zeit von 150 bis 100 v. Chr. Auf dem Grundstück der Linnermühle wurden mehrere keltische Schmuckstücke, Scherben und Hauspfosten gefunden. Damit ist Krailling zusammen mit Buchendorf und Steinebach am Wörthsee eine der wenigen keltischen Siedlungen im Süden Münchens.[5]
Aus der Zeit von 200 bis 300 n. Chr. stammt ein ebenfalls dort gefundener Töpferofen sowie eine Abfallgrube. Römische Siedlungsspuren wurden allerdings nicht gefunden. Zahlreiche Funde belegen auch eine bajuwarische Siedlung am Würmufer von 600 bis 900 n. Chr.[6]
Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Krailling Sitz einer Hofmark der Freiherren von Ruffin. Diese Hofmark war Teil des Kurfürstentums Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
20. Jahrhundert
Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene im Gemeindeteil Pentenried an, der seither maßgeblich von dieser Bevölkerungsgruppe geprägt wurde.
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 7280 auf 7772 um 492 Einwohner bzw. um 6,8 %.
Verlauf der Bevölkerungsentwicklung[7] | ||||||||||||||
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Jahr | 1840 | 1900 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 1991 | 1995 | 2005 | 2010 | 2015 | ||
Einwohner | 249 | 793 | 2027 | 3725 | 4634 | 7064 | 7346 | 7310 | 7284 | 7570 | 7529 | 7666 |
Politik
Bürgermeister
Amtszeit | Bürgermeister |
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seit 2019 | Rudolph Haux (FDP) |
2008–2019 | Christine Borst (CSU) |
1990–2008 | Dieter Hager (CSU) |
1972–1990 | Helmuth Schreyer (CSU) |
1948–1972 | Johann Baptist Huber (CSU) |
Erster Bürgermeister ist Rudolph Haux.[8] (FDP). Er wurde 2019 als Nachfolger von Christine Borst (CSU) gewählt.
Gemeinderat
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
%p 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 −11,0
+11,0 +4,0 +5,6 −6,3 +0,6 −4,0 |
Jahr | CSU | SPD | Grüne | FDP | FBK | UWK | gesamt | WB |
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2020 | 7 | 2 | 6 | 2 | 3 | 0 | 20 | 60,6 % |
2014 | 9 | 3 | 4 | 1 | 2 | 1 | 20 | 60,2 % |
2008 | 10 | 2 | 3 | 2 | 2 | 1 | 20 | 64,0 % |
2002 | 11 | 3 | 1 | 1 | 2 | 2 | 20 | 66,8 % |
FBK = Freie Bürgergemeinschaft Krailing
UWK = Unabhängige Wähler Krailing
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein schräger silberner Wellenbalken, beseitet von je einer bewurzelten silbernen Tanne.“[11]
Dieses Wappen wird seit 1951 geführt. | |
Wappenbegründung: Der silberne Wellenfluss, der die Würm symbolisiert. Links unten und rechts oben stehen je eine silberne Tanne für die Wälder Kreuzlinger Forst und Forst Kasten. |
Gemeindepartnerschaft
- Paulhan im Département Hérault, Frankreich (seit 1975)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Ein markantes Bauwerk des Ortes ist die Margaretenkirche. Diese wurde 1315 erstmals urkundlich erwähnt. 1747 erhielt sie ihr heutiges Erscheinungsbild mit dem Zwiebelturm. Die Kirche wurde in den Jahren 2005/2006 von außen komplett renoviert.
Fundamente und Keller des ehemaligen Schlosses wurden bei archäologischen Ausgrabungen im Jahr 2005 gefunden. Die Kellerfundamente wurden freigelegt und mit einer Überdachung konserviert. Steinbegrenzungen zeigen die frühere Ausdehnung und eine Tafel erläutert die Geschichte des Hofmarkschlosses.
Die Villa des Architekten Martin Dülfer (1902), einem der Wegbereiter des Jugendstils in Deutschland, hat eine reizvolle barockisierende Jugendstilfassade. Leider ist die organisch-abstrakte Stuckdekoration nicht mehr erhalten.
Architektonisch bemerkenswert ist das „Schwarze Haus“, ein Einfamilienhaus der Stammarbeitersiedlung der Oberbayerischen Heimstätte (1936–1937), das 2006 von Peter Haimerl mit einer veränderten Fensteranordnung versehen und mit Bitumenschindeln verkleidet wurde.
- Margaretenkirche
- Margaretenkirche (Ölgemälde ca. 1948)
- Fundamente des ehem. Hofmarkschlosses Krailling
- Das „Schwarze Haus“ in Krailling
- Altes Rathaus
Denkmäler
Seit 1989 erinnert eine Bronze-Skulptur des Bildhauers Hubertus von Pilgrim an der Gautinger Straße an den von der SS überwachten Todesmarsch Tausender Häftlinge aus dem KZ Dachau vom April 1945. 20 identische Plastiken stehen weiterhin an der gesamten Marschroute.[13] Eine Kopie des Denkmals steht seit 1992 als Geschenk der Gemeinde Gauting in der Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.[14]
Schulen
Die Grundschule Krailling an der Rudolf-von-Hirsch Straße 2 ist dreizügig und hat drei Ganztagsklassen.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Kraillinger Innovations Meile
Die Kraillinger Innovations Meile (KIM) ist ein 1996 gegründetes Gewerbegebiet, das etwa 120 kleinen und mittleren Unternehmen Platz bietet. Die ca. 90.000 m² große KIM ist auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz der Bundeswehr im Kreuzlinger Forst platziert und grenzt an die Nachbargemeinden Gauting und Germering. Über ein Anschlussgleis, das am Bahnhof München-Freiham von der Bahnstrecke München–Herrsching abzweigt, ist das Tanklager Krailling (ehemaliges IVG-Gelände) an das Schienennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Die KIM selber hat keinen Gleisanschluss.[16]
Verkehr
Krailling wird im öffentlichen Nahverkehr durch Linienbusse erschlossen. Die Bahnstrecke München-Garmisch-Partenkirchen verläuft durch den Ort, besitzt dort aber keine Station. Die nächsten Bahnhöfe in Planegg, Stockdorf und Gauting werden von der Linie S6 der S-Bahn München bedient.
Hauptdurchgangsstraße des Kraillinger Zentrums ist die Gautinger Straße, die parallel zur Würm verläuft. Die westlich gelegenen Teile werden unter anderem durch die Pentenrieder Straße mit dem Kraillinger Zentrum verbunden, wobei diese Ortsteile seit langem infrastrukturell eher in Richtung Gauting orientiert sind.
Persönlichkeiten
- Martin Dülfer (1859–1942), Architekt, lebte in Krailling
- Erich Aschenheim (1882–1941), Kinderarzt und Hochschullehrer, lebte seine letzten Jahre in Krailling
- Otto Ackermann-Pasegg (1882–1959), Maler, starb in Krailling[17]
- Rudolf Belling (1886–1972), Bildhauer, lebte und starb in Krailling
- Walter Schultze (1894–1979), Reichsdozentenführer und Nationalsozialist der ersten Stunde, starb in Krailling
- Erich Wewel (1894–1974), Verleger, wohnte mit seiner Familie und seinem Verlag von 1937 bis 1951 in Krailling
- Leopold Hahn (1894–1970), Bildhauer, wohnte seit 1939, hatte dort sein Atelier seit 1951 und starb 1970 in Krailling
- Alfons Goppel (1905–1991), bayerische Ministerpräsident, wohnte in Krailling, ebenso sein Sohn Thomas Goppel (* 1947)
- Wolfgang Braunfels (1911–1987), Kunsthistoriker, wohnte und starb in Krailling
- Gustl Bayrhammer (1922–1993), Volksschauspieler, starb in Krailling und wurde dort beigesetzt
- Wolfram Hausmann (1922–2006), Geograph und Hammerwerfer, wohnte in Krailling und ist dort bestattet
- Gleb Rahr (1922–2006), exilrussischer Journalist und Kirchenhistoriker, lebte von 1980 bis 1991 in Krailling[18]
- Hermann Prey (1929–1998), Bariton, wohnte in Krailling (Fichtenstr. 14), starb hier und ist auf dem Kraillinger Friedhof beerdigt
- Die Schauspielerin und Entertainerin Lisa Fitz (* 1951) wuchs in Krailling auf und besuchte bis 1961 die Volksschule Planegg-Krailling
- Der deutsche Internetpionier und Unternehmer Sebastian von Bomhard (* 1961) lebt mit seiner Familie in Krailling
- Stephan Lorenz (* 1961), Rechtswissenschaftler und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München, lebt in Krailling
Literatur
- Heike Werner: Architektur-Ausflüge ab München: Würmtal & Umgebung. München, 2011, ISBN 978-3-9809471-4-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Krailling in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 9. September 2019.
- Gemeinde Krailling, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
- Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 14. Juli 2020, abgerufen am 2. Januar 2022.
- Gemeinde Krailling (2010): Zeitfenster der Vergangenheit. Die Geschichte des Linner-Grundstückes an der Würm in Krailling. Krailling. S. 6–9.
- Zeitfenster der Vergangenheit. S. 10–13.
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, abgerufen am 16. Juli 2014.
- Erster Bürgermeister. Gemeinde Krailling, abgerufen am 4. September 2020.
- Wahl des Gemeinderats Gemeinde Krailling, auf okvote.osrz-akdb.de
- Wappen der Gemeinde Krailling
- Eintrag zum Wappen von Krailling in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Bronze-Skulptur des Bildhauers Hubertus von Pilgrim in Krailling an der Gautinger Straße neben dem Fluss Würm. Die Inschrift lautet: HIER FÜHRTE IN DEN LETZTEN KRIEGSTAGEN IM APRIL 1945 DER LEIDENSWEG DER HÄFTLINGE AUS DEM KONZENTRATIONSLAGER DACHAU VORBEI INS UNGEWISSE. Die Aufnahme machte Meinolf Wewel, bei einem Erinnerungsbesuch am 24. November 2006. Mit seinem Bruder Godehard begegnete er am 27. April 1945 auf dem Weg nach Gauting dem „Todesmarsch“ etwa an dieser Stelle. Ihr Vater Erich Wewel schrieb damals nach ihrem Bericht in sein Tagebuch: „Ein grausiges Geschehen, das zu schildern nicht möglich ist.“
- Liste der Mahnmale zur Erinnerung an die Todesmärsche von Dachau. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 26. November 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 156.
- Über unsere Schule. In: gs-krailling.de. Grundschule Krailling, abgerufen am 14. Januar 2022.
- Kim – Kraillinger Innovations Meile. Abgerufen am 11. Dezember 2017.
- Universitätsbibliothek Gießen
- Das russische München. Verlag Mir e. V., München 2010. ISBN 978-3-9805300-9-5