Holzen (bei Eschershausen)
Holzen ist eine Gemeinde im nördlichen Landkreis Holzminden in Niedersachsen (Deutschland) und gehört zur Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf. Holzen liegt am Schnittpunkt der Höhenzüge Ith und Hils. Der Ort besteht aus zwei Ortslagen, dem Dorf Holzen und Holzen-Ith.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Holzminden | |
Samtgemeinde: | Eschershausen-Stadtoldendorf | |
Höhe: | 190 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,61 km2 | |
Einwohner: | 523 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 79 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37632 | |
Vorwahl: | 05534 | |
Kfz-Kennzeichen: | HOL | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 55 022 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hilsstraße 17a 37632 Holzen | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Silke Hage (CDU) | |
Lage der Gemeinde Holzen im Landkreis Holzminden | ||
Geschichte
Spuren steinzeitlicher Besiedlung und Opferrituale konnten in den Höhlen um Holzen gefunden werden. Fundstücke aus der Rothesteinhöhle sowie ein nachgebauter Höhleneingang sind im Landesmuseum Hannover ausgestellt.
Unter dem Namen Rothe wurde erstmals im Jahr 1004 eine Siedlung im Wikanafeld urkundlich erwähnt, die im Bereich der Holzener Hütte lag. Aus diesem Grund gibt Holzen seine Entstehung mit 1004 an und hat 2004 eine Tausendjahrfeier veranstaltet, zu der auch eine Dorfchronik veröffentlicht wurde.
Im 11. und 12. Jahrhundert bestand nördlich von Holzen auf einem Bergsporn die Poppenburg, zu der keine historische Überlieferung vorliegt.
Im 18. Jahrhundert gab es mit der Glasmanufaktur Holzen eine Glashütte im Ort, die von 1744 bis 1768 bestand. Sie produzierte hauptsächlich Hohlglas in Form von Bouteillen (Flaschen). Nachdem die Relikte in den Jahren 2000 bis 2005 archäologisch untersucht wurden, ist die nachträglich überdachte Fundstelle zur Besichtigung öffentlich zugänglich.
Im Zweiten Weltkrieg existierte in Holzen ab September 1944 das KZ-Außenlager Holzen als Außenlager des KZ Buchenwald (Deckname Hecht). Die Häftlinge waren bei der „Firma Stein“ (Deckname für das Volkswagenwerk Wolfsburg) zu Bauarbeiten eingesetzt, die die Untertage-Fertigungsstätten für Kriegsgerät unter Leitung der Minette GmbH, deren Hauptgesellschafter das Volkswagenwerk war, vornahm. Anfang April 1945 wurden die Zwangsarbeiter in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Darüber hinaus bestand auf dem Greitberg etwa zwei Kilometer nordöstlich von Holzen das Zuchthauslager Holzen mit sechs Steinbaracken, das mit etwa 500 Gefangenen des Zuchthauses Hameln belegt war. Am Ortsrand von Holzen befand sich ein Hüttenlager für italienische Militärinternierte, die sich frei bewegen konnten.
Die Lager waren Teil des Vorhabens, den Hils zu einem Rüstungsschwerpunkt im Deutschen Reich auszubauen. Da die Alliierten 1943 die Luftüberlegenheit über Deutschland erlangt hatten, bot das weitverzweigte Gruben- und Stollensystem der Deutschen Asphalt AG ideale Voraussetzungen für die Untertageverlagerung der Rüstungsindustrie. Unter der Leitung der Organisation Todt wurden ab 1944 gemäß dem Jägerstab Produktionsstätten für die Herstellung von Jagdflugzeugen geschaffen. Mehr als 10.000 Zwangsarbeiter waren zeitweise im Hils in über 30 Lagern beschäftigt, wobei im Lenner Lager als dem Hauptlager des Rüstungskomplexes nahe der Ortschaft Lenne etwa 5000 Zwangsarbeiter untergebracht waren.[2]
1996 lebten 741 Einwohner in der Gemeinde.
Politik
Bürgermeister
- 1928–1933: August Morie (SPD)
- 1933–1934: Robert Störmer
- 1934–1935: Wilhelm Ahlswede
- 1935–1939: August Hoppmann
- 1939–1946: Hermann Meyer
- 1946–1952: Walter Markworth (SPD)
- 1952–1956: Hermann Meyer
- 1956–1961: Walter Markworth (SPD)
- 1961–1964: Otto Ritterbusch (SPD)
- 1964–1973: Friedrich Nagel (SPD)
- 1973–1981: Wolfgang Pagel (SPD)
- 1981–2001: Herbert Schlotter (SPD)
- 2001–2016: Helmut Alms (SPD)
- seit 2016: Silke Hage (WGH)
Gemeinderat
Der Gemeinderat setzt sich nach der Kommunalwahl vom 11. September 2016 zusammen aus:
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Die plattdeutsche Laienspielgruppe füllt im jährlichen Rhythmus das Dorfgemeinschaftshaus.
Musik
Für den eher absurden Charakter ihrer Auftritte ist die Dorfband GummiArabikum bekannt. Songtitel, die jede Musikrichtung enthalten können, sind unter anderem „Den Rest können die Tiere fressen“ oder „Der wilde Eber“.
Im Jahr 2010 feierte der Posaunenchor Holzen sein 60-jähriges Bestehen. Seine Hauptaufgabe besteht laut Eigenaussage darin, Gemeindegottesdienste im gesamten Kirchspiel Eschershausen zu begleiten.[3]
Wege und Denkmäler
Rund um Holzen ist ein befestigter Wanderweg angelegt, auf dem auch Teile des alten Konzentrationslagers besichtigt werden können. Allerdings zeugen in den meisten Fällen nur noch Grundmauern von den einstigen Bauwerken. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Kriegerdenkmal am Hils. Die Adlerskulptur, die einst das Denkmal zierte, wurde in den 1990er Jahren entwendet und ist seitdem verschollen.
Naturdenkmäler
Naturdenkmäler im Ith sind Kletterfelsen und Höhlen insbesondere die Drachenwand mit dem großen Klassiker „Drachentöter“ im 7. Grad der UIAA.
Baudenkmale
Im 18. Jahrhundert bestand in Holzen mit der Glasmanufaktur Holzen eine Glashütte, die hauptsächlich Hohlglas in Form von Bouteillen (Flaschen) produzierte. Ihre ausgegrabenen und überdachten Reste befinden sich im nördlich gelegenen Ortsteil Auf der Holzener Hütte und können besichtigt werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Heute betreibt die Deutsche Asphalt AG im Hils bei Holzen den letzten in Deutschland noch tätigen Naturasphalt-Untertagebau. Des Weiteren existieren zwei Tischlereien. Ein Weingeschäft und ein Bäcker stehen als Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung. Zusätzlich wirtschaften noch zwei landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe.
Die Zivildienstschule Ith (Holzen), die sich auf dem Gelände eines alten Wehrmachts-Fliegerhorsts befand, gehört, obwohl örtlich vom Dorf getrennt, zu Holzen. Da jedoch von Holzen keine direkte Fahrt zur Zivildienstschule möglich ist (Umweg über Scharfoldendorf), verirrten sich viele Zivildienstleistende in der Ortslage Holzen-Dorf. Seit der Aussetzung des Zivildienstes untersteht die Einrichtung dem Bundesamt für Bildung und Familie und ist heute ein Bildungszentrum.
Literatur
- Detlef Creydt (Hrsg.): Zwangsarbeit für Industrie und Rüstung im Hils 1943–1945. Mitzkat, Holzminden 2001, ISBN 3-931656-37-3 (Zwangsarbeit 4).
- Holzen – Chronik eines Dorfes, 2004.
Weblinks
- HOLZEN - Eingeschmiegt zwischen Ith und Hils Webauftritt der Gemeinde Holzen
- Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Konzentrationslager Buchenwald, Außenstelle Holzen bei holzen.info
- Posaunenchor Holzen: Über uns (Memento des Originals vom 26. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 1. Juni 2011.