Schawuot
Schawuot (hebräisch שָׁבוּעוֹת Šavūʿōṯ, deutsch ‚Wochen‘; jiddisch: Schwu'ess, Schwuos oder Schwijess) ist das jüdische Erntedankfest, das 50 Tage, also sieben Wochen plus einen Tag, nach dem Pessachfest gefeiert wird.
Bedeutung
In der Tora hat das Fest mehrere Namen, zum einen חג השבועות ‚Wochenfest‘ (2 Mos 34,22 und 5 Mos 16,10 ), חג הקציר ‚Fest der Ernte‘ (3 Mos 23,16 ), יום הבכורים ‚Tag der Erstfrüchte‘ (4 Mos 28,26 ). Mischna und Talmud kennen das Fest auch als עצרת Atzeret, deutsch ‚feierliche Versammlung‘. Die vielen Namen spiegeln die verschiedenen Bedeutungen wider, die das Fest hat.
Schawuot ist ein Erntedankfest, da zu dieser Zeit in Israel der erste Weizen geerntet wird.
Das Judentum feiert den neuerlichen Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai. Deswegen wird am ersten Tag auch Ex 19 , 20,1–23 aus der Tora gelesen; Maftir: Num 28,26–31 ; Haftara: Ezechiel 1,1–28 , 3,12 . Beim erstmaligen Empfang hatte Mose die Steintafeln mit den Zehn Geboten laut biblischer Überlieferung zerschmettert, weil das Volk Israel ein Goldenes Kalb anbetete. Daraufhin ging Mose wieder auf die Spitze des Berges Sinai, um die Gebote ein weiteres Mal zu erbitten.
Ablauf
Das Wochenfest bildet den Abschluss der Frühlingsfeste und der Erstlingsfrüchte, zu denen Pessach und das Omer-Zählen gehören. Die Synagoge wird geschmückt, denn an diesem Tag symbolisiert sie den Sinai. Die Zehn Gebote stehen im Mittelpunkt der Toralesung. Sie werden unter Begleitung einer besonderen Melodie vorgelesen, und während sie vorgelesen werden, steht die ganze Gemeinde. Für diesen Abschnitt wird im als Zeichen der besonderen Ehre der Rabbiner oder sonst ein führendes Gemeindemitglied zur Tora aufgerufen. Zuvor wird ein Gebet auf Aramäisch unter Begleitung einer besonderen Melodie, das Akdamut, gesprochen, ebenso der Segen Schehechejanu. Mit ihm wird um die Erlaubnis gebeten, überhaupt mit der Toralesung beginnen zu dürfen. Neben den Zehn Geboten wird auch aus dem Buch Rut gelesen. König David, der Urenkel Ruts, wurde der Überlieferung nach am Tag eines Schawuot geboren und starb nach 70 Jahren auch an einem solchen Tag.
Traditionell wird Milch getrunken, dazu werden süße milchige Speisen (Eierkuchen mit Quark, Käsekuchen usw.) und Honig gegessen, da die Tora mit Milch verglichen wird, die das Volk Israel wie ein unschuldiges Kind begierig trinkt.
Viele Gläubige studieren die Nacht hindurch in der Synagoge die Tora (hebräisch תקון חצות Tikun Chazot, deutsch ‚Nachtwache‘). In den Synagogen und Jeschiwot, den Talmud-Toraschulen, bleibt man im Allgemeinen die ganze Nacht über wach und verbringt die Zeit mit dem gemeinsamen Torastudium (d. h. immer zwei zusammen). Auch halten Rabbiner und Schriftgelehrte Vorträge. Von Zeit zu Zeit wird das Studium durch Gesang und Tanz unterbrochen, und so geht es weiter bis zum Morgengrauen. Dann versammeln sich in der ersten Morgendämmerung alle zum Gebet, um schon beim Sonnenaufgang das Schma Jisrael zu sprechen.
Vier mal pro Jahr – an Jom Kippur, Schmini Azeret, am letzten Tage von Pessach und dem zweiten Tag von Schawuot – wird nach aschkenasischem Ritus ein besonderes Gedenkgebet, יִזְכֹּר Jiskor („Erinnerung“), zum Gedenken der verschiedenen Seele des Vaters und/oder der Mutter in der Synagoge gesprochen. Dies beinhaltet eine Bitte für Zedaka zu deren Wohle. Nur jene, deren Vater und/oder Mutter nicht mehr unter den Lebenden weilen, verbleiben während des Jiskorgebetes in der Synagoge. Jeder andere verlässt den Raum, um so den Nachkommen einen ernsten privaten Moment zu gewähren, in dem sie sich mit dem Andenken mit ihren Eltern vereinen können.[1]
Schawuot im bürgerlichen Kalender
Jüdisches Jahr | Bürgerliches Datum |
---|---|
5781 | 17. bis 18. Mai 2021 |
5782 | 5. bis 6. Juni 2022 |
5783 | 26. bis 27. Mai 2023 |
5784 | 12. bis 13. Juni 2024 |
5785 | 2. bis 3. Juni 2025 |
Jeder Festtag beginnt am Vorabend des bürgerlichen Kalenders, denn im jüdischen Kalender dauert der Tag von Abend bis Abend – nicht von Mitternacht bis Mitternacht (0 bis 24 Uhr) wie im bürgerlichen Kalender. Der abendliche Beginn wird mit dem Wort (hebräisch ערב ‚Abend‘) Erev bezeichnet.
Im Christentum
Mitglieder des Christentums glauben an die Herabkunft eines göttlichen Geistes auf Erden, die laut der Apostelgeschichte des Lukas 2,1 am 50. Tag nach Pessach geschah (dort auf Griechisch: „Pentekoste“, d. h. der 50.). Daraus entstand später das christliche Pfingstfest.
Siehe auch
Weblinks
- Schawuot – Das Wochenfest. Zentralrat der Juden in Deutschland, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Michael Rosenkranz: Schawuot – Fest der Torahgebung. In: talmud.de. 29. November 2013, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Adin Even-Israel (Steinsaltz): Die ewige Tora. In: de.chabad.org. 20. Januar 2007, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Schawuot. Die Übergabe der Tora. In: de.chabad.org. 21. Dezember 2018, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Shavuot Songs. In: synagoge-karlsruhe.de. Abgerufen am 21. Dezember 2018 (englisch, Noten, Hörbeispiele).
- Juden feiern Schawuot. In: israelnetz.com. 10. Juni 2016, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Ari Lipinski: Das Wochenfest Schawuot. (PDF, 456 kB) Biblischer Hintergrund und Traditionen. In: AriLipinski.de. 25. Mai 2017, abgerufen am 21. Dezember 2018.
- Andreas Nachama: Schawuot – Zehn Gebote. Was die Zehn Gebote heute bedeuten und warum Christen sie etwas anders wahrnehmen. In: a-r-k.de. Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschland, 20. Dezember 2007, abgerufen am 21. Dezember 2018.