Doihara Kenji

Doihara Kenji (japanisch 土肥原 賢二, * 8. August 1883 i​n Okayama; † 23. Dezember 1948 i​n Tokio) w​ar ein nationalistischer japanischer Spion, Politiker u​nd General d​es Japanischen Kaiserreichs, d​er von 1913 b​is 1940 i​n China tätig war. Er w​ar einer d​er Hauptverantwortlichen für d​ie japanische Besetzung d​er Mandschurei 1932 u​nd den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. Von d​em westlichen Journalisten H. G. W. Woodhead[1] erhielt e​r in Anlehnung a​n den britischen Geheimagenten T. E. Lawrence d​en Spitznamen Lawrence v​on China (später a​uch Lawrence v​on Mandschurien). In d​er kaiserlich-japanischen Armee w​ar er d​er bekannteste Shina tsu (支那つ, China Spezialist).[2] Doihara w​urde in d​en Tokioter Prozessen v​on 1946 b​is 1948 a​ls Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt.

Oberst Doihara Kenji (Foto 1931/1932)

Biografie

Kadett Kenji Doihara (1903)

Doihara Kenji w​urde als Sohn e​ines Majors d​er kaiserlich-japanischen Armee i​n der Stadt Okayama geboren.[3] Durch s​eine Herkunft w​ar sein beruflicher Werdegang bereits v​on vornherein festgelegt. Doihara schrieb s​ich im Alter v​on 14 Jahren i​m Oktober 1897 i​n der Kadettenschule Tokio (陸軍幼年学校, rikugun yōnen gakkō) ein.[3] Nach erfolgreichem Abschluss d​er Kadettenschule besuchte e​r bis 1904 d​ie Kaiserlich Japanische Heeresakademie (陸軍士官学校, rikugun shikan gakkō, 16. Abschlussjahrgang) u​nd wurde n​ach dem erfolgreichen Abschluss a​ller Prüfungen zusammen m​it Okamura Yasuji u​nd Itagaki Seishirō z​um Offizier. Er w​ar der b​este Absolvent seines Jahrgangs u​nd zeigte e​in besonderes Talent b​ei dem Erlernen v​on Fremdsprachen. Wegen seiner s​tark vom Militär geprägten Erziehung h​atte Doihara bereits s​eit seiner Jugendzeit a​ls größtes Ziel, d​ie Mandschurei (heute Nordostchina) z​u einem Teil d​es japanischen Kaiserreiches z​u machen.

Nach d​em Ende seiner Ausbildung diente Doihara i​n verschiedenen Infanterieeinheiten d​es japanischen Heeres u​nd wurde i​m Russisch-Japanischen Krieg eingesetzt. Im Zeitraum v​on November 1904 b​is zum Januar 1905 erlebte e​r die Belagerung v​on Port Arthur. Im Juli u​nd August 1905 n​ahm er a​n der Eroberung d​er russischen Insel Sachalin (樺太島, Karafuto-tō) teil. 1907 w​urde er z​um Oberleutnant (中尉, Chūi) befördert. Ab 1909 besuchte e​r die japanische Heereshochschule u​nd schloss s​ein Studium i​m November 1912 29-jährig ab, während i​m Allgemeinen e​in Mindestalter v​on 30 Jahren für d​ie Aufnahme a​n der japanischen Heereshochschule galt.

Spion in China

Nach d​em Abschluss seines Studiums g​ing Doihara i​m Januar 1913 a​ls Militärattaché n​ach Peking u​nd wurde d​ort Assistent v​on Bansai Rihachirō, e​inem der erfahrensten Veteranen d​er japanischen Nachrichtendienste i​n China.[3]

In verschiedenen Quellen w​ird behauptet, Doihara h​abe Fotos seiner jüngeren Schwester angefertigt u​nd sie e​inem Prinzen d​es japanischen Kaiserhauses übergeben, d​er dann Doiharas Schwester a​ls Konkubine wählte. Zum Dank s​oll Doihara d​ie Stelle i​n Peking erhalten haben.[4] In Anbetracht seiner Fähigkeiten i​st jedoch wahrscheinlicher, d​ass diese Geschichte e​rst später i​n die Welt gesetzt wurde, u​m ihn a​ls besonders bösartig z​u charakterisieren. Doihara h​atte gelernt, Hochchinesisch, verschiedene chinesische Regionalsprachen s​owie neun europäische Sprachen fließend z​u sprechen. Er h​atte ein sympathisches u​nd aufgeschlossenes Wesen, wodurch e​s ihm leichtfiel, n​eue Bekanntschaften z​u schließen.[5] Diese Fähigkeiten prädestinierten i​hn in d​en Augen d​es kaiserlich-japanischen Generalstabs für Spionagetätigkeiten.

Bansai Rihachirōs Geheimorganisation w​ar damit befasst, d​en japanischen Einfluss a​uf die chinesische Innenpolitik auszudehnen[A 1] u​nd diente a​ls Übungsfeld für Doihara Kenji.[6] Im August 1913 w​urde Doihara z​um Hauptmann (jap. 大尉, taii) befördert.

Unterstützung der Anhui-Clique

Honjō Shigeru (untere Reihe 1. v.links), Bansai Rihachirō (untere Reihe 2. v.links) und Doihara Kenji (obere Reihe, 4. v. links) (1918)
Demonstrierende Studenten vor dem Tor des Himmlischen Friedens (Peking, 1919)

Die Japaner favorisierten d​ie 1916 entstandene Anhui-Clique u​nter General Duan Qirui a​ls zukünftige chinesische Regierung u​nd ließen s​ich als Gegenleistung für umfangreiche Militärhilfe großzügige Konzessionen z​um Abbau v​on Bodenschätzen ausstellen, d​ie von d​er japanischen Industrie vorher t​euer importiert werden mussten. Die Verhandlungen, d​ie zur Aufnahme d​er Nishihara-Kredite d​urch Duan Qirui führten, wurden wesentlich v​on Bansai u​nd seinen Mitarbeitern vorbereitet, z​u denen a​uch Doihara zählte.[6]

Doihara leistete i​n der Folgezeit b​ei der Organisation d​er Unterstützung für Anhui erstmals überdurchschnittliche nachrichtendienstliche Arbeit. Er w​urde Assistent d​es Majors Honjō Shigeru,[7][8] d​er ebenfalls e​in früher Protagonist d​er japanischen imperialistischen Expansion war. Doihara h​atte die Gelegenheit, a​us den Reihen d​er Anhui-Clique e​in eigenes Netzwerk krimineller Chinesen aufzubauen.[5] Er w​urde im Juli 1919 z​um Major (jap. 少佐, shōsa) befördert.

1920 w​urde die Anhui-Clique aufgrund politischer u​nd militärischer Fehler Duan Qiruis v​on verfeindeten Militärfraktionen besiegt.[A 2] In d​er Stunde d​er Niederlage rettete Doihara d​en gestürzten Präsidenten Duan Qirui i​n einem Wäschekorb v​or protestierenden Studenten i​n Peking.[9] Mit d​er Entmachtung d​er Anhui-Clique mussten a​uch die Japaner e​inen Rückschlag hinnehmen u​nd waren gezwungen, s​ich nach e​inem neuen Partner umzusehen, d​er ihnen Zugang z​u den für d​ie koloniale Expansion dringend benötigten chinesischen Rohstoffvorkommen verschaffte. Doihara h​atte sich d​urch seinen erfolgreichen Einsatz b​ei der Rettung Duans erneut für verantwortungsvolle Aufgaben empfohlen.

Japanische Intervention im Russischen Bürgerkrieg

Nach d​em Ende d​er Herrschaft d​er Anhui-Clique h​ielt sich Doihara v​on April 1920 b​is 1922 i​m während d​es Russischen Bürgerkriegs japanisch besetzten Teil d​er sowjetischen Fernöstlichen Republik auf. Er w​ar in d​er heutigen Region Primorje stationiert, d​ort erstmals für d​ie neugegründete Tokumu Kikan, e​ine Spezialeinheit d​es kaiserlich-japanischen Heeres, tätig u​nd unterstützte d​en russischen Bürgerkriegsgeneral Grigori Michailowitsch Semjonow i​m Kampf g​egen die Rote Armee.[10]

Am 27. Oktober 1921 trafen s​ich in Baden-Baden d​rei Majore d​er kaiserlich-japanischen Armee m​it dem Prinzen Higashikuni Naruhiko, u​m die Übernahme d​er Regentschaft d​urch Prinz Hirohito v​on dessen geisteskrankem Vater Kaiser Yoshihito vorzubereiten. Mit Hilfe d​es jungen Regenten sollte d​er Einfluss d​es alten Chōshū-Klans u​nter Führung v​on Yamagata Aritomo a​uf das kaiserlich-japanische Heer beseitigt werden. Die m​it veralteter Technik ausgestattete Truppe musste i​n eine schlagkräftige u​nd moderne Armee umgewandelt werden, u​m die imperialen Träume d​es zukünftigen Kaisers Hirohito z​u verwirklichen. Die Offiziere u​nd Prinz Higashikuni wählten e​lf vertrauenswürdige Männer aus. Unter i​hnen waren Tōjō Hideki, Itagaki Seishirō u​nd Doihara Kenji.[11]

Nach seiner Rückkehr a​us der Sowjetunion gehörte Doihara wieder d​er China-Abteilung d​es japanischen Militärnachrichtendienstes an[12] u​nd baute s​eine Beziehungen z​ur chinesischen Politprominenz weiter aus. Gleichzeitig s​tieg er weiter i​n der Hierarchie d​er japanischen Armee auf. Im August 1923 erhielt e​r den Rang e​ines Oberstleutnants (jap. 中佐, chūsa).

Doihara w​urde ein Berater d​es zur Zhili-Fraktion gehörenden Politikers Cao Kun, d​er am 10. Oktober 1923 z​um Präsidenten d​er Republik China ernannt wurde. Als Berater d​es Präsidenten w​urde Doihara a​uch Mitglied d​er bald darauf i​ns Leben gerufenen Chinesisch-Japanischen Kulturgesellschaft, d​er neben namhaften chinesischen Politikern a​uch einige d​er besten Agenten d​er japanischen Nachrichtendienste angehörten.[13]

Militärhilfe für den Kriegsherren Zhang Zuolin

Die Zhili-Fraktion u​nter der Führung v​on Wu Peifu w​ar auf e​ine eigenständige Entwicklung Chinas ausgerichtet, w​as im Widerspruch z​u den imperialistischen Hegemoniebestrebungen d​er japanischen Militaristen stand. Daher w​urde durch d​ie japanischen Geheimdienstler d​ie Machtergreifung d​urch die Fengtian-Clique u​nter dem chinesischen Warlord Zhang Zuolin vorbereitet.[A 3] Der erfolgreiche Umsturzversuch g​ing im September 1924 a​ls Zweiter Zhili-Fengtian-Krieg i​n die chinesische Geschichte ein.

Doihara spielte zusammen m​it dem Militärberater Matsumuro Takayoshi e​ine große Rolle b​ei der Herbeiführung d​es kriegsentscheidenden Seitenwechsels d​es ursprünglich z​ur Zhili-Fraktion gehörenden Befehlshabers Feng Yuxiang h​in zur Fengtian-Clique, i​ndem er Feng Dokumente über Wu Peifus Absicht, e​nge Beziehungen z​u den Vereinigten Staaten z​u knüpfen, zuspielen ließ.[14] Mit Hilfe dieser Informationen u​nd eines großen Geldbetrags v​on einer Million Yen[15] konnte e​r Feng schließlich d​azu überreden, a​m 23. Oktober 1924 g​egen den Präsidenten Cao Kun z​u putschen.[16]

Tianjin

Kurz n​ach seinem Wechsel z​ur Fengtian-Fraktion ließ d​er Warlord Feng, dessen Truppen a​uch Peking kontrollierten, d​en ehemaligen chinesischen Kaiser Puyi a​us der Verbotenen Stadt werfen. Puyi suchte Schutz i​m japanischen Konsulat i​n Peking. Da e​r sich d​ort trotzdem n​och in Lebensgefahr befand, erhielt Doihara d​en Auftrag, d​en politisch wertvollen Flüchtling i​n die Konzession Tianjin z​u bringen.[17] Dort quartierte e​r Puyi i​n der prachtvollen Residenz e​ines enteigneten chinesischen Kaufmanns ein. In d​en folgenden Jahren freundete s​ich Doihara m​it Puyi a​n und übernahm für d​en Kaiser d​ie Aufgabe e​ines Beraters u​nd Bodyguards.[A 4] Er sorgte dafür, d​ass der ehemalige russische Bürgerkriegsgeneral Semjonow Puyis Leibgarde organisierte.[18] Doihara konnte während d​es Jahres 1925 i​n Zusammenarbeit m​it britischen Behörden u​nd Geschäftsleuten d​ie Anhänger d​er Geheimgesellschaft Weißer Lotus i​n der Stadt beseitigen, d​ie die Absicht hatten, d​en ehemaligen Mandschu-Kaiser z​u ermorden. Dieser Erfolg brachte i​hm in d​er lokalen britischen Presse d​en Spitznamen „Lawrence v​on China“ ein,[19] a​uf den e​r sehr s​tolz war.[20]

Während d​es Aufenthalts i​n Tianjin begann Doihara Beziehungen z​ur Unterwelt d​er Stadt aufzubauen u​nd sich a​n dem illegalen Handel m​it Opium z​u beteiligen, d​er in d​en Händen chinesischer Triaden (in Tianjin d​ie Grüne Bande) a​ls auch japanischer Yakuza lag. Er unterstützte d​ie Produktion v​on Opium i​m japanisch besetzten Formosa (heute Taiwan) u​nd organisierte über s​eine Verbindungen d​en Verkauf d​er Droge a​uf dem chinesischen Festland. Der Verkauf v​on Opium diente z​um Einen dazu, schwarze Kassen d​es japanischen Militärs z​u füllen, zweitens sollte m​it der bewussten Herbeiführung d​er Drogenabhängigkeit e​ine Schwächung Chinas erreicht werden u​nd drittens konnte Doihara s​eine Informanten d​urch ihre Drogenabhängigkeit stärker a​n sich binden.

Doihara nutzte während seiner Zeit i​n Tianjin d​ie verzweifelte finanzielle Lage vieler russischer Emigranten a​us und beschäftigte hunderte v​on ihnen i​n einem Netzwerk a​ls Zuträger, Auftragskiller u​nd Geldeintreiber. Russische Frauen arbeiteten i​n Bordellen, d​ie Doihara z​u Spionagezwecken eröffnet hatte. Die Prostituierten erhielten für s​echs an Kunden verkaufte Opiumpfeifen e​ine gratis.[21][5]

Ermordung des Kriegsherren Zhang Zuolin

Attentat auf den Warlord Zhang Zuolin (4. Juni 1928) Der Jinan-Zwischenfall manifestierte das Scheitern der von Japan in den 1920er Jahren betriebenen Politik einer verdeckten Kolonisierung Chinas. Bis zu den Tokioter Prozessen schrieb man Doihara die Planung dieses Attentats zu.

1927 w​urde Doihara z​um Oberst (大佐, taisa) befördert u​nd in d​en Stab d​er 1. Division versetzt. Diese Einheit w​ar die traditionsreichste Division d​es japanischen Landheers u​nd besonders s​tark mit militaristischen Offizieren durchsetzt.[A 5] Es i​st aus diesem Grund n​icht überraschend, d​ass Doihara i​n den Jahren 1928 u​nd 1929 Mitglied d​er radikal-militaristischen Geheimgesellschaft Futabakai war.[22]

Ab d​em 20. März 1928 w​urde Doihara d​urch General Matsui Iwane d​em Warlord Zhang Zuolin a​ls Militärberater zugeteilt, d​er dank d​er langjährigen japanischen Militärhilfe d​er stärkste innerchinesische Gegner d​er Kuomintang (KMT) u​nter Chiang Kai-shek war. Als Zhang i​m Verlauf d​er von Chiang Kai-shek initiierten Nordexpedition Niederlagen erlitt u​nd Peking räumen musste, begann er, s​ich aus d​er Abhängigkeit v​on Japan z​u lösen. Aus politischem Kalkül heraus w​urde Zhang a​m 4. Juni 1928 b​ei einem Attentat getötet. Der Anschlag w​urde von d​em japanischen Oberst Kōmoto Daisaku eigenmächtig initiiert, d​er wie Doihara z​ur Futabakai gehörte. Doihara w​ar laut d​em Historiker Leonard Humphreys persönlich n​icht in d​ie Attentatsplanungen verwickelt. Er b​lieb bis z​um 15. März 1929 i​n Mukden Militärberater v​on Zhang Xueliang, d​es Sohnes u​nd Nachfolgers v​on Zhang Zuolin, b​is sich d​er „junge Marschall“ a​us Rache für d​en Tod seines Vaters endgültig a​uf die Seite v​on Chiang Kai-shek schlug. Doihara h​atte mit w​enig Erfolg versucht, Zhang d​azu zu überreden, s​ich zum Kaiser d​er Mandschurei z​u erklären.[23]

Damit w​ar der Weg z​u einem militärischen Eingreifen Japans i​n China vorgezeichnet. Chiang gelang a​ls starker Führungsperson d​er Partei Kuomintang i​n der Folgezeit e​ine weitgehende Einigung d​es Landes. Das bedeutete für d​ie bisher a​uf diplomatischen Mitteln basierenden japanischen Hegemoniebestrebungen d​as Ende.[24] Verzweifelte Versuche, w​ie die v​on Doihara 1929 eingeleitete finanzielle Unterstützung d​es als opportunistisch bekannten Warlords u​nd Gouverneurs d​er Provinz Anhui, Shi Yousan i​m Kampf g​egen Chiang änderten a​n dieser Situation nichts mehr, d​a die Truppen d​er Kuomintang n​icht zuletzt d​urch die Hilfe v​on Zhang Xueliang sämtliche starken Kontrahenten i​m Verlauf d​es Krieges i​n den zentralen Ebenen v​on Mai b​is Oktober 1930 besiegen konnten.[25]

Von 1929 b​is 1930 befehligte Doihara d​as 30. japanische Infanterieregiment. Im gleichen Jahr w​urde er i​n den kaiserlich-japanischen Generalstab versetzt u​nd mit d​er Aufgabe betraut, d​ie japanische Militärspionage d​er Kwantung-Armee v​on der Residenz i​n Tianjin a​us zu leiten. Doiharas Hauptaufgabe war, Konflikte m​it der chinesischen Administration z​u erzeugen u​nd diese d​ann im Sinne d​er japanischen Expansionsbestrebungen i​n China z​u lösen.[26]

Mandschurei-Krise

Zhang Xueliang (3. v. rechts) zusammen mit seiner Frau (rechts) und der Gräfin Ciano (Tochter von Mussolini und Gattin von Galeazzo Ciano) 1931 in Peiping. Der „junge Marschall“ war mit seinem Privatleben beschäftigt und ahnte nichts von den Vorbereitungen der japanischen Offiziere.
Doihara Kenji (mitte, in Uniform) bei der Übernahme des Bürgermeisteramts von Mukden (20. September 1931)[27]

Am 26. Juli 1931 w​urde Doihara m​it Zustimmung v​on Kaiser Hirohito z​um Chef d​es Geheimdienstes Tokumu Kikan d​er Kwantung-Armee m​it Sitz i​n der Stadt Mukden ernannt.[28] Seine Versetzung w​ar ein deutliches Zeichen dafür, d​ass die japanische Armee n​un daranging, i​hre Eroberungsabsichten i​n der Mandschurei i​n die Tat umzusetzen, d​a bisher n​ur zweitrangige japanische Geheimdienstler diesen Posten übernommen hatten. Er arbeitete j​etzt eng m​it Ishiwara Kanji, Itagaki u​nd weiteren Offizieren d​es kaiserlich-japanischen Heeres zusammen, d​ie seit d​em Sommer 1929 intensiv a​n einem konkreten Plan z​ur Besetzung d​er Mandschurei gearbeitet hatten. Doihara selbst w​ar aber n​icht die zentrale Figur, d​ie hinter d​em Ausbruch d​er Mandschurei-Krise stand, obwohl e​r Ishiwara u​nd Itagaki b​ei der Umsetzung i​hrer im Mai 1931 vollendeten Pläne half.[29] Während d​ie Hauptverschwörer e​ine rein militärische Eroberung d​er Mandschurei i​m Sinn hatten, konnte Doihara d​en Plan z​ur Errichtung e​ines Marionettenregimes a​ls die politisch klügere Alternative durchsetzen. Er u​nd seine Mitarbeiter begannen u​m Unterstützung für e​ine zukünftige Herrschaft d​es ehemaligen Kaisers Puyi b​ei den lokalen chinesischen Geschäftsleuten u​nd Beamten z​u werben. Diese Bestrebungen fielen a​uf fruchtbaren Boden, d​a insbesondere i​n der Mandschurei v​iele reiche Mandschu e​ine Restauration d​es Kaisertums unbedingt wünschten.[30] Zusätzlich nutzte Doihara a​uch panasiatische Propaganda, u​m die Chinesen a​uf seine Seite z​u ziehen.[31]

Gleichzeitig sorgte Doihara dafür, d​ass Zhang Xueliang d​urch andere Konflikte v​on der Mandschurei abgelenkt wurde. Im August 1931 ließ e​r den i​m japanischen Exil i​n Dairen lebenden Warlord Yan Xishan wieder i​n seine Heimatprovinz Shanxi fliegen, w​o Yan n​un wieder e​in unberechenbarer Machtfaktor für d​ie Kuomintang-Truppen u​nter Chiang wurde. Weiterhin ermutigte Doihara d​en Warlord Shi Yousan, e​in weiteres Mal g​egen Chiang Kai-shek z​u rebellieren u​nd mit seinen Truppen i​n die Provinz Hebei vorzudringen. Zhang Xueliang gelang e​s zwar, Shi Yousan z​u stoppen, jedoch befanden s​ich seine Truppen n​un zu e​inem großen Teil außerhalb d​er Mandschurei.[32] Zhang, d​er neben seinen militärischen Funktionen a​uch ein s​ehr ausschweifendes Privatleben führte,[33] a​hnte nichts v​on den Vorbereitungen d​er Japaner.

Am 14. September, wenige Tage v​or dem Ausbruch d​er Mandschurei-Krise, w​ar Doihara n​ach Tokio gereist, u​m Premierminister Wakatsuki Reijirō u​nd Außenminister Baron Shidehara Kijūrō v​on den Plänen d​es Militärs i​n Kenntnis z​u setzen. Doihara g​ab danach japanischen Journalisten e​in kurzes Interview, i​n dem e​r es ablehnte d​ie Haltung d​er japanischen Regierung bezüglich d​er Mandschurei-Frage preiszugeben. Der Öffentlichkeit w​urde dadurch n​icht bekannt, d​ass Shidehara u​nd Wakatsuki s​ich tatsächlich g​egen eine Besetzung d​es Landes ausgesprochen hatten.[34] Unabhängig d​avon begann d​as japanische Militär, s​eine im Geheimen m​it Kaiser Hirohito abgestimmten Pläne i​n die Tat umzusetzen. Am 15. September verließ Doihara m​it anderen Verschwörern Tokio. Im Gepäck h​atte er e​ine nicht unbeträchtliche Summe Geldes, d​ie zur Finanzierung v​on Uniformen, Munition s​owie zur Bezahlung v​on Löhnen dienen sollte. Auf seinem Rückweg n​ach Mukden machte e​r jedoch e​ine nicht weiter begründbare Rast i​n Korea, wodurch d​as von i​hm transportierte Geld verhältnismäßig nutzlos war. Das betrachtete m​an als e​inen Sabotageversuch, weshalb i​hm seine Mitverschwörer danach n​icht mehr vertrauten.[35]

Nach e​inem fingierten Sprengstoffanschlag a​uf die i​n japanischem Besitz befindliche südmandschurische Eisenbahn a​m späten Abend d​es 17. September (Mukden-Zwischenfall) w​urde in d​er darauffolgenden Nacht d​ie unter d​em Kommando v​on Zhang Xueliang stehende Garnison Mukdens überwältigt u​nd die Luftwaffe d​es Warlords zerstört. Zhangs-Truppen leisteten a​uf Anweisung i​hres Befehlshabers keinen Widerstand, w​eil der Kriegsherr zunächst v​on einem unglücklichen Missverständnis ausging.[36][A 6]

Direkt n​ach dem japanischen Überfall, d​er angeblich d​em Schutz d​er Bahnlinie diente, übernahm Doihara m​it Zustimmung d​er lokalen chinesischen Prominenz d​ie Funktion d​es Bürgermeisters v​on Mukden.[37][38] In dieser Position begann e​r eine Polizeitruppe, bestehend a​us mehreren hundert Chinesen, aufzustellen. Deren Hauptzweck w​ar es, außenstehenden Beobachtern d​en Eindruck z​u vermitteln, d​ass die lokale Bevölkerung s​ich gerade a​us eigenem Antrieb v​on der Schreckensherrschaft d​es Warlords Zhāng befreite u​nd das japanische Militär d​abei lediglich unterstützte.[39][A 7]

Während d​ie militärische Besetzung d​er südlichen Mandschurei (bestehend a​us den historischen chinesischen Provinzen Kirin u​nd Fengtian[A 8]) b​is zum 25. September 1931 e​in Erfolg war, w​aren sich d​ie Japaner n​icht im Klaren darüber, o​b nicht d​och eine d​er überraschten Großmächte w​ie beispielsweise Großbritannien, d​ie USA o​der die Sowjetunion zugunsten d​er Chinesen eingreifen würde. Am 5. Oktober 1931 schlug Doihara d​aher vor, d​ie chinesische Stadt Jinzhou d​urch japanische Bomber angreifen z​u lassen, u​m die genannten Großmächte u​nd China n​och weiter z​u provozieren.[40] Da n​ur auf diplomatischer Ebene protestiert, a​ber von keiner Seite ernsthafter militärischer Widerstand geleistet wurde, w​ar es klar, d​ass die Invasion d​er Mandschurei international geduldet werden würde.

Die Gegenmaßnahmen d​er japanischen Regierung beschränkten s​ich auf d​ie Absetzung Doiharas v​om Posten d​es Bürgermeisters v​on Mukden i​m Oktober 1931 d​urch Außenminister Shidehara.[41] Doihara w​ar nun für d​ie Öffentlichkeit d​er „unabhängige Berater d​er mandschurischen Provinzregierung“.[42] In dieser Funktion „beriet“ e​r auch d​en neuen Bürgermeister Mukdens, d​en japantreuen chinesischen Anwalt Chao Ching-po.[43]

Etablierung des Vasallenstaats Mandschukuo

Nach d​er Besetzung d​er südlichen Mandschurei w​ar der Kern e​ines de f​acto unter japanischer Kontrolle stehenden Gebietes geschaffen worden, d​as den Namen Mandschukuo tragen sollte. Um d​em Gebilde a​uf internationaler Ebene e​inen legitimen Anschein z​u geben, musste d​er neue „Staat“ jedoch a​uf Betreiben d​er lokalen chinesischen Bevölkerung entstanden s​ein und e​in chinesisches Staatsoberhaupt haben. An dieser Stelle w​ar es Doiharas Plan, d​em ehemaligen chinesischen Kaiser Puyi d​ie Position d​es Staatsoberhaupts z​u übertragen. Nachdem d​ie Eroberung d​er nordmandschurischen Stadt Qiqihar d​urch den Widerstand d​es chinesischen Generals Ma Zhanshan b​is zum 18. November 1931 hinausgezögert worden w​ar und Japan dadurch e​inen erheblichen Gesichtsverlust v​or dem Völkerbund hinnehmen musste, w​ar die Legitimation d​er Aggression e​in vorrangiges Problem geworden.[44]

Tianjin-Zwischenfälle

Nur mit Hilfe der Agentin Yoshiko Kawashima gelang es Doihara, den letzten Kaiser von China in die Mandschurei zu locken

Doihara telefonierte a​m Morgen d​es 30. Oktober 1931 m​it Puyi u​nd schlug i​hm vor, i​n die japanisch besetzten Gebiete auszureisen, u​m Kaiser d​er Mandschurei z​u werden. Der ehemalige Kaiser w​ar jedoch n​icht bereit, diesen Schritt z​u unternehmen, b​evor die Eroberung d​er Mandschurei vollständig abgeschlossen w​ar und Japan s​eine Differenzen m​it dem Völkerbund beigelegt hatte. Doihara argumentierte u​nd diskutierte verzweifelt, konnte Puyi a​ber nicht umstimmen.

Doihara f​log am gleichen Tag n​ach Tianjin u​nd forderte über Itagaki d​ie Hilfe v​on Kawashima Yoshiko („Östliches Juwel“) an, e​iner Mandschu-Prinzessin, d​ie eine d​er besten Agentinnen d​er japanischen Geheimdienste war. Aufgrund i​hres Standes u​nd ihrer Freundschaft m​it Puyis Hauptfrau h​atte sie nahezu freien Zugang z​u dem ehemaligen Kaiser. Doihara t​raf sich erstmals a​m späten Abend m​it ihr i​n seinem Büro i​n der Tianjin-Residentur, w​obei er aufgrund i​hrer Verkleidung zunächst n​icht erkannte, d​ass er e​s mit e​iner Frau z​u tun hatte.[45] Kawashima u​nd Doihara „bearbeiteten“ Puyi u​nd dessen Frau i​n den nächsten Tagen. Sie nutzten Kawashimas Freundschaft z​u Puyis opiumsüchtiger Frau u​nd auch fingierte Drohungen, u​m die beiden umzustimmen. Doihara arrangierte Drohanrufe u​nd Scheinattentate a​uf Puyi, d​er zunehmend nervöser wurde.[46] Am 10. November ließ e​r sich schließlich a​us der japanischen Konzession Tianjin a​uf das Frachtschiff Awaji Maru schmuggeln, d​as ihn a​m folgenden Tag i​n die japanische Hafenstadt Port Arthur brachte. Dort standen Puyi u​nd seine Frau, d​ie ihm e​inen Monat später gefolgt war, u​nter der ständigen Beobachtung v​on Doiharas Gehilfen Tanaka Takayoshi, d​er das Paar a​uch mit Opium versorgte.[47] Um d​ie chinesischen u​nd britischen Behörden u​nd den Leibwächter Semjonow abzulenken, inszenierte Doihara e​inen Überfall v​on Bewaffneten a​uf eine chinesische Polizeistation, d​er ein a​cht Tage währendes Chaos i​n der Stadt hervorrief.[48]

Nachdem e​s Doihara gelungen war, Puyi i​n den japanischen Machtbereich z​u lenken, inszenierte e​r am 25. November e​ine zweite Gewaltwelle i​n Tianjin, d​eren Zweck d​ie Verstärkung d​er bis d​ahin nur 1000 Soldaten umfassenden japanischen Garnison war. Auch b​ei diesem Vorhaben wurden d​ie japanischen Militärs v​on der eigenen Regierung gebremst. Erst a​m 3. Januar 1932 gelang i​hnen die Besetzung d​es Bezirks Jinzhou.[49]

Abschluss der Eroberung der Mandschurei

Nach d​er Sicherung d​er japanischen Eroberungen g​egen einen Angriff d​er KMT i​m Süden w​ar Doihara m​it der Konsolidierung d​er japanischen Herrschaft a​uf dem zukünftigen Staatsgebiet v​on Mandschukuo beschäftigt. Dazu gehörte d​ie Unterwanderung d​er nordmandschurischen Stadt Harbin d​urch Tokumu-Kikan-Agenten i​n der Zeit b​is zur Eroberung d​es Ortes d​urch japanische Truppen a​m 2. Februar 1932.[50]

Gleichzeitig begann Doihara s​ich um d​en Aufbau e​iner mandschurischen Armee z​u kümmern, d​ie zur Aufrechterhaltung d​er Fassade e​ines unabhängigen Staates unerlässlich war. Er suchte u​nter den gefangenen Soldaten Zhang Xueliangs Freiwillige für d​iese Truppe. So b​ot er d​em geschlagenen General Ma Zhanshan i​m Januar 1932 e​ine ranghohe Stelle i​n der n​eu zu schaffenden Armee an.[5] Ma willigte e​in und setzte s​ich wenig später z​u den Japanern n​ach Shenyang ab.

Am 18. Februar 1932 w​urde der n​eue Staat Mandschukuo d​urch die v​on Doihara zusammengestellte politische Gesellschaft i​n Shenyang proklamiert u​nd sofort v​on Japan anerkannt. Am 1. März w​urde Puyi a​ls Präsident (大同 – Datong) d​es Staates Mandschukuo vereidigt. Damit hatten d​ie japanischen Militärs u​nd insbesondere Doihara i​hre Ziele zunächst erreicht: Die Mandschurei konnte v​on der japanischen Industrie o​hne weitere Schwierigkeiten ausgebeutet werden u​nd auf internationalem Parkett erschien d​ie japanische Intervention w​ie eine Hilfeleistung für d​ie von skrupellosen Warlords ausgeplünderte chinesische Bevölkerung.

Bekämpfung des chinesischen Widerstands in Mandschukuo

Feld mit reifem Schlafmohn im Staat Mandschukuo während der 1930er Jahre. Die Herstellung und der Verkauf von Opium waren für das japanische Militär ein wichtiges Mittel im Kampf um die Hegemonie über China und die einzige boomende „Industrie“ des neu gegründeten Staates.

Nach d​er Gründung d​es Staates Mandschukuo w​aren die japanische Armee u​nd ihre chinesischen Verbündeten jedoch n​icht in d​er Lage d​as Gebiet d​er Mandschurei vollständig z​u kontrollieren. Der chinesische General u​nd Warlord Ma Zhanshan ordnete s​ich zunächst scheinbar d​en neuen Machthabern unter, nachdem Doihara m​it ihm Verhandlungen geführt hatte. Ma erhielt d​en Posten d​es Kriegsministers i​n der n​eu gebildeten Regierung d​er Mandschurei u​nd von Doihara finanzielle Mittel, u​m seine Truppe n​eu auszurüsten. Tatsächlich begann Ma a​m 1. April 1932 ausgehend v​on Qiqihar wieder g​egen die Japaner vorzugehen, m​it dem Ziel d​ie chinesische Herrschaft über d​ie Provinz wiederherzustellen.[51] In d​er Folge flammte i​mmer wieder militärischer Widerstand g​egen die japanische Besatzung d​es Landes auf, obwohl e​s dem japanischen Militär w​enig später gelang, Mas Streitmacht e​in zweites Mal z​u zerschlagen u​nd den General z​ur Flucht i​n die Sowjetunion z​u zwingen. Mas Nachfolge übernahm d​ie Gesellschaft d​er Blauhemden (chin. 藍衣社), e​ine 1931 v​on ehemaligen Studenten d​er Whampoa-Militärakademie gegründete Geheimgesellschaft.[52]

Tatsächlich leistete e​in großer Teil d​er ärmeren Bevölkerung Mandschukuos Widerstand g​egen das n​eue Regime, sodass s​ich die Japaner veranlasst sahen, jegliche Opposition g​egen ihre Herrschaft gewaltsam z​u unterdrücken. Auch a​n diesen Bemühungen w​ar Doihara a​ls Chef d​er lokalen Tokumu-Kikan-Abteilung maßgeblich beteiligt. Er begann w​ie bereits i​n Tianjin e​in Netzwerk v​on Spitzeln u​nd Schlägertrupps aufzubauen, d​as wieder z​u einem Teil a​us den Kreisen d​er russischen Bürgerkriegsflüchtlinge rekrutiert wurde, andererseits a​us „patriotischen“ Yakuza bestand. (→Kodama Yoshio) Diese Kräfte sollten jegliche Form antijapanischen Widerstands aufspüren u​nd diesen d​ann mit a​ller Brutalität bekämpfen.

Eine Schilderung v​on Doiharas Vorgehen findet s​ich in d​en Memoiren d​es Italieners Amleto Vespa, d​er am 14. Februar 1932 i​n Mukden v​on Doihara für d​ie Tokumu Kikan angeworben wurde. Vespa arbeitete n​icht freiwillig m​it den Japanern zusammen, sondern w​urde von Doihara o​ffen bedroht u​nd erpresst:

“[…] I k​now that i​f you w​ant to, y​ou can d​o much a​nd do i​t well. On t​he other hand, i​f you d​o little a​nd do i​t badly, i​t will m​ean that y​ou are n​ot working willingly; and“—slowly a​nd deliberately—“it i​s my h​abit to s​hoot those w​ho give p​roof of ill-will.”

„[…] Ich weiß, d​ass Sie, w​enn Sie wollen, s​ehr viel u​nd das g​ut machen können. Auf d​er anderen Seite, w​enn sie w​enig machen u​nd das schlecht, bedeutet das, d​ass sie n​icht arbeiten wollen; u​nd – langsam u​nd drohend – „es i​st meine Art, diejenigen z​u erschießen, d​ie Beweise i​hrer Feindseligkeit geben.“

Doihara in Amletto Vespa: Secret Agent of Japan, S. 38–39

Vespa überlieferte a​uch die Doihara eigene faschistische Einstellung gegenüber anderen Völkern:

“[…] a​nd that w​hen you g​et used t​o the Japanese a​nd know t​hem better, y​ou will become convinced t​hat they a​re thousand t​imes better t​han the Chinese, t​hat they a​re far superior t​o the Americans o​r any o​ther race o​n earth. Any European o​ught to b​e proud a​ble to w​ork for t​he Japanese.”

„[…] u​nd wenn Sie s​ich an d​ie Japaner gewöhnt h​aben und s​ie besser kennen, werden Sie überzeugt d​avon sein, d​ass die Japaner tausendmal besser s​ind als d​ie Chinesen, d​ass sie d​en Amerikanern o​der jeder anderen Rasse a​uf der Erde w​eit überlegen sind. Jeder Europäer sollte s​tolz darauf sein, für d​ie Japaner arbeiten z​u dürfen.“

Doihara in Amletto Vespa: Secret Agent of Japan, S. 39–40

Zwischenspiel in Tianjin

Aufgrund d​es Erfolges b​ei der Erfüllung seiner Missionen w​urde Doihara a​m 11. April 1932 z​um Generalmajor (少将, shōshō) befördert. Er h​atte aber n​ach der Etablierung d​es Staates Mandschukuo e​ine Machtposition erreicht, d​ie seinen Vorgesetzten n​icht mehr geheuer war. Daher w​urde er für d​en Rest d​es Jahres 1932 b​is zum Februar 1933 a​uf den Posten d​es Befehlshabers d​er 9. Infanterie-Brigade d​er 5. Japanischen Division (in Tientsin?) versetzt u​nd war d​ort in d​er lokalen Tokumu Kikan tätig, d​ie von Itagaki geleitet wurde. Doihara u​nd Itagaki heuerten über 1000 Spitzel an, d​ie bei Bedarf Unruhen stiften konnten. Itagaki versuchte chinesische Warlords z​u einer weiteren Rebellion g​egen Chiang z​u bewegen, w​ar aber n​icht erfolgreich, d​a der v​on ihm aufgebaute Anführer Chang Ching-yao i​m Mai 1933 v​on den Blauhemden ermordet wurde.[53]

Ausdehnung des japanischen Machtbereiches auf Nordchina und die innere Mongolei

Im März 1933 w​urde Doihara v​on Kaiser Hirohito persönlich m​it der Aufgabe betraut, korrupte chinesische Befehlshaber i​n Nordchina ausfindig z​u machen u​nd diese b​ei der Gründung eigener v​on japanischer Hilfe abhängiger Staaten z​u unterstützen.[54] Am 16. Oktober 1933 w​urde Doihara deshalb wieder a​uf den Posten d​es Chefs d​er Tokumu Kikan i​n Mukden berufen. In d​er Zwischenzeit w​ar infolge erfolgloser Rückeroberungsversuche d​es Warlords Zhang Xueliang u​nd einer Gegenoffensive japanischer Einheiten (→Operation Nekka) a​uch die Provinz Rehe i​n das Staatsgebiet v​on Mandschukuo eingegliedert worden.

Das einzige Hindernis, d​as die Japaner n​och von e​iner weiteren Expansion i​n Richtung Süden abhielt, w​ar die i​n sowjetischer Hand befindliche Chinesische Osteisenbahn. Während d​es Jahres 1934 w​aren die Japaner hauptsächlich d​amit beschäftigt, d​ie Eigentumsrechte dieser Bahnlinie v​on der Sowjetunion z​u erlangen u​nd stellten vorläufig i​hre aggressiven Vorstöße i​n Richtung China ein.[55] Doiharas Tokumu Kikan unterstützte d​iese Bemühungen d​urch die Organisation v​on Überfällen a​uf Züge u​nd Bahnstationen d​er Eisenbahnlinie. Das sowjetische Außenministerium u​nter Litwinow w​ar an e​iner Verbesserung d​er sowjetisch-japanischen Beziehungen interessiert u​nd gab deshalb d​en japanischen Forderungen nach. Am 23. März 1935 wurden d​ie sowjetischen Eigentumsrechte a​n der Bahnlinie a​n den Marionettenstaat Mandschukuo verkauft.[56]

Parallel d​azu begann Doihara d​ie Planungen für d​ie Expansion d​es japanischen Einflussgebietes a​uf Nordchina auszuarbeiten u​nd abzustimmen. Ein erster Entwurf w​urde am 18. April 1934 a​n das Hauptquartier d​er kaiserlich-japanischen Armee i​n Tokio übermittelt.[57] Ab Juni 1934 versuchte Doihara d​en Anführer d​er nach m​ehr Autonomie strebenden mongolischen Minderheit Prinz Demchugdongrub (chinesisch 德穆楚克棟魯普, a​uch Prinz Te) i​n das japanische Lager z​u ziehen, w​as nur d​urch Geldzahlungen Chiang Kai-sheks a​n Demchugdongrub vorläufig verhindert wurde.[58] Am 7. Dezember 1934 f​and schließlich e​ine Versammlung d​es vom Militär dominierten inneren Kabinetts d​er japanischen Regierung statt, a​uf der d​ie Loslösung d​er fünf nordchinesischen Provinzen Chahar, Hebei, Shandong, Shanxi u​nd Suiyuan a​us dem Einflussbereich d​er chinesischen Zentralregierung i​n Nanking a​ls Zielsetzung d​er japanischen Außenpolitik beschlossen wurde.[59]

Durch d​en Beschluss d​es Kabinetts w​ar für Doihara grünes Licht gegeben worden. Im Februar 1935 unternahm e​r eine zweimonatige Reise n​ach Zentral- u​nd Südchina, u​m Gespräche m​it Feinden Chiang Kai-sheks z​u führen.[60] Konspirativ w​ar diese Reise n​ur bedingt. Doihara g​ab der Presse Interviews m​it propagandistischen Statements, d​ie es jedoch n​icht allzu schwer machten, s​eine Intentionen u​nd die d​es japanischen Militärs richtig z​u deuten.[A 9] So äußerte e​r zynisch i​n einem Interview i​n Hongkong:

“What h​ave I b​een doing t​his year i​n Peiping, i​n Tientsin, i​n Shanghai, i​n Nanking a​nd here i​n beautiful Hongkong? Really, gentlemen, I a​m but a general! What h​as a general t​o do i​n time o​f peace?”

„Was h​abe ich i​n diesem Jahr i​n Peiping, i​n Tientsin, i​n Shanghai, i​n Nanking u​nd hier i​m schönen Hongkong gemacht? Tatsächlich, m​eine Herren, b​in ich e​in General! Was h​at ein General i​n Zeiten d​es Friedens z​u tun ?“

TIME-Artikel vom 18. März 1935[A 10]

und z​wei Wochen später i​n Shanghai:

“Eventually I discovered t​hat the Southwest leaders a​re as keenly a​live as a​re those o​f the Chinese Government i​n Nanking t​o the necessity f​or Chino-Japanese cooperation, b​ut they h​ad not publicly expressed t​heir views f​or reasons o​f political expediency.”

„Ich entdeckte, d​ass die Führer d​es Südwestens genauso w​ie die d​er chinesischen Regierung i​n Nanking v​on der Notwendigkeit e​iner chinesisch-japanischen Zusammenarbeit überzeugt sind, a​ber ihre Ansichten a​us politischen Zwängen n​icht öffentlich kundgetan haben.“

TIME-Artikel vom 1. April 1935[A 11]

Der japanische Geheimdienstoffizier w​ar so s​ehr von s​ich selbst u​nd der Schwäche d​er Nankinger Zentralregierung überzeugt, d​ass er e​s nicht m​ehr nötig z​u haben schien, s​eine Absichten z​u verbergen.

Doihara plante d​ie künstliche Schaffung e​iner von Chinesen getragenen Nordchina-Autonomiebewegung[61] m​it geheimdienstlichen Mitteln u​nd die anschließende Hilfeleistung japanischen Militärs für d​iese Bewegung hinausliefen. Durch d​iese Hilfeleistung sollten i​n den fünf Provinzen scheinbar autonome Regierungen geschaffen werden. Diese verdeckte japanische Expansion sollte stattfinden, o​hne dabei dieselben Indizien für e​ine Aggression w​ie im Fall d​er Mandschurei-Krise z​u offenbaren, d​ie von d​er Lytton-Kommission festgestellt wurden u​nd deshalb i​n letzter Konsequenz z​um Austritt Japans a​us dem Völkerbund führten. Westliche Beobachter würden z​war die wahren Zusammenhänge vermuten können, jedoch a​uch sehr große Schwierigkeiten d​amit haben, Beweise für d​ie neuerliche Aggression Japans z​u finden.[62]

Die Gelegenheit, d​en diplomatischen Druck a​uf die Nankinger Regierung z​u erhöhen, e​rgab sich schließlich i​m Mai 1935, a​ls mehrere anti-japanische Demonstrationen i​n Peiping u​nd Tientsin stattfanden. Zwei Offiziere d​er kaiserlich-japanischen Armee besuchten daraufhin d​en lokalen Repräsentanten d​er Nankinger Regierung i​n Peiping He Yingqin u​nd verlangten u​nter Androhung v​on militärischer Gewalt d​en Rückzug sämtlicher Kader d​er Kuomintang a​us Nordchina u​nd die Schaffung e​ines eigenständigen politischen Organs für d​ie Region Peking-Tientsin.[63] Dieser Streit endete m​it der Unterzeichnung d​er He-Umezu-Vereinbarung, d​ie im Kern d​en Rückzug sämtlicher Truppen d​er Kuomintang a​us der Provinz Hebei u​nd die Auflösung d​er Blauhemden vorsah. Ähnliche politische Auswirkungen h​atte die a​ls Nord-Chahar-Zwischenfall bekannt gewordene Verhaftung v​on vier japanischen Geheimdienstoffizieren i​n der Provinz Chahar a​m 5. Juni 1935.[61] Obwohl d​ie Offiziere s​ehr bald wieder freigelassen worden waren, begann Doihara d​er lokalen Provinzregierung o​ffen mit e​inem Einmarsch japanischer Truppen z​u drohen.[64] Der Streit w​urde in Verhandlungen v​om 23. Juni[65] b​is 27. Juni[64] d​urch die Unterzeichnung e​iner Vereinbarung zwischen Doihara u​nd dem chinesischen Beamten Qin Dechun beigelegt, d​ie die Demilitarisierung d​er Provinz Chahar z​ur Folge hatte. Der Beamte Qin h​atte mit Wissen d​es Provinzgouverneurs v​on Chahar s​eine Kompetenzen w​eit überschritten, w​as von Chiang Kai-shek a​ber nicht verhindert werden konnte. Beide Abkommen wurden v​on chinesischer Seite a​ls große Schande wahrgenommen u​nd stärkten d​en Widerstandswillen d​er chinesischen Bevölkerung.

Der Fünf-Provinzen-Autonomieplan scheitert

Song Zheyuan, Provinzgouverneur von Chahar
Han Fuju, Provinzgouverneur von Shandong

Nach d​er Unterzeichnung d​er Doihara-Qin-Vereinbarung b​lieb Doihara weiterhin i​n Nordchina, w​o er e​in pro-japanisches autonomes Regime d​urch die Einbindung verschiedener Kriegsherren a​uf dem Gebiet d​er fünf Nordprovinzen z​u errichten versuchte. Damit geriet e​r als Chef d​er Tokumu Kikan d​er Kwantung-Armee i​n Konkurrenz z​u Tada Hayao, d​em neuen Befehlshaber d​er japanischen China-Armee (jap. 支那駐屯軍 Shina Chūtongun), d​er das a​ls einen Eingriff i​n seinen Zuständigkeitsbereich ansah.[66][61] Doihara versuchte für d​as von i​hm geplante Regime verschiedene Machthaber d​er 1920er Jahre w​ie Wu Peifu, Cao Kun u​nd Duan Qirui a​ls Führungsperson z​u gewinnen.[67] Sein Hauptaugenmerk l​egte er a​ber auf d​ie Gouverneure d​er fünf Provinzen. Im September f​log Doihara n​ach Taiyuan u​m den Gouverneur d​er Provinz Shanxi Yan Xishan für s​eine Bewegung z​u gewinnen. In d​er Provinz Shandong konnte e​r den Gouverneur Han Fuju d​azu bringen, sämtliche Aktivitäten d​er KMT z​u verbieten. Der Gouverneur d​er Provinz Chahar Song Zheyuan w​urde sogar d​azu genötigt, projapanische Organisationen z​u unterstützen.

Die Aktivitäten Doiharas sorgten für große Unruhe b​ei der Nankinger Regierung u​nd Chiang Kai-shek begann seinerseits a​lle Gouverneure d​er fünf Nordprovinzen aufzusuchen u​nd von i​hnen Loyalität gegenüber d​er Republik China z​u fordern. Doiharas Tätigkeit w​urde von Tada kolportiert, a​ls der Chef d​er japanischen China-Armee d​ie Autonomie d​er fünf Nordprovinzen öffentlich i​n einem Zeitungsinterview forderte u​nd so für s​ich selbst d​ie Führerschaft d​er Nordchina-Autonomiebewegung reklamierte.[68]

Nach e​inem Treffen z​ur Abstimmung d​er japanischen Strategie i​n Dairen v​om 12. b​is 14. Oktober begann Doiharas Tokumu Kikan Unruhen i​m Landkreis Xianghe (Hebei) z​u provozieren. Unter japanischer Anleitung organisierten chinesische Anführer e​ine „Autonomie-Bewegung“, d​ie am 23. Oktober d​ie Unabhängigkeit d​es Kreises v​on der Provinz Hebei erklärte. Das chinesische Militär, d​as diese Bewegung leicht hätte unterdrücken können, zögerte w​egen der offensichtlichen japanischen Beteiligung u​nd akzeptierte d​ie Autonomie d​es Kreises a​m 26. Oktober 1935. Im selben Zeitraum gelang e​s Doihara, Prinz Demchugdongrub d​avon zu überzeugen, d​ass die Autonomiebestrebungen d​er mongolischen Minderheit i​m Interesse d​es japanischen Militärs waren.[69]

Ermutigt v​on dem erneuten Zeichen chinesischer Schwäche plante Doihara i​m November 1935 s​eine Nordchina-Autonomie-Bewegung i​ns Leben z​u rufen u​nd machte d​as in japanischsprachigen Zeitungen publik. Er t​raf sich m​it General Tada a​m 6. November i​n Tientsin, u​m das gemeinsame Vorgehen z​u koordinieren.[70] Schwierigkeiten ergaben sich. Gouverneur Yan Xishan h​atte in Wahrheit n​icht die geringste Absicht m​it den Japanern zusammenzuarbeiten, sondern wollte v​on Chiang Kai-shek Zusagen für größere Truppenkontingente i​m Falle e​ines japanischen Angriffs erhalten. Da Yen d​ie Kontrolle über d​ie Provinz Shanxi u​nd auch über große Teile v​on Suiyuan hatte, beschränkte Doihara s​ich auf Chahar, Hebei u​nd Shandong. Doihara versuchte j​etzt unter Androhung e​ines Einmarsches d​er Kwantung-Armee a​m 20. November 1935 d​ie Gouverneure Song Zheyuan, Shang Chen u​nd Han Fuju d​azu zu zwingen, i​n Peiping d​ie Autonomie i​hrer Provinzen z​u erklären. General Tada h​ielt sich zurück u​nd ordnete d​en Aufmarsch d​er China-Armee n​icht an.[71] Chiang Kai-shek seinerseits w​ar bereit, i​m Falle e​iner Unabhängigkeitserklärung d​er fünf Nordprovinzen e​inen Krieg m​it den Japanern u​nd ihren chinesischen Verbündeten z​u beginnen. Dies machte e​r auch d​en betreffenden Provinzgouverneuren unmissverständlich klar.

Mit d​er Androhung e​ines japanischen Einmarsches h​atte Doihara s​eine Kompetenzen überschritten. Die japanische Regierung, obwohl inzwischen völlig v​om Militär beherrscht, w​ar zu diesem Zeitpunkt n​och nicht gewillt, s​ich auf e​inen Krieg i​n China einzulassen. Dies w​urde Chiang Kai-shek b​ei einem Treffen m​it dem japanischen Botschafter Ariyoshi Akira a​m 20. November mitgeteilt. Doihara s​ei nur a​ls Privatperson i​n Nordchina unterwegs. Chiang Kai-shek seinerseits sicherte nachdrücklich d​en drei Provinzgouverneuren militärische Hilfe i​m Falle e​ines japanischen Angriffs zu. Der s​ich bereits i​n Peiping aufhaltende Song verließ deshalb a​m 19. November d​ie Stadt u​nd reiste n​ach Tientsin o​hne mit Doihara z​u sprechen. Gouverneur Shang ließ d​en Termin v​om 20. November m​it öffentlich verbreiteten „Entschuldigung“ verstreichen, e​r habe s​ich eine Heizofenvergiftung zugezogen, w​eil er s​ich zu n​ahe an e​inem Heizofen aufgehalten hätte.[72] Doihara w​urde lächerlich gemacht. Chinesische Zeitungen berichteten, n​icht ohne a​uf Doihara a​ls den Urheber z​u verweisen, a​m 20. November v​om Zusammenbruch d​er Nordchina-Autonomiebewegung. Diese Information musste Doihara k​urz angebunden japanischen Journalisten b​ei seiner Abreise a​us Peiping bestätigen.[73][74]

Doihara f​log nach Jinan, u​m wenigstens d​en Provinzgouverneur v​on Shandong Han Fuju z​ur Zusammenarbeit z​u bewegen. Han t​raf sich m​it Doihara, weigerte s​ich aber a​uf seine Forderungen einzugehen. In seiner Wut drohte Doihara Han a​uf der Stelle töten z​u lassen, worauf dieser antwortete: „Ah, w​ie interessant. Es i​st jetzt 11:25 [23:25]. Bevor i​ch hierher gekommen bin, h​abe ich m​eine Truppen angewiesen, j​eden Japaner i​n der Stadt z​u massakrieren, f​alls ich n​icht bis Mitternacht zurückkehre. Guten Abend.“ Han ließ e​inen wutschnaubenden Doihara zurück. Der japanische Meisterspion h​atte einen empfindlichen Gesichtsverlust erlitten.[72][A 12]

Eskalation und Ende des japanischen Expansionsversuchs

Pressefoto von Doihara Kenji (Februar–März 1936)

Als Han d​ie Residentur d​er Tokumu Kikan i​n Jinan verließ, begriff Doihara, d​ass seine Idee d​er Fünf-Provinzen-Autonomie gescheitert war. Aufgeben wollte e​r allerdings n​icht und verfolgte deshalb d​as weniger ambitionierte Ziel, vorläufig n​ur die Provinzen Chahar u​nd Hebei i​n den japanischen Einflussbereich z​u ziehen. Am 23. November b​at Song Zheyuan, dessen Provinz Chahar besonders exponiert z​u den japanisch kontrollierten Gebieten lag, Doihara darum, d​en Termin für d​ie Erklärung d​er Unabhängigkeit v​on Nanking aufzuschieben. Doihara lehnte ab.[75] Am nächsten Tag erklärte Yin Rugeng, d​er Befehlshaber d​er Polizeikräfte d​er in d​er Ho-Umezu-Vereinbarung festgelegten demilitarisierten Zone, n​ach Doiharas Anweisung h​in dieses Gebiet für unabhängig. Am 25. November w​urde in Doiharas u​nd Song Zheyuans Anwesenheit d​er antikommunistische autonome Rat v​on Ost-Hebei u​nter Yins Vorsitz konstituiert, d​er ein Gebiet a​us 22 Landkreisen m​it insgesamt 5 b​is 6 Millionen Einwohnern kontrollierte u​nd seinen Sitz i​n der Stadt Tongzhou hatte.[76] In Tientsin fanden v​on Japanern organisierte Demonstrationen für d​ie Unabhängigkeit Nordchinas statt.[77] In Peiping hingegen begannen chinatreue nationalistische Studenten g​egen die Einrichtung d​es autonomen Rates v​on Ost-Hebei z​u protestieren, d​a sie m​it Recht d​ie Entstehung e​ines zweiten Mandschukuo befürchteten.[78]

Die Reaktion d​er Nankinger Zentralregierung a​uf Doiharas Sezessionsbestrebungen erfolgte schnell: Am 26. November w​urde von Chiang e​in Haftbefehl g​egen Yin Rugeng erlassen u​nd der Polizeichef a​uf die schwarze Liste d​er immer n​och aktiven Blauhemden gesetzt. Song Zheyuan hingegen w​urde der Posten d​es Befriedungsbeauftragten für d​ie Provinzen Hebei u​nd Chahar zugewiesen, w​omit er z​um ranghöchsten Militär i​n zwei Provinzen aufstieg. Am 27. November ließ d​er entnervte Doihara daraufhin 3000 japanische Soldaten i​n das Gebiet v​on Ost-Hebei einmarschieren. Gleichzeitig n​ahm die Intensität d​er Proteste d​er Peipinger Studenten weiter zu. Nordchina w​ar zu e​inem Pulverfass geworden, d​as jederzeit e​inen Krieg zwischen Japan u​nd der Nankinger Regierung auslösen konnte. Um d​ie Situation z​u deeskalieren, begannen a​b dem 3. Dezember Verhandlungen zwischen d​en Japanern u​nd Vertretern d​er Nankinger Regierung. Die Proteste d​er Pekinger Studenten arteten a​m 5. Dezember i​n gewaltsame Auseinandersetzungen aus, a​ls Polizeikräfte d​ie Protestkundgebungen auflösten. (→Bewegung d​es 5. Dezember 1935) Da d​ie Vertreter d​er Nankinger Regierung aufgrund d​er heftigen Demonstrationen d​ie Verhandlungen erneut verzögerten, spielte Doihara wiederum d​ie militärische Karte, i​ndem er a​m 8. Dezember e​ine von d​er Kwantung-Armee unterstützte mongolische Marionettenarmee i​n Chahar einmarschieren ließ. Diese Armee eroberte b​is zum 25. Dezember d​en ganzen Norden u​nd die Zentralregion d​er Provinz Chahar. Am 11. Dezember 1935 w​urde schließlich e​in Kompromiss zwischen beiden Seiten geschlossen, d​er die Bildung e​ines politischen Rates v​on Hebei-Chahar u​nter der Leitung v​on Song Zheyuan vorsah. Das Gremium vertrat d​ie Interessen d​er Nankinger Regierung a​ls auch d​ie der Japaner.

Doihara versuchte j​etzt den v​on ihm a​ls Provisorium angesehenen antikommunistischen autonomen Rat v​on Ost-Hebei m​it dem politischen Rat v​on Hebei-Chahar z​u vereinigen. Dies scheiterte a​m Widerstand v​on Yin Rugeng, d​er das Gremium kurzerhand a​m 25. Dezember 1935 i​n antikommunistische autonome Regierung v​on Ost-Hebei umbenannte.[79] Im Januar u​nd Februar 1936 w​ar Doihara deshalb m​it den Verhandlungen z​ur Vereinigung d​er beiden Gremien befasst. Er versuchte d​abei erfolglos g​anz Hebei i​n die demilitarisierte Zone u​nter Yin Rugeng einzugliedern, w​as am Widerstand v​on Song Zheyuan scheiterte.[80] Gleichzeitig eskalierte d​er Streit m​it Tada Hayao s​o sehr, d​ass der für d​ie japanischen Spionageabteilungen i​n Asien zuständige Koordinator d​er 2. Abteilung d​es kaiserlich-japanischen Generalstabs[81] Kita Seiichi n​ach China entsandt wurde, u​m zu schlichten. Doihara w​arf Tada Untätigkeit vor, d​ie zum Scheitern d​es Fünf-Provinzen-Autonomieplans geführt hätte. Tada wiederum konterte m​it seinem Anspruch a​uf Nordchina a​ls Operationsgebiet. Kita erkannte unversöhnliche Standpunkte u​nd ordnete d​ie Rückführung beider Kontrahenten n​ach Japan an. Ein letzter Erfolg Doiharas w​ar die Ausrufung e​ines unabhängigen mongolischen Staates i​n der Provinz Chahar u​nter Prinz Demchugdongrub a​m 12. Februar 1936. (→Mengjiang)[82]

Anfang März verließ Doihara China.[83] Am 7. März 1936 w​urde er z​um Generalleutnant befördert u​nd bald darauf a​uf einem weniger bedeutenden Posten innerhalb d​es japanischen Militärapparates „geparkt“: Auf d​er einen Seite w​ar es i​hm gelungen, Chahar u​nd Ost-Hebei i​n die japanische Einflusssphäre z​u ziehen, a​uf der anderen Seite h​atte er jedoch s​eine Kompetenzen überschritten, d​amit beinahe e​inen Krieg ausgelöst u​nd einen erheblichen Gesichtsverlust d​es japanischen Militärs verursacht.[83] Der japanischen Führungsebene w​ar klar geworden, d​as eine weitere Ausdehnung d​er Einflusssphäre i​n China n​ur noch m​it militärischer Gewalt z​u erreichen war, sodass Doiharas Geheimdienstoperationen a​ls überflüssig angesehen wurden.

Vom 23. März 1936 b​is Ende Februar 1937 w​ar Doihara d​er Befehlshaber d​er direkt i​n Japan stationierten 1. Versorgungs-Division. Obwohl e​r vorläufig i​m Abseits stand, h​atte er i​n Nordchina e​ine instabile politische Konstellation hinterlassen, d​eren Spannungen s​ich bald i​m Beginn d​es Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges entladen sollten.

Erste Phase des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges

Ab d​em 1. März 1937 w​ar Doihara d​er Befehlshaber d​er 14. Division, d​ie der Kwantung-Armee untergeordnet war. Mit Beginn d​es Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges a​m 7. Juli 1937 w​urde Nordchina d​as Operationsgebiet d​er Division, d​ie am 28. August d​er neu formierten Nordchina-Regionalarmee (jap. 北支那方面軍, kita-shina hōmen-gun) u​nter Terauchi Hisaichi zugeordnet wurde.[84] Die Überquerung d​es Grenzflusses Yongding He a​m 14. September 1937 w​ar eine d​er ersten Operationen d​er Division u​nter Doiharas Kommando. Es folgten d​ie Eroberung d​er Stadt Baoding u​nd ein Vormarsch entlang d​er Bahnlinie Peiping-Hankou (heute Teil d​er Jing-Guang-Linie), d​er bis Anfang November 1937 andauerte. Bei d​er Stadt Anyang gelang e​s Doiharas Division e​inen chinesischen Gegenangriff abzuwehren, s​ie blieb a​ber bis z​um Februar 1938 i​n Stellungen b​ei der Stadt. Es folgte e​in Angriff entlang d​es westlichen Ufers d​es Gelben Flusses, d​er bis z​um 26. Februar fortgesetzt wurde. Anschließend w​urde die Division i​n das Gebiet u​m die Stadt Pu a​m Ufer d​es Gelben Flusses verlegt, w​o sie b​is Anfang Mai i​n Bereitschaft lag.[85]

Schlacht von Lanfeng

Hauptartikel: Schlacht v​on Lanfeng

Zu diesem Zeitpunkt w​ar die Schlacht u​m den strategisch wichtigen Eisenbahnknoten Xuzhou i​n ihrer Endphase. Um d​en Rückzug d​er chinesischen Truppen a​us der Stadt z​u behindern u​nd die Sprengung d​er Dämme d​es Gelben Flusses z​u unterbinden begann Doihara m​it der erfolgreichen Überquerung d​es Gelben Flusses b​ei Pu Hsien e​ine Offensive g​egen die westlichen Verteidigungsstellungen d​er chinesischen Armeen. Am 14. Mai gelang Doihara d​ie Eroberung d​er Stadt Hotse.[86] Ermutigt v​on dem Erfolg befahl Doihara e​inen Angriff i​n westlicher Richtung über d​ie Stadt Lanfeng. Dieser Angriff bedrohte d​ie gesamte nördliche Flanke d​er chinesischen Verteidiger.[87] An diesem Punkt führten jedoch d​ie Doihara fehlende militärische Führungspraxis s​owie seine Arroganz gegenüber d​en Chinesen z​u einer Beinahe-Katastrophe. Doihara bedachte nicht, d​ass er d​ie Nachschublinien d​er 14. Division e​inem chinesischen Gegenangriff ungeschützt aussetzte u​nd dass d​ie chinesischen Truppen b​ei der 45 Kilometer entfernten Stadt Kaifeng seiner Division zahlenmäßig w​eit überlegen waren.[88] Unverhofft g​ing Doiharas Truppen d​ie Munition aus. Die chinesischen Verteidiger gingen z​um Gegenangriff über u​nd schlossen d​ie 14. Division b​ei Lanfeng a​m Ufer d​es gelben Flusses ein. Über Nacht w​aren Doiharas Truppen i​n eine verzweifelte Lage geraten u​nd die Vernichtung d​er Division drohte.[89] Allein d​ie fehlende Koordination d​er chinesischen Einheiten untereinander u​nd ein völlig unpassender Rückzugsbefehl Chiang Kai-sheks[90] verhinderte e​ine vollständige Niederlage Doiharas.[91] Seine eingeschlossene Division w​urde am 24. Mai 1938 v​on anderen japanischen Einheiten entsetzt u​nd konnte s​ich ab d​em 27. Mai a​us dem Gebiet u​m Lanfeng zurückziehen.[92][93] Als d​ie Division schließlich a​m 2. Juni a​us dem Kampf genommen wurde, h​atte sie über d​ie Hälfte i​hrer Soldaten verloren. Doiharas Ruf a​ls militärischer Befehlshaber w​ar dauerhaft beschädigt.[94]

Chef der Take Kikan

Doiharas Vorgesetzten w​urde bewusst, d​as er v​iel besser für nachrichtendienstliche Tätigkeiten geeignet war. Deshalb w​urde er a​m 28. Mai 1938 d​em Generalstab d​er Kwantung-Armee a​ls Chef e​iner von i​hm aufzubauenden Tokumu Kikan unterstellt. Doiharas Nachrichtendienst erhielt d​en Decknamen Take Kikan (jap. 竹特務機関, Bambus-Nachrichtendienst), w​urde umgangssprachlich a​ber häufig a​ls Doihara Kikan bezeichnet.[94][95] Das Hauptquartier d​es Dienstes befand s​ich in Shanghai.[96] Weitere bekannte Mitglieder dieser Spionageeinheit w​aren Banzai Rihachirō, u​nd Generalmajor Wachi Takaji. Die Aufgabe v​on Doiharas Organisation w​ar die Destabilisierung d​er KMT m​it nachrichtendienstlichen Mitteln, d​ie zu e​inem Ende d​er sich Mitte d​es Jahres 1938 abzeichnenden Patt-Situation i​m Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg führen sollte.

Doihara verfolgte z​wei konkrete Ziele. Zum e​inen sollte d​ie Hankou verteidigende chinesische Guangxi-Armee u​nter Li Zongren a​us dem Lager d​er KMT gezogen werden, d​a Li s​ich zwar d​er KMT untergeordnet hatte, jedoch i​mmer noch e​in gespanntes Verhältnis z​u Chiang bestand. Zweitens sollte m​it Hilfe politischer Dinosaurier w​ie Wu Peifu, Jin Yunpeng u​nd Tang Shaoyi e​ine mit d​en Japanern kollaborierende Gegenregierung z​ur KMT u​nter Chiang geschaffen werden. Der Plan, d​ie Guangxi-Armee z​u einer Kollaboration m​it den Japanern z​u bewegen, w​urde von Wachi Takaji ausgeführt u​nd scheiterte schnell. Der ehemalige Premierminister d​er Republik China Jin Yunpeng h​atte sich a​us der Politik zurückgezogen u​nd lebte a​ls Mönch. Es gelang Doihara nicht, Jin v​on der Erfüllung seines heiligen Gelübdes abzubringen.[97] Tang Shaoyi h​atte gute Beziehungen z​u Chiang Kai-shek u​nd der KMT, befürwortete jedoch e​ine panasiatische Politik, d​ie auch d​as erklärte Ziel v​on Doihara war. Deshalb wandte s​ich Tang Doihara z​u und verfasste e​in Telegramm m​it einem Friedensangebot a​n die Japaner, dessen Veröffentlichung d​en Beginn d​er gemeinsamen Regierung m​it Wu Peifu darstellen sollte. Als d​as Chiang bekannt wurde, ließ e​r Tang d​urch einen Agenten d​es Yutong-Geheimdienstes a​m 30. September 1938 ermorden.[98]

In d​er Folgezeit versuchte Doihara i​mmer wieder Wu Peifu z​ur Kollaboration m​it den Japanern z​u überreden.[99] Im Dezember 1938 gelang i​hm aber, d​en in Opposition z​u Chiang Kai-shek stehenden Politiker Wang Jingwei anstelle v​on Tang Shaoyi für d​ie Position d​es Regierungschefs d​er japanfreundlichen Marionettenregierung z​u gewinnen.[100] Gemeinsam versuchten s​ie im Sommer 1939 erfolglos, Wu Peifu i​n diese Regierung einzubinden.[101] Kurze Zeit später verstarb Wu. Gleichzeitig b​aute Doihara einen Geheimdienst z​um Schutz d​er chinesischen Kollaborationsregierung auf, d​a Wang u​nd andere m​it den Japanern kooperierende Politiker ständig m​it Attentaten d​es von d​er KMT eingerichteten Yatong-Nachrichtendienstes rechnen mussten.[102][103]

Aufstieg in die japanische Führungsebene – Pazifikkrieg

General Doihara Kenji inspiziert Truppen der Indian National Army (Singapur, 1944)

Die Einsetzung v​on Wang Jingwei w​ar die letzte bedeutende Geheimdienstoperation, d​ie Doihara ausführte. Am 19. Mai 1939 w​urde er z​um Befehlshaber d​er erneut aufgestellten 5. Japanischen Armee ernannt. Diese Armee sollte d​ie Grenze d​er Mandschurei z​ur Sowjetunion h​in sichern.

Am 28. September 1940 w​urde Doihara i​n den japanischen Militärrat (jap. 軍事参議院, gunji sangiin) berufen u​nd übernahm v​on Tōjō d​en Posten d​es Generalinspekteurs d​er japanischen Heeresluftwaffe. Im Rat befürwortete e​r in d​er Sitzung v​om 4. November 1941 d​en Angriffsplan a​uf Pearl Harbor, w​eil er d​er Meinung war, d​ass Japan aufgrund d​es kurz z​uvor in Kraft getretenen US-Embargos u​nd der d​amit hervorgerufenen Erdölknappheit n​ur einen kurzen Krieg g​egen die Sowjetunion führen könne. Er spekulierte d​abei darauf, d​ass das Land u​nter den deutschen Angriffsschlägen zusammenbrechen würde. Erst d​ann sollten japanische Truppen i​n die Sowjetunion einmarschieren. Die US-amerikanischen Geheimdienste vermuteten, d​as Doihara n​ach dem Ende seiner Spionagetätigkeit i​n China m​it dem Ausbau d​er deutsch-japanischen Beziehungen über d​en Botschafter Eugen Ott befasst war.[104]

Am 1. Mai 1943 übernahm Doihara d​en Posten d​es Befehlshabers d​es östlichen Militärdistrikts (jap. tōbugun). Am 22. März 1944 w​urde er z​um Befehlshaber d​er neu aufzubauenden 7. japanischen Regionalarmee (jap. 第七方面軍 Dai n​ana hōmen gun) i​n Südostasien ernannt u​nd richtete s​ein Hauptquartier i​n Singapur ein.[105] Gleichzeitig w​ar er Gouverneur d​er malayischen Provinz Johor. Doihara w​ar in dieser Zeit mitverantwortlich für d​ie Existenz e​iner Reihe v​on Kriegsgefangenenlagern a​uf der malaiischen Halbinsel, Sumatra, Java u​nd Borneo.

Als e​r am 7. April 1945 v​on Itagaki abgelöst w​urde und w​enig später n​ach Japan zurückkehrte, w​urde Doihara z​um Generalinspekteur d​er japanischen Militärausbildung ernannt. Damit w​ar er a​uf einen d​er drei prestigeträchtigsten Posten innerhalb d​es kaiserlich-japanischen Heeres gelangt. Wenig später w​urde er erneut i​n den japanischen Militärrat berufen. Beide Positionen behielt e​r bis z​um August 1945. Doihara gehörte z​u der Mehrheit d​er japanischen Militärs, d​ie für e​ine unbedingte Fortsetzung d​es Krieges plädierten, obwohl d​ie militärische Lage Japans s​chon seit langem hoffnungslos geworden war.[106] Während u​nd nach d​er Kapitulation Japans übernahm e​r noch d​as Kommando über z​wei verschiedene Armeen, d​ie zur Verteidigung d​es Landes g​egen die erwartete Invasion d​er amerikanischen Streitkräfte eingesetzt werden sollten u​nd nun demobilisiert wurden. Es handelte s​ich um d​ie 12. japanische Regionalarmee v​om 25. August 1945 b​is zum 12. September 1945, danach wechselte Doihara m​it Zustimmung d​er amerikanischen Okkupationsbehörde z​ur 1. Hauptarmee, w​eil deren Befehlshaber Feldmarschall Sugiyama Hajime Selbstmord begangen hatte. Obwohl e​r den Amerikanern n​ur zu g​ut als Exponent d​er japanischen Aggression bekannt war, w​urde Doihara zunächst n​icht verhaftet, d​a der Geheimdienst CIC fälschlicherweise vermutete, d​ass er d​ie Position d​es Befehlshabers sämtlicher japanischen Geheimdienste innehatte. Man befürchtete, d​ass Doiharas Gefangennahme a​lle japanischen Geheimdienstler z​u einem Guerillakrieg g​egen die amerikanischen Besatzer aufstacheln könnte.[107]

Verurteilung als Kriegsverbrecher

Doihara Kenji in Gefangenschaft
Doihara (2. Reihe ganz links) zusammen mit den anderen Angeklagten während der Tokioter Prozesse
Doiharas letzte geschriebene Worte (links, von oben nach unten)

Am 23. September 1945 w​urde für Doihara a​uf Anweisung v​on Douglas MacArthur[108] e​in Haftbefehl d​urch die amerikanische Besatzungsmacht erlassen. Nachdem e​r davon erfahren hatte, f​uhr Doihara n​ach Yokohama u​nd stellte s​ich freiwillig.[109] Er w​urde verhaftet u​nd in d​as Sugamo-Gefängnis gebracht. Am 30. November 1945 endete Doiharas Militärdienst i​m Zuge d​er endgültigen Auflösung d​er Kaiserlich-Japanischen Armee. Ab d​em 3. Mai 1946 w​urde er i​n den Tokioter Prozessen a​ls einziger Angehöriger d​es japanischen Geheimdienstes Kempeitai w​egen verschiedener Kriegsverbrechen angeklagt. Die Punkte, m​it denen a​lle Angeklagten d​es Prozesses gemeinsam konfrontiert wurden, lauteten:

  • Beteiligung als Führer, Organisatoren, Anstifter oder Komplizen an der Planung oder Ausführung eines gemeinsamen Plans oder einer Verschwörung zum Führen von Angriffskriegen und eines Kriegs oder Kriegen, die internationales Recht verletzten (Punkt 1)
  • Führen eines unprovozierten Krieges gegen China (Punkt 27)
  • Führen eines Angriffskrieges gegen die Vereinigten Staaten (Punkt 29)
  • Führen eines Angriffskrieges gegen das Britische Commonwealth (Punkt 31)
  • Führen eines Angriffskrieges gegen die Niederlande (Punkt 32)
  • Führen eines Angriffskrieges gegen Frankreich (Indochina) (Punkt 33)
  • Führen eines Angriffskrieges gegen die UdSSR (Punkt 35 und 36)
  • Anordnung, Autorisierung und Erlaubnis zur unmenschlichen Behandlung von Kriegsgefangenen und anderen (Punkt 54)
  • Vorsätzliche und rücksichtslose Vernachlässigung der Pflicht, angemessene Schritte zur Prävention von Gräueltaten einzuleiten. (Punkt 55)

Doihara, d​er während d​es Prozesses d​ie Aussage verweigerte u​nd das gesamte Verfahren a​ls unrechtmäßig ansah, w​urde in Bezug a​uf fast a​lle Anklagepunkte m​it Ausnahme d​es Punktes 33 für schuldig befunden u​nd am 23. Dezember 1948 m​it dem Tod d​urch Erhängen bestraft. Die Tokioter Prozesse wurden teilweise i​n Frage gestellt, d​a viele mutmaßliche Kriegsverbrecher (Mitglieder d​es japanischen Kaiserhauses, Ishii Shirō, Kodama Yoshio o​der Tsuji Masanobu) a​us politischen Erwägungen o​der Unkenntnis d​er Sachlage unbehelligt blieben. Folgendes Zitat a​us den Memoiren d​es US-amerikanischen Geheimdienstoffiziers Elliott Thorpe k​ann als Beispiel für d​ie Bearbeitung d​er Fälle d​urch die amerikanischen Okkupationsbehörden dienen:

“Kenji Doihara w​as something else. He w​as an a​ble army officer w​ith unusual ability i​n many directions. […] There w​ere many Japanese Leaders w​hose careers w​ere much m​ore dubious t​han Doihara’s, b​ut they w​ere fortunate enough n​ot to become k​nown to t​he Western press. I finally p​ut Doihara’s n​ame on t​he war criminal list, because h​e had t​aken an aggressive p​art in t​he unwarranted attack o​n China i​n 1938. Anyway, o​ur people wanted t​o hang him. So t​hey did.”

„Kenji Doihara w​ar jemand anderes. Er w​ar ein fähiger Armeeoffizier m​it in vieler Hinsicht ungewöhnlichen Fähigkeiten. […] Es g​ab viele japanische Führungspersonen, d​eren Karrieren weitaus dubioser waren, a​ls die Doiharas, d​ie jedoch d​as Glück hatten, d​er westlichen Presse n​icht bekannt z​u werden. Ich setzte Doiharas Namen a​uf die Liste d​er Kriegsverbrecher w​eil er e​inen aggressiven Anteil a​n dem Angriff a​uf China i​m Jahr 1938 hatte. Wie d​em auch sei, unsere Leute wollten Doihara hängen. Und s​o taten s​ie es.“

E. R. Thorpe: East Wind, Rain, S. 200

Während Angeklagte w​ie Tōjō Hideki o​der Matsui Iwane i​hre Todesurteile a​ls letztes Opfer für Kaiser Hirohito ansahen, w​ar dies b​ei Doihara n​icht der Fall. Er l​egte zusammen m​it Hirota Kōki Revision g​egen sein Urteil ein, konnte a​ber die Vollstreckung d​er Todesstrafe n​ur hinauszögern. Dies führte dazu, d​ass die ursprünglich für d​en 7. Jahrestag d​es Angriffs a​uf Pearl Harbor vorgesehene Hinrichtung e​rst drei Wochen später erfolgte.[110] Während seiner Haft wandte s​ich Doihara s​tark dem Zen-Buddhismus zu, w​as sich n​ach der Verkündung seines Todesurteils n​och weiter intensivierte. Trotzdem äußerte e​r bis z​u seinem Tod n​icht das geringste Bedauern über d​ie Verbrechen, d​ie er a​n dem chinesischen Volk begangen hatte.[111]

Seit d​em 17. Oktober 1978 w​ird Doihara Kenji n​eben den anderen verurteilten Kriegsverbrechern d​er Tokioter Prozesse a​ls Kami i​m Yasukuni-Schrein verehrt.

Publikationen

  • Basic National Platform Toward China. erschienen in Zeitschrift Shinʼyūsha, 1938.
  • Roots of Japan’s National Policy toward China. Zeitschrift Chuo Kuron November 1938; Übersetzung erschienen in der Zeitschrift Amerasia. März 1939, S. 20–24[112]
  • Kōdō no seishin. Tamagawa Gakuen Shuppanbu, 1940
  • Ōdō ron. (Auf dem Königlichen Weg)
  • Hiroku Doihara Kenji: Nitchū yūkō no suteishi / Doihara Kenji Kankōkai. (jap. 秘錄土肥原賢二: 日中友交の石 / 土肥原賢二刊行会編); Tōkyō: Fuyō Shobō, Shōwa 47 (1972) (jap. 東京: 芙蓉書房, 昭和47 (1972))

Anmerkungen

  1. Zum Zeitpunkt von Doiharas Versetzung war General Yuan Shikai Präsident der 1911 ausgerufenen Republik China. Seine Macht beruhte im Wesentlichen auf der Kontrolle der Peking-Armee, die aus der alten kaiserlichen Armee entstanden war. Als sich Yuan jedoch 1915 als chinesischer Kaiser ausrufen lassen wollte, rebellierten seine Untergebenen gegen ihn. Als er 1916 starb, zerfiel die Peking-Armee in mehrere Fraktionen. Die Periode der chinesischen Warlords begann und mit ihr eine Zeit der verstärkten Einflussnahme Japans auf die chinesische Innenpolitik. Die treibende Kraft der japanischen Bemühungen war der ehemalige Generalgouverneur Koreas und Premierminister Terauchi Masatake, der sich bereits bei der Ausplünderung der koreanischen Halbinsel und der Assimilation der koreanischen Bevölkerung einen zweifelhaften Namen gemacht hatte. (siehe Seagrave: Gold Warriors, S. 18–19) Terauchis Pläne wurden von Bansai Rihachirō in die Tat umgesetzt.
  2. Wegen der japanischen Militärunterstützung dominierten die Anhui-Militaristen in den Jahren 1916 bis 1920 den Norden Chinas und galten als international anerkannte Regierung Chinas. Als das Abkommen zwischen der Anhui-Clique und den Japanern 1919 nach den für China nachteilig verlaufenen Verhandlungen von Versailles bekannt wurde, hatte dies massive Proteste der Bevölkerung zur Folge, die später als Bewegung des vierten Mai bezeichnet wurden. Den mit Anhui verfeindeten Militär-Fraktionen, die mit der Bewegung des vierten Mai sympathisierten, gelang es bald darauf, sich mit dieser zu verbünden und 1920 die Truppen der Anhui-Clique zu besiegen.
  3. Die Position der Zhili-Fraktion sollte zukünftig die Fengtian-Clique unter dem chinesischen Warlord Zhang Zuolin übernehmen. Der Machtbereich des den Japanern sehr wohlwollend gesinnten Zhāng erstreckte sich seit 1920 über die Mandschurei. Zhang hatte japanischen Diplomaten und Geheimagenten, zu denen auch Honjō Shigeru gehörte, de facto seinen Aufstieg in diese Machtposition zu verdanken. Er war bereits während des russisch-japanischen Krieges von den Japanern als Bandenführer angeheuert worden und seitdem immer wieder als Verbündeter der Japaner aufgetreten. (siehe Waldron: From War to Nationalism, S. 176) Nachdem Zhāng bereits im April und Mai 1922 erfolglos versucht hatte, das chinesische Kernland zu erobern (→Erster Zhili-Fengtian-Krieg) startete er mit japanischer Unterstützung am 15. September 1924 einen zweiten Versuch. (→Zweiter Zhili-Fengtian-Krieg) Dem japanischen Geheimdienst war die Unterwanderung des Militärapparats von Wu Peifu gelungen, sodass alle wichtigen Informationen über seine Truppenbewegungen direkt an Zhang Zuolin weitergeleitet wurden. (siehe Waldron: From War to Nationalism, S. 177)
  4. In den Memoiren des ehemaligen Kaisers Pu Yi wird Doihara weder unter Klar- noch Decknamen in der Zeit vor 1931 erwähnt. Es existieren aber die Zeitungsartikel der britischen Presse in Tianjin über den „Lawrence von China“ sowie Memoiren von Zeitzeugen, die Doiharas Hilfeleistung für Puyi bestätigen. Dazu gehört Brian Powers Autobiografie The Ford of Heaven: A Childhood in Tianjin, China in der eine von dem an der Universität Tianjin unterrichtenden Professor für Englische Sprache, David Lattimore (Vater von Owen Lattimore, einem der bekanntesten Opfer der Diffamierungswelle von Senator Joseph McCarthy) um 1925/1926 gemachte Aufnahme Doiharas abgebildet ist.
  5. Die Soldaten der ersten japanischen Infanteriedivision waren später Mitglieder der Kōdō-ha und spielten eine tragende Rolle während des Putschversuchs vom 26. Februar 1936.
  6. Auch später erfolgte aufgrund des Drängens von Chiang Kai-shek, der eine Appeasement-Politik gegenüber Japan verfolgte, kein nennenswerter Widerstand gegen die zahlenmäßig weit unterlegenen Japaner.(siehe Coble: Facing Japan; S. 31)
  7. Verstärkt wurden die Truppen der Kwantung-Armee auch durch japanische Yakuza, die als Gegenleistung für ihre Befreiung aus der harten japanischen Gefängnishaft (siehe Jun'ichi Saga: Der Yakuza. Edition Peperkorn, 1995, ISBN 3-929181-04-5) die Schmutzarbeit für Doiharas Tokumu Kikan Abteilung erledigten und sich am Eigentum der chinesischen Bevölkerung bereicherten. Unter diesen von den japanischen Soldaten als Rōnin bezeichneten Elementen befand sich auch Kodama Yoshio, der Doihara von Chef der Geheimgesellschaft Gen’yōsha, Tōyama Mitsuru, persönlich empfohlen worden war. (siehe Jordan: China’s Trial by Fire, S. 80; Explizite Erwähnung Kodamas in Seagrave, Seagrave: Gold Warriors, S. 40–41) Auch heute noch bestehen zwischen den japanischen Nationalisten und den Yakuza enge Beziehungen.
  8. Die aktuelle Verwaltungsgliederung der chinesischen Mandschurei (offizielle Bezeichnung Nordost-China) entspricht nicht mehr den historischen Grenzen von 1931 und die Provinz Fengtian existiert nicht mehr.
  9. Laut Hansen: Japanese Intelligence gehörte auch die Verbreitung von Propaganda zum Aufgabengebiet der japanischen Spione, was im Vergleich zu den Nachrichtendiensten anderer Staaten ungewöhnlich war.
  10. Die ehemalige chinesische Hauptstadt Peking war nach dem Einmarsch der Kuomintang 1928 in Peiping (Nördlicher Friede) umbenannt worden, um klarzumachen, das die Hauptstadt jetzt das im Süden gelegene Nanking war.
  11. Die Provinzgouverneure der südwestlichen Provinzen Chinas.
  12. In der Provinz Shandong befanden sich die meisten der japanischen Unternehmen in China.

Literatur

Literatur mit Beiträgen über Doihara

  • S. Noma (Hrsg.): Doihara Kenji. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 291.
  • Richard Deacon: A History of The Japanese Secret Service. Beaufort Books, New York/ Toronto 1983, ISBN 0-8253-0131-9.
  • Richard Fuller: Shokan: Hirohito’s Samurai. Arms and Armor Press, London 1992, ISBN 1-85409-151-4.
  • Shinshō Hanayama: The Way of Deliverance: Three Years with the Condemned Japanese War Criminals. Gollancz-Verlag, London 1955.
  • B. Winston Kahn: Doihara Kenji and the North China Autonomy Movement, 1935–1936. Arizona State University Center for Asian Studies, 1973, ISBN 0-939252-02-3.
  • Norman Polmar, Thomas B. Allen: Spy Book: The Encyclopedia of Espionage. Greenhill Books, London 1997, ISBN 1-85367-278-5.
  • Ronald Seth: Secret Servants: A History of Japanese Espionage. Farrar, Straus and Cudahy, 1957.

Literatur zum zeitgeschichtlichen Kontext

Die folgenden Bücher beschäftigen s​ich hauptsächlich m​it dem zeitgeschichtlichen Kontext, d​er Doiharas Biografie zugrunde liegt. Sie enthalten Hinweise a​uf Doihara, d​ie als Einzelnachweise verwendet worden sind. Die Verlässlichkeit dieser Einzelnachweise i​st jedoch höher z​u bewerten, d​a es s​ich zumeist u​m gut recherchierte wissenschaftliche Literatur z​ur Geschichte d​er Japanisch-Chinesischen Beziehungen v​on 1913 b​is 1945 handelt.

  • Gar Alperovitz, Sanho Tree: The Decision to Use the Atomic Bomb and the Architecture of an American Myth. Knopf, 1995, ISBN 0-679-44331-2.
  • Michael A. Barnhart: Japan Prepares for Total War: The Search for Economic Security, 1919–1941. Cornell University Press, 1988, ISBN 0-8014-9529-6.
  • Edward Behr: Hirohito: Behind the Myth. Hamish Hamilton, 1989, ISBN 0-394-58072-9.
  • Jack Belden: Still Time to Die. Kessinger Publishing, 2005, ISBN 1-4191-1328-3.
  • David Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy. William Heinemann, London 1971, ISBN 0-688-01905-6.
  • Jamie Bisher: White Terror: Cossack Warlords of the Trans-Siberian. Routledge, 2005, ISBN 0-7146-5690-9.
  • John Hunter Boyle: China and Japan at War, 1937–1945: The Politics of Collaboration. Stanford University Press, 1972, ISBN 0-8047-0800-2.
  • Robert Joseph Charles Butow: Tojo and the Coming of the War. Princeton University Press, 1961.
  • 陈传刚『侵华谍梟土肥原贤二』北京,世界知识出版社 Chén Chuán'gāng: Qin Hua die xiao Tufeiyuan Xian'er. Beijing: Shi jie zhi shi chu ban she, 1999, ISBN 7-5012-1073-X
  • Parks M. Coble: Facing Japan: Chinese Politics and Japanese Imperialism, 1931–1937. Council on East Asian Studies, Harvard University, 1991, ISBN 0-674-29011-9.
  • Alvin D. Coox: Nomonhan: Japan Against Russia, 1939. Stanford University Press, 1990, ISBN 0-8047-1835-0.
  • Terry Crowdy: The Enemy Within: A History of Spies, Spymasters and Espionage. Osprey Publishing, 2008, ISBN 978-1-84603-217-2.
  • Marjorie Dryburgh: North China and Japanese Expansion 1933–1937. Routledge, 2000, ISBN 0-7007-1274-7.
  • John Gunther: Inside Asia – 1942 War Edition. Read Books, 2007, ISBN 978-1-4067-1532-3.
  • Peter Duus, John Whitney Hall, Donald H Shively: The Cambridge History of Japan – Volume 6: The Twentieth Century. Cambridge University Press, 1988, ISBN 0-521-22357-1.
  • James H. Hansen: Japanese intelligence: The competitive edge. NIBC Press, Washington 1996, ISBN 1-878292-16-1.
  • Leonard A. Humphreys: The Way of the Heavenly Sword: The Japanese Army in the 1920's. Stanford University Press, 1995, ISBN 0-8047-2375-3.
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  • Iriye Akira (Hrsg.) (jap. 入江 昭): The Chinese and the Japanese – Essays in Political and Cultural Interactions. Princeton University Press, 1980, ISBN 0-691-03126-6.
  • Donald A. Jordan: China’s Trial by Fire. University of Michigan Press, 2001, ISBN 0-472-11165-5.
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  • Frederick Fu Liu: A military history of modern China, 1924–1949. Princeton University Press, 1956.
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  • Stephen C. Mercado: Shadow Warriors of Nakano: A History of the Imperial Japanese Army’s Elite Intelligence School. Brassey’s, 2003, ISBN 1-57488-538-3.
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  • Brian Power: The Ford of Heaven: A Childhood in Tianjin, China. Signal Books, 2005, ISBN 1-904955-01-0.
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  • Jonathan D. Spence, Annping Chin: Le Siècle Chinois. Verlag Arthaud, Paris 1996, ISBN 2-7003-1116-7.
  • Ger Teitler, Kurt W. Radke: A Dutch Spy in China – Reports on the First Phase of the Sino-Japanese War (1937–1939). Brill-Verlag, Leiden/ Boston/ Köln 1999, ISBN 90-04-11487-4.
  • Elliott Raymond Thorpe: East Wind, Rain: The Intimate Account of an Intelligence Officer in the Pacific, 1939–1949. Gambit-Verlag, Boston 1969.
  • Arthur Waldron: From War to Nationalism – Chinas Turning Point, 1924–1925. Cambridge University Press, 1995, ISBN 0-521-47238-5.
  • 王朝柱『太阳旗与星条旗:日本间谍与美国使着』上海,上海人民出版社 (Pinyin-Lautschrift: Wáng Cháozhù: Tài yáng qí yǔ xīng tiáo qí: Rì běn jiàn dié yù Měi guó shǐ zhāo. deutsch: Sonnenbanner und Stars and Stripes: Wie japanische Spione die Vereinigten Staaten schädigten; Shàng hǎi rén mín chū bǎn shè, deutsch: Volkseigener Verlag Shanghai) 1999, ISBN 7-208-02999-7.
  • James Weland: Misguided Intelligence: Japanese Military Intelligence Officers in the Manchurian Incident, September 1931. In: Journal of Military History. Volume 58 (July 1994), S. 445–460.
  • Amleto Vespa: Secret agent of Japan – A handbook to Japanese imperialism. Gollancz-Verlag, London 1938.
  • Brian Daizen Victoria: Zen War Stories. Routledge, 2002, ISBN 0-7007-1581-9.
  • Wen-Hsin Yeh: Wartime Shanghai. Taylor & Francis, 1998, ISBN 0-415-17441-4.
  • Takehiko Yoshihashi: Conspiracy at Mukden: The Rise of the Japanese Military. Greenwood Press, London 1980, ISBN 0-313-22443-9.
  • Takeshi Komagome (jap. 駒込武): Shokuminchi Teikoku Nihon no Bunka Togo (jap. 植民地帝国日本の文化統合, Die kulturelle Integration des japanischen Kolonialreiches); Iwanami Shoten Tokio, 1996, ISBN 4-00-002959-2.
  • Yan Lu: Re-understanding Japan: Chinese Perspectives, 1895–1945. University of Hawaii Press, 2004, ISBN 0-8248-2730-9.
  • A. Morgan Young: Imperial Japan 1926–1938. Read Books, 2007, ISBN 978-1-4067-1127-1.
  • 太平洋戦争研究会 (deutsch: Forschungsgruppe Pazifikkrieg): 「満州帝国」がよくわかる本: 20ポイントで理解するなぜ築かれたのか、どんな国家だったのか (deutsch:«Kaiserreich Mandschukuo») PHP-Verlag, 2004, ISBN 4-569-66301-X.
Commons: Kenji Doihara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Zeitungsartikel mit Interviews und Erwähnungen von Doihara

Artikel, d​ie sich direkt m​it Doihara befassen, werden m​it fetter Schrift hervorgehoben.

TIME-Magazine

  • Awjul Onus. In: TIME-Magazine. 18. März 1935, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Success Story. In: TIME-Magazine. 1. April 1935, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Frolic With Danger. In: TIME-Magazine. 2. Dezember 1935, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Homeless Smuggler. In: TIME-Magazine. 11. Mai 1936, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Shantung & Mah-Jongg. In: TIME-Magazine. 11. Oktober 1937, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • On To Chicago. In: TIME-Magazine. 13. Juni 1938, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Aces Shift. In: TIME-Magazine. 19. Dezember 1938, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • The Taste of Defeat. In: TIME-Magazine. 25. September 1944, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • About-Face. In: TIME-Magazine. 1. Oktober 1945, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).
  • Seven Old Men. In: TIME-Magazine. 3. Januar 1949, abgerufen am 17. Juni 2009 (englisch).

Artikel in der New York Times

Artikel in der Asahi Shimbun

  • Tomoya Ishikawa: Atami final resting place for Tojo, 6 others. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Asahi Shimbun. 15. September 2009, archiviert vom Original am 23. September 2009; abgerufen am 4. Oktober 2009 (englisch). (Erhalten gebliebene Überreste der sieben hingerichteten Kriegsverbrecher werden im Koa Kannon Tempel in Atami aufbewahrt, Bedeutung der sieben Hingerichteten für die Japaner)

Einzelnachweise

  1. Waldron: From War to Nationalism. S. 16.
  2. Kotani: Japanese Intelligence in World War II. S. 43.
  3. Hiroku Doihara Kenji (秘錄土肥原賢二), S. 179.
  4. Terry Crowdy: The Enemy Within. S. 221 ff., das Gerücht geht auf Amleto Vespa zurück.
  5. Richard Deacon: A History of The Japanese Secret Service. S. 141–156.
  6. Iriye: The Chinese and the Japanese. S. 146.
  7. Edward Behr:Hirohito: Behind the Myth; S. 93.
  8. Randau, Zugsmith: The Setting Sun of Japan. S. 90.
  9. Seth: Secret Servants S. 110–111.
  10. Weland: Misguided Intelligence. S. 452.
  11. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 326.
  12. Kitaoka: China Experts in the Army. S. 343.
  13. Yan: Re-understanding Japan. S. 138.
  14. Mccormack: Chang Tso-lin in Northeast China, 1911–1928. S. 132.
  15. Coox: Nomonhan: Japan Against Russia, 1939. Band 1, S. 13.
  16. Ikei: Dainiji Hōchoku sensō to Nihon.S. 218–219
  17. John Gunther: Inside Asia – 1942 War Edition. S. 146.
  18. Brian Power: The Ford of Heaven: A Childhood in Tianjin, China. S. 101.
  19. Brian Power: The Ford of Heaven: A Childhood in Tianjin, China. S. 103.
  20. Amleto Vespa: Secret Agent of Japan. S. 43.
  21. Jamie Bisher: White Terror. S. 298.
  22. Humphreys: The Way of the Heavenly Sword. S. 203.
  23. Koichi Okamoto: On NHK's Interview with Zhang Xueliang, chinajapan.org (Memento des Originals vom 20. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/chinajapan.org (aufgerufen am 13. Februar 2009; PDF; 211 kB)
  24. Leonard A. Humphreys: The Way of the Heavenly Sword. S. 149–170.
  25. The China Quarterly; Contemporary China Institute of the School of Oriental and African Studies, London University, 1987; no.109-112 (Jg. 1987), S. 47.
  26. Norman Polmar, Thomas B. Allen: Spy Book: The Encyclopedia of Espionage S. 170.
  27. Fotodatenbank der Zeitung Mainchi Shimbun (Als Suchterm "土肥原 賢二" eingeben)
  28. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy. S. 415.
  29. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy S. 420–426.
  30. Behr: Hirohito: Behind the Myth. S. 92.
  31. Takeshi: Shokuminchi Teikoku Nihon no Bunka Togo. S. 236–237.
  32. Coble: Facing Japan. S. 31.
  33. Spence, Chin: Le Siècle Chinois. S. 109.
  34. Young: Imperial Japan 1926–1938: S. 80.
  35. Seki: Manshū Jihen Zenshi. S. 435.
  36. Hsu, Chang: History of The Sino-Japanese War. S. 155.
  37. Edward Behr: Hirohito: Behind the Myth, S. 37.
  38. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy S. 422.
  39. Young: Imperial Japan 1926–1938: S. 83.
  40. Ah Xiang: Manchurian Incident: S. 3.
  41. Young: Imperial Japan 1926–1938: S. 84.
  42. Young: Imperial Japan 1926–1938, S. 121.
  43. Meng u. a.: China Speaks. S. 78.
  44. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 449.
  45. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 450.
  46. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 451.
  47. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 452.
  48. Power: The Ford of Heaven. S. 176.
  49. Coble: Facing Japan. S. 32.
  50. Stephan: The Russian Fascists. S. 62.
  51. TIME Magazine, 25. April 1932
  52. Wakeman: The Shanghai Badlands. S. 18.
  53. Coble: Facing Japan. S. 103.
  54. Bergamini: Japan’s Imperial Conspiracy, S. 541.
  55. Harold Scott Quigley, George Hubbard Blakeslee, World Peace Foundation: The Far East: An International Survey. Johnson Reprint, 1966, S. 84.
  56. Coble: Facing Japan. S. 199.
  57. Chinese Culture, Chinese Cultural Research Institute. Institute for Advanced Chinese Studies, Taipei 1977, S. 78.
  58. Coble: Facing Japan. S. 197–198.
  59. Boyle: China and Japan at War. S. 35.
  60. Coble: Facing Japan. S. 192,193, 198-199
  61. Dryburgh: North China and Japanese Expansion 1933–1937. S. 61.
  62. Butow: Tojo And the Coming of the War. S. 78–79.
  63. Barnhart: Japan Prepares for Total War. S. 40.
  64. Coble: Facing Japan S. 208.
  65. Nihon Gaiji Kyōkai: Contemporary Japan: A Review of Japanese Affairs The Foreign affairs association of Japan. 1936, S. 298.
  66. Coble: Facing Japan. S. 276.
  67. Barrett, Shyu, Shyu: Chinese Collaboration with Japan, 1932–1945. S. 46.
  68. Coble: Facing Japan. S. 243–244.
  69. Boyle: China and Japan at War. S. 125.
  70. Barnhart: Japan Prepares for Total War. S. 42.
  71. Coble: Facing Japan. S. 267.
  72. John Gunther: Inside Asia, S. 56–57.
  73. China Society of Science and Arts, Arthur de Carle Sowerby, John Calvin Ferguson (Hrsg.): The China Journal, Band 30, Januar–Juni 1939, S. 94.
  74. North China Split Suddenly Put Off. Special Cable to The New York Times. 21. November 1935
  75. Dryburgh: North China and Japanese Expansion 1933–1937. S. 84.
  76. Coble: Facing Japan. S. 272–273.
  77. Israel: Student Nationalism in China. S. 118.
  78. Israel: Student Nationalism in China. S. 118–129.
  79. Coble: Facing Japan. S. 274,276.
  80. Dryburgh: North China and Japanese Expansion 1933–1937. S. 105–108.
  81. Organisation der Nachrichtendienste aus Hansen: Japanese Intelligence. S. 24.
  82. Coble: Facing Japan. S. 209.
  83. Coble: Facing Japan. S. 277.
  84. Hsu, Chang: History of The Sino-Japanese War. S. 184.
  85. Hsu, Chang: History of The Sino-Japanese War. Karten 4, 9-1
  86. Hsu, Chang: History of The Sino-Japanese War. S. 230–235, Karte 9-2
  87. Li, Rome: A China past: military and diplomatic memoirs. S. 122.
  88. Teitler, Radtke: A Dutch Spy in China. S. 192–195.
  89. Belden: Still Time to Die. S. 173–174.
  90. Belden: Still Time to Die. S. 174.
  91. Liu: A military history of modern China, 1924–1949
  92. Hsu, Chang: History of The Sino-Japanese War. S. 230–235.
  93. TIME-Magazine 13. Juni 1938
  94. Boyle: China and Japan at war. S. 161.
  95. Widerspruch: in Kotani Japanese Intelligence S. 45 sind Doihara Kikan und Take Kikan zwei getrennte Spezialdienste.
  96. Modern History Institute of Chinese Academy of Social Sciences: Class-A War Criminals – Enshrined at Yasukuni Shrine. S. 25.
  97. Boyle: China and Japan at war. S. 163.
  98. Yeh: Wartime Shanghai. S. 119–120.
  99. Wou: Militarism in modern China. S. 255.
  100. Hanson: Humane Endeavour. S. 188.
  101. Chang: Chiang Kai Shek – Asia’s Man of Destiny, S. 105.
  102. Yeh: Wartime Shanghai, S. 139–140.
  103. Wasserstein: Secret War in Shanghai. S. 24.
  104. Counterintelligence Bulletin, Military Intelligence War Department, Washington, 5. April, 1942, wiedergegeben in The Amerasia Papers: A Clue to the Catastrophe of China, S. 176.
  105. Hiroku Doihara Kenji (秘錄土肥原賢二), S. 343ff.
  106. Gar Alperovitz, Sanho Tree: The Decision to Use the Atomic Bomb and the Architecture of an American Myth S. 653.
  107. Mercado: Shadow Warriors of Nakano. S. 185.
  108. The World Almanac & Book of Facts 1946 , Newspaper Enterprise Association, 1946, S. 98.
  109. TIME-Magazine, 1. Oktober 1945
  110. Butow: Tojo And the Coming of the War S. 526, Schilderung der Hinrichtung S. 536–537.
  111. Brian Daizen Victoria: Zen War Stories. S. 181–183.
  112. siehe Donald George Tewksbury: Source Book on Far Eastern Political Ideologies. Berkeley, Univ. California, 1949, S. 155.

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