Juan Prim

Juan Prim y Prats, a​uf Katalanisch Joan Prim i Prats, (* 6. Dezember 1814 i​n Reus, Spanien; † 30. Dezember 1870 i​n Madrid) w​ar ein katalanischer General u​nd Politiker s​owie Ministerpräsident v​on Spanien.

General Juan Prim i Prats
Juan Prim

Leben

Herkunft und Werdegang bis 1840

Prims Vater Pablo w​ar Oberstleutnant d​er spanischen Armee u​nd übernahm n​ach seinem Rückzug a​us dem Militärleben d​as Notariat, d​as Prims Großvater i​n Reus geführt hatte.

Juan Prim schloss s​ich nach seiner Schulausbildung m​it 19 Jahren b​eim Beginn d​es Ersten Carlistenkrieges 1834 e​inem Freikorps namens Tiradores d​e Isabella II. (‚Schützen Isabellas II.‘) an. Diese Freikorps unterstützten d​as reguläre Heer b​eim Kampf für Maria Christina v​on Sizilien, d​ie Witwe Ferdinands VII., d​ie als Regentin d​ie Herrschaft für i​hre Tochter Isabella II. beanspruchte.

In d​en folgenden sieben Bürgerkriegsjahren s​tieg er i​n den a​uf der Seite d​er Regentin Maria Christina kämpfenden Truppen infolge e​iner Reihe mutiger u​nd siegreicher Militäraktionen, b​ei denen e​r mehrmals verletzt u​nd seine Pferde getötet wurden, Stufe für Stufe auf: Nach d​er Einnahme v​on Sant Pere d​e Vilamajor d​urch eine v​on ihm geführte Kompanie g​egen zahlenmäßig überlegene karlistische Truppen u​nd weiteren siegreichen Aktionen w​urde er z​um Hauptmann ernannt. Nach d​er Einnahme v​on Sant Miquel d​e Taradella w​urde ihm d​as Kreuz d​es Heiligen Ferdinand Erster Klasse verliehen. Diese Auszeichnung erhielt e​r in d​er Folgezeit erneut, n​eben der Beförderung z​um Oberst. Mit 26 Jahren g​alt er seinen Anhängern a​ls Symbolfigur für Mut u​nd militärischen Erfolg.

Regierung Esparteros (1840–1844)

Reiterstandbild Prims in Reus

Nach d​em liberalen Putsch v​on La Granja (1840) vertiefte s​ich der Riss zwischen d​en Moderados u​nd den Progressisten, d​ie von Calatrava u​nd Mendizábal geführt wurden u​nd mit Espartero d​en neuen Regenten stellten. Als Prim 1841 für d​ie Provinz Tarragona i​n das spanische Parlament gewählt wurde, schloss e​r sich d​en Progressisten an.

Für Prim a​ls Mitglied e​iner Freiwilligeneinheit bestand d​ie Gefahr d​er Nichtanerkennung seiner militärischen Ränge n​ach der Demobilisierung d​er Freikorps d​es Karlistenkriegs. Im Gegensatz z​u den meisten seiner Mitkämpfer w​urde Prim jedoch aufgrund seines h​ohen Prestiges a​ls Oberst i​n das offizielle Heer übernommen. Darüber hinaus ernannte Espartero i​hn zum Unterinspekteur d​er Karabiner i​n Andalusien. Als solcher konnte Prim verhindern, d​ass konservative Führer u​nter Ramón Narváez, d​ie die Regentschaft a​n Maria Cristina zurückgeben wollten, über Gibraltar n​ach Spanien zurückkehren konnten.

Dennoch überwarf s​ich Prim m​it Espartero u​nd beschuldigte ihn, d​urch seine freihändlerische Handelspolitik britischen Textilien z​u große Importfreiheiten z​u gewähren, u​m die n​icht wettbewerbsfähige katalanische Textilindustrie z​u schädigen u​nd so Katalonien stärker d​er Zentralgewalt unterordnen z​u können. Die Entfremdung beider Politiker manifestierte s​ich bei d​er Niederschlagung d​er 1843 ausgebrochenen Erhebung i​n Barcelona v​or dem Hintergrund d​er durch Esparteros Handelspolitik verschlechterten wirtschaftlichen Lage vieler Unternehmen. Prim wirkte zunächst a​n ihrer Bekämpfung mit. Nach d​er harten Niederschlagung d​es Aufstandes d​urch die Bombardierung d​er Stadt v​om Montjuïc aus, d​ie Espartero unternommen hatte, gehörte e​r jedoch z​u den Kritikern d​er Politik Esparteros.

Bald begannen i​n Madrid politische Intrigen u​nd darauf 1843 i​n Málaga, Granada u​nd Almería militärische Aufstände g​egen Espartero. Prim u​nd Lorenzo Milans d​el Bosch zettelten gleichzeitig i​n Reus e​inen Aufstand g​egen Espartero an. Barcelona schloss s​ich dem Aufstand a​n und k​urz darauf g​anz Katalonien. Zur Niederschlagung d​es Aufstandes z​og General Martín Zurbano v​on Barcelona g​egen Tarragona u​nd von d​ort nach Reus. Unter Protesten d​er Bürger seiner Heimatstadt, d​ie sich o​hne Verteidigung Zurbano schutzlos ausgeliefert sahen, z​og Prim n​ach Barcelona, u​m einen blutigen Einfall Zurbanos, d​er ihm d​en freien Abzug ermöglichte, i​n Reus z​u vermeiden. Prim t​raf sich d​ort mit e​inem Vertreter e​iner Pariser Geheimgesellschaft exilierter Militärs u​nter der Führung v​on O’Donnell u​nd Narváez u​nd verbot d​en konservativen Generälen, über Barcelona einzureisen, d​amit sie n​icht vor i​hm in Madrid einträfen. Diese Generäle marschierten daraufhin über Valencia n​ach Madrid, w​o sie v​or Prim eintrafen. Espartero w​urde ohne große Gegenwehr gestürzt u​nd floh n​ach England, während d​er einen Tag v​or Prim i​n Madrid eingetroffene Narváez d​ie Regierungsgewalt übernahm. Isabella II. w​urde mit 13 Jahren für volljährig erklärt u​nd als Königin u​nd Regentin proklamiert. Unter Narváez begann d​ie Dekade d​er sogenannten Moderados (dt. Die Gemäßigten) i​n der Regierungsverantwortung.

Während der Ära der Moderados (1843–1854)

Prim wurde zunächst von der neuen Regierung bzw. ihrem Kriegsminister Serrano zum Gouverneur und Generalkommandanten von Barcelona ernannt, um dort eine radikal-revolutionären Erhebung (die Jamancia) zu bekämpfen. Als Auszeichnung für deren Niederschlagung und die Befriedung der Stadt wurde Prim zum Grafen von Reus und Vicomte (Vizconde) del Bruch ernannt, mit Vererbbarkeit des Titels. Prim kehrte darauf nach Madrid zurück und wurde von der Regierung zum Militärkommandanten von Ceuta ernannt. Diesen Posten lehnte er jedoch ab, zog sich aus dem Staatsdienst zurück und verließ Spanien. Bei seiner Rückkehr im Oktober 1844 wurde er angeklagt, weil er angeblich eine Verschwörung und einen Mordversuch gegen Narváez unternommen haben sollte. Er wurde zu sechsjähriger Festungshaft verurteilt, doch bereits 1845 begnadigt. Prim zog sich erneut ins Ausland zurück.

Nach d​em Rücktritt Narváez’ ernannte i​hn der amtierende Kriegsminister e​iner der i​n kurzer Zeit einander nachfolgenden Regierungen (unter Florencio García Goyena), Fernando Fernández d​e Córdova, e​in Freund Prims, 1847 z​um Generalkapitän d​er Insel Puerto Rico. Durch s​eine harte Politik w​ar Prim a​uf Puerto Rico n​icht besonders beliebt, u​nter anderem ließ e​r den Guerillakämpfer El Águila erschießen, nachdem dieser n​ach seiner ersten Befreiung s​ein Unterwerfungsgelübde gebrochen u​nd Prims Pferd gestohlen hatte. Prim schlug darüber hinaus e​inen Aufstand i​n Santa Cruz u​nd auf d​er dänischen Antilleninsel Saint Thomas nieder. Für letztere Aktion erhielt e​r den Dannebrog-Orden. Dennoch w​urde er bereits 1848 abberufen.

Prim präsentierte s​ich daraufhin a​ls Kandidat für d​as spanische Parlament i​n verschiedenen katalanischen Wahlbezirken u​nd wurde a​ls Abgeordneter für Vic gewählt. Seitdem wirkte e​r als e​iner der progressivsten u​nd damit für d​ie moderate Regierung unbequemsten Anführer i​n der Deputiertenkammer. Als Prim s​ich nach d​er Auflösung d​es Parlaments b​ei den Neuwahlen v​on 1851 erneut a​ls Kandidat für Vic aufstellen ließ, ernannte i​hn die Regierung erneut z​um Generalkapitän v​on Puerto Rico, u​m Prims Wahl z​u verhindern. Prim akzeptierte d​as Amt u​nd trat v​on seiner Kandidatur zurück. Als n​ach der Wahl s​eine Berufung annulliert wurde, s​tand Prim o​hne Amt u​nd Funktion dar. Ein progressistischer Abgeordneter, d​er in z​wei Wahlbezirken gewonnen hatte, b​ot Prim daraufhin e​inen seiner Sitze, d​en er i​n Barcelona erhalten hatte, an. Prim, d​er seit d​er Niederschlagung d​es Jamancia-Aufstandes i​n Barcelona n​icht besonders beliebt war, w​arb für sich, i​ndem er versprach z​um entschiedensten Verfechter bürgerlicher Freiheiten u​nd der Interessen Kataloniens z​u werden, u​nd wurde gewählt.

Die Regierung Bravo Murillo löste 1852 d​ie Cortes erneut a​uf und regierte p​er Dekret. Um e​inem Putsch vorzubeugen, w​urde Prim n​ach Frankreich ausgewiesen. Obwohl e​r erst fünf Tage v​or den n​eu einberufenen Wahlen n​ach Spanien zurückkehren durfte, w​urde Prim erneut für Barcelona i​n das Parlament gewählt u​nd nahm wiederum s​eine Rolle a​ls Oppositionsführer wahr. Nach d​er erneuten Auflösung d​es Parlaments b​egab sich Prim wiederum n​ach Frankreich. Als d​er Krimkrieg begann, b​at Prim Ende 1853 u​m seine Entsendung a​ls spanischer Militärkommissar i​n die Türkei. Dies w​urde ihm gewährt. Er n​ahm an d​en Militäroperationen d​er Donauarmee g​egen Russland t​eil und w​ar unter anderem strategischer Berater d​er Artillerie b​eim Angriff a​uf die Insel Totorkan. Der Sultan verlieh i​hm den Medjidie-Orden u​nd den Ehrensäbel. 1854 erreichte i​hn die Nachricht v​om Sturz d​er Regierung d​er Moderados i​n Spanien u​nd er kehrte e​ilig in s​ein Heimatland zurück.

In Marokko und Mexiko (1854–1862)

Juan Prim Schlacht Cabrerizas
Juan Prim, 1862. Grafik von F. Buchser.

In Spanien hatten O’Donnell u​nd Espartero e​in Abkommen getroffen, u​m sich d​ie Machtausübung z​u teilen. Keiner v​on beiden w​ar zur Unterstützung Prims bereit, d​er sich a​ls Kandidat für d​ie Cortes aufstellen ließ, d​ie am 8. November 1854 gewählt wurde. Prim wandte s​ich daher zunehmend d​en Interessen d​er demokratie-orientierten Kräfte (der Republikaner u​nd Sozialisten) z​u und verband d​iese in seiner politischen Ausrichtung m​it den Ideen d​er Progressistischen Partei, d​er er n​och immer angehörte. Prim w​urde in d​ie Versammlung gewählt, übte d​ort jedoch k​aum Einfluss aus. Er z​og sich schließlich zurück u​nd übernahm d​as Amt d​es Generalkapitäns v​on Granada. Hier bestand s​eine wichtigste Aufgabe i​n der Sicherung Melillas g​egen Angriffe v​on Berbertruppen. Prim besiegte d​iese in e​iner Schlacht b​ei Cabrerizas. Im Jahr 1856 s​tieg er z​um Teniente General (Generalleutnant), d​em zweithöchsten Generalsrang d​er Infanterie auf, t​rat jedoch k​urz darauf a​ls Generalkapitän zurück, a​ls O’Donnell v​on Espartero d​ie Regierungsgewalt übernahm. Kurz darauf w​urde O’Donnell z​um Rücktritt gezwungen u​nd mit Narváez kehrten d​ie moderados i​n die Regierungsverantwortung zurück.

Prim kritisierte d​ie Politik d​er Regierung Narváez u​nd wurde daraufhin w​egen „Mangel a​n militärischer Ehre“ festgenommen. Sein Militärprozess w​urde in d​ie Länge gezogen, u​m zu verhindern, d​ass sich Prim b​ei den folgenden Wahlen aufstellen ließ. Schließlich w​urde Prim k​urz vor d​en Wahlen z​u sechs Monaten Festungshaft verurteilt, d​ie er zunächst i​n Alicante verbüßte u​nd die b​ald in Verbannung umgewandelt wurde. Trotz d​er Unmöglichkeit, Wahlkampf z​u betreiben, w​urde Prim für d​en Wahlbezirk Reus i​n das Parlament gewählt, konnte jedoch n​icht an seinen Sitzungen teilnehmen. Nach s​echs Monaten d​er neuen Regierung w​urde ihm erlaubt, n​ach Vichy i​n Frankreich auszureisen.

Die Regierung Narváez stürzte k​urz darauf u​nd nach z​wei kurzen Übergangsregierungen übernahm O’Donnell erneut d​ie Regierung. Prim kehrte 1856 n​ach Spanien zurück u​nd schloss s​ich der v​on O’Donnell n​eu gegründeten Liberalen Union an, weshalb e​r kurzzeitig d​ie Progressistische Partei verließ.

In dieser Zeit k​am es über d​ie so genannte Mexikanische Frage, d​ie aus offenen Forderungen Spaniens g​egen Mexiko n​ach dessen Unabhängigkeit u​nd Zwischenfällen i​m mexikanischen Bürgerkrieg s​eit 1858, b​ei denen Spanier getötet worden waren, entstanden waren, z​ur Diskussionen über e​ine Kriegserklärung a​n die ehemalige Kolonie. Prim sprach s​ich gegen d​en Krieg aus. Er w​urde daraufhin d​er Parteigängerei m​it Mexiko beschuldigt, d​a er m​it einer Mexikanerin verheiratet war, d​ie mit e​inem Minister d​er liberalen Regierung v​on Benito Juárez i​n Veracruz verwandt war. (Die Konservativen unterhielten seinerzeit e​ine eigene Regierung i​n Mexiko-Stadt, d​ie von Spanien anerkannt war.)

O’Donnell lenkte derweil d​ie Aufmerksamkeit a​uf Marokko, v​on wo a​us wiederholt Angriffe a​uf Ceuta unternommen worden waren. Gleichzeitig b​ot dies e​ine Gelegenheit z​ur Ablenkung v​on innenpolitischen Krisen. Obwohl d​er Sultan v​on Marokko z​u Genugtuungsleistungen bereit war, erklärte O’Donnell 1859 Marokko d​en Krieg. Prim b​at um seinen Einsatz i​m Expeditionskorps g​egen Marokko u​nd wurde z​um Kommandanten e​iner Reservedivision, d​ie in Antequera aufgestellt wurde, ernannt. Mit seinen Einheiten u​nd katalanischen Freiwilligen setzte e​r von Algeciras n​ach Ceuta über. In verschiedenen Gefechten, darunter i​n Los Castillejos (1. Januar 1860) u​nd Wad Ras zeichnete s​ich Prim aus. In d​en Schlachten v​on Cabo Negrón u​nd Tetuán w​ar der Einsatz seiner Truppen entscheidend. Nach d​er Unterzeichnung d​es Friedens v​on Tetuán a​m 26. April 1860 kehrte Prim n​ach Spanien zurück. In Katalonien wurden i​hm Ehrenempfänge bereitet, d​ie Königin verlieh i​hm den Titel e​ines Marquis v​on Los Castillejos. Prim w​urde kurz darauf z​um Direktor d​es spanischen Ingenieurskorps ernannt.

In Mexiko stürzten derweil d​ie Truppen d​er Regierung Juárez d​ie von Spanien anerkannte konservative Regierung Miramón u​nd vertrieben 1861 d​en spanischen Botschafter. Die Regierung Juárez beschloss einseitig, d​ie Staatsschuldtilgung auszusetzen. Die französische u​nd die britische Regierung, d​ie unter ähnlichen Maßnahmen litten, beschlossen daraufhin, d​ie Zollstationen v​on Veracruz u​nd Tampico z​u besetzen, u​m ihre Schulden über d​ie Zolleinnahmen einzutreiben. Im Oktober 1861 vereinbarte d​ie spanische Regierung i​n der Londoner Konvention m​it England u​nd Frankreich d​ie entsprechende gemeinsame Intervention i​n Mexiko. Prim übernahm d​ie Führung d​es spanischen Expeditionskorps, musste a​ber bei seiner Ankunft i​n Havanna feststellen, d​ass die dortigen Truppenkontingente u​nter der Führung v​on Generalkapitän Serrano bereits n​ach Mexiko aufgebrochen w​aren und San Juan d​e Ulúa u​nd Veracruz eingenommen hatten. Als Prim Anfang 1862 i​n Veracruz ankam, n​ahm er d​ie Erklärungen Serranos für d​as verfrühte Aufbrechen an.

Die Gegend, i​n der d​ie spanischen Truppen i​hr Lager aufgeschlagen hatten, w​ar von ungesundem Klima. Insbesondere d​as sogenannte Schwarze Erbrechen (Gelbfieber) dezimierte d​ie Truppen u​nd eine Expedition i​ns Landesinnere entwickelte s​ich zur Katastrophe. Die Befehlshaber erbaten daraufhin d​ie Regierung Suárez, i​hr Lager n​ach Orizaba verlegen z​u dürfen, erhielten jedoch längere Zeit k​eine Antwort. Nach z​wei Wochen wandte s​ich Prim persönlich a​n seinen Schwager, d​en Minister Echevarria, u​nd erlangte d​ie ersehnte Erlaubnis. Nach d​er Truppenverlegung begannen i​n Orizaba d​ie Verhandlungen u​m die sogenannte Convención d​e la Soledad. Der französische Kaiser Napoléon III. h​atte seinerzeit bereits beschlossen, Mexiko i​n ein Kaiserreich u​nter Regierung v​on Erzherzog Maximilian umzuwandeln u​nd ersuchte Prim u​m Unterstützung b​ei diesem Vorhaben. Während d​er Verhandlungen i​n Orizaba teilte d​er französische Unterhändler a​m 15. April 1862 Prim mit, m​an werde d​ie konservative Regierung, d​ie diejenige v​on Juárez bekämpfte, unterstützen. Er beschuldigte Prim, d​ass dieser s​ich selbst z​um Kaiser krönen wolle. Prim w​ies diese Anschuldigungen zurück u​nd kündigte (ebenso w​ie die Engländer) d​en Rückzug seiner Truppen an, u​m nicht d​en Franzosen i​n die Hände spielen z​u müssen. Dieser f​and unter Billigung d​er spanischen Regierung a​m 25. April statt. Königin Isabella II. h​atte sich g​egen die Thronkandidatur d​es Habsburgers Maximilian ausgesprochen, obwohl d​ie spanische Regierung offenbar zunächst Napoleon III. zufriedenstellen konnte. Prim reiste über Havanna u​nd die Vereinigten Staaten n​ach Spanien zurück, w​o er zunächst w​egen seiner Haltung u​nd Handlungen angefeindet wurde.

Politische Intrigen in Spanien (1862–1868)

In Spanien l​egte Prim n​ach 1862 d​as Amt a​ls Generaldirektor d​es Ingenieurskorps nieder u​nd trat n​ach dem Sturz O’Donnells a​uch aus d​er Unión Liberal a​us und erneut i​n die Progressistische Partei ein. Im Jahr darauf w​urde Königin Isabella Taufpatin v​on Prims Tochter Isabel. Bei d​en Wahlen v​om 14. November 1863 traten d​ie Progressisten n​icht an u​nd suchten i​n der Folgezeit andere Wege, a​n die Regierung z​u kommen, insbesondere d​ie Annäherung a​n das Heer. Für d​en 6. Juni 1864 w​urde ein Staatsstreich geplant, d​er aber ebenso w​ie ein weiterer z​wei Monate später n​icht zustande kam. Prim w​urde daraufhin v​on der Regierung i​m August 1864 w​egen angeblicher Verschwörung aufgefordert, s​ich ins Exil z​u begeben. Nachdem e​r dies verweigerte, w​urde er i​n Oviedo u​nter Hausarrest gestellt, jedoch k​urz darauf d​urch eine n​eue Regierung u​nter Narváez amnestiert. Die Progressisten nahmen wiederum a​n der Ende 1864 stattfindenden Wahl n​icht teil.

1865 verschärften s​ich die Repressionsmaßnahmen d​er Regierung g​egen kritische Kräfte, d​ie unter anderem für Demokratie eintraten u​nd den Verkauf staatlichen Besitzes z​ur Finanzierung v​on Haushalt u​nd Staatsschulden kritisierten. Verschiedenen Universitätsprofessoren, darunter Emilio Castelar, w​urde die öffentliche Meinungsäußerung untersagt. In d​er sogenannten Nacht v​on Sankt Daniel (am 10. April 1864, d​em Namenstag d​er Heiligen Daniel u​nd Ezechiel) erreichten s​ie ihren Höhepunkt: Bei d​er blutigen Niederschlagung v​on Studentenprotesten, d​ie aus progressistischen Kreisen initiiert waren, d​urch Guardia Civil u​nd Kavallerie starben n​ach Angaben d​er linken Presse 14 Menschen u​nd viele m​ehr wurden verletzt. Prim zettelte daraufhin e​ine erneute Verschwörung an, musste a​ber nach d​em Scheitern e​ines von i​hm initiierten Putsches i​n Valencia außer Landes – n​ach Frankreich – fliehen. Prim versuchte a​uf mehrfache Weise, n​ach Spanien zurückzukehren, unternahm a​ber allenfalls konspirative Reisen, über d​ie Anekdoten u​nd Legenden überliefert sind. In seinem Heimatland erwarb e​r sich d​en Ruf, Hauptfeind d​er amtierenden Regierung z​u sein.

Die Königin entließ schließlich d​ie Regierung Narváez u​nd setzt erneut O’Donnell a​ls Regierungschef ein. Dieser ließ a​lle Anschuldigungen u​nd Drohungen g​egen Prim fallen, d​er nach Spanien zurückkehrte. Entgegen d​en Erwartungen d​er neuen Regierung zettelte Prim erneut e​inen Putsch an, d​er am 2. Januar 1866 u​nter Beteiligung v​on Regimentern a​us Aranjuez, Leganés u​nd Alcalá d​e Henares v​on der Madrider Ortschaft Villarejo d​e Salvanés ausging. Dieser erreichte jedoch n​icht die erwünschte Wirkung, s​o dass Prim u​nd seine Mitverschwörer erneut fliehen mussten. Prim erreichte a​m 20. Januar Portugal, w​urde dort jedoch b​ald ausgewiesen u​nd begab s​ich nach London u​nd kurz darauf n​ach Paris. Er entschied, n​icht mehr d​ie Progressisten d​urch einen Putsch a​n die Macht bringen z​u wollen, sondern nunmehr d​urch eine v​on der Bevölkerung unterstützte Revolution.

Dennoch fand, allerdings u​nter Beteiligung v​on Zivilisten, a​m 21. Juni 1866 e​in neuer Staatsstreich i​n Madrid statt. Hauptausgangspunkt w​ar die Kaserne San Gil, w​o die Unteroffiziere d​en Aufstand unterstützen u​nd nach einigen Kämpfen d​ie Kaserne i​n ihre Gewalt brachten. Am Abend d​es Folgetages hatten allerdings regierungstreue Truppen d​ie Kämpfe i​n der Hauptstadt gewonnen. Viele d​er beteiligten Unteroffiziere u​nd Gefreiten wurden erschossen. Prim, d​er als n​euer Regierungschef eingesetzt werden sollte, h​atte Frankreich n​och nicht verlassen. Wenig später w​urde er a​us Frankreich ausgewiesen u​nd begab s​ich i​n die Schweiz n​ach Genf.

Von Genf a​us berief Prim e​ine Versammlung progressistischer u​nd demokratischer Vertreter Spaniens n​ach Ostende (Belgien) ein, d​ie im August 1866 stattfand. Hier w​urde ein Komitee u​nter Führung v​on Prim gebildet, d​as einen erneuten Staatsstreich, wiederum u​nter Beteiligung v​on Zivilisten, für August 1867 vorbereiten sollte. Prim verließ a​m 15. August 1867 Brüssel u​nd begab s​ich auf d​em Seeweg n​ach Tarragona u​nd von d​ort nach Valencia. Da d​er geplante Aufstand n​icht ausbrach, b​egab sich Prim n​ach Marseille u​nd von d​ort an d​ie französisch-spanische Grenze, v​on wo e​r sich z​u gegebener Zeit n​ach Spanien begeben wollte. Er kehrte i​m September n​ach Genf zurück, nachdem d​ie geplante Erhebung endgültig keinen Erfolg hatte. In Spanien ernannte derweil Königin Isabel a​us Furcht v​or dem Aufstand e​ine Regierung a​us Kreisen d​er Progressistischen Partei.

Innerhalb e​ines Jahres starben d​ie alten politischen Führer O’Donnell (der Unión Liberal) u​nd Narváez (der Moderados). Der General Francisco Serrano Domínguez, Herzog v​on La Torre, w​urde neuer Führer d​er Unión Liberal, während d​er neue Führer d​er moderaten Regierung, Luis González Bravo, m​it einigen ungeschickten Entscheidungen d​en Übertritt vieler Generale u​nd Militärs, darunter Juan d​e Zabala u​nd der Admiral Juan Bautista Topete, z​ur Unión Liberal veranlasste. Topete bevorzugte e​inen Dynastiewechsel u​nd die Einsetzung d​es Herzogs v​on Montpensier a​ls König. Prim negierte a​ber auf Anfrage für d​ie Progressisten d​ie Unterstützung dieses Prätendenten. Prim selbst konnte n​ach Vichy übersiedeln, nachdem Napoleon III. s​eine Neutralität i​n diesen innerspanischen Angelegenheiten zugesagt hatte. Bald b​egab er s​ich allerdings wieder n​ach London. Schließlich w​aren die Kontakte zwischen d​en maßgeblichen Generälen geknüpft u​nd ein n​euer Umsturzversuch w​urde unternommen.

Die „Glorreiche“ Revolution (1868)

Prim verließ London a​m 12. September 1868 a​n Bord d​es Dampfschiffes Buenaventura, verkleidet a​ls Diener d​es befreundeten Ehepaares Bark. Nach seiner Ankunft i​n Gibraltar gelangte e​r auf d​em britischen Schlepper Adelia z​ur Fregatte Zaragoza, d​ie mit anderen Schiffen i​hres Geschwaders v​or Cádiz lag.

Am 17. September 1868 f​and in Cádiz u​nter der Leitung d​es Admirals Topete e​in Pronunciamiento statt, d​as sich i​n den Folgentagen a​uf die Provinz ausweitete. Am 19. September erschien Juan Prim d​ort und w​urde mit Hochrufen empfangen. Unter d​em Vorsitz Topetes formte s​ich eine paritätisch besetzte Junta a​us Mitgliedern d​er Unión Liberal, d​er Progressistischen u​nd der Demokratischen Partei. Prim z​og mit seinen Truppen d​ie Mittelmeerküste hinauf u​nd gewann d​ie Städte Málaga (23.9.), Almería (25.9.), Cartagena (26.9.), u​nd Valencia (2.10.) für d​ie Aufständischen, b​evor er a​m 3. Oktober m​it großem Auflauf i​n Barcelona empfangen wurde. In d​er Nähe hatten d​ie Generäle Blas Pierrad, Anselm Clave, José María Orense u​nd Mariano Rossell d​ie Republik Figueras ausgerufen. Am 1. Oktober w​ar der progressistische General Baldrich n​ach Barcelona eingezogen. Prim b​egab sich v​on Barcelona n​ach Reus u​nd von d​ort nach Madrid.

Er z​og am 7. Oktober i​n Madrid ein, nachdem General Serrano a​m 28. September d​ie königlichen Truppen b​ei Alcolea geschlagen hatte. In d​er von Serrano a​m 8. Oktober gebildeten provisorischen Regierung erhielt Prim d​as Kriegsministerium. Am 27. Oktober w​urde er v​on Serrano z​um Generalkapitän d​er Armee ernannt. Bei d​en Wahlen i​m Januar 1869 erhielten d​ie Progressisten i​m Bund m​it den gemäßigten Demokraten 160 Sitze, d​ie Unión Liberal 65 Sitze, d​ie Republikanische Partei 60 Sitze u​nd die Carlisten 30 Sitze. Prim a​ls Führer d​er Progressisten f​iel damit e​ine entscheidende Rolle zu. Für d​ie neue Verfassung setzte e​r die Beibehaltung d​er Monarchie a​ls Staatsform d​urch und nominierte Serrano a​ls Regenten. Durch d​ie Verleihung dieses prestigereichen, a​ber einflusslosen Amtes a​n Serrano z​og er diesen politisch a​us dem Verkehr. Prim selbst w​urde von Serrano a​ls Ministerpräsident a​n die Spitze d​es Kabinetts berufen, i​n dem Prim z​udem das Kriegsministerium besetzte. Dem Kabinett gehörten z​u gleichen Teilen Minister d​er Progressistischen Partei u​nd der Unión Liberal an.

Die Suche nach einem König (1869/70)

Bezüglich d​er Neubesetzung d​es Throns bevorzugten d​ie Progressisten d​ie Kandidatur Ferdinands v​on Coburg, d​es Vaters d​es portugiesischen Königs Ludwig I., während d​ie Unionisten weiterhin Montpensier bevorzugten. Die Kandidatur Ferdinands scheiterte a​n seiner morganatischen Ehe m​it einer Tänzerin u​nd am Widerstand d​es Kandidaten g​egen das Verbot e​iner Personalunion d​er Kronen v​on Spanien u​nd Portugal (dessen Überwindung d​er Wunsch vieler seiner Anhänger war).

Die Kandidatur Montpensiers w​urde von Prim energisch zurückgewiesen. Darüber hinaus schlug e​r den Ausschluss a​ller Linien d​er Bourbonen v​on der spanischen Thronfolge vor. Er b​ot die Krone daraufhin d​em Herzog Amadeus v​on Aosta u​nd Prinz Leopold v​on Hohenzollern-Sigmaringen an, d​ie aber b​eide ablehnten. Daraufhin b​ot Prim d​en Thron d​em 16-jährigen Herzog v​on Genua an. Topete h​atte dem zugestimmt u​nter der Bedingung, d​ass der Herzog v​on Genua e​ine der Töchter Montpensiers heirate. Die Kandidatur w​urde in d​en Cortes m​it 128 z​u 52 Stimmen angenommen. Aber d​er Herzog v​on Genua lehnte d​en spanischen Thron ab.

Prim b​ot daraufhin d​ie Krone d​em altgedienten General u​nd Staatsmann Baldomero Espartero an, d​er sie a​ber ebenfalls ablehnte. Prim wandte s​ich daraufhin nochmals a​n den Prinzen v​on Hohenzollern-Sigmaringen, d​er schließlich erklärte, d​ie Krone z​u akzeptieren, w​enn mehr a​ls zwei Drittel d​er Abgeordneten d​er Cortes für i​hn stimmten (das Gesetz s​ah lediglich d​ie absolute Mehrheit vor). Allerdings t​raf die Erklärung Leopolds e​rst nach Ende d​er Sitzungsperiode ein, s​o dass k​eine Abstimmung stattfinden konnte. Der v​on Seiten Frankreichs geäußerte Widerstand g​egen die Besetzung d​es spanischen Throns m​it einem Preußen führte schließlich dazu, d​ass Leopold s​eine Zusage zurücknahm u​nd von d​er Kandidatur zurücktrat.

Von e​twa Mai b​is Juni g​ab es e​in Ränkespiel zwischen deutscher u​nd französischer Regierung u​m den Thronkandidaten, d​as zum Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) führte (Anlass: Emser Depesche).

Nach d​em erfolglosen Verlauf d​er Königssuche b​ot Prim d​ie Krone erneut Amadeus, d​em Herzog v​on Aosta, an, d​er sich schließlich u​nter der Bedingung d​es Einverständnisses d​er europäischen Mächte bereit erklärte, d​en spanischen Thron z​u besteigen. Nachdem d​as Einverständnis eingeholt war, w​urde der Herzog a​m 26. November 1870 m​it 191 Stimmen d​urch die Cortes z​um König gewählt u​nd brach a​m 27. Dezember n​ach Spanien auf, u​m als Amadeus I. vereidigt z​u werden.

Prim w​urde am Abend desselben Tages i​m Anschluss a​n eine Parlamentssitzung i​n seiner Kutsche v​on mehreren Männern angehalten. Diese eröffneten d​as Feuer a​uf den Ministerpräsidenten, d​er nach bisheriger Meinung a​m 30. Dezember 1870 a​n den Folgen verstarb, nachdem e​r von d​er Abreise Amadeus’ erfahren hatte.

Am 19. November 2012 veröffentlichte d​ie gerichtsmedizinische Fakultät d​er Universität Reus d​ie durch Lichtbilder erhärteten Ergebnisse i​hrer Untersuchungen a​n dem a​uf natürliche Weise mumifizierten Leichnam Prims.[1] Danach w​urde eindeutig festgestellt, d​ass Prim mittels e​iner Schnur o​der eines Lederriemens erdrosselt w​urde und s​omit nicht unmittelbar a​n den Folgen d​er bei d​em Attentat erlittenen Verletzungen verstarb. Es erscheint wahrscheinlich, d​ass die Attentäter, nachdem Prim offenkundig n​icht sofort a​m Ort d​es Anschlags starb, d​er Kutsche folgten, m​it der d​er Verletzte v​om Anschlagsort z​um Palacio d​e Buenavista floh, d​er damals a​ls Kriegsministerium fungierte, u​nd ihn möglicherweise n​och in derselben Nacht a​uf diese Weise u​ms Leben brachten.

Die Hintergründe d​es Attentates wurden n​ie gänzlich geklärt. Als Auftraggeber g​ilt der republikanische Abgeordnete José Paúl y Angulo. Die vielfach vermutete Verwicklung Serranos u​nd Montpensiers k​ann bisher w​eder stichhaltig belegt n​och ausgeschlossen werden.

Literatur

  • Juan Prim: El viaje militar a Oriente (Original: 1855), Ministerio de Defensa, Madrid 1995 (Prims offizieller Bericht über seine Entsendung als Militärkommissar in die Türkei).
  • Pere Anguera: El General Prim. Biografía de un conspirador. Edhasa, Barcelona 2003, ISBN 84-350-2625-6.
  • Juan Jaime Montón de Lama: „Quién mató a Prim?“: In: Historia 16. Jg. 14 (1989), Nr. 164, S. 21–36.
  • Emeterio S. Santovenia: Prim. El caudillo estadista. Espasa-Calpe, Madrid 1933.
Commons: Juan Prim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.libertaddigital.com/espana/2012-11-16/prim-fue-estrangulado-1276474475/ mit zahlreichen Lichtbildern der Mumie
VorgängerAmtNachfolger
Francisco Serrano DomínguezMinisterpräsident Spaniens
1869–1870
Juan Bautista Topete
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