Großschirma
Die Stadt Großschirma liegt im Landkreis Mittelsachsen (Sachsen), 7 km nördlich der Kreisstadt Freiberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Höhe: | 330 m ü. NHN | |
Fläche: | 61,63 km2 | |
Einwohner: | 5580 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 91 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09603 | |
Vorwahlen: | 037328, 037324, 035242, 034322, 03731 | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 210 | |
Stadtgliederung: | Kernstadt, 8 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Hauptstraße 156 09603 Großschirma | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Volkmar Schreiter (FDP) | |
Lage der Stadt Großschirma im Landkreis Mittelsachsen | ||
Geografie
Geografische Lage
Großschirma liegt in einem Seitental der Freiberger Mulde. Durch den Namen gebenden Ortsteil der Stadt, der sich über fast 4 km in West-Ost-Richtung erstreckt und der in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Waldhufendorf entstand, verläuft die Bundesstraße 101, über die man in nördlicher Richtung Nossen (13 Kilometer) und in südlicher Richtung Freiberg (8 Kilometer) erreicht. Großschirma liegt in einer Höhenlage von 286 m bis 395 m über NN.
Stadtgliederung
Zu Großschirma gehören folgende Stadtteile (Stand 31. Dezember 2015):
- Ehemalige Stadt Siebenlehn mit Breitenbach (1.491 Einwohner)
- Großschirma Kern (1.429 Einwohner)
- Großvoigtsberg (683 Einwohner)
- Reichenbach (567 Einwohner)
- Obergruna (488 Einwohner)
- Kleinvoigtsberg (252 Einwohner)
- Hohentanne (248 Einwohner)
- Seifersdorf (310 Einwohner)
- Rothenfurth (273 Einwohner)
- Teichhäuser
Geschichte
Großschirma wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet. Durch Großschirmaer Heimatchronisten wurde die Entstehung auf 956 festgesetzt. Einen Beweis dafür blieben sie trotz eindeutiger Akten- und Forschungslage sowie Hinweisen der Geschichtsforschung bis heute schuldig. Bis zur Reformation gehörte der Ort zum Kloster Altzella. Mit Einführung der Reformation und der Säkularisation des Klosters Altzella kam Großschirma zunächst zum Amt Nossen.
1555 verkaufte Kurfürst August das Dorf Großschirma neben 14 weiteren Dörfern aus dem ehemaligen Klosterbesitz an seinen Kammerrat Ulrich von Mordeisen. Rudolph Mordeisen, einer seiner Söhne, verkaufte Großschirma und wenigstens weitere neun Dörfer des Familienbesitzes im Jahr 1587 an den Kurfürsten Christian. Großschirma lag seitdem wie sein heutiger Ortsteil Seifersdorf bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Freiberg.[2]
Mit dem Beginn des Bergbaues im Freiberger Bergbaurevier begann auch Großschirma vom Aufschwung zu profitieren. Die staatliche Grube Churprinz Friedrich August Erbstolln (kurz auch: Churprinz) unweit des westlichen Muldenufers war gemessen an der Ausbeute eines der reichsten Bergwerke im Freiberger Revier.
Bemerkenswert ist, dass von 1789 bis 1868 das hier geförderte Erz zur Verhüttung auf dem Wasserweg – über den sogenannten Churprinzer Bergwerkskanal – nach Halsbrücke befördert wurde.
Ab 1856 gehörte Großschirma zum Gerichtsamt Freiberg und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Freiberg.[3] Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Großschirma im Jahr 1952 zum Kreis Freiberg im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Freiberg fortgeführt wurde und im Jahr 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging.
Eingemeindungen
Im Jahre 2003 bot die Stadt Siebenlehn wegen finanzieller Probleme an, mit Großschirma zu fusionieren, nachdem die Eingemeindung nach Reinsberg am Veto der Reinsberger Gemeinderäte gescheitert war. Die Stadt hatte sich mit der Erschließung eines Gewerbegebiets übernommen und war von der Zwangsverwaltung bedroht. Die Fusion wurde am 1. September 2003 vollzogen, womit auch das Stadtrecht von Siebenlehn auf Großschirma überging. Es war die erste Eingemeindung einer Stadt in eine Landgemeinde in Sachsen.
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
---|---|---|
Breitenbach[4] | 01.01.1913 | Eingemeindung nach Siebenlehn |
Großschirma, Gutsbezirk | um 1922 | |
Großvoigtsberg[5] | 01.03.1994 | |
Hohentanne[5] | 01.01.1994 | |
Kleinvoigtsberg[5] | 01.03.1994 | |
Obergruna[5] | 01.01.1994 | Eingemeindung nach Siebenlehn |
Reichenbach[5] | 01.01.1999 | |
Rothenfurth[6][7] | 01.07.1950 | |
Seifersdorf[5] | 01.03.1994 | Eingemeindung nach Reichenbach |
Siebenlehn[5] | 01.09.2003 | |
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (Stichtag 31. Dezember):
Jahr | Einwohner |
---|---|
1998 | 4.212 |
1999 | 4.171 |
2000 | 4.173 |
2001 | 4.149 |
2002 | 4.125 |
2003 | 6.224 |
2004 | 6.116 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2005 | 6.123 |
2006 | 6.084 |
2007 | 6.002 |
2008 | 5.971 |
2009 | 5.929 |
2012 | 5.772 |
2013 | 5.708 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
2014 | 5709 |
2015 | 5721 |
2016 | 5695 |
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Stadtverwaltung Großschirma
Gedenkstätten
- Grabstätten auf dem Ortsfriedhof für zwei namentlich bekannte Personen (einen Mann und eine Frau) aus Polen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit in der Pappenfabrik wurden
- Grabstätte und Gedenkplatte von 1975, gestaltet von dem Bildhauer Gottfried Kohl, auf dem Friedhof des Ortsteiles Reichenbach zur Erinnerung an sechs unbekannte jüdische KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch im Mai 1945 ums Leben kamen
- Amalie-Dietrich-Höhe in Siebenlehn, Gedenkstein zum Gedenken an die Naturforscherin aus Siebenlehn
- Gedenktafel an der Stelle des Geburtshauses von Amalie Dietrich in Siebenlehn
- Gedenktafel mit Porträt von Otto Altenkirch an der letzten Wirkungsstätte des Siebenlehner Künstlers
Politik
Gemeinderat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Bürgermeister
Im Juni 2018 wurde Volkmar Schreiter im Amt bestätigt.[10]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Amalie Dietrich (1821–1891), geborene Nelle, geboren in Siebenlehn, Australien- und Naturforscherin, Botanikerin, Zoologin und Pflanzenjägerin
- Johann Gottlob Mende (1787–1850), geboren in Siebenlehn, Orgelbauer
- Friedrich Wilhelm Putzger (1849–1913), geboren in Siebenlehn, Pädagoge, Schulbuchautor
- Otto Rühle (1874–1943), sozialdemokratischer, später kommunistischer Politiker und Schriftsteller
Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten
- Otto Altenkirch (1875–1945), Maler
- Jens Kugler (* 1961), Geologe, Autor und Verleger
- Ulrich von Mordeisen (1519–1572), sächsischer Politiker und Diplomat
- Friedrich Kaden (1928–1993), Buchautor und Lehrer
- Harald Hellmich (* 1931), Maler und Grafiker; lebt und arbeitet seit 1967 bei Reichenbach
Verkehr
Die Stadt ist ins Fernstraßennetz integriert, verfügt über eine Abfahrt Siebenlehn an der Bundesautobahn 4 (A 4) und liegt an der Bundesstraße 101 (B 101). In Siebenlehn befinden sich mehrere Fernbushaltestellen. Die entlang der Bahnstrecke Nossen–Moldau befindlichen Haltepunkte werden jährlich von Sonderfahrten angefahren. Die alten Bahnhöfe in Großvoigtsberg und Großschirma sind erhalten und werden von Vereinen gepflegt. Außerdem wird vom Klosterbezirk Altzella ein Wander- und Radwegenetz gepflegt, das in die europäischen Fernwanderrouten integriert ist.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Großschirma
- Autobahnbrücke Siebenlehn, ehemals höchste Autobahnbrücke Europas
- Wasserturm Siebenlehn
- Altväterbrücke
Literatur
- Richard Steche: Grossschirma. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 98.
- Groß Schirma. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 531 f.
Siehe auch
Weblinks
- Atlas Mittelsachsen
- offizielle Internetpräsenz der Stadt Großschirma
- Großschirma im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 72 f.
- Die Amtshauptmannschaft Freiberg im Gemeindeverzeichnis 1900
- Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
- Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
- Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
- https://www.grossschirma.de/rathaus-politik/wahlen/stadtratswahl-25-05-2014/
- https://www.freiepresse.de/mittelsachsen/floeha/wahlkrimi-endet-mit-sieg-fuer-amtsinhaber-artikel10238201