Haina (Kloster)
Haina (Kloster) ist eine Gemeinde im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Waldeck-Frankenberg | |
Höhe: | 337 m ü. NHN | |
Fläche: | 91,22 km2 | |
Einwohner: | 3395 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 37 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 35114 | |
Vorwahlen: | 06456, 06455 (Löhlbach), 06458 (Oberholzhausen) | |
Kfz-Kennzeichen: | KB, FKB, WA | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 35 013 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Poststraße 4 35114 Haina (Kloster) | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Alexander Köhler (SPD) | |
Lage der Gemeinde Haina (Kloster) im Landkreis Waldeck-Frankenberg | ||
Geografie
Geographische Lage
Haina (Kloster) liegt im Landkreis Waldeck-Frankenberg östlich von Frankenberg und nordöstlich des Burgwaldes am Südwesthang des Kellerwalds. Es befindet sich an der Wohra unweit westlich vom Hohen Lohr.
Nachbargemeinden
Haina (Kloster) grenzt im Nordwesten an die Stadt Frankenau, im Nordosten an die Stadt Bad Wildungen (beide im Landkreis Waldeck-Frankenberg), im Osten an die Gemeinde Bad Zwesten, im Südosten an die Gemeinden Jesberg und Gilserberg (alle drei im Schwalm-Eder-Kreis), im Süden an die Stadt Gemünden, sowie im Westen an die Gemeinde Burgwald und die Stadt Frankenberg (alle drei im Landkreis Waldeck-Frankenberg).
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus zwölf Ortsteilen: Altenhaina mit Kirschgarten, Battenhausen, Bockendorf, Dodenhausen, Haddenberg, Haina (Ortsteil – Sitz der Gemeindeverwaltung), Halgehausen, Hüttenrode, Löhlbach, Mohnhausen, Oberholzhausen und Römershausen.
Geschichte
Das ehemalige Kloster Haina ist eine der bedeutendsten gotischen Klosteranlagen Hessens. Es wurde von Mönchen aus dem Zisterzienserkloster Altenberg im Bergischen Land errichtet. Sie hatten sich 1144 auf der Aulesburg bei Löhlbach niedergelassen und zogen 70 Jahre später nach Haina um. Durch Schenkungen, Kauf und Tausch erwarben die Hainaer Zisterzienser reichen Grundbesitz, von der Weser bis zum Main.
1527 wurde das Kloster durch Landgraf Philipp von Hessen im Zuge der Reformation aufgehoben und in ein Landeshospital umgewandelt. Im ehemaligen Kloster befindet sich heute ein psychiatrisches Krankenhaus nebst Psychiatriemuseum. 1789 errichtete der damalige Obervorsteher der Anstalt, Friedrich von Stamford, den Stamfordschen Garten.
Am 15. November 1928 wurde der Gutsbezirk Haina aufgelöst und zur Landgemeinde Haina umgewandelt.
Landeshospital Haina
Das Zisterzienser-Kloster wurde 1527 säkularisiert und durch einen Stiftungsbrief von Landgraf Philipp vom 26. August 1533 offiziell aufgehoben. Es wurde zu einem Hospital für arme Kranke, Gebrechliche und blödsinnige männlichen Geschlechts umgewandelt.[2]
Es unterstand um 1863 der Regierung in Marburg und wurde durch den landesherrlichen Commissar Regierungsassessor Lotz überwacht. Mit der Geschäftsführung wurde als Ober-Vorsteher der Geheime Rath Wilhelm Schenck zu Schweinsberg beauftragt. Sekretär war Friedrich Quentin, Hospital- und Wundarzt Heinrich Amelung, Küchenmeister Adolph Köth, Kontrolleur Ludwig Schindehütte, Hospitals-Rentmeister Johannes Köfe, reitende Förster Wilhelm Stahl (in Löhlbach) und Georg Heinrich Möller (in Dodenau), Revierförster Georg Carl von Stiernberg (in Rosenthal), und die Aufsicht über das Hospital-Bauwesen übte Carl Engelhard aus.[2]
Weiter waren folgende Personen im Landeshospital tätig: als lutherischer Pfarrer Christian Fett (in Haina), als reformierter Pfarrer Julius Iffland (in Gemünden), als Lektor Julius Heinrich Gnatz (in Haina), Organist und gleichzeitig Vorsänger war Schulamts-Kandidat August Hamel.[2]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Juli 1971 die Gemeinden Altenhaina, Bockendorf, Halgehausen und Mohnhausen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Haina/Kloster eingegliedert,[3] Hüttenrode und Oberholzhausen folgten mit gleichem Datum.[4] Am 31. Dezember 1971 kamen Battenhausen, Löhlbach und Römershausen hinzu.[5] Dodenhausen und Haddenberg folgten am 1. Juli 1972.[6][7] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Haina (Kloster) wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8] Als Verwaltungssitz der nunmehrigen Gemeinde Haina (Kloster) wurde der Ortsteil Haina/Kloster bestimmt.
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Haina (Kloster) 3736 Einwohner. Darunter waren 79 (2,0 %) Ausländer, von denen 36 aus dem EU-Ausland, 22 aus anderen Europäischen Ländern und 18 aus anderen Staaten kamen.[9] Die Einwohner lebten in 1370 Haushalten. Davon waren 352 Singlehaushalte, 401 Paare ohne Kinder und 488 Paare mit Kindern, sowie 104 Alleinerziehende und 25 Wohngemeinschaften.[10]
Einwohnerzahlen
Haina: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 701 | |||
1840 | 735 | |||
1846 | 779 | |||
1852 | 733 | |||
1858 | 724 | |||
1864 | 745 | |||
1871 | 655 | |||
1875 | 657 | |||
1885 | 796 | |||
1895 | 1.056 | |||
1905 | 1.251 | |||
1910 | 1.317 | |||
1925 | 1.165 | |||
1939 | 1.601 | |||
1946 | 1.867 | |||
1950 | 1.674 | |||
1956 | 1.592 | |||
1961 | 1.630 | |||
1967 | 1.607 | |||
1973 | 4.567 | |||
1975 | 4.518 | |||
1980 | 4.534 | |||
1985 | 4.436 | |||
1990 | 3.867 | |||
1995 | 3.812 | |||
2000 | 3.723 | |||
2005 | 3.725 | |||
2010 | 3.617 | |||
2011 | 3.736 | |||
2015 | 3.581 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: Hessisches Statistisches Informationssystem[11]; Zensus 2011[9] Ab 1973 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Religionszugehörigkeit
• 1885: | 723 evangelische (= 90,83 %), 59 katholische (= 7,41 %), 13 jüdische (= 1,63 %) Einwohner[12] |
• 2011: | 2982 evangelische (= 79,8 %), 213 katholische (= 5,7 %), 541 sonstige (= 14,5 %) Einwohner[13] |
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[14] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[15][16][17]
Gemeindevertretung – Kommunalwahlen 2021 | |
---|---|
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 28,7 | 7 | 32,7 | 7 | 36,5 | 8 | 36,4 | 8 | 36,0 | 8 |
FBL | Freie Bürgerschaft Löhlbach | 25,2 | 6 | 29,1 | 7 | 24,2 | 6 | 25,8 | 6 | 29,1 | 7 |
BGH | Bürgergemeinschaft Großgemeinde Haina | 24,3 | 5 | 21,7 | 5 | 26,2 | 6 | 25,9 | 6 | 22,9 | 5 |
UBD | Unabhängige Bürger Dodenhausen im Kellerwald | 21,8 | 5 | 16,5 | 4 | 13,1 | 3 | 12,0 | 3 | 12,0 | 3 |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 56,1 | 51,8 | 54,5 | 54,0 | 64,7 |
Bürgermeister
Alexander Köhler (SPD) wurde am 24. September 2017 mit 50,7 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.[18]
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Haina (Kloster) zeigt durch einen von Rot und Silber in zwei Reihen geschachten Schräglinksbalken geteilten Schild, oben in Rot eine silberne, goldbesetzte Abtsmitra, unten in Silber einen grünen Eichenbruch mit drei Blättern und zwei Eicheln.[19]
Persönlichkeiten
In Haina geboren:
- Helius Eobanus Hessus (1488–1540), evangelischer Humanist und Dichter
- Johann Valentin Tischbein (1715–1768), Hofmaler, Porträt- und Theatermaler
- Johann Anton Tischbein (1720–1784), Maler und Kunstpädagoge
- Johann Jacob Tischbein (1725–1791), Maler, Lübecker Tischbein
- Johann Heinrich Tischbein der Ältere (1722–1789), Maler, Kasseler Tischbein
- Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829), Maler – genannt „Goethe-Tischbein“
- Johann Heinrich Tischbein der Jüngere (1742–1808), Kupferstecher
- Ludwig Philipp Strack (1761–1836), Maler
- Heinrich Brunner (1877–1956), Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
- Friedrich Faust (1804–1861), Jurist, Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung und des Vorparlaments
Literatur
- Magnus Backes: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen, 2. Auflage, Sonderausgabe, Darmstadt 1982. S. 377–382.
- Georg Wilhelm Sante (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 4: Hessen (= Kröners Taschenausgabe. Band 274). 3., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 1976, ISBN 3-520-27403-5, S. 197–198 (Nachdruck 1993).
- Literatur über Haina nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Internetauftritt der Gemeinde Haina (Kloster)
- Haina (Kloster), Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linkkatalog zum Thema Haina bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Kurfürstlich Hessisches Hof- und Staats-Handbuch. Verlag des reformierten Waisenhauses, Cassel 1863, S. 376 f.
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; letzter Abs. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 2. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851; 2. Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 390.
- Hauptsatzung. (PDF; 364 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Haina (Kloster), abgerufen im Februar 2019.
- Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Haina (Kloster). In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Dezember 2020.
- Haushalte nach Familien: Haina (Kloster). In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Dezember 2020.
- Hessisches Statistisches Informationssystem In: Statistik.Hessen.
- Haina (Kloster), Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Religionszugehörigkeit: Haina (Kloster). In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Dezember 2020.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2016.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2011.
- Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2006.
- Bürgermeisterwahl. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen am 24. März 2021.
- Hauptsatzung der Gemeinde Haina (Kloster)
- Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Ein Klosterhospital für "Rasende" und "im Haupt Verrückte". (Psychiatriemuseum, Haina) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 193–195, ISBN 978-3-7776-2511-9