Isabella II. (Spanien)
Isabella II. María Luisa, spanisch Isabel de Borbón y Borbón-Dos Sicilias oder Isabel II de España, (* 10. Oktober 1830 in Madrid; † 9. April 1904 in Paris) war von 1833 bis 1868 Königin von Spanien.
Kindheit und Jugend
Isabella war die Tochter von König Ferdinand VII. von Spanien (1784–1833) und dessen vierter Frau Maria Christina von Sizilien. Als die spanische Königin 1830 schwanger wurde, regelte König Ferdinand VII. seine Nachfolge neu. Er erklärte im März 1830 Teile des Salischen Rechts, das nur eine männliche Thronfolge vorsah, offiziell für ungültig. Damit überging er seinen jüngeren Bruder Don Carlos, der bisher als Thronfolger vorgesehen war.
Am 10. Oktober 1830 kam die spätere Königin Isabella II. zur Welt. Die Stimmung des Hofes bei ihrer Geburt fing der anwesende Historiker Carlos Cambronero mit folgenden Worten ein: „Ein Erbe, wenn auch Weibchen“. Die Anhänger von Don Carlos, die sogenannten Carlisten, sollten Isabella nach dem Tod von Ferdinand VII. 1833 tatsächlich die Anerkennung verweigern. Damit waren die Grundlagen für den sogenannten Ersten Karlistenkrieg, eine innerstaatliche Auseinandersetzung um die Krone, gelegt.[1] Isabella wurde tatsächlich nach dem Tod ihres Vaters am 29. September 1833 im Alter von zwei Jahren Königin. Vormund war ihre Mutter. Gegen die Empörung der Carlisten, Anhänger des von der Thronfolge ausgeschlossenen Bruders des verstorbenen Ferdinand VII., Carlos María Isidro de Borbón (1788–1855), sicherte die Königinmutter Maria Christina über ihre Verbindung mit den liberalen Parteien ihrer Tochter den Thron. 1840 wurde Maria Christina aus der Regentschaft verdrängt und verließ Spanien.[2] Die zehn Jahre alte Isabella blieb unter der Regentschaft von General Baldomero Espartero Königin.
Die „Spanischen Heiraten“
Isabella wurde am 8. November 1843 im Alter von 13 Jahren durch Beschluss der Cortes für majorenn („mündig“) erklärt. Die Frage ihrer Verheiratung hatte eine europäische Dimension. Der französische König Ludwig Philipp I. beanspruchte den spanischen Thron für seine Dynastie. England erhob dagegen Einspruch.
Königin Isabella II. heiratete am 10. Oktober 1846, an ihrem 16. Geburtstag, ihren Cousin Franz d’Assisi (1822–1902), den Sohn des Infanten Franz de Paula (1794–1865), der seinerseits wieder ein Sohn von König Karl IV. von Spanien war. Damit waren sowohl Isabella als auch ihr Mann Enkel dieses Königs; die Väter der Eheleute waren Brüder. Außerdem waren auch die Mütter der Ehepartner Geschwister aus dem Hause Bourbon-Sizilien. Franz war ein kränklicher Mann. Zugleich wurde Isabellas Schwester Luisa Fernanda (1832–1897) mit dem Sohn Ludwig Philipps, dem Herzog von Montpensier (1824–1890) vermählt. Man erwartete aus der Ehe der Königin wegen der scheinbar offenkundigen Zeugungsunfähigkeit des Prinzgemahls keine Kinder; die Absicht der Franzosen schien erreicht.
Regierungszeit
In der Regierung ihres Landes war die Königin von ihrer Umgebung abhängig, in der zuletzt die Nonne Patrocinio und der Intendant Marfori den meisten Einfluss besaßen. Wiederholte Aufstände änderten wohl die Ministerien, brachten aber keine Besserung der Regierung.
Am 2. Februar 1852 wollte der Priester Martín Merino y Gómez Isabella II. beim Verlassen einer Kirche mit einem Dolch töten, verwundete sie aber nur. Er wurde hingerichtet.[3][4]
Im September 1868 machte eine Erhebung, zu der sich die verschiedensten Parteiführer verbündet hatten, ihrer Herrschaft ein Ende, gerade als sie mit Kaiser Napoleon III. eine Einmischung in die römische Frage zugunsten des Papstes verabredet hatte; sie floh nach Frankreich. An ihrer Stelle wurde Francisco Serrano Domínguez als Regent eingesetzt, bis nach einer längeren Suche Anfang 1871 Amadeus von Savoyen den spanischen Thron bestieg. Einen Tag nach dessen Abdankung am 10. Februar 1873 wurde in Spanien die (Erste) Republik ausgerufen.
Isabella entsagte der Krone am 25. Juni 1870 zugunsten ihres Sohns. Alfons XII. wurde am 29. Dezember 1874 zum König ausgerufen. Sein Vater war offiziell Franz d’Assisi; an der Vaterschaft bestehen allerdings Zweifel. Isabella kehrte nach Spanien zurück und lebte teils dort, teils in Paris, wo sie am 9. April 1904 starb. Kurz vor ihrem Tod empfing sie Eugénie de Montijo; danach verschlimmerte sich ihre Erkältung.[5] Sie wurde im Pantheon der Könige des Klosters El Escorial bestattet. Isabella hinterließ hohe Schulden, die ihr Sohn nicht aus seinem Privatvermögen übernehmen wollte, sodass ihr Nachlass verkauft werden musste. Das Palais de Castille in der Avenue Kléber in Paris, wo sie gewohnt hatte, wurde von König Leopold II. von Belgien ersteigert, der auf dem Grundstück das Pariser Hotel Majestic erbauen ließ.[6]
Kinder
Königin Isabella II. hatte neun Kinder:
- Ferdinand (*/† 1850)
- Maria Isabel de Borbón (1851–1931) ⚭ 1868 Cajetan von Neapel-Sizilien (1846–1871)
- María Cristina (*/† 1854)
- Alfons XII. (1857–1885) König von Spanien
- ⚭ 1878 Maria de las Mercedes d’Orléans-Montpensier
- ⚭ 1879 Maria Christina von Österreich (1858–1929)
- María de la Concepción (1859–1861)
- María del Pilar (1861–1879)
- María de la Paz (1862–1946) ⚭ 1883 Ludwig Ferdinand von Bayern (1859–1949)
- Maria Eulalia (1864–1958) ⚭ 1886 Anton von Montpensier (1866–1930)
- Francisco (*/† 1866).
Siehe auch
Literatur
- Martin Baumeister: Isabella II. In: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige. C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1997, ISBN 3-406-42782-0, S. 224–242.
- Birgit Aschmann: Die zwei Körper der Königin: Isabella II. von Spanien und das doppelte Zerwürfnis in Ehe und Nation. In: Andreas Gelz, Dietmar Hüser, Sabine Ruß-Sattar (Hrsg.): Skandale zwischen Moderne und Postmoderne. Interdisziplinäre Perspektiven auf Formen gesellschaftlicher Transgression. Berlin/Boston 2014, S. 79–106.
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Fahrmeir: Europa zwischen Restauration, Reform und Revolution 1815–1850. Oldenbourg, München 2012, S. 66; Birgit Aschmann: Von der "niña inocente" zur "ilustre prostituta". Techniken der Apologie und Delegitimierung der spanischen Königin Isabella II. über den Genderdiskurs. In: Claudia Jarzebowski/Anne Kwaschik (Hg.): Performing Emotions. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Politik und Emotionen in der Frühen Neuzeit und in der Moderne. Göttingen 2013, S. 217–240, hier S. 217.
- Martin Baumeister: Isabella II. In: Walther L. Bernecker, Carlos Collado Seidel, Paul Hoser (Hrsg.): Die spanischen Könige. C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1997, ISBN 3-406-42782-0, S. 228.
- Dickinson-College: Queen of Spain survives assassination attempt in Madrid. Abgerufen am 1. Februar 2012.
- Rachel Challice: The secret history of the court of Spain during the last century, Seite 180. London 1909, abgefragt am 1. Februar 2012
- History Today Volume 54 Issue 4 April 2004
- Gustav Siösteen: Das moderne Belgien. Paetel, Berlin 1909, S. 266 f.
Vorgänger | Amt | Nachfolgerinnen |
---|---|---|
Ferdinand von Bourbon und Bourbon-Parma (Ferdinand VII.) | Fürstin von Asturien 1833 | Isabella von Bourbon und Bourbon |
Ferdinand VII. | Königin von Spanien 1833–1868 | Francisco Serrano Domínguez (Regent) |