Eva Mattes
Eva Mattes (* 14. Dezember 1954 in Tegernsee) ist eine deutsch-österreichische Schauspielerin.[1] Sie ist seit den 1970er Jahren als eine der wichtigsten Darstellerinnen des Neuen Deutschen Films[2] und als Theaterschauspielerin an den großen deutschsprachigen Bühnen bekannt. Im Fernsehen verkörperte sie von 2002 bis 2016 die Tatort-Kommissarin Klara Blum. Eva Mattes ist auch Sprecherin in vielen Hörspielen und Hörbüchern sowie Synchronsprecherin und tritt seit 2006 als Chanson-Sängerin auf.
Leben
Eva Mattes ist die Tochter der Schauspielerin Margit Symo und des Filmkomponisten Willy Mattes und war bereits als Schülerin im Film- und Theatergeschäft tätig. Anfangs wurde sie noch als „Evi Mattes“ angekündigt. Sie arbeitete als Synchronsprecherin für Kinderserien. So lieh sie in Lassie der Hauptfigur Timmy die Stimme und sprach die Pippi Langstrumpf in der gleichnamigen Fernsehserie. Auch das bekannte Titellied Hey, Pippi Langstrumpf sang sie in der deutschen Version.
Mattes hat nie eine Schauspielschule besucht und verfügt auch über keinen Schulabschluss.[3] Mit Michael Verhoeven drehte sie o.k., den Skandalfilm der Berlinale 1970. Dieser Anti-Vietnamkriegsfilm sorgte dafür, dass die Berlinale nach Rücktritt der Jury ohne Preisträger zu Ende ging. Nach den Filmerfahrungen wurde Mattes 1972 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert, wo sie mit dem Stück Stallerhof von Franz Xaver Kroetz eine Aufsehen erregende Premiere feierte.
Sie spielte in Hamburg Stücke von Shakespeare und Ibsen und drehte gleichzeitig Filme wie Stroszek, Die bitteren Tränen der Petra von Kant sowie die Literaturverfilmung Woyzeck nach Georg Büchner. Ihre Regisseure waren Peter Zadek, Rainer Werner Fassbinder und Werner Herzog. Besonders hervorzuheben ist auch ihre Leistung als Lene in Helma Sanders-Brahms’ Film Deutschland, bleiche Mutter von 1980. In Werner – Beinhart! sprach sie Frau Hansen.
In den Jahren 1994/1995 war sie zehn Monate im Direktorium des Berliner Ensembles.[4]
Im Jahr 2000 wirkte Mattes in Rosa von Praunheims Film Für mich gab's nur noch Fassbinder mit. Für den Südwestrundfunk übernahm sie zwischen 2002 und 2016 die Rolle der Kommissarin Klara Blum im Konstanzer Tatort und drehte zwei bis drei Folgen im Jahr.
Mit dem Regisseur Werner Herzog hat sie eine gemeinsame Tochter Hanna Mattes (* 1980), mit der sie im Jahr 1992 im Film Das Sommeralbum ein Mutter-Tochter-Gespann spielte. Ihr 1989 geborener Sohn Josef Mattes ist ebenfalls als Schauspieler tätig. Mit ihm gemeinsam war sie 2003 in der Tatort-Folge Der Schächter zu sehen. Sie lebt mit dem Vater ihres Sohnes, dem österreichischen Künstler Wolfgang Georgsdorf, in Berlin. 2011 veröffentlichte sie unter dem Titel Wir können nicht alle wie Berta sein ihre Erinnerungen in Buchform.
Auszeichnungen
- 1971: Filmband in Gold als beste Nachwuchsschauspielerin für ihre Leistungen in o.k. und Mathias Kneissl
- 1973: Filmband in Gold als Darstellerin in Die bitteren Tränen der Petra von Kant und Wildwechsel
- 1979: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1979: Preis als Beste Nebendarstellerin in Woyzeck
- 1982: Bayerischer Filmpreis als Darstellerin in Celeste
- 1983: Deutscher Darstellerpreis
- 1987: Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
- 2000: Schauspielerpreis des Internationalen Filmfestivals Valenciennes für Otomo
- 2002: Deutscher Filmpreis in Gold als Nebendarstellerin in Das Sams
- 2018: Sonderpreis Lebenswerk beim Deutschen Hörbuchpreis
- 2021: Bayerischer Verdienstorden
- 2021: Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares für die Darstellung der Kirke in der Uraufführung von Elfriede Jelineks Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen! am Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Filmografie
- 1967: Der Tag, an dem die Kinder verschwanden (TV)
- 1969: Alle Hunde lieben Theobald – Struppi und der kleine Bruder
- 1970: o.k.
- 1970: Liebe unter 17
- 1970: Der Kommissar – Der Papierblumenmörder
- 1970: Der Kommissar – Parkplatz-Hyänen
- 1970: Mathias Kneißl
- 1971: Berührungen (TV)
- 1972: Die bitteren Tränen der Petra von Kant
- 1972: Wildwechsel
- 1972: Acht Stunden sind kein Tag (TV-Serie)
- 1973: Supermarkt
- 1972–1974: Fontane Effi Briest
- 1973: Immobilien (TV)
- 1973: Desaster (TV)
- 1973: Liebe leidet mit Lust (TV)
- 1974: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit (TV-Reihe)
- 1976: Die Hinrichtung
- 1976: Tausend Lieder ohne Ton (TV)
- 1977: Stroszek
- 1977: Frauen in New York (TV)
- 1978: In einem Jahr mit 13 Monden
- 1978: Schluchtenflitzer
- 1978: Union der festen Hand (TV)
- 1978: Woyzeck
- 1979: David
- 1979: Deutschland, bleiche Mutter
- 1979: Eva Mattes: Fragen an die Mutter (TV-Dokumentarfilm)
- 1981: Vor den Vätern sterben die Söhne (TV)
- 1981: Céleste
- 1982: Vergiftet oder arbeitslos? (TV-Spiel)
- 1982: Schubart und Franziska von Hohenheim (TV)
- 1982: Kleine Zeichen
- 1983: Die wilden Fünfziger
- 1983: Liebe Melanie (TV)
- 1983: Rita Rita / Rita Ritter
- 1984: Ein Mann wie E.V.A.
- 1986: Auf immer und ewig
- 1988: Felix
- 1988: Fussel
- 1989: Herbstmilch
- 1989: Elektro-Lähmung – Ein Film gegen die Ohnmacht
- 1990: Der Kaufmann von Venedig (TV)
- 1992: Das Sommeralbum
- 1993: Der Kinoerzähler
- 1993: Motzki (TV-Serie)
- 1995: Das Versprechen
- 1995: Die Serpentintänzerin (TV)
- 1995: Schlafes Bruder
- 1996: Jugofilm
- 1997: Der Schrei der Liebe (TV)
- 1998: Widows – Erst die Ehe, dann das Vergnügen
- 1998: Und alles wegen Mama (TV)
- 1999: Otomo
- 1999: Mein liebster Feind (Dokumentarfilm)
- 1999: Die Straußkiste
- 2000: Tatort – Der schwarze Ritter
- 2000: Salamander
- 2000: Für mich gab's nur noch Fassbinder
- 2001: Himmlische Helden
- 2001: Duell – Enemy at the Gates
- 2001: Das Sams
- 2001: Suck My Dick
- 2002: Goebbels und Geduldig
- 2003: Die Farbe der Seele
- 2003: Sams in Gefahr
- 2002: Polizeiruf 110 – Braut in Schwarz
- 2002–2016: Tatort als Kriminalkommissarin Klara Blum, siehe Blum und Perlmann
- 2004: Die Dreigroschenoper (TV)
- 2004: Warum läuft Herr V. Amok?
- 2004: Franz
- 2009: Lippels Traum
- 2010: Mahler auf der Couch
- 2010: Keiner geht verloren (TV)
- 2010: Das Glück ist eine Katze (TV)
- 2012: Rosas Welt – 70 neue Filme von Rosa von Praunheim
- 2012: Sams im Glück
- 2014: Mord am Höllengrund
- seit 2015: Lena Lorenz (TV-Reihe)
- 2018: Bella Germania
- 2019: Leberkäsjunkie
- 2020: Letzte Spur Berlin – Folge: Anrufe
- 2020: Lang lebe die Königin
- 2020: Enfant Terrible
Tonträger (Auswahl)
- Margaret Forster: Ich warte darauf, dass etwas geschieht. Arche Verlag, 2005, ISBN 978-3-71603-341-8.
- Charlotte Link: Der Dolch des Kaisers. Tandem Verlag, 2005, ISBN 978-3-83319-190-9.
- Christine Brückner: Jauche und Levkojen. Random House Audio, 2005, ISBN 3-89830-969-X.
- Language of love. Spv Recordings, 2006.
- Christine Brückner: Die Poenichen-Trilogie. Random House Audio, 2007, ISBN 978-3-86604-692-4.
- Und über uns der Himmel: Eva Mattes liest und singt Gedichte und Chansons. Hörbuch Hamburg, 2009, ISBN 978-3-89903-647-3.
- Jane Austen: Anne Elliot. Hörbuch Hamburg, 2010, ISBN 978-3-89903-696-1.
- Eva Mattes: Wir können nicht alle wie Berta sein. Erinnerungen. Hörbuch Hamburg, 2011, ISBN 978-3-89903-689-3.
- Javier Marías: Die sterblich Verliebten. Argon-Verlag, Hr2-kultur, Kulturradio, 2012, ISBN 978-3-8398-1165-8.
- Judith Lennox: An einem Tag im Winter. Hörbuch Hamburg, 2012, ISBN 978-3-86952-129-9.
- Else Holmelund Minarik: Der kleine Bär. Silberfisch, 2013, ISBN 978-3-86742-534-6.
- Yasmina Reza: Glücklich die Glücklichen. Hörbuch Hamburg, 2014, ISBN 978-3-89903-893-4.
- Harper Lee: Wer die Nachtigall stört ... Argon Verlag, 2015, ISBN 978-3-8398-1389-8.[5]
- Luis Sepúlveda: Der langsame Weg zum Glück. Sauerländer audio, 2015, ISBN 978-3-8398-4708-4.[6]
- Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren. Hörbuch Hamburg, 2015, ISBN 978-3-95713-019-8.
- Astrid Lindgren: Ich habe auch gelebt! Hörbuch Hamburg, 2017, ISBN 978-3-86909-225-6.
- Jane Austen: Verstand und Gefühl. Argon Verlag, 2010, ISBN 978-3-8398-9011-0.[7]
- Jane Austen: Emma. Argon Verlag, 2013, ISBN 978-3-8398-9164-3.[8]
- Jane Austen: Northanger Abbey. Argon Verlag, 2014, ISBN 978-3-8398-9215-2.[9]
- Jane Austen: Stolz und Vorurteil. Argon Verlag, 2009, ISBN 978-3-86610-826-4.[10]
- Jane Austen: Mansfield Park. Argon Verlag, 2014, ISBN 978-3-8398-1323-2.[11]
- Jane Gardam: Eine treue Frau. Hörbuch Hamburg, 2016, ISBN 978-3-86952-165-7.
- Tanja Langer: Der Tag ist hell, ich schreibe dir USM Audio, 2019, ISBN 978-3-8032-9209-4.
- Elif Shafak: Das Flüstern der Feigenbäume. (gemeinsam mit Joachim Schönfeld) – Argon Verlag 2021, ISBN 978-3-8398-1937-1
- Ute Mank: Wildtriebe. der Audio Verlag, ISBN 978-3-7424-2032-9 (Hörbuch-Download)
- Robin Wall Kimmerer: Geflochtenes Süssgras. Die Weisheit der Pflanzen. Bonnevoice Hörbuchverlag, 2021, ISBN 978-3-945095-35-5
Hörspiele
- 2002: Andreas Knaup: Genopoly – Regie: Robert Matejka (Hörspiel – DLR)
Autobiografie
- „Wir können nicht alle wie Berta sein“. Erinnerungen. Ullstein, Berlin 2011. (Taschenbuch ebd. 2013, ISBN 978-3-548-37468-0)
- „Wir können nicht alle wie Berta sein“. Erinnerungen. Hörbuch. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2011, ISBN 978-3-89903-689-3, 6 CDs (468 Min. – gekürzte Lesung), gelesen von der Autorin.
Literatur
- Hans-Michael Bock: Eva Mattes – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 3, 1985.
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 642.
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 464 f.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 331 f.
Weblinks
- Offizielle Website von Eva Mattes
- Agenturprofil bei der Agentur Studlar, abgerufen am 3. August 2020
- Eva Mattes in der Internet Movie Database (englisch)
- Eva Mattes bei filmportal.de
- Literatur von und über Eva Mattes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eva Mattes im Gespräch mit Hans Oechsner. (PDF; 50 kB) BR-online 2001
- Eva Mattes in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- Eva Mattes am 11. Februar 2014 in der 3sat-Sendung Berlinale-Studio (3/6) im Interview mit Max Moor
- Hans Michael Bock: Lexikon Filmschauspieler International. Henschel Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-199-7, S. 561.
- Eva Mattes in der HR2-Sendung Doppel-Kopf vom 22. Februar 2012.
- Eva Mattes bleibt Direktorin am Berliner Ensemble. In: Berliner Zeitung, 16. März 1995; „Es war auch Zadek, der Mattes 1994 in das Direktorium des Berliner Ensembles holte – als Puffer zwischen Leitung und Betrieb. Das Amt legte sie jedoch nach einem Jahr nieder…“ Eva Mattes. Bühnenberserkerin mit Bodenhaftung.@br.de; „Ende erwartet“. In: Der Spiegel, 19. Juni 1995, abgerufen am 7. Mai 2019
- Harper Lee: Wer die Nachtigall stört ... argon-verlag.de
- Luis Sepúlveda: Der langsame Weg zum Glück argon-verlag.de
- Verstand und Gefühl (Sonderedition) - Argon Hörbuch. In: argon-verlag.de. Abgerufen am 29. März 2016.
- Emma (Sonderedition) - Argon Hörbuch. In: argon-verlag.de. Abgerufen am 29. März 2016.
- Northanger Abbey (Sonderedition) - Argon Hörbuch. In: argon-verlag.de. Abgerufen am 29. März 2016.
- Stolz und Vorurteil (Sonderedition) - Argon Hörbuch. In: argon-verlag.de. Abgerufen am 29. März 2016.
- Mansfield Park - Argon Hörbuch. In: argon-verlag.de. Abgerufen am 29. März 2016.