Flugplatz Aschaffenburg
Der Flugplatz Aschaffenburg (auch: Flugplatz Großostheim-Ringheim) ist der Verkehrslandeplatz der unterfränkischen Stadt Aschaffenburg. Er wird vom Flugsportclub Aschaffenburg-Großostheim e.V. betrieben.
Flugplatz Aschaffenburg | |||
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Kenndaten | |||
ICAO-Code | EDFC | ||
IATA-Code | ZCB | ||
Koordinaten | |||
Höhe über MSL | 125 m (410 ft) | ||
Verkehrsanbindung | |||
Entfernung vom Stadtzentrum | 7 km südwestlich von Aschaffenburg | ||
Straße | |||
Basisdaten | |||
Eröffnung | 1936 als Militärflugplatz | ||
Betreiber | Flugsportclub Aschaffenburg | ||
Start- und Landebahnen | |||
08/26 | 784 m × 20 m Asphalt | ||
08/26 | 737 m × 30 m Gras | ||
Geografie
Der Flugplatz liegt sieben Kilometer südwestlich des Aschaffenburger Ortskernes und zwei Kilometer nördlich von Großostheim auf einer Höhe von 125 m.
Naturräumlich befindet er sich im Bachgau am westlichen Arm des Mainvierecks. Östlich steigt das Gelände zum Spessart hin an und unmittelbar westlich verläuft die Landesgrenze zu Hessen.
Geschichte
Die Fliegerei wurde in Aschaffenburg bereits in den 1930er Jahren betrieben. Der erste Flugplatz entstand als Militärflugplatz inmitten des heutigen Ortsteils Ringheim. Dort wurden ab 1936 zur Schaffung eines Einsatzflugplatzes ca. 100 Hektar Wald gerodet. Aus Geheimhaltungsgründen war der Flugplatz in den allgemeinen Messtischblättern damals nicht verzeichnet.[1] Nur eine zu dessen Schutz am Waldrand errichtete Flakstellung ist als winziger „Schießst.“ dort erwähnt.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Besatzung der Gegend in der Karwoche vor Ostern 1945 durch alliierte Truppen wurde den Deutschen die Fliegerei zunächst gänzlich verboten. Im Jahr 1950, nach der Aufhebung des Flugverbotes, wurde der Verein Flugsportclub Aschaffenburg e. V. wiedergegründet. 1952 konnte der Flugbetrieb zunächst mit Segelflugzeugen wieder aufgenommen werden (Windenstart) und ab 1960 gab es wieder Motorflug. In den späten 1960er Jahren wurde es in der dichter werdenden Bebauung allmählich zu eng und ein etwas weiter östlich gelegenes, annähernd doppelt so großes Gelände, wurde gepachtet. Der Flugbetrieb auf dem neuen Fluggelände an der Waldspitze begann 1977.[2] In den Folgejahren entstanden parallel zu der Graspiste eine asphaltierte Start- und Landebahn, Vereins- und Werkstattgebäude mit Leitstand, Hangars, eine Tankstelle sowie eine Rollbahn mit einem Helipad am westlichen Ende.
Flugplatz und Ausstattung
Der Flugplatz ist für Luftfahrzeuge aller Art bis 5700 kg MTOW zugelassen. Der Halter des Flugplatzes ist der Flugsportclubs Aschaffenburg-Großostheim e. V. Die geregelten Betriebszeiten sind von 8:00 Uhr bis Sonnenuntergang (maximal 20:00 Uhr). In der übrigen Zeit ist eine Landung nur nach Erlaubnis des Halters möglich (PPR).
Es bestehen mehrere Wirtschaftsgebäude und Hangars, ein Tower (Frequenz 132,430 MHz) und ein bewirtschaftetes Vereinsheim. Am Platz befinden sich mehrere Unternehmen, u. a. eine Flugwerft, ein Fliegerladen, ein Flugcharterunternehmen, Flugschulen und ein Hubschrauber-Flugdienst.
Die Asphaltbahn hat eine Landebahnbefeuerung und ist mit einer Präzisions-Gleitwegbefeuerung (PAPI) ausgestattet. Eine Tankstelle für Flugbenzin, Mogas und Turbinentreibstoff ist vorhanden. Aschaffenburg ist Zollflugplatz (PPR +3h/ +24h).
Anflug und Abflug
Die Platzrunde befindet sich nördlich des Platzes in 1400 Fuß Höhe, die Segelflugplatzrunde im Süden. Der Platz befindet sich 1,4 NM auf Radial 039 des Charlie-VOR. Des Weiteren befindet sich der Platz unterhalb des Luftraums C des Frankfurter Flughafens, sodass der an- und abfliegende Verkehr eine maximale Höhe von 3500 Fuß nicht überschreiten darf. Im Jahr 2013 wurde eine Verlängerung der Start- und Landebahn um 350 m in Richtung Aschaffenburg luftrechtlich genehmigt.
Zwischenfälle
- Am 3. Juni 1984 geriet beim Flugtag ein Senkrechtstarter vom Typ Harrier 30 m über der Landebahn in Brand. Der Pilot konnte die Maschine zwar noch aus dem Zuschauerbereich steuern und sich mit dem Schleudersitz retten, dieser erschlug jedoch danach einen Zuschauer.[3]
- Am 7. Mai 2006 kollidierte ein Motorsegler Grob G 109 beim Landeanflug auf EDFC in der Luft mit einem Schulterdecker Cessna 172 N und stürzte daraufhin in einem Waldstück ab. Beide Insassen des Motorseglers kamen hierbei ums Leben und das Flugzeug wurde vollständig zerstört. Die Cessna konnte ohne Fahrwerk stark beschädigt notlanden, wobei eine Person leicht verletzt wurde.[4]
- Am 12. Juli 2009 vollführte ein historischer Doppeldecker Kunstflugübungen. Bei einem zu tief geflogenen Looping riss das Fahrwerk ein Auto von der Straße und brach. Sowohl das Fluggerät als auch das Auto schleuderten in einen Acker, wodurch mehrere Insassen leicht bis mittelschwer verletzt wurden. Das Flugzeug wurde zerstört.[5]
- Am 2. März 2013 stürzte eine mit zwei Personen besetzte einmotorige Scheibe SF 25 C in Aschaffenburg nach einem missglückten Landeanflug bei einem Durchstarteversuch ab. Das Flugzeug wurde zerstört, die beiden Insassen wurden schwer verletzt; der 82-jährige Pilot erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen.[6]
- Am 28. Dezember 2019 startete auf EDFC ein Ultraleichtflugzeug zu einem Rundflug, wobei sich die Kabinenhaube löste. Bei der anschließenden Notlandung in einem nahen Acker wurde die Maschine stark beschädigt.[7]
- Am 12. Juni 2020 startete ein Segelflugzeug via Flugzeugschlepp in Aschaffenburg. Aufgrund technischer Probleme mit der Schleppmaschine musste der Schleppvorgang auf niedriger Höhe abgebrochen werden, woraufhin sich der 67-jährige Segelflugzeug-Pilot für eine Notlandung auf der B469 entschied. Das Flugzeug wurde beschädigt und der Pilot schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gelände in BayernAtlas Klassik 1944
- Geschichte des Flugplatz Aschaffenburg
- Pressebericht Die Zeit zum Flugunfall 1984
- BFU-Untersuchungsbericht 3X031-1-2/06
- Pressebericht Spiegel online vom 12. Juli 2009
- BFU-Untersuchungsbericht 3X005-13
- Polizeibericht vom 28. Dez. 2019
- DER SPIEGEL: Bayern: Segelflugzeug muss auf Bundesstraße notlanden - DER SPIEGEL - Panorama. Abgerufen am 12. Juni 2020.