Flugplatz Giebelstadt
Der Flugplatz Giebelstadt ist ein Verkehrslandeplatz 16 km südlich von Würzburg.
Flugplatz Giebelstadt | |||
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Kenndaten | |||
ICAO-Code | EDQG | ||
Koordinaten | |||
Höhe über MSL | 298,7 m (980 ft) | ||
Verkehrsanbindung | |||
Entfernung vom Stadtzentrum | 16 km südlich von Würzburg | ||
Straße | |||
Basisdaten | |||
Eröffnung | 1936 | ||
Betreiber | Flugplatz Giebelstadt GmbH | ||
Fläche | 280 ha | ||
Start- und Landebahn | |||
08/26 | 1982 m × 30 m Beton | ||
Geschichte des Flugplatzes
Fliegerhorst der Wehrmacht
Der Flugplatz wurde 1935 als Fliegerhorst von der Luftwaffe erbaut und am 17. September 1936 bei einer Truppenparade von Adolf Hitler eröffnet. Die ersten stationierten Flugzeuge waren Bomber des Typs Dornier Do 23, die zum Kampfgeschwader 455 Fliegergruppe Giebelstadt gehörten. Im Juli 1938 wurden die Heinkel He 111 Bomber der III. Gruppe des Kampfgeschwaders 355 von Illesheim nach Giebelstadt verlegt. Aus der III. Gruppe des KG 355 ging am 1. Mai 1939 durch Umbenennung die III. Gruppe des Kampfgeschwaders 53 (III./KG 53) hervor, welche auch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Giebelstadt stationiert war. Vom Flugplatz Giebelstadt aus wurden im Zweiten Weltkrieg etliche Einsätze an die Front in Frankreich geflogen; außerdem wurden hier unter strenger Geheimhaltung die ersten Versuche mit der düsengetriebenen Messerschmitt Me 262 und der raketengetriebenen Messerschmitt Me 163 gestartet. Um diese Tests geheim zu halten, wurde der Name „Giebelstadt“ von allen deutschen Landkarten gestrichen. Der Flugplatz Giebelstadt wurde gegen Kriegsende das Ziel schwerer Bombenangriffe. Der Schaden am Fliegerhorst wurden dann 1944 durch Häftlinge des KZ Flossenbürg beseitigt und diese auch zum Ausbau des Fliegerhorstes eingesetzt. Noch vor der Kapitulation der deutschen Truppen wurde der Flugplatz durch die amerikanische 12th Armored Division eingenommen und wurde als Airfield Y.90 noch kurze Zeit als Einsatzflugfeld von der Ninth Air Force der United States Army Air Forces genutzt.
Die folgende Tabelle zeigt die vollständige Auflistung aller fliegenden aktiven Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht die hier zwischen 1937 und 1945 stationiert waren.[1]
Von | Bis | Einheit | Ausrüstung |
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Oktober 1935 | April 1936 | Kampfgeschwader 455 „Fliegergruppe Giebelstadt“ | Dornier Do 23, Junkers Ju 52, Junkers W 34 |
April 1936 | Februar 1938 | I./KG 155 (I. Gruppe des Kampfgeschwader 155) | Dornier Do 23, Dornier Do 17E |
Juli 1938 | Mai 1939 | III./KG 355 | Heinkel He 111E, He 111H |
Mai 1939 | Februar 1940 | III./KG 53 | Heinkel He 111H |
Februar 1940 | Mai 1940 | I./KG 2 | Dornier Do 17M-1 |
Oktober 1940 | März 1941 | I./KG 76 | Dornier Do 17Z, Junkers Ju 88A |
Juni 1941 | Juni 1941 | III./KG 1 | Junkers Ju 88A |
Dezember 1941 | Januar 1942 | Stab, I./KG 77 | Junkers Ju 88A-4 |
April 1942 | Mai 1942 | II./KG 76 | Junkers Ju 88A-4, Ju 88C-6 |
August 1944 | September 1944 | III./KG 100 | Dornier Do 217K-2, Do 217K-3, Do 217M-1, Do 217E-5 |
August 1944 | März 1945 | Stab, I./KG(J) 54 | Messerschmitt Me 262A-2, Me 262B-1 |
März 1945 | März 1945 | Stab, I./KG 51 | Messerschmitt Me 262A-1, Me 262A-2 |
Giebelstadt Airfield/Air Base/Army Airfield
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz von den United States Army Air Forces übernommen und hieß von da an „Giebelstadt Airfield“.
Im Jahr 1947 wurde die Landebahn auf ihre jetzige Länge ausgebaut. Stationiert waren hier unter anderem U2-Spionageflugzeuge. Vom 15. Januar 1948 bis 1950 war der Flughafen geschlossen und nur mit einer Wachmannschaft besetzt. Die United States Air Forces in Europe nutzten den Platz bis 1968.
Später wurde der Flugplatz durch Raketeneinheiten der US-Armee und durch die Bundeswehr genutzt. Ab 1981 waren in Giebelstadt Hubschrauberverbände der United States Army stationiert.
Zivile (Mit-)Nutzung
Bereits in den 1980er Jahren wurden auf dem Flugplatz verschiedene Rennen ausgetragen. Dies waren Motorradrennen in verschiedenen Klassen, veranstaltet durch den ADAC-Ortscub Würzburg, aber auch Dragsterrennen, die von der Hanau Auto Racing Association (H.A.R.A.) veranstaltet wurden.
Im Jahr 1994 wurde auch die zivile Mitbenutzung des Flugplatzes durch die US-Amerikaner erlaubt, die endgültig 2006 abzogen. Bis 2003 wurde die Start- und Landebahn durch den Freistaat Bayern saniert.[2] Von 2009 bis 2011 wurden 16 Tonnen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt.[3] In der Zeit von 2006 bis 2009 wurde der Sport- und Geschäftsflugbetrieb von den ansässigen Flugsportvereinen, zeitweise durch ehrenamtliche Tätigkeiten, aufrechterhalten.
Der Flugplatz wurde anschließend von einer Holdinggesellschaft erworben, die aus dem Markt Giebelstadt und dem Unternehmen Knauf besteht.
Die Nutzung des Flugplatzes ist auch der „Zivile Mitbenutzung Flugplatz Giebelstadt GmbH“ möglich, einem Zusammenschluss der Unternehmen Knauf, s.Oliver und der Südzucker AG.
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde der Mannschaftstransfer zu diversen Spielaustragungsorten abgewickelt. So flog die Nationalmannschaft von Ghana, welche während der WM ihr Quartier in Würzburg hatte, von Giebelstadt aus zu ihren Spielen. Auch die in Bad Kissingen einquartierte Nationalmannschaft von Ecuador nutzte diese Einrichtung.
Im Januar 2010 erteilte das Luftamt Nordbayern die Genehmigung für den Betrieb des Flugplatzes Giebelstadt als Verkehrslandeplatz. Es dürfen maximal 7500 Flugbewegungen pro Jahr stattfinden; der Flugbetrieb ist nur zwischen 6 und 22 Uhr gestattet. Im Januar 2012 wurde für beide Anflugrichtungen ein Instrumentenanflugverfahren (GPS) eingeführt.
Bekanntheit erlangte der Flugplatz unter anderem durch einen Wetterballonaufstieg von Schülern des Friedrich-Koenig-Gymnasiums, die Videoaufnahmen aus der Stratosphäre machten.[4][5]
Im Jahr 2006, wie auch im Dezember 2012 erneut, wurde bekannt, dass der Billigfluganbieter Ryanair Giebelstadt in seinen Flugplan aufnehmen wolle. Entsprechende Anfragen von Ryanair wurden durch die Betreiber des Giebelstadter Flugplatzes wiederholt abgelehnt. Unter anderem wurde festgestellt, dass derartige Flüge technisch und luftrechtlich nicht möglich seien.[6]
Literatur
- Tustin, Joseph P.: From the Horse to the Jet Plane, a short history of Giebelstadt, 1947
- Decker, Karl-Heinz: Geschichte des Fliegerhorstes Giebelstadt 1933–1945, Verlag J.H. Röll, Dettelbach 2010, ISBN 978-3-89754-357-7
Weblinks
Einzelnachweise
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–1945 Germany (1937 Borders), S. 218–220, abgerufen am 29. August 2014
- NATO Flugplatz Giebelstadt; Sanierung der Start- und Landebahn abgerufen am 25. April 2018
- Christiane Gläser: Die Bombensuche geht zu Ende. In: Wertheimer Zeitung vom 3. Januar 2012
- Ballon steigt in die Stratosphäre (Main-Post)
- SAT.1-Bericht über den Ballonstart von Lukas Maderner, Alexander Berndt, Gerd Biedermann, Marco Grimm, Timon Schmitt und Paul Reinhart (Memento des Originals vom 5. Mai 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Nein, danke – Ryanair-Flughafen unerwünscht (Memento vom 14. Dezember 2015 im Webarchiv archive.today) Mainfranken24.de, abgerufen am 14. Dezember 2015