Hessische Landesregierung
Die Hessische Landesregierung ist die Regierung des Landes Hessen. Die derzeitige, von CDU und Bündnis 90/Die Grünen gebildete Landesregierung hat am 18. Januar 2019 ihre Arbeit aufgenommen. Ministerpräsident ist der aus Gießen stammende Jurist Volker Bouffier, zu den sonstigen Regierungsmitgliedern siehe den Artikel Kabinett Bouffier III. Regierungssprecher ist Staatssekretär Michael Bußer.
Nach Artikel 101 der Verfassung des Landes Hessen (HV) wird der Ministerpräsident vom Hessischen Landtag gewählt. Die übrigen Mitglieder der Landesregierung, die Minister, werden vom Ministerpräsidenten ernannt. Sie benötigen das besondere Vertrauen des Landtages, das ihnen durch Beschluss ausgesprochen wird (Art. 101 IV HV). Nach Artikel 111 leistet der Ministerpräsident seinen Amtseid vor dem Landtag, die Minister vor dem Ministerpräsidenten in Gegenwart des Landtags. Die Rechtsverhältnisse der Regierungsangehörigen sind im Gesetz über die Bezüge der Mitglieder der Landesregierung vom 27. Juli 1993[1] geregelt.
Amtssitz des Ministerpräsidenten und Sitzungsort der Landesregierung ist die Hessische Staatskanzlei, die seit 2004 im ehemaligen Hotel Rose am Kranzplatz in Wiesbaden residiert. Zuvor hatte die Staatskanzlei ihren Sitz in einer Villa in der Bierstadter Straße unweit des Warmen Damms und der Wilhelmstraße. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die Landesregierung des damaligen, nur Teile des heutigen Landes umfassenden Volksstaates Hessen ihren Sitz in Darmstadt.
Hessische Landesregierungen bis 1918
Vor der Novemberrevolution von 1918 war der Großherzog das hessische Staatsoberhaupt. Er ernannte nach der Verfassung von 1820 die Mitglieder der Staatsregierung und legte den aus zwei Kammern (von denen nur die Mitglieder der zweiten gewählt waren) bestehenden Landständen die Gesetzentwürfe vor. Der Staatsregierung („Gesamt-Ministerium“) stand ein Präsident vor, jedoch nur als Regierungschef, nicht als Staatsoberhaupt.
Amtsinhaber | Amtszeit | Anmerkungen |
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Karl von Grolman | 1821–1829 | |
Karl du Thil | 1829–1848 | |
Heinrich von Gagern | 1848 | Während der Märzrevolution für drei Monate Ministerpräsident, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung |
Carl Wilhelm Zimmermann | 1848 | Im Sommer 1848 für wenige Wochen im Amt |
Heinrich Karl Jaup | 1848–1850 | Mitglied des Siebzehnerausschusses und der Frankfurter Nationalversammlung |
Reinhard Carl Friedrich von Dalwigk | 1852–1871 | Unter Großherzog Ludwig III., 1871 auf Druck Preußens entlassen |
Friedrich von Lindelof | 1871–1872 | Unter Großherzog Ludwig III. |
Karl Wilhelm Hofmann | 1872–1876 | Unter Großherzog Ludwig III. |
Philipp Freiherr Rinck gen. v. Starck | 1876–1879 | Unter Großherzog Ludwig III., nach dessen Tod 1877 unter Großherzog Ludwig IV. |
Jakob Finger | 1884–1898 | Unter Großherzog Ludwig IV., nach dessen Tod 1892 unter Großherzog Ernst Ludwig |
Carl Rothe | 1898–1906 | Unter Großherzog Ernst Ludwig |
Christian Wilhelm Carl Ewald | 1906–1918 | Unter Großherzog Ernst Ludwig, bis zur Novemberrevolution |
Bis 1866 existierten außer dem Großherzogtum noch zwei weitere hessische Staaten, das Kurfürstentum Hessen-Kassel und die Landgrafschaft Hessen-Homburg. Der westliche Teil des heutigen Hessen war Teil des Herzogtums Nassau.
Landesregierungen des Volksstaats Hessen
In der Zeit des Volksstaates Hessen zwischen 1919 und 1945 trug der Hessische Ministerpräsident gemäß Artikel 37 der Hessischen Verfassung die Amtsbezeichnung Staatspräsident, das Kabinett die Bezeichnung „Gesamtministerium“. Wie heute wurde die Regierung vom Hessischen Landtag gewählt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Landesregierungen zugunsten der regionalen Gliederungen der NSDAP („Reichsgaue“) weitgehend entmachtet. Die Liste der Ministerpräsidenten des Volksstaats Hessen verzeichnet die Regierungschefs des Volksstaats Hessen (1918–1934).
Staatspräsident | Kabinett | Beteiligte Parteien | Amtszeit | Anmerkungen |
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Carl Ulrich (SPD) | Ulrich I | SPD, DDP, Zentrum | 1919 | |
Carl Ulrich (SPD) | Ulrich II | SPD, DDP, Zentrum | 1919–1927 | Staatspräsident ab 1920 |
Carl Ulrich (SPD) | Ulrich III | SPD, DDP, Zentrum | 1927–1928 | |
Bernhard Adelung (SPD) | Adelung | SPD, DDP, Zentrum | 1928–1933 | Staatspräsident |
Ferdinand Werner (NSDAP) | Werner | NSDAP | 1933 | Gewählter Staatspräsident, dann ernannter Ministerpräsident |
Philipp Wilhelm Jung (NSDAP) | Jung | NSDAP | 1933–1935 | Ministerpräsident |
Jakob Sprenger (NSDAP) | Sprenger | NSDAP | 1935–1945 | Als Reichsstatthalter gleichzeitig Führer der Landesregierung |
Hessische Landesregierungen seit 1945
Seit der Gründung des heutigen Bundeslandes Hessen waren sieben verschiedene Parteien an Hessischen Landesregierungen beteiligt. Von 1946 bis 1987 sowie 1991–1999 führte die SPD die jeweiligen Landesregierungen, 1987–91 und seit 1999 die CDU. Seit 1945 bekleideten neun Politiker das Amt des Hessischen Ministerpräsidenten, davon gehörten fünf der SPD und drei der CDU an, einer war parteilos. Georg-August Zinn (SPD) war 19 Jahre lang Ministerpräsident und ist damit der Amtsinhaber mit der bisher längsten Dienstzeit.
Die beiden ersten Ministerpräsidenten nach Kriegsende, Ludwig Bergsträsser (SPD) und Karl Geiler (parteilos), waren nicht gewählt, sondern von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzt worden. Die erste Landtagswahl nach dem Krieg fand am 1. Dezember 1946 statt.
Ministerpräsident | Kabinett | Beteiligte Parteien | Amtszeit |
Karl Geiler | Geiler | SPD, CDU, KPD, Parteilose | 1945–46 |
Christian Stock | Stock | SPD, CDU | 1946–50 |
Georg-August Zinn | Zinn I | SPD | 1950–54 |
Zinn II | SPD, GB/BHE | 1954–58 | |
Zinn III | 1958–62 | ||
Zinn IV | SPD, GDP | 1962–66 | |
Zinn V | SPD | 1966–69 (Rücktritt[2]) | |
Albert Osswald | Osswald I | 1969–70 | |
Osswald II | SPD, FDP | 1970–74 | |
Osswald III | 1974–76 (Rücktritt) | ||
Holger Börner | Börner I | 1976–78 | |
Börner II | 1978–84 | ||
Börner III | SPD, Grüne | 1984–87 | |
Walter Wallmann | Wallmann | CDU, FDP | 1987–91 |
Hans Eichel | Eichel I | SPD, Grüne | 1991–95 |
Eichel II | 1995–99 | ||
Roland Koch | Koch I | CDU, FDP | 1999–2003 |
Koch II | CDU | 2003–2009 | |
Koch III | CDU, FDP | 2009–2010 (Rücktritt) | |
Volker Bouffier | Bouffier I | 2010–2014 | |
Bouffier II | CDU, Grüne | 2014–2019 | |
Bouffier III | seit 2019 |
Einzelnachweise
- GVBl. I S. 339, zuletzt geändert durch Gesetz vom 27. Mai 2013, GVBl., S. 218.
- Ministerpräsident Zinn kündigt seinen Rücktritt an, 27. August 1969. Zeitgeschichte in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Geschäftsverteilung der Landesregierung
- Hessische Staatskanzlei
- Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen
- Hessisches Ministerium des Innern und für Sport
- Hessisches Ministerium der Finanzen
- Hessisches Ministerium der Justiz
- Hessisches Kultusministerium
- Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
- Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
- Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
- Hessisches Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung
Antisemitismus-Beauftragter
Bis 2019 war der Antisemitismus-Beauftragte der Hessischen Landesregierung Felix Semmelroth, ihm folgte Uwe Becker nach.[1][2][3]
Einzelnachweise
- "Hoch angesehene Persönlichkeit" Uwe Becker ist Hessens neuer Antisemitismusbeauftragter. Hessenschau, 9. April 2019.
- Uwe Becker Hessen hat einen neuen Beauftragten gegen Antisemitismus. FAZ, 9. April 2019.
- Georg Leppert: Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker ist neuer Antisemitismusbeauftragter in Hessen. Frankfurter Rundschau, 10. April 2019.