Lunzenau
Lunzenau ist eine Kleinstadt im Landkreis Mittelsachsen im mittleren Sachsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Höhe: | 225 m ü. NHN | |
Fläche: | 28,33 km2 | |
Einwohner: | 4133 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 146 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09328 | |
Vorwahlen: | 037383, 037384 (Himmelhartha) | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 350 | |
Stadtgliederung: | Stadtgebiet und 6 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Karl-Marx-Straße 1 09328 Lunzenau | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Ronny Hofmann (CDU) | |
Lage der Stadt Lunzenau im Landkreis Mittelsachsen | ||
Geografie
Die Stadt liegt im Mittelsächsischen Granulitgebirge, direkt an der Zwickauer Mulde und ist ungefähr 25 km von Mittweida, etwa 25 km von Chemnitz und rund 65 km von Leipzig entfernt.
Ortsteile
- Berthelsdorf
- Cossen
- Elsdorf (Ober- und Niederelsdorf)
- Göritzhain
- Himmelhartha
- Hohenkirchen
- Rochsburg
- Schlaisdorf (Groß- und Kleinschlaisdorf)
Geschichte
Der sorbische Name des Ortes lautet Luncznaw (dt. Mühlhausen), es handelt sich um die südlichste Sorbensiedlung des sorbischen Kleingaues Rochelinzi (Rochlitz). 1170 wurde von deutschen Kolonisten neben dem bereits bestehenden sorbischen Weiler ein Reihendorf angelegt. Fünf Jahre später wurde Lunzenau als Besitz des Ritters Guntheros de Rohsberg (Gunther von Rochsburg) erwähnt. Im Jahr 1209 fand Hohenkirchen als für Lunzenau zuständige Pfarre Erwähnung. Lunzenau wurde im Jahr 1333 Stadtrecht verliehen. Sechs Jahre zuvor erfolgte die Ersterwähnung der Lunzenauer Muldenbrücke.
Aus der Stadtchronik
- 1390: erste Kirche wurde erwähnt
- 1495: die Lunzenauer Fischerinnung wird gegründet
- 1500: erstes Pfarrgericht von Lunzenau
- 1523: die Bauern, die unter die Rochsburger Herrschaft fallen, legen gegen ihren Feudalherren Beschwerde beim Herzog von Sachsen ein
- 1572: das erste Lunzenauer Rathaus brennt ab
- 1574: die Schule wird erstmals urkundlich erwähnt
- 1633: die Pest wütet und halbiert die Bevölkerungszahl
- 1635: einem großen Stadtbrand fallen die Kirche, das Brauhaus und ca. die Hälfte aller Bürgerhäuser zum Opfer
- 1781: zweiter großer Stadtbrand – Kirche, Rathaus, das Diakonat mit der Schule, das Brau- und Malzhaus sowie ca. ⅔ der Häuser brennen nieder
- 1788: Weihe der 40 m hohen Kirche St. Jakobus
- 1790: Bauernaufstand gegen Rochsburger Herrschaft, Lunzenauer Bürger beteiligen sich daran, die Frondienste werden aufgekündigt
- 1831: Pfingsten – Großbrand in der „Gräflichen Schönburgschen Schäferei“, 300 Schafe sind mit verbrannt
- 1835: allgemeine Stadtordnung wird eingeführt
- 1839: Maihochwasser nach einem Wolkenbruch, 80 cm über der Straße, das Bachhaus und die Schneidemühle werden mit weggerissen
- 1849: Lunzenauer Kommunalgarde kämpft um die Errungenschaften der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848, der Hauptmann (Webergeselle Schlimper) wird zum Tode verurteilt und 1853 begnadigt
- 1872: die Göhrener Brücke wird in Betrieb genommen, die Eisenbahnstrecke Leipzig–Chemnitz eingeweiht
- 1858: verheerendes Hochwasser der Zwickauer Mulde
- 1898: elektrischer Strom auch in Lunzenau
- 1927: großes Unwetter zerstört alle Brücken und Wege am Unterlauf des Brausetalbaches
- 1945: Bombenabwurf über Elsdorf am 16. Januar, schwere Schäden an Gebäuden, keine Toten oder Verletzten. Am 15. April marschierten die US-Truppen ein, die Stadt wurde daraufhin von Bürgermeister Arnold übergeben, im Juni wechseln die Besatzungstruppen und die Sowjetarmee zieht ein
- 1954: schweres Hochwasser mit Gefährdung für die Muldenbrücke in Lunzenau, deren Fahrbahn gerade erweitert wurde
- 2000: Sanierungsarbeiten an der Stadtkirche „Sankt Jakobus“ beginnen
- 2002: August – „Jahrhundertflut“, an der Zwickauer Mulde werden historische Höchststände gemessen, es gibt keine größeren Schäden in Lunzenau
Schreibweisen des Ortsnamens
Folgende Formen des Ortsnamens sind urkundlich belegt:[2]
1333: Luncznaw
1387: Lonczenawe
1436: Luncznaw
1490: Lünczinaw
1791: Lunzenau
Eingemeindungen
Ehemalige Gemeinde | Datum | Anmerkung |
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Berthelsdorf[3] | 1. Januar 1994 | |
Cossen[3] | 1. Januar 1994 | |
Elsdorf[3] | 1. Januar 1994 | |
Göritzhain[3] | 1. Januar 1994 | |
Großschlaisdorf (Schlaisdorf)[4][5] | 1. Juli 1949 | |
Himmelhartha[3] | 1. April 1996 | |
Hohenkirchen[4] | 1. Januar 1967 | |
Kleinschlaisdorf[6] | vor 1875 | Eingemeindung nach Großschlaisdorf |
Niederelsdorf[4][5] | 1. Januar 1952 | Zusammenschluss mit Oberelsdorf zu Elsdorf |
Oberelsdorf[4][5] | 1. Januar 1952 | Zusammenschluss mit Niederelsdorf zu Elsdorf |
Rochsburg[3] | 1. Januar 1994 |
Politik
Stadtrat
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 16 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
Wappen
Auf dem Wappen sind ein Fisch und ein Fischerhaus zu sehen.
Städtepartnerschaft
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Lunzenau
- Schloss Rochsburg mit Museum
- Kirche St. Jakobus mit Jehmlich-Orgel (1905)[8]
- Zum Prellbock, Bahnmuseum und Gaststätte mit Kofferhotel
Gedenkstätten
- Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges auf dem Friedhof in Lunzenau
- Mahnmal von 1952 im Heinrich-Heine-Park zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus
- Denkmal für Max Vogler (1854–1889), Heimat- und Muldentaldichter
- Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkrieges
- Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Heinrich-Heine-Park
- Denkmal für Max Vogler im nach ihm benannten Park
- Prinz-Lieschen-Brunnen
Parks
- Heinrich-Heine-Park
- Max-Vogler-Park
- Lunzenauer Muldenterrasse
- Kerns Garten
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Bundesautobahn 72 ist über die Anschlussstelle Penig ca. 4 km entfernt, die Bundesstraße 175 führt unmittelbar am Ortsteil Elsdorf entlang, von wo die Staatsstraße S 247 über Lunzenau nach Mittweida führt. Die Staatsstraße S 242 verbindet Lunzenau mit Burgstädt und Geithain, die Kreisstraße K 8260 mit Penig und Obergräfenhain. Der Ortsteil Rochsburg ist über die Kreisstraße K8260 mit Penig verbunden.
Die nächstgelegene Bahnstation ist Burgstädt an der Bahnstrecke von Chemnitz nach Leipzig, nachdem 2005 der Halt in Cossen aufgegeben wurde und der Betrieb auf der durch die Stadt führenden Muldentalbahn 2002 eingestellt wurde. Der Personenverkehr auf letzterer ist durch eine täglich verkehrende Buslinie des VMS ersetzt. Weitere regelmäßige Busverbindungen bestehen werktags nach Burgstädt, Narsdorf, Wiederau und Mittweida.
- Bahnhof Lunzenau (2016)
- Bahnhof Rochsburg (2016)
- Bahnhof Cossen
Wirtschaft
Die Lunzenauer Papier- und Pappenfabrik wurde 1885 durch Wilhelm Vogel gegründet und 1965 in den VEB Patentpapierfabrik Penig eingegliedert. 1990 privatisierte die Treuhandanstalt den Lunzenauer Betriebsteil. In Lunzenau werden Rohfilzpappe und Sonderpappen hergestellt, die Produktion von Raufasertapeten jedoch eingestellt.[9]
Vogel gründete in Lunzenau zuerst eine Weberei für Möbelstoffe und ließ von 1873 bis 1877 einen Privatpark gestalten, der 1952 Heinrich-Heine-Park benannt wurde.
Bildung
- Evangelische Oberschule
- Grundschule „An den Linden“
Freizeit- und Sportanlagen
- Fußballplatz
- Reitanlage Pferdehof Meinig
Dichtung und Wahrheit
Einer alten Überlieferung nach hat Lunzenau seinen Namen aus folgender Begebenheit:
Einst soll ein Ritter entlang das Muldentales gereist sein und als er des Nachts eine Ruhestätte suchte, fiel sein Blick hinab in das bewaldete Tal und er sah wie sich der volle Mond im Wasser des Flusses spiegelte und sprach: „Das ist Luna's Aue.“
Daraus soll nach der Überlieferung im Laufe der Zeit Lunzenau geworden sein.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
seit März 2002: Werner Goldammer, Leiter des Lunzenauer Blasorchesters
Söhne und Töchter der Stadt
- Sophie Sabina Apitzsch (1692–1752), bekannt auch als „Prinz Lieschen“, Hochstaplerin
- Georg Theodor Hoffmann (1848–1919), in Rochsburg geborener Reichsgerichtsrat
- Max Vogler (1854–1889), Lyriker, Belletrist und Literaturhistoriker
- Paul Keller (1895–1969), in Rochsburg geborener Politiker (GB/BHE, GDP)
- Willi Herold (1925–1946), deutscher Kriegsverbrecher
Literatur
Zur Stadt
- Hermann Löscher, Johannes Strehle: Geschichte der Stadt Lunzenau., Druck und Verlag Reinh. Schmidt Burgstädt, 1933.
- Lunzenau – Überblick über die geschichtliche Entwicklung. 1983.
- Richard Steche: Lunzenau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 14. Heft: Amtshauptmannschaft Rochlitz. C. C. Meinhold, Dresden 1890, S. 20.
Sonstige
- Max Vogler: Der Herr Kommerzienrat. Eine Anklage gegen den Lunzenauer Fabrikanten Vogel. 1883.
- Lothar Krügel: Dr. Max Vogler – Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler. herausgegeben zum 65. Todestag des Heimatdichters. 1954.
Weblinks
- Atlas Mittelsachsen
- offizielle Internetpräsenz der Stadt Lunzenau
- Lunzenau im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band I, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, S. 629.
- Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
- Ministerium des Innern des Landes Sachsen (Hrsg.): Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere. 1952.
- Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren (Hrsg.): Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen. 1904.
- https://vogtlaendischer-orgelbau.de/orgel-lunzenau.html
- Website der Papier- und Pappenfabrik (Memento des Originals vom 8. Juli 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.