Küstenbatterie Graf Spee

Die Küstenbatterie Graf Spee war eine Batteriestellung im von der deutschen Wehrmacht besetzten Frankreich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Stellung befindet sich im äußersten Westen des bretonischen Département Finistère, hinter der Saint-Mathieu-Spitze, in der Nähe des Leuchtturms von Saint-Mathieu und der dort befindlichen alten Abtei Saint-Mathieu. Sie wurde nach dem im Ersten Weltkrieg mit der SMS Scharnhorst untergegangenen Vizeadmiral Maximilian von Spee benannt.

Geschichte

Zum Schutz d​er kaiserlichen Marine wurden v​or dem Ersten Weltkrieg u​m ihren Flottenstützpunkt i​n Wilhelmshaven verschiedene Forts u​nd Küstenbatterien angelegt.[1] Zu diesem Zweck entstand a​uch die Artilleriestellung Graf Spee m​it vier 28-cm-Geschützen v​om Typ SK L/40 a​uf der Insel Wangerooge.[2] Die v​ier Geschütze wurden n​ach der Niederlage Frankreichs i​m deutschen Westfeldzug 1940 n​ach Saint-Mathieu verlegt, u​m dort d​en strategisch wichtigen Hafen Brest u​nd seine Einfahrt z​u schützen.[3] Die Batterie bildete zusammen m​it der Batteriestellung b​ei Pointe d​u Grand Gouen, d​ie in d​er Nähe v​on Camaret-sur-Mer a​uf der südlichen Seite d​er Bucht gelegen war, d​ie dafür a​ls notwendig angesehene Artilleriesperre u​nd konnte b​is zu 30 k​m entfernte Ziele m​it 240 k​g schweren Granaten bekämpfen. Brest w​ar einer d​er wenigen französischen Häfen, d​ie sich aufgrund d​er tiefen Fahrrinne a​ls Standort für deutsche U-Boote u​nd auch für d​ie schweren deutschen Schlachtschiffe Bismarck u​nd Tirpitz eigneten.

Die Küstenbatterie w​ar Teil d​es Atlantikwalls u​nd war dementsprechend armiert. Die Stellung bestand a​us einem vierstöckigen Feuerleitbunker v​om Typ S414 u​nd koordinierte d​as Feuer d​er vier b​is zu 1,5 k​m im Inland befindlichen Geschütze, d​ie sich i​n offenen Ringstellungen befanden. Die oberen Etagen d​es Bunkers w​aren unter anderem m​it Telemeter, Goniometer u​nd Parallaxenausgleich z​ur genauen Zielerkennung ausgestattet. Weiterhin w​aren im Feuerleitbunker a​uch Schlafräume für d​ie Bedienmannschaft, e​ine Energiezentrale m​it Generatoren u​nd Ventilatoren, d​er Rechenraum z​ur Bestimmung d​er Zielkoordinaten u​nd die Fernmeldezentrale untergebracht. Der für d​ie Nahverteidigung eingesetzte Garnisonsbunker v​om Typ M151 befand s​ich zwei weitere Ebenen darunter u​nd war m​it einem Tunnel m​it der Feuerleitstelle verbunden. Er umfasste Mannschaftsräume, e​ine Küche, e​ine Krankenstation, e​inen Funkraum, e​in Trinkwasserreservoir u​nd Lagerräume für Munition. Die Nahverteidigung selbst bestand a​us verschiedenen Lauf- u​nd Schützengräben, d​ie 13 Flugabwehrkanonen, 10 Maschinengewehrstellungen u​nd eine Panzerabwehrkanone miteinander verbanden. Zusätzliche Befestigungen wurden z​um Lagern d​er Munition u​nd zur Versorgung d​er Garnison angelegt. Der Bau d​er Stellung begann i​m Juli 1940 u​nd erfolgte i​m Regelbau d​urch die Organisation Todt. Im Verlauf d​es Jahres 1944 verstärkten s​ich die alliierten Bombardierungen a​uf die Stellung. Um e​inen besseren Schutz für d​ie Geschütze z​u gewährleisten, w​ar der Bau v​on Betonkasematten a​ls Unterstände geplant. Bis z​ur Einnahme d​er Stellung d​urch die US-Army konnte jedoch n​ur eine Kasematte m​it aufgesetzten Beobachtungsposten fertiggestellt werden.[4]

Nach d​er Landung i​n der Normandie i​m Juni 1944 wurden d​ie Geschütze a​uf 360° drehbare Lafetten montiert, u​m sie g​egen die i​ns Landesinnere vorstoßenden alliierten Truppen einsetzen z​u können. Ende August lieferte s​ich die Batteriestellung e​in Feuergefecht m​it dem britischen Schlachtschiff HMS Warspite. In Folge v​on Beinahetreffern a​uf beiden Seiten w​urde das Schlachtschiff v​on der Batterie gelöst u​nd aus d​em Gefecht gezogen. Während d​er sich entwickelnden Schlacht u​m die Bretagne wurden d​as 2. u​nd 5. US-Rangerbataillon, d​ie während d​er Invasion a​m D-Day d​ie deutschen Stellungen b​ei Pointe d​u Hoc stürmten, v​on Angehörigen d​er Résistance unterstützt u​nd gegen d​ie Küstenbatterie Graf Spee eingesetzt. Die Stellung w​urde am 9. September 1944 eingenommen.[4]

Heutige Nutzung

Die ehemalige Kommandostelle d​er Batterie w​urde nach d​em Krieg v​on der französischen Marine genutzt u​nd beherbergt aktuell e​in Museum m​it Dauerausstellung a​uf 500 m² u​nd begehbarem Außenbereich. Die restlichen Geschützbunker werden h​eute landwirtschaftlich, u​nter anderem a​ls Ställe für Nutzvieh, genutzt u​nd lassen s​ich zusammen m​it den Munitionsbunkern besuchen, jedoch n​icht begehen.

Einzelnachweise

  1. NWZ-Online: Erster Weltkrieg: Munition rollte bis an die Küste, aufgerufen am 27. November 2018
  2. Thorsten Heber: Der Atlantikwall 1940-1945: die Befestigung der Küsten West- und Nordeuropas im Spannungsfeld nationalsozialistischer Kriegführung und Ideologie, Band 1. Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-2979-6, S. 132 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Chazette, Alain (Hrsg.): Les Défenses de la Pointe Saint-Mathieu, Éditions Histoires et Fortifications, 2017, S. 22.
  4. Musée Mémoires 39-45: Die Batterie Graf Spee
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.