HMS Malaya
Die HMS Malaya war ein Schlachtschiff der Royal Navy, das vierte Schiff der insgesamt fünf Einheiten umfassenden Queen-Elizabeth-Klasse. Es wurde nach den Federated Malay States benannt. Diese Föderation von fünf kolonisierten Sultanaten bezahlte auch den Bau des Schiffes. Die Malaya wurde am 20. Oktober 1913 bei Armstrong-Whitworth in Newcastle upon Tyne auf Kiel gelegt, lief am 18. März 1915 von Stapel und wurde am 19. Februar 1916 in Dienst gestellt.
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Schon wenige Monate später fand sich das Schiff in der Schlacht vor Jütland wieder und wurde schwer beschädigt, konnte jedoch aus eigener Kraft nach Großbritannien zurückkehren. In der Zwischenkriegszeit wurde die Malaya nicht so intensiv umgebaut wie ihre Schwesterschiffe Queen Elizabeth, Valiant und Warspite, sondern verblieb, wie ihr Schwesterschiff Barham, in einem weniger modernisierten Zustand und wurde entsprechend im Zweiten Weltkrieg öfter als Geleitschutz für Konvois herangezogen. Von den Abnutzungserscheinungen zweier Weltkriege gezeichnet, wurde das Schlachtschiff Ende 1943 außer Dienst gestellt, für die Invasion in der Normandie noch einmal reaktiviert und Ende der 40er Jahre endgültig verschrottet.
Erster Weltkrieg
Unmittelbar nach ihrer Indienststellung wurde die Malaya zum 5. Schlachtschiffgeschwader von Konteradmiral Hugh Evan-Thomas detachiert und nahm bereits am 31. Mai und 1. Juni 1916 an der Skagerrakschlacht teil. Hierbei geriet sie zunächst mit den Schlachtkreuzern der deutschen Vorhut ins Gefecht und traf in den Nachmittagsstunden, etwa gegen 17:15 Uhr, auch auf die Spitzenschiffe der deutschen Schlachtflotte, von denen die Malaya beinahe 30 Minuten lang beschossen wurde. Gemeinsam mit dem Schwesterschiff Warspite, das in dieser Phase 13 schwere Treffer hinnehmen musste, trug die Malaya die Hauptlast des Kampfes des 5. Schlachtschiffgeschwaders. Sie feuerte während der Schlacht insgesamt 215 Granaten vom Kaliber 38,1 cm. Dabei erzielte sie mindestens drei Treffer auf dem deutschen Schlachtkreuzer Lützow und vermutlich einen weiteren auf dem Schlachtkreuzer Derfflinger.
Im Verlauf der Schlacht erhielt die Malaya selbst mindestens acht 30,5-cm-Treffer, die einen starken Wassereinbruch – bedingt durch zwei Treffer unterhalb der Wasserlinie – und den Ausfall fast aller 152-mm-Geschütze der Mittelartillerie auf der Steuerbordseite verursachten. Ein Volltreffer durchschlug um 17:30 Uhr die Kasematte des Geschützes No. 3 an der Steuerbordseite, tötete dort fast die gesamte Besatzung und verursachte einen starken Brand, der sich auf die zwei angrenzenden Kasemattgeschütze ausdehnte. Ein Übergreifen des Feuers auf die Munitionsmagazine der 381-mm-Geschütze konnte in letzter Minute verhindert werden. Eine weitere deutsche Granate durchschlug zudem den Rumpf der Malaya am Heck und trat aus dem Schiffsboden wieder aus; durch die Wassereinbrüche erlitt das Schiff eine Schlagseite von etwa vier Grad nach Steuerbord.
Auf dem Rückmarsch von der Schlacht kollidierte das Schiff in den frühen Morgenstunden des 1. Juni, etwa gegen 4 Uhr, mit einem Unterwasserhindernis, eventuell ein knapp unter der Wasseroberfläche treibendes zuvor gesunkenen Schiff, und zog sich weitere Schäden am Rumpf zu. Trotz des Ausfalls eines Kessels und Ölverlust konnte die Malaya den Heimmarsch mit einer Geschwindigkeit von knapp 20 kn fortsetzen.
Die Personalverluste an Bord der Malaya waren die höchsten von allen britischen Schlachtschiffen in der Skagerrakschlacht: Insgesamt starben 63 Seeleute, weitere 33 wurden teils schwer verwundet. Ein weiteres Besatzungsmitglied erlag am 10. Juni 1916 seinen Verletzungen.[1] Die Malaya ging nach der Schlacht für fast zwei Monate in Invergordon in die Werft und war am 27. Juli 1916 wieder einsatzbereit.
Für die restliche Zeit des Krieges verblieb die Malaya beim 5. Schlachtschiffgeschwader und operierte mit diesem am 19. August 1916 gegen einen deutschen Flottenvorstoß in der Nordsee, der allerdings zu keinem Aufeinandertreffen führte. 1918 kollidierte sie während eines Manövers mit dem Zerstörer HMS Penn.
Zwischenkriegszeit
Zwischen 1919 und 1924 war die Malaya bei der Atlantikflotte stationiert, besuchte Cherbourg und überführte 1920 eine alliierte Kontrollkommission nach Deutschland, die dort die Abrüstungsbedingungen des Waffenstillstandes in deutschen Häfen zu überprüfen hatte. Im November 1922 transportierte die Malaya, nachdem die Monarchie in der Türkei abgeschafft worden war, den letzten osmanischen Herrscher, Sultan Mehmed VI., ins Exil nach Malta. Von 1924 bis 1927 war das Schlachtschiff dann bei der Mittelmeerflotte stationiert.
Von 1927 bis 1929 wurde die Malaya einem ersten Umbau und einer Grundüberholung unterzogen. Dabei wurden die vier in Schilden an Oberdeck aufgestellten 152-mm-Geschütze durch vier 102-mm-Flak ersetzt. Außerdem wurden die Torpedowulste verstärkt, die beiden Schornsteine des Schiffes zu einem einzigen zusammengefasst und acht neue 40-mm-Flak an Bord installiert. Die Umbaumaßnahmen ließen die Wasserverdrängung auf beinahe 33.000 t anwachsen, zudem sank die Höchstgeschwindigkeit auf etwa 23 kn.
Zwischen 1930 und 1934 wurde das Schlachtschiff auf verschiedenen Schauplätzen eingesetzt und diente abwechselnd bei der Atlantikflotte und der Mittelmeerflotte. Ab 1934 bei der Home Fleet eingesetzt, wurde die Malaya in Devonport erneut umgebaut, was bis 1936 dauerte. In dieser Zeit wurden – obwohl die Malaya von allen fünf Einheiten ihrer Klasse das Schiff mit den am wenigsten aufwändigen Umbauten war – umfangreiche Panzerschutz-Verstärkungen durchgeführt sowie ein Hangar und ein Katapult für zwei Wasserflugzeuge vom Typ Supermarine Walrus an Bord installiert. Die Flugabwehr wurde erneut verstärkt und bestand Ende 1936 aus acht 102-mm-Flak in vier Zwillingslafetten, 16 40-mm-Kanonen und vier 12,7-mm-Maschinengewehren.
Anschließend verlegte das Schiff ins Mittelmeer, wo es bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges blieb.
Zweiter Weltkrieg
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Malaya zunächst zur Jagd nach deutschen Handelsstörern eingesetzt und operierte dabei zeitweilig im Golf von Aden. Im Januar 1940 verlegte sie in den Atlantik und sicherte verschiedene Konvois, die zwischen dem Vereinigten Königreich und Freetown verkehrten. Im März 1940 kehrte die Malaya zur Mittelmeerflotte zurück und nahm im Sommer, nach dem Kriegseintritt Italiens (10. Juni 1940), an einer Versorgungsoperation für Malta teil.
Als Teil der Force C von Vizeadmiral Henry Pridham-Wippell war die Malaya am 9. Juli 1940 an der Seeschlacht bei Punta Stilo – dem ersten Aufeinandertreffen von Schlachtschiffen auf offener See seit der Skagerrakschlacht – beteiligt. Während der Schlacht, die unentschieden endete, wurden mehrere Schiffe auf beiden Seiten beschädigt, darunter auch die Malaya, die bei einem italienischen Luftangriff Splitterschäden erlitt. Dabei wurde die Feuerleitung der schweren 102-mm-Flak zeitweise außer Gefecht gesetzt.
Im Rahmen der Kämpfe in Nordafrika wurde die Malaya gegen italienische Einrichtungen entlang der Kyrenaika-Küste eingesetzt und beschoss am 18. August 1940, gemeinsam mit ihrem Schwesterschiff Warspite und einem weiteren älteren Schlachtschiff, der HMS Ramillies, sowie mehreren Kreuzern und Zerstörern, italienische Stellungen bei Bardia sowie das Fort Capuzzo (bei Sollum). Anschließend nahm die Malaya an der Überführung der Force F von Gibraltar nach Alexandria (Operation Hats) teil, welche am 6. September 1940 abgeschlossen war.
Im Spätjahr 1940 zur Force H (Vizeadmiral James Somerville) verlegt, sicherte die Malaya im Januar 1941 einen weiteren Versorgungskonvoi nach Malta (Operation Excess) und nahm vom 6. bis 11. Februar 1941 am Angriff der Force H auf Genua (Operation Grog) teil. Dabei verfeuerte die Malaya, zusammen mit dem Schlachtkreuzer HMS Renown, unter anderem insgesamt 273 Granaten vom Kaliber 38,1 cm. Im Hafen sanken vier Frachtschiffe, 18 weitere wurden beschädigt. In der Stadt selbst starben 144 Zivilisten und Militärpersonen. Das britische Geschwader erlitt keine Verluste. Auf dem Rückweg nach Gibraltar zeigten sich bei der Malaya Maschinenprobleme, die ihre Höchstgeschwindigkeit auf 17 kn reduzierten.
Mitte Februar 1941 wurde das Schiff in den Atlantik beordert, um dort Konvois zwischen Gibraltar und Großbritannien sowie zwischen Sierra Leone und Großbritannien zu eskortieren. Zunächst sicherte die Malaya die Konvois WS 6A und SL-67; hierbei wurde sie bei der Sicherung des SL-67 am 7. März kurzzeitig von den beiden deutschen Schlachtschiffen Scharnhorst und Gneisenau gesichtet. Es kam zu keinem Gefecht, weil die deutschen Schiffe gemäß der Anweisungen der Seekriegsleitung einem direkten Kampf mit dem älteren, aber artilleristisch überlegenen Schlachtschiff auswichen.[2]
Ab dem 15. März stellte die Malaya den Schutz für den Geleitzug SL-68, welcher von Freetown nach Großbritannien fuhr. Während dieser Operation wurde sie in der Nacht des 20. März 1941, etwa 250 Seemeilen nordnordwestlich von Kap Verde, von dem deutschen U-Boot U 106 (Kapitänleutnant Jürgen Oesten) torpediert. Der Angriff erfolgte etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht, galt jedoch nicht dem Schlachtschiff selbst. Ein anderer Torpedo von U 106 traf den holländischen Frachter Meerkerk (7.995 BRT). Dass bei dem Angriff ein Großkampfschiff getroffen worden war, wussten die Deutschen zunächst nicht. Es gab an Bord des Schlachtschiffes keine Personalverluste, aber der Torpedotreffer an der Steuerbordseite richtete erhebliche Schäden an und verursachte eine Schlagseite von sieben Grad. Die Malaya musste die Sicherungsoperation abbrechen und, von einer Korvette gesichert, nach Trinidad ausweichen, wo erste Notreparaturen stattfanden. Danach verlegte das Schiff nach New York; die Schäden wurden dort bis Juli 1941 endgültig behoben. Die Malaya war das erste Schiff der Royal Navy, das im Zweiten Weltkrieg in einem amerikanischen Hafen noch vor dem Kriegseintritt der USA repariert wurde (die Warspite und die Rodney taten es ihr später gleich). Im August 1941 verlegte es nach Großbritannien zurück und erhielt, bevor es erneut zur Force H ins Mittelmeer abkommandiert wurde, eine neue Radarausstattung – darunter ein Typ-286-Luftwarnradar – und 15 leichte 20-mm-Flak für die Nahbereichsverteidigung. Am 27. Oktober 1941 wurde es im Hafen von Gibraltar bei einer Kollision mit zwei Frachtschiffen an den Aufbauten leicht beschädigt.
Im November 1941 zum Flaggschiff der Force H ernannt, nahm die Malaya in den folgenden Monaten an mehreren Operationen zur Verstärkung von Malta und zur Sicherung von Truppentransporten teil. Im Februar 1942 wurde sie kurzzeitig nach Großbritannien verlegt, da man einen Ausbruch der in Brest liegenden deutschen Großkampfschiffe in den Atlantik befürchtete. Diese verlegten jedoch später durch den Kanal zurück nach Deutschland und Norwegen. Bereits im März kehrte die Malaya ins Mittelmeer zurück und übernahm erneut Sicherungsaufgaben für mehrere Konvois, darunter auch im Juni 1942 bei der Doppelkonvoi-Unternehmung WS-19/MW-11 (Operationen Vigorous und Harpoon) nach Malta. Im Anschluss diente sie wieder im Atlantik und wurde im Oktober 1942 für einen Werftaufenthalt in Rosyth eingedockt. Während des zweimonatigen Umbaus wurden die Flugzeugeinrichtungen wieder von Bord gegeben. Stattdessen erhielt die Malaya zwei zusätzliche 102-mm-Flakzwillinge sowie 16 weitere 40-mm-Flak und zwei, später zwanzig 20-mm-Flak.
Zwischen Januar und Juli 1943 nahm sie an weiteren Geleitoperationen im Atlantik teil. Die ständigen Konvoifahrten forderten ihren Tribut von der Antriebsanlage, die immer stärker unter Abnutzungserscheinungen und dem Alter litt. Da sich die Höchstgeschwindigkeit auf nur noch knapp 15 kn reduziert hatte und die Maschinenanlagen, die seit ihrer Indienststellung immer wieder überholt, aber nie komplett erneuert wurden, kurz vor dem Zusammenbruch stand, wurde im Sommer 1943 entschieden, das Schiff aus dem aktiven Flottendienst herauszunehmen. Im August wurde die Malaya in Faslane zunächst in den Reservestatus versetzt und im Dezember 1943 ganz außer Dienst gestellt.
Im Juni 1944, kurz nach Beginn der Invasion in der Normandie, wurde das alte Schiff jedoch noch einmal reaktiviert, um deutsche Befestigungen entlang der französischen und der holländischen Küste zu bekämpfen. Ihren letzten Kriegseinsatz sah die Malaya am 1. September 1944, als sie deutsche Stellungen auf der bei Saint-Malo liegenden Insel Cézembre beschoss. Die Inselbesatzung kapitulierte einen Tag später. Im Oktober 1944 wurde die Malaya erneut in den Reservestatus versetzt.
Nachkriegszeit und Verschrottung
Am 15. Mai 1945, nach dem Kriegsende in Europa und nach der Außerdienststellung, wurde das Schiff in Portsmouth auf den neuen Namen HMS Vernon II getauft. Unter diesem Namen diente es noch bis August 1945 als Übungsschiff einer Torpedoschule. 1947 wurde das Schiff ausgemustert. Im Februar 1948 wurde es zum Abbruch an BISCO Ltd. verkauft und ab dem 12. April 1948 in Faslane abgewrackt.
Literatur
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlagsgesellschaft, München 1970.
- Robert Gardiner (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1906–1921. Conway Maritime Press, London 1985, ISBN 0-85177-245-5, S. 33–34.
Weblinks
- HMS Malaya bei historyofwar.org (engl.)
- HMS Malaya bei acepilots.com (engl.)
- HMS MALAYA – Queen Elizabeth-class 15in gun Battleship (engl.)
- Queen Elizabeth Class Battleship – HMS Malaya (engl.)
Fußnoten
- Officers and Men Killed in Action or Died of Wounds, H.M.S. Malaya, Battle of Jutland, 31st May -1st June 1916, Stand: 17. Februar 2009 (engl.)
- Seekrieg 1941, Februar, Stand: 17. Februar 2009.