Queen-Elizabeth-Klasse (1915)
Die Queen Elizabeth-Klasse war eine Klasse von fünf Schlachtschiffen der Royal Navy, die sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kamen.
Die Queen Elizabeth 1915 vor Lemnos während der Schlacht um Gallipoli | ||||||||||||||
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Die Schiffe war ihren Vorgängern an Feuerkraft, Panzerung und Geschwindigkeit überlegen und werden deshalb als erste Vertreter des neuen Typs des Schnellen Schlachtschiffs gesehen.
Die zeitgenössischen deutschen Gegenstücke der Bayern-Klasse besaßen zwar eine der Queen Elizabeth-Klasse ebenbürtige Panzerung und Feuerkraft, waren aber um einige Knoten langsamer und auch zahlenmäßig 2:5 unterlegen.
Zum Zeitpunkt ihres Eintritts in den aktiven Flottendienst galten die Einheiten der Klasse als die kampfstärksten Schlachtschiffe der Welt.
Geschichte
Die Schlachtschiffe sollten ursprünglich den gleiche Konfiguration wie die vorhergehende Iron-Duke-Klasse haben, d. h. zehn schwere Geschütze in fünf Zwillingstürmen (je ein überfeuendes Paar auf dem Vor- und auf dem Achterschiff sowie ein sogenannter Q-Turm mittschiffs) und eine Geschwindigkeit von 21 kn.
Anstelle des auf den Vorgängern üblichen Kalibers von 34,3 cm (13,5 Zoll) sollte die schwere Artillerie der neuen Klasse mit einer neuen Waffe ausgerüstet werden, welche zunächst als experimentelles 14 Zoll-Geschütz bezeichnet wurde. In Wirklichkeit handelte es sich dabei um eine neue Waffe vom Kaliber 38,1 cm (15 Zoll). Der Umstieg auf ein neues Geschütz wurde durch die Unterstützung des damaligen Ersten Lords der Admiralität Winston Churchill um ein bis zwei Jahre beschleunigt.
Unter Zeitdruck vergrößerte man die vorliegenden Pläne der erfolgreichen 34,3 cm-Geschütze, passte sie auf 38,1 cm an und vergab "vom Reißbrett aus" die Bauaufträge, ohne vorher einen Prototyp ausgiebig getestet zu haben. Die Admiralität ging hierbei ein großes Risiko ein, da (für den Fall eines Fehlschlages) eine Rückkehr zu den 34,3 cm-Geschützen zu deutlich schwächeren Schiffen geführt hätte.
Durch die Einsparung des Q-Turms sparte man sich viel Gewicht und Platz für eine deutlich stärkere Maschinenanlage, durch das größere Kaliber war das Breitseitengewicht der neuen Schiffe jedoch trotzdem größer als das der Vorgängerklasse.
Das Bauprogramm von 1912 sah drei Schlachtschiffe und einen Schlachtkreuzer vor, wobei der Schlachtkreuzer auf der vorhergegangenen HMS Tiger basieren sollte. Weil die Admiralität damit rechnete, dass die neuen Schlachtschiffe 25 kn erreichen würde, überging man den geplanten Schlachtkreuzer und baute im Gegenzug ein weiteres Schiff der Queen-Elizabeth-Klasse.[1] Die Föderierten Malaiischen Staaten boten an, für ein weiteres Großkampfschiff aufzukommen, und so wurde der Bau eines fünften Schiffes der Klasse vereinbart, die spätere Malaya.
Der Director of Naval Construction hielt den Plan nur dann für realisierbar, wenn die Kessel der Schiffe komplett mit Schweröl befeuert werden würden, wobei vorhergehende britische Klassen von Schlachtkreuzern und Schlachtschiffen das relativ knappe Schweröl als Zusatz zur Kohle verwendeten, die im Vereinigten Königreich reichlich zur Verfügung stand. Churchill als politisch Verantwortlicher garantierte die Ölversorgung in Kriegszeiten und so konnte das Programm fortgeführt werden.[2]
Im Bauprogramm der Royal Navy für 1913 fand sich u. a. auch ein sechstes Schiff der Klasse, für das der Name Agincourt vorgesehen war. Die Bestellung wurde bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs storniert, wobei man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass die Agincourt nach überarbeiten Plänen gebaut worden wäre.
In der Zwischenkriegszeit wurden an allen fünf Schiffen umfangreiche Verbesserungen vorgenommen.
Drei der Schwestern (Warspite, Valiant und Queen Elizabeth) wurden in den 1930er Jahren einem Totalumbau unterzogen. In erster Linie wurden verbesserte Dampfkessel und Antriebsanlagen eingebaut. Hinzu kam eine Verstärkung der Deckpanzerung und des Torpedoschutzes sowie eine neue Sekundär- und Flakbewaffnung und viele Verbesserungen der Waffenanlage und der Elektronik. Die Geschütztürme der schweren Artillerie wurden so überarbeitet, dass die Rohre nun auf bis zu 30° angehoben werden konnten. Die Reichweite der großen Geschütze stieg damit auf rund 30 km.
Die weniger modernisierten Schwesterschiffe Malaya und Barham mussten auf als supercharges bezeichnete verstärkte Treibladungen zurückgreifen, um die Reichweite der 38,1 cm-Rohre zu steigern, weil ihre nicht überarbeiteten Türme den Geschützen nur eine maximale Rohrerhöhung von 20° gestatteten.[3]
Entwurf
Hauptbewaffnung
Das 38,1 cm-Geschütz war ein voller Erfolg. Es war zuverlässig, sehr genau und konnte effektive Salven über eine Entfernung von über 20 km verschießen. In der Skagerrakschlacht wurde die Effektivität noch durch schlechtere Granaten beeinträchtigt, diese wurden jedoch 1918 durch bessere ersetzt. Die Kanone war auch im Zweiten Weltkrieg noch wettbewerbsfähig, nachdem die Geschosse nochmals verbessert und die maximale Rohrerhöhung der Geschütztürme erhöht wurde, was die maximale Reichweite ausdehnte. So erzielte die HMS Warspite während der Schlacht von Kalabrien einen Treffer über fast 24 km Entfernung, dies ist einer der weitesten jemals dokumentierten Treffer auf ein bewegliches Ziel während einer Seeschlacht.
Nebenbewaffnung
Die Mittelartillerie des Kalibers 152 mm (6 Zoll) L/45 war bei der Queen-Elizabeth-Klasse in Kasematten untergebracht. Sechs Geschütze waren auf jeder Seite auf dem Oberdeck zwischen dem B-Turm und dem zweiten Schlot platziert, zwei weitere im Rumpf auf jeder Seite des Hauptdecks. Die Aufstellungen in Kasematten im Rumpf verringerte die Auftriebsreserve dramatisch, da Wasser eindringen konnte, wenn die Kasematten unter Wasser gerieten. In der Praxis konnte das schon bei den normalen Schiffsbewegungen in rauer See geschehen.[4] Außerdem war die Bereitschaftsmunition während der Skagerrakschlacht sehr gefährdet, was auf der Malaya einen Brand auslöste, der beinahe zum Verlust des Schiffs geführt hätte.[5]
Die hinteren vier Kasemattgeschütze der Queen Elizabeth wurden wegen ihrer geringen Verwendbarkeit bald entfernt und die Kasematten mit Stahlplatten verschlossen. Die anderen Schiffe der Klasse wurden ohne sie fertiggestellt. Die hinteren Kasematten wurden bei allen Schiffen durch je ein Geschütz auf den beiden Seiten des Vorderkastells ersetzt. Die zehn Geschütze, die deshalb auf den Schiffen der Klasse nicht mehr gebraucht wurden, wurden 1915 zur Bewaffnung der Monitore der M29-Klasse benutzt. Die Geschütze auf dem Vorderkastell wurden im Jahr 1916 wieder entfernt, womit es bis in die 1930er-Jahre bei zwölf 152-mm-Geschützen blieb.
Panzerung
Die Panzerung wurde im Vergleich zur Iron-Duke-Klasse geändert. Die Gürtelpanzerung wurde verstärkt und der Unterwasserschutz verbessert. Die Deckpanzerung war schwächer als zur damaligen Zeit üblich, sie kann jedoch ohne Weiteres für den damaligen Stand der Technik als ausreichend angesehen werden, weil vier der Schiffe in der Skagerrakschlacht schwere Treffer überstanden.
Fazit
Die Schiffe konnten nicht alle der in sie gesetzten hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Sie hatten ein zu hohes Gewicht, was zu einem großen Tiefgang führte. Sie waren deshalb nicht in der Lage, die geplante Höchstgeschwindigkeit von 25 kn im Einsatz zu erreichen. Trotzdem wurde durch die Verwendung einer Ölfeuerung eine Geschwindigkeit von 24 kn erreicht, was immer noch eine spürbare Verbesserung der bis dahin üblichen Geschwindigkeit von 21 kn darstellte. Da das langsamste Schiff der Klasse nur 23 kn erreichte, war Admiral Jellicoe nach der Skagerrakschlacht davon überzeugt, dass die Schiffe damit die Geschwindigkeit eines Geschwaders senken würden und deshalb nicht zu weit entfernt von der Hauptschlacht entfernt operieren durften. Diese Probleme zeigten sich jedoch im praktischen Einsatz nur selten. Alles in allem hatte die Klasse einen hervorragenden Ruf und war im Gefecht für die Royal Navy ein beträchtliches Plus an Kampfkraft.
Bei der Revenge-Klasse übernahm man die meisten Neuerungen der Queen-Elizabeth-Klasse, kehrte bei der Geschwindigkeit aber wieder zu den "traditionellen" 21 kn zurück. Darüber hinaus wurde das Panzerungsschema leicht abgeändert.
Der vorgesehene Nachfolger der Klasse war ein Schnelles Schlachtschiff mit hohem Freibord, dessen Nebenbewaffnung außerhalb des Spritzwassers gelegen hätte. Durch den geplanten geringen Tiefgang hätte es eine Geschwindigkeit von mindestens 30 kn erreichen sollen, was der Erste Seelord, John Fisher, aber in einen noch schnelleren und schwächer gepanzerten Schlachtkreuzer, die Admiral-Klasse, abänderte. Von den vier geplanten Schiffen dieser Klasse wurde nur die HMS Hood fertiggestellt, wobei an ihr während des Baus noch einige Änderungen durchgeführt wurden.
Schiffe der Klasse
- Das Typschiff HMS Queen Elizabeth war an der Schlacht von Gallipoli beteiligt, nahm aber als einziges Schiff der Klasse nicht an der Skagerrakschlacht teil. Von Februar 1917 bis Juli 1919 war sie das Flaggschiff Grand Fleet. Nach einer umfangreichen Modernisierung wurde sie während des Zweiten Weltkrieges 1941 von italienischen Kampfschwimmern im Hafen von Alexandria so schwer beschädigt, dass sie auf den Grund des Hafenbeckens sank. Sie wurde daraufhin repariert und diente im Fernen Osten bis zum Ende des Krieges[6].
- Die HMS Warspite kämpfte in der Skagerrakschlacht und erhielt mehrere Treffer. Nach einer intensiven Überholung in der Zwischenkriegszeit nahm sie im Zweiten Weltkrieg an mehreren Unternehmungen, darunter Narvik, Kap Matapan, Kreta und der Operation Avalanche teil. Dabei traf sie eine deutsche Fritz-X-Lenkbombe. Im Gegensatz zu dem weitaus moderneren italienischen Schlachtschiff Roma sank die Warspite aber nicht. Notdürftig repariert beschoss sie mit ihrer schweren Artillerie während der Operation Overlord und anderer Operationen in Frankreich Küstenstellungen.
- Die HMS Barham nahm ebenfalls an der Skagerrakschlacht teil. Nach nur kleineren Modernisierungen in den 1930er Jahren kämpfte sie im Zweiten Weltkrieg in der Schlacht bei Kap Matapan. Ende November 1941 wurde sie von drei Torpedos von U 331 getroffen und sank mit über 800 Besatzungsmitgliedern, wobei der Untergang auf Film festgehalten wurde.
- Auch die HMS Valiant nahm an der Skagerrakschlacht teil. Im Zweiten Weltkrieg war sie an der Operation Catapult beteiligt und wurde 1941 von italienischen Kampfschwimmern im Hafen von Alexandria beschädigt. Nach der Reparatur diente sie bis 1944 im Fernen Osten. Am 8. August 1944 wurde sie während eines Aufenthalts in einem Schwimmdock schwer beschädigt, als das Dock zusammenbrach. Weitere Reparaturen wurden nicht mehr durchgeführt.
- Wie die ganze Klasse mit Ausnahme des Typschiffes war auch die HMS Malaya an der Skagerrakschlacht beteiligt. Nachdem sie in der Zwischenkriegszeit nur unzureichend überarbeitet wurde, eskortierte sie im Zweiten Weltkrieg vor allem Geleitzüge und wurde 1941 durch einen Torpedo von U 106 beschädigt. Sie nahm an der Invasion der Normandie teil und wurde 1945 außer Dienst gestellt.
Literatur
- David K. Brown: The Grand Fleet. Warship Design and Development 1906–1922. Caxton Editions, London 2003, ISBN 1-84067-531-4.
Weblinks
- HMS Warspite auf warspite.dk (englisch)
Fußnoten
- Siegfried Breyer: Battleships and Battle Cruisers, 1905–1970. Doubleday, Garden City NY 1973, S. 135, 141.
- Winston S. Churchill: The World Crisis, 1911–1918. Free Press, New York NY 2005, ISBN 0-7432-8343-0.
- The Battleship Kongô.
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway's All the World's Fighting Ships, 1906–1921. Conway Maritime Press, London 1985, ISBN 0-85177-245-5, S. 34.
- N. J. M. Campbell: Jutland. An Analysis of the Fighting. Conway Maritime Press, London 1986, ISBN 0-85177-379-6, S. 132.
- Hugh and David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1979, S. 32–33.