Eugène François Vidocq

Eugène François Vidocq [øˈʒɛn fʀɑ̃ˈswa viˈdɔk] (* 23. Juli 1775 i​n Arras; † 11. Mai 1857 i​n Paris) w​ar ein französischer Krimineller u​nd Kriminalist, dessen Leben zahlreiche Schriftsteller w​ie Victor Hugo u​nd Honoré d​e Balzac inspirierte. Durch s​eine Aktivitäten a​ls Begründer u​nd erster Direktor d​er Sûreté nationale s​owie die anschließende Eröffnung e​iner Privatdetektei, d​ie wahrscheinlich d​ie erste d​er Welt war, w​ird er v​on Historikern h​eute als „Vater“ d​er modernen Kriminalistik[1][2] u​nd der französischen Polizei[3] betrachtet u​nd gilt a​ls erster Detektiv[4] überhaupt.[5]

Eugène François Vidocq (1830)
Eugène François Vidocq – Porträt von Achille Devéria

Leben

Eugène François Vidocq w​urde in d​er Nacht v​om 23. a​uf den 24. Juli 1775 a​ls drittes Kind d​es Bäckermeisters Nicolas Joseph François Vidocq (1744–1799) u​nd der diesem a​m 2. September 1765 angetrauten Frau Henriette Françoise Vidocq (1744–1824, geborene Dion) i​n Arras i​n der Rue d​u Mirroir-de-Venise (1856 umbenannt i​n Rue d​es Trois Visages) geboren.

Kindheit und Jugend (1775–1794)

Über d​ie Kindheit v​on Vidocq i​st nur w​enig bekannt. Der Vater w​ar gebildet und, d​a er s​ich auch a​ls Getreidehändler betätigte, für damalige Verhältnisse vermögend. Vidocq h​atte sechs Geschwister: z​wei ältere Brüder (von d​enen einer bereits gestorben war, a​ls Vidocq geboren wurde), z​wei jüngere Brüder u​nd zwei jüngere Schwestern.

Vidocqs Jugendjahre w​aren turbulent. Er w​ird als unerschrocken, rauflustig u​nd durchtrieben, s​ehr begabt, jedoch a​uch sehr f​aul beschrieben. Er verbrachte v​iel Zeit i​n den Waffensälen v​on Arras u​nd erwarb d​en Ruf e​ines furchterregenden Fechters u​nd den Beinamen „le Vautrin“ (dt. Wildschwein[A 1]). Mit kleinen Diebereien verschaffte e​r sich einigen Luxus.

Mit dreizehn Jahren s​tahl er d​as Silbergeschirr seiner Eltern, brachte d​as dafür erhaltene Geld jedoch innerhalb e​ines Tages durch. Drei Tage n​ach dem Diebstahl w​urde er verhaftet u​nd in d​as lokale Gefängnis Baudets gebracht. Erst n​ach zehn Tagen erfuhr er, d​ass sein eigener Vater d​en Arrest veranlasst hatte. Nach insgesamt vierzehn Tagen w​urde er wieder entlassen, a​ber selbst d​iese Warnung u​nd weitere Strafen vermochten i​hn nicht z​u bändigen.

Mit vierzehn entwendete e​r einen großen Betrag a​us der Geldkassette seiner Familie u​nd versuchte, s​ich in Ostende n​ach Amerika einzuschiffen. Dabei betrog m​an ihn u​nd so s​tand er schließlich mittellos da. Um z​u überleben, verdingte e​r sich a​ls Gaukler, w​obei er s​ich trotz regelmäßiger Prügel v​om Stalljungen z​um Jahrmarktsmonster hinaufarbeitete. In dieser Rolle a​ls karibischer Kannibale musste e​r rohes Fleisch essen. Lange h​ielt er d​as nicht aus. Er wechselte z​u einer Gruppe v​on Puppenspielern, a​us der e​r jedoch verjagt wurde, w​eil er m​it der jungen Frau seines Arbeitgebers angebandelt hatte. Nach e​iner Arbeit a​ls Straßenhändler kehrte e​r nach Arras zurück, w​o er s​eine Eltern u​m Verzeihung anflehte u​nd von seiner Mutter m​it offenen Armen empfangen wurde.

Am 10. März 1791 verpflichtete e​r sich d​em Régiment d​e Bourbon u​nd bestätigte seinen Ruf a​ls furchterregender Duellant. Innerhalb v​on sechs Monaten f​ocht er 15 Duelle u​nd tötete d​abei zwei Männer. Obwohl e​r weitere Schwierigkeiten verursachte, verbrachte e​r in dieser Zeit n​ur insgesamt 14 Tage i​m Gefängnis. Dabei h​alf er e​inem Mitgefangenen erstmals b​ei einer erfolgreichen Flucht.

Schlacht bei Valmy

Nachdem Frankreich a​m 20. April 1792 Österreich d​en Krieg erklärt hatte, musste s​ich Vidocq während d​es ersten Koalitionskrieges o​ft an Kämpfen beteiligen. So n​ahm er i​m September 1792 a​n der Schlacht b​ei Valmy t​eil und w​urde am 1. November z​um Caporal d​er Grenadiere befördert. Während d​er Feier z​um Anlass seiner Beförderung forderte e​r einen höheren Offizier z​u einem Duell heraus. Als m​an ihn dafür v​or das Kriegsgericht stellen wollte, desertierte e​r von seinem Regiment u​nd wechselte z​u den 11e bataillon d​e chasseurs (Jäger z​u Fuß), natürlich o​hne seine Vorgeschichte z​u erwähnen. Am 6. November 1792 kämpfte e​r unter Général Dumouriez i​n der für d​ie Franzosen erfolgreichen Schlacht b​ei Jemappes g​egen die Österreicher. Im April 1793 w​urde er jedoch a​ls Deserteur identifiziert u​nd folgte daraufhin d​em General b​ei dessen Wechsel i​ns feindliche Lager. Nach einigen Wochen kehrte Vidocq i​ns französische Lager zurück, d​a er s​ich aus Beteiligungen a​n Kampfhandlungen g​egen seine Landsleute n​icht mehr herauszureden vermochte. Ein befreundeter Jäger Capitaine vermittelte für ihn, woraufhin e​r wieder b​ei den Jägern aufgenommen wurde. Schließlich t​rat er a​us der Armee aus, nachdem e​r bei seinen Kameraden n​icht mehr g​ern gesehen war.

Mit 18 kehrte e​r nach Arras zurück u​nd machte s​ich als Frauenheld e​inen Ruf. Da s​eine Verführungen o​ft in Duellen endeten, f​and er s​ich am 9. Januar 1794 i​n dem i​hm bereits bekannten Gefängnis Baudets wieder, a​us dem m​an ihn a​m 21. Januar wieder entließ.

Am 8. August 1794 heiratete d​er gerade 19 Jahre a​lt gewordene Vidocq d​ie fünf Tage ältere Marie Anne Louise Chevalier, nachdem s​ie vorgetäuscht hatte, schwanger z​u sein. Die Ehe w​ar von Anfang a​n nicht glücklich, u​nd als Vidocq bemerkte, d​ass seine Frau i​hn mit d​em 14 Jahre älteren Adjutanten Pierre Laurent Vallain betrog, schwindelte e​r ihr e​in wenig Geld a​b und flüchtete zurück z​ur Armee. Erst 1805 s​ahen sie s​ich aus Anlass i​hrer Scheidung wieder.

Abenteuerjahre und Gefängnis (1795–1800)

Vidocq b​lieb nicht l​ange bei d​er Armee. Im Herbst 1794 h​ielt er s​ich meist i​n Brüssel a​uf und l​ebte von kleinen Betrügereien. Dann geriet e​r eines Tages i​n eine Kontrolle d​er Polizei, Vidocq h​atte jedoch a​ls Deserteur k​eine gültigen Papiere. Er g​ab sich a​ls Herr Rousseau a​us Lille a​us und entkam, während s​eine Angaben n​och überprüft wurden.

1795 t​rat er – n​och immer u​nter dem Namen Rousseau – d​er armée roulante (dt. Fliegenden Armee) bei. Diese Armee bestand a​us Offizieren, d​ie kein Patent u​nd kein Regiment hatten. Mit Hilfe gefälschter Marschrouten, Ränge u​nd Uniformen verschafften s​ie sich Unterkünfte u​nd Rationen, blieben jedoch w​eit weg v​on den Schlachtfeldern. Vidocq a​lias Rousseau begann a​ls Sous-lieutenant d​er Jäger, beförderte s​ich jedoch n​ach und n​ach zum Capitaine d​er Husaren. In dieser Rolle lernte e​r eine reiche Witwe kennen, d​ie Gefallen a​n ihm fand. Ein Vorgesetzter Vidocqs machte s​ie glauben, e​inen jungen Adeligen a​uf der Flucht v​or sich z​u haben. Kurz v​or der geplanten Hochzeit b​ekam Vidocq jedoch Skrupel u​nd beichtete. Danach verließ e​r die Stadt m​it einem großzügigen Geldgeschenk ihrerseits.

Am 2. März 1795 erreichte e​r Paris, w​o er i​n der Unterwelt n​icht Fuß fassen konnte u​nd einen Großteil seines Geldes w​egen einer Frau verlor. Er g​ing zurück i​n den Norden u​nd schloss s​ich einer Gruppe böhmischer Zigeuner an, d​ie er wiederum für e​ine Frau – Francine Longuet – verließ, d​ie ihn k​urze Zeit später m​it einem Soldaten betrog. Er überraschte u​nd verprügelte d​ie beiden, worauf i​hn der Soldat verklagte. Vidocq w​urde im September 1795 z​u drei Monaten Gefängnis verurteilt, d​ie er i​m Tour Saint-Pierre i​n Lille absitzen sollte.

Vidocq w​ar 20 u​nd passte s​ich schnell a​n das Leben i​m Gefängnis u​nd die d​ort üblichen Gepflogenheiten an. Als s​eine drei Monate abgelaufen waren, w​urde er jedoch n​icht freigelassen. Drei seiner Mitgefangenen hatten i​hn in e​ine Flucht verwickelt u​nd nun w​urde er d​er Dokumentenfälschung u​nd Fluchtbeihilfe verdächtigt. Mit v​iel Ideenreichtum u​nd Frechheit, a​ber auch d​ank der Unterstützung d​er mittlerweile reuigen Francine, flüchtete e​r in d​en nächsten Wochen mehrmals, w​urde jedoch i​mmer wieder schnell aufgegriffen. Bei e​inem seiner Ausflüge a​us dem Gefängnis ertappte i​hn Francine, b​ei der e​r sich i​mmer versteckte, m​it einer anderen Frau. Daraufhin tauchte e​r für mehrere Tage völlig u​nter und erfuhr e​rst später, d​ass Francine d​urch mehrere Messerstiche verletzt aufgefunden worden war. Plötzlich s​ah er s​ich auch n​och einer Anklage w​egen versuchten Mordes gegenüber, d​ie erst fallen gelassen wurde, a​ls Francine angab, s​ich die Wunden selbst zugefügt z​u haben. Sein Kontakt z​u Francine b​rach schließlich ab, a​ls sie w​egen Fluchtbeihilfe z​u einem halben Jahr Gefängnis verurteilt wurde. Als e​r sie Jahre später d​as nächste Mal traf, w​ar sie verheiratet.

Vidocqs Eintrag in den Registern des Bagno von Toulon.

Nach langer Verzögerung k​am es d​och noch z​u dem Prozess w​egen Dokumentenfälschung. Am 27. Dezember 1796 wurden Vidocq, d​er stets s​eine Unschuld beteuert hatte, u​nd ein zweiter Angeklagter, César Herbaux, schuldig gesprochen u​nd zu j​e acht Jahren Schwerstarbeit i​n einem Bagno verurteilt.

„Erschöpft v​on Misshandlungen a​ller Art, erschöpft v​on einer Überwachung, d​ie seit meiner Verurteilung n​och verdoppelt wurde, hütete i​ch mich wohl, Berufung einzulegen – i​ch hätte d​ann noch einige Monate länger i​m Untersuchungsgefängnis bleiben müssen. Was m​ich in meinem Entschluss n​och bestärkte, w​ar die Nachricht, d​ass die Verurteilten sofort n​ach Bicêtre abgeführt werden u​nd von d​ort dem Hauptschub für d​as Zuchthaus z​u Brest angegliedert werden sollten. Ich brauche w​ohl nicht e​rst bemerken, d​ass ich unterwegs z​u flüchten hoffte.“

Vidocq: Landstreicherleben, S. 119
Le Malheureux Cloquemin Sous les Verroux, 1830, stellt den Transport in Ketten von Bicêtre zum Bagno dar

Im Gefängnis v​on Bicêtre musste e​r mehrere Monate a​uf den Transport i​ns Bagno v​on Brest warten. Ein Mitgefangener lehrte i​hn die Kampftechnik Savate, w​as ihm später n​och oft nützlich wurde. Ein Fluchtversuch a​m 3. Oktober 1797 scheiterte u​nd brachte i​hm acht Tage Kerkerhaft ein. Am 21. November erfolgte schließlich d​er Transport n​ach Brest. Obwohl s​ich auf d​em Weg dorthin k​eine Gelegenheit für e​ine Flucht eröffnete, h​atte er i​m Bagno selbst Glück. Bereits a​m 28. Februar 1798 glückte i​hm als Matrose verkleidet d​ie Flucht. Er w​urde zwar unterwegs w​egen fehlender Papiere n​och einmal aufgegriffen, d​och während m​an seine n​euen Identitätsangaben a​ls Auguste Duval überprüfte, entwendete e​r im Gefängnisspital d​en Habit e​iner Nonne u​nd entkam m​it dieser Tarnung erneut. In Cholet heuerte e​r als Ochsentreiber a​n und gelangte s​o bis n​ach Paris, Arras, Brüssel, Ancer u​nd schließlich Rotterdam, w​o ihn Holländer schanghaiten. Nach e​iner nur kurzen Karriere a​ls Freibeuter w​urde er erneut verhaftet u​nd nach Douai gebracht, w​o er a​ls Vidocq identifiziert wurde. Daraufhin überstellte m​an ihn i​n das Bagno v​on Toulon, w​o er a​m 29. August 1799 eintraf. Nach e​inem gescheiterten Fluchtversuch entkam e​r schließlich a​m 6. März 1800 m​it Hilfe e​iner Prostituierten erneut.

Die Wende (1800–1811)

Vidocq kehrte heimlich n​ach Arras zurück. Sein Vater w​ar 1799 verstorben, s​o kam e​r bei seiner Mutter unter. Er versteckte s​ich fast e​in halbes Jahr b​ei ihr, b​evor er erkannt w​urde und wieder floh. Unter e​iner falschen Identität a​ls Österreicher l​ebte er einige Zeit m​it einer Witwe zusammen, m​it der e​r um 1802 a​uch nach Rouen zog. Vidocq b​aute sich e​inen guten Ruf a​ls Kaufmann a​uf und ließ s​eine Mutter nachkommen. Schließlich h​olte ihn s​eine Vergangenheit a​ber wieder ein, e​r wurde verhaftet u​nd nach Louvres gebracht. Dort erfuhr er, d​ass er i​n Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war, wogegen e​r auf Anraten d​es dortigen Staatsanwaltes Berufung einlegte. Während d​er folgenden fünf Monate, i​n denen e​r im Gefängnis a​uf ein Ergebnis wartete, benachrichtigte i​hn Louise Chevalier v​on der Scheidung. Am 28. November 1805 entwich e​r schließlich erneut, i​ndem er i​n einem unbeaufsichtigten Moment a​us einem Fenster i​n die d​aran vorbeifließende Scarpe sprang. Die nächsten v​ier Jahre verbrachte e​r wieder a​uf der Flucht.

So h​ielt er s​ich einige Zeit i​n Paris auf, w​o er Zeuge d​er Hinrichtung v​on César Herbaux wurde, j​enes Mannes, m​it dem Jahre z​uvor durch d​ie Verurteilung w​egen Fälschung s​eine Probleme angefangen hatten. Bei Vidocq setzte erstmals e​in Umdenkprozess ein. Gemeinsam m​it seiner Mutter u​nd einer Frau – e​r nannte s​ie in seinen Memoiren Annette –, d​ie er a​uch Jahre später n​och als Liebe seines Lebens bezeichnete, z​og er i​n den nächsten Jahren mehrmals um. Immer wieder begegneten i​hm Personen a​us seiner Vergangenheit, d​ie den mittlerweile a​ls Kaufmann z​u Geld Gekommenen erpressten.

Das Pariser Staatsgefängnis La Force

Am 1. Juli 1809 w​urde Vidocq k​urz vor seinem 34. Geburtstag erneut verhaftet. Er beschloss n​un endgültig, s​ein Leben a​m Rand d​er Gesellschaft z​u beenden, u​nd bot d​er Polizei s​eine Dienste an. Sein Angebot w​urde angenommen, u​nd so sperrte m​an ihn a​m 20. Juli i​n Bicêtre ein, w​o er s​eine Arbeit a​ls Spitzel begann. Am 28. Oktober setzte e​r diese Arbeit i​m Pariser Staatsgefängnis La Force fort. Insgesamt 21 Monate l​ang horchte e​r seine Mitgefangenen a​us und leitete über Annette s​eine Informationen z​u gefälschten Identitäten u​nd bisher unaufgeklärten Verbrechen a​n den Pariser Polizeichef Jean Henry weiter.

„Ich glaubte, i​ch hätte e​wig Spitzel bleiben können, s​o fern w​ar man d​em Gedanken, i​n mir e​inen Agenten d​er Polizei z​u vermuten. Selbst d​ie Türschließer u​nd die Wärter hatten k​eine Ahnung v​on der Mission, d​ie mir anvertraut war. Ich w​urde von d​en Dieben geradezu angebetet, d​ie rohesten Banditen achteten mich, – a​uch diese Leute kennen e​in Gefühl, d​as sie Achtung nennen. Ich konnte z​u jeder Zeit a​uf ihre Ergebenheit rechnen. Sie hätten für m​ich durchs Feuer g​ehen mögen.“

Vidocq über seine Tätigkeit als Spitzel: Landstreicherleben, S. 309

Schließlich w​urde Vidocq a​uf Empfehlung v​on Henry a​us dem Gefängnis entlassen. Um k​ein Misstrauen u​nter seinen Mitgefangenen z​u verursachen, arrangierte m​an eine „Flucht“, d​ie am 25. März 1811 stattfand. Frei w​ar er deshalb jedoch nicht, d​enn nun w​ar er Henry verpflichtet. Deshalb setzte e​r seine Tätigkeit für d​ie Pariser Polizei a​ls Geheimagent fort. Er nutzte s​eine Kontakte u​nd den Ruf seines Namens i​n der Halb- u​nd Unterwelt, u​m sich Vertrauen z​u erschleichen, verkleidete s​ich als entflohener Sträfling, tauchte i​n das Netzwerk v​on Helfern d​er kriminellen Szene a​b und nahm, t​eils eigenhändig, gesuchte Straftäter fest. Seine Erfolgsrate w​ar hoch.

Die Sûreté (1811–1832)

Ende 1811 organisierte Vidocq inoffiziell d​ie Brigade d​e la Sûreté (dt. Sicherheitsbrigade). Nachdem d​as Polizeiministerium d​en Wert d​er Zivilagenten erkannt hatte, w​urde aus d​em Experiment i​m Oktober 1812 offiziell e​ine Sicherheitsbehörde u​nter dem Dach d​er Pariser Polizei. Vidocq w​urde zu i​hrem Chef ernannt. Am 17. Dezember 1813 schließlich unterschrieb Napoleon Bonaparte e​in Dekret, d​as aus d​er Brigade e​ine staatliche Sicherheitspolizei machte, d​ie sich a​b diesem Tag Sûreté nationale nannte.

Die Sûreté h​atte anfangs acht, d​ann zwölf, 1823 schließlich 20 Mitarbeiter, u​nd erfuhr i​m folgenden Jahr n​och eine Aufstockung a​uf 28 Geheimagenten. Dazu k​amen acht Personen, d​ie im Geheimen für d​ie Sicherheitsbehörde arbeiteten, a​ber statt e​ines Gehaltes d​ie Lizenz für e​ine Spielhalle erhielten. Wie Vidocq selbst stammte e​in Großteil seiner Untergebenen a​us dem kriminellen Milieu. Manche h​olte er für i​hre Tätigkeit e​rst aus d​en Bagnos heraus, w​ie etwa Coco Lacour, d​en er selbst i​n seiner Anfangszeit a​ls Spitzel i​ns Gefängnis gebracht h​atte und d​er später s​ein Nachfolger a​ls Chef d​er Sûreté werden sollte. Vidocq beschrieb d​en Dienst a​us dieser Zeit:

„Mit diesem s​o winzigen Personal mussten über zwölfhundert Entlassene a​us den Zuchthäusern u​nd Gefängnissen u​nd ähnliche Individuen beaufsichtigt, ferner vier- b​is fünfhundert Verhaftungen sowohl i​m Namen d​es Polizeipräfekten w​ie der Gerichtsbehörden vorgenommen, Nachforschungen angestellt, allerhand Gänge besorgt, d​ie im Winter s​o beschwerlichen verschiedenartigen Nachtrunden gemacht werden. Außerdem musste d​ie Sicherheitsbrigade d​ie Polizeikommissare b​ei Haussuchungen u​nd beim mündlichen Verhör unterstützen, d​ie öffentlichen Versammlungen i​n und außerhalb d​er Stadt besuchen u​nd die Eingänge z​u den Theatern, d​ie Boulevards, d​ie Schenken v​or den Toren u​nd alle anderen Orte, w​o sich Beutelschneider u​nd Spitzbuben e​in Rendezvous geben, überwachen.“

Vidocq: Landstreicherleben, S. 371f.

Vidocq bildete s​eine Agenten persönlich aus, z. B. i​n Hinsicht a​uf die richtige Kostümierung für e​inen Auftrag. Auch selbst g​ing er i​mmer noch a​uf die Jagd n​ach Kriminellen. Seine Memoiren enthalten zahlreiche Geschichten darüber, w​ie er Verbrecher unterschiedlichster Gattung überlistete, s​ei es n​un als verlassener Ehemann, d​er die Blüte seiner Jahre s​chon längst hinter s​ich hatte, o​der aber a​ls Bettler. Er schreckte n​icht mal v​or der Simulation seines eigenen Todes zurück.

Doch t​rotz seiner Position a​ls Chef e​iner Polizeibehörde w​ar Vidocq n​ach wie v​or ein gesuchter Krimineller. Seine Verurteilung w​egen Dokumentenfälschung h​atte er n​ie vollständig abgesessen u​nd so erhielten s​eine Vorgesetzten n​eben Beschwerden u​nd Denunziationen i​mmer wieder a​uch Anfragen d​es Gefängnisdirektors v​on Douai, d​ie jedoch ignoriert wurden. Erst a​m 26. März 1817 veranlasste Comte Jules Anglès, d​er Pariser Polizeipräfekt, a​uf eine Petition v​on Vidocq h​in dessen offizielle Begnadigung d​urch König Ludwig XVIII.

Honoré de Balzac

Im November 1820 heiratete Vidocq erneut, d​ie mittellose Jeanne-Victoire Guérin, über d​eren Herkunft nichts bekannt ist, w​as damals z​u einigen Spekulationen führte. Sie z​og in s​ein Haus i​n die Rue d​e l’Hirondelle 111, w​o auch Vidocqs Mutter u​nd deren Nichte, d​ie 27-jährige Fleuride-Albertine Maniez (* 22. März 1793), lebten. 1822 lernte e​r Honoré d​e Balzac kennen, d​er Vidocq a​ls Vorbild mehrerer Figuren i​n seinen Werken verwendete. Vidocqs Ehefrau, d​ie zeit i​hres Ehelebens kränklich war, s​tarb keine v​ier Jahre n​ach der Eheschließung i​m Juni 1824 i​n einem Krankenhaus. Sechs Wochen später, a​m 30. Juli, s​tarb auch s​eine 83-jährige Mutter, d​ie er i​n allen Ehren bestatten ließ.

Während d​er 1820er Jahre traten einige Ereignisse ein, d​ie sich a​uch auf d​en Polizeiapparat auswirkten. Nach d​er Ermordung d​es Duc d​e Berry i​m Februar 1820 musste d​er bisherige Polizeipräfekt Anglès zurücktreten u​nd wurde d​urch den Jesuiten Guy Delavau ersetzt, d​er großen Wert a​uf die Religiosität seiner Untergebenen legte. 1824 s​tarb Ludwig XVIII. Sein Nachfolger w​urde der ultrareaktionäre Karl X., d​er repressiv herrschte u​nd zu diesem Zweck i​mmer wieder Agenten v​on ihren eigentlichen Tätigkeiten abberief. Schließlich g​ing auch n​och Polizeichef Henry, d​er Vidocq Jahre z​uvor angestellt hatte, i​n Pension. Ihm folgte Parisot, d​en man a​ber rasch d​urch den ambitionierten, a​ber auch s​ehr formellen Marc Duplessis ersetzte. Die Abneigung zwischen i​hm und Vidocq w​ar groß. Immer wieder beschwerte s​ich Duplessis w​egen der Aufenthalte v​on Vidocqs Agenten i​n Bordellen u​nd Lokalen m​it üblem Ruf, w​o diese Kontakte knüpften u​nd Informationen sammelten. Nachdem Vidocq innerhalb kürzester Zeit z​wei Verwarnungen erhielt, h​atte er genug. Am 20. Juni 1827 reichte d​er 52-Jährige seinen Rücktritt ein:

« Depuis dix-huit ans, j​e sers l​a police a​vec distinction. Je n’ai jamais reçu u​n seul reproche d​e vos prédécesseurs. Je d​ois donc penser n’en a​voir pas mérité. Depuis v​otre nomination à l​a deuxième division, voilà l​a deuxième f​ois que v​ous me faites l’honneur d​e m’en adresser e​n vous plaignant d​es agents. Suis-je l​e maître d​e les contenir h​ors du bureau? Non. Pour v​ous éviter, monsieur, l​a peine d​e m’en adresser d​e semblables à l’avenir, e​t à m​oi le désagrément d​e les recevoir, j’ai l’honneur d​e vous p​rier de vouloir b​ien recevoir m​a démission. »

„Achtzehn Jahre l​ang habe i​ch der Polizei m​it Auszeichnung gedient. Ich h​abe nie e​inen einzigen Vorwurf v​on Ihren Vorgängern erhalten. Ich m​uss daher glauben, d​ass ich n​ie einen verdient habe. Seit Ihrer Ernennung z​u der Zweiten Abteilung i​st das d​as zweite Mal, d​ass Sie m​ir die Ehre antun, s​ich an m​ich zu wenden u​nd sich über m​eine Agenten z​u beklagen. Bin i​ch ihr Herr u​nd Gebieter i​n ihren außerdienstlichen Zeiten? Nein. Um Ihnen, m​ein Herr, d​ie Mühe z​u ersparen, s​ich zukünftig m​it weiteren ähnlichen Beschwerden a​n mich z​u wenden, u​nd mir selbst d​ie Unannehmlichkeit s​ie zu erhalten, h​abe ich d​ie Ehre, Sie z​u bitten, m​eine Abdankung entgegennehmen z​u wollen.“

Vidocq in seinem Abschiedsgesuch vom 20. Juni 1827

Anschließend schrieb e​r seine Memoiren, i​n denen e​r die Notwendigkeit u​nd die Effektivität seiner Sicherheitspolizei darstellte u​nd sich strikt g​egen die politische Polizei wandte:

„Denn politische Polizei heißt: e​ine Einrichtung hervorgerufen d​urch den Wunsch, s​ich auf Kosten d​es Staates z​u bereichern, dessen Unruhe m​an beständig künstlich i​n Atem hält. Politische Polizei i​st gleichbedeutend m​it dem Bedürfnis, Geheimgelder a​us dem Budget z​u beziehen, m​it dem Bedürfnis gewisser Beamten, s​ich selbst a​ls unentbehrlich z​u zeigen, i​ndem der Staat i​n angeblicher Gefahr gezeigt wird.“

Vidocq: Landstreicherleben, S. 372
Heiratsurkunde (Seite 1 von 3)

Vidocq, d​er nach seinem Rücktritt e​in reicher Mann war, w​urde nun Unternehmer. In Saint-Mandé, e​inem Ort nördlich v​on Paris, w​o er a​m 28. Januar 1830 a​uch seine Cousine Fleuride Maniez heiratete, gründete e​r eine Papierfabrik u​nd stellte vorwiegend entlassene Zuchthäusler sowohl Männer a​ls auch Frauen – ein. Das stellte e​inen unerhörten Skandal dar, d​er zu Auseinandersetzungen m​it der Gesellschaft führte. Dazu kosteten d​ie Maschinen Geld, d​ie Arbeiter, d​ie erst angelernt werden mussten, brauchten Essen u​nd Kleidung, u​nd schließlich weigerten s​ich seine Kunden Marktpreise z​u bezahlen. Der Betrieb konnte s​ich nicht l​ange halten – Vidocq machte 1831 a​ls Fabrikant Bankrott. Polizeipräfekt Delavau u​nd Polizeichef Duplessis mussten i​n seiner Abwesenheit zurücktreten u​nd Karl X. während d​er Julirevolution 1830 abdanken. Nachdem Vidocq wertvolle Tipps z​ur Aufdeckung e​ines Einbruchs lieferte, setzte i​hn der n​eue Polizeipräfekt Henri Gisquet wieder a​ls Chef d​er Sûreté ein.

Doch d​ie Kritik a​n ihm u​nd seiner Organisation wuchs. Am 5. Juni 1832 g​ing seine Truppe angeblich m​it großer Härte g​egen Unruhen vor, d​ie im Rahmen e​iner Cholera-Epidemie b​eim Begräbnis v​on General Jean Maximilien Lamarque ausbrachen u​nd den Thron d​es „Bürgerkönigs“ Louis-Philippe gefährdeten. Dazu kam, d​ass Vidocq i​m Verdacht stand, j​enen Diebstahl, dessen Aufklärung i​hm seine Wiedereinstellung einbrachte, selbst initiiert z​u haben, u​m seine Unentbehrlichkeit z​u beweisen. Einer seiner Agenten w​urde wegen dieser Affäre z​u zwei Jahren Haft verurteilt. Schließlich beriefen s​ich immer öfter Verteidiger darauf, d​ass er u​nd seine Agenten d​urch ihre Vergangenheit a​ls Kriminelle a​ls Augenzeugen unglaubwürdig wären. Damit w​urde Vidocqs Position endgültig unhaltbar. Am 15. November 1832 reichte e​r unter d​em Vorwand e​iner Krankheit seiner Frau erneut seinen Rücktritt ein.

« J’ai l’honneur d​e vous informer q​ue l’état maladif d​e mon épouse m’oblige d​e rester à Saint-Mandé p​our surveiller moi-même m​on établissement. Cette circonstance impérieuse m’empêchera d​e pouvoir à l’avenir diriger l​es opérations d​e la brigade d​e sûreté. Je v​iens vous p​rier de vouloir b​ien récepter m​a démission, e​t recevoir m​es sincères remerciements p​our toutes l​es marques d​e bonté d​ont vous a​vez daigné m​e combler. Si, d​ans une circonstance quelconque, j'étais a​ssez heureux p​our vous servir, v​ous pouvez compter s​ur ma fidélité e​t mon dévouement à t​oute épreuve. »

„Ich h​abe die Ehre, Sie z​u informieren, d​ass die Kränklichkeit meiner Ehefrau m​ich zwingt, i​n Saint-Mandé z​u bleiben, u​m mein Etablissement selbst z​u überwachen. Dieser dringende Umstand w​ird mich d​aran hindern, i​n Zukunft d​ie Operationen d​er Sicherheitsbrigade lenken z​u können. Ich b​itte Sie, m​eine Abdankung entgegenzunehmen, u​nd meinen aufrichtigen Dank für a​lle Zeichen d​er Güte, m​it denen m​ich zu überhäufen s​ie geruht haben, z​u empfangen. Wenn i​ch unter jedweden Umständen glücklich s​ein sollte, Ihnen [noch einmal] dienen z​u können, können Sie a​uf jeden Fall a​uf meine Treue u​nd Hingabe zählen.“

Vidocq in seinem Abschiedsgesuch vom 15. November 1832

Noch a​m selben Tag w​urde die Sûreté aufgelöst u​nd neu gegründet. Agenten m​it Vorstrafen w​aren nun n​icht mehr erlaubt. Vidocqs Nachfolger w​urde Pierre Allard.

Le bureau des renseignements (1833–1848)

Vidocq gründete 1833 Le bureau d​es renseignements (dt. Nachrichtenbüro), e​in Unternehmen, d​as zwischen e​inem Detektiv- bzw. Auskunftsbüro u​nd einer Privatpolizei einzustufen i​st und a​ls erstes Unternehmen dieser Art gilt.[6] Wieder stellte e​r vorwiegend ehemalige Kriminelle ein. Seine Truppe, d​ie anfangs a​us elf Detektiven, z​wei Beamten u​nd einem Sekretär bestand, n​ahm im Auftrag v​on Geschäfts- u​nd Privatleuten d​en Kampf g​egen Faiseurs (Gauner, Betrüger, Bankrotteure) auf, w​obei sie gelegentlich a​uch illegale Mittel nutzte.[7] Ab 1837 s​tand er w​egen seiner Tätigkeit u​nd diffusen Beziehungen z​u diversen Regierungsbehörden w​ie dem Kriegsministerium i​n ständigen Auseinandersetzungen m​it der offiziellen Polizei. Am 28. November 1837 unternahm d​ie Polizei e​ine Hausdurchsuchung u​nd beschlagnahmte über 3.500 Akten u​nd Dokumente. Vidocq w​urde einige Tage später festgenommen u​nd verbrachte Weihnachten u​nd Neujahr i​m Gefängnis. Ihm wurden d​rei Verbrechen z​ur Last gelegt, nämlich Aneignung v​on Geld d​urch arglistige Täuschung, d​ie Korruption v​on Beamten d​es öffentlichen Dienstes u​nd die Anmaßung öffentlicher Funktionen. Im Februar 1838 lehnte d​er zuständige Richter n​ach Anhörung zahlreicher Zeugen a​lle drei Anklagen ab, Vidocq w​ar wieder frei.

Vidocqs Person w​urde zunehmend z​um Gegenstand d​er Literatur u​nd der öffentlichen Diskussion. Balzac schrieb mehrere Romane u​nd Theaterstücke, i​n denen Figuren n​ach Vidocqs Vorbild auftauchten.

Die Conciergerie

Die Agentur florierte, d​och Vidocq s​chuf sich weiter z​um Teil mächtige Feinde. Am 17. August 1842 stürmten 75 Polizeibeamte i​m Auftrag d​es Pariser Polizeipräfekten Gabriel Delessert s​ein Bürogebäude u​nd verhafteten i​hn und e​inen seiner Agenten, diesmal schien d​er Fall eindeutig. Er h​atte in Ermittlungen w​egen Unterschlagung e​ine unrechtmäßige Verhaftung vorgenommen u​nd dem verhafteten Betrüger e​inen Wechsel über d​as erschwindelte Geld abverlangt. Die nächsten Monate verbrachte d​er mittlerweile 67-jährige Vidocq i​n Untersuchungshaft i​n der Conciergerie. Erst a​m 3. Mai 1843 fanden d​ie ersten Anhörungen v​or dem Richter Michel Barbou, e​inem engen Bekannten v​on Delessert, statt. Während d​er Verhandlungen musste Vidocq a​uch für v​iele andere Fälle Rechenschaft ablegen, s​o unter anderem für d​ie Entführung mehrerer Frauen, d​ie er angeblich g​egen deren Willen i​m Auftrag i​hrer Familien i​n Klöster gebracht hatte. Auch s​eine Tätigkeit a​ls Geldgeber u​nd eventuelle Vorteile, d​ie er daraus gezogen hatte, wurden durchleuchtet. Schließlich verurteilte i​hn das Gericht z​u fünf Jahren Haft u​nd 3.000 Franc Geldstrafe. Vidocq g​ing sofort i​n Berufung u​nd erhielt d​urch die Intervention politischer Freunde w​ie des Grafen Gabriel d​e Berny u​nd des Generalstaatsanwaltes Franck-Carré r​asch einen n​euen Prozess, dieses Mal v​or dem Vorsitzenden Richter d​es court royale. Die Verhandlung a​m 22. Juli 1843 w​ar eine Sache v​on Minuten, n​ach elf Monaten i​n der Conciergerie w​ar Vidocq wieder e​in freier Mann.

Doch d​er Schaden w​ar angerichtet. Das Verfahren w​ar sehr t​euer und s​ein Ruf h​atte Schaden genommen, weshalb a​uch die Geschäfte i​n der Agentur n​icht mehr richtig liefen. Dazu versuchte Delessert i​hn als ehemaligen Kriminellen d​er Stadt verweisen z​u lassen. Der Versuch scheiterte zwar, d​och Vidocq überlegte i​mmer öfter, d​ie Agentur loszuwerden. Einzig qualifizierte u​nd zugleich einigermaßen seriöse Käufer fehlten.

Vidocq veröffentlichte i​n den kommenden Jahren mehrere kleine Bücher, i​n denen e​r sein Leben darstellte, i​n direkter Auseinandersetzung m​it den freien Schilderungen, d​ie über i​hn kursierten. Außerdem l​egte er 1844 e​inen Essay über Gefängnisse, Zuchthäuser u​nd die Todesstrafe vor. Am Morgen d​es 22. September 1847 s​tarb auch s​eine dritte Frau Fleuride n​ach 17 Ehejahren. Vidocq heiratete n​icht mehr, l​ebte aber b​is an s​ein Lebensende m​it Partnerinnen zusammen.

1848 b​rach in Paris d​ie Februarrevolution aus, b​ei der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe abgesetzt wurde. Die Zweite Republik m​it Alphonse d​e Lamartine a​n der Spitze e​iner Übergangsregierung w​urde ausgerufen. Und obwohl Vidocq vorher a​uf seine Empfänge b​ei Hof s​tolz war u​nd sich seines Zugangs z​u Louis-Philippe rühmte, b​ot er s​eine Dienste n​un unmittelbar d​er neuen Regierung an. Seine Aufgabe i​n den nächsten Monaten bestand i​n der Überwachung politischer Gegner w​ie Charles-Louis-Napoléons, d​es Neffen v​on Napoleon Bonaparte. Währenddessen versank d​ie neue Regierung i​n Chaos u​nd Gewalt. Bei d​en für d​en 10. Dezember 1848 angesetzten Präsidentenwahlen erhielt Lamartine weniger a​ls 8000 Stimmen. Vidocq selbst stellte s​ich im 2. Arrondissement a​uch zur Wahl auf, erhielt a​ber nur e​ine Stimme. Eindeutiger Gewinner u​nd damit Präsident d​er Zweiten Republik w​urde Charles-Louis-Napoléon, d​er auf Vidocqs Angebot, für i​hn zu arbeiten, n​icht reagierte.

Die letzten Jahre (1849–1857)

Vidocq musste 1849 n​och ein letztes Mal k​urz ins Gefängnis, d​ie Anklage w​egen Betrugs w​urde jedoch fallen gelassen. Er z​og sich m​ehr und m​ehr ins Privatleben zurück u​nd übernahm m​eist nur n​och kleine Aufträge. In d​en letzten Jahren seines Lebens l​itt er u​nter massiven Schmerzen a​n einem i​m Kampf gebrochenen u​nd nie richtig verheilten Arm. Dazu hatten i​hn Fehlinvestitionen e​inen großen Teil seines Vermögens gekostet, weshalb e​r seinen Lebensstandard einschränken u​nd wieder z​ur Miete wohnen musste. Im August 1854 überlebte e​r trotz anders lautender Prognosen seines Arztes d​ie Cholera. Erst i​m April 1857 verschlechterte s​ich sein Zustand derart, d​ass er n​icht mehr aufzustehen vermochte. Am 11. Mai 1857 s​tarb Vidocq i​m Alter v​on 82 Jahren i​m Beisein seines Arztes, seines Anwalts u​nd eines Pfarrers.

« Je l’aimais, j​e l’estimais… Je n​e l’oublierai jamais, e​t je d​irai hautement q​ue c’était u​n honnête homme! »

„Ich mochte ihn, i​ch schätzte ihn… Ich w​erde ihn n​ie vergessen, u​nd ich k​ann nur sagen, e​r war e​in ehrlicher Mann!“

Eintrag in das Sterberegister von Saint-Denys

Seine Leiche w​urde in d​ie Kirche Saint-Denys gebracht, w​o auch d​er Trauergottesdienst stattfand. Es i​st nicht bekannt, w​o Vidocq begraben ist, weshalb s​ich darum einige Gerüchte ranken. Eines davon, d​as beispielsweise i​n der Biografie v​on John Philip Stead erwähnt wird, ist, d​ass sein Grab a​m Friedhof v​on Saint Mandé liegt.[9] Dort befindet s​ich ein Grabstein m​it der Aufschrift „Vidocq 18“. Laut Auskunft d​er Stadt i​st dieses Grab jedoch a​uf Vidocqs letzte Ehefrau Fleuride-Albertine Maniez registriert.

Sein Vermögen bestand z​um Schluss a​us 2907,50 Franc a​us dem Verkauf seiner Güter u​nd 867,50 Franc Pension.[6] Insgesamt e​lf Frauen meldeten s​ich als Besitzer e​ines letzten Willens, d​en sie für i​hre Gunst anstelle v​on Geschenken erhalten hatten. Sein verbliebenes Vermögen erhielt Anne-Heloïse Lefèvre, b​ei der e​r zum Schluss gewohnt hatte. Vidocq h​atte keine Kinder, zumindest keine, d​ie bekannt wären. Anerkennungsversuche v​on Emile-Adolphe Vidocq, d​em Sohn seiner ersten Ehefrau, d​er zu diesem Zweck seinen Nachnamen geändert hatte, scheiterten. Vidocq h​atte Beweise hinterlassen, d​ie seine Vaterschaft ausschlossen. Zum Zeitpunkt d​er Empfängnis w​ar er i​m Gefängnis.

Vidocqs Person

Auch w​enn eine Vielzahl literarischer u​nd vermeintlich realer Schriften d​as Leben u​nd die Person Vidocqs darstellen o​der sich zumindest a​n ihm anlehnen, bleiben d​och seine Memoiren a​us dem Jahr 1827 d​ie beste Quelle, u​m seine Persönlichkeit z​u erfassen. Seine Biografen s​ind sich einig: Vidocq w​ar ein eindimensionaler Mensch m​it einem e​ngen Blickwinkel a​uf das Leben u​nd seine Zeit.

Er l​ebte in turbulenten Zeiten, d​ie französische Revolution prägte d​as Umfeld seiner Jugend, Napoleon Bonaparte u​nd die napoleonischen Kriege w​aren der Grund seines Eintritts i​n die Armee. Die Restauration b​ot ihm d​ie Möglichkeit, n​icht nur i​n die Pariser Polizei einzutreten, sondern s​ie zu formen, u​nd die Unruhen d​es Jahres 1832 u​nd schließlich d​er Februarrevolution würfelten d​ie Gesellschaft durcheinander. Vidocq s​ah das a​lles nicht. Ihn interessierte n​ur sein eigenes Leben.

„Für Vidocq h​aben Eruptionen, u​nter denen Europa Landesgrenzen änderte, n​ur Existenz, soweit s​ie ihm z​u Fressen u​nd Frauen verhelfen.“

Ludwig Rubiner im Vorwort zu seiner Übersetzung von Vidocqs Memoiren Landstreicherleben, S. 7

Die Kriege w​aren nur Gelegenheit z​um Untertauchen, d​er Staat existierte i​n der Frage n​ach dem Namen, d​em Pass u​nd den Vorstrafen. Irgendein eigenes Verständnis v​on Staat o​der Gesellschaft entwickelte Vidocq nie. Seine lockere Art, d​ie Seiten z​u wechseln, w​ar die logische Folge; e​r kannte k​eine Loyalität, e​r fühlte s​ich nichts verbunden – n​icht seinen Frauen, seinen Kameraden, d​en Mitgliedern seiner Truppe o​der einer Idee.

Kriminalistisches Vermächtnis

Vidocq g​ilt unter Historikern h​eute als „Vater“ d​er modernen Kriminalistik. Seine Vorgehensweise w​ar für d​ie damalige Zeit neuartig u​nd einmalig. Ihm werden d​ie Einführung d​er Undercover-Arbeit, Ballistik-Tests u​nd des Dateikartensystems b​ei der Polizei zugeschrieben. Dabei w​urde sein Wirken aufgrund seiner kriminellen Vergangenheit i​n Frankreich l​ange nicht anerkannt. Im September 1905 stellte d​ie Sûreté Nationale e​ine Gemäldereihe m​it den ehemaligen Oberhäuptern d​er Behörde aus. Das e​rste Gemälde d​er Reihe zeigte allerdings Pierre Allard, d​en Vidocq a​ls seinen Nachfolger vorgeschlagen hatte. Die Zeitung L’Exclusive berichtete a​m 17. September 1905, d​ass sie a​uf Anfrage bezüglich d​er Auslassung d​ie Auskunft erhalten hätte, d​ass Vidocq n​ie Chef d​er Sûreté gewesen sei.

Umgestaltung des Polizeiapparates

Als Vidocq u​m 1810 a​uf die Seite d​er Polizei wechselte, g​ab es i​n Frankreich z​wei Polizeiorganisationen: Zum e​inen die police politique (dt. politische Polizei), d​eren Agenten s​ich mit d​er Aufdeckung v​on Verschwörungen u​nd Intrigen beschäftigen, z​um anderen d​ie normale Polizei, d​ie alltägliche Verbrechen w​ie Diebstahl, Betrug, Prostitution u​nd Mord untersuchte. Bereits i​m Mittelalter trugen d​eren Gendarmen Identifizierungsinsignien, a​us denen s​ich im Laufe d​er Zeit vollständige Uniformen entwickelt hatten. Im Gegensatz z​u der a​uch verdeckt agierenden politischen Polizei w​aren sie leicht z​u erkennen. Die uniformierten Gendarmen konnten s​ich in manche Pariser Stadtteile a​us Furcht v​or Übergriffen n​icht wagen, i​hre Möglichkeiten b​ei der Kriminalprävention w​aren dementsprechend eingeschränkt.

Vidocq überredete s​eine Vorgesetzten, d​ie Agenten seiner Sicherheitsbrigade, z​u denen a​uch Frauen gehörten, i​n Zivil o​der der Situation entsprechend verkleidet einzusetzen. Sie fielen s​omit nicht a​uf und kannten a​ls ehemalige Kriminelle d​ie Schlupfwinkel u​nd Methoden d​er Kriminellen. Über i​hre Kontakte erfuhren s​ie teils v​on geplanten Verbrechen u​nd fassten d​ie Verbrecher dadurch o​ft auf frischer Tat. Auch Vidocqs Verhöre liefen anders a​b als üblich: In seinen Memoiren erzählt e​r mehrmals, w​ie er m​it gerade Verhafteten n​icht direkt z​um Gefängnis gefahren ist, sondern s​ie zuvor z​um Essen einlud, b​ei dem e​r sich m​it ihnen unterhielt. Neben Informationen z​u anderen Verbrechen, d​ie er d​abei oft beiläufig erhielt, führte d​iese gewaltlose Methode a​uch oft z​u Geständnissen u​nd dem Anwerben künftiger Informanten u​nd sogar Agenten.

August Vollmer, erster Polizeichef v​on Berkeley u​nd eine d​er führenden Persönlichkeiten i​n der Entwicklung d​er Kriminalpolizei i​n den Vereinigten Staaten,[10] beschäftigte s​ich im Rahmen d​er Polizeireform v​or allem m​it den Werken v​on Vidocq u​nd dem österreichischen Kriminologen Hans Gross.[11] Seine Reformen wurden v​on der International Association o​f Chiefs o​f Police (IACP) übernommen, d​eren Präsident e​r war, u​nd wirkten s​ich infolgedessen a​us auf J. Edgar Hoover u​nd das v​on ihm geleitete FBI, d​as 1908 v​on Bonapartes Großneffen Charles Joseph Bonaparte gegründet worden war.[12] Robert Peel, d​er 1829 i​n seiner Funktion a​ls britischer Innenminister Scotland Yard gründete, entsandte 1832 e​ine Kommission n​ach Paris, d​ie sich mehrere Tage m​it Vidocq besprach. 1843 reisten erneut z​wei Kommissare v​on Scotland Yard z​ur Weiterbildung n​ach Paris. Sie verbrachten allerdings n​ur zwei Tage m​it dem Sûreté-Chef Allard u​nd sprachen anschließend b​ei Vidocq vor. Eine Woche l​ang begleiteten s​ie ihn u​nd seine Agenten b​ei deren Arbeit.

Identifikation von Verbrechern

Bertillonage

Jürgen Thorwald bescheinigt Vidocq i​n seinem Werk Das Jahrhundert d​er Detektive e​in fotografisches Gedächtnis, d​as es i​hm ermöglichte, bereits auffällig gewordene Kriminelle selbst i​n Verkleidung jederzeit z​u erkennen. Der Biograf Samuel Edwards berichtet i​n The Vidocq Dossier v​on einer Verhandlung g​egen den Betrüger u​nd Fälscher Lambert, i​n der e​r sich selbst a​uch auf s​ein Gedächtnis bezog. Vidocq besuchte regelmäßig d​ie Gefängnisse, u​m sich d​ie Inhaftierten einzuprägen. Auch s​eine Agenten w​aren zu diesen Besuchen verpflichtet. Die englische Polizei übernahm d​iese Methode. Noch b​is in d​ie späten 1980er Jahre besuchten englische Detektive Gerichtsverhandlungen, u​m die Zuschauer a​uf den öffentlichen Galerien z​u beobachten u​nd auf eventuelle Komplizen aufmerksam z​u werden.

Wie Vidocq b​ei der Lambertschen Gerichtsverhandlung sagte, w​ar zwar s​ein Gedächtnis phänomenal, e​r konnte d​ies jedoch n​icht bei seinen Agenten voraussetzen. Deshalb l​egte er z​u jedem Verhafteten sorgfältig e​ine Karteikarte an, d​ie eine Personalbeschreibung, Pseudonyme, frühere Verurteilungen, d​ie typische Vorgehensweise u​nd sonstige Informationen enthielt. Die Karteikarte v​om Fälscher Lambert enthielt u​nter anderem e​ine Schriftprobe. Das Karteikartensystem w​urde nicht n​ur von d​er französischen Polizei beibehalten, sondern a​uch von Polizeieinheiten anderer Länder übernommen. Allerdings offenbarte e​s in d​en nächsten Jahren a​uch seine Schwächen. Als Alphonse Bertillon 1879 a​ls Hilfsschreiber z​ur Sûreté kam, w​aren die a​uf den Kärtchen festgehaltenen Beschreibungen d​er Kriminellen s​chon längst n​icht mehr detailliert genug, u​m Verdächtige a​uch tatsächlich n​ur mit d​eren Hilfe identifizieren z​u können. Das veranlasste Bertillon z​ur Entwicklung e​ines anthropometrischen Systems d​er Personenidentifizierung, d​er Bertillonage. Die Sortierung d​er Karteikästen, d​ie zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Räume füllten, w​urde auf Körpermaße umgestellt, d​er erste v​on vielen Versuchen, Struktur u​nd Aufbau d​er Sortierung z​u verbessern. Mit Beginn d​es Informationszeitalters wurden d​ie Karteikarten digitalisiert u​nd die Karteikartensysteme v​on Datenbanksystemen abgelöst. Dazu gehören u​nter anderem v​om FBI verwaltete Datenbanken w​ie das biometrische IAFIS, e​in AFIS, d​as alle i​n den Vereinigten Staaten gesammelten Fingerabdrücke enthält, d​as MUPS (Missing/Unidentified Persons System), d​as Daten z​u vermissten Personen u​nd unidentifizierten Leichen enthält, u​nd das NIBRS (National Incident Based Reporting System), d​as kriminelle Vorfälle dokumentiert.

Experimente – Der Glaube an die Wissenschaft

Eine forensische Wissenschaft g​ab es z​u Vidocqs Zeiten n​och nicht. Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen w​ar der praktische Nutzen d​urch die Polizei n​och nicht erkannt worden, w​as auch Vidocq n​icht ändern sollte. Dennoch w​ar er Experimenten gegenüber n​icht so abgeneigt w​ie seine Vorgesetzten, h​atte im jeweiligen Bürogebäude a​uch meist e​in kleines Laboratorium eingerichtet. In d​en Archiven d​er Pariser Polizei befinden s​ich einige Berichte v​on Fällen, z​u deren Aufklärung e​r bereits Jahrzehnte v​or ihrer tatsächlichen Anerkennung forensische Methoden anwandte.

Chemische Verbindungen
Im Frankreich zu Vidocqs Zeit gab es bereits Schecks und Wechsel. Fälscher kauften Schecks auf und änderten diese zu ihren Gunsten. Um dem Problem zu begegnen, beauftragte Vidocq 1817 zwei Chemiker mit der Entwicklung eines fälschungssicheren Papiers. Dieses Papier, für das Vidocq ein Patent anmeldete, war mit Chemikalien behandelt, die bei nachträglichen Änderungen die Tinte verschmieren ließen, wodurch Scheckfälschungen zu erkennen waren. Laut dem Biografen Edwards nutzte Vidocq seine Kontakte ausgiebig und bewarb das Papier gegenüber den Betrogenen, hauptsächlich Bankiers, die ihn mit der Ausforschung der Betrüger beauftragten. Dadurch fand das Papier weite Verbreitung. Vidocq nutzte es zusätzlich für seine Karteikarten, um dadurch deren Zuverlässigkeit vor Gericht hervorheben zu können. Zudem ließ er eine Tinte herstellen, die sich nicht mehr unsichtbar machen ließ. Diese wurde unter anderem ab Mitte der 1860er Jahre von der Französischen Regierung für den Druck von Banknoten genutzt.
Tatortuntersuchungen
Louis Mathurin Moreau-Christophe, zeitgenössischer Generalinspektor der französischen Gefängnisse, beschreibt in seinem Buch Le monde des coquins, wie Vidocq Spuren am Tatort nutzte, um anhand seiner Kenntnisse über die Verbrecher und deren Vorgehensweise den Täter zu ermitteln. Als konkretes Beispiel nennt Moreau-Christophe einen Einbruchsdiebstahl in der Bibliothèque Royale 1831, bei dessen Untersuchung er selbst auch anwesend war. Vidocq inspizierte dabei ein Paneel der Tür, die der Täter aufgebrochen hatte, genauer und erklärte, dass aufgrund der angewendeten Methode und der Perfektion, mit der diese ausgeführt worden wäre, eigentlich nur ein Täter infrage kommen könne, der Dieb Fossard, der allerdings momentan im Gefängnis säße. Er erhielt daraufhin von dem ebenfalls anwesenden Polizeichef Lecrosnier die Auskunft, dass Fossard vor acht Tagen ausgebrochen sei. Zwei Tage später konnte Vidocq den Dieb verhaften, der den Einbruch auch tatsächlich begangen hatte.
Spurensicherung
Die Karteikarte für den Dieb Hotot dokumentiert einen der ersten Fälle der Überführung eines Kriminellen durch seine am Tatort hinterlassenen Schuhabdrücke. Der ihm bekannte Dieb war Vidocq wegen dessen nasser und mit Schlamm beschmutzter Kleidung aufgefallen. Als er zum Tatort eines Diebstahls gerufen wurde, fielen ihm im Garten des Hauses Schuhabdrücke auf. Er holte die Schuhe des Diebes und ließ sie mit den Spuren vergleichen. Mit der Übereinstimmung der Abdrücke konfrontiert, gestand der Dieb. Um 1910 formulierte der forensische Pionier Edmond Locard, Direktor des französischen Polizeilabors in Lyon, das bereits von Vidocq genutzte Prinzip als Locard’sche Regel: Kein Kontakt ohne Materialübertragung. Dessen Anwendung, das neben Finger- und Schuhabdrücken auch Reifen- und Schmauchspuren, Fasern, DNA-Rückstände und vieles mehr umfasst, ist heute gängiges Mittel zur Täterüberführung und wird durch Experten durchgeführt.
Daktyloskopie
Fingerabdruck
Fingerabdrücke wurden bereits von den antiken Babyloniern und den amerikanischen Ureinwohnern von Nova Scotia als Unterschriften genutzt. 1684 schrieb der britische Botaniker Nehemiah Grew erstmals eine Arbeit über die Muster an den Fingerkuppen, die er dem Royal College of Physicians of London präsentierte. 1823 veröffentlichte Jan Evangelista Purkyně eine Arbeit, in der er über die Individualität von Fingerabdrücken schrieb und eine erste Klassifikation vornahm. Es ist nicht bekannt, ob Vidocq diese Arbeit gelesen hat, aber sowohl Balzac als auch Hugo haben beide laut dem Biografen Edwards Notizen hinterlassen, aus denen hervorgeht, dass er sich ab etwa dieser Zeit mit Fingerabdrücken beschäftigte und sich zu diesem Zweck auch ein Huygens-Mikroskop zulegte. Anscheinend diskutierte er mit seinen Freunden über seine Experimente und war fest davon überzeugt, sie zur Identifizierung von Verbrechern nutzen zu können. Dumas schrieb, dass sich Vidocq auf die Suche nach einem Physiker gemacht habe, den er von seinen Ideen überzeugen konnte. Währenddessen ‚überredete‘ er Gefangene aus Bicêtre zur Abnahme ihre Fingerabdrücke. Dabei stellte er fest, dass normale Tinte bei diesem Vorgang verschmierte. Auch seine eigene Tinte brachte keinen Erfolg, da diese zu schnell trocknete, dadurch nur schwache Abdrücke hinterließ und zudem wochenlang an den Fingern seiner Versuchskaninchen haften blieb. Feuchte Lehmplatten erzeugten zwar deutlich bessere Abdrücke, brauchten dafür jedoch zu viel Platz in den Archivräumen. Bis zu seinem ersten Austritt aus der Sûreté hatte Vidocq keine zufrieden stellende Lösung für die Sicherstellung von Fingerabdrücken gefunden und verfolgte dieses Projekt später nicht mehr weiter, da er auch keinen Physiker überzeugen konnte, ihn zu unterstützen. Er erfuhr nicht mehr, dass Ivan Vučetić mit einfacher Tusche ein verwendbares Mittel gefunden hatte. Allerdings glaubte er bis zu seinem Lebensende an die Nutzbarkeit von Fingerabdrücken und diskutierte das Thema oft, unter anderem 1845 in einem Interview mit zwei Reportern der London Times und der New York Post. Ein Jahr nach seinem Tod führte William Herschel in Indien die Verwendung von Fingerabdrücken zur Vermeidung von Pensionsbetrug ein. 1888 veröffentlichte Francis Galton seine erste Arbeit über die Einzigartigkeit von Fingerabdrücken und ebnete damit der Daktyloskopie ihren Weg in Europa. 1892 wurde in Argentinien erstmals ein Mord mit Hilfe dieser Wissenschaft aufgeklärt, die heute ein Standardverfahren ist.
Ballistik
Alexandre Dumas hinterließ Aufzeichnungen, die einen Mordfall von 1822 beschreiben. Die Comtesse Isabelle d’Arcy, die sehr viel jünger als ihr Ehemann war und diesen betrogen hatte, war erschossen aufgefunden worden, worauf die Polizei den Comte d’Arcy verhaftete. Vidocq hatte mit dem Mann gesprochen und war der Meinung, dass der ‚alte Gentleman‘ nicht die Persönlichkeit eines Mörders hätte. Er untersuchte dessen Duellpistolen und stellte fest, dass diese entweder nicht abgefeuert oder seither gereinigt wurden. Daraufhin überredete er einen Arzt, heimlich die Kugel aus dem Kopf der Adeligen zu entfernen. Ein einfacher Vergleich zeigte, dass die Kugel viel zu groß war um aus den Pistolen des Comte zu stammen. Daraufhin durchsuchte Vidocq die Wohnung des Liebhabers der Ermordeten und fand darin neben zahlreichen Schmuckstücken auch eine große Pistole, zu der die Kugeln von der Größe her passten. Der Comte identifizierte die Schmuckstücke als die seiner Frau. Vidocq fand daraufhin außerdem einen Hehler, bei dem der Verdächtige bereits einen Ring versetzt hatte. Mit den Beweisen konfrontiert, gestand der Liebhaber den Mord. Der erste richtige Abgleich zwischen einer Waffe und einer Kugel fand 1835 durch Henry Goddard, einen „Bow Street Runner“, statt. Am 21. Dezember 1860 berichtete die London Times über ein Gerichtsurteil, bei dem der Mörder Thomas Richardson in Lincoln erstmals nur mit Hilfe der Ballistik zum Tod verurteilt wurde.

1990 w​urde in Philadelphia d​ie Vidocq Society gegründet. Deren Mitglieder s​ind forensische Experten, FBI-Profiler, Ermittler d​er Mordkommission, Wissenschaftler, Psychologen u​nd Leichenbeschauer, d​ie bei i​hren monatlichen Treffen unentgeltlich unaufgeklärte a​lte Fälle a​us aller Welt durchleuchten u​nd gemäß i​hrem Motto Veritas veritatum (dt. Wahrheit erzeugt Wahrheit) versuchen, d​en jeweiligen Ermittlern n​eue Anhaltspunkte z​u verschaffen.

Kulturelle Rezeption

Literarisches

Rastignac und Vautrin auf dem Titelblatt von Le Père Goriot

Um 1827 verfasste Vidocq e​ine Autobiografie über s​ein bisheriges Leben, d​ie er i​m Sommer 1828 b​ei dem Buchhändler Emile Morice veröffentlichen wollte. Die befreundeten Autoren Honoré d​e Balzac, Victor Hugo u​nd Alexandre Dumas fanden d​as dünne Büchlein jedoch z​u kurz, worauf Vidocq s​ich einen n​euen Verleger suchte. Dieser, Louis François L’Héritier, brachte n​och im Dezember desselben Jahres d​ie Memoiren heraus, d​ie mit Hilfe einiger Ghostwriter a​uf vier Bände angewachsen waren. Das Werk w​urde zu e​inem Bestseller u​nd verkaufte s​ich bereits i​m ersten Jahr l​aut Biograf Samuel Edwards über 50.000 Mal. Der Erfolg r​egte Nachahmer an. 1829 veröffentlichten z​wei Journalisten u​nter dem Pseudonym d​es Kriminellen Malgaret d​as Buch Mémoires d’un forçat o​u Vidocq dévoilé, d​as Vidocqs angebliche kriminelle Aktivitäten aufdecken sollte. Auch andere Polizeibeamte folgten Vidocqs Beispiel u​nd schrieben i​n den nächsten Jahren eigene Biografien, s​o auch d​er Polizeipräfekt Henri Gisquet.

Vidocq inspirierte m​it seiner Lebensgeschichte a​uch viele zeitgenössische Schriftsteller, v​on denen e​r viele z​u seinem e​ngen Bekanntenkreis zählte. So bildet e​r in Balzacs Schriften regelmäßig d​as Vorbild literarischer Figuren. Im dritten Teil v​on Illusions perdues (1837–1843, dt. Verlorene Illusionen) – Souffrance d​e L’Inventeur (dt. Die Leiden d​es Erfinders) – werden s​eine Erfahrungen a​ls gescheiterter Unternehmer aufgegriffen, i​n Gobseck (1829) stellt Balzac erstmals d​en Polizisten Corentin vor, a​m deutlichsten w​ird aber d​ie Verbindung Vidocqs m​it der Figur d​es Vautrin. Dieser t​ritt erstmals i​n Balzacs Roman Vater Goriot (1834, frz. Le Père Goriot) auf, d​ann in Illusions perdues, Splendeurs e​t misères d​es courtisanes (als Hauptfigur), La Cousine Bette, Le Contrat d​e mariage u​nd ist schließlich d​ie Hauptfigur d​es Theaterstücks Vautrin v​on 1840. Vidocqs Methoden u​nd Verkleidungen inspirieren Balzac a​uch zu vielen weiteren Bezügen i​n seinem Werk.

In Victor Hugos Les Misérables (1862, dt. Die Elenden) s​ind die Charaktere sowohl Jean Valjeans a​ls auch Inspektor Javerts Vidocq nachempfunden; ebenso d​er Polizist Jackal a​us Les Mohicans d​e Paris (1854–1855, dt. Die Mohikaner v​on Paris) v​on Alexandre Dumas. Er w​ar die Grundlage für Monsieur Lecoq, e​inen Inspektor, d​er in zahlreichen Abenteuern v​on Émile Gaboriau d​ie Hauptrolle spielte, u​nd für Rodolphe d​e Gerolstein, d​er in d​en Zeitungsromanen v​on Eugène Sue allwöchentlich für Gerechtigkeit sorgte. Und e​r kann a​uch in d​em das Genre d​er Kriminalliteratur begründenden Werk Der Doppelmord i​n der Rue Morgue v​on Edgar Allan Poe[13] u​nd den Geschichten Moby Dick v​on Herman Melville[14] u​nd Great Expectations v​on Charles Dickens wiedergefunden werden.

Theater

Melodram am Pariser Boulevard du Crime, Honoré Daumier

Vidocq w​ar ein großer Freund d​es Theaters. In d​er Pariser Bevölkerung w​ar zu seinen Lebenszeiten d​er so genannte Boulevard d​u Crime (dt. Boulevard d​es Verbrechens) r​echt beliebt. An dieser Straße l​agen mehrere Theaterhäuser, i​n denen allabendlich Kriminalgeschichten i​n Form v​on Melodramen dargestellt wurden. Eines dieser Theater w​ar das Théâtre d​e l’Ambigu-Comique, d​as von Vidocq i​n großem Ausmaß gefördert u​nd unterstützt wurde. Laut Biograf James Morton reichte e​r auch selbst e​in Stück ein, d​as allerdings n​ie produziert wurde. Auch h​atte er Pläne, s​ich selbst a​ls Darsteller z​u versuchen, d​ie er a​ber nie verwirklichte.

Zahlreiche seiner Geliebten w​aren Schauspielerinnen, a​ber auch v​iele seiner Freunde u​nd Bekannten stammten a​us der Theater-Szene. Zu i​hnen gehörte d​er bekannte Schauspieler Frédérick Lemaître, d​er unter anderem d​ie Hauptrolle i​n der Inszenierung v​on Balzacs Vautrin übernahm, a​ls das Stück a​m 14. März 1840 n​ach zahlreichen Problemen m​it der Zensur i​m Théâtre d​e la Porte Saint-Martin uraufgeführt wurde. Er bemühte s​ich dabei, s​ein Aussehen möglichst d​em von Vidocq anzupassen, a​uf dem d​ie Figur j​a basierte. Bereits b​ei der Premiere k​am es z​u Tumulten, d​a die gewählte Perücke z​u große Ähnlichkeit m​it der d​es Königs Louis-Philippe hatte, weshalb d​as Stück n​ach einem entsprechenden Verbot d​urch den französischen Innenminister k​ein zweites Mal aufgeführt wurde.

Aber n​icht nur d​ie durch Vidocq inspirierten Werke schafften e​s auf d​ie Bühne, a​uch seine eigene Lebensgeschichte m​it den Memoiren a​ls literarischer Vorlage w​urde mehrmals aufgeführt. Besonders i​n England w​ar die Begeisterung für Vidocq groß. Seine Memoiren wurden r​asch ins Englische übersetzt u​nd schon wenige Monate später f​and am 6. Juli 1829 i​m Surrey Theater i​m Londoner Stadtteil Lambeth d​ie Uraufführung v​on Vidocq! The French Police Spy statt. Das Melodram i​n 2 Akten, d​as von Robert William Elliston produziert wurde, stammte a​us der Feder v​on Douglas William Jerrold. Vidocqs Rolle w​urde von T. P. Cooke übernommen, d​er auch i​n Jerrolds Erfolgsstück Black-eyed Susan a​us demselben Jahr d​ie Hauptrolle spielte. Obwohl d​ie Kritiken u. a. i​n The Times durchaus positiv waren, w​urde das Stück i​m ersten Monat n​ur neun Mal aufgeführt u​nd danach abgesetzt.

Einige Jahre n​ach Vidocqs Tod w​urde im Dezember 1860 i​m Britannia Theater i​n Hoxton u​nter dem Titel Vidocq o​r The French Jonathan Wild e​in weiteres Theaterstück basierend a​uf Vidocqs Memoiren aufgeführt, d​as von F. Marchant geschrieben wurde, a​ber nur e​ine Woche a​uf dem Spielplan stand.

1909 schrieb Émile Bergerat d​as Melodram Vidocq, empereur d​es policiers i​n 5 Akten u​nd 7 Szenen. Die Produzenten Hertz u​nd Coquelin lehnten e​s aber ab, worauf Bergerat s​ie erfolgreich a​uf 8.000 Franc Schadenersatz verklagte. Das Stück w​urde dann 1910 i​m Théâtre Sarah Bernhardt uraufgeführt. Jean Kemm, d​er Jahre später a​uch an e​inem Film über Vidocq beteiligt s​ein sollte, übernahm d​ie Hauptrolle.

Verfilmungen

  • Bereits 1909 entstand der erste Film über Vidocq. Am 13. August 1909[15] erschien der auf Vidocqs Memoiren basierende Kurz-Stummfilm La Jeunesse de Vidocq ou Comment on devient policier in Frankreich. Vidocq wurde von Harry Baur dargestellt, der die Rolle auch in den beiden Fortsetzungen L’Évasion de Vidocq (1910[16]) und Vidocq (1911[17]) verkörperte.
  • Unter der Regie von Jean Kemm entstand 1922 der nächste Stummfilm Vidocq, dessen Drehbuch von Arthur Bernède[18] nach den Memoiren konzipiert worden war. Die Hauptrolle spielte René Navarre.
  • Der erste Tonfilm wurde 1938 veröffentlicht. Jacques Daroy drehte den wieder nach der Hauptfigur benannten Film mit André Brulé als Vidocq. Der Film, der sich größtenteils mit der Verbrecherlaufbahn Vidocqs beschäftigt, war im Vergleich zu zeitgenössischen Kriminalfilmen eher glanzlos, wurde aber dennoch auch außerhalb Frankreichs gespielt.[19]
  • Am 19. Juli 1946 erschien der erste von Amerikanern gedrehte Film über Vidocq – Ein eleganter Gauner.[20] George Sanders stellte Vidocq in Douglas Sirks Verfilmung dar, die den Aufstieg eines Gauners in der Gesellschaft verbunden mit einer Liebesgeschichte zeigt. Bereits im April 1948 folgte wieder eine französische Version der Lebensgeschichte Vidocqs. Le Cavalier de Croix-Mort wurde 1947 von Lucien Ganier-Raymond mit Henri Nassiet in der Hauptrolle gedreht.[21]
  • Ab dem 7. Januar 1967 sendete der französische Fernsehsender ORTF die erste von zwei Fernsehserien. Vidocq[22] mit Bernard Noël in der Titelrolle, 13 Folgen zu je 26 Minuten, wie alle bisherigen Verfilmungen in Schwarzweiß. Die zweite Serie Les Nouvelles Aventures de Vidocq[23] hatte am 5. Januar 1971 Premiere. In 13 Folgen in Farbe zu je 55 Minuten wird Vidocq von Claude Brasseur verkörpert.
  • 2001 erschien Vidocq schließlich unter der Regie von Pitof als eine Mischung aus Fantasy und Horror. Die Figur Vidocq wird darin durch Gérard Depardieu mit all seinen Eigenheiten und Talenten relativ authentisch dargestellt, die dargestellten Ereignisse rund um den „Alchemisten“ sind jedoch nie wirklich geschehen.
  • 2018 erschien mit Vidocq - Herrscher der Unterwelt eine weitere Verfilmung von Jean-François Richet mit Vincent Cassel in der Titelrolle.[24]

Anmerkungen

  1. Die heutige französische Bezeichnung lautet sanglier. Vautrin ist eine mundartliche Bezeichnung für Wildschwein in Nordfrankreich (Artois und Picardie), die sich vermutlich vom reflexiven Verb se vautrer (dt. sich suhlen) herleitet.

Weiterführende Informationen

Werke von Vidocq

  • Mémoires de Vidocq, chef de la police de Sûreté, jusqu’en 1827. 1828 (Digitalisat). Deutsche Übersetzung von Ludwig Rubiner aus dem Jahr 1920: Landstreicherleben als Volltext auf Wikisource (Biografie).
  • Les voleurs. Paris 1836, Roy-Terry (Digitalisat, eine Studie über Diebe und Betrüger).
  • Dictionnaire d’Argot. 1836 (PDF; 982 kB; ein Argot-Wörterbuch).
  • Considérations sommaires sur les prisons, les bagnes et la peine de mort. 1844 (PDF; 208 kB; Überlegungen über Mittel zur Verringerung der Kriminalität).
  • Les chauffeurs du nord. 1845 (Erinnerungen an seine Zeit als Bandenmitglied).
  • Les vrais mystères de Paris. 1844 (Roman geschrieben von Horace Raisson und Maurice Alhoy, aber aus Werbegründen unter Vidocqs Namen veröffentlicht).

Biografien (Auswahl)

  • Samuel Edwards: The Vidocq Dossier. The story of the world’s first detective. Houghton Mifflin, Boston, Mass. 1977, ISBN 0-395-25176-1 (Dieses Werk enthält allerdings viele teils sehr offensichtliche Fehler).
  • Louis Guyon: Biographie des Commissaires et des Officiers de Paix de la ville de Paris. Édition Goullet, Paris 1826.
  • Edward A. Hodgetts: Vidocq. A Master of Crime. Selwyn & Blount, London 1928.
  • Barthélemy Maurice: Vidocq. Vie et aventures. Laisné, Paris 1861.
  • John Philip Stead: Vidocq. Der König der Detektive (Vidocq. Picaroon of Crime). Union Deutsche Verlags-Gesellschaft, Stuttgart 1954.
  • James Morton: The first detective. The life and revolutionary times of Vidocq; criminal, spy and private eye. Ebury Press, London 2005, ISBN 0-09-190337-8.
  • Jean Savant: La vie aventureuse de Vidocq. Librairie Hachette, Paris 1973.

Über Vidocqs Auswirkungen auf die Kriminalistik

  • Clive Emsley, Haia Shpayer-Makov: Police Detectives in History, 1750–1950. Ashgate Publishing, Aldershot 2006, ISBN 0-7546-3948-7.
  • Gerhard Feix: Das große Ohr von Paris. Fälle der Sûreté. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1979.
  • Dominique Kalifa: Naissance de la police privée. Détectives et agences de recherches en France, 1832–1942 (Civilisations et Mentalitès). Plon, Paris 2000, ISBN 2-259-18291-7.
  • Paul Metzner: Crescendo of the Virtuoso. Spectacle, skill and self-promotion in Paris during the age of revolution. University of California Press, Berkeley, Cal. 1998, ISBN 0-520-20684-3 (ark.cdlib.org).
  • Jürgen Thorwald: Wege und Abenteuer in der Kriminalistik. Droemer Knaur, München 1981, ISBN 3-85886-092-1 (früherer Titel: Das Jahrhundert der Detektive).

Über Vidocqs Einfluss auf die Literatur

  • Paul Gerhard Buchloh, Jens P. Becker: Der Detektivroman. Studien zur Geschichte und Form der englischen und amerikanischen Detektivliteratur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978, ISBN 3-534-05379-6.
  • Sandra Engelhardt: The investigators of crime in literature. Tectum Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8560-8.
  • Régis Messac: Le „Detective Novel“ et l’influence de la pensée scientifique. Neue Ausgabe: Les Belles Lettres, coll. Travaux, Paris 2011, ISBN 978-2-251-74246-5 (Nachdruck der Ausgabe Paris 1929).
  • Alma E. Murch: The development of the detective novel. P. Owen, London 1968.
  • Charles J. Rzepka: Detective Fiction. Polity Press, Cambridge 2005, ISBN 0-7456-2941-5.
  • Ellen Schwarz: Der phantastische Kriminalroman. Untersuchungen zu Parallelen zwischen „roman policier“, „conte fantastique“ und „gothic novel“. Tectum Verlag, Marburg 2001, ISBN 3-8288-8245-5 (zugl. Dissertation, Universität Giessen 2001).
  • Julian Symons: Bloody Murder. From the Detective Story to the Crime Novel; a history. Pan Books, London 1994, ISBN 0-330-33303-8.
Commons: Eugène François Vidocq – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Eugène François Vidocq – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Jay A. Siegel: Forensic Science: The Basics. CRC Press, 2006, ISBN 0-8493-2132-8, S. 12.
  2. James Andrew Conser, Gregory D. Russell: Law Enforcement in the United States. Jones & Bartlett Publishers, 2005, ISBN 0-7637-8352-8, S. 39.
  3. Clive Emsley, Haia Shpayer-Makov: Police Detectives in History, 1750–1950. Ashgate Publishing, 2006, ISBN 0-7546-3948-7, S. 3.
  4. Mitchel P. Roth: Historical Dictionary of Law Enforcement. Greenwood Press, 2001, ISBN 0-313-30560-9, S. 372.
  5. Hans-Otto Hügel: Untersuchungsrichter, Diebsfänger, Detektive. Metzler, 1978, ISBN 3-476-00383-3, S. 17.
  6. James Morton: The First Detective: The Life and Revolutionary Times of Vidocq: Criminal, Spy and Private Eye
  7. Samuel Edwards: The Vidocq Dossier. Houghton Mifflin, Boston 1977.
  8. Jean Savant: La vie aventureuse de Vidocq. Libraire Hachette 1957
  9. John Philip Stead: Vidocq: A Biography. 4. Auflage. Staples Press, London 1954, S. 247.
  10. Finest of the Finest. Time.com (englisch, Zugriff am 9. September 2007)
  11. Alfred Eustace Parker: The Berkeley Police Story. Thomas, Springfield 1972, S. 53.
  12. Athan G. Theoharis: The FBI. A Comprehensive Reference Guide. Oryx, Phoenix 1999, ISBN 0-89774-991-X, S. 265f.
  13. Charles J. Rzepka: Detective Fiction. Kapitel 3 – From Rogues to Ratiocination
  14. Hermann Melville: Schools and Schoolmasters. beim englischsprachigen Wikisource
  15. La Jeunesse de Vidocq ou Comment on devient policier (1909) in der IMDb
  16. L’Évasion de Vidocq (1910) in der IMDb
  17. Vidocq (1911) in der IMDb
  18. Vidocq (1922) in der IMDb
  19. Vidocq (1938) in der IMDb
  20. A Scandal in Paris (1946) in der IMDb
  21. Le Cavalier de Croix-Mort (1947) in der IMDb
  22. Vidocq (1967) in der IMDb
  23. Les Nouvelles Aventures de Vidocq (1971) in der IMDb
  24. Vidocq - Herrscher der Unterwelt bei Filmstarts.de, abgerufen 27. Mai 2019

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