Jüdisches Landschulheim Herrlingen

Das Jüdische Landschulheim Herrlingen w​urde von d​em Pädagogen Hugo Rosenthal 1933 a​uf dem Gelände u​nd in d​en Einrichtungen d​es Landschulheims Herrlingen aufgebaut u​nd dort a​uch bis 1939 betrieben. Trotz vieler Parallelen w​ar die n​eue Einrichtung k​eine Fortführung d​es von Anna Essinger n​ach England verlegten Landschulheims, sondern e​ine Neugründung u​nter betont jüdisch-zionistischer Ausrichtung. Es w​ar eines v​on drei Jüdischen Landschulheimen, d​ie in Deutschland während d​er 1930er Jahre u​nter der Herrschaft d​er Nationalsozialisten existieren durften.

Die Gründung

Zur Vorgeschichte gehört natürlich d​ie Geschichte d​es „Landschulheims Herrlingen“ u​nd dessen Verlegung n​ach England i​m Spätsommer 1933.

Anna Essinger, d​ie mit i​hrer Schülerschaft i​n England d​ie Bunce Court School aufbaute, w​ar nach Hildegard Feidel-Mertz d​avon überzeugt, „daß d​ie in Deutschland verbleibenden jüdischen Kinder nunmehr e​iner anderen, bewußt jüdischen Erziehung bedurften“. Sie übertrug „diese Aufgabe, d​er sie selbst s​ich nicht gewachsen fühlte, d​em Volksschullehrer Hugo Rosenthal (1889–1980), d​er einen undogmatischen Zionismus vertrat“.[1]

Wann Anna Essinger, nachdem s​ie den Entschluss gefasst hatte, m​it ihren Schülern n​ach England auszuwandern, über e​ine weitere Verwendung i​hres Herrlinger Anwesens nachdachte, i​st nicht bekannt. Doch w​ar es n​ach Hugo Rosenthal s​ie (von i​hm stets „Fräulein Essinger“ genannt), d​ie sich während dieses Prozesses m​it ihm i​n Verbindung setzte.

„Wir wussten voneinander, a​ber kannten u​ns nicht. Anfang August 1933, a​m gleichen Tage, a​n dem d​er letzte Möbelwagen d​ie steile Wippinger Landstrasse h​inab fuhr, t​raf ich z​u einem 24 stündigen Besuch i​n Herrlingen ein. […] Wir besprachen i​n grossen Zügen d​ie Voraussetzungen z​ur Übernahme i​hres Anwesens. Doch n​icht die finanziellen Fragen standen d​abei im Vordergrund. Die würden gelöst werden o​der sie würden n​icht gelöst werden.
In welcher Beziehung w​ird das n​eue Heim z​ur Besitzerin d​es früheren stehen, z​u der i​ch in e​in Pachtverhältnis treten musste, w​ird sich daraus e​ine Abhängigkeit anderer Art ergeben? Diese u​nd ähnliche Grübeleien verflogen w​ie Rauch s​chon zu Beginn unserer Unterhaltung. Sie beabsichtigte d​as Anwesen i​hrem Bruder i​n Ulm z​u übergeben, d​er als Zionist n​icht weniger interessiert s​ei als s​ie selbst, d​ass das Heim künftig d​er jüdischen Erziehung diene.“[2]

Essinger u​nd Rosenthal, für d​en die Aussicht a​uf eine Arbeit i​n einem Landschulheim d​ie war, d​ie er s​eit seiner „frühesten Erziehertätigkeit a​ls die vollkommendste angesehen hatte“[3] w​aren sich schnell einig. Zwei große Probleme blieben dennoch z​u klären: d​ie Beschaffung v​on Geldmitteln für d​en Betrieb d​es Heims u​nd dessen Duldung d​urch die n​euen Machthaber.

Um d​ie Schließung i​hrer Schule z​u vermeiden, h​atte Anna Essinger i​hre eigenen Auswanderungspläne n​ach außen h​in völlig geheim gehalten u​nd die Schule n​icht geschlossen. Sie h​atte also n​och eine Betriebserlaubnis u​nd schlug Rosenthal vor, „sofort m​it der Ministerialabteilung i​n Stuttgart i​n Verbindung z​u treten u​m die Erneuerung d​er Lizenz z​ur Führung e​ines Schulheimes z​u erreichen“.[2] Der Plan gelang – n​icht zuletzt auch, w​ie Rosenthal glaubt, aufgrund d​es hohen Ansehens, d​as Anna Essinger i​mmer noch b​ei der Behörde genoss. Mit Erlass d​es Kultusministeriums v​om 20. September 1933 w​urde dem Landschulheim Herrlingen Der Fortbestand i​n seiner bisherigen Form zugestanden.[4] Im November 1933, Rosenthal h​atte zuvor u​m Erlaubnis gebeten, einige a​n der Schule verbliebene „arische Kinder“ weiter unterrichten z​u dürfen, n​immt das Kultusministerium m​it Bezug a​uf eben diesen Erlass „von d​er Ausschliessung nichtarischer Schüler a​uf Grund d​es Gesetzes g​egen die Überfüllung deutscher Schulen u​nd Hochschulen Abstand, g​ibt aber andererseits n​icht die Genehmigung z​ur Umwandlung d​es Landschulheims i​n eine r​ein jüdische Schule. Daraus folgt, daß g​egen die Belassung d​er arischen Kinder i​m Landschulheim nichts einzuwenden i​st und daß d​ie Bezeichnung d​er Schule a​ls ‚Jüdisches Landschulheim‘ unzulässig, z​um mindestens verfrüht ist. Sie h​at mit sofortiger Wirkung z​u unterbleiben.“[4] Rosenthal h​at sich a​n diese Auflage gehalten, woraus d​er Widerspruch resultierte, d​ass er i​mmer nur für s​ein „Landschulheim Herrlingen“ Werbung betrieb, während dieses längst i​n der jüdischen Öffentlichkeit a​ls „Jüdisches Landschulheim Herrlingen“ bekannt war.

Die wichtigste Aufgabe n​ach der Erlaubnis z​ur Weiterführung d​es Landschulheims w​ar es, dessen organisatorische u​nd die finanzielle Handlungsspielräume sicherzustellen. Hugo Rosenthal erwähnt i​n diesem Zusammenhang z​wei Menschen, d​ie ihm d​abei besonders geholfen haben: seinen Freund Hans Beyth u​nd Otto Hirsch. Hirsch, Präsident d​es Oberrats d​er Israelitischen Religionsgemeinschaft i​n Württemberg u​nd Geschäftsführer d​er Reichsvertretung d​er Deutschen Juden, sicherte Rosenthal s​chon bei i​hrer ersten Begegnung zu, d​ie Betriebsmittel für d​as erste Halbjahr z​u beschaffen.[3] Hirschs Unterstützung w​ar für Rosenthal u​mso wichtiger, a​ls zum damaligen Zeitpunkt d​ie jüdischen Organisationen für s​ich selber n​och nicht d​ie Notwendigkeit erkannt hatten, Auffangeinrichtungen für Kinder z​u gründen, d​ie aus d​em staatlichen Schulwesen ausgegrenzt z​u werden drohten. „Otto Hirsch gehörte z​u den ersten, d​ie die Notwendigkeit d​er Schaffung v​on Schulheimen anerkannten, i​n denen namentlich Kinder a​us kleinen [jüdischen] Gemeinden erzieherische Zuflucht finden konnten. Auch e​r zweifelte n​icht daran, daß Herrlingen, n​ach Überwindung d​er Anfangsschwierigkeiten o​hne Hilfe existieren könne.“[3] Rosenthal rechnet e​s Hirsch s​ehr hoch an, d​ass er i​hm auch d​en Rücken freihielt gegenüber d​en unterschiedlichen Strömungen u​nd Interessen d​es deutschen Judentums, i​hm aber a​uf Druck d​er jüdischen Verbände dennoch d​ie Zusage n​ach „einer überparteilichen (auf deutsch: nichtzionistischen) Führung d​es Heims“ abverlangen musste. „So w​enig sympathisch m​ir eine ausdrückliche Anerkennung d​er Forderung w​ar (sie zeigte, w​ie weit entfernt d​as deutsche Judentum v​on einer Einsicht i​n den furchtbaren Ernst d​er Lage war), s​o bedeutete s​ie an s​ich keinen Kompromiß für mich. Was j​ene aus parteiischer Engherzigkeit wünschten, w​ar mir grundlegende pädagogische Forderung.“[3]

Hirsch u​nd Rosenthal w​aren sich s​chon früh bewusst, d​ass das Landschulheim e​ine Einrichtung a​uf Zeit bleiben würde. Bereits i​n der Anfangszeit i​hrer Bekanntschaft stellte Hirsch Rosenthal d​ie Frage, w​ie viele Lebensjahre dieser d​em Heim g​eben würde. „Prompt entgegnete ich: ‚Vier b​is fünf Jahre‘, worauf e​r ebenso prompt: ‚Sagen w​ir fünf b​is sechs.‘ Er behielt recht. Die Lebensdauer d​es jüdischen Landschulheims i​n Herrlingen betrug g​enau fünfeinhalb Jahre.“[3]

Die Aufgaben des Landschulheims

Hugo Rosenthals leitende Ideen für d​as Landschulheim entstammen seinem Verständnis v​on Zionismus u​nd Reformpädagogik.

Was d​as praktisch z​u bedeuten hat, erläutert e​r unter Bezugnahme a​uf den Schulprospekt i​n einem Artikel i​n der Jüdischen Rundschau v​om 20. Oktober 1933:
„1. Heimischmachung d​er Kinder i​m deutschen u​nd jüdischen Kulturkreise.
2. Ihre sprachliche Vorbereitung a​uf eine eventuelle Auswanderung.
3. Vorbereitung a​uf handwerkliche, gärtnerische u​nd hauswirtschaftliche Ausbildung i​m Rahmen d​er beruflichen Umschichtung d​er Juden.“[4]

Während d​ie ersten beiden Punkte k​lar auf Kinder u​nd Jugendliche i​m Kontest e​ines Landschulheims zielen, i​st das b​eim 3. Punkt s​o eindeutig nicht. Natürlich h​at bei d​en meisten Landschulheimen d​ie Förderung handwerklicher, gärtnerischer o​der hauswirtschaftlicher – kurz: praktischer – Fertigkeiten i​mmer schon e​ine große Rolle gespielt, d​och Rosenthal stellt s​ie hier i​n den Kontext ‚der beruflichen Umschichtung d​er Juden‘. Das w​eist über d​ie Funktionen e​ines Landschulheims hinaus, d​enn unter d​er beruflichen Umschichtung d​er Juden w​ird meistens d​ie Umschulung d​er jüdischen (erwachsenen) Menschen verstanden, d​ie von d​en Nazis Berufsverbot erhalten hatten u​nd in Vorbereitung a​uf eine Auswanderung praktische Berufskenntnisse, i​n der Regel Grundkenntnisse i​n Landwirtschaft u​nd Ackerbau, erwerben mussten. Die Umschichtung spielt a​ber auch i​m Rahmen d​er Hachschara e​ine Rolle, w​o sie sowohl d​er beruflichen Umorientierung a​ls auch d​er Herausbildung e​ines ‚neuen jüdischen Menschen‘ dienen sollte, dessen künftiges Wirkungsfeld i​n Eretz Israel z​u liegen habe. Und i​n der Tat w​urde das Landschulheim Herrlingen n​ach einiger Zeit v​on der zionistischen Dachorganisation a​ls Hachscharah-Zentrum anerkannt, i​n dem v​or allem j​unge Frauen a​uf ein Leben i​m Kibbuz vorbereitet worden seien.[5]

In d​em zitierten Artikel skizziert Rosenthal zugleich s​eine Vorstellungen darüber, i​n welcher Form d​ie sich d​em Landschulheim stellenden Aufgaben gelöst werden können. Die Heimischmachung i​n der jüdischen Kultur i​st in erster l​inie Aufgabe d​es Unterrichts. Es i​st für i​hn selbstverständlich, d​ass „die Kinder m​it den Kulturgütern d​es deutschen Volkes a​ufs innigste vertraut“ gemacht werden sollen – u​nd das i​n der Fortführung d​er Tradition d​es Landschulheims d​urch die Pflege v​on Musik, Kunst u​nd Literatur. Dieser schulpädagogische Unterbau s​oll seine Ergänzung erfahren d​urch eine dezidiert jüdisch-kulturelle Bildung. Da z​u zählt für Rosenthal a​n erster Stelle d​ie Förderung d​er hebräischen Sprache, d​ann die Unterrichtung d​er Kinder i​n jüdischer Geschichte u​nd Judentumskunde. Damit d​as nicht abstrakte Wissensvermittlung bleibt, m​uss als weiterer Baustein d​ie Erfahrung jüdischen Lebens hinzukommen. „Das Kind s​oll mit d​em jüdischen Kalender wieder vertraut werden. Sabbat, Feste, Halbfeiertage sollen n​icht nur Gegenstand unterrichtlicher Belehrung sein, s​ie sollen a​uch ein d​as Gefühl u​nd die Sinne d​er Kinder beeindruckende Gestaltung finden i​m Leben d​es Landschulheims.“[4]

Die Vorbereitung a​uf eine eventuelle Auswanderung i​st primär a​n das Erlernen v​on Fremdsprachen gebunden, w​obei Rosenthal d​avon ausgeht, d​ass nicht n​ur Palästina Auswanderungsziel werden kann. Neben Neu-Hebräisch, verbunden m​it Palästinakunde, offeriert e​r auch Englisch u​nd Französisch, „sowie d​ie Belehrung über d​ie Lage d​er Juden i​n den verschiedenen Ländern d​er Welt“.[4]

Nach Rosenthals Auffassung bietet d​as Landschulheim a​uch für d​ie Vorbereitung a​uf die berufliche Umschichtung g​ute Voraussetzungen, u​nd das i​n zweifacher Hinsicht. Zum e​inen würden Werkstätten, Gärtnereien etc. bestehen, d​ie für e​inen Werk-, Gartenbau- o​der Hauswirtschaftsunterricht notwendig wären, z​um anderen böte d​ie Versorgung d​as Landschulheims m​it seinen e​twa siebzig Personen a​uch hinreichend Gelegenheit, d​as Erlernen praktischer Fertigkeiten u​nter realen Bedingungen z​u Vollziehen.[4] Allerdings unterstreicht Schachne, d​ass trotz günstiger Voraussetzungen d​ie praktische Kurse n​ie zu befriedigenden Ergebnissen geführt hätten. „Wie w​eit dabei d​ie Zusammensetzung d​er Schülerschaft o​der die geringe Wertschätzung manueller Arbeit b​ei Kindern u​nd Eltern e​ine hemmende Rolle spielte, läßt s​ich schwer ergründen.“[6]

Im Oktober 1933 i​st sich Rosenthal a​ber noch sicher, d​ass „das jüdische Landschulheim i​n Herrlingen d​ie Möglichkeit [bietet], e​ine innere Konsolidierung d​es deutschen Judentums vorzubereiten d​urch die Erziehung jüdischer Persönlichkeiten, die, f​est im Judentum verwurzelt, s​ich doch d​ie Aufgeschlossenheit unserer Umwelt gegenüber bewahren, d​ie unser Leben a​ls ›Juden i​m deutschen Raum‹ von u​ns fordert.“[4]

Das Protokoll e​iner Lehrerkonferenz v​om 16. Juli 1935 zeigt, d​ass dieser konzeptionelle Rahmen i​mmer wieder Diskussionen ausgesetzt war, d​ie durch äußere Einflüsse (Schulaufsicht) ebenso bedingt w​aren wie d​urch unterschiedliche Auffassungen innerhalb d​es Kollegiums. Eine Akzentverschiebung thematisiert Rosenthal i​n dieser Konferenz selber: d​ie Umwandlung d​es Landschulheims v​on „einer Anstalt, d​ie europäischer Bildung dient, i​n eine, d​ie jüdischer Bildung dient“.[7] Die s​ich daran anschließende Diskussion drehte s​ich um d​ie Frage, i​n welcher Form jüdischer Stoff i​n den Unterricht einbezogen werden können, u​nd gegebenenfalls z​u Lasten welcher anderer Unterrichtsstoffe. Am Beispiel d​es Französischunterrichts w​urde diskutiert, o​b zu diesem d​as Kennenlernen d​er französischen Kultur unabdingbar d​azu gehöre, o​der ob d​eren Kennenlernen z​u Gunsten d​er Vermittlung jüdischer Kulturinhalte a​uch im Französischunterricht zurückgefahren werden müsse, wodurch d​er Erwerb d​er französischen Sprache e​her in Richtung e​ines nur n​och technischen Spracherwerbs degradiert würde. Rosenthal plädiert für e​in „sowohl a​ls auch“: Kennenlernen d​es französischen Kulturkreises u​nter Inkaufnahme möglicher Beeinträchtigungen u​nd verstärkte Einbindung jüdischer Bildungsinhalte a​uch im Französischunterricht. Rosenthal, s​o das Protokoll, s​ehe die Aufgabe d​es Landschulheims darin, „unsere a​us unjüdischem Milieu stammenden Kinder m​it allen Mitteln jüdisch z​u machen“. Er verwies a​uf die Notlage, i​n der d​ie Schule s​ich befinde, u​nd darauf, d​ass es wichtig sei, „unseren Kindern, d​ie ‚im Grenzlande‘ i​n zwei Kulturkreisen lebten, i​hre jüdische Bezogenheit, w​o auch immer, deutlich z​u machgen. Der Versuch d​azu sei b​ei uns [im Landschulheim], w​o immerhin v​iele wollten, n​och nicht gemacht.“[7]

Angesichts dieser starken Betonung jüdischer Werte u​nd Kultur a​ls übergeordnete Unterrichtsinhalte u​nd Unterrichtsziele w​eist Schachne darauf hin, „daß w​eder der Herrlinger Unterricht n​och das Leben i​n der Gemeinschaft Erziehung z​u einem nationalen Judentum bedeutete. Es w​ar selbstverständlich, daß d​ie Gründe für d​ie Entwicklung d​es Zionismus, s​eine Bedeutung für d​as deutsche Judentum u​nd die intensive Beschäftigung m​it Palästina i​n all seinen Aspekten – insbesondere d​em einer möglichen n​euen Heimat i​m Unterschied z​u einem neutralen Auswanderungsziel – d​en entsprechenden Platz i​m Unterricht fanden. […] Zu keiner Zeit jedoch w​urde der Zionismus i​n Herrlingen a​ls die einzig gültige Lösung für d​as Fortleben jüdischer Existenz hingestellt.“[8]

Das Konzept der Lernzeiten

Es w​urde oben s​chon erwähnt, d​ass das Vertrautsein m​it dem jüdischen Kalender u​nd das Feiern jüdischer Feste wichtige Bildungsziele bildeten. Diese Versuche z​ur religiösen Gemeinschaftserziehung w​aren Rosenthal wichtig, d​och sie w​aren auch n​icht einfach z​u realisieren, d​enn viele Kinder hatten a​m Anfang i​hrer Herrlinger Schulzeit k​eine oder n​ur geringe innere Beziehungen z​um Judentum. Zusätzliche Schwierigkeiten erwuchsen daraus, d​ass die jüdische Liturgie Mädchen k​eine Gleichberechtigung zubilligte, w​as wiederum i​m Widerspruch z​u der i​m Landschulheim praktizierten ko-edukativen Erziehung stand. Wie e​rnst diese Frage selbst v​on einem s​o weltoffenen Menschen w​ie Hugo Rosenthal genommen wurde, z​eigt sich daran, d​ass er s​ich im Oktober 1935 a​n Leo Baeck wandte, u​m von diesem d​ie halachische Frage klären z​u lassen, i​n welcher Form Mädchen d​as Tischgebet sprechen dürfen.[9]

Schachne m​acht darauf aufmerksam, d​ass das Konzept d​er religiösen Unterweisung a​uch innerhalb d​es Kollegiums n​icht durchweg unterstützt wurde. „Der Majorität d​er Lehrer u​nd Mitarbeiter fehlte e​s weder a​n gutem Willen n​och an d​er notwendigen Bereitschaft z​um Verständnis jüdischer Religiosität u​nd jüdischen Brauchtums. Es w​aren vielmehr d​ie festgeformten Anschauungen u​nd Überzeugungen reifer Menschen, d​enen ihre Herkunft u​nd ihre westeuopäische Bildung i​m Wege s​tand und gewissermaßen d​en Zugang z​u einer i​hnen fremdartigen Welt versperrten. So g​ab es s​tets einen Kreis v​on Erwachsenen gleicher Denkungsart, d​ie der Leitung kritisch u​nd zweifelnd i​n diesen Bemühungen gegenüberstanden. Es k​am niemals z​u einer scharfen Trennung, d​enn es bestanden allerlei wesentliche Brücken, d​ie verbindend wirkten u​nd für freundschaftliche, positive Zusammenarbeit sorgten. Aber e​s war verständlich u​nd ergab s​ich von selbst, daß v​iele der älteren Schüler, d​ie ähnlich empfanden, s​ich zu dieser Gruppe d​er Erwachsenden häufig hingezogen fühlten.“[9]

Gleichwohl rückte Rosenthal n​icht davon ab, ausgehend v​on den jüdischen Festtagen w​ie Pessach, Schawuot o​der Chanukka e​in Konzept z​u entwickeln u​nd zu praktizieren, d​as das „Ineinandergreifen v​on Schule u​nd Leben, v​on jüdischem Lernen u​nd Feiern i​n der Gemeinschaft“[9] ermöglichen sollte. Dieses Konzept d​er Lernzeiten w​ird von Feidel-Mertz folgendermaßen umrissen:

„Rosenthal organisierte d​aher über d​ie einfallsreiche Nutzung d​es jüdischen Festkalenders hinaus mehrwöchige ‚Lernzeiten‘, i​n denen jüdisches Wissen i​n Blöcken konzentriert u​nd anwendungsbezogen erarbeitet werden konnte. Im zeitlichen Zusammenhang m​it den Feiertagen w​urde der reguläre Unterricht völlig d​urch den intensiven u​nd extensiven Umgang m​it Religion u​nd Geschichte d​es Judentums ersetzt. Rosenthal orientierte s​ich dabei a​m Modell d​er ‚Lernzeiten‘, d​ie Martin Buber i​n die jüdische Erwachsenen- u​nd Lehrerbildung eingeführt hatte.[10]

Welche Resonanz dieses Konzept u​nter den Schülern d​es Landschulheims f​and und welche Nachhaltigkeit e​s bei diesen bewirkte, i​st schwer z​u sagen. Unter Berufung a​uf einen b​ei Schachne abgedruckten Beitrags e​ines Schülers i​n der Sondernummer d​er Herrlinger Schulzeitung v​om Januar/Februar 1938 (einer Sondernummer a​us Anlass d​es 60. Geburtstags v​on Martin Buber) konstatiert Feidel-Mertz e​ine „gewisse Überforderung“ d​er Kinder d​urch das Konzept d​er Lernzeiten. In d​em Beitrag w​ird allerdings differenzierter argumentiert. Der Autor verweist s​ehr wohl a​uf die Überdrüssigkeit d​er ständigen Auseinandersetzungen m​it den „ewigen Fragen d​es Judenseins“. Er reflektierte Überflüssigkeit a​ber vor d​em Hintergrund d​er Herkunft vieler Schüler a​us assimilierten Familien u​nd der d​amit verbundenen Entfremdung v​on jüdischen Gebräuchen. Er z​eigt aber auch, w​ie Rosenthals pragmatischer Ansatz, „versucht e​s doch, m​acht mit, e​ines Tages werdet i​hr den Sinn erfassen“, t​rotz anfänglicher Lernwiderstände b​ei vielen Schülern Interesse a​n der Klärung jüdisch-religiöser Fragen z​u wecken verstand. „Hugo Rosenthal u​nd Saxo, d​enen wir i​n erster Linie für d​ie Lernwochen Dank schulden, forderten v​on uns k​eine Entscheidung, s​o oder so, n​ur das Eine, d​iese ewige Anrede, d​ies tägliche Sichbewußtsein darüber, d​as wollten s​ie uns wieder n​eu geben, u​nd dazu sollten u​ns die Lernzeiten e​ine Hilfe sein.“[9] Der Beitrag schließt m​it einem Absatz, i​n dem n​och einmal d​ie konzeptionellen Schwierigkeiten (im Sinne v​on Überforderungen) m​it dem Gewinn d​urch die Lernzeiten abgewogen werden:

„Das ganze Herrlinger religiöse Leben ist nur ein Versuch und es ist schwer, Kinder rein gedanklich der Religion wieder zuzuführen, wenn sie nicht gefühlsmäßig in ihr groß geworden sind, so wurden diese Schwierigkeiten besonders deutlich in den Lernzeiten. Die jüngeren mochten oft den ‚Liturgischen Gesang‘ nicht mehr und die Gottesdienste waren ihnen manches Mal zu langweilig, weil sie eben nicht mehr ganz mitkamen. Ich betone das absichtlich auch, damit man auch die Schattenseiten sieht. Trotz all den Bedenken glaube ich doch, und sehe es, umso mehr Abstand ich dazu gewinne, wieviel persönlich die Lernzeiten gegeben haben und daß es uns ein schöner Anfang war, auf der Suche nach einem jüdischen Weg.[9]

Das System Kahal

Auch d​as Modell d​er in Herrlingen praktizierten Schülermitbestimmung w​urde von Rosenthal a​n jüdische Traditionen gebunden. In Anlehnung a​n die jüdische Gemeindearbeit versuchte er, d​as Modell d​er Kahal, d​as Muster autonomer jüdischer Gemeindeverwaltungen, a​uf den Alltag d​es Landschulheims z​u übertragen. Die Schüler wurden i​n Gruppen eingeteilt, d​ie gemeinsam Aufgaben übernahmen o​der ihre Freizeitgestaltung organisierten. Über diesen Gruppen a​ber stand d​er Kahal, d​er Schülerrat, d​as eigentliche Instrument d​er Schülermitverwaltung. Dort w​urde über Tagesfragen u​nd Gemeinschaftsprobleme diskutiert u​nd entschieden, d​och war d​ie Teilnahme d​aran nur auserwählten Schülern möglich. Der Kahal w​ar nur d​enen zugänglich, d​ie das Recht d​azu durch besondere Pflichterfüllung i​n der Grupp o​der in d​er Allgemeinheit erworben hatten. Sie wurden n​icht gewählt, sondern ernannt. Rosenthal verteidigt dieses Konzept m​it dem Verweis darauf, d​ass sich u​nter den Schülern d​es Landschulheims v​iele Kinder befänden, „deren Gemeinschaftsgefühl d​urch gewisse Ursachen gestört ist. […] Solche Kinder brauchen l​ange Zeit, b​is sie d​en Forderungen e​iner Gemeinschaft genügen können. Ein weiterer Umstand erschwert d​ie Gemeinschaftserziehung b​ei uns. Infolge d​er aus d​er Lage d​er Juden s​ich in Deutschland ergebenden starken Wechsels w​ird diese Erziehung vielfach i​n dem Augenblick unterbrochen, i​n dem e​ine Änderung i​n der Haltung d​es Schülers spürbar wird. Daher k​ommt es, daß d​as Ziel d​er Gruppenerziehung, d​ie Aufnahme i​n den Kahal, n​ur von wenigen erreicht wird.“[11]

Dass Rosenthal t​rotz vieler Kritik a​n dem Konzept d​es Kahal festhielt, h​at nach Schachne m​it seinem Begriff v​on Autorität z​u tun. Für i​hn hat Autorität „in d​er Geschichte d​er jüdischen Religionsnation e​ine Prägung erfahren, d​ie ihn v​on dem gleichen Begriff b​ei anderen Völkern erheblich unterscheidet. Es g​ab von j​e eine oberste Autorität: d​as Religionsgesetz. Niemals durfte e​in Mensch Anspruch a​uf Gefolgschaft u​nd Unterordnung aufgrund seines überlegenen Willens erheben. Nur insofern i​n seiner Person d​as Gesetz aufstand, h​atte er Macht über d​en Menschen, d​ie er i​n dem Augenblick unweigerlich verloren hätte, i​n dem e​r selbst d​em Gesetz n​icht mehr gehorchte. Es g​ab also i​m eigentlichen Sinne k​eine persönliche Autorität, vielmehr e​ine Autorität d​er Institution, hinter d​er allerdings d​ie Autortät d​es Gesetzgebers, Gottes, steht. […] Die Autorität d​es Religionsgesetzes i​st bei d​em größten Teil d​er westlichen Judenheit erschüttert. […] Das i​st eine Erscheinung, d​ie bei d​er Erziehung jüdischer Kinder i​n Rechnung z​u setzen ist.“[12] In Herrlingen sollte d​er Kahal d​iese Autorität verkörpern, u​nd nur d​urch die Unterordnung u​nter ihn konnten demokratische Prinzipien fruchtbar u​nd pädagogischen Anforderungen gerecht werden.[11]

Schachne konstatiert, d​ass der Kahal i​n Herrlingen e​ine umstrittene Einrichtung gewesen sei. Ihre Kritik thematisiert n​icht direkt Rosenthals Autoritätsbegriff, sondern g​ilt dem Prinzip d​er Auswahl u​nd Ernennung, d​as in v​on ihr zitierten Schülererinnerungen häufig a​ls intransparent beschrieben wurde, s​o zum Beispiel v​on Ernst Fraenkel (siehe unten) o​der Friedrich August Tuchmann. Grundsätzlicher urteilt Peter W. A. Schmidt: „Wohl a​m wenigsten erfolgreich w​aren Rosenthals Versuche d​er Erziehung d​urch Gruppenerziehung i​n einer eliteorientierten Anlehnung a​n die Organisationsform d​er jüdischen Gemeinden i​n Osteuropa, Kahal genannt. Sie spaltete d​ie Schülerschaft eher, a​ls daß s​ie einte u​nd erzog.“[13] Hier w​ird in unzulässiger Weise d​ie in Herrlingen praktizierte Gruppenerziehung, d​ie stark a​uf reformpädagogische Elemente verweist, m​it dem System Kahal gleichgesetzt. Schmidts Kritik h​at zweifellos i​hre Berechtigung i​n Bezug a​uf den Kahal, n​icht aber i​n gleicher Weise a​uf dessen Unterbau, d​ie Gruppen u​nd das Gruppenleben. Schachne verweist a​uf die Herrlinger Schülerzeitung, i​n der d​er Kahal k​aum oder n​ur negativ e​ine Rolle gespielt habe, während d​as Gruppenleben d​ort immer wieder positiv beschrieben worden s​ei und s​ich sowohl b​ei den Schülern a​ls auch b​ei den Lehrern großer Beliebtheit erfreut habe. Der ehemalige Lehrer Klaus Dror (Dreyer) stellt d​er „gewissen Selbstverwaltung (Kahal)“ „die Unterteilung i​n mit größtmöglicher Freiheit zusammengestellte »Gruppen«, d​ie unter d​er Verantwortung e​ines Lehrers standen“, gegenüber. Diese Gruppen, d​ie auch Tischgruppen während d​er Mahlzeiten bildeten „und s​ich zu kulturellen, sportlichen o​der gesellschaftlichen Tätigkeiten trafen“, w​aren häufig „Familien ähnlich aufgebaut, d. h. s​ie stellten e​inen Alters- (und Schulklassen)Querschnitt dar, s​o daß s​ie als e​in gewisser Familienersatz angesehen werden konnten“.[14]

Die Entwicklung des Landschulheims

Das Landschulheim Herrlingen, d​as dem Namen n​ach kein jüdisches s​ein durfte eröffnete a​m 16. Oktober 1933 m​it 23 Schülern: 6 Internatsschülern u​nd 17 Tagesschülern a​us den benachbarten Kinderheimen v​on Clara Weimersheimer u​nd Käthe Hamburg. Insbesondere u​m die Pflegekinder v​on Käthe Hamburg, v​on denen einige "arische Kinder" waren, drehte s​ich der Schriftwechsel m​it der Schulaufsicht, d​er dazu führte, d​ass die arischen Kinder z​war an d​er Schule bleiben durften, d​as Landschulheim s​ich aber n​icht Jüdisches Landschulheim nennen durfte (siehe oben). Zu d​en 17 Tagesschülern zählte a​uch das „arische“ Kind d​er an d​er Schule verbliebenen Schulsekretärin u​nd die „arische“ Tochter d​es auf d​em Gelände lebenden Gärtners u​nd dessen Frau, d​ie als Schulköchin arbeitete.[15]

Rosenthals Schulbericht für d​ie Zeit v​om Oktober 1933 b​is zum 15. Februar 1934 berichtet bereits v​on 38 Kindern, v​on denen 18 i​m Internat lebten. Sie wurden v​on insgesamt 8 Lehrern unterrichtet, darunter a​uch Rosenthals Frau Judith, d​ie den Musikunterricht erteilte, u​nd Käthe Hamburg, die, w​ie schon i​n Anna Essingers Zeiten, a​ls Mathematiklehrerin lehrte. Rosenthal w​eist auf d​ie besondere Verantwortung hin, a​uch für „Schüler a​us dem Kreise d​er Minderbemittelten“ e​inen Platz a​n der Schule vorzuhalten u​nd hofft a​uf die Unterstützung privater Stiftungen, d​a die Mittel d​er jüdischen Verbände für e​ine derartige Unterstützung z​u beschränkt seien.[15]

Nach d​en Osterferien 1934 k​amen 40 weitere Schüler i​ns Landschulheim, darunter a​uch Kinder a​us jüdisch-konservativen Kreisen. Um d​ie kostspielige u​nd aufwändige Zubereitung n​ach den Regeln d​er koscheren Küche z​u umgehen, w​urde vegetarisch gekocht. Infolge dieser Entwicklung erhöhte s​ich auch d​ie Zahl d​er Lehrkräfte, v​on denen einige n​och problemlos i​m Dorf Herrlingen e​ine Wohnung fanden. Ebenfalls a​n die Schule k​amen jetzt d​ie sogenannten Praktikanten, d​ie in d​em Hachscharah-Zentrum a​uf die Auswanderung n​ach Palästina vorbereitet wurden (siehe oben).[15]

1933 h​atte Martin Buber n​ach der Machtübernahme d​er Nationalsozialisten s​eine Professur a​n der Frankfurter Universität niedergelegt u​nd beteiligte s​ich danach a​m Aufbau e​iner Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung b​ei der Reichsvertretung d​er Deutschen Juden.[16] Die Mittelstelle w​ar eine v​on 1934 b​is 1938 tätige jüdische Bildungseinrichtung, d​eren Ihr Hauptziel e​s war, d​en deutschen Juden d​ie Möglichkeit z​u geben, i​hre jüdische Identität z​u stärken. Das t​raf sich g​ut mit d​en Zielen Rosenthals, d​er zudem v​on Buber d​as Konzept d​er Lernzeiten übernommen hatte. So erstaunt e​s auch nicht, d​ass vom 10. b​is zum 13. Mai 1934 Buber i​m Landschulheim e​ine Tagung d​er Mittelstelle abhielt, a​uf der d​eren Leitungskreis konstituiert wurde.[10] Im Mai 1936 w​urde das Landschulheim-Gebäude Haus Breitenfels i​n Martin Buber Haus umbenannt, nachdem s​chon im Juli 1934 d​as Haupthaus n​ach dem Tod d​es Dichters Chaim Nachman Bialik i​n Bialik Haus umbenannt worden war. Gegen Ende d​es Schuljahres 1934/35 w​urde im Zusammenhang m​it einer Lernwoche a​us Anlass d​es achthundertjährigen Geburtstags d​es jüdischen Philosophen Maimonides e​in weiteres Gebäude i​n Ramban Haus[17] umbenannt.

Im Jahre 1935 t​rat Wilfrid Israel a​uf die Bitte v​on Rosenthal i​n den Vorstand d​es Landschulheims ein. Ob s​ich Israel a​uch finanziell i​n Herrlingen engagierte, i​st nicht bekannt; Shepherd führt n​ur aus, d​ass das Heim i​hm „besonders a​m Herzen“ gelegen habe.[18]

In seinem Bericht über d​as Schuljahr 1935/36, d​er für d​ie staatliche Schulaufsicht verfasst worden war, a​ber auch d​en Eltern zugänglich gemacht wurde, berichtete Rosenthal v​on den Schwierigkeiten, i​m Schulalltag d​as Gemeinschaftsleben z​u fördern. Gründe hierfür s​ieht er i​n dem a​n sich positiven Anstieg d​er Schülerzahl, a​ber auch i​n der Heterogenität d​er Schülerschaft. Er plädiert für Geduld u​nd verweist a​uf das Beispiel älterer Schüler, d​ie sich v​on sich a​us bemüht hätten, d​en Neuen k​lar zu machen, „was m​it Landschulheim gemeint sei“. Er berichtete a​uch über d​ie Unterrichtsorganisation, d​ie sich i​n einem Landschulheim v​on der altershomogenen Klassenstruktur w​eg bewegen müsse h​in zu e​inem an d​en unterschiedlichen Kenntnissen d​er Schüler ausgerichteten Kurssystem, u​nd bereitete a​uf einen n​och einschneidenderen Umbruch vor: d​ie Abkehr v​on einer primär a​uf eine akademische Ausbildung zielenden schulischen Ausbildung. ER begründete d​ies mit d​em Ausschluss d​er Juden a​us den deutschen Hochschulen u​nd „der i​n Veränderung begriffenen Weltlage d​er Juden“. Damit h​abe die höhere Schule a​ls Schule, d​ie zum Studium berechtige, für Juden i​hren Wert verloren, n​icht aber a​ls Einrichtung, d​ie die bestmögliche Bildung vermittle. „Das a​lte jüdische Streben, d​en Kindern d​as Bestmögliche a​uf den Weg z​u geben, d​arf keinesfalls verloren gehen. Es muß a​ber ergänzt werden d​urch eine d​en praktischen Erfordernissen i​n weitem Ausmaße Rechnung tragende Unterweisung.“ Der Oberrealschulzweig i​n Herrlingen, d​er den m​ehr wissenschaftlich Begabten offenstünde, s​olle nicht abgesetzt, sondern d​urch einen Zweig ergänzt werden, „der theoretische u​nd praktische Unterweisung d​er Schüler vereinen soll“. Aufgrund d​er Ausstattung d​er Schule böten s​ich für d​iese praktische Unterweisung, d​ie keine Lehre ersetzen könne o​der wolle, d​ie Felder Buchbinderei, Schreinerei, Schlosserei, Gartenbau „und für d​ie Mädchen Hauswirtschaft“ an.[15]

Schachne spricht v​on einem streng geregelten Tagesablauf, d​er den Schulunterricht u​nd eine Vielzahl praktischer Pflichten umfasse. Zu letzteren Zählen d​ie vielen Dienste, d​ie die Schüler i​m Landschulheim übernehmen mussten, w​eil nur s​o dessen wirtschaftliches Überleben gewährleistet werden konnte. Dazu zählten z​um Beispiel:

  • Der Tischdienst. „Der Tischdienst besteht aus sechs Gruppen. Jede Woche haben zwei Gruppen Dienst, eine morgens und abends, die andere mittags und bei den Vesprern. Diese beiden Gruppen kommen alle drei Wochen an die Reihe, nur wechseln sie jetzt die Mahlzeiten. In jeder Gruppe sind sieben Kinder, da im Speisesaal sieben Tische sind. Einer von den sieben ist der Tischdienstführer. Er ist verantwortlich dafür, daß die Gruppe ordentlich arbeitet.“[19]
    Gewissermaßen ein Unterdienst des Tischdienstes ist der Krankendienst, der dafür sorgen muss, dass kranke und bettlägerige Kinder mit Essen versorgt werden.
  • Der Schuldienst. Er wurde von einer älteren Schülerin oder einem älteren Schüler geleitet, und dieser „Schuldienstleiter hat dafür zu sorgen, daß vor jeder Stunde der Raum sich in tadellosem Zustand befindet; Boden, Tische, Stühle und Tafel müssen sauber, Kreide und Schwamm vorhanden sein“.[19]
  • Der Säuberungsdienst ist vor allem für die Sauberkeit auf dem Gelände verantwortlich.
  • Der Bürodienst hatte die Schulsekretärin zu entlasten und war vorrangig für die Verteilung der eingehenden Post, die Portokontrolle der ausgehenden Post und die Ausgabe der Schulmaterialien verantwortlich.
  • Der Hausdienst umfasste die Ordnung in den eigenen Zimmern ebenso wie die Reinigung der Häuser.

Wie d​as Beispiel d​es Tischdienstes zeigt, w​aren diese Dienste durchaus hierarchisch organisiert, arbeiteten u​nter der Anleitung e​ines „Leiters“ o​der eines „Führers“ (!) u​nd verfügten n​icht selten über e​in akribisch ausgearbeitetes Reglement, i​n dem selbst Teilfunktionen w​ie Fenster öffnen, Tafel wischen o​der Stühle gerade stellen genauestens vorgegeben waren.[19] Und w​enn das dennoch n​icht zu d​en gewünschten Resultaten führte, d​ann konnte e​s auch sein, d​ass schon m​al eine „Ordnungswoche“ angesetzt wurde.

Der Aufenthalt i​m Landschulheim stellte a​lso an d​ie Schüler h​ohe Ansprüche, d​ie weit über d​as hinausgingen, w​as an e​iner Tagesschule üblich gewesen s​ein dürfte. Dennoch g​ing die positive Entwicklung d​er Einrichtung kontinuierlich weiter: d​ie Schülerzahlen stiegen, u​nd damit a​uch die Anzahl d​er Lehrer, d​as Schulgebäude musste erweitert werden. Die z​uvor erwähnten „Dienste“ w​aren natürlich e​in wichtiger Faktor i​n dem Bemühen, d​ie Kosten niedrig z​u halten, d​och waren Zuschüsse jüdischer Einrichtungen ebenso notwendig w​ie niedrige Gehälter für d​as gesamte Personal. Eine weitere Einnahmequelle h​atte sich d​as Landschulheim allerdings für d​ie Zeiten d​er Ferien erschlossen. Vor a​llem in d​en Sommerferien k​amen viele Kinder a​us Städten z​u Besuch u​nd wurden während i​hres Aufenthalts v​on Studenten d​er Jüdischen Lehrerbildungsanstalt Berlin betreut. Auch Treffen u​nd Tagungen, ähnlich d​er der Mittelstelle, fanden s​tatt und dienten ebenfalls d​er finanziellen Entlastung. In d​en Osterferien 1936 h​ielt die Makkabi-Bewegung e​in Trainingslager i​m Bialik Haus ab.[15]

Im Jahr 1935 besuchten 78 Kinder d​as Landschulheim. Doch e​s herrschte e​ine starke Fluktuation, sowohl u​nter der Schülerschaft a​ls auch i​m Kreise d​er Lehrer. Unter anderem verließ a​uch Clara Weimersheimer m​it ihren Kindern Herrlingen u​nd wanderte n​ach Palästina aus. Durch Neuzugänge erhöhte s​ich aber d​ie Schülerzahl i​m Landschulheim z​um Ende d​es Schuljahres 1935/36 a​uf 95, w​ozu dann n​och 15 externe Tagesschüler a​us Herrlingen u​nd Ulm hinzukamen. Die wirtschaftliche Situation w​ar einigermaßen konsolidiert: bauliche Erweiterungen, u​nter anderem d​er Neubau e​ines Pavillons m​it zwei Schulräumen u​nd der Anbau e​iner Krankenstation m​it vier Zweibettzimmern, w​aren möglich, u​nd Teilstipendien für besonders bedürftige Kinder konnten vergeben werden. Das a​lles geschah o​hne öffentliche Zuschüsse, d​och auch m​it der Unterstützung v​on Hilfsfonds u​nd Stiftungen. Die Durchschnittseinnahmen j​e Kind l​agen bei 108 Reichsmark, d​ie Lehrergehälter zwischen 150 u​nd 200 Reichsmark.[15]

Im Schuljahr 1936/37 wurden 80 Schüler a​ls Heimschüler gezählt u​nd weiter 24 Kinder a​us Herrlingen u​nd Ulm a​ls Tagesschüler. Die wirtschaftliche Situation d​er Einrichtung w​ar so gut, d​ass sie weiterhin o​hne Zuschüsse auskommen konnte, u​nd für besondere Anschaffungen reichten d​ie Einnahmen d​er Ferienkinder aus. Der Umbruch k​am im Schuljahr 1938/39. Der Anschluss Österreichs h​atte bereits e​inen starken Rückgang d​er Schülerzahlen bewirkt, d​as Münchner Abkommen verstärkte d​iese Entwicklung. Für jüdische Eltern g​ing es n​un darum für s​ich und i​hre Kinder – o​der wenigstens n​ur für d​iese – e​inen sicheren Hafen außerhalb d​es Deutschen Reichs z​u finden. Die Novemberpogrome 1938 hatten a​uf die Schule k​eine Auswirkungen, d​och die Schülerzahl s​ank auf 25, Neueintritte blieben aus. Hugo Rosenthal wollte d​as Landschulheim eigentlich s​chon am 1. Dezember 1938 schließen, d​och es g​ab noch e​ine letzte Unterstützung d​urch die jüdischen Verbände, wodurch d​ie anvisierte Schließung n​och einmal abgewendet werden konnte. Ostern 1939 a​ber führte a​n der Schließung d​es Landschulheims k​ein Weg m​ehr vorbei. Mit e​inem Brief v​om 1. April 1939 setzte Hugo Rosenthal d​ie Schulaufsicht d​avon in Kenntnis.[15] Damit endete n​ach 28 Jahren d​ie Geschichte d​er Landschulheime i​n Herrlingen. Die Gebäude wurden anschließend a​ls jüdisches Zwangsaltersheim genutzt.

Hugo Rosenthal u​nd seine Frau Judith, d​ie ihren Mann s​chon früher z​ur Ausreise gedrängt hat, s​ich aber n​icht durchsetzen konnte, verließen i​m August 1939 d​as Deutsche Reich i​n Richtung Palästina.

Die Gebäude d​es Landschulheims wurden n​ach dem Schulbetrieb b​is Sommer 1942 a​ls Jüdisches Altersheim Herrlingen genutzt.

Nach dessen zwangsweiser Schließung richtete d​ie Stadt Ulm i​m ehemaligen Haupthaus e​in städtisches Altersheim für arische Mitbürger ein. Ein Gebäude, d​as Haus Wippinger Steige 13 (heute: Erwin-Rommel-Steige 13), i​n dem v​on 1921 b​is 1926 Gertrud Kantorowicz lebte, b​evor es v​on Anna Essinger gekauft worden war, w​urde von 1943 b​is 1945 v​on der Familie d​es in Ungnade gefallenen ehemaligen Hitler-Getreuen Erwin Rommel bewohnt. Rommels Mythos h​at bis w​eit in d​ie 1990er Jahre hinein d​ie Erinnerungen a​n die Landschulheime u​nd das Altersheim überlagert.

„Nachdem d​er (Ende 2002 verstorbene) Ulmer Behindertenschulleiter Heinz Krus i​n den 1970er-Jahren e​ine Wohnung i​m ehemaligen Haupthaus erworben hatte, wunderte e​r sich über gelegentliche Besuche ehemaliger Landschulheimschüler. Als i​hm die denkwürdige Vergangenheit seines Wohnhauses bewusst geworden war, initiierte e​r 1985 d​ie Gründung d​es Vereins „Haus unterm Regenbogen“. Dessen „Arbeitskreis Landschulheime“ machte s​ich daran, d​ie reformpädagogische u​nd jüdische Geschichte Herrlingens z​u beleuchten. Das „Haus unterm Regenbogen“ entwickelte s​ich seither z​u einem Zentrum kultureller u​nd politischer Aktivitäten, d​as die Ergebnisse seiner Erinnerungsarbeit i​n einer kleinen Schriftenreihe herausgibt. Die Gemeinde Blaustein n​ahm immer wieder Impulse a​us dem Arbeitskreis a​uf und ließ beispielsweise i​n den 1990er-Jahren d​as dunkelste Kapitel d​er Herrlinger Geschichte über d​as jüdische Altersheim aufarbeiten.[20]

Dem Verein „Haus unterm Regenbogen“ i​st es z​u verdanken, d​ass heute zahlreiche Gedenktafeln a​n die Geschichte d​er Häuser erinnern, d​ie einst z​u den Landschulheimen gehörten o​der ihm verbunden w​aren (die Kinderheime v​on Kläre Weimersheimer u​nd Käthe Hamburg).

Die Landschulheimgebäude wurden 1945/46 d​er Familie Essinger zurückgegeben, d​ie sie d​er Arbeiterwohlfahrt verkaufte. Nachdem d​iese sie n​icht mehr nutzte, befinden s​ie sich h​eute in Privatbesitz.

Biografische Notizen zu einzelnen Lehrern

Wie b​ei den Kindern u​nd Jugendlichen w​ar auch b​ei den i​n Herrlingen arbeitenden Lehrkräften u​nd sonstigen Mitarbeitern d​es Landschulheims i​hre Verweildauer abhängig v​on eigenen Plänen z​ur Emigration. In d​er Praxis bedeutete d​ies eine h​ohe Fluktuation u​nd häufig a​uch nur e​ine relativ k​urze Zeit d​eer Mitarbeit i​m Landschulheim. In seinem ersten Bericht über d​ie Arbeit d​es Landschulheims erwähnt Hugo Rosenthal d​ie nachfolgenden Mitarbeiter u​nd ihre Aufgaben:[21]

  • Hugo Rosenthal: Hebräisch, Jüdische Geschichte, Judentumskunde.
  • Kurt Bergel: Englisch, Deutsch, Hebräisch, biblische Geschichte, Judentumskunde.
  • Hans Elias: Mathematik, Naturwissenschaften, Zeichnen, Werkunterricht, Erdkunde.
  • Käthe Hamburg: Mathematik.
  • Jenny Heymann: Deutsch, Geschichte, Englisch, Französisch.
  • Henny Schiratzky: Grundschule, Hebräisch.
  • Judith Rosenthal: Musik.
  • Hanni Mann: Gymnastik
  • Namentlich nicht erwähnt werden der für die Unterweisung im Gartenbau verantwortliche Gärtner (Herr Walter) und ein Tischlermeister aus Herrlingen, der den Werkunterricht unterstützte.

In dieser Ausführlichkeit w​ird das i​n den v​on Schachne zitierten Schulberichten n​icht mehr fortgeführt, d​och soll i​m Folgenden versucht werden, e​inen etwas breiteren Überblick über d​ie Menschen z​u geben, d​ie im Landschulheim gewirkt haben. Dabei k​ann zum e​inen auf d​ie Erinnerungen v​on Jenny Heymann zurückgegriffen werden[22] u​nd auf d​ie von Schachne erstellten Kurzbiografien.[23]

  • Hedy Adler
  • Lotte Aronstein, verheiratete Anrich (* 1911), hatte 1929 das Abitur bestanden und danach einen einjährigen Kurs an einem großen Krankenhaus absolviert, um sich mit den Methoden der Diätküche vertraut zu machen.[24] Von 1934 bis 1939 war sie die Wirtschaftsleiterin in Herrlingen.[23] Für sie, die „das Kochen in einer technisch modernen Krankenhausküche gewöhnt [war], waren die Riesentöpfe und Pfannen sowie der Kohleherd eine völlig neue Erfahrung“.[24] Als es in der Spätphase der Schule nicht mehr genügend qualifizierte Lehrkräfte gab, erteilte sie auch Unterricht, vor allem Musikunterricht. „Meine Herrlinger Zeit ist ein wertvoller Abschnitt in meinem Leben gewesen. […] Ich sammelte reiche Arbeitserfahrungen in einem anregenden Milieu und lernte eine Religion kennen, von der ich bis dahin nichts gewußt hatte.“[24]
    Lotte Aronstein verließ Herrlingen 1939 in Richtung England, von wo aus sie 1940 in die USA weiterreiste. Sie studierte an der University of California in Berkeley Ernährungswissenschaft und promovierte. Von 1952 bis 1955 war sie Dozentin in Berkeley und anschließend von 1955 bis 1963 außerordentliche Professorin für Ernährungswissenschaft an der Iowa State University in Ames. Hier wirkte sie von 1963 bis 1980 auch als Professorin und lebte nach ihrer Emeritierung wieder in Berkeley.[23]
  • Kurt Bergel
  • Klaus Dreyer
  • Hans Elias
  • Hanna Essinger war die erste Hausmutter im Bialik Haus. Heymann rühmt ihre vielen positiven Charaktereigenschaften, berichtet aber nichts darüber, in welchem Verhältnis sie zur Familie Essinger gestanden. Erwähnt wird nur noch, dass sie nur kurze Zeit am Landschulheim geblieben und dann aus familiären Gründen nach Ulm zurückgekehrt sei. „Sie wanderte mit ihrem Mann und kleinen Adoptivsohn nach Israel aus, wo sie schon in den fünfziger Jahren einem Krebsleiden erlag.“[22] Ihre Identität klärt sich über den Landschulheim-Schüler Pinchas Erlanger (siehe unten), der in seinen Erinnerungen davon berichtet, dass die seit 1938 „in Ramat Gan bei Tel Aviv lebenden Verwandten Fritz und Hanna Essinger, geb. Herrmann,“ ihm zum Einreisevisum nach Palästina verholfen hätten.[25] Hanna Essinger war demnach die Schwägerin von Anna Essinger und die Frau von deren Bruder Fritz.
  • Luise Grünberg. Sie wird als Neuzugang zu Beginn des Schuljahres im Schulbericht für das Schuljahr 1935–36 erwähnt, die aber schon an Ostern 1936 die Schule verlassen habe, „um die Führung nach Palästina auswandernder Jugendgruppen zu übernehmen“.[26]
  • Hans Hainebach (1909–27. August 1966). „Seit 1958 Prof. für Französisch und Deutsch am Union College in Schenectady, NY […]. Zahlreiche Begegnungen mit Klaus Mann in Italien 1944“[27] Am Union College wurden 2014 zwei Auszeichnungen vergeben, die seinen Namen tragen: Hans Hainebach Memorial Prize in German Literature und Hans Hainebach Memorial Prize in Judaica.[28] Es gibt im Internet viele Treffer zu Hans Hainebach, jedoch sind darunter keine, die mehr Aufschluss über sein Leben vor und nach der Emigration geben. Nach Jenny Heymann hatte Hainebach einen ähnlichen Studiengang wie Walter Isaacson absolviert (siehe unten) und war in Herrlingen als Lehrer und als Gruppenleiter tätig. Er hatte in Mainz studiert und hatte sich von daher ein großes wissenschaftliches Interesse an der Erforschung von Georg Forster bewahrt.[22]
  • Käthe Hamburg unterhielt ein eigenes Kinderheim und war – wie schon zu Zeiten von Anna Essingers Landschulheim – als Mathematiklehrerin tätig.
  • Ruth Hamburg, Käthe Hamburgs Schwester, hatte ebenfalls schon am alten Landschulheim Musikunterricht erteilt. Sie war eigentlich Geigenlehrerin in Stuttgart, kam aber einmal die Woche nach Herrlingen, um mit einigen Kindern zu musizieren. Auch sie konnte nach England auswandern und starb dort nur wenige Jahre nach ihrer Schwester.[22]
  • Cora Hamburger war die Nachfolgerin von Hanna Oppenheimer (siehe unten) als Lehrerin für Buchführung, Stenographie und kommerzielles Englisch.[22]
  • Jenny Heymann
  • Walter Isaacson
  • Leo Kahn gab von Januar bis März 1936 Zeichenunterricht.[21]
  • Gerda Krypka erteilte Werkunterricht und emigrierte in die USA, wo sie in San Diego lebte.[22]
  • Kurt Levi kam 1936 als Sportlehrer ans Landschulheim, wanderte viel mit den Schülern und organisierte Skiausflüge. 1938 emigrierte er in die USA und wurde Zahnarzt in New York. Er ist dort früh verstorben.[22]
  • Trude Levi kam 1935 vom Jüdischen Kinder- und Landschulheim Caputh nach Herrlingen. In welcher Funktion sie bei der Betreuung der Kinder tätig war, bleibt offen. Später arbeitete sie in England als Kindergärtnerin und kümmerte sich im Alter um die Betreuung von Senioren und körperlich behinderten Menschen im Norden Londons.[22]
  • Gertrud Löw(e). Ihre Rolle bleibt bei Heymann unklar. Ob sie unterrichtet hat, ist nicht feststellbar, sie scheint eher in der Verwaltung des Hauses gearbeitet zu haben. Während des Krieges haben sie und Jenny Heymann in England zusammengelebt, wo Löw sich der Kochkunst zugewandt habe. Später ist sie in die USA ausgewandert und hat sich dort zur Diätassistentin weitergebildet. Sie hat dann in einem Krankenhaus gearbeitet und ihren Ruhestand in New York verbracht. Dort sei sie auch die „Wahlgroßmutter“ der Kinder von Alex Herzberger, einem ehemaligen Landschulheim-Schüler gewesen.[22] Im Yad-Vashem-Fotoalbum (siehe Quellen) befindet sich eine Fotografie von Gertrud Löwe mit dem handschriftlichen Zusatz, vermutlich von Hugo Rosenthal: „Gertrud Löwe (genannt die Löwin). Die bis zuletzt verbleibende, von Kindern und Mitarbeitern geliebte Hausmutter des Bialik Hauses“.
  • Hanni Mann war Gymnastiklehrerin der ersten Stunde und stammte aus Ulm, doch mehr ist über sie nicht bekannt.[29]
  • Kurt Maier war Mathematiklehrer. Mehr Informationen über ihn sind nicht bekannt.[22]
  • Paul Yogi Mayer
  • Hanna Oppenheim war Diplom-Handelslehrerin und unterrichtete im berufspraktischen Ausbildungsgang des Landschulheims. Ihre Unterrichtsfächer waren vor allem Buchführung, Stenographie und kommerzielles Englisch.[22] Sie war aber auch die Schulsekretärin.[6]
  • Ernst Salzberger (* 1913 in Breslau – † 1954 in Ben Shemen) erteilte Werkunterricht und konnte nach Palästina auswandern, wo er früh verstarb.[22]
    Hinweise zu Ernst Salzbergers Leben finden sich in einem anderen Zusammenhang: Vor Herrlingen war er nämlich Lehrer an der Privaten Waldschule Kaliski (PriWaKi) in Berlin.[30] Er war der Sohn eines Arztes und Neffe von Georg Salzberger. Nachdem Abitur ließ er sich zum Werklehrer ausbilden und unterrichtete ab dem Schuljahr 1934/1935 an der PriWaKi. Fölling charakterisiert ihn als einen „künstlerisch veranlagten und ästhetisch empfindsamen Menschen“, „der mit den Kindern hervorragende Holzarbeiten anfertigte“.[30]
    Nach Herrlingen kam Salzberger vermutlich 1937. Über sein Wirken hier ist nichts bekannt. Anfang 1939 wanderte es nach Palästina aus und wurde Werklehrer in dem von Siegfried Lehmann gegründeten Kinder- und Jugenddorf Ben Shemen.
    1941 trat Salzberger als Freiwilliger in die British Army ein. „Er zog mit der englischen Armee durch Nordafrika (Libyen) und dann durch Europa, wobei er bis nach Göttingen kam, wo er an der Universität Kurse belegte. Sein Briefwechsel mit Freunden in Ben Shemen läßt eine sensible Wahrnehmung und ein hohes politisches Reflexionsvermögen erkennen.“[30] Dieses Zitat verweist auf viele Parallelen zum Militärdienst von Erich Jehoshua Marx (siehe unten), weshalb zu vermuten ist, dass auch Salzberger Mitglied der Jüdischen Brigade war.
    Anfang 1946 kehrte Ernst Salzberger nach Ben Shemen zurück und arbeitete wieder als Lehrer. Nach einer schweren Krankheit verstarb er hier im Jahre 1954.[30]
  • Henny Schiratzky. „Wie oben schon erwähnt, unterrichtete sie die jüngeren Schülerinnen und Schüler. Wir beneideten sie um ihr gutes Hebräisch, das ihr die Fortsetzung ihrer Lehrtätigkeit in Israel erleichterte. Dort starb sie im Ruhestand.“[22]
  • Lotte Schloss, * 1909 in Nürnberg, später verheiratete Haas, hatte 1933 das Studium in Mathematik und Physik für das höhere Lehramt abgeschlossen und unterrichtete von 1934 bis 1935 in Herrlingen. Zusammen mit ihrem Mann wanderte sie 1935 nach Palästina aus und war von 1951 bis 1973 Lehrerin an einem Gymnasium in Kfar Saba.[23] In ihren eigenen Erinnerungen berichtet sie, dass sie aus einer sozialdemokratischen Familie stammte und der jüdische Religion sehr ferne stand, weshalb sie überrascht war, darüber, dass ihr nach ihrem Examen der Eintritt in den staatlichen Schuldienst verwehrt worden sei. Sie gab zunächst Privatunterricht und bewarb sich dann auf eine Anzeige auf eine Stelle am Jüdischen Landschulheim Herrlingen. Sie unterrichtete mehrere Klassen und war Organisatorin der Gruppen (siehe oben). Erst in Herrlingen begann sie sich für das Judentum zu interessieren und erfuhr das Meiste durch die Gottesdienste von Hugo Rosenthal. „Als ich mit 65 Jahren meine Lehrtätigkeit beendete, wurde ich Studentin in der hebräischen Universität in Jerusalem und lernte Bibelwissenschaft bis zum B.A. Der Same zu meinem Interesse war damals in Herrlingen gekeimt. Langsam wuchs der Keim, und es dauerte noch viele Jahre, bis ich zu einer bewußten Jüdin wurde.“[31]
  • Jizchak Schwersenz
  • Eva Seligmann
  • Else Simon unterrichtete zunächst in der Nachfolge von Hanna Oppenheimer und Cora Hamburger Buchführung, Stenographie und kommerzielles Englisch. In der Endphase des Landschulheims arbeitete sie in der Küche und bereitete für sich und ihre Tochter Ruth, die Schülerin im Landschulheim war, die Ausreise nach Palästina vor. Sie arbeitete später als Sozialarbeiterin in Israel und lebte in Ramat Gan.[22]
  • Julius Sundheimer (* 20. Dezember 1895 in Frankfurt am Main).[32]
    Sundheimer nahm im „Alter von 19 bis 24 Jahren […] am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Abschluss seines Studiums erhielt er seine erste Anstellung an einer Oberschule in Frankfurt. Am 1. Oktober 1931 nahm er eine verbeamtete Stelle am Gymnasium in Rinteln an. Hier unterrichtete er Rintelner Schüler in den Fächern Mathematik und Physik. Ebenfalls in Rinteln lernte er Käthe Stamfort aus der Seetorstraße 4 kennen, die er später heiratete.“[33] Bei dem erwähnten Rintelner Gymnasium handelte es sich um das Ernestinum Rinteln; Käthe Stamfort wurde am 10. Juni 1907 in Stemmen (Kalletal) geboren.[34]
    Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Sundheimer zwangsweise in den Ruhestand versetzt und zog danach mit seiner Frau nach Herrlingen, wo er am Landschulheim unterrichtete und die Familie sich auf die Auswanderung vorbereiten wollte. Am 9. Februar „1937 wurde Sohn Hans geboren. Der Plan der Auswanderung ließ sich nicht in die Tat umsetzen. Am 15. Dezember 1941 stieg die Familie in einen Zug, der sie ins Getto Riga transportierte. Sohn Hans war zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt. Die Familie Sundheimer hat die Shoah nicht überlebt.“[33]
    Die Deportation der Familie Sundheimer erfolgte am 15. Dezember 1941 ab Hannover, und deren Ziel war das Ghetto Riga. Das Todesdatum ist in allen drei Fällen unbekannt, sie wurden für tot erklärt.[35]
    In Rinteln erinnert ein Stolperstein an Julius Sundheimer.
  • Hans Walter, war der Gärtner und Verwalter des Anwesens,[36] seine Frau Trude arbeitete in der Küche. Beide hatten schon zu Zeiten Anna Essingers im Landschulheim gearbeitet.[24] Im Yad-Vashem-Archiv befindet sich ein Foto der Familie Walter, zu der auch zwei Kinder gehörten. In einem undatierten Test hat Hugo Rosenthal zu diesem Bild vermerkt: „Bei ihnen lernten unsere Schüler - kleine wie grosse - mit Verantwortung und Ausdauer arbeiten.“[37]
  • Ernest M. Wolf

Schüler des Landschulheims

Das Jüdische Landschulheim w​ar 1933 m​it 23 Schülern gestartet. Deren Zahl erhöhte s​ich schnell u​nd stieg i​m Schuljahr 1936–37 a​uf über hundert. Hinter diesen Zahlen verbrrgen s​ich große Umschichtungen innerhalb d​er Schülerschaft. Deren Verweildauer a​n der Schule w​ar abhängig v​on den Emigrationsplänen i​hrer Eltern o​der deren Vorsorge für e​ine Emigration i​hrer Kinder, w​enn sie n​och nicht selber auswandern konnten. Die Folge w​ar eine h​ohe Fluktuation, d​ie auch e​ine Belastung für d​ie schulischen Prozesse darstellte.

Angesichts d​er großen Zahl v​on Schülern, d​ie zwischen 1933 u​nd Ostern 1939 d​ie Schule besuchten, k​ann nur i​n wenigen Fällen versucht werden, d​eren Lebensumstände z​u rekonstruieren. Dies geschieht nachfolgend i​n Anlehnung a​n einige Kurzbiografien v​on Lucie Schachne.[23]

  • Ernst Blumenstein (Josef Even). Über Blumenstein (*1922 – † Dezember 1981 in Jerusalem) ist wenig bekannt, auch nicht, von wann bis wann er im Landschulheim weilte. Er ist 1939 im Zuge der Kinder- und Jugend-Alijah nach Palästina ausgewandert, wo er mehrere Jahre in verschiedenen Kibbuzim gelebt und gearbeitet hat. Nach einer Ausbildung zum Jugendleiter arbeitete er als Lehrer für die Jewish Agency for Israel. 1955 nahm er ein Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem in den Fächern hebräische und englische Literatur auf und wurde dort nach dem Abschluss des Studiums auch Dozent. Im WorldCat werden mehrere Publikationen von ihm gelistet,[38] alle in hebräischer Sprache.[23]
  • Pinchas Erlanger
  • Ilse Flatow, auch Ila Flatow, wurde am 20. Oktober 1920 in Berlin geboren. Ihr Vater war der Jurist und Ministerialbeamte in der Reichsregierung Georg Flatow, ihre Mutter die Lehrerin und Sozialfürsorgerin Hedwig Helene Flatow, geborene Wiener (* 6. September 1882 in Berlin – † 1944 in Auschwitz). Hedwig Helene Flatows Cousine, Nathalie Hamburger, war die Ehefrau von Leo Baeck, der sich Ilse gegenüber als „Onkel Leo“ bezeichnete. Auch Hugo Rosenthal spricht in einem Brief an Leo Baeck von dessen Nichte.[39]
    Ilse Flatow wuchs in Berlin auf und besuchte zunächst die Zehlendorfer Oberschule.[40] Nach der Entlassung des Vaters aus dem Staatsdienst am 13. April 1933 und den anschließenden Ausgrenzungen in der Schule, denen sich Ilse Flatow ausgesetzt sah, wechselte sie auf die Theodor-Herzl-Schule,[41] eine im Geiste der Reformpädagogik arbeitenden Lehranstalt. Von 1934 bis 1936 war sie Schülerin im Landschulheim in Herrlingen.[23] Ilse Flatow kam nach Herrlingen ohne religiöse Bindungen, da ihre Eltern nicht gläubig waren, hatte sie nie einen Religionsunterricht besucht. Herrlingen war dann der Ort, wo sie zu ihrer jüdischen Orientierung fand. „Herrlingen hatte das geistige Niveau, das mir bekannt war von meinem Elternhaus, zusammen mit dem jüdischen Akzent, den ich nicht kannte. Obwohl mir alles fremd war, lernte ich es gern und mit großem Interesse und ohne Vorbehalt. Ich lernte Psalme auswendig und freute mich über meine Aufgabe, sie im Gottesdienst zu sprechen. Ich lernte das Tischgebet singen und las soviel, wie ich nur konnte. Meine Eltern kamen abwechselnd zu Besuch, und ich erinnere mich noch, wie mein Vater staunend und perplex zuhörte, wenn ich irgendwelche hebräischen Lieder sang oder lange Psalme aufsagte. Er selbst war dankbar, daß ich jetzt lernen konnte, was er, wie er sagte, »versäumt und vernachlässigt« hatte, mir zu geben: eine jüdische Erziehung. Er hatte es von seinem Vater aber nicht bekommen. Man nannte ihn den »Roten Flatow«, wegen seiner radikalen sozialistischen Anschauungen.“[40]
    Ilse Flatow verließ Herrlingen nach zwei Jahren. Über die Gründe ist nichts bekannt, und auch nicht über die Folgejahre bis zur 1939 erfolgten Auswanderung der Familie nach Holland, wo sie nur kurz blieb, um dann nach England weiterzuziehen. Die Eltern blieben in Holland und wurden von dort aus im September 1943 über mehrere Konzentrationslager hinweg ins KZ Auschwitz gebracht und ermordet.[42]
    Ilse Flatow absolvierte in England eine Ausbildung als psychiatrische Krankenschwester und heiratete am 3. Januar 1946 den vermutlich aus Berlin stammenden Gerhard Herz, der zu dem Zeitpunkt Soldat der britischen Royal Navy war.[43] Ob sie danach mit ihrem Ehemann nach Palästina ausgewandert ist, wie Schachne behauptet, und wann sie von da in die USA aufbrach, um sich dort zur psychiatrischen Sozialarbeiterin ausbilden zu lassen, ist eben so wenig geklärt wie das Schicksal ihrer Ehe. Schachne spricht von einer 1951 erfolgten „Rückkehr nach Israel und Anstellung an der Child Guidance Klinik des Ministeriums für Sozialarbeit“.Ab 1959 habe sie als Psychotherapeutin gearbeitet.[23] Sie wohnte zum Schluss in Tel Aviv, wo sie am 30. September 1995 verstarb.[43]
    So spärlich die Dokumente über Ilse Flatows Leben sind, um so umfangreicher sind die Dokumente über ihre Familie. Sie hat 1980 die Familiendokumente, die ihre Eltern in Amsterdam versteckt hatten, dem Leo Baeck Institut übergeben.[44]
    Vor dem Haus Niklasstraße 5 in Berlin-Zehlendorf erinnern drei Stolpersteine an Ilse Flatow und ihre Eltern.
  • Alfred Fleischhacker
  • Ernst Fraenkel (* 1923 in Breslau – † 13. November 2014 in St. John’s Wood (London)) war in Berlin aufgewachsen, wo er auch jüdischen Jugendbewegung engagiert war, und besuchte von 1935 bis 1937 das Jüdische Landschulheim Herrlingen. 1939 kam er mit einem der letzten Kindertransporte nach England.[45] Er lebte bei englischen Familien in Bury und ging dort auch zur Schule. Nach dem Ende seiner Schulzeit, während des Zweiten Weltkriegs, arbeitete er in der Landwirtschaft.[45]
    Mit der amerikanischen Armee kehrte er nach Deutschland zurück, wo er seine Mutter wieder fand, die allerdings kurz darauf verstarb.[45] 1947 habe er bei der „Zensurstelle der Kontrollkommission für Deutschland“ gearbeitet,[23] vermutlich einer Einrichtung des Alliierten Kontrollrats.
    Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien studierte Ernst Fraenkel in Abendkursen an der London School of Economics and Political Science. Er begann dann eine 35 Jahre andauernde Mitarbeit bei der internationalen Rohstoffhandelsfirma Philipp Brothers,[46] wo er Leiter Europa-Abteilung und Mitglied des Exekutivausschusses wurde.
    Nach seiner Pensionierung engagierte sich Ernst Fraenkel in der Wiener Library, deren Vorsitzender er von 1990 bis 2003 war. Er stiftete 1990 den renommierten Fraenkel Prize in Contemporary History und erhielt von der Universität Haifa in Anerkennung seines großen Beitrags zur Holocaust-Erziehung die Ehrendoktorwürde verliehen.[47] In Großbritannien war er mit dem Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet worden.
    Ernst Fraenkel ist einer der Wenigen, die sich kritisch über ihre Schulzeit in Herrlingen geäußert haben. Er fühlte sich dort nicht sonderlich glücklich und glaubte nicht daran, das Herrlingen als erzieherisches Experiment geglückt war.[48] Ihm schien „viel von dem bewußt freien Ton, der angeblich zwischen Lehrern und Kindern herrschte, etwas gekünstelt. Obwohl ein großer Teil der Lehrer sehr bewußt nicht mit Herr oder Frau angeredet wurde, war die Unterscheidung zwischen Erwachsenen und Kindern äußerst klar, und während die einen »Sie« waren und die anderen »Du«, waren im großen und ganzen die am meisten respektierten Lehrer weiterhin Herr und Frau.“[48] Ähnlich kritisch äußert er sich auch zur in Herrlingen praktizierten Schülermitverantwortung, die er als „angebliche Selbstbestimmung“ betrachtete. Er kritisierte die Intransparenz des Verfahrens, durch welches Kinder in das oberste Selbstbestimmungsorgan, den Kahal, gelangten und vermutete dahinter eine gezielte Einflussnahme seitens der Lehrkräfte. Da diesen im Kahal vertretenen Kindern seitens der Schule eine besondere Verantwortung zugesprochen wurde, hinterfragte er dieses Etikett: „Kann es richtig sein, daß man unter den Umständen, die damals in Deutschland herrschten, eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Kindern aus einer größeren auswählt und als besonders verantwortlich oder besonders gut bezeichnet? Bedeutet das nicht, daß die anderen Kinder sich in der einen oder anderen Weise als weniger wert als die anderen fühlenb müssen? […] Das ganze System schien mir damals unfair und ungerecht und heute, 50 Jahre später, glaube ich immer noch, daß es falsch basiert war.“[49]
    Ernst Fraenkel lernte im Landschulheim seine spätere Ehefrau, Tilde Weil, kennen (siehe unten).
  • Lia Herrmann (Leah Shaw) wurde 1919 in Stuttgart[50] geboren und besuchte von 1934 bis 1936 das Herrlinger Landschulheim. Sie selbst beschreibt ihre Herkunft als „gut bürgerlich, deutsch-national, aber trotzdem bewußt jüdisch religiös“.[51] 1933 trat sie einem zionistischen Pfadfinderbund bei, der nach ihren Worten dem extremen deutschen Nationalismus eine eigene jüdische Version entgegenzusetzen versuchte. Als sie 1934 nach Herrlingen kam (wo sie bis 1937 blieb), empfand sie das, was dort geschah, als Versuch, „unserer jüdischen Existenz (die für viele von uns ganz neu war) einen bedeutungsvolleren und geistigen Inhalt zu geben“.[51] Doch trotz ihrer große Begeisterung für das talmudische Denken und die Bibelübersetzung Martin Bubers war diese Bindung an das Judentum nicht von langer Dauer. „Nachdem ich Herrlingen verlassen hatte und nicht mehr unter dem Eindruck dieses Milieus stand, gab ich allerdings die Religion sehr schnell auf. Heute weiß ich, daß ich keinerlei religiöse Gefühle besitze.“ Bemerkenswert ihr Versuch, das zu erklären: „Ich war bereits von starken, assimilatorischen Verhaltensmustern geprägt, bevor ich nach Herrlingen kam. So konnten jüdische Werte und »Jüdischkeit« nur als ein gewisser »Lack« wirken, den ich wieder verlor, als ich die Schule verlassen hatte.“[51]
    Im Rückblick gibt es für Shaw dennoch genügend positive Aspekte aus ihrer Zeit in Herrlingen: die bewusste Wahrnehmung von Ostjuden, deren Welt ihr bislang verschlossen geblieben war, die Begegnung mit Menschen, die eine fortschrittlichere politische Einstellung hatten als sie es von ihrem Elternhaus her gewohnt war, der gründliche Unterricht in der hebräischen Sprache, der ihr später in Palästina sehr weitergeholfen hat, die intensiven Naturerlebnisse in Herrlingen und der Landschaft drum herum und auch die Erziehung zur Verantwortung gegenüber eigenen Sachen und der Umgebung, ein Verhalten das zu Hause früher vernachlässigt worden sei. „Heute schaudere ich bei dem Gedanken, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich nicht wenigstens etwas praktische Erfahrung in Herrlingen gesammelt hätte.“[51]
    Leah Shaw verließ Herrlingen 1937. Ihre eigenen Ausführungen legen es nahe, dass sie danach nach Berlin in die Private Waldschule Kaliski (PriWaKi) ging. In der Tat findet sich in der Schülerliste dieser Schule eine Liselotte Herrmann mit dem Geburtsdatum 24. Juni 1919.[52] Das besagt wohl, dass Schachnes Angabe, Shaw habe 1937 eine Haushaltungsschule in Berlin besucht,[23] nicht zutreffend ist. Shaw betont dagegen, in ihr sei an der PriWaKi, gewissermaßen als Kontrast zu den Jahren in Herrlingen, das Interesse an der englischen Sprache und Kultur geweckt worden.[51]
    Shaws weitere Lebensdaten erlauben nur noch einen kursorischen Überblick: 1938 Auswanderung nach Palästina mit anschließendem einjährigem Kibbuz-Aufenthalt; 1940 Ausbildung zur Krankenschwester an der Hadassah School of Nursing in Jerusalem; 1945 Heirat und Umzug nach England; 1957 Umzug nach Birmingham und Arbeit als Sekretärin; 1982 Ruhestand. Sie habe sich für den Feminismus interessiert, gegen Atomwaffen gekämpft und ein Wohnheim für ausländische Studenten unterhalten.[23]
  • Die Geschwister Herzberg
    Über die Geschwister Herzberg ist außer ihrer Herkunft aus Wuppertal und ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Herrlingen wenig bekannt. Auch blieben sie unterschiedlich lang in Herrlingen, konnten aber alle, wie auch ihre Eltern, nach England auswandern, wo diese ein großes Haus besaßen, „das zu einem Heim und Treffpunkt für einige Ex-Herrlinger wurde“.[23]
    Das inländische Vermögen der Familie Herzberg war, wie aus der nachfolgenden Bekanntmachung hervorgeht, beschlagnahmt worden: „Das mit Bekanntmachung vom 16. September 1939 (Reichsanzeiger, Nr. 220 vom 21. September 1939) beschlagnahmte vermögen der ehemaligen deutschen Staatsangehörigen […] Helmut Herzberg, Eva Herzberg, Harald Herzberg und Hanna Lela Chana Sara Herzberg wird gemäß § 2 Abs. 1 des Gesetzes über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit vom 14. Juli 1933 (RGBl. l S. 480) als dem Reiche verfallen erklärt. Berlin, den 23. September 1940. Der Reichsminister des Innern. J. A.: Driest.“[53]
    • Eva Herzberg (* 1922, verheiratete Eva Goldenberg) kam 1935 nach Herrlingen, wo ihre Brüder bereits die Schule besuchten. 1938 wanderte sie nach England aus, absolvierte zwischen 1939 und 1944 eine Ausbildung zur staatlich geprüften Krankenschwester und arbeitete in einem städtischen Krankenhaus. 1954 erwarb sie ein Diplom für den Familien-Gesundheitsdienst und war anschließend von 1955 bis 1964 in London als Beraterin im Gesundheitsdienst tätig. Von 1965 bis 1968 arbeitete sie als Assistentin im Bereich epidemiologischer Forschung tätig und hat an zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen mitgewirkt.[23][54]
    • Helmut Herzberg (* 1920, später John Herbert) besuchte das Landschulheim von 1933 bis 1935 und gehörte damit zu der ersten Schülergruppe nach der Eröffnung des Jüdischen Landschulheims. Im Herbst 1935 wechselte er auf das Dover College,[55] das er bis 1938 besuchte. Er zog dann zu seinen Eltern in London und absolvierte eine technische Ausbildung. Von 1940 bis 1946 war er Soldat in der britischen Armee und konnte parallel dazu ein Fernstudium in Chemie und Ingenieurbau absolvieren. Ab 1947 arbeitete er in der Industrie und ging 1985 in den Ruhestand.[23]
    • Harald Herzberg. Über ihn ist nur bekannt, dass er auch schon vor seiner Schwester das Landschulheim besucht hat.
  • Bernhard Isaacson (* 29. September 1915), der jüngere Bruder von Walter Isaacson, war in den Jahren 1935 und 1936 in Herrlingen, vermutlich in einem der Kurse zur Vorbereitung auf eine Auswanderung nach Palästina.[56] Er ging 1939 nach England und wanderte von dort 1950 nach Australien aus.
  • Eva Marcuse (* 1913, verheiratete Eva Neumark) beschreibt sich als „aus einer norddeutschen Großstadt in fast nur nicht-jüdischer, bei uns deutsch-nationaler Umgebung“ kommend, die in „einem reaktionären, von deutschnationalem Geist geprägten Lyceum zur Schule gegangen“[57]
    Die „norddeutsche Großstadt“, die Eva Marcuse meinte, war Berlin,[58] wo sie vermutlich auch ihre Ausbildung zur Bankangestellten absolviert und sich „in der deutsch-jüdischen Jugendbewegung »Werkleute«“ organisiert hatte.[57] Die „Werkleute“ waren ein Bund deutsch-jüdischer Jugend, der aus den Kameraden hervorgegangen war, und an anderer Stelle gibt Eva Marcuse an, dass sie auch in der „Jüdischen Liberalen Jugend (JLJ)“ aktiv gewesen sei.[59] Darauf deutet auch ein Eintrag in der Clementine Kraemer Collection hin, wo unter dem Stichwort „Das Jli-Programm Berlin“ ein „Heimabend bei Eva Marcuse, Taunusstr. 23“ erwähnt wird.[60]
    Eva Marcuse kam nicht als Schülerin nach Herrlingen, sondern als Praktikantin in einem Hachschara-Vorbereitungskurs. Sie wohnte auch nicht auf dem Schulgelände, sondern im Dorf, und leitete einmal in der Woche eine Werkleute-Gruppe in Ulm.[57] in bleibender Erinnerung ist ihr – neben dem Landschulheim als besonderer, intimer Ort, der durch Hugo Rosenthals Persönlichkeit zusammengehalten worden sei – ihre Küchenausbildung durch Lotte Aronstein, „die uns nicht nur gastronomische Kultur vermittelte, sondern auch auf geistigem und musikalischem Gebiet sehr auf der Höhe und anregend war“.[57]
    Eva Marcuse wanderte 1939 nach Pakästina aus und lebte fortan im Kibbuz Hasorea.[23]
  • Die Gebrüder Marx
    Erich Jehoshua Marx (* 1921) und sein jüngerer Bruder Ephraim (Eder) Marx (* 1923) sind die Söhne des Schriftstellers Leopold Marx und dessen Ehefrau Judith.[61] Dem Andenken an seinen Sohn Erich Jehoshua hat Leopold Marx sein Buch Mein Sohn Erich Jehoshua gewidmet,[62] aus dem sich auch Anhaltspunkte zum Leben von Eder Marx ergeben, dessen Leben insgesamt weniger gut dokumentiert ist.
    • Erich Jehoshua Marx besuchte seit 1930 das Johannes-Kepler-Gymnasium Bad Cannstatt.[63] Um 1932 wurden beide Brüder Mitglieder der Werkleute.
      Erich Jehoshua besuchte bis 1935 das Kepler-Gymnasium und wechselte 1936 auf das Philanthropin (Frankfurt am Main), wo er im Februar und März 1938 die Abiturprüfungen ablegte und bestand. Im gleichen Jahr verkauften die Eltern die Fabrik und bereiteten sich auf eine Ausreise nach Palästina vor. In dieser Zeit arbeitete Erich Jehoshua für ein Vierteljahr als unbezahlte Hilfskraft im Jüdischen Landschulheim Herrlingen, wo er Lehrstunden in Hebräisch und Englisch erteilte, Schulaufgaben überwachte und einen besonders schwererziehbaren Jungen betreute. Er tat dies, in der Hoffnung auf eine baldige Ausreise nach Palästina, bis zum Beginn der Winterferien 1938. Doch erst Ende März konnte er endlich mit der Jugend-Alijah ausreisen und traf am 3. April 1939 per Schiff in Tel Aviv ein. Von hier aus ging die Reise sofort weiter nach Mikwe Israel, wo er eine Ausbildung an der Landwirtschaftsschule begann.[64]
      Im Mai 1941 wurde Erich Jehoshua zur britischen Armee einberufen, blieb aber in Palästina stationiert. 1943 erfolgte seine Verlegung nach Zypern. Angesichts der Nachrichten über die Gräuel in Europa drängte es ihn nach einem Kampfeinsatz, der ihm jedoch lange Zeit verwehrt blieb. Im Oktober 1944 wurde seine Einheit in die neugebildete Jüdische Brigade der britischen Armee eingegliedert, und dadurch kam er im Frühjahr 1945 in Italien zu seinem ersten Kampfeinsatz. Es folgten laufende Verlegungen, die ihn nach Österreich und nach Belgien führten, von wo aus er erstmals wieder Verwandte in Stuttgart besuchen konnte.[63]
      1946 kehrt Erich Jehoshua nach Palästina zurück und nahm in Jerusalem ein Biologie- und Landwirtschaftsstudium auf. Nach dem UN-Teilungsplan für Palästina vom 29. November 1947 und den nachfolgenden Unruhen wurde er im Dezember 1947 erneut eingezogen. Er starb am 14. Januar 1948 bei einem arabischen Angriff auf den Etzion-Block in der Nähe von Hebron.[63] Eder Marx sorgte dafür, dass der Leichnam seines Bruders nach Schawe Zion überführt wurde, dem Kibbuz, in dem inzwischen die Eltern Judith und Leopold lebten, das aber zu diesem Zeitpunkt gemäß dem UN-Teilungsplan außerhalb des für den jüdischen Staat bestimmten Gebiets lag.[65]
    • Ephraim (Eder) Marx besuchte zunächst eine staatliche Grundschule, wechselte aber zu Beginn des Schuljahres 1934 auf eine neu eröffnete jüdische Schule in Stuttgart. Er blieb dort zwei Jahre, bevor er 1936 auf das Jüdisches Landschulheim Herrlingen wechselte. Den Umständen der Zeit geschuldet sei es ihm dort nur noch möglich gewesen, etwas mehr als eine Volksschulbildung zu erhalten, bevor er Anfang 1939 nach Palästina gegangen sei.[66]
      Eder Marx lernte Schreiner im Kibbuz Jagur und lebte ab 1943 im Kibbuz Evron in der Nähe von Naharija.
  • Fritz Rosenheimer (Shlomo Elan oder auch Ilan) besuchte von 1935 bis 1937 das Landschulheim und war 1938/39 Schüler der Bunce Court School (siehe dort).
    Shlomo Ilan, der ein Geleitwort dem Buch von Lucie Schachne vorangestellt hat, wird von ihr als derjenige gewürdigt, der die Anregung zur Sammlung der in dem Buch enthaltenen Aufzeichnungen gegeben habe. Es sei dann der Zusammenarbeit einer kleinen Gruppe ehemaliger Lehrer und Schüler geschuldet, die seinen Plan habe Wirklichkeit werden lassen.[67]
  • Die Geschwister Rosenthal
    Viel Hinweise auf die Kinder von Hugo und Judith Rosenthal gibt es nicht. Da das Ehepaar immer zusammenlebte, ist davon auszugehen, dass die Lebens- und Arbeitsstationen der Eltern auch die Orte bestimmten, an denen sich das Leben der Kinder abspielte. Das gilt für den ersten Palästinaaufenthalt ebenso wie für die späteren Jahre in Herrlingen. In Herrlingen lebten alle drei Kinder, die auch verschiedene Instrumente spielen konnten, mit den übrigen Schülern zusammen und wurden auch mit diesen gemeinsam erzogen. Judith Rosenthal fand jedoch mit ihrem Mann zusammen „eine, ihrem Wesen entsprechende Art des Familienlebens, das sich unaufdringlich in die Schulgemeinde einordnete“.[68]
    • Gabriel Rosenthal (* 1920 – † 1943). Wann Gabriel nach Palästina ausgewandert ist, ist ebenso wenig bekannt wie seine Ausbildung im Landschulheim. Bei Schachne heißt es in Bezug auf das Jahr 1939 und die Übersiedelung der restlichen Familie nach Palästina nur: „Der älteste Sohn, Gabriel, hatte bereits dort vor längerer Zeit seine Ausbildung als See-Offizier begonnen. Er fiel im Zweiten Weltkrieg im Dienste der Britischen Kriegsmarine am 1. Mai 1943.“[69]
    • Uriel Rosenthal (* 1923 in Wolfenbüttel – † 2017, in Israel Uriel Jashuvi). Im Alter von einem Jahr reiste er mit seinen Eltern nach Palästina, von wo die Familie 1929 zurückkehrte – erst nach Berlin und dann ab 1933 nach Herrlingen. 1938 reiste er zum zweiten Mal nach Palästina aus, wohin ihm dann seine Eltern und seine Schwester folgten.[23]
      Nach Schachne lernte er zunächst Hebräisch und besuchte eine Landwirtschaftsschule, bevor er zwischen 1941 und 1948 ein Kibbuz mitbegründete und dort unter anderem als Schäfer arbeitete. Nach der Gründung des Staates Israel trat er 1949 in die israelische Kriegsmarine ein, die er 1964 als Kapitän eines Torpedobootes verließ. Ab 1969 lebte er im Kibbuz Ma’agan Micha’el. 1984 ging er in einen neuen Kibbuz am Toten Meer und startete 1985 eine Ausbildung zum Programmierer.[23]
      Schachnes Beschreibung von Hugo Rosenthals Leben folgt „der ausführlichen Arbeit seines Sohnes, Uriel Jashuvi“[70] die sie aber in ihren Quellennachweisen selbst nicht erwähnt.
    • Rachel Rosenthal (Rachel Galay). Über sie liegen keine biografischen Angaben vor. Sie findet nur einmal Erwähnung im Zusammenhang mit ihrem Ehemann: „Hugo’s daughter Rachel married Benjamin Galay and they had one child. Benjamin was born April 10, 1921 in Vladivostok, Russia and died May 24, 1995 in Jerusalem, Israel.“[71]
      Rachel Galay war, wie ihr Bruder Uriel, für Lucie Schachne eine wichtige Zeitzeugin für die Rekonstruktion der Geschichte des Jüdischen Landschulheims.
  • Lucie Schachne
  • Ruth Seligmann (* 1921 in Frankfurt am Main, verheiratete Ruth Sharon) besuchte in Frankfurt das Philanthropin, bevor sie 1934 Schülerin des Landschulheims wurde. Ihre Erinnerungen an dort weichen von vielen anderen ab, denn bei ihr steht nicht Hugo Rosenthal oder die Frage des Judentums im Mittelpunkt, sondern Judith Rosenthal. „Ihr verdanke ich meine Liebe zur und mein Verständnis für Musik, und damit einen entscheidenden Einfluß auf mein Leben. [D]ie künstlerische Begabung, mit der sie das Musikleben im Landschulheim gestaltete, eröffnete vielen unter uns eine neue Welt. Ich glaube, daß ihr Klavierspiel wesentlich zu der heilsamen Atmosphäre im Landschuleim beigetragen hat.“[68] Seligmann lässt wissen, dass sie an Judith Rosenthals „Klavierstunden für die begabten Kinder“ in deren Privatwohnung teilnehmen durfte, die auf sie dank des Einfühlungsvermögens der Lehrerin ermutigend gewirkt und ihr „das langweilige Üben für die nächste Stunde“ erleichtert hätten.[68]
    1938 ging sie wieder zurück nach Frankfurt, um dort die Jüdische Haushaltungsschule und das Lehrerseminar zu besuchen.[23][72]
    1939 wanderte Ruth Seligmann nach England aus betrieb bis 1941 ihre Hachschara in Schottland. Sie wanderte jedoch nicht nach Palästina aus, sondern von 1941 bis 1945 als wissenschaftliche Assistentin im Geheimdienst des britischen Außenministeriums (Foreign Office). Nach dem Krieg betreute sie zunächst Kinder aus Konzentrationslagern, bevor sie von 1946 bis 1949 ein Lehrerseminar besuchte und dann als Lehrerin arbeitete.[23]
    Ruth Seligmann wanderte 1950 nach Israel aus und lebte im Kibbuz Dalja. Ab 1953 war sie Hausmutter in einem Heim der Jewish Agency for Israel und Lehrerin für Einwanderer. 1956 zog sie in das im Norden Galiläas gelegene Kibbuz Neot Mordechai und erteilte Englischunterricht.[23]
    1958 kehrte Ruth Seligmann nach England zurück, arbeitete an einer Sonderschule und nach einer erneuten Ausbildung als Lerntherapeutin (Educational Therapist). Diese Tätigkeit übte sie über ihren Ruhestand hinaus auch noch ehrenamtlich aus.[23]
  • Friedrich August Tuchmann (Fred Tuckman, * 9. Juni 1922 in Magdeburg – † 6. Juli 2017)
  • Marion Walter (* 1928 in Berlin) besuchte zusammen mit ihrer Schwester von 1936 bis 1939 das Landschulheim in Herrlingen. Anschließend gingen die beiden Mädchen gemeinsam auf einen Kindertransport nach England, wofür das Geld von bereits in England lebenden entfernten Verwandten zur Verfügung gestellt wurde. Am 16. März 1939 kommen sie in England an und besuch danach ein Internat in Eastbourne an der Südküste Englands. Auch ihren Eltern gelingt die Flucht nach England und die Familie wird wieder vereint. Während der Luftangriffe müssen sie Heim und Schule verlassen und finden Unterschlupf in einem Landhaus eines Freundes der Schulleiterin. Sie leben in einem umgebauten Hundezwinger, wo sie wegen des fehlenden Platzes im Haus auf Matratzen schlafen müssen. 1940 erfolgt die Internierung des Vaters auf der Isle of Man; er stirbt 1943. Im Alter von 16 Jahren wurde Marion Walter 1944 gebeten, im Internat Mathematik zu unterrichten.[73]
    1948 wandert Marion Walter in die USA aus und beginnt ein Studium, das sie 1950 mit dem B.S. abschließt. Danach unterrichtet sie, erwirbt aber 1954 in New York auch noch ihren Master of Science (M.S). Von 1965 bis 1972 unterrichtete sie asn der Harvard Graduate School of Education in Cambridge (Massachusetts).[23]
    Marion Walter lehrte später Mathematik-Didaktik an der University of Oregon und engagierte sich auch für eine Mathematik als eine humanistische Disziplin, bei der es darum geht, den Schüler stärker in der Position eines Fragestellers zu sehen, als das allgemein üblich ist, und zugleich ein emotionaleres Klima zum Lernen der Mathematik zu schaffen. Darüber hinaus sollte Mathematik stärker in dem kulturellen Rahmen betrachtet werden, in dem sich mathematische Forschung abspielt und mathematische Fragestellungen angesiedelt sind.[74] Marion Walter ist Ko-Autorin des Klassikers „Die Kunst der Problemstellung“ („The Art of Problem Posing“)[75] Die beiden Autoren betonen, dass das Buch zurückreicht auf ihre gemeinsamen Erfahrungen an der Harvard Graduate School of Education, die Mitte der 1960er Jahre begannen.[76]
  • Thilde Weil (Thilde Fraenkel) wurde 1923 in Ulm geboren und besuchte von 1934 bis 1937 das Landschulheim in Herrlingen. Sie selbst stammte aus eher einfachen Verhältnissen und empfand den Umgang mit den überwiegend großstädtischen und gutbürgerlichen Mitschülern als Kulturschock – mit der Zeit aber auch anspornend.[77] In ihrem Bestreben, dazugehören zu wollen, hatte sie keine Probleme mit dem System des Kahal, dem sie als erstes gewähltes Mitglied angehörte. Sie sagt selbst, dass sie dort nie ein Wort zu den Diskussionen beigetragen hat, aber die Ehre, diesem Gremium anzugehören, war für sie sehr bedeutsam.[78]
    Einer ihrer Mitschüler war Ernst Fraenkel (siehe oben), den sie später heiratete. Im Gegensatz zu Ernst Fraenkel, der erst mit einem Kindertransport nach England kam, ging Thilde Weil von Herrlingen aus direkt nach England und besuchte dort bis 1942 die Bunce Court School. Im Anschluss daran absolvierte sie einen Lehrgang für Heilgymnastik und Massage.[23]
  • Die Gebrüder Welkanoz
    Frieda (Freda) Welkanoz (* 6. Mai 1898, geborene Ries, † 2. Februar 1985 in Kfar Hanassi) lebte mit ihren drei Söhnen Josef (* 1922 † 21. März 1948 als Yosef Amit), Michael (* 1927) und Thomas (Tommy), später Tommy Amit (* 1929) in der Hönower Straße 41 in Berlin-Kaulsdorf.[79] 1934 zog die Mutter, die inzwischen geschieden worden war, mit den drei Jungen nach Herrlingen. Sie hatte sich für diesen Umzug nach Süddeutschland entschieden, weil ihren beiden älteren Söhnen der tägliche Weg von der Wohnung zu der von Paula Fürst geleiteten Theodor-Herzl-Schule zu weit geworden war. Im Januar 1934 hatte sie Hugo Rosenthal besucht und sich danach für das Landschulheim als Schule für ihre Söhne entschieden, da auch Thomas nun schulpflichtig geworden war.[80]
    Die drei Jungen besuchten von Anfang Mai 1934 an das Jüdische Landschulheim Herrlingen. Am 1. Januar 1938 reiste Josef Welkanoz nach Palästina aus, sein Bruder Michael folgte ihm im Oktober 1938.[81] Thomas Welkanoz ging Mitte Mai 1939 nach England, besuchte dort verschiedene Schulen und bereitete sich schließlich auf die Auswanderung nach Palästina vor, die 1947 erfolgte. Er war Mitbegründer des Kibbuz Kfar Hanassi[82] im nördlichen Galiläa, das 1948 von britischen Mitgliedern der zionistischen Jugendbewegung Habonim gegründet worden war, zu der neben Tommy Amit auch dessen Frau Marion gehörte.[83]
    Frieda Welkanoz arbeitete zunächst nahe Herrlingen als Heilpraktikerin, was ihr aber 1936 untersagt worden war. Eine neue Beschäftigung fand sie erst wieder nach der Eröffnung des Jüdischen Altersheims Herrlingen, wo sie als Krankenpflegerin arbeiten und auch wohnen konnte. Sie stellte 1940 einen Ausreiseantrag nach Palästina und reiste dann über Berlin nach Wien. Von hier reiste sie mit einem Donauschiff ins Schwarze Meer und erreichte schließlich am 1. November 1940 Palästina. Sie lebte später auch im Kibbuz Kfar Hanassi.[81]
    Tommy Amit arbeitete im Kibbuz und in der Industrie[23] und leitete als Amateur-Archäologe Ausgrabungen in der Umgebung von Kfar Hanassi.[84] 2002 musste er einen besonders schweren Schicksalsschlag ertragen. Seine Enkeltochter, die 25-jährige Moranne Amit, wurde Anfang Februar bei einem Spaziergang in Jerusalem von vier Palästinensern im Alter von 14 bis 16 Jahren niedergestochen und starb an den ihr zugefügten Verletzungen. Moranne Amit, die in Haifa Jura studierte, war im Kibbutz Kfar Hanasi geboren und aufgewachsen.[83]
    Tommy Amit lebte weiterhin in Kfar Hanasi. In den dortigen Village News finden sich immer wieder Hinweise auf Aktivitäten von ihm, letztmals am 3. April 2015, wo von einer Führung von ihm zu den historischen Gebäuden des Kibbuz berichtet wurde.[85]

Die Holocaust-Opfer

Auf d​er Webseite Alemannia Judaica d​er Arbeitsgemeinschaft für d​ie Erforschung d​er Geschichte d​er Juden i​m süddeutschen u​nd angrenzenden Raum g​ibt es e​ine Unterseite z​ur Geschichte d​er jüdischen Einrichtungen i​n Herrlingen.[86] Hier w​ird die Geschichte d​er Kinder- u​nd Landschulheime d​er Familie Essinger dargestellt u​nd in d​er Folge a​uch die Geschichte d​es Jüdischen Landschulheims u​nd des Jüdischen Altersheims. Ohne erkennbare Unterscheidung zwischen d​em Landschulheim u​nter der Leitung v​on Anna Essinger u​nd dem Landschulheim u​nter der Leitung v​on Hugo Rosenthal w​ird dort – o​hne Anspruch a​uf Vollständigkeit – a​uch an d​ie Schüler erinnert, d​ie der nationalsozialistischen Herrschaft z​um Opfer gefallen sind. Die nachfolgenden Namen stammen v​on dieser Webseite, d​ie biografischen Details s​ind dem Gedenkbuches – Opfer d​er Verfolgung d​er Juden u​nter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft i​n Deutschland 1933-1945 d​es Bundesarchivs entnommen.[35]

  • Kurt Bütow (* 2. August 1924 in Allenstein in Ostpreußen – † 11. Februar 1943 in Auschwitz), wohnhaft in Herrlingen und Berlin-Wilmersdorf. Er wurde am 29. Januar 1943 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert.
  • Dorothea Cohn (* 17. November 1904 in Gmünd in Württemberg als Dorothea Meth – † 19. Oktober 1944 in Auschwitz). Sie hat in Ulm, Baden-Baden und Heilbronn gewohnt und wurde am 22. August 1942 von Stuttgart aus ins Ghetto Theresienstadt deportiert, von wo aus sie nach Auschwitz kam. (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Karl Horst Frank (* 18. Juni 1925 in Würzburg – † 25. November 1941 Kowno/Fort IX). Seine Deportation nach Kowno erfolgte am 20. November 1941 ab München. (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Hans Günther Grünewald (* 28. Dezember 1919 in Düsseldorf – † 17. September 1941 im KZ Mauthausen). Er war in die Niederlande emigriert, wo er nach der deutschen Besetzung im Durchgangslager Westerbork inhaftiert und von dort aus im September 1941 nach Mauthausen deportiert wurde. (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Paul Hanau (* 23. Dezember 1921 in Neunkirchen (Saar)). Er war wohnhaft in Neunkirchen, Saarwellingen und Herrlingen und emigrierte 1935 nach Frankreich. Am 9. September 1942 wurde er vom Sammellager Drancy aus nach Auschwitz deportiert. Er wurde für tot erklärt.
  • Heinz Ludwig Herrmann (* 24. September 1928 in Königsberg in Ostpreußen). Er war wohnhaft in Berlin-Neukölln, Herrlingen und Königsberg und wurde im September 1942 an einen unbekannten Ort deportiert und später für tot erklärt.
  • Hilde Kurniker (* 18. Mai 1921, geborene Prinz). Für sie wird Herrlingen als Wohnort genannt. Ihre Deportation erfolgte am 26. August 1943 nach Auschwitz, wo sie vermutlich den Tod fand.
  • Lisbeth (Elisabeth) Lefkovits (* 15. Juni 1922 in Schweinfurt). Sie wohnte in Schweinfurt und Herrlingen und wurde am 25. April 1942 von Würzburg aus nach Krasnystaw deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist ungeklärt, sie wurde für tot erklärt.
  • Lisbeth Mayer (* 31. Mai 1912 in Worms – † 7. April 1943 im Vernichtungslager Belzec). Sie wurde am 25. März 1942 aus Mainz oder Darmstadt ins Ghetto Piaski deportiert, von wo aus sie nach Belzec gebracht wurde. (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Die Geschwister Marx
    • Ernst Marx (* 9. August 1920 in Frankfurt am Main). Als Wohnorte werden Frankfurt, Herrlingen und Berlin-Wilmersdorf genannt. Er wurde am 29. November 1942 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert.
    • Klara (Klärle) Marx (* 26. Juni 1924 in Frankfurt am Main). Wie bei ihrem Bruder werden Frankfurt, Herrlingen und Berlin-Wilmersdorf als Wohnorte genannt. Auch die Deportationsdaten sind identisch.
  • Rolf Rosenfeld (* 21. Januar 1929 in Frankfurt am Main). Als Wohnorte werden Dellmensingen im Alb-Donau-Kreis genannt und Eschenau (möglicherweise Eschenau (Obersulm)). Er wurde von Stuttgart aus am 22. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, und von da aus am 29. Januar 1943 nach Auschwitz. Rosenfeld wurde für tot erklärt. (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Georg Rosenthal (* 2. Oktober 1919 in Berlin – † 11. September 1941 vermutlich im KZ Mauthausen). Herrlingen ist als Wohnort vermerkt, und die Deportation ins KZ Mauthausen.
  • Inge Rothschild (* 16. März 1924 in Barmen-Elberfeld). Sie hat in Herrlingen gewohnt und konnte nach Belgien emigrieren. Nach der deutschen Besetzung erfolgte am 8. September 1942 vom SS-Sammellager Mechelen aus ihre Deportation nach Auschwitz.
  • Ruth Schwarzschild (* 6. September 1919 in Bad König – † 19. November 1943 in Auschwitz). Sie wohnte in Bad König, Frankfurt am Main und in Ellguth-Steinau (Landwerk), wo mit vermutlich Ellguth bei Steinau in Oberschlesien gemeint ist, wo sich eine Hachschara-Ausbildungsstätte der Hechaluz für Landwirtschaft und Gärtnerei befand.[87] Ruth Schwarzschild konnte in die Niederlande emigrieren, wurde aber hier verhaftet und am 16. November 1943 vom Durchgangslager Westerbork aus nach Auschwitz deportiert, wo sie vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet wurde (sie wurde für tot erklärt). (Kein direkter Bezug zu Herrlingen ausgewiesen.)
  • Die Familie Sundheimer. (siehe oben Julius Sundheimer bei den Lehrerbiografien)

Literatur

  • Manfred Berger: Anna Essinger – Gründerin eines Landerziehungsheims. Eine biographisch-pädagogische Skizze. In: Zeitschrift für Erlebnispädagogik, 1997, Heft 4, S. 47–52
  • Ders.: Hugo Rosenthal – Leiter des jüdischen Landschulheims Herrlingen. Eine biographisch-pädagogische Skizze. In: Zeitschrift für Erlebnispädagogik (1997)/H. 9, S. 76–81
  • Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand: Das jüdische Landschulheim Herrlingen 1933–1939. dipa-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-7638-0509-5. Von dem Buch gibt es auch eine englische Ausgabe: Education towards spiritual resistance: the Jewish Landschulheim Herrlingen, 1933 to 1939. dipa-Verlag, Frankfurt am Main 1988, ISBN 978-3-7638-0510-5.
  • Hildegard Feidel-Mertz: Jüdische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland. Ein verdrängtes Kapitel deutscher Schulgeschichte, von Hermann Schnorbach aktualisierte Fassung in: in: Inge Hansen-Schaberg (Hrsg.): Landerziehungsheim-Pädagogik, Neuausgabe, Reformpädagogische Schulkonzepte. Band 2. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2012, ISBN 978-3-8340-0962-3, S. 159–182.
  • Peter W. A. Schmidt: Hugo Rosenthal/Josef Jaschuwi als deutsch-israelischer Pädagoge. In: Sara Giebeler u. a.: Profile jüdischer Pädagoginnen und Pädagogen. (= Edition Haus unterm Regenbogen, 3). Klemm und Oelschläger, Ulm 2000, ISBN 3-932577-23-X, S. 7–39.
  • Ulrich Seemüller: Das jüdische Altersheim Herrlingen und die Schicksale seiner Bewohner, herausgegeben von der Gemeinde Blaustein, erschienen vermutlich 1997. Eine zweite überarbeitete und erweiterte Auflage des Buchs ist unter gleichem Titel erschienen bei: Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 2009, ISBN 978-3-88294-403-7.
  • Ulrich Seemüller: Herrlingen im Brennpunkt der Geschichte. Von Anna Essinger, Martin Buber, Erwin Rommel und anderen. (PDF; 1,3 MB) In: Momente. Beiträge zur Landeskunde von Baden-Württemberg, 4/08, S. 2–7; alemannia-judaica.de

Quellen

Einzelnachweise

  1. Hildegard Feidel-Mertz: Jüdische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland, S. 165
  2. Yad Vashem Documentation belonging to Josef Hugo Rosenthal-Jashuvi, File 66, Dokument 73-74
  3. Hugo Rosenthal: Otto Hirsch und die Anfänge des jüdischen Landschulheims in Herrlingen. In: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 40–49
  4. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 62–67
  5. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 71
  6. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 169
  7. Konferenzprotokoll, abgedruckt bei Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 132–134
  8. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 137
  9. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 191–200
  10. Hildegard Feidel-Mertz: Jüdische Landschulheime im nationalsozialistischen Deutschland, S. 166
  11. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 172–184
  12. Hugo Rosenthal: Schulbericht 1935/36, zitiert nach Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 177
  13. Peter W. A. Schmidt: Hugo Rosenthal/Josef Jaschuwi als deutsch-israelischer Pädagoge. S. 24
  14. Klaus Dror (Dreyer) (1985), zitiert nach Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 180
  15. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 62–63
  16. Lebendiges Museum Online: Martin Buber
  17. Ramban ist das Akronym für Rabbi Mosche Ben Maimon, den hebräischen Namen von Maimonides.
  18. Naomi Shepherd: Wilfrid Israel, Siedler Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-88680-149-7, S. 151
  19. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 185–189
  20. Ulrich Seemüller: Herrlingen im Brennpunkt der Geschichte
  21. Zitiert nach Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 65–66
  22. Jenny Heymann: Beiträge zur Gestaltung des Landschulheims, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 122–124
  23. Kurzbiographien ehemaliger Lehrer/innen und Schüler/innen in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 259–265
  24. Lotte Anrich: Massenküche mit Musik, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 98–99
  25. Pinchas Erlanger: Erinnerungen. Meine Jugend in Deutschland und die Auswanderung nach Palästina. Laupheimer Gespräche, 2001 (PDF; 234 kB) S. 1 und S. 7
  26. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 87
  27. Biografische Daten zu Hans Hainebach im Katalog der DNB. Dort sind ihm drei Publikationen zugeordnet, wovon die Studie German Publications on the United States, 1933 to 1945, die erstmals 1948 erschienen ist, 2013 neu aufgelegt wurde (ISBN 978-1-258-64494-9)
  28. Prize Day winners 2014
  29. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 65–66
  30. Werner Fölling: Lehrer, in: Hertha Luise Busemann / Michael Daxner / Werner Fölling: Insel der Geborgenheit. Die Private Waldschule Kaliski. Berlin 1932 bis 1939. Metzler, Stuttgart 1992. ISBN 3-476-00845-2, S. 275–276
  31. Lotte Haas: Atmosphäre von »Fleiß und Eifer«, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 108–109
  32. Liste der Erinnerung an die Rintelner Juden (PDF)
  33. Welche Schicksale sich hinter den Namen auf den ersten Rintelner Stolpersteinen verbergen
  34. Ein Stolperstein für Lehrer Julius Sundheimer? Schaumburger Nachrichten, 28. Dezember 2012, und Startseite Namensverzeichnis des Gedenkbuches
  35. Startseite Namensverzeichnis des Gedenkbuches
  36. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 190
  37. An album made by a jewish girl depicting jewish life in the german town herrlingen in the years 1934 38
  38. Josef Even im WorldCat
  39. Brief Hugo Rosenthals an Leo Baeck vom 11. Oktober 1935, zitiert nach Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 192
  40. Ilse Flatow: Meine persönliche Einführung in die Welt des Judentums, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 104–106
  41. Theodor-Herzl-Schule in Berlin (1920 – 1938)
  42. Erläuterungen zum Stolperstein für Hedwig Helene Flatow in der Niklasstraße 5 in Berlin-Zehlendorf
  43. Erläuterungen zum Stolperstein für Ilse Flatow in der Niklasstraße 5 in Berlin-Zehlendorf
  44. Georg Flatow Family Collection im Leo Baeck Institut; archive.org
  45. Obituary: Ernst Fraenkel escaped Nazis to become business pioneer and library champion (Ein Nachruf von Ernst Fraenkels Sohn Martin auf seinen Vater vom 29. November 2014.)
  46. History of Phibro
  47. Ernst Fraenkel OBE, 1923-2014
  48. Ernst Fraenkel: »Schwieriges Kind?«, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 107
  49. Ernst Fraenkel (1985), zitiert nach: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 179
  50. Dieser Geburtsort wurde von Schachne genannt, Shaw selber bezeichnete sich in dem nachfolgend zitierten Text als „Stadtkind aus dem industriellen Mannheim“.
  51. Leah Shaw (Herrmann): Herrlingen erweiterte meinen Horizont, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 117–119
  52. SchülerInnen der Privaten Waldschule Kaliski, Berlin 1932-1939, in: Hertha Luise Busemann / Michael Daxner / Werner Fölling: Insel der Geborgenheit. Die Private Waldschule Kaliski. Berlin 1932 bis 1939. Metzler, Stuttgart 1992. ISBN 978-3-476-00845-9, S. 301
  53. Mitteilung im Reichsanzeiger vom 24. September 1940
  54. Zum Beispiel an der Studie Consumption by Elderly People. A General Practice Survey
  55. Dover College: Our History
  56. Anne Prior: Erinnerungen an einen „phänomenalen Lehrer“
  57. Eva Neumark (Marcuse): Herrlingen – ein großes Erlebnis für mich, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 113
  58. Family Page Israel Neumark & Eva Marcuse
  59. Michael Brenner: Turning Inward. Jewish Youth in Weimar Germany, in: Michael Brenner (Hrsg.): In search of Jewish community. Jewish identities in Germany and Austria, 1918 – 1933, Indiana University Press, Bloomington, 1999, ISBN 0-253-33427-6, S. 59–60
  60. Clementine Kraemer Collection 1894-1963; archive.org. Zu Clementine Cramer: Biografische Daten zu Clementine Kraemer; archive.org
  61. Cannstatter Stolperstein-Initiative: Babette Marx: Mitte einer Familie
  62. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua. Sein Lebensweg aus Briefen und Tagebüchern, Bleicher, Gerlingen, 1996, ISBN 978-3-88350-730-9.
  63. Erich Jehoshua Marx – Schicksal eines jüdischen Schülers. (PDF) in: Kepler-Brief 2012, herausgegeben vom Verein der Freunde des Johannes-Kepler-Gymnasiums Bad Cannstatt e.V, S. 23–27
  64. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua, S. 51–63
  65. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua, S. 307 ff.
  66. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua, S. 27
  67. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 11
  68. Ruth Sharaon: Heilsame Atmosphäre durch Musik, in: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 116–117
  69. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 92
  70. Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 236, Anmerkung 11
  71. Biography Hugo (Rosenthal) Jashuvi
  72. Im Zuge der von den NS-Behörden geplanten „Berufsumschichtung“, durch die aus dem Berufsleben gedrängte Juden auf praktische Berufe vorbereitet werden sollten, war für die hauswirtschaftliche Ausbildung der Mädchen die Jüdische Haushaltungsschule verantwortlich. (Anlernwerkstätte und „Berufsumschichtung“ in Frankfurt am Main)
  73. USHMM-Collections: Oral history interview with Marion Walter
  74. Humanistic Mathematics Network
  75. Stephen I. Brown, Marion I. Walter: The Art of Problem Posing. 3 edition. Routledge, 2005, ISBN 0-8058-4977-7
  76. University of Oregon, Department of Mathematics: Professor Emerita Marion Walter (Foto)
  77. Tilde Fraenkel: Einfluß des Gemeinschaftslebens. In: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand. S. 106–107
  78. Thilde Fraenkel (1985), zitiert nach: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 179
  79. Hönower Straße 41. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Teil 4, Kaulsdorf, S. 2042. Wohnung der Familie Welkanoz
  80. Frieda Welkanoz: Einiges über das Landschulheim Herrlingen. In: Lucie Schachne: Erziehung zum geistigen Widerstand, S. 121
  81. Ulrich Seemüller: Das jüdische Altersheim Herrlingen und die Schicksale seiner Bewohner. S. 143–144
  82. Kibbutz Kfar Hanassi. Where we are. The place and the people
  83. Die Ermordung von Moranne Amit, Tommy Amits Enkelin
  84. The Megalithic Culture of the Corazim Plateau, Eastern Galilee, Israel. (PDF; 1,3 MB)
  85. Village News – Kfar-Hanassi, 3. April 2015. S. 12
  86. Geschichte der jüdischen Einrichtungen in Herrlingen
  87. Juden in Deutschland – Hachsharah II
  88. Yad Vashem: Digital Collections
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