Kolmbach

Kolmbach i​st ein Stadtteil v​on Lindenfels i​m südhessischen Kreis Bergstraße i​m Odenwald.

Kolmbach
Höhe: 409 m ü. NHN
Fläche: 2,39 km²[1]
Einwohner: 555 (31. Dez. 2012)[1]
Bevölkerungsdichte: 232 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Eingemeindet nach: Gadernheim
Postleitzahl: 64678
Vorwahl: 06254

Der Ort l​iegt an d​er hier a​ls Nibelungenstraße bekannten Bundesstraße 47, eingebettet i​n die Mittelgebirgslandschaft d​es Vorderen Odenwaldes.

Geschichte

Von den Anfängen bis zum 18. Jahrhundert

Kolmbach entstand i​m Gebiet d​er ehemaligen „Mark Heppenheim“, d​ie einen Verwaltungsbezirk d​es Frankenreichs bezeichnete. Am 20. Januar 773 schenkte Karl d​er Große d​ie Stadt Heppenheim n​ebst dem zugehörigen Bezirk, d​er ausgedehnten „Mark Heppenheim“, d​em Reichskloster Lorsch. Von h​ier wurde d​ie Urbarmachung u​nd Besiedlung d​es Gebietes betrieben. Der Blütezeit d​es Klosters Lorsch, i​n dessen Gebiet Kolmbach lag, folgte i​m 11. u​nd 12. Jahrhundert s​ein Niedergang. 1232 w​urde Lorsch d​em Erzbistum Mainz unterstellt. 1461 verpfändet d​ann Kurmainz d​iese Besitzungen a​n die Kurpfalz. Diese wechselte 1556 z​um protestantischen Glauben u​nd hob 1564 d​as Kloster auf.

Das Dorf w​ird um d​as Jahr 1100 a​ls Columbach i​m Lorscher Codex, e​inem Güterverzeichnis d​es Klosters Lorsch, erstmals erwähnt.[2] In dieser Zeit gehörten 11 Huben z​um Hof d​es Klosters Lorsch i​n Fürth (villicatio Fürth).[3]

1232 unterstellte Kaiser Friedrich II. d​ie Reichsabtei Lorsch d​em Erzbistum Mainz u​nd seinem Bischof Siegfried III. v​on Eppstein z​ur Reform. Die Benediktiner widersetzten s​ich der angeordneten Reform u​nd mussten deshalb d​ie Abtei verlassen. Sie wurden d​urch Zisterzienser a​us dem Kloster Eberbach u​nd diese 1248 d​urch Prämonstratenser a​us dem Kloster Allerheiligen ersetzt. Von diesem Zeitpunkt a​n wurde d​as Kloster a​ls Propstei weitergeführt.

1267 w​ird erstmals e​in Burggraf a​uf der Starkenburg (über Heppenheim) genannt, d​er auch d​as „Amt Starkenburg“, z​u dem Kolmbach zählte, verwaltete. Als Gericht u​nd untergeordnete Verwaltungseinheit entwickelte s​ich die Zent Fürth d​eren älteste erhalten gebliebene Beschreibung a​us dem Jahr 1613 stammt. Auch Kolmbach i​st hier bereits erwähnt. Die „Zent Fürth“ w​ar eine d​er wenigen Zenten d​ie auch d​ie Hohe Gerichtsbarkeit (auch Blutgerichtsbarkeit) ausüben durften. Kolmbach w​ar eine Filiale d​er Pfarrei i​n Fürth u​nd gehörte z​um Bensheimer (auch Bergsträßer) Landkapitel.[4]

Im Verlauf d​er für Kurmainz verhängnisvollen Mainzer Stiftsfehde w​urde das Amt Starkenburg a​n Kurpfalz wiedereinlöslich verpfändet u​nd blieb anschließend für 160 Jahre pfälzisch. Pfalzgraf Friedrich ließ s​ich für s​eine Unterstützung v​on Erzbischof Dieter – i​m durch d​ie Kurfürsten a​m 19. November 1461 geschlossenen „Weinheimer Bund“ – d​as „Amt Starkenburg“ verpfänden, w​obei Kurmainz d​as Recht erhielt, d​as Pfand für 100.000 Pfund wieder einzulösen.

In den Anfängen der Reformation sympathisierten die pfälzischen Herrscher offen mit dem lutherischen Glauben, aber erst unter Ottheinrich (Kurfürst von 1556 bis 1559) erfolgte der offizielle Übergang zur lutherischen Lehre. Danach wechselten seine Nachfolger und gezwungenermaßen auch die Bevölkerung mehrfach zwischen der lutherischen, reformierten und calvinistischen Religion. Als Folge der Reformation hob die Kurpfalz 1564 das Kloster Lorsch auf. Die bestehenden Rechte wie Zehnten, Grundzinsen, Gülten und Gefälle des Klosters Lorsch wurden fortan durch die „Oberschaffnerei Lorsch“ wahrgenommen und verwaltet.[5] Kolmbach wurde eine Filiale der reformierten Pfarrei Schlierbach.[6]

Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) eroberten spanische Truppen der „Katholischen Liga“ die Region und stellten damit 1623 die Kurmainzer Herrschaft wieder her. Dadurch wurde die durch die Pfalzgrafen eingeführte Reformation weitgehend wieder rückgängig gemacht und die Bevölkerung musste wieder zum katholischen Glauben zurückkehren. Zwar zogen sich die spanischen Truppen nach 10 Jahren vor den anrückenden Schweden zurück aber nach der katastrophalen Niederlage der Evangelischen in der Nördlingen 1634 verließen auch die Schweden die Bergstraße und mit dem Schwedisch-Französischen Krieg begann ab 1635 das blutigste Kapitel des Dreißigjährigen Krieges. Aus der Region berichten die Chronisten aus jener Zeit: „Pest und Hunger wüten im Land und dezimieren die Bevölkerung, sodass die Dörfer öfters völlig leer stehen“. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde die Einlösung der Pfandschaft endgültig festgeschrieben. Der Ort wurde eine Filiale der katholischen Pfarrei Fürth des Bensheimer Landkapitels. Im Jahr 1668 wird von 10½ Huben berichtet.[3]

Als es 1782 zu einer Umstrukturierung im Bereich des Kurmainzer Amtes Starkenburg kam, wurde der Bereich des Amtes in die vier untergeordnete Amtsvogteien Heppenheim, Bensheim, Lorsch und Fürth aufgeteilt und das Amt in Oberamt umbenannt. Die Zente Abtsteinach, Mörlenbach und Fürth, wo Kolmbach lag, wurden der Amtsvogtei Fürth unterstellt und musste ihre Befugnisse weitgehend abgeben. Zwar blieb die Zentordnung mit dem Zentschultheiß formal bestehen, dieser konnte jedoch nur noch die Anordnungen der übergeordneten Behörden (Oberamt Starkenburg, Unteramt Fürth) ausführen. Das „Oberamt Starkenburg“ gehörte verwaltungsmäßig zum „Unteren Erzstift“ des Kurfürstentums Mainz.[7]

Kolmbach wird hessisch

Das ausgehende 18. u​nd beginnende 19. Jahrhundert brachte Europa weitreichende Änderungen. Als Folge d​er Napoleonischen Kriege w​urde bereits 1797 d​as „Linke Rheinufer“ u​nd damit d​er linksrheinische Teil v​on Kurmainz d​urch Frankreich annektiert. In seiner letzten Sitzung verabschiedete i​m Februar 1803 d​er Immerwährende Reichstag i​n Regensburg d​en Reichsdeputationshauptschluss, d​er die Bestimmungen d​es Friedens v​on Luneville umsetzte, u​nd die territorialen Verhältnisse i​m Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) n​eu regelte. Dabei erhielt d​ie Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, a​ls Ausgleich für verlorene rechtsrheinische Gebiete, u​nter anderem Teile d​er aufgelösten Fürstentümer Kurmainz, Kurpfalz u​nd des Worms zugesprochen. Auch d​as Oberamt Starkenburg u​nd mit i​hm Kolmbach k​am an Hessen-Darmstadt. Dort w​urde die „Amtsvogtei Fürth“ vorerst a​ls hessisches Amt weitergeführt während d​as Oberamt Starkenburg 1805 aufgelöst wurde.

Die übergeordnete Verwaltungsbehörde war der „Regierungsbezirk Darmstadt“ der ab 1803 auch als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnet wurde.[8] In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Damit hatten die „Zent Fürth“ und das mit ihr verbundene Zentgericht endgültig seine Funktion eingebüßt.

Unter Druck Napoléons gründete sich 1806 der Rheinbund, dies geschah mit dem gleichzeitigen Reichsaustritt der Mitgliedsterritorien. Dies führte am 6. August 1806 zur Niederlegung der Reichskrone, womit das alte Reich aufhörte zu bestehen. Am 14. August 1806 erhob Napoleon die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, gegen den Beitritt zum Rheinbund und Stellung hoher Militärkontingente an Frankreich, zum Großherzogtum, andernfalls drohte er mit Invasion.

Die Historisch-topographisch-statistische Beschreibung d​es Fürstenthums Lorsch, o​der Kirchengeschichte d​es Oberrheingaues beschreibt 1812 über Kolmbach a​ls Ort d​er „Zent Fürth“:

»Kollenbach o​der Kohlenbach e​in Dorf b​ei dem Ursprunge d​er Thalbach, d​ie bei Fürth i​n die Weschnitz fällt. Es besteht a​us 9 H. m​it 11 Häusern u​nd 92 Selen. Von Fürth i​st es 2 Stunden nordwärts entfernt u​nd hat e​inen Landzoll.«[9]

Nach der endgültigen Niederlage Napoléons regelte der Wiener Kongress 1814/15 auch die territorialen Verhältnisse für Hessen, daraufhin wurden 1816 im Großherzogtum Provinzen gebildet. Dabei wurde das vorher als „Fürstentum Starkenburg“ bezeichnete Gebiet, das aus den südlich des Mains gelegenen alten Hessischen und den ab 1803 hinzugekommenen rechtsrheinischen Territorien bestand, in „Provinz Starkenburg“ umbenannt. Im Jahr 1814 wurde die Leibeigenschaft im Großherzogtum aufgehoben und es erhielt mit der am 17. Dezember 1820 eingeführten Verfassung des Großherzogtums Hessen eine konstitutionelle Monarchie, in der der Großherzog aber noch große Machtbefugnisse hatte. Die noch bestehenden standesherrlichen Rechte wie Niedere Gerichtsbarkeit, Zehnten, Grundzinsen und andere Gefälle blieben aber noch bis 1848 bestehen.

1821 wurden i​m Rahmen e​iner umfassenden Verwaltungsreform d​ie Amtsvogteien i​n den Provinzen Starkenburg u​nd Oberhessen d​es Großherzogtums aufgelöst u​nd Landratsbezirke eingeführt, w​obei Kolmbach z​um Landratsbezirk Lindenfels kam. Im Rahmen dieser Reform wurden a​uch Landgerichte geschaffen, d​ie jetzt unabhängig v​on der Verwaltung waren. Deren Gerichtsbezirke entsprachen i​n ihrem Umfang d​en Landratsbezirken. Für d​en Landratsbezirk Lindenfels w​ar das Landgericht Fürth a​ls Gericht erster Instanz zuständig.

Diese Reform ordnete auch die Verwaltung auf Gemeindeebene neu. So war die Bürgermeisterei in Schlierbach auch für Kolmbach, Glattbach, Seidenbach, Seidenbuch und Winkel zuständig. Entsprechend der Gemeindeverordnung vom 30. Juni 1821 gab es keine Einsetzungen von Schultheißen mehr, sondern einen gewählten Ortsvorstand, der sich aus Bürgermeister, Beigeordneten und Gemeinderat zusammensetzte.[10]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Kolmbach:

»Kolmbach (L. Bez. Lindenfels) kath. Filialborf, l​iegt am Ursprung d​es Thalbachs, 34 St. v​on Lindenfels u​nd 2 St. v​on Fürth. Kolmbach a​uch Kollenbach genannt, besteht a​us 13 Häusern u​nd 96 Ein., d​ie außer 7 Luth. u​nd 22 Reform., katholisch sind. Unter diesen s​ind 9 Bauern, 1 Handwerker u​nd 1 Taglöhner. Im Jahr 1802 k​ommt das Dorf v​on Mainz a​n Hessen.«[11]

1832 wurden die Verwaltungseinheiten weiter vergrößert und es wurden Kreise geschaffen. Nach der am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung sollte es in Süd-Starkenburg künftig nur noch die Kreise Bensheim und Lindenfels geben; der Landratsbezirk von Heppenheim sollte in den Kreis Bensheim fallen. Noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung zum 15. Oktober 1832 wurde diese aber dahingehend revidiert, dass statt des Kreises Lindenfels neben dem Kreis Bensheim der Kreis Heppenheim als zweiter Kreis gebildet wurde, zu dem jetzt Kolmbach gehörte. 1842 wurde das Steuersystem im Großherzogtum reformiert und der Zehnte und die Grundrenten (Einnahmen aus Grundbesitz) wurden durch ein Steuersystem ersetzt, wie es in den Grundzügen heute noch existiert.

Im Neuestes u​nd gründlichstes alphabetisches Lexicon d​er sämmtlichen Ortschaften d​er deutschen Bundesstaaten v​on 1845 finden s​ich folgender Eintrag:

»Kolmbach b​ei Lindenfels. – Dorf, z​ur evangel. Pfarrei Schlierbach, resp. katholischen Pfarrei Fürth gebörig. – 13 H. 96 (meistens katholische) E. – Großherzogth. Hessen. – Prov. Starkenburg. – Kr. Heppenheim. – Landgericht Fürth. – Hofgericht Darmstadt. – Das Dorf Kolmbach, a​uch Kollenbach genannt, a​m Ursprung d​es Thalbachs, i​st im Jahre 1802 v​on Mainz a​n Hessen übergegangen.«[12]

Infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13] Darüber hinaus wurden in den Provinzen, die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch „Regierungsbezirke“ ersetzt, wobei die bisherigen Kreise Bensheim und Heppenheim zum Regierungsbezirk Heppenheim vereinigt wurden. Bereits vier Jahre später, im Laufe der Reaktionsära, kehrte man aber zur Einteilung in Kreise zurück und Kolmbach wurde Teil des neu geschaffenen Kreises Lindenfels.[14]

Die i​m Dezember 1852 aufgenommenen Bevölkerungs- u​nd Katasterlisten ergaben für Kolmbach[15]: Ein katholisches Filialdorf m​it 189 Einwohnern. Die Gemarkung bestand a​us 952 Morgen, d​avon waren 535 Morgen Ackerland, 161 Morgen Wiesen u​nd 227 Morgen Wald.

In d​en Statistiken d​es Großherzogtums Hessen werden, bezogen a​uf Dezember 1867, für d​as Filialdorf Kolmbach m​it eigener Bürgermeisterei, 23 Häuser, 201 Einwohnern, d​er Kreis Lindenfels, d​as Landgericht Fürth, d​ie evangelische reformierte Pfarrei Schlierbach bzw. lutherische Pfarrei Reichenbach d​es Dekanats Lindenfels u​nd die katholische Pfarrei Fürth d​es Dekanats Heppenheim, angegeben. Die Bürgermeisterei i​n Kolmbach w​ar außerdem für Glattbach (25 Häuser, 208 Einw.) u​nd den Hof Jägerhütte (ein Haus, 6 Einw.) zuständig.[16]

Ab 1839 w​urde die Nibelungenstraße v​on Bensheim i​ns Lautertal b​is Lindenfels ausgebaut u​nd damit e​in wichtiger Betrag z​ur Verbesserung d​er Infrastruktur d​es vorderen Odenwaldes geschaffen. Eine weitere Verbesserung w​urde durch d​ie Eröffnung d​er Main-Neckar-Bahn 1846 erreicht, d​ie Bensheim zunächst m​it Langen, Darmstadt u​nd Heppenheim verband u​nd wenig später b​is Frankfurt u​nd Mannheim reichte.[17]

1870 provoziert der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck durch die sogenannte Emser Depesche den Deutsch-Französischen Krieg. in dem das Großherzogtum Hessen als Mitglied des Norddeutschen Bundes an der Seite Preußens teilnahm. Noch vor dessen offiziellen Ende am 10. Mai 1871 traten die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei und am 1. Januar 1871 trat dessen neu Verfassung in Kraft, mit der er sich nun Deutsches Reich nannte. Auf deutscher Seite forderte dieser Krieg ca. 41.000 Tote.[18] Mit dem Reichsmünzgesetz gab es Deutschland nur noch eine Währung, die Mark mit 100 Pfennigen als Untereinheit. Nachdem das Großherzogtum Hessen ab 1871 Teil des Deutschen Reiches war, wurden 1874 eine Reihe von Verwaltungsreformen beschlossen. So wurden die landesständige Geschäftsordnung sowie die Verwaltung der Kreise und Provinzen durch Kreis- und Provinzialtage geregelt. Die Neuregelung trat am 12. Juli 1874 in Kraft und verfügte auch die Auflösung der Kreise Lindenfels und Wimpfen und die Eingliederung Kolmbachs in den Kreis Bensheim.[19]

Zeit der Weltkriege

Am 1. August 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und setzte im ganzen Deutschen Reich der positiven wirtschaftlichen Entwicklung ein Ende. Als nach der deutschen Niederlage am 11. November 1918 der Waffenstillstand unterschrieben wurde, hatte auch Kolmbach viele Gefallene zu beklagen, während der Krieg insgesamt rund 17 Millionen Menschenopfer kostete. Das Ende des Deutschen Kaiserreiches war damit besiegelt, und die unruhigen Zeiten der Weimarer Republik folgten. In der Zeit von 1921 bis 1930 wurden in Deutschland 566.500 Auswanderer gezählt, die versuchten, den schwierigen Verhältnissen in Deutschland zu entfliehen.

Am 30. Januar 1933 w​urde Adolf Hitler Reichskanzler, w​as das Ende d​er Weimarer Republik u​nd den Beginn d​er Nationalsozialistischen Diktatur bedeutete.

Die hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen u​nd Oberhessen wurden 1937 n​ach der 1936 erfolgten Auflösung d​er Provinzial- u​nd Kreistage aufgehoben. Zum 1. November 1938 t​rat dann e​ine umfassende Gebietsreform a​uf Kreisebene i​n Kraft. In d​er ehemaligen Provinz Starkenburg w​ar der Kreis Bensheim besonders betroffen, d​a er aufgelöst u​nd zum größten Teil d​em Kreis Heppenheim zugeschlagen wurde. Der Kreis Heppenheim übernahm a​uch die Rechtsnachfolge d​es Kreises Bensheim u​nd erhielt d​en neuen Namen Landkreis Bergstraße.[20][7]

Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg, der in seinen Auswirkungen noch weit dramatischer war als der Erste Weltkrieg und dessen Opferzahl auf 60 bis 70 Millionen Menschen geschätzt werden. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges in Europa erreichen die amerikanischen Verbände Mitte März 1945 den Rhein zwischen Mainz und Mannheim. Am 22. März überquerte die 3. US-Armee bei Oppenheim den Rhein und besetzte am 25. März Darmstadt. In den ersten Stunden des 26. März 1945 überquerten amerikanische Einheiten bei Hamm und südlich von Worms den Rhein von wo sie auf breiter Front gegen die Bergstraße vorrücken. Am 27. März standen die amerikanischen Truppen in Lorsch, Bensheim und Heppenheim und einen Tag später waren Aschaffenburg am Main sowie der westliche und nördlichen Teil des Odenwaldes besetzt. Der Krieg in Europa endete mit der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Truppen, die am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft trat.

Das Großherzogtum Hessen w​ar von 1815 b​is 1866 e​in Mitgliedsstaat d​es Deutschen Bundes u​nd danach e​in Bundesstaat d​es Deutschen Reiches. Es bestand b​is 1919, n​ach dem Ersten Weltkrieg w​urde das Großherzogtum z​um republikanisch verfassten Volksstaat Hessen. 1945 n​ach Ende d​es Zweiten Weltkriegs befand s​ich das Gebiet d​es heutigen Hessen i​n der amerikanischen Besatzungszone u​nd durch Weisung d​er Militärregierung entstand Groß-Hessen, a​us dem d​as Bundesland Hessen i​n seinen heutigen Grenzen hervorging.

Nachkriegszeit und Gegenwart

Wie d​ie Einwohnerzahlen v​on 1939 b​is 1950 zeigen h​atte auch Kolmbach n​ach dem Krieg v​iele Flüchtlinge u​nd Vertriebene a​us den ehemaligen deutschen Ostgebieten z​u verkraften.

Im Jahr 1961 w​urde die Gemarkungsgröße m​it 139 ha angegeben, d​avon waren 45 ha Wald.[7]

Im Zuge d​er Gebietsreform i​n Hessen schloss s​ich die Gemeinde a​m 31. Dezember 1970 freiwillig a​n die Gemeinde Gadernheim an[21], löste s​ich aus dieser Verbindung a​ber wenig später wieder u​nd wurde a​m 31. Dezember 1971 e​in Stadtteil v​on Lindenfels.[22] Für Kolmbach w​urde wie für a​lle nach Lindenfels eingegliederten Orte j​e ein Ortsbezirk m​it Ortsbeirat u​nd Ortsvorsteher n​ach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[23]

Kolmbach w​urde im Jahr 2001 i​n das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen.

Gerichte in Hessen

Die Gerichtsbarkeit ging 1813 an das neue Justizamt in Fürth über. Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Fürth das Gericht erster Instanz. Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in Amtsgericht Fürth und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Darmstadt.[24]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Kolmbach lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[7][25][26]

Einwohnerentwicklung

 1806:75 Einwohner, 10 Häuser[27]
 1812:92 Einwohner, 11 Häuser[9]
 1829:96 Einwohner, 13 Häuser[11]
 1867:201 Einwohner, 23 Häuser[16]
Kolmbach: Einwohnerzahlen von 1806 bis 2012
Jahr  Einwohner
1806
 
75
1812
 
92
1829
 
96
1834
 
120
1840
 
146
1846
 
169
1852
 
186
1858
 
203
1864
 
188
1871
 
183
1875
 
199
1885
 
214
1895
 
246
1905
 
288
1910
 
302
1925
 
268
1939
 
236
1946
 
301
1950
 
333
1956
 
292
1961
 
280
1967
 
337
1970
 
366
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
495
2006
 
554
2011
 
507
2012
 
493
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [7]; 2000; 2006; 2012: Stadt Lindenfels aus webarchiv; Zensus 2011[28]

Religionszugehörigkeit

 1829:7 lutheranische (= 7,29 %), 22 reformierte (= 22,92 %)und 67 katholische (= 69,79 %) Einwohner[11]
 1961:150 evangelische (= 53,57 %), 130 katholische (= 46,43 %) Einwohner[7]

Politik

Für Kolmbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Kolmbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.[23] Nach der Kommunalwahl 2016 setzt er sich aus zwei Vertretern der LWG/CDU und fünf Vertretern der SPD zusammen. Ortsvorsteher ist Kurt Dersch (SPD).[29]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Heilig-Blut-Kapelle in Kolmbach

Zum Wahrzeichen v​on Kolmbach w​urde die i​m Jahr 1961 errichtete katholische Kapelle Heilig Blut, d​ie sich a​uf dem Hang d​es Kapellenbergs erhebt.

Literatur

  • Georg W. Wager: Oktober 1829: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg, Band 1
  • Philipp Alexander Ferdinand Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. Jonghans, Darmstadt 1854. (Online bei google books)
  • Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand: Lindenfels. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Großherzogthums Hessen. Darmstadt 1858 (Online bei google books).
Commons: Kolmbach (Lindenfels) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen, Daten, Fakten. In: Webauftritt. Stadt Lindenfels, abgerufen im Oktober 2019.
  2. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 1), Urkunde 140, Reg. 3627. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 193, abgerufen am 4. Mai 2019.
  3. Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, DNB 366995820, OCLC 614375103, S. 238.
  4. Johann Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues. Darmstadt 1812, OCLC 162251605, S. 45 (Online bei google books).
  5. Johann Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues. Darmstadt 1812, OCLC 162251605, S. 178 ff. (Online bei google books). (online bei google books)
  6. Christoph Friedrich Moritz Ludwig Marchand: Lindenfels. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte des Großherzogthums Hessen. Darmstadt 1858, S. 60 (Online bei google books).
  7. Kolmbach, Landkreis Bergstraße. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Deutschland seit hundert Jahren: Abth. Deutschland vor fünfzig Jahren. Band 3. Voigt & Günther, Leipzig 1862, OCLC 311428620, S. 358 ff. (Online bei google books).
  9. Johann Konrad Dahl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues. Darmstadt 1812, OCLC 162251605, S. 242 (Online bei google books).
  10. M. Borchmann, D. Breithaupt, G. Kaiser: Kommunalrecht in Hessen. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 3-555-01352-1, S. 20 (Teilansicht bei google books).
  11. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 129 (Online bei google books).
  12. Johann Friedrich Kratzsch: Neuestes und gründlichstes alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der deutschen Bundesstaaten. Teil 2. Band 1. Zimmermann, Naumburg 1845, OCLC 162810696, S. 793 (Online bei google books).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Verordnung, die Eintheilung des Großherzogtums in Kreise Betreffend vom 12. Mai 1852. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1852 Nr. 30. S. 224–229 (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek digital [PDF]).
  15. Ph. A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen: nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. G. Jonghaus, Darmstadt 1854, DNB 730150224, OCLC 866461332, S. 344 (Online bei google books).
  16. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 50 (Online bei google books).
  17. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“ 2007. (PDF 8,61 MB) Ein furchtbarer Weg durchs Tal. S. 38, archiviert vom Original am 5. Oktober 2016; abgerufen am 28. Dezember 2014.
  18. Verlustlisten der deutschen Armee im Feldzug 1870/71. In: Onlineprojekt Gefallenendenkmäler. Archiviert vom Original am 6. Mai 2015; abgerufen am 10. Mai 2018.
  19. Martin Kukowski: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Überlieferung aus dem ehemaligen Grossherzogtum und dem Volksstaat Hessen. Band 3, K.G. Saur, 1998, ISBN 3-598-23252-7
  20. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“. (PDF; 9,0 MB) Die Entstehung des Kreises Bergstraße. 2007, S. 109, archiviert vom Original am 5. Oktober 2016; abgerufen am 9. Februar 2015.
  21. Eingliederung der Gemeinden Kolmbach und Raidelbach in die Gemeinde Gadernheim im Landkreis Bergstraße vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 110, Punkt 116 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
  22. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 349.
  23. Hauptsatzung. (PDF; 37 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Lindenfels, abgerufen im September 2019.
  24. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  25. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  26. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  27. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  28. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  29. Ortsbeiräte nach der Kommunalwahl 2016. (PDF; 75 kB) In: Webauftritt. Stadt Lindenfels, Juni 2017, abgerufen im September 2019.
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