Ostrau (Landkreis Mittelsachsen)

Ostrau ist die nördlichste Gemeinde im Landkreis Mittelsachsen. Sie ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ostrau.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Verwaltungs­gemeinschaft: Ostrau
Höhe: 171 m ü. NHN
Fläche: 52,7 km2
Einwohner: 3521 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km2
Postleitzahl: 04749
Vorwahlen: 034324, 034362
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 450
Gemeindegliederung: 25 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Karl-Marx-Straße 8
04749 Ostrau
Website: www.gemeinde-ostrau.de
Bürgermeister: Dirk Schilling[2] (CDU)
Lage der Gemeinde Ostrau im Landkreis Mittelsachsen
Karte

Geographie

Die Gemeinde liegt ca. 10 km nordöstlich der Stadt Döbeln und ca. 15 km südwestlich von Riesa, im Tal des kleinen Flusses Jahna und den umliegenden Höhenrücken im Nordwesten der Lommatzscher Pflege.

Gemeindegliederung

Zur Großgemeinde Ostrau gehören folgende Ortsteile:

  • Auerschütz
  • Beutig
  • Binnewitz
  • Clanzschwitz
  • Delmschütz
  • Döhlen
  • Jahna
  • Kattnitz
  • Kiebitz
  • Merschütz
  • Münchhof
  • Niederlützschera
  • Noschkowitz
  • Oberlützschera
  • Obersteina
  • Ostrau
  • Pulsitz
  • Rittmitz
  • Schlagwitz
  • Schmorren

Nachbargemeinden

Großweitzschen und Zschaitz-Ottewig (Landkreis Mittelsachsen), Lommatzsch und Stauchitz im Landkreis Meißen sowie Mügeln und Naundorf im Landkreis Nordsachsen.

Geschichte und Eingemeindungen

Geschichte

Kirche im Ortsteil Zschochau
Trinitatiskirche Ostrau

Der Hauptort Ostrau wird als Ostrowa (aus dem sorbischen Ort in der Aue oder der Ort am Werder oder der Ort zwischen den zwei Flüssen, vgl. tschechisch ostrov, „Insel“) erstmals in einer Schenkungsurkunde des Klosters Altenzella erwähnt.

Ältester Ortsteil dürfte aber Jahna sein, der im Jahr 929 erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Um 1190 erhielt „Ostrowa“ ein Vorwerk, woraus das Klostergut und spätere Brauschenkengut hervorging. Später entwickelte sich daraus die Gaststätte „Wilder Mann“. Nach der Säkularisation des Klosters Altzella kamen Ostrau, Gohris (anteilig), Münchhof, Trebanitz und Niederlützschera als Exklaven zum Nossener, später zum Mügelner Amt.[3]

In Ostrau wurde 1689 eine Hexenverfolgung durchgeführt. Anna Maria, Witwe vom Drescher Nicol Braune, geriet in einen Hexenprozess und wurde verbrannt. Dies war das letzte bekannte vollstreckte Todesurteil mit Feuer für Zauberei in Kursachsen.[4] Im Ortsteil Sömnitz kamen 1644 Hans Roßberg und seine Frau in einen Hexenprozess.[5]

Durch die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Großbauchlitz–Riesa 1847 erhielt Ostrau einen Bahnhof.

Im 1939 erhielt Ostrau ein Wappen, das in der gleichen Form noch heute existiert. Es enthält einen Kalkofen, der von Weizenähren eingerahmt wird. Es weist auf den Dolomitabbau, dem einzigen Industriezweig hin, den Ostrau hat. Hier gibt es eine anhaltende Tradition der Graukalkerzeugung.

Die örtliche Apotheke entstand 1867.

Eingemeindungen

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Auerschütz[6]1. Januar 1993
Beutig[7]vor 1880Eingemeindung nach Trebanitz
Binnewitz[8][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Jahna
Clanzschwitz[7]1. Oktober 1937Eingemeindung nach Pulsitz
Däbritz[7]vor 1880Eingemeindung nach Schrebitz
Delmschütz[7]vor 1880Eingemeindung nach Auerschütz
Döhlen[7]vor 1880Eingemeindung nach Görlitz
Gaschütz[7][8][9]vor 1880
1. Juli 1950
Eingemeindung nach Sömnitz,
Umgliederung nach Auerschütz
Görlitz[7]1. April 1936Eingemeindung nach Schrebitz
Gohris[7]vor 1880
Goldhausen[7]vor 1880Eingemeindung nach Jahna
Jahna[8]15. September 1961Zusammenschluss mit Pulsitz zu Jahna-Pulsitz
Jahna-Pulsitz[6]1. Januar 1994
Kattnitz[8][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Noschkowitz
Kiebitz[6]1. Januar 1999
Lützschera[7]1. April 1938Eingemeindung nach Auerschütz
Merschütz[7]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Münchhof[7]vor 1880Eingemeindung nach Trebanitz
Niederlützschera[7]vor 1880Zusammenschluss mit Oberlützschera zu Lützschera
Niedersteina[7]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Niederwutzschwitz[7]vor 1880Eingemeindung nach Oberwutzschwitz
Noschkowitz[6]1. Januar 1999
Oberlützschera[7]vor 1880Zusammenschluss mit Niederlützschera zu Lützschera
Obersteina[8][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Kiebitz
Oberwutzschwitz[7]19. September 1919Umbenennung in Wutzschwitz
Pulsitz[8]15. September 1961Zusammenschluss mit Jahna zu Jahna-Pulsitz
Rittmitz[8]1. Januar 1973Eingemeindung nach Noschkowitz
Schlagwitz[7]vor 1880Eingemeindung nach Rittmitz
Schmorren[7]1. Oktober 1937Eingemeindung nach Pulsitz
Schrebitz[6]1. Januar 1999
Sömnitz[8][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Schrebitz
Töllschütz[7]1. April 1938Eingemeindung nach Kiebitz
Trebanitz[8][9]1. Juli 1950
Wutzschwitz[8][9]1. Juli 1950
Zschochau[8]1. April 1968

Entwicklung der Einwohnerzahl

(Stichtag: 31. Dezember):

Jahr Einwohner
19984771
20004636
20024477
Jahr Einwohner
20044409
20064273
20084166
Jahr Einwohner
20104010
20123840
20143698
Jahr Einwohner
20163608
20183580
20203521

Politik

Gemeinderatswahl 2019[10]
Wahlbeteiligung: 59,1 % (2014: 48,5 %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
54,3 %
20,7 %
19,4 %
3,0 %
2,6 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+14,1 %p
−8,4 %p
−4,8 %p
+3,0 %p
−0,7 %p
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Anmerkungen:
a Freie n.m.org.Wählervereinigung
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Seit der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze im Gemeinderat folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[11]

Bei der Wahl am 10. Februar 2019 wurde Dirk Schilling (CDU) mit 97 % der abgegebenen Stimmen für eine zweite siebenjährige Amtszeit als Bürgermeister bestätigt. Seine Vorgängerin Gisela Reibig (parteilos) amtierte bis 2012.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Trinitatiskirche Ostrau, erbaut 1903
  • Kirche zu Jahna, erbaut 1677
  • Kalköfen in Münchhof, in Ostrau am Kalkgrund und am Ostrauer Bahnhof
  • Plattendolomitwand
  • Schloss Noschkowitz
  • Dorfkirche zu Kiebitz, erbaut 1773–1774[12]
  • Rittergut Obersteina, Ersterwähnung 1350 als „Rittergut zu dem Steine“, Herrenhaus 1751 renoviert[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Kiebitz (Ostrau): Rittergut, links das Herrenhaus

Die Wirtschaft des Ortes ist jahrhundertelang durch den Abbau von Kalk geprägt worden, dessen Tagebaurestlöcher und einzelne historische Produktionsanlagen noch erkennbar sind. Von einem Betrieb wird dieses Gestein gegenwärtig gewonnen.[14]

Vorkommende Lössböden in der Lommatzscher Pflege boten der Landwirtschaft gute Bedingungen, in der bis zur politischen Wende 1990 viele Einwohner beschäftigt waren. Zu DDR-Zeiten wurde in Ostrau eine überregional bedeutende Milchviehanlage errichtet. Diese gehört heute zur Ostrauer Agrar AG.

Im Oktober 1990 erfolgte der erste Spatenstich für das neue Gewerbegebiet in Ostrau, im Jahr 1991 erfolgten die ersten Ansiedlungen, mittlerweile sind 59 Firmen dort vertreten.

Verkehr

Durch das Gemeindegebiet führt die Bundesstraße 169. Die Gemeinde ist auch über die Bundesautobahn 14, Anschluss Döbeln-Nord (etwa fünf Kilometer), zu erreichen. Ostrau besitzt einen Bahnhof an der Bahnstrecke Riesa–Chemnitz, welcher von Elsterwerda und Chemnitz aus mit stündlich verkehrenden Regionalbahnen bedient wird.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Clemens Fleischer: Geschichtliche Nachrichten von Rittmitz. Eine Festschrift zur 400jährigen Jubelfeier der Begründung kirchlicher Verhältnisse in Rittmitz am 19. September 1880. Dresden 1880 (Digitalisat)
  • Gisela Reibig, Elvira Sprößig: Ostrau im Jahna-Tal. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1996, ISBN 3-89570-129-7.
Commons: Ostrau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
  2. Bürgermeisterwahl Gemeinde Ostrau 2012 (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  3. Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 482
  5. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, Köln, Weimar, Wien 2003, S. 550.
  6. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  7. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  9. Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  10. Gemeinderatswahl 2019, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen
  11. Gemeindevertretungen. Gemeinde Ostrau, abgerufen am 18. September 2016.
  12. Dorfkirche Kiebitz (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gemeinde-ostrau.de bei Gemeinde-Ostrau
  13. Rittergut Obersteina bei Sachsens Schlösser; Obersteina auf der Gemeindewebsite
  14. Ostrauer Kalkwerke GmbH. auf www.ostrauer-kalkwerke.de
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