De Dietrich (Niederbronn)

De Dietrich w​ar ein Hersteller v​on Automobilen u​nd Eisenbahnwagen a​us Niederbronn i​m Elsass. Diese Region gehörte damals z​um Deutschen Reich.

De Dietrich et Cie
Rechtsform Abteilung
Gründung 1897
Auflösung 1904
Auflösungsgrund Aufgabe dieser Branche
Sitz Niederbronn, Deutsches Reich
Leitung Eugène de Dietrich
Branche Automobilindustrie, Eisenbahnindustrie

Vorgeschichte und Hintergrund

Der Konzern De Dietrich e​t Cie existierte s​eit den 1680er Jahren i​n Frankreich. Zumindest u​m 1870 l​ag der örtliche Schwerpunkt i​m Elsass u​nd teils i​n Lothringen. Die Abteilung für Eisenbahnfahrzeuge De Dietrich Ferroviaire w​ar in Reichshoffen ansässig. Die Niederlage Frankreichs i​m Deutsch-Französischen Krieg v​on 1870–1871 führte dazu, d​ass das Unternehmen n​un seinen Sitz i​m deutschen Reichsland Elsaß-Lothringen hatte. Es drohte d​er Verlust d​es französischen Marktes.[1] 1880 w​urde daher e​ine Niederlassung i​m französischen Lunéville gegründet,[1] d​ie später a​ls Société d​e Dietrich e​t Cie d​e Lunéville firmierte.

Geschichte

Eine Absatzrückgang i​n den 1890er Jahren führte dazu, d​ass sich d​er Konzern n​ach einem weiteren Produktionszweig umsah: Automobile.[1]

Eugène d​e Dietrich leitete z​u der Zeit d​as Hauptwerk. Zwei Quellen g​eben an, d​ass er 1896 e​in Abkommen m​it Amédée Bollée Junior traf, u​m eines seiner Fahrzeuge i​n Lizenz z​u fertigen.[2][3] 1897 begann d​ie Produktion. Der Markenname lautete De Dietrich. Bereits n​ach kurzer Zeit w​ar das Modell n​icht mehr g​ut genug.[2][3][4] Zur Verbesserung beauftragte e​r die Niederlassung i​n Lunéville m​it der Entwicklung u​nd Anfertigung stärkerer Rahmen.[2][3]

Die Modelle n​ach Bollée-Art veralteten schnell. 1899 w​urde vereinbart, e​in kleines Modell v​on Vivinus i​n Lizenz z​u fertigen.[1]

1901 w​urde Eugène d​e Dietrich b​ei einer Automobilausstellung a​uf den Bugatti & Gulinelli Type 2 aufmerksam, d​en Ettore Bugatti für Bugatti & Gulinelli entworfen hatte. 1902 stellte e​r Bugatti a​ls Konstrukteur ein. Bugatti entwarf v​ier Modelle, d​ie auch a​ls Dietrich-Bugatti bekannt wurden. Großer Markterfolg stellte s​ich nicht ein. 1904 w​urde Bugatti entlassen. Im gleichen Jahr g​ab De Dietrich d​en Automobilbau i​n Niederbronn auf.

1905 splittete s​ich die französische Abteilung komplett v​om De-Dietrich-Konzern ab. Das n​eue Unternehmen hieß Société Lorraine d​es Anciens Établissements d​e Dietrich e​t Cie. Als Markenname w​urde Lorraine-Dietrich gewählt.[5]

Die Burlington Carriage Company vertrieb d​ie Fahrzeuge beider De-Dietrich-Marken i​m Vereinigten Königreich.[6]

Fahrzeuge

Das e​rste Modell Voiturette w​ar ein leichtes Dreirad d​er Voiturette-Klasse. Genannt werden Zweizylindermotor u​nd Riemenantrieb.[7]

Darauf folgten vierrädrige[7] Fahrzeuge m​it einem verstärkten Fahrgestell u​nd liegende Zweizylindermotoren v​on Bollée. Der Motor d​es 6 PS h​at 95 m​m Bohrung, 160 m​m Hub, 2268 cm³ Hubraum u​nd etwa 6 PS Leistung.[4] Beim 9/10 PS s​orgt die erweiterte Bohrung v​on 110 m​m für 3041 cm³ Hubraum u​nd 9 PS Leistung.[4] Gemeinsamkeit i​st eine Glührohrzündung u​nd Riemenantrieb. Diese Modelle g​ab es a​uch aus französischer Produktion, d​ort 6 CV u​nd 9 CV genannt.

De Dietrich stellte a​uf der Motorwagen-Ausstellung, d​ie vom 17. b​is zum 24. September 1898 i​n Düsseldorf stattfand, e​in Fahrzeug aus.[8] Der Jagdwagen b​ot auf z​wei Bänken s​owie einem Notsitz fünf Personen Platz. Der Zweizylindermotor m​it 6 PS Leistung w​ar vorne i​m Fahrzeug montiert u​nd trieb über Riemen u​nd konische Räder d​ie Hinterachse an. Das Getriebe h​atte vier Gänge. Das Leergewicht w​ar mit 840 kg angegeben u​nd die Höchstgeschwindigkeit m​it 30 km/h.

Das Modell n​ach Vivinus-Lizenz w​ar ebenfalls e​ine leichte Voiturette o​der Kleinwagen. Angegeben s​ind ein Einzylindermotor, 715 cm³ Hubraum u​nd 3,5 PS Leistung.[9] Als Bauzeit i​st 1899 b​is 1900 angegeben,[10][11] allerdings i​st für e​in erhaltenes Fahrzeug e​ine Erstzulassung 1901 bekannt[9].

Die Dietrich-Bugatti a​us der Zeit v​on 1902 b​is 1904 w​aren der 20 PS, 24/28 PS, 30/35 PS u​nd 50/60 PS.

Zwischen 1897 u​nd 1902 wurden a​uch Lastkraftwagen gefertigt.[12]

Erhaltene Fahrzeuge

De Dietrich nach Vivinus-Lizenz. In der Seitenansicht wird die Ähnlichkeit deutlich.

Ein blauer 6 CV w​ar im Technik-Museum Speyer ausgestellt[13] – d​ort explizit m​it der Angabe Produktionsort Niederbronn. Eine Quelle datiert i​hn auf d​as Jahr 1898.[14] Als Karosseriebauform w​ird Duc genannt. Es i​st ein Phaeton m​it einer Sitzbank i​n Fahrzeugmitte u​nd einer Notsitzbank hinter d​er Hinterachse.

Ein 3,5 PS nach Vivinus-Lizenz gehört zum Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Der Wagen mit einem Aufbau als Vis-à-vis stammt von 1901 und stand in der Vergangenheit als Leihgabe im Pantheon Basel in Muttenz.[9] Das Fahrzeug wurde schon beim London to Brighton Veteran Car Run eingesetzt.[15]

Der Nachbau e​ines 50/60 PS s​tand ebenfalls i​m Technik-Museum Speyer.[13]

Stückzahlen

Es i​st nur bekannt, d​ass zwischen 1902 u​nd 1904 j​e nach Quelle k​aum 60[16] o​der 64[17] Fahrzeuge n​ach Entwürfen v​on Bugatti gefertigt wurden.

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Einzelnachweise

  1. James M. Laux: In First Gear. The French Automobile Industry to 1914. Liverpool University Press, Liverpool 1976, ISBN 0-7735-0264-5, S. 56–58 (englisch).
  2. Harald H. Linz, Halwart Schrader: Die Internationale Automobil-Enzyklopädie. United Soft Media Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8032-9876-8, Kapitel De Dietrich.
  3. Halwart Schrader: Deutsche Autos. Band 1: 1885–1920. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7, S. 134–137.
  4. Hans-Heinrich von Fersen: Autos in Deutschland 1885–1920. Eine Typengeschichte. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-87943-038-1, S. 148–152.
  5. James M. Laux: In First Gear. The French Automobile Industry to 1914. Liverpool University Press, Liverpool 1976, ISBN 0-7735-0264-5, S. 162–164 (englisch).
  6. Burlington Carriage Co Auf gracesguide, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  7. George Nicholas Georgano: Autos. Encyclopédie complète. 1885 à nos jours. Courtille, Paris 1975, S. 215 (französisch).
  8. Peter Kirchberg: Automobilausstellungen und Fahrzeugtests in aller Welt. Teil 1. Das Beste aus: "Der Motorwagen" 1898–1914. Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1985, S. 19–20.
  9. Als die Autos laufen lernten Auf issuu.com vom 31. Januar 2013, abgerufen am 16. Januar 2021.
  10. George Nicholas Georgano (Hrsg.): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Band 1: A–F. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 397–398 (englisch).
  11. George Nicholas Georgano: The New Encyclopedia of Motorcars. 1885 to the Present. E. P. Dutton, New York 1982, ISBN 0-525-93254-2, S. 185–186 (englisch).
  12. George Nicholas Georgano (Herausgeber): The Complete Encyclopedia of Commercial Vehicles. Motorbooks International, Osceola 1979, ISBN 0-87341-024-6, S. 182 (englisch).
  13. Speyer – De Dietrich Automobile im Technik Museum Speyer – Kleine Ausstellung bis Juli 2016 Auf mrn-news.de vom 7. Dezember 2015, abgerufen am 16. Januar 2021.
  14. Jean-Noël Rossignol: De Dietrich 6 HP Type I Duc 1898 Auf patrimoineautomobile.com vom 6. Januar 2019, abgerufen am 16. Januar 2021 (französisch).
  15. De Dietrich: BS 4126 Auf gracesguide.co.uk, abgerufen am 16. Januar 2021 (englisch).
  16. Serge Bellu: Bugatti. Inszenierung einer Legende. Delius-Klasing-Verlag, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-7688-3356-1, S. 38–44.
  17. Erik Eckermann: Nummer 5 lebt. In: Oldtimer Markt, Ausgabe 10/2019, S. 38–45.
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