Holzhausen (Homberg)

Holzhausen ist ein Stadtteil von Homberg (Efze) im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Holzhausen
Höhe: 192–211 m ü. NN
Fläche: 5,88 km²[1]
Einwohner: 738 (Okt. 2016)[1]
Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Postleitzahl: 34576
Vorwahl: 05681

Geographische Lage

Der Ort liegt in Nordhessen etwa 1,5 km südöstlich der Altstadt von Homberg, ist aber schon lange mit der Kernstadt zusammengewachsen. Der Ort befindet sich an den nördlichen Ausläufern des Knüllgebirges. Durch den Ort fließt die Efze. Die Bundesstraße 323 verläuft im Nordosten an Holzhausen vorbei. Im Süden am Rand des Ortes liegt das Gelände einer ehemaligen Eisenhütte.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Holzhausen bei Homburg erfolgte um das Jahr 800 unter dem Namen Holzhusun im Urkundenbuch des Reichsklosters Herdfeld[2]. Die Klöster Fulda und hatten Besitzungen im Ort. Noch bis in die Neuzeit hatten eine Vielzahl von weltlichen und geistlichen Herren im Dorf Eigentums- und Einkommensrechte. Darunter waren die Klöster und Stifte Fulda, Hersfeld, Spieskappel, Fritzlar, Homberg und Eppenberg, die Herren von Holzheim, von Falkenberg, von Löwenstein-Westerburg, von Wildungen, von Felsberg, von Bischofferode, von Baumbach, von Elben u. a., sowie die Landgrafen von Hessen bzw. Hessen-Kassel und verschiedene Ministeriale derselben.

Ein Ortspfarrer (Pleban) ist im Jahre 1244 erstmals erwähnt. Der katholische Priester Hermann Ciriacus wurde nach der Einführung der Reformation in Hessen durch Landgraf Philipp im Jahre 1526 der erste evangelische Pfarrer in Holzhausen; er predigte noch bis 1557. Von 1890 bis 1892 wurde die neugotische Kirche erbaut.

Das Dorf litt, wie ganz Nordhessen, im Dreißigjährigen Krieg erheblichen Schaden, der sich auch in der Einwohnerentwicklung spiegelte. In den Jahren 1575 und 1585 wurden im Dorf jeweils 30 Hausgesesse und vor dem Dreißigjährigen Krieg noch 20 „Mannschaften“ gezählt, aber schon 1639 waren es nur noch 9 verheiratete und 4 verwitwete Hausgesesse. Im 18. Jahrhundert begann die Einwohnerzahl dann schnell anzusteigen, was zu einem erheblichen Teil mit der Ansiedlung der Eisenindustrie zusammenhing: 1747 gab es bereits 46 Hausgesesse. Danach ging es stetig weiter aufwärts. Von 348 Einwohnern im Jahre 1748 stieg die Zahl auf 652 im Jahre 1834 und auf 800 im Jahre 1925. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die Einwohnerzahl durch den Zuzug von Heimatvertriebenen mit 1136 im Jahre 1950 einen Höchststand, sank dann durch allmähliche Abwanderung aber wieder ab. Schon 1961 waren es nur noch 941 Einwohner, und als mit der Schließung des Eisenwerks 1967 rund 180 Arbeitsstellen verschwanden, führte dies auch zu einem starken Rückgang der Dorfbevölkerung.

Das Eisenwerk

Das Dorf war bis weit ins 18. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt, aber bereits im 17. Jahrhundert ist die Verhüttung von bei Mardorf abgebauten Brauneisenerzen in Holzhausen nachgewiesen, und im Jahre 1737 wurde die Eisengießerei von Mardorf nach Holzhausen verlegt. Bekannt sind vor allem die Ofenplatten aus Holzhausen, von denen einige heute im Homberger Heimatmuseum zu sehen sind. 1873 übernahm der in diesem Jahre gegründete Warsteiner Gruben- und Hüttenverein[3] die Eisengießerei, stellte aber den mit Holzkohle betriebenen Hochofenbetrieb in Holzhausen wegen Unwirtschaftlichkeit schon 1881 ein. Das Eisenwerk beschäftigte bis zum Ersten Weltkrieg etwa 160 Menschen, kam aber nach dem Krieg nicht recht aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten heraus. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs wurden auf dem Werksgelände Flugzeugmotoren der Kasseler Henschelwerke montiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb 1946/47 wieder aufgenommen; hergestellt wurden nun emaillierte Badewannen, Kohleöfen, Kanalguss und Tränkebecken. Anfang der 1960er Jahre waren insgesamt rund 250 Menschen in der Gießerei, dem Emaillierwerk, den Werkstätten und dem Montagebetrieb beschäftigt, aber schon 1967 stellte die Warsteiner Eisenwerke AG ihren Betrieb ein und kündigte den noch verbliebenen 180 Mitarbeitern in Holzhausen. Das Gelände befindet sich heute im Besitz einer Firma, die dort Armaturen herstellt. Die Gebäude des alten Eisenwerks wurden Mitte der 1990er Jahre abgebrochen, um einer neuen Montagehalle Platz zu machen.[4]

Gebietsreform

Am 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Holzhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen als Stadtteil der Stadt Homberg, Bezirk Kassel, heute Homberg (Efze), auf freiwilliger Basis eingegliedert.[5][6] Für Holzhausen, wie für die in der Kreisstadt Homberg (Efze) eingegliederten ehemals selbständigen Gemeinden (Stadtteile) wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Einwohnerzahlen

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

 um 1490:15 wehrhafte Männer (3 Pflüge)
 1639:9 verheiratete, 4 verwitwete Hausgesesse
 1747:46 Häuser
 1748:348 Einwohner.
Holzhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015
Jahr  Einwohner
1834
 
652
1840
 
692
1846
 
663
1852
 
689
1858
 
681
1864
 
670
1871
 
683
1875
 
688
1885
 
699
1895
 
673
1905
 
684
1910
 
718
1925
 
800
1939
 
757
1946
 
1.154
1950
 
1.136
1956
 
1.018
1961
 
941
1967
 
977
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
660
2015
 
749
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]; Zensus 2011[8]; Stadt Homberg (Efze):[1]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

 1861:alle Einwohner evangelisch-reformierte
 1885:696 evangelische (= 99,57 %), drei katholische (= 0,43 %) Einwohner
 1961:798 evangelische (= 84,80 %), 132 katholische (= 14,03 %) Einwohner[2]

Erwerbstätigkeit

 1961:Erwerbspersonen: 96 Land- und Forstwirtschaft, 243 Produzierendes Gewerbe, 39 Handel und Verkehr, 40 Dienstleistungen und Sonstiges.[2]

Persönlichkeiten

Literatur

Einzelnachweise

  1. Einwohner (1. und 2. Wohnsitz). In: Webauftritt. Stadt Homberg (Efze), abgerufen im November 2020.
  2. Holzhausen bei Homberg, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Die Aktiengesellschaft Warsteiner Gruben- und Hüttenverein wurde 1873 gegründet und 1885 in Aktiengesellschaft Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke umbenannt. 1925 erfolgte die Übernahme der Herzoglichen Eisen- und Emaillierwerke AG in Primkenau bei Glogau in Niederschlesien und gleichzeitig damit die Umbenennung in Warsteiner und Herzoglich Schleswig-Holsteinische Eisenwerk AG. Nach dem Verlust der schlesischen Betriebe als Folge des Zweiten Weltkriegs erfolgte 1948 eine erneute Umbenennung in Warsteiner Eisenwerke AG. Wegen finanzieller Schwierigkeiten musste das Unternehmen 1967 den Betrieb einstellen und einen Vergleich beantragen; es wurde 1969 liquidiert.
  4. Das Eisenwerk in Holzhausen, bei Homberg (Efze) – ein InternetBilderbuch
  5. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 55 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 391.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 159 kB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Homberg (Efze), abgerufen im November 2020.
  8. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  9.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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