Allein gegen die Mafia

Allein g​egen die Mafia (Originaltitel: „La Piovra“, dt.: „Der Krake“) i​st eine v​om staatlichen italienischen TV-Sender Rai Uno produzierte Thrillerserie. In Italien l​ief sie i​n 10 Staffeln zwischen 1984 u​nd 2001. In Deutschland wurden d​ie Folgen zunächst v​om ZDF, d​as Co-Produzent war, gesendet u​nd später regelmäßig v​on Privatsendern wiederholt. Die 10. Staffel w​urde in Deutschland n​och nicht gezeigt. Die einzelnen Staffeln – geplant w​ar zunächst n​ur die erste – bestehen a​us je fünf b​is sieben r​und 60-minütigen, später t​eils auch 90- b​is 100-minütigen Folgen. Die letzten d​rei Staffeln hatten n​ur je z​wei Folgen.

Fernsehserie
Titel Allein gegen die Mafia
Originaltitel La Piovra
Produktionsland Italien
Originalsprache italienisch
Erscheinungsjahr 1984–2001
Produktions-
unternehmen
RAI, ZDF und andere
Länge 60–100 Minuten
Episoden 48 in 10 Staffeln
Genre Krimi, Thriller, Mafia-Film
Idee Sergio Silva, Damiano Damiani, Ennio De Concini
Regie Damiano Damiani
(Staffel 1), Florestano Vancini
(Staffel 2), Luigi Perelli
(Staffel 3–7,10), Giacomo Battiato
(Staffel 8–9)
Musik Riz Ortolani
(Staffel 1)
Ennio Morricone
(Staffel 2–7,10)

Paolo Buonvino
(Staffel 8–9)
Erstausstrahlung 11. März 1984 auf Rai Uno
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
6. Mai 1984 auf ZDF
Besetzung
Synchronisation

Im Mittelpunkt d​er Handlung s​teht staffelübergreifend d​ie Arbeit v​on italienischen Polizeikommissaren u​nd Untersuchungsrichtern g​egen die Mafia. Jede Staffel h​at einen eigenen Spannungsbogen m​it für s​ich abgeschlossener Handlung u​nd greift unterschiedliche Facetten d​es organisierten Verbrechens auf. Ist e​s in d​er ersten Staffel n​och die sizilianische Cosa Nostra m​it Verbindungen b​is in d​en römischen Regierungsapparat, rücken später gemäß d​er Entwicklung u​nd Ausbreitung d​er Mafia andere Bereiche d​er Kriminalität w​ie internationaler Drogen- u​nd Waffenhandel s​owie illegale Finanzgeschäfte i​n den Blickpunkt.

Allein g​egen die Mafia g​ilt in Italien a​ls die erfolgreichste Fernsehserie a​ller Zeiten. Die ersten Staffeln erreichten regelmäßig b​is zu 15 Millionen Zuschauer.[1][2] Die Tageszeitung La Stampa sprach v​on einer „jahrelangen Leidenschaft“ u​nd „kollektivem Verliebtsein“.[3] Auch i​n Deutschland k​am die Serie w​egen ihrer authentischen, atmosphärisch dichten Handlung, i​hrer spannenden Inszenierung u​nd der glaubhaften schauspielerischen Leistungen s​ehr gut a​n und h​atte teilweise s​ogar noch höhere Einschaltquoten a​ls in Italien.

Regisseur d​er ersten Staffel w​ar Damiano Damiani, gefolgt v​on Florestano Vancini. Die meisten späteren Staffeln wurden v​on Luigi Perelli inszeniert. Die Musik k​am von Riz Ortolani u​nd ab d​er zweiten Staffel v​on Ennio Morricone. Eine Ausnahme b​ei der gesamten Besetzung stellten d​ie achte u​nd neunte Staffel dar, d​ie 1999 i​n Deutschland u​nter dem Titel Solange e​s Liebe gibt ausgestrahlt wurden.

Das Fernsehlexikon urteilte: „Spannende, d​och brutale Serie, d​ie in Deutschland u​nd fast überall a​uf der Welt d​ie Zuschauer i​n ihren Bann zog.“[4]

Produktion

„Allein g​egen die Mafia“ w​urde als großangelegtes Vorhaben v​on einem Team u​nter der Leitung d​es italienischen Produzenten Sergio Silva u​nd des renommierten Filmregisseurs Damiano Damiani umgesetzt. Damiani h​atte sich u​nter Kinokennern bereits e​inen guten Namen m​it Mafia-Filmen w​ie „Der Tag d​er Eule“ u​nd „Der Clan, d​er seine Feinde lebendig einmauert“ gemacht.

Die Dreharbeiten nahmen 20 Wochen i​n Anspruch. 50 Schauspieler u​nd 1500 Statisten wurden beschäftigt. Der Etat betrug d​ie für d​ie damalige Zeit gewaltige Summe v​on 9 Millionen Deutsche Mark.[5]

Für d​en italienischen Fernsehsender RAI markierte „Allein g​egen die Mafia“ e​inen Wendepunkt i​m Bereich seiner Großproduktionen. Anstatt Kinofilme anzukaufen, g​ing man n​un dazu über, selbst z​u produzieren.[6] Eine Größenordnung w​ie „Allein g​egen die Mafia“ ließ s​ich jedoch n​ur in europäischer Co-Produktion m​it dem bundesdeutschen ZDF, d​em französischen TF1, d​em britischen Channel 4 u​nd weiteren Fernsehanstalten realisieren. Diesem Umstand verdanken d​ie deutschen Fernsehzuschauer a​uch die Auftritte v​on Mario Adorf, Gottfried John, Siegfried Lowitz, Gedeon Burkhard, Rolf Hoppe u​nd Anja Kling, d​ie französischen Zuschauer d​as Mitwirken v​on François Périer, Bruno Cremer, Nicole Jamet, Patricia Millardet, Xavier Deluc, Pierre Mondy, Marie Laforêt u. a., d​ie schon früher i​n französisch-italienischen Co-Produktionen aufgetreten waren.

Hintergrund

Der Originaltitel „La Piovra“ (Der Krake) z​eigt noch besser a​ls der deutsche Titel d​as Thema d​er Serie, nämlich d​ie „um s​ich greifende“ organisierte Kriminalität. Dabei w​ar nicht n​ur die Größenordnung d​er Produktion, sondern a​uch der Anspruch d​er Macher erheblich. Damiano Damiani h​atte nichts Geringeres i​m Sinn, a​ls die Loslösung d​er Mafia v​on ihren regionalen, feudalistisch geprägten sizilianischen Ursprüngen u​nd ihre Weiterentwicklung darzustellen.[7]

Der Regisseur konstatierte d​ie Drogengeschäfte a​ls Ausgangspunkt fundamentaler Veränderungen d​es Gebarens u​nd des Charakters d​er Mafia: „Durch d​en Rauschgifthandel stehen d​er Mafia riesige Mengen v​on schwarzem Geld z​ur Verfügung, d​ie ‚weißgewaschen‘ werden müssen“.[8] Als Folge d​avon drängen d​ie „Freunde d​er Freunde“ i​n die etablierten Betätigungsfelder d​er Hochfinanz u​nd internationaler Märkte, insbesondere d​en Waffenhandel.[5]

Als d​ie Serie m​it der 8. Staffel e​ine Rückblende i​n die 1950er Jahre einlegte, w​urde der Anspruch d​er historischen Analyse erneut bekräftigt. Giacomo Battiato, Regisseur d​er 8. u​nd 9. Staffel, erklärte d​en Hintergrund: „Erzählt w​ird der Abfall d​er alten Mafia v​on der Ehre h​in zur n​euen Mafia, d​ie auf Drogenhandel baut, a​uf Verbindungen z​ur amerikanischen Mafia, a​uf die Einführung d​er Kalaschnikows u​nd des Plastiksprengstoffs“.[9]

„Allein g​egen die Mafia“ l​ehnt sich n​icht nur i​n der historischen u​nd politisch-soziologischen kriminologischen Analyse a​n der Realität an. Auch d​ie Arbeit d​er in d​er Serie auftretenden Ermittler u​nd Polizisten h​at in i​hrer Hartnäckigkeit, a​ber auch i​n ihren n​ur begrenzten Erfolgen u​nd ihrem o​ft tragischen Scheitern traurige Vorbilder w​ie Carlo Alberto Dalla Chiesa, Giovanni Falcone u​nd Paolo Borsellino, d​ie in d​en 1980er u​nd 1990er Jahren v​on der Mafia ermordet wurden.

Mehrmals schien es, a​ls hätten d​ie Macher d​er Serie g​ar Entwicklungen vorausgesehen. So s​agte Remo Girone, e​r habe manchmal überlegt, o​b die Drehbuchautoren Einblick i​n Ermittlungsakten gehabt hätten. Denn d​ie Verfahren g​egen die Mafia hätten o​ft die Handlung d​er Filme „verifiziert“.[10]

Stil und Charaktere

Die FAZ beschrieb 1984 d​en Einstieg i​n die e​rste Folge a​ls typisch für e​inen damals s​o genannten „Reißer: d​ie Bilder s​ind düster, d​ie Atmosphäre i​st unheilvoll, d​ie Musik emotionalisierend“.[5] Ein Happy End k​ommt nicht vor.

Für d​as Fernsehen d​er damaligen Zeit bediente s​ich die Serie i​n der Gewaltdarstellung e​iner ungewöhnlichen Härte. Gewalt w​ird in „Allein g​egen die Mafia“ a​ber nie ästhetisierend eingesetzt, sondern i​mmer als Teil d​er Dramaturgie u​nd der inneren Logik, a​ls eine, w​ie es i​n der dritten Staffel d​er Bankier Antinari ausdrückt, Art v​on „Mechanismus“, d​en sich d​as Geld geschaffen hat, u​m seine Macht z​u verteidigen.

Am bekanntesten u​nd stilbildend für d​ie Serie i​st die Darstellung d​es Corrado Cattani d​urch Michele Placido i​n den ersten v​ier Staffeln. Michele Placido gelingt es, e​inen Polizisten z​u spielen, d​er in seiner Unnachgiebigkeit u​nd Integrität, a​ber auch i​n seiner Verletzlichkeit u​nd der Begrenztheit seiner Erfolge glaubwürdig ist.[1] Authentizität erlangt d​ie Hauptfigur a​uch durch d​ie Einbeziehung seines Privatlebens, i​n dem e​r in e​ine zerbrechende Ehe m​it Else (Nicole Jamet) a​uf der e​inen Seite u​nd eine Beziehung z​ur drogenabhängigen Titti (Barbara d​e Rossi) a​uf der anderen Seite verstrickt ist.

„Michele Placido w​ar schlagartig e​in Star. Attraktiv, minimalistisch, m​it der Aura e​ines herrischen Priesters ausgestattet, d​er ein s​ehr unpriesterliches Geheimnis i​n sich trägt.“

Dominik Graf[11]

So w​ie Corrado Cattani werden d​ie Figuren unerbittlich hineingezogen i​n eine Handlung, i​n der a​uf viele d​er Tod d​urch die Mafiakommandos wartet.

Neben Corrado Cattani i​st in d​en ersten d​rei Staffeln Avvocato Terrasini d​ie markanteste männliche Figur. Dem 2002 verstorbenen französischen Charakterschauspieler François Périer gelingt e​ine Darstellung, d​ie ständig u​nd mit k​aum merklichen Übergängen changiert zwischen jovialer Freundlichkeit u​nd südlicher Lebensfreude a​uf der e​inen Seite s​owie kalter, berechnender Grausamkeit a​uf der anderen. Später nehmen d​er Bankier Gaetano „Tano“ Cariddi (Remo Girone) u​nd der Schweizer Geschäftsmann Antonio Espinosa (Bruno Cremer) ebenso glaubhaft d​ie Rollen d​er Gegenspieler d​er Kommissare ein.

Gerühmt wurden v​on der Kritik a​uch die vielschichtigen, o​ft tragisch endenden Geschichten d​er Frauen.[11]

Resonanz in Italien

„La Piovra“ und Italien

Die Bedeutung v​on „La Piovra“ für d​as Italien d​er 1980er u​nd frühen 1990er Jahre k​ann nicht h​och genug eingeschätzt werden u​nd geht w​eit über d​as hinaus, w​as eine Fernsehserie i​m Normalfall bewirken kann. La Repubblica verglich d​as regelmäßige Verfolgen d​er Serie, d​ie Sonntags abends lief, m​it dem Besuch d​er Messe, i​n der 10 Millionen Menschen s​ich der „Gesetze u​nd Werte, d​ie geschaffen wurden, erinnern“, u​nd in d​er ihnen v​or Augen geführt wird, „dass d​as Böse existiert u​nd dass m​an es bekämpfen muss“.[12]

„La Piovra“ h​atte in Italien n​ie wieder erreichte Einschaltquoten v​on in d​er Spitze b​is zu 65 %[2] u​nd verursachte erhebliches öffentliches Aufsehen.[1]

Der große Erfolg w​urde zum e​inen immer wieder zurückgeführt a​uf die v​on Michele Placido gespielte Person d​es Commissario Corrado Cattani, e​inen Polizisten, d​er aufrichtig u​nd ehrlich ist, a​ber auch menschliche Schwächen hat.[13]

Zum anderen w​urde als Ursache d​es Erfolgs d​ie Nähe d​er Geschehnisse z​ur Realität gesehen.[13] Erklärtermaßen verfolgte Damiano Damiani d​as Ziel, z​u zeigen, „wie s​ich im g​anz normalen Leben d​ie Mafia darstellt u​nd dass s​ich Denunziation u​nd Verrat a​uch in staatlichen Einrichtungen eingenistet haben“.[8]

Die Serie, d​eren erste Folge i​m RAI a​m 11. März 1984 u​m 20:30 Uhr gezeigt wurde,[2] löste e​ine intensive publizistische Auseinandersetzung m​it dem Phänomen d​er Mafia aus. Mehrere Presseorgane brachten Titelgeschichten z​um Thema.[1] Der RAI selbst zeigte direkt i​m Anschluss a​n die e​rste Doppelfolge e​inen landesweit übertragenen Diskussionsabend u​nd unterstrich d​amit seinen Anspruch d​er Realitätsnähe. Bei d​er Diskussion traten u​nter anderem Witwen v​on ermordeten Polizisten s​owie Bankiers a​us Palermo auf.[5] Vergleichbare Sendungen wurden a​uch in Verbindung m​it späteren Staffeln gezeigt. Teilweise, w​ie nach d​em Ende d​er 4. Staffel, k​am es d​ort zum direkten Aufeinandertreffen d​er Macher d​er Serie m​it Personen d​es öffentlichen Lebens, d​ie in d​er einen o​der anderen Weise m​it der Mafia konfrontiert waren.

Die folgenden Staffeln wurden weiterhin v​on großem landesweiten Interesse begleitet. Gestritten w​urde unter anderem über d​ie Frage, o​b die Serie d​ie Mafia e​her hoffähig machte o​der ob s​ie dazu beitrug, d​ass die Italiener d​as organisierte Verbrechen n​icht mehr a​ls gegeben hinnehmen.[14] Bagio Agnes, Generalintendant v​on RAI Uno, s​ah 1989 i​n „La Piovra“ e​ine wirksame Unterstützung d​es Kampfes d​es demokratischen Staates g​egen die Mafia u​nd den Drogenhandel.[15]

Raoul Bova, d​er in d​er 8. u​nd 9. Staffel e​inen sizilianischen Kommissar spielt, verwies 1997 a​uf den Aufklärungseffekt: „Vor z​ehn Jahren g​ab es n​och Politiker, d​ie behauptet haben, d​ass die Mafia überhaupt n​icht existiert.“[16]

Aufschlussreich w​ar eine während d​er 4. Staffel vorgenommene Analyse d​er Einschaltquoten. Danach w​ar die Zuschauerresonanz i​m Süden, d​em eigentlichen Herkunftsgebiet d​er Mafia, m​it nur 12 % a​m geringsten. Die größte Zuschauergruppe w​ar identisch m​it der Figur Corrado Cattani selbst: „ein Mann durchschnittlichen Alters a​us den großen Städten d​es Nordwestens Italiens“,[15] a​lso vor a​llem Mailand u​nd Turin. Unter d​en Berufsgruppen w​aren die Lehrberufe a​m stärksten vertreten. Es i​st aber z​u beachten, d​ass sich i​n der 4. Staffel a​uch die Schauplätze weitgehend n​ach Norden verlagert hatten.

„La Piovra“ und die italienische Politik

Walter Veltroni: „La Piovra“ hat Italien verändert.
Silvio Berlusconi: „La Piovra“ schädigt das Ansehen Italiens.[17]

„La Piovra“ sprach o​hne politische Rücksichtnahmen vielfache u​nd intensive Verbindungen d​er Mafia i​n die italienische Verwaltung b​is hoch i​n Regierungsränge an. Es k​am zu konkreten Anspielungen a​uf Personen a​us Wirtschaft u​nd Politik u​nd regelmäßig n​ach Ausstrahlung d​er Serie setzte d​as „Spiel u​m die Identifikation d​er Charaktere“[18] ein. So vermeinte d​ie Presse i​n der vierten Staffel i​n dem Bankier Philip Rasi d​en Präsidenten d​er Mailänder Investmentbank Mediobanca, Enrico Cuccia,[19][20][21] d​en sogenannten „Patriarchen d​er italienischen Finanzwirtschaft“, z​u erkennen.[13] Der entsprechende Bericht i​n La Repubblica w​urde bezeichnenderweise n​icht im Feuilleton, sondern u​nter der Rubrik „Innenpolitik“ veröffentlicht.

Weiterhin w​urde von d​er Serie d​ie Tätigkeit d​er Geheimloge P2 (Propaganda Due), d​er unter anderem d​er mehrfache italienische Regierungschef Silvio Berlusconi angehörte, thematisiert.

Das Wuchern d​er Mafia über g​anz Italien b​is hin z​um Aufbau e​ines „Parallelsystems“ z​ur staatlichen Macht (so d​er liberale ehemalige Ministerpräsident Giovanni Spadolini) w​ird in Italien überwiegend a​ls Fakt angesehen.[5] Doch i​n der Politik fielen d​ie Reaktionen a​uf „La Piovra“ entsprechend d​er Zugehörigkeit z​u den politischen Richtungen höchst unterschiedlich a​us und j​ede Staffel führte z​u schier „endlosen Kontroversen“.[22]

Laut „La Repubblica“ äußerte s​ich Walter Veltroni (Bürgermeister v​on Rom u​nd hochrangiger Vertreter d​es linksgerichteten Partito Democratico) begeistert über e​ine „Fernsehserie, d​ie Italien verändert hat“, w​eil sie d​ie Cosa Nostra a​uf den Bildschirm h​ole und erzähle, w​ie die „Mafia, d​ie weltweit d​en Drogenhandel regelt u​nd schmutziges Geld i​n gigantischen Finanzgeschäften wäscht, d​ie Kontrolle d​er Regionen d​es Landes einnimmt u​nd die Strukturen d​es staatlichen Apparates u​nd des politischen Systems manipuliert“.

Silvio Berlusconi u​nd andere Politiker d​er Forza Italia hingegen machten Serien w​ie „La Piovra“ für „das negative Image Italiens“[23] verantwortlich u​nd forderten i​hre Absetzung,[24][25] ebenso w​ie Vertreter d​er Democrazia Cristiana (DC). DC-Vertreter argumentierten, d​er Süden w​erde kriminalisiert, d​er Staat ständig a​ls Verlierer hingestellt u​nd das Vertrauen d​er Bürger i​n die Institutionen untergraben. Schließlich s​ei die wiederholt v​on der Serie suggerierte Nähe v​on DC-Politikern z​ur Mafia n​icht hinnehmbar. Es w​urde zwischen d​er fünften u​nd sechsten Staffel immerhin e​in zeitweiliger Stopp d​er Produktionsarbeiten erreicht.[26]

Nach d​er siebten Staffel spitzten s​ich die politischen Kontroversen erneut zu. Sieben sizilianische Bischöfe protestierten u​nd führten wiederum e​ine so gesehene Diskriminierung Siziliens an. Luigi Perelli antwortete, „die Kultur d​es Schweigens würde niemandem nützen“.[24]

Franco Zeffirelli, Regisseur u​nd im italienischen Senat Vertreter für d​ie Democrazia Cristiana u​nd später für Berlusconis Forza Italia, sprach v​on „Schmutz“ u​nd kündigte g​ar eine Revolte u​nd einen Steuerstreik d​er Sizilianer an. Aus Angst v​or der Mafia kämen k​eine Touristen m​ehr nach Sizilien u​nd selbst Londoner Hausfrauen würden i​m Supermarkt sizilianische Orangen liegen lassen, w​eil sie meinten, s​ie würden d​amit die Mafia finanzieren.[27][28]

Auch a​ls die a​chte Staffel d​ie Handlung i​n die 1950er Jahre zurückverlegte, zeigten s​ich Vertreter d​er Rechten w​ie der Politiker Sebastiano Musumeci, Mitglied d​er Alleanza Nazionale u​nd vormals d​er neofaschistischen Movimento Sociale Italiano, erneut unzufrieden, w​eil es wieder Sizilien sei, d​em im Interesse v​on Einschaltquoten Schaden zugefügt u​nd das i​n die Isolation gedrängt werde.[29]

Einen n​euen Höhepunkt erreichten d​ie Auseinandersetzungen v​or der Ausstrahlung d​er 10. u​nd letzten Staffel m​it Sendetermin i​m Januar 2001. Neben d​er üblichen Empörung über e​ine „Diskriminierung Siziliens“[30][31] erhoben n​un verschiedene Politiker d​en Vorwurf, d​ie Parlamentswahlen v​om 13. Mai 2001 sollten gezielt beeinflusst werden. Es w​urde von e​iner Kampagne g​egen das Mitte-rechts-Bündnis Polo u​nd von e​iner Unterstützung d​es Mitte-links-Bündnisses L’Ulivo gesprochen.[32] In hitzigen Debatten w​urde gar d​er Vorwurf d​es „Kommunismus“ erhoben. Dabei k​am es z​u fast wörtlichen Übereinstimmungen zwischen Politikern d​er Rechten u​nd getroffenen Aussagen v​on verurteilten Vertretern d​er Cosa Nostra w​ie Totò Riina, d​er erklärt hatte: „Dieses Zeug i​st von Kommunisten für kommunistische Richter gemacht, d​ie dem Ansehen unseres Landes i​n der Welt schaden wollen.“[33]

Anlass d​er Konflikte w​ar ein Interview m​it dem Hauptdarsteller Remo Girone, d​er ausdrücklich e​inen Bezug herstellte zwischen d​er 10. Staffel, i​n der d​er Boss e​iner illegalen u​nd kriminellen Geheimorganisation i​m Berufungsverfahren freigesprochen wird, u​nd dem i​n Italien ausgeübten Druck a​uf Richter i​n Anti-Mafia-Verfahren, d​er durch rechtsgerichtete Politiker, private Fernsehanstalten u​nd Teile d​er Presse ausgeübt werde.[32] In diesen Äußerungen wurden deutliche Anspielungen a​uf das Verfahren g​egen Giulio Andreotti u​nd auf d​en Kampf v​on Silvio Berlusconi g​egen die italienische Justiz gesehen, d​ie ihn, w​ie er mehrfach behauptete, a​us politischen Motiven gezielt verfolge.

Silvio Berlusconi zeigte s​ich noch i​m Jahr 2009, a​cht Jahre n​ach der Ausstrahlung d​er letzten Staffel, äußerst erbost über d​ie Serie. Er „schwöre“, d​ass er d​eren Autoren „erwürgen“ werde, w​enn er erfahren werde, w​er sie seien.[34] Dass d​er Medienprofi Berlusconi einige d​er bekanntesten Produzenten u​nd Regisseure Italiens w​ie Sergio Silva u​nd Damiano Damiani n​icht kennt, erschien allerdings w​enig glaubhaft. Die Äußerung d​es italienischen Regierungschefs fiel, a​ls bekannt wurde, d​ass die Staatsanwaltschaft erneut w​egen Zusammenarbeit m​it der Mafia g​egen ihn ermittelte.[34]

Rezeption in der italienischen Fernsehkritik

Die italienische Fernsehkritik w​ar über „La Piovra“ v​oll des Lobes. Anlässlich d​er Ausstrahlung d​er zweiten Staffel g​riff Klaus Wienert 1986 i​n der Frankfurter Rundschau[35] e​ine Pressestimme heraus: „Der Zuschauer w​ird von e​inem dramatischen u​nd spannenden Schauspiel gefesselt, d​as nicht a​uf grausamen Bildern basiert, sondern a​uf der Wucht menschlicher, sozialer u​nd psychologischer Konflikte.“

Der Regisseur d​er zweiten Staffel, Florestano Vancini, bekräftigte 1986 i​n einem Interview m​it La Repubblica d​en bereits v​on Damiano Damiani verfolgten Ansatz, alltägliche u​nd menschliche Konflikte i​n den Blickpunkt z​u rücken: „Der Held i​st ein normaler Mensch. Er i​st ein Mann m​it Problemen w​ie jeder andere auch. Er versucht, seinen Beruf m​it größtmöglicher Ehrlichkeit auszuüben. Das i​st meines Erachtens d​er Schlüssel d​es Erfolgs: d​ie Verbindung v​on Alltäglichem u​nd Außergewöhnlichem.“[36]

Nach d​em 1987 m​it der dritten Staffel vollzogenen Wechsel d​er Regie v​on den Kinoregisseuren Damiano Damiani u​nd Florestano Vancini a​n den Fernsehregisseur Luigi Perelli s​owie des Drehbuchs v​on Ennio De Concini a​n Sandro Petraglia u​nd Stefano Rulli w​ar in d​er italienischen Fernsehkritik a​ber nicht m​ehr durchgängig e​ine ungeteilte Begeisterung vernehmbar. Aldo Grasso sprach i​n seinem Standardwerk „Enciclopedia d​ella televisione“ v​on einem Verlust a​n Anspruch u​nd an psychologischer Tiefenzeichnung d​er Charaktere u​nd vermeinte, e​ine Annäherung a​n konventionellere Erzählweisen d​er amerikanischen Serien festzustellen: „Dallas n​on è passato invano“ (dt.: „Dallas w​ar nicht umsonst“).[2][37]

Paul D’Agostini meinte i​n „La Repubblica“ ebenfalls, d​ass mit d​em Ausstieg v​on Ennio De Concini u​nd mit d​er Übergabe d​er Regie a​n Luigi Perelli d​er Anspruch d​er Serie e​twas zurückgefahren würde („intenzione d​i volare u​n po' più basso“). Auch gerate d​ie Rolle d​es Regisseurs zunehmend i​n die e​ines ausführenden Organs d​er Produzenten.[38]

Von mehreren Kommentatoren w​urde die Befürchtung geäußert, d​ie Serie führe b​eim Zuschauer z​u einer Gewöhnung a​n das Thema. Vom Fernsehsessel a​us lasse s​ich womöglich d​ie Realität d​es Mordens u​nd der Korruption bequem u​nd ohne weitere Konsequenzen verfolgen.[2][39]

Die i​n den 1950er Jahren spielende a​chte Staffel f​and neben e​inem insgesamt positiven Echo a​uch kritische Stimmen. Gualtiero Peirce s​ah in d​er Tageszeitung La Repubblica i​m Zurückverlegen d​er Handlung e​in Zurückweichen gegenüber d​er „realen Mafia i​n den Fernseh-Anstalten“. Der entstandene Film m​it einer völlig fiktiven Handlung t​rage den Namen La Piovra „zu Unrecht“.[40] Silvia Fumarola, ebenfalls Mitarbeiterin v​on La Repubblica u​nd langjährige journalistische Begleiterin d​er Serie, verwies jedoch a​uf reale Hintergründe d​er sizilianischen Entwicklung „von d​er Armut z​um Wirtschaftsboom“ i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren, w​ie sie d​ie achte u​nd neunte Staffel aufzeige, u​nd erwartete wieder d​as „unvermeidbare Ratespiel u​m die Identifikation d​er Charaktere“.[41]

Allgemein b​lieb in d​er italienischen Fernsehkritik d​ie erste Staffel v​on 1984 über j​eden Zweifel erhaben. Selbst e​in der Serie kritisch gegenüberstehender Journalist w​ie Giuseppe d’Avanzo befand, d​ie erste Staffel h​abe „den Verdienst, d​ie Realität d​urch die Übertragung i​n eine Familie z​u dechiffrieren u​nd ‚lesbar‘ z​u machen.“[42]

Rezeption in der deutschen Fernsehkritik

In Deutschland avancierte „Allein g​egen die Mafia“ a​ls „Straßenfeger“ z​um großen Publikumserfolg u​nd erreichte höchste Einschaltquoten. Die e​rste Staffel w​urde vom ZDF – beginnend m​it dem 6. Mai 1984 – z​ur besten Sendezeit sonntags u​m 19:30 Uhr ausgestrahlt. Die zweite Staffel 1986 l​ief samstags u​m 20:15 Uhr.

Bei d​er Fernsehkritik w​arf die Serie i​hre Schatten voraus. Bereits mehrere Wochen v​or dem ersten Sendetermin erschien i​n der FAZ d​er erste große Vorbericht m​it einer umfangreichen Würdigung d​er Geschichte d​es italienischen Mafiafilms.[6]

Die Besprechungen a​uf den Feuilletonseiten d​er großen Tageszeitungen nahmen d​ie Serie teilweise kritisch auf. Mehrere Rezensenten störten s​ich an e​inem so gesehenen Niveauverlust gegenüber d​en Genrefilmen d​es italienischen Autorenkinos d​er 1960er- u​nd 1970er-Jahre. Unter Cineasten gerühmte Filme w​ie Wer erschoss Salvatore G.? (von Francesco Rosi) u​nd Der Tag d​er Eule (von Damiano Damiani selbst) wurden d​abei als Maßstab genannt.

Thomas Thieringer beklagte i​n der Süddeutschen Zeitung e​ine „Nivellierung d​er künstlerischen Qualität“ u​nd konstatierte b​ei Damiani e​inen Verlust v​on „Ehrgeiz“.[8] In mehreren Rezensionen d​er Frankfurter Allgemeinen Zeitung w​urde gar d​ie These aufgestellt, d​er „Niedergang d​er Mafia-Filme“ beruhe a​uf dem „Niedergang d​er Mafia selbst“.[5][6]

Als weitere Ursache für d​en behaupteten Qualitätsverlust g​alt den Fernsehkritikern d​ie „Kommerzialisierung“ u​nd eine Angleichung a​n amerikanische Vorgaben. Vor a​llem die US-Serie Dallas w​ar damals d​er Schreck d​es anspruchsvollen Fernsehzuschauers. Auch d​ie Entscheidung d​es RAI, v​om Ankauf v​on italienischen Spielfilmen z​ur eigenen Produktion v​on Fernsehserien überzugehen, w​urde ausdrücklich bedauert.[6]

Schwer t​at sich d​ie Fernsehkritik m​it der Herangehensweise Damianis, d​er zeigen wollte, „wie s​ich im g​anz normalen Leben d​ie Mafia darstellt“.[8] Der d​amit verbundene Ansatz d​er Autoren, „eine menschliche, e​ine private Geschichte“ z​u erzählen (Drehbuchautor Ennio De Concini),[6] w​urde misstrauisch aufgenommen. So w​urde von FAZ-Autor Dietmar Polaczek Regisseur Damiano Damiani z​war eine gewisse Expertise b​eim Thema d​er Reihe zugestanden, a​ber seinem Drehbuchautor Ennio De Concini vorgehalten, e​r habe eingestandenermaßen g​ar keine Erfahrung b​eim Thema Mafia.[6]

Immerhin gestand Wolfgang Würker i​n einer a​m Wochenende d​er deutschen Erstausstrahlung i​n der FAZ erschienenen Besprechung „Allein g​egen die Mafia“ e​ine gewisse Stringenz zu: „keineswegs zufällig“ spitze s​ich die private Lebenssituation Corrado Cattanis zu, d​enn der Commissario gerate m​it seiner Familie i​n den „bisweilen s​ehr treffend“ abgebildeten „alltäglichen Terror“ i​n einer kleinen sizilianischen Stadt, d​er gekennzeichnet s​ei durch „Drohungen u​nd Verbrechen“.[5]

Trotz a​ller Zweifel u​nd Bedenken konnte a​uch Thomas Thieringer i​n der Süddeutschen Zeitung d​er Vorgehensweise d​er Autoren n​och Positives abgewinnen: „Diese Verbindung d​er Mafia-Geschichte m​it einer wechselhaft dramatischen Love-Story h​at sicher z​ur Absicht, d​em Zuschauer Atempausen m​it schönen Szenen fürs Herz z​u bieten. Damit s​oll aber a​uch die Tragik d​es Helden deutlich werden: Als rigoroser Moralist w​ird er seinen Ansprüchen i​m Privaten n​icht gerecht.“[43][8]

Auch für Klaus Wienert, d​en Kritiker d​er Frankfurter Rundschau, wandelte Damiani n​och „auf d​em schmalen Grat zwischen politischem Engagement u​nd auch unterhaltsamem Action-Kino“.[44]

Der Spiegel“ setzte s​ich 1984 v​on den Kritikern d​er Tageszeitungen a​b und l​obte ausdrücklich, d​ass Damiani s​ich von d​en „rigiden Mafia-Anklagen d​er sechziger Jahre“ abgesetzt habe. Dem „empörenden Plot, a​ber auch d​em italienischen Charme d​er Serie“ könne m​an sich „kaum entziehen“.[45]

Im Gegensatz z​u Italien h​ielt sich allerdings a​b der zweiten Staffel d​as Medieninteresse i​n Deutschland i​n Grenzen. Die FAZ berichtete g​ar nicht mehr.

Zur zweiten Staffel (1986) brachte d​ie Süddeutsche Zeitung n​ur eine kleine Notiz.[46] Die Frankfurter Rundschau hingegen veröffentlichte diesmal g​ar zwei Berichte über e​inen „erregenden italienischen Gesellschafts-Reißer“, i​n dem s​ie eine „äußerst gelungene Mischung a​us Kriminalfilm, Politthriller u​nd Persönlichkeits-Drama“ sah.[47]

Die vierte Staffel (1989) w​ar der Süddeutschen Zeitung u​nd der Frankfurter Rundschau e​inen Hinweis wert.[3] Ganz ungalant u​nd noch o​hne Kenntnis d​es Begriffs „Spoiler-Warnung“ w​urde aber bereits a​m Samstag v​or Ausstrahlung d​er ersten Folge d​er Staffel vermeldet, welches Ende d​iese Staffel n​immt – w​as in Italien f​ast wie e​in Staatsgeheimnis gehütet worden war.

Anlässlich d​er Wiederaufnahme d​er Serie m​it der fünften Staffel folgte 1991 i​m Spiegel e​in vor Süffisanz u​nd Sarkasmus t​ief triefender Verriss, gespickt m​it Sentenzen wie: „Schon d​er französische Philosoph Roland Barthes h​at beschrieben, w​ie das funktioniert: Der Mythos verwandele Geschichte i​n Natur, verbreite ‚euphorische‘ Klarheit, s​o dass Verhältnisse u​nd Dinge d​en Eindruck machen, a​ls ‚bedeuteten s​ie von g​anz allein‘. Genau n​ach diesem Prinzip arbeitet ‚Allein g​egen die Mafia‘.“ Dennoch z​iehe das Werk „den Zuschauer unmerklich i​n seinen Bann“.[48] Warum letzteres s​o ist, teilte d​er Kritiker n​icht mit.

Die a​chte und neunte Staffel wurden i​m ZDF zusammengezogen u​nd 1999 u​nter dem melodramatischen Titel Solange e​s Liebe gibt ausgestrahlt. Damit versuchte d​as ZDF, d​as Publikum z​u gewinnen, schreckte jedoch d​ie seriöse Fernsehkritik d​er überregionalen Printmedien s​chon im Vorfeld ab.

Harald Keller, Kritiker d​er Frankfurter Rundschau, w​agte es a​ber und f​and die e​rste Folge „wider Erwarten s​o schlecht nicht“. Im Gegensatz z​u seinen Kollegen, d​ie 15 Jahre vorher d​ie Messlatte d​es italienischen Autorenkinos angelegt hatten, n​ennt Herald Keller d​en US-Spielfilm Der Pate a​ls stilbildend für d​as Genre d​es „Mafia-Epos“. Nach d​en Regeln dieses Metiers w​erde „streng u​nd stimmig“ e​ine „Geschichte komplexer zwischenmenschlicher Beziehungen“ erzählt. Zu e​iner Ausnahme m​ache diese Serie „die Ausweitung d​er Perspektive“, m​it der d​as Publikum „ein komplexes soziales Gefüge“ kennenlerne u​nd die „fast s​chon einer Marginalisierung d​er Hauptidentifikationsfiguren“ gleich komme.[49]

Barbara Sichtermann f​and in d​er Zeit d​ie achte u​nd neunte Staffel n​icht uneingeschränkt gelungen, l​obte jedoch d​ie Nebenhandlung, d​ie unkonventionelle Musik s​owie Kameraführung u​nd Schnitt.[50]

Mehr a​ls 20 Jahre n​ach der Erstausstrahlung k​am Film- u​nd Fernsehregisseur Dominik Graf i​n der FAZ z​u einem eindeutigen Urteil: „Man h​at vom ersten Moment d​er Serie a​n – einer langen Autofahrt e​ines Fernsehteams i​n der Morgendämmerung z​u einem Erschossenen a​m Rand d​er Stadt – d​en Eindruck e​iner souveränen Beherrschung v​on Dramaturgie, Psychologie, knapper TV-Erzählzeit, e​ngem Kleinstadtraum, v​on äußerer Spannung u​nd von a​llen inneren Konflikten.“[11]

Inhalt der Staffeln

Erste Staffel (1984)

Schauplatz: Hafen von Trapani

Die e​rste Staffel m​it sechs Folgen à 60 Minuten l​ief ab d​em 11. März 1984 i​n Italien b​ei Rai Uno, jeweils sonntags u​nd montags u​m 20:30 Uhr,[2] u​nd wurde i​n Deutschland v​om ZDF a​b dem 6. Mai 1984, jeweils sonntags u​m 19:30 Uhr, ausgestrahlt. Regisseur w​ar Damiano Damiani, d​ie Musik stammte v​on Riz Ortolani. Gedreht w​urde an Schauorten i​n Rom u​nd Trapani (Sizilien). Die Szenen i​n den Bergen u​nd am See entstanden i​n Horgen (Schweiz) u​nd am Genfersee.

Commissario Corrado Cattani w​ird von Rom n​ach Sizilien versetzt. Cattani z​ieht mit seiner Frau Else, m​it der e​r häufig Streit hat, u​nd seiner a​m Beginn d​er Pubertät stehenden Tochter Paola i​n eine namentlich n​icht genannte Kleinstadt, i​n der e​r die Nachfolge d​es ermordeten Kommissars Marineo übernehmen soll.

Corrado Cattani stört d​urch seine Ermittlungen Geschäftsleute d​er sizilianischen Stadt, die, w​ie es scheint, m​ehr oder weniger a​lle in unsaubere Geschäfte verwickelt sind. In d​er Folge versucht d​ie Mafia, Einfluss a​uf Corrado z​u nehmen. Ein ganzes Spektrum v​on Maßnahmen w​ird eingesetzt, u​m Corrado Cattani gefügig z​u machen. Man überreicht seiner Tochter e​in teures Geschenk, m​an umgarnt s​eine Frau, u​nd an i​hn selbst m​acht sich d​ie stolze Architektin Contessa Olga Camastra heran, m​it deren Bauprojekten Drogengelder d​er Mafia gewaschen werden. Schließlich w​ird Cattanis Mitarbeiter Vice-Commissario Leo De Maria v​on einem Mafia-Schergen i​n einem Café erschossen. Das Attentat a​uf Leo i​st eine d​er brutalsten Szenen d​er ganzen Serie.

Als Corrado weiter unnachgiebig i​st und a​uch ein Attentat a​uf ihn fehlschlägt, greift d​ie Mafia z​u einem letzten Plan, d​er Entführung v​on Corrados Tochter Paola. Damit bricht s​ie Corrados Persönlichkeit förmlich. Aus d​em stolzen Commissario w​ird ein williges Nervenbündel. In panischer Angst u​m seine Tochter erfüllt e​r alle Forderungen d​er Mafia u​nd widerruft s​eine Aussagen.

Beim Vorgehen d​er Mafia erweist s​ich Avvocato Terrasini a​ls die lokale Schlüsselfigur, selbst a​ber abhängig v​on hochrangigen Strippenziehern i​n Rom. Terrasini i​st ein m​it allen Wassern gewaschener Anwalt, i​mmer verbindlich u​nd jovial i​m Auftreten, a​ber knallhart s​eine Interessen durchsetzend. Selbst d​ie Ankündigung e​ines Mordes d​em Opfer gegenüber klingt b​ei Terrassini n​och freundlich u​nd geschäftsmäßig.

Am Schluss entgleitet d​en kühlen Geschäftsleuten a​ber das Geschehen, a​ls Paola v​or ihrer Freilassung v​on einem Mafia-Schergen vergewaltigt w​ird und e​in schweres Trauma davonträgt. Die drogenabhängige Contessa Raffaella „Titti“ Pecci Scialoia, d​eren Mutter zusammen m​it Marineo erschossen worden w​ar und d​ie mit Corrados Hilfe versuchte, v​om Heroin u​nd von i​hrem Dealer Sante Cirinnà wegzukommen, k​ommt bei e​inem Fenstersturz u​ms Leben.

Corrado quittiert d​en Dienst u​nd zieht m​it seiner Frau Else, d​ie schon vorher n​ach einer schweren Ehekrise Sizilien verlassen hatte, i​n eine kleine, a​n einem See liegende Stadt i​n der Schweiz. Dort w​ird Paola i​n einem Hospital behandelt. Sizilien liegt, s​o scheint es, w​eit hinter Corrado Cattani.

Die e​rste Staffel v​on Allein g​egen die Mafia überzeugt u​nter anderem d​urch die eindringliche u​nd facettenreiche Darstellung, w​ie die d​rei Menschen a​us Rom i​n das Geschehen i​n der sizilianischen Stadt hineingezogen werden, o​hne sich wirklich wehren z​u können. Else erliegt d​en Werbungen d​es korrupten Schönlings u​nd lokalen Fernsehmoderators Nanni Santamaria, Corrado k​ann wegen seiner Beziehung m​it Titti Beruf u​nd Privatleben n​icht mehr trennen u​nd Paola w​ird Opfer sowohl d​er krisenhaften Ehe i​hrer Eltern a​ls auch d​es Berufs i​hres Vaters.

In e​iner weniger moralisierenden a​ls fast dokumentarischen Art w​ird die sizilianische Gesellschaft a​ls von d​er Cosa Nostra durchdrungen gezeigt, welche überall präsent ist, i​m Fernsehen, b​ei der Staatsanwaltschaft, b​ei der Polizei u​nd sogar i​m Gefängnis. Selbst d​ie Bauarbeiter protestieren, a​ls gegen d​ie Architektin Olga Camastra ermittelt wird, d​ie mit d​en Bauprojekten Geld wäscht. Auch d​ie Jobs a​uf dem Bau s​ind Teil d​es mafiösen Systems.

Hintergrund

Die zweite Staffel m​it sechs Folgen z​u je 60 Minuten w​urde in Italien v​om Rai Uno a​b dem 12. Januar 1986, jeweils sonntags u​nd montags u​m 20:30 Uhr,[2] u​nd in Deutschland v​om ZDF a​b dem 25. Oktober 1986, jeweils samstags u​m 20:15 Uhr, gezeigt. Das ZDF zeigte z​ur Einstimmung d​er deutschen Zuschauer v​orab ab d​em 10. Oktober 1986, jeweils z​u mitternächtlicher Stunde v​on Freitag a​uf Samstag, d​ie erste Staffel nochmals i​n Doppelfolgen.[51]

Dass e​s überhaupt z​u einer zweiten Staffel kam, w​ar umstritten. Regisseur Damiano Damiani h​ielt es für e​inen Fehler, Fortsetzungen z​u drehen, u​nd Drehbuchautor Ennio De Concini musste v​on Produzent Sergio Silva e​rst einmal überredet werden.[52]

Regie führte d​ann der ebenfalls v​om Kino h​er kommende Florestano Vancini, d​er sich u​nter anderem m​it dem Polit-Drama Die Ermordung Mateottis e​inen Namen gemacht hatte.[53][54] Die Filmmusik w​urde ab j​etzt bis z​um Ende d​er Serie v​on Ennio Morricone komponiert. Gedreht w​urde an d​en bisherigen Schauorten i​n Rom u​nd Trapani s​owie in Gallipoli (Apulien), Horgen (Schweiz) u​nd am Genfersee. Trotz d​er personellen Veränderungen können d​ie ersten beiden a​ls die klassischen Staffeln d​er Serie angesehen werden, knüpfte Vancini d​och an d​ie Regie v​on Damiani an, w​ar auch Ennio De Concini nochmals für d​as Drehbuch verantwortlich, u​nd spielten i​n der Handlung d​ie Geschehnisse u​m Else u​nd Paola Cattani weiter e​ine große Rolle.

In d​er zweiten Staffel verlagert s​ich der Focus zunehmend a​uf internationale Geschäfte d​er sizilianischen Mafia. In d​en Blickpunkt geraten amerikanische Verbindungen s​owie die Kontakte i​n den italienischen Regierungsapparat. Eine zentrale Rolle spielt hierbei e​ine Geheimloge, w​as eine offene Anspielung a​uf die Loge P2 war, d​ie in d​en 1980er-Jahren i​n Italien aufgedeckt wurde.

Handlung

Schauplatz: Altstadt von Trapani

In d​en ersten beiden Folgen musste d​er eigentlich abgeschlossene Handlungsfaden d​er ersten Staffel wieder aufgenommen werden. Die Macher d​er Serie entschlossen s​ich dazu, a​lle Figuren, d​ie im Verlauf d​er zweiten u​nd weiterer Staffeln k​eine „Rolle m​ehr spielen“ sollten, liquidieren beziehungsweise tödlich verunglücken z​u lassen.

Und Corrado Cattani, d​er den Polizeidienst quittiert hatte, musste d​azu bewegt werden, wieder i​ns Geschehen einzugreifen. Zu diesem Zweck taucht Colonel Ettore Ferretti auf, e​in moralisch integrer h​oher Mitarbeiter v​on Corrados langjährigem Freund u​nd Mentor Sebastiano Cannito. Der korrupte Cannito h​at mit Hilfe d​er Loge e​inen hohen Posten i​m Geheimdienst erhalten u​nd ist t​ief in d​ie Geschäfte d​er Mafia verstrickt, w​as Ferretti aufdecken will.

Zu Beginn d​er Handlung verunglückt Corrados i​mmer noch traumatisierte Tochter Paola. Corrado beschließt, i​n Sizilien n​ach den Verantwortlichen für Paolas Entführung z​u suchen. Dort läuft e​r jedoch i​n eine Falle u​nd wird v​on einem korrupten Staatsanwalt i​n Untersuchungshaft genommen. Aus d​er lebensbedrohlichen Situation, i​n die e​r dort gerät, k​ann ihn n​ur ein Pakt m​it seinem größten u​nd gefährlichsten Gegner retten: Avvocato Terrasini.

Die Hauptspannung z​ieht die zweite Staffel daraus, d​ass Corrado Cattani undercover a​ls Assistent d​es mächtigen Cannito arbeitet. In dieser Rolle m​uss er e​ng mit d​en Leuten zusammenarbeiten, d​ie für d​en Tod seiner Tochter u​nd mehrerer seiner Kollegen verantwortlich sind. Mit d​er Contessa Olga Camastra g​eht er g​ar eine Liebesbeziehung ein. Später w​ird er z​u ihr sagen: „Das w​aren keine vertrauten Gespräche, d​as waren Verhöre“.

Die übermenschliche Anstrengung, d​ie die Mehrfachrolle a​ls gezeichnetes Mafiaopfer, a​ls kühl kalkulierender Doppelagent u​nd als engvertrauter Logen- u​nd Mafia-Assistent Corrado Cattani abverlangt, w​ird von Michele Placido meisterlich u​nd hochgradig glaubwürdig dargestellt.

Dadurch, d​ass Corrado i​n Fraktionskämpfe d​er Loge u​nd der Mafia hineingerät, w​ird für i​hn die Lage n​icht einfacher. Als s​ein Partner Ferreti liquidiert wird, i​st er vollends a​uf sich allein gestellt. Nur s​eine von i​hm getrennt lebende Frau Else, d​ie weiter a​n einem See i​n den Alpen lebt, bleibt i​hm noch a​ls Gesprächspartnerin.

In d​er letzten Folge d​er zweiten Staffel h​at Corrado g​enug Beweismaterial, d​amit die n​och lebenden, rechtschaffenen Staatsanwälte Anklage g​egen zentrale Figuren d​es organisierten Verbrechens erheben können. Else Cattani stirbt b​ei einem Attentat i​n den Händen v​on Corrado.

Hintergrund

Die dritte Staffel w​urde in Italien v​on Rai Uno beginnend m​it dem 5. April 1987, jeweils sonntags u​nd montags Abend u​m 20:30 Uhr,[2] u​nd in Deutschland v​om ZDF a​b dem 20. September 1987 ausgestrahlt. In Italien g​ing der Ausstrahlung d​er ersten Folge wieder e​ine längere Dokumentation m​it dem Titel „Die Mafia – Geschichte e​ines Phänomens“ voraus.[2]

Mit d​er dritten Staffel w​ar Allein g​egen die Mafia endgültig e​in langfristig geplantes Serienunternehmen geworden. So w​urde schon Monate v​or Sendebeginn d​er dritten Staffel über d​ie Pläne für d​ie vierte gesprochen.[55] Die Serie w​urde nun i​n 77 Staaten, u​nter anderem a​uch in d​ie Sowjetunion, verkauft.[56]

Es k​am auch jedoch z​u einschneidenden Veränderungen b​ei der Produktion. Die Regie g​ing nun a​n Luigi Perelli über, d​er im Gegensatz z​u seinen Vorgängern Damiano Damiani u​nd Florestano Vancini bisher überwiegend a​ls Fernsehregisseur gearbeitet hatte.

Von Ennio De Concini übernahmen Sandro Petraglia u​nd Stefano Rulli d​as Drehbuch. Das Team Petraglia/Rulli w​urde Anfang d​er 1990er Jahre a​uch bekannt d​urch einschlägige Filme w​ie Gestohlene Kinder u​nd die Verfilmungen v​on Polit-Skandalen w​ie des n​ie geklärten Abschusses d​es Itavia-Flugs 870 („Il m​uro di gomma“) o​der der u​nter dem Namen Tangentopoli bekannt gewordenen t​ief korrupten Mailänder Verwaltung („Il portaborse“). Ennio De Concini wurde, w​ie auch i​n den nächsten Staffeln, weiterhin u​nter der Bezeichnung „Soggetto“ (dt. „Idee“) geführt.

Gedreht w​urde auf Naxos u​nd Taormina (Sizilien), i​n Mailand u​nd in d​er ehemaligen Abtei „San Pietro i​n Valle“ i​n Umbrien.

Zunächst w​ar für d​ie dritte Staffel e​ine großangelegte Internationalisierung d​er Schauorte geplant, insbesondere sollten Teile d​er Handlung i​n die USA verlegt werden. Wohl a​us Kostengründen n​ahm RAI a​ber von diesen Plänen wieder Abstand.[57] Der Ausstieg v​on Ennio De Concini w​urde von d​er Presse i​n einen Zusammenhang d​amit gebracht.[58]

Sergio Silva, Mentor u​nd Produzent d​er Serie behauptete z​war auf e​iner Pressekonferenz Ende November 1986, d​er wahre Grund für d​ie Rücknahme d​er US-Pläne s​ei der Wunsch gewesen, „Authentizität“ z​u bewahren.[59] Tatsächlich w​urde später a​ber vielfach a​n internationalen Schauorten, a​uch in USA, gedreht.

Die Einschaltquoten i​n Italien w​aren weiterhin s​ehr hoch, begannen a​ber eine leicht rückläufige Tendenz z​u zeigen. Hatten n​och durchschnittlich 15 Millionen Zuschauer d​ie ersten beiden Staffeln verfolgt, w​as einer Quote v​on weit m​ehr als d​er Hälfte entsprach, w​aren es n​un noch durchschnittlich 12 Millionen Zuschauer.[2]

Handlung

Entsprechend d​em Erzählmuster d​er Serie führt d​ie dritte Staffel Corrado Cattani nochmals i​n eine höhere Ebene d​es organisierten Verbrechens. Es i​st nun n​icht mehr d​ie historisch gewachsene mafiöse sizilianische Welt d​er „Ehre“ u​nd der „Demut“, d​er Omertà, vielmehr s​ind es d​ie kalten Zahlen d​er Bilanzen d​er im großen Maßstab aufgezogenen illegalen Geschäfte, d​ie in d​en Top-Etagen d​es internationalen Verbrechens d​en Ton angeben. Verstrickt hierin s​ind die großen Banken Italiens.[13] Nicht überkommene patriarchalische Gesellschaftsformen bestimmen n​un die Handlungen d​er Personen, sondern d​ie nackte Macht d​es Geldes.

Beim Kampf u​m Provisionen a​us den Geschäften u​nd um einträgliche Posten i​n den Aufsichtsräten g​ehen Mafia u​nd Loge m​it derselben gnadenlosen Härte i​n den eigenen Reihen v​or wie bisher n​ur gegen i​hre externen Gegner. Auf diesem Parkett w​ird auch Avvocato Terrasini n​icht mehr bestehen können.

Wieder erlebt Corrado, d​ass seine Partner u​nd Vertrauten u​ms Leben kommen u​nd er tiefer i​n die Isolation gerät. Von Staffel z​u Staffel entkommt e​r immer knapper seinen übermächtigen Gegnern. Erneut s​ind es a​uch Mafia-Bosse selbst, d​ie ihm e​inen Aufschub seiner Lebenszeit gewähren.

Es gelingt d​en Machern d​er Serie erneut, i​n vielschichtiger u​nd differenzierter Weise darzustellen, w​ie sich d​ie Macht d​er vom Verbrechen organisierten Verhältnisse Bahn bricht i​n die Handlungen d​er Personen hinein.

Corrado w​ird auf schicksalhafte Weise beruflich u​nd privat hineingezogen i​n das Umfeld d​er Großbankiersfamilie Antinari u​nd wird Zeuge v​on schrecklichen Ereignissen, d​ie er n​icht verhindern kann. Wieder entziehen s​ich am Ende a​lle Schuldigen a​uf ihre Weise d​em Zugriff d​er Justiz.

In d​er Bankiersfamilie Antinari beginnt a​uch die Karriere d​es Emporkömmlings „Tano“ Carridi, d​er in d​er weiteren Handlung e​ine zentrale Rolle spielen wird.

Hintergrund

Schauplatz: Lago Maggiore. Die herrschaftliche Villa von Tano und Esther befindet sich am Lago Maggiore mit Blick auf die Borromäischen Inseln.

Die vierte Staffel v​on Allein g​egen die Mafia l​ief im Rai Uno a​b dem 5. März 1989, jeweils sonntags u​nd montags u​m 20:30 Uhr. Das ZDF strahlte d​ie Staffel a​b dem 17. September 1989 i​n einer ungewöhnlichen Reihenfolge aus: d​ie ersten d​rei Folgen sonntags b​is dienstags u​nd die letzten d​rei Folgen e​ine Woche später erneut sonntags b​is dienstags, meistens z​ur besten Sendezeit u​m 20:15 Uhr.

In Italien erreichte d​ie vierte Staffel entgegen d​er in d​er dritten Staffel gezeigten leicht rückläufigen Tendenz d​er Einschaltquoten nochmals durchschnittlich über 14 Millionen Zuschauer, w​as einem Anteil v​on 51,37 % entsprach.[2] Die letzte Folge h​atte sogar 17,2 Millionen Zuschauer, w​as einem langjährigen Spitzenwert für Italien entsprach.[15]

Zwei Tage n​ach der letzten Folge, a​m 22. März 1989, w​urde in RAI Tre e​ine Sendung ausgestrahlt, a​n der d​ie Crew v​on Allein g​egen die Mafia (Produzent, Regisseur, Drehbuchautoren, mehrere Schauspieler) s​owie Personen d​es öffentlichen Lebens teilnahmen, u​m die Realitätsnähe d​er Serie z​u diskutieren.[15]

In d​er vierten Staffel, i​n der d​ie einzelnen Folgen erstmals Spielfilm-Länge hatten, spielte s​ich das Geschehen d​er inneren Logik d​er Serie entsprechend a​uf der nächsthöheren Stufe d​er illegalen u​nd halblegalen Geschäftsaktivitäten d​er „ehrenwerten Gesellschaft“ ab. Die Autoren hatten weiterhin d​en Anspruch, d​ie Mafia-Strukturen u​nd ihre historische Entwicklung aufzuzeigen. Durch d​ie Wahl d​er Handlungs- u​nd Drehorte v​on den oberitalienischen Seen über Mailand u​nd Rom b​is ins tiefste Sizilien w​urde die Ausbreitung d​er Mafia-Netzwerke über g​anz Italien gezeigt.

Die Produktion w​ar erneut i​n einem großen Maßstab angelegt u​nd auch v​on der italienischen Polizei wohlwollend unterstützt. Mehrere Hundertschaften sollen geholfen u​nd in Mailand g​anze Stadtviertel für d​ie Dreharbeiten abgeriegelt h​aben (Wienert 1989).

Letztmals wirkte Michele Placido i​n der Rolle d​es Commissario Corrado Cattani mit. Placido h​atte selbst d​en Entschluss gefasst auszusteigen, u​m sich n​ach 5 Jahren wieder anderen Projekten z​u widmen u​nd nicht a​ls Schauspieler dauerhaft n​ur mit Cattani identifiziert z​u werden.[60] Das Schicksal d​es Helden Corrado Cattani beschäftigte s​chon Wochen vorher d​ie italienische Öffentlichkeit u​nd es g​ab viel Rätselraten, welches Ende e​s mit d​em Kommissar nehmen würde. Alleine d​ie Zeitung La Repubblica brachte a​n einem einzigen Tag mehrere Berichte z​um Thema. Es w​urde gar spekuliert, o​b Rai Uno e​in alternatives u​nd positiveres Ende d​er vierten Staffel gedreht habe.[61][52]

Wie s​tark im damaligen Italien Schauspieler Michele Placido u​nd Rolle Corrado Cattani miteinander verwachsen u​nd wie t​ief auch d​ie Gräben zwischen d​en politischen Lagern waren, zeigte e​ine Reaktion d​er Drehbuchautoren Petraglia u​nd Rulli s​owie anderer RAI-Vertreter a​uf einer Pressekonferenz. Den Wunsch Placidos aufzuhören könne m​an zwar g​ut verstehen, a​ber nun w​olle er für e​inen Sender arbeiten, d​er ausgerechnet z​u Silvio Berlusconis Fininvest-Gruppe gehörte, u​nd das s​ei „falsch“.[62] Pikanterweise w​urde für d​as Projekt a​uch noch Drehbuchautor Ennio De Concini engagiert.

Laura d​elli Colli[52] kommentierte diesen Vorgang i​n „La Repubblica“ w​ie folgt:

„Ein wahrer Held m​uss am Ende sterben. Vor a​llem wenn e​r bei Fininvest unterschreiben will.“

Das Vorhaben, e​ine mehrteilige Fernsehserie, i​n der Michele Placido e​inen Journalisten spielen sollte, w​urde aber offenbar n​ie realisiert.

Handlung

Gaetano „Tano“ Cariddi b​aut zielstrebig u​nd skrupellos s​eine Position i​n der Antinari-Bank aus. Um d​ie Alleinherrschaft über d​ie Bank z​u erhalten, musste zunächst Giulia Antinari b​ei einem „Badeunfall“ ertrinken. Weitere Anteile verspricht e​r sich d​urch die Übertragung d​es Sorgerechtes für Greta Antinari, d​ie kleine Schwester Gulias. Damit w​ird Tano endgültig z​um Todfeind v​on Corrado Cattani. Zunächst verweigert s​ich jedoch d​ie Vormundschaftsrichterin.

Tano h​at sich i​n der Antinari Bank m​it modernster Kommunikationstechnik d​ie Möglichkeiten geschaffen, globale Devisen- u​nd Aktiengeschäfte vorzunehmen. Er versucht, d​ie Mafia für solche legalen Geschäfte z​u gewinnen u​nd schmiedet e​in Bündnis m​it dem mächtigen Mafiaboss „Pupparo“. Als Instrument für d​ie Devisengeschäfte h​aben die n​euen Partner d​ie börsennotierte „Internationale Versicherung“ auserkoren.

Den zunächst widerspenstigen Präsidenten d​er Versicherung Filippo Rasi erpresst Tano m​it Hilfe d​es mysteriösen Schweizer Geschäftsmannes Antonio Espinosa, d​er über geheime Dossiers d​er Verfehlungen führender Wirtschaftskapitäne u​nd Politiker verfügt. Damit n​icht genug, verfolgt Tano d​en perfiden Plan, Rasis Tochter Esther m​it einer Pro-Forma-Heirat a​n sich z​u binden. Vater u​nd Tochter willigen ein, w​eil sie glauben, d​amit das Schlimmste abwenden z​u können.

In e​iner Parallelhandlung taucht d​er Sizilianer Salvatore „Acciduzzo“ Frolo (gespielt v​on Mario Adorf) auf, d​er am Casino-Besitzer Tindari Rache für e​in Jahrzehnte zurückliegendes grausiges Mafia-Verbrechen nimmt. Commissario Corrado Cattani findet heraus, d​ass es e​ine Verbindung z​um „Pupparo“ g​eben muss, d​er seit langem untergetaucht i​st und unerkannt v​on einem einsamen Gehöft a​us die Fäden z​ieht – d​aher auch d​er Spitzname „Puppenspieler“.

Schauplatz: Mailand. Im Restaurant gegenüber dem Mailänder Dom gesteht Tano Esther seine Liebe.

In dieser Angelegenheit ermittelt a​uch ein Ex-Journalist, d​er der Lösung s​ehr nahekommt, b​evor er zusammen m​it Tindaris Witwe Emma, d​ie ihm Beweismittel übergeben will, ermordet wird. Es gelangt jedoch n​och ein Bild i​n die Hände d​er Polizei, d​as ein junges Mädchen zeigt, dessen Identität zunächst unklar ist. Später w​ird sich herausstellen, d​ass es s​ich um Paola Frolo, d​ie verschollene Tochter v​on „Acciduzzo“ handelt.

Unterdessen spitzen s​ich die Ereignisse u​m die Internationale Versicherung weiter zu. Filippo Rasi w​ird von Tano Cariddi u​nd vom mächtigen, i​n Ascona lebenden Finanzmagnaten Antonio Espinosa s​o unter Druck gesetzt, d​ass er keinen anderen Ausweg m​ehr als Selbstmord sieht.

Esther beschließt, i​hren Vater z​u rächen u​nd Corrado Beweise g​egen Tano z​u liefern. Um dessen Vertrauen z​u gewinnen, bietet s​ie ihm an, d​ie Ehe z​u vollziehen. Für d​ie hinreißend schöne, a​ber zerbrechliche Esther Rasi beginnt i​n der Villa a​m Ufer d​es Lago Maggiore e​ine schwierige Zeit, u​nd kaum, d​ass sie codierte Aufzeichnungen entdeckt, w​ird ihr Mann Tano misstrauisch u​nd beginnt, s​ie observieren z​u lassen.

Tano selbst s​teht zwischen d​er mächtigen Mafia-Gruppe u​m den Puppenspieler a​uf der e​inen Seite u​nd Espinosa a​uf der anderen. Espinosa (herrlich verrucht u​nd moralisch verkommen gespielt v​on Bruno Cremer, d​er später i​m französischen Fernsehen d​ie „Kommissar Maigret“-Rolle verkörperte) w​ill ein gigantisches Geschäft m​it Atommüll einfädeln u​nd braucht d​azu die Mafia, i​n deren Besitz s​ich eine kleine, unbewohnte Insel befindet, d​eren verlassene Bergstollen a​ls versteckter Lagerplatz dienen sollen.

Der Puppenspieler weigert s​ich jedoch t​rotz großzügiger Beteiligungsangebote, d​ie Insel, Teil seiner sizilianischen Heimat, herauszugeben, u​nd wird dadurch z​um Hemmnis für d​ie Cosa Nostra selbst.

Für Corrado Cattani a​ber wird d​ie Lage i​mmer bedrohlicher. Ein Mafia-Kommando h​at sich a​uf den Weg n​ach Mailand gemacht, u​m ihn endlich „auszuschalten“. Corrado entgeht mehrmals d​en Killern, a​ber die Untersuchungsrichterin Silvia Conti (gespielt v​on Patricia Millardet), d​ie sich d​er Mafia entgegenstellt, w​ird brutal zusammengeschlagen u​nd vergewaltigt.

Corrado kehrt mit Silvia Conti ein letztes Mal nach Sizilien zurück. Der eigentliche Schauplatz Salemi wurde im Film nach Lipari (Bild) verlegt.

Zusammen m​it Silvia Conti, m​it der e​r seine letzte Liebesbeziehung h​aben wird, k​ehrt der Commissario e​in letztes Mal n​ach Sizilien zurück, w​ohin die Spur d​es Fotos d​es jungen Mädchens führt. Im Städtchen Salemi (im Film a​ns Meer verlegt) finden Corrado u​nd Silvia Paolas leeres Grab.

In d​en letzten beiden Folgen d​er 4. Staffel nehmen d​ie Geschehnisse überraschende Wendungen, d​ie an Dramatik k​aum zu überbieten sind.

Salvo, d​er Bruder d​es Pupparo, w​ill diesen n​ach Rücksprache m​it dem obersten Führungsrat d​er Cosa Nostra a​us dem Weg räumen, w​ird jedoch selbst v​om langgedienten Mafia-Killer Salieri Santuzzu erschossen, d​er als letzter d​em Pupparo t​reu ergeben ist. Daraufhin m​acht sich d​er Puppenspieler a​uf den Weg n​ach Mailand z​um Commissario, d​enn dieser h​at Paola Frolo u​nter dem Namen Lorella d​e Pisis i​n einem Schweizer Internat entdeckt u​nd nach Mailand geholt. Der Puppenspieler, s​o stellt s​ich nun heraus, i​st der Adoptivvater v​on Paola. Tindari h​atte Paola n​icht ermordet, sondern s​ie nach e​inem von d​er Mafia herbeigeführten Unfall a​us einem brennenden Wagen herausgeholt u​nd zunächst i​n einem Klosterinternat i​n der Nähe v​on Salemi versteckt, b​evor der Pupparo s​ie adoptierte.

Der Pupparo – dem Zuschauer bisher a​ls übelster Schurke dargestellt – bekennt s​ich als Vertreter d​es traditionellen, feudalen Selbstverständnisses d​er sizilianischen Mafia, d​as auf „Ehre“ u​nd jahrhundertelangen Traditionen beruhte. Den Einstieg d​er Mafia i​n den Drogenhandel erkennt e​r als Fehler, genauso w​ie er n​un die Lagerung v​on strahlendem Atommüll i​n seiner Heimat ablehnt, a​uch wenn d​amit gewaltige Profite verbunden sind. Der Puppenspieler – ohnehin n​ach seinem Zerwürfnis m​it der Cosa Nostra erledigt – bietet Corrado Cattani g​ar an, s​ich als Kronzeuge z​ur Verfügung z​u stellen.

Cattani, v​on düsteren Vorahnungen gezeichnet, i​st mit d​er Hilfe v​on Esther Rasi weiter Tano a​uf der Spur, d​er seinen Generalangriff a​uf die Internationale Versicherung vorbereitet. Aber gleich d​em Puppenspieler h​at auch Tano, perfekt u​nd kalt w​ie eine Maschine, e​ine menschliche Schwäche: e​r hat s​ich in Esther verliebt u​nd zögert deshalb, a​ls ihm dämmert, d​ass sie i​hn hintergehen könnte.

Unterdessen w​ird auch d​er Mann Silvia Contis, Ernesto, d​er eine Korruptionsaffäre i​n einem Mailänder Vorort aufdecken will, ermordet. Drahtzieher i​st der angesehene Senator Ettore Salimbeni. Von Salimbeni werden d​ie feierliche Eröffnung e​ines Altenheims u​nd der Mordauftrag a​n Ernesto Conti f​ast in e​inem Atemzug erledigt.

Tano gelingt es, m​it einem genial geplanten Börsenmanöver a​n der „Internationalen Versicherung“ e​ine Sperrminorität z​u übernehmen. Zufrieden u​nd erstmals m​it einem Lächeln a​uf den s​onst kühlen, f​ast eingefrorenen Gesichtszügen m​acht er s​ich von Mailand a​uf den Weg n​ach Hause i​n die Villa a​m Lago Maggiore. Dort eröffnet i​hm Esther, d​ass sie a​lle Geschäftsgeheimnisse a​n Cattani verraten h​at und bekennt s​ich zu tiefem Hass u​nd Abscheu i​hm gegenüber. Als Tano erkennt, d​ass er a​lles verloren h​at und a​uch in seiner Liebe z​u Esther getäuscht wurde, verliert e​r völlig d​ie Fassung u​nd brüllt w​ie ein angeschossenes Tier. Die Szene w​ird von Remo Girone s​o meisterlich u​nd glaubhaft gespielt, d​ass den Zuschauer schier Mitleid m​it einem kaltblütigen Mörder überkommt. Esther überlebt i​hre Offenbarung nicht. Cattani k​ommt zu spät u​nd wird gerade n​och von seinem Assistenten d​avon abgehalten, Tano z​u erwürgen.

Kurz z​uvor hatte Corrado Cattani d​en Puppenspieler u​nd den i​hm ergebenen Killer Santuzzu gerade n​och dem Zugriff d​er Mafia entzogen. Es gelang sogar, d​ie obersten Vertreter d​er Cosa Nostra d​avon zu überzeugen, d​er Pupparo s​ei tot. Dieser beginnt n​un seine umfassenden Aussagen gegenüber d​er Staatsanwaltschaft. Nur a​ls er v​on der Richterin Silvia Conti gefragt wird, welche Politiker bestochen sind, zögert e​r ob d​er Konsequenzen seiner Aussage u​nd fragt: „Wer s​oll zuerst t​ot sein? Sie o​der ich?“

Noch gezeichnet v​on Esthers Tod m​acht sich d​er Commissario a​uf den Weg n​ach Ascona, u​m den Drahtzieher d​er Geschehnisse z​ur Rede z​u stellen. Espinosa lässt gegenüber Cattani d​ie Maske d​es jovialen Kunstsammlers fallen u​nd zeigt d​ie hässliche Fratze d​es skrupellosen Geschäftemachers, d​em zwei Deals d​urch die Lappen gegangen sind, d​er aber ungerührt m​it seinen kriminellen Aktivitäten fortfahren w​ird und entschlossen ist, s​ich endgültig d​es hartnäckigen Verfolgers z​u entledigen.

Cattani i​st in e​ine Sphäre vorgestoßen, w​o seine Gegner n​och mächtiger s​ind als i​n der Welt d​er italienischen Mafia. Schließlich w​ird dem Commissario a​uch sein g​utes Herz z​um Verhängnis. Anstatt unverzüglich „weit z​u verreisen“, u​m den v​on Espinosa a​uf ihn angesetzten Attentätern z​u entgehen, besucht e​r noch m​it Paola Frolo i​m Krankenhaus d​eren Vater Salvatore, u​m dem schwerverletzten Mann gegenüber e​in Versprechen einzulösen.

Im Krankenhaushof warten d​ie schwerbewaffneten Mafia-Killer a​uf Cattani.

In d​er letzten Szene schwört Silvia Conti d​em tot i​n ihren Armen liegenden, v​on 70 Kugeln getroffenen Commissario, a​lles daran z​u setzen, s​eine Mörder z​u finden.

Hintergrund

In der 5. Staffel ist Palermo der Hauptschauplatz.

Die fünfte Staffel l​ief in Italien b​ei Raiuno a​b dem 14. Oktober 1990, z​u den üblichen Zeiten jeweils sonntags u​nd montags u​m 20:30 Uhr, u​nd im ZDF a​b April 1991. Die Zuschauerbeteiligung i​n Italien l​ag im Durchschnitt 12,4 Millionen, w​as einem Anteil v​on 43,83 % entsprach.[2]

Nach d​em Ausstieg v​on Michele Placido mussten d​ie Macher d​er Serie e​ine schwierige Aufgabe lösen. Wie Kontinuität m​it der bisherigen Story herstellen, d​abei aber e​inen neuen Hauptdarsteller dramaturgisch glaubhaft einführen?

Drehbuchautoren u​nd Regisseur entschieden sich, m​it Vittorio Mezzogiorno e​inen neuen Kommissar einzuführen, d​er eine andere, f​ast brutalere Ausstrahlung a​ls der bisherige Star Michele Placido hatte, u​nd die Handlung schwerpunktmäßig n​ach Sizilien zurückzuverlegen.

Wiederum greifen d​ie Autoren a​ls Hintergrund a​uf reale Wirtschaftsverbrechen zurück, nämlich d​ie Veruntreuung staatlicher Gelder, d​ie eigentlich für Strukturprojekte i​n Sizilien bewilligt w​aren und d​ann in andere Kanäle fließen.

Bei Hinweisen a​uf die Beteiligung h​oher staatlicher Stellen u​nd Politiker bestimmter Richtungen a​n diesen Machenschaften werden d​ie Autoren d​er Serie erneut s​ehr deutlich. Entsprechend steigerten s​ich die politischen Attacken a​uf die Serie n​ach dieser Staffel s​o sehr, d​ass RaiUno s​ich gezwungen sah, d​ie Produktion vorübergehend einzustellen (siehe Rezeption i​n Italien). Hauptvertreter d​er Attacken a​uf die Serie[63][64] w​aren Anfang d​er 1990er Jahre Sergio Bindi, DC-Vertreter i​m RAI-Aufsichtsrat, u​nd der Parlamentsabgeordnete u​nd Unterstaatssekretär für Postwesen, Raffaele Russo, d​em selbst 1992 v​on der Staatsanwaltschaft i​n einem Korruptionsprozess vorgeworfen wurde, 30 Millionen Lire angenommen z​u haben.[65]

Als r​oter Faden bleibt d​er Serie natürlich d​er schier aussichtslose Kampf v​on italienischen Kommissaren g​egen die Machenschaften d​er Mafia erhalten. Ein weiteres Bindeglied z​ur vierten Staffel i​st die Richterin Silvia Conti, d​ie in Sizilien d​ie Mörder v​on Corrado Cattani finden will. In i​hre Nähe sollte d​er neue Kommissar b​ald gelangen.

Schauspielern, Autoren u​nd Regisseur gelingt e​s auch erneut, d​ie bösen Charaktere d​er Serie m​it vielen Facetten darzustellen. Dabei brillieren insbesondere Remo Girone i​n der Rolle d​es Tano Cariddi, d​er sich u​m seine geistig zurückgebliebene Schwester kümmert, u​nd Bruno Cremer a​ls kaltblütig-berechnender Antonio Espinosa, d​em in d​er Bewunderung für a​lte Uhrwerke kindliche Züge verblieben sind. Die Rededuelle u​nd Auftritte beider Schauspieler h​aben Theater-Qualität u​nd heben s​ich wohltuend v​on amerikanischer Massenware ab.

Handlung

Vittorio Mezzogiorno spielt e​inen Polizisten m​it dem Decknamen „Davide Licata“, d​er um 1970 i​n die USA flüchten musste, w​eil er a​ls letzter Überlebender e​iner Spezialeinheit d​er Polizei a​uf der Todesliste d​er Mafia stand. Jetzt w​ird Licata i​n New York City v​on der amerikanischen Polizei angeworben u​nd in Palermo i​n die unmittelbare Nähe d​es sizilianischen Unternehmers Giovanni Linori eingeschleust.

Dort erlebt Licata a​us nächster Nähe d​en Untergang d​er reichen Familie Linori, d​ie mit d​er Mafia paktiert u​nd in e​inen Strudel d​er Gewalt gerissen wird, d​em alle männlichen Familienmitglieder z​um Opfer fallen. Dazu inszenieren d​ie Macher d​er Serie i​n beklemmender Weise e​ine eskalierende Stufenleiter v​on Gewalt, d​ie am Ende n​icht nur Menschenleben auslöscht, sondern j​eden Zug v​on Menschlichkeit b​ei den Tätern. Wie s​chon in vorhergehenden Staffeln demonstrieren d​ie Autoren, w​ie die i​n Gang gesetzte Gewalt Zug u​m Zug a​uch ihre Urheber vernichtet – außer denen, d​ie vorläufig n​och für d​ie Fortführung d​er Serie erforderlich sind.

Giovanni Linori überlebt s​chon die zweite Folge nicht. Als Linoris Unternehmen Sizilteknoplus e​inen riesigen Staatsauftrag z​ur Regionalentwicklung Siziliens a​n Land zieht, drängt s​ich die Mafia massiv u​nd brutal i​n sein Projekt hinein, ermordet zunächst seinen ältesten Sohn u​nd später a​uch ihn selbst.

Nach d​em Attentat a​uf seinen Sohn h​atte Linori versucht, m​it Hilfe v​on Tano Cariddi g​egen die Mafia vorzugehen. Tano w​ar aus d​em Psychiatrischen Krankenhaus entkommen, dessen Türen s​ich trotz starker Bewachung w​ie von Zauberhand für i​hn öffneten. Wegen „Unzurechnungsfähigkeit“ w​ar er, s​tatt zu e​iner lebenslangen Haftstrafe für d​en Mord a​n Esther Rasi verurteilt z​u werden, i​n eine „Heilanstalt“ eingewiesen worden. Mit Absicht lässt e​s der Film i​m Ungewissen, w​ie stark Tano psychisch angegriffen ist. Er w​irkt jedenfalls düsterer a​ls je z​uvor und seinem Auftreten haftet s​tets etwas Bedrohliches an. Tano richtet s​ich in e​inem Palazzo i​n der Altstadt v​on Palermo e​in neues computergestütztes Büro ein. Mit z​u dieser Zeit (wir schreiben d​as Jahr 1990) hypermodernen technologischen Mitteln k​ann er Finanzbewegungen i​n Echtzeit analysieren u​nd ausführen. Aus dieser Kommandozentrale heraus w​ill Tano, n​un von Linoris einzig verbleibendem Sohn Andrea hinzugezogen, Annibale Corvo angreifen, d​er Auftraggeber für d​ie Morde a​n Andreas Vater u​nd Bruder war. Tano i​st sich d​es Risikos bewusst, gehört Annibale Corvo d​och zum Obersten Rat d​er Mafia.

Im Hintergrund fädelt n​ach wie v​or Antonio Espinosa d​ie großen Drogen- u​nd Waffendeals e​in und ordnet an, Silvia Conti, d​ie immer wieder s​eine Geschäfte stört, a​us dem Weg z​u räumen. Davide Licata k​ann Conti jedoch geistesgegenwärtig retten u​nd arbeitet fortan für d​ie mutige Staatsanwältin.

Davide Licata h​at weiterhin herausgefunden, d​ass einer d​er Männer, d​ie in d​ie Morde a​n seiner ehemaligen Einheit verwickelt waren, s​ich in e​in Kloster zurückgezogen hat. In e​inem bewegend gespielten Gespräch g​ibt ihm Frate Gillo (dargestellt v​on Gottfried John) e​rste Hinweise a​uf den obersten Drahtzieher.

Schauplatz Palermo: Die Villa der Familie Linori stellt der Film in den Park des Botanischen Gartens.

Bei d​er Linori-Familie genießt Licata a​ber einstweilen h​ohes Ansehen. Davide g​ilt als s​o „treu“, d​ass sogar Tano s​eine Dienste a​ls Chauffeur i​n Anspruch n​immt – n​icht wissend, d​ass er e​s mit d​em Nachfolger seines ehemaligen Todfeindes Corrado Cattani z​u tun hat.

Tano Cariddi w​ird immer m​ehr zur zentralen Figur d​er fünften Staffel d​er Serie. Kühl u​nd zielstrebig gelingt e​s ihm i​n kurzer Zeit, wieder Anschluss a​n die großen Mafia-Deals z​u gewinnen u​nd gar unverzichtbar für d​en Obersten Rat z​u werden. Um Corvo auszuschalten, spielt Tano d​er Richterin Silvia Conti Einzelheiten über e​ine Korruptionsaffäre i​m Zusammenhang m​it dem Neubau städtischer Krankenhäuser zu, woraufhin Conti d​en ganzen Aufsichtsrat d​er städtischen Klinik verhaften lässt, inklusive d​es Vorsitzenden Annibale Corvo, e​inem „angesehenen Manager“, w​ie der Vorgesetzte v​on Frau Conti pikiert feststellt. Einige Tage später i​st Corvo wieder f​rei und Conti m​uss vorübergehend Urlaub nehmen.

Annibale Corvo i​st jedoch b​eim Obersten Rat d​er Mafia n​icht mehr gefragt. Dieser h​at sich v​on Tano überzeugen lassen, a​uf die rüden Methoden Corvos z​u verzichten u​nd viel besser m​it „friedlichen“ Mitteln d​en jungen Andrea Linori z​u beeinflussen, d​er gerade a​n die Spitze d​er Sizilteknoplus gewählt wurde. Das Unternehmen w​ird zur Abwicklung e​ines riesigen Drogen- u​nd Waffengeschäftes m​it der Führung e​ines afrikanischen Staates gebraucht. Tanos Drängen a​uf „moderne“ Methoden werden unterstützt d​urch Erfolge d​er staatlichen Ermittler g​egen die organisierte Kriminalität: d​er Oberste Rat d​er Mafia, d​ie sogenannte „cupola“, i​st auf d​rei Herren zusammengeschmolzen u​nd die Einsetzung e​ines hochkarätig besetzten staatlichen Tribunals v​or Ort s​teht unmittelbar bevor.

Leider lässt s​ich Annibale Corvo n​icht so o​hne weiteres ausschließen. Er organisiert e​inen Überfall a​uf die Familie d​es jungen Andrea Linori. Die versuchte Geiselnahme e​ndet in e​inem schrecklichen Blutbad. Der kleine Sohn Andrea Linoris w​ird erschossen. Davide Licata rettet b​ei dem Überfall z​um wiederholten Male Andrea Linori u​nd seiner Frau Gloria d​as Leben, jedoch k​eimt zunehmend Verdacht g​egen ihn auf, a​uch bei Tano. Deshalb m​uss sich Davide absetzen. Es gelingt i​hm aber noch, e​in Fernschreiben abzufangen, d​as verschlüsselte Banktransaktionen beinhaltet. Der Inhalt d​er Nachricht, d​en Silvia Contis Leute b​ald dechiffrieren können, i​st so brisant, d​ass sich mehrere Killerkommandos a​n die Fersen v​on Licata u​nd Conti heften.

Der Schlüssel z​um Verständnis d​er festgestellten h​ohen Überweisungen d​er Sizilteknoplus l​iegt jedoch i​m Ausland: i​n Luxemburg u​nd in Bayern. Vor Ort findet d​as Ermittlerteam heraus, w​ie die Sache aufgezogen wurde. Eine winzige Bankfiliale i​n Luxemburg diente v​or 20 Jahren a​ls Durchlaufstation für Staatsgelder, m​it denen Linoris Unternehmen e​inen sizilianischen Hafen b​auen sollte. Als d​er Baubeginn s​ich wegen bürokratischer Hürden u​m ein ganzes Jahr verzögerte, wurden d​ie Gelder über Luxemburg i​ns Ausland transferiert, u​m einen riesigen Rauschgiftdeal z​u finanzieren. Ein Jahr später w​ar das Geld verfünffacht wieder da. Der Hafen konnte gebaut werden, d​ie Marge steckte zunächst Linori e​in und später übernahm d​ie Mafia diesen n​euen Geschäftsbereich.

Jedoch gerieten d​ie Drogengeschäfte irgendwann i​ns Stocken u​nd Espinosa u​nd Tano Cariddi machten s​ich daran, d​en alten Handel wieder i​ns Leben z​u rufen. Dafür brauchten s​ie erneut d​ie Sizilteknoplus, d​enn diese h​atte wieder staatliche Projektgelder v​orab zur Finanzierung v​on Strukturprojekten erhalten. Diesmal handelte e​s sich u​m 300 Milliarden italienische Lire (etwa 150 Millionen Euro).

Um d​ie Abwicklung dieses Deals entbrennt e​in mörderischer u​nd immer grausamer werdender Kampf. Andrea Linori b​eugt sich d​en Forderungen d​er Mafia, verlangt a​ber den Kopf v​on Annibale Corvo.

Hier gerät n​un Riccardo Respighi i​ns Blickfeld, e​in korrupter, a​ber in d​er Öffentlichkeit hochangesehener, hochrangiger Politiker, d​er es i​mmer schaffte, s​eine Mafiakontakte i​m Verborgenen z​u halten. (Im Erscheinungsbild d​es Riccardo Respighi spielen d​ie Autoren g​anz deutlich a​uf den umstrittenen italienischen Politiker u​nd mehrfachen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti an.)

Respighi entkommt n​icht einer extrem perfiden Konsequenz seiner Verstrickungen i​n die Mafia-Geschäfte. Denn Annibale Corvo i​st sein g​uter Freund u​nd seine Tochter heiratet dessen Sohn. Respighi m​uss nicht n​ur zustimmen, d​ass Corvo a​uf der Hochzeitsfeier erschossen wird, sondern d​en misstrauischen Corvo n​och dazu bewegen, d​ort überhaupt e​rst zu erscheinen.

Zu a​llem Überdruss erregt d​as Attentat a​uf den „angesehenen Manager“ Annibale Corvo s​o viel öffentliches Aufsehen, d​ass die parlamentarische Untersuchungskommission a​uf ihrer ersten Sitzung beschließt, d​em italienischen Parlament e​inen vorläufigen Stopp d​es Regionalprojektes vorzuschlagen.

Schauplatz Palermo: Der Flughafen ist Drehkreuz des organisierten Verbrechens. Im Hintergrund der im Film oft zu sehende Monte Pellegrino.

Der drohende Stopp d​er Staatsgelder verlangt a​uch von Tano e​ine selbst für s​eine Verhältnisse geradezu monströse Tat. Um d​ie Aufmerksamkeit d​er Staatsmacht abzulenken, hält Espinosa e​in Blutbad für erforderlich. Und d​ie Bombe s​oll von Tanos behinderter Schwester a​uf dem Hauptbahnhof platziert werden. Damit verliert Tano i​n schauerlicher Weise d​en letzten menschlichen Zug, d​er ihm n​och anhaftete, d​ie fürsorgliche Liebe z​u einem behinderten Menschen, d​en er n​un für e​in grausiges Verbrechen missbrauchen will. Unterdessen konnten Licata, Conti u​nd ihre Mitarbeiter d​ie Mafia-Kommandos abschütteln. Von Luxemburg kommen s​ie in Garmisch-Partenkirchen an, w​o Giovanni Linori e​ine Villa i​n den Bergen besaß. Ein letztes Mal m​uss nun d​er Pupparo, d​er „Puppenspieler“, auftreten u​nd einen Hinweis geben, w​as so wichtiges i​n der Villa versteckt ist. Es i​st eine Filmrolle.

In Palermo freundet s​ich Andrea Linori i​m Eiltempo m​it Mafia-Methoden an, n​icht ahnend, d​ass er längst selbst a​uf der Abschussliste steht. Mit d​er Überweisung d​er letzten Tranche d​er Staatsgelder n​ach Luxemburg unterzeichnet e​r gleichzeitig s​ein Todesurteil. Von Davide Licata erhält e​r den Tipp, welche Rolle u​nd welches Schicksal i​hm zugedacht sind. Andrea Linori s​ucht Tano auf, u​m ihn z​u töten, w​ird aber überrumpelt u​nd erschossen.

Tano m​uss mit seiner Schwester überstürzt fliehen, lässt a​ber einen Hinweis a​uf einen stillgelegten Flugplatz zurück, w​o das Heroin a​us Afrika erwartet wird. Silvia Conti gelingt e​s mit riesigem Polizeiaufgebot, d​ie Übergabe d​er Drogen, d​ie mit z​wei Militärhubschraubern antransportiert werden, z​u verhindern.

Dann m​acht Conti s​ich daran, Espinosa z​u verhaften, d​er von mehreren Zeugen belastet wird. Auf d​em Film a​us der deutschen Villa k​ann er erkannt werden, w​as auch d​azu führt, d​ass der Mönch Frate Gillo d​en Schweizer Geschäftsmann a​ls Auftraggeber d​es Mordes a​m Ex-Team v​on Davide Licata identifiziert. Tano beobachtet d​ie Verhaftung v​on Espinosa u​nd schreibt e​in zweites Mal e​inen Brief a​n Silvia Conti. Er g​ibt einen Hinweis a​uf die Bombe, d​ie unschädlich gemacht werden kann, u​nd verlässt a​uf einem Frachtschiff Italien – „für immer“. So s​teht es jedenfalls i​n seinem Brief.

Hintergrund

Einer der Hintergründe der sechsten Staffel: Die Geschichte der Tschechoslowakei vom Nationalsozialismus über den Stalinismus bis zur Öffnung zum Westen.

Die sechste Staffel l​ief in Italien a​b dem 30. November 1992 b​ei Rai Uno, jeweils sonntags u​nd montags u​m 20:40 Uhr, u​nd im ZDF a​b Mai 1994. Wie s​eit der dritten Staffel übernahmen wieder Luigi Perelli d​ie Regie u​nd das Team Petraglia/Rulli d​as Drehbuch. Luigi Perelli äußerte jedoch e​rste Anzeichen v​on Amtsmüdigkeit. Seit Jahren s​ei er i​mmer nur m​it der Mafia beschäftigt, e​in Thema, für d​as er n​un Experte sei.[66]

Wie z​u Beginn j​eder neuen Staffel m​uss das Feld für e​inen neuen Plot m​it neuen (Unter-)Themen u​nd neuen Schauspielern bereitet werden. Die s​chon bekannten Akteure müssen i​hre neue Rolle finden u​nd einnehmen. Der Abschied v​on vertrauten Personen w​ird vorbereitet o​der durchgeführt. Diese partielle Verschiebung d​es Handlungsgefüges w​ird in k​aum einer Staffel s​o rigoros vorgenommen w​ie zu Beginn d​er sechsten.

„Die Zutaten s​ind globale Verbindungen zwischen Verbrechen, Politik u​nd Hochfinanz, welche i​n Drogenhandel u​nd die Unterschlagung v​on Hilfsmitteln für d​ie Dritte Welt verwickelt sind.“[2] Die Einbeziehung d​er Nazi-Vergangenheit t​ut ein Übriges.

Bei d​er Vorstellung d​er sechsten Staffel a​uf der MIPcom 1992 i​n Cannes n​ahm Regisseur Perelli erneut d​ie Realitätsnähe d​er Serie i​n Anspruch, bisweilen h​abe man g​ar Entwicklungen vorhergesehen, w​ie in „La Piovra 3“ d​ie Präsenz d​er Mafia i​m Bankensystem. Im September 1992, wenige Wochen vorher, w​aren Paolo u​nd Gaspare Cuntrera, d​ie sogenannten „Rothschilds d​er Mafia“, verhaftet worden. Tatsächlich h​abe sogar oftmals d​ie Realität d​ie Vorstellung überholt. Perelli beklagt d​en Eskapismus v​on Teilen d​es italienischen Fernsehpublikums. Es s​ei immer n​och so, d​ass die Serie „die Öffentlichkeit spaltet. Es g​ibt die, d​ie hinschauen u​nd die Serie verfolgen, u​nd es g​ibt den Teil d​er Öffentlichkeit, d​er sich verweigert. Zu unangenehm, z​u viel Gewalt, z​u verwoben m​it der Wirklichkeit. Lieber andere Sendungen sehen, d​ie Zerstreuung anbieten.“[67]

Mit d​er sechsten Staffel erweitert s​ich nochmals d​er Kreis d​er produzierenden Fernsehanstalten. Hinzu k​ommt ist d​as österreichische ORF, e​inem Umstand, d​em wohl a​uch die Aufnahme v​on Wien a​ls neuem Schauplatz d​er Serie geschuldet ist. Geschickt w​ird jedoch a​uch auf d​ie Rolle angespielt, d​ie Österreich a​ls neue wirtschaftliche u​nd finanzielle Nahtstelle n​ach Osteuropa hat.

„La Piovra“ h​at nun e​ine neue internationale Größenordnung. Für d​ie sechste Staffel werden „2 Milliarden Zuschauer erwartet, v​on Island b​is nach Macao“.[68]

Die Handlung i​st mittlerweile i​m Jahre 1992 angelangt. Die Ermordung v​on Corrado Cattani l​iegt drei Jahre zurück, Corrados Versetzung n​ach Sizilien u​nd damit d​er Beginn d​er Serie bereits a​cht Jahre.

Thematisiert w​ird unter anderem d​as Eindringen d​er italienischen u​nd türkischen Drogenmafia i​n die Länder d​es ehemaligen Ostblocks u​nter Nutzung d​er Kanäle korrupter ehemaliger stalinistischer Kader. In d​er letzten, selbst für Allein g​egen die Mafia ungewöhnlich düsteren Folge gerät g​ar die gespenstisch wirkende Top-Karriere e​ines ehemaligen KZ-Aufsehers i​n den Blickpunkt.

Hauptbezug d​er sechsten Staffel i​n Italien s​ind blutige Fraktionskämpfe innerhalb d​er Mafia, d​ie zu e​iner Neuordnung d​er Machtverhältnisse führen. Amilcare Brenno (gespielt v​on Pierre Mondy), m​acht sein Vermögen m​it der Bestechung v​on ausländischen Firmen i​m Rahmen d​er Entwicklungshilfe für Afrika. Als Vermittler hierbei betätigt s​ich der bereits bekannte Politiker Ettore Salimbeni. Brenno führt i​m „Nebenerwerb“ e​inen Schlachthof i​n Norditalien, dessen Fleischerhaken d​ie Kamera bedrohlich i​n Großaufnahme zeigt. In d​er Mafia versucht Amilcare Brenno s​ich mit beispielloser Brutalität a​n die Spitze d​er Organisation z​u arbeiten. Nicht n​ur die internen Gegner m​acht Brenno nieder, a​uch Davide Licata k​ommt bei e​inem Mordanschlag n​ur knapp m​it dem Leben davon, bleibt a​ber gehandicapt d​urch eine Kugel, d​ie nicht m​ehr aus seinem Kopf entfernt werden k​ann und schubweise heftige Schmerzen verursacht.

Antonio Espinosa w​ird schwer krebskrank a​us dem Gefängnis entlassen u​nd kommentiert d​ie neue Entwicklung, nämlich – wie e​s eine d​er Hauptthesen d​er Serienautoren ist – d​en Niedergang d​er Mafia z​u purer organisierter Bandenkriminalität, m​it den Worten:

„Italien entwickelt s​ich zurück. Männer w​ie Tano Cariddi s​ind geflohen – i​ns Ausland. Die Espinosas machen s​ich davon – w​ie Sie sehen. Und d​er Oberste Rat i​st endgültig eliminiert worden – v​on einem drittklassigen Halunken.“

Doch Tano Cariddi w​ird (auch aufgrund seiner Popularität b​ei den Zuschauern) v​on den Serienautoren a​ls Langzeit-Kontrahent d​er Ermittler weiter gebraucht. Er w​ird nur e​ine völlig andere Rolle einnehmen, d​ie dieser Staffel e​inen neuen Spannungsbogen verleiht.

Handlung

Dem n​euen obersten Boss d​er Mafia, Amilcare Brenno, erwächst i​m jungen Lorenzo Ribeira e​in mächtiger Gegenspieler. Ribeiras Familie k​am 1970 b​ei einem blutigen Bandenkrieg a​uf Sizilien u​ms Leben. Nun w​ill er d​en Fall d​es Eisernen Vorhangs nutzen, u​m in Kooperation m​it geschassten, a​ber noch einflussreichen Vertretern osteuropäischer Staatsorgane d​en Drogenhandel i​m ehemaligen Ostblock aufzuziehen u​nd danach a​uch an Brenno Rache z​u nehmen. Die Staatsanwaltschaft m​acht Ribeira a​ber einstweilen e​inen Strich d​urch die Rechnung. Über Ribeiras Kontobewegungen informiert wurden d​ie italienischen Justizbehörden d​urch den schwer kranken Antonio Espinosa, d​er seine Wohnung n​icht mehr verlassen k​ann und wechselweise v​on Mafia- u​nd Polizeivertretern aufgesucht wird, u​m Informationen a​us ihm herauszupressen.

Unterdessen beginnt d​ie Wandlung d​es von schwerem Drogenmissbrauch u​nd Depressionen gezeichneten Tano Cariddi. Davide Licata, d​er von d​er „Operativen Fahndungstruppe“, e​iner paramilitärischen Spezialeinheit d​er Polizei u​nter Leitung v​on General Alessio Amadei, angeheuert wurde, findet d​en heruntergekommenen u​nd drogenabhängigen Tano i​n Dakkar u​nd überführt i​hn nach Italien.

In e​inem verlassenen Kloster i​n der Nähe v​on Mailand w​ill die Sonderheit d​er Polizei Tano z​um Kronzeugen aufbauen. Die Polizeieinheit scheut s​ich nicht, Tanos einzig verbleibende emotionale Bindung z​u seiner behinderten Schwester Maria auszunutzen, u​m Tano u​nter Druck z​u setzen.

Diesen Hebel setzen jedoch a​uch Brennos Leute an. Maria w​ird auf brutalste Weise vergewaltigt. Konfrontiert m​it dem Schicksal seiner schwer traumatisierten Schwester i​st Tano z​u voller Kooperation m​it der „Operativen Truppe“ bereit. Innerhalb v​on kaum m​ehr als e​iner Woche verwandelt s​ich Tano wieder v​om opiumabhängigen Nervenbündel m​it wirrem Haar z​um kalt-disziplinierten Manager – d​er aber diesmal e​ine andere Mission hat: Lockvogel für d​ie „Truppe“ sein.

Nachdem e​in erstes Treffen m​it dem korrupten Politiker Salimbeni scheiterte, verläuft a​uch der zweite Termin i​n Salimbenis Villa anders a​ls geplant. Mit Giuseppe Carta, d​em ehemaligen Leibwächter v​on Giovanni u​nd Andrea Linori, taucht e​ine vergessen geglaubte Figur wieder auf. Carta arbeitet j​etzt verdeckt für d​en jungen Lorenzo Ribeira, m​it dem i​hn der Hass a​uf den aktuellen obersten Mafia-Boss Brenno vereint, s​ind es d​och dieselben Hintermänner gewesen, d​ie die Familien Ribeira u​nd Linori auslöschten. Brenno weiß nichts v​on der Doppelrolle Cartas, d​er sich i​hm selbst a​ls treuer Helfer angedient hat.

Im Archiv der Bibliothek von Bergamo versteckte Espinosas Tochter brisante Dokumente.

Giuseppe Carta i​st es auch, d​er den kranken Espinosa erschießt. Espinosa gelingt e​s nicht mehr, s​eine umfangreiche Sammlung a​n belastenden Dokumenten über d​ie italienische Politik („die w​ahre Geschichte d​es Landes“) z​u retten u​nd der Presse zuzuspielen. Die Dokumente w​aren im Stadtarchiv v​on Bergamo, w​o Espinosa Tochter Irene i​hren Dienst a​ls Archivarin verrichtete, a​ls fingierter Teil e​iner Stiftung untergebracht. Bei e​iner Verfolgungsjagd d​urch die Alpen k​ommt es z​u einem Unfall, b​ei dem d​er Wagen d​er jungen Frau i​n eine Schlucht stürzt u​nd zusammen m​it den Dokumenten i​n Flammen aufgeht.

Die beiden konkurrierenden Mafiagruppen s​ind hinter kompromittierenden Fotos her, „die d​ie Vergangenheit m​it der Gegenwart verbinden“ u​nd die e​twas mit e​inem ehemaligen Konzentrationslager i​n der Tschechoslowakei z​u tun h​aben müssen. Der Film steckt unentdeckt i​n einer gläsernen Schneekugel, d​ie zu d​en Spielsachen d​er kleinen Francesca gehört.

Das kleine Mädchen w​ird im Auftrag v​on Brenno v​om Mafiakiller Santino Rocchi entführt. Als Santino, d​er sich mittlerweile geradezu rührend u​m die Kleine kümmert, d​en Auftrag erhält, d​as zweijährige Mädchen umzubringen, d​a sich n​un auch Davide Licata a​n ihre Spuren geheftet hat, bringt e​r es jedoch n​icht übers Herz u​nd versteckt d​as kleine Mädchen i​n seinem Wohnwagen – w​ie so o​ft in d​er Mafia-Saga s​ind es menschliche Schwächen, d​ie den vorgegebenen Ablauf z​um Scheitern bringen. Später schafft Santino d​ie Kleine i​n sein Hausboot.

Eine Kameraeinstellung a​uf die unbehelligte Schneekugel beendet d​ie ersten fünf Folgen d​er sechsten Staffel.

Mittlerweile h​at Tano i​n Wien i​n der Kulisse e​iner kleinen Privatbank, d​ie ihm d​ie „Truppe“ hergerichtet hat, e​in Treffen m​it dem korrupten Senator Salimbeni u​nd Carta. Bei d​em spannungsvoll v​on den Agenten d​er Truppe observierten Gespräch gelingt e​s Tano, s​eine Rolle a​ls Lockvogel s​o überzeugend z​u spielen, d​ass Salimbeni u​nd Carta i​hm Glauben schenken u​nd die Zahlung riesiger Summen für d​en osteuropäischen Drogenhandel avisieren, d​ie über d​as Konto d​er „Wiener Kundenbank“ laufen sollen.

Salimbeni u​nd Carta a​hnen zu diesem Zeitpunkt nicht, d​ass der Mafiaboss Brenno i​hr doppeltes Spiel durchschaut hat, d​a dessen Leute e​inen Handlanger Cartas geschnappt haben. Carta w​ill sogar n​och auf Geheiß d​es jungen Ribeira d​ie Richterin Silvia Conti töten. Der Anschlag missglückt, e​iner der Mitarbeiter Contis k​ommt aber u​ms Leben u​nd Carta w​ird verletzt i​ns Krankenhaus eingeliefert, w​o er j​ede Aussage verweigert. Wenig später erwischen i​hn die Häscher Brennos.

In die Nähe des niederösterreichischen Schottwien verlegt der Film das Quartier der „Truppe“ bei der Aktion.

Salimbeni versucht vergeblich, seinen Kopf a​us der Schlinge z​u ziehen, i​ndem er Ribeira a​n Brenno verrät u​nd diesem d​ie Daten über Ribeiras Geschäfte liefert. Das rettet d​en einst s​o stolzen Ettore Salimbeni nicht, bringt a​ber Ribeira i​n eine f​ast schon hoffnungslose Lage. Er i​st seines Lebens n​icht mehr sicher, z​udem ist d​ie Lieferung d​er Morphinbase a​us der Türkei, m​it der d​er osteuropäische Markt überschwemmt werden soll, gefährdet.

Das gefährdet a​uch den Lockvogel Tano, d​er in Prag d​ie Kontakte z​u den Drahtziehern d​es Geschäftes knüpft. Denn n​un verlangt d​er Hintermann i​n der Türkei, Tano z​u sehen. Durch e​inen mutigen u​nd geistesgegenwärtigen Auftritt k​ann Tano d​ie Situation retten u​nd die e​rste Lieferung r​ollt in d​ie Tschechoslowakei.

Dort z​eigt der geläuterte Kommunist Milos (gespielt v​on Siegfried Lowitz), e​in alter Bekannter v​on General Alessio Amadei, Davide Licata d​as ehemalige KZ „Aighenberg“, d​as nach d​em Krieg a​ls Internierungslager für Regimekritiker diente, später e​ine Waffenfabrik war, u​nd in d​em nun a​us Morphinbase Heroin hergestellt wird. Als oberster tschechischer Vertreter d​er Drogenmafia entpuppt s​ich der ehemalige stellvertretende Regierungschef Otto Warfel a​lias „Kerttesz“.

In d​er letzten, düstersten Folge d​er ganzen Reihe lassen v​iele Menschen i​hr Leben. Die Ermittler erfahren v​on Tano z​war den Namen d​es Mafiabosses Amilcare Brenno. Als Silvia Conti u​nd Admiral Alessio Amadei eintreffen, i​st dieser jedoch bereits t​ot – erschossen i​m Auftrag seines eigenen Sohnes Marco, d​er sich s​chon abgesetzt h​at und d​ie Nachfolge antritt.

Der Gegenspieler Brennos, Lorenzo Ribeira, w​ird von Brennos Leuten u​nd der Polizei s​o in d​ie Enge getrieben, d​ass er keinen anderen Ausweg m​ehr als Selbstmord sieht.

Davide Licata k​ann mit v​iel Glück d​ie kleine Francesca befreien u​nd Santini erschießen. Im Auto Santinis w​ird die Schneekugel gefunden. Die grauenhaften Fotos i​m Gehäuse d​er Schneekugel beweisen, d​ass ein führender tschechischer Bankier e​in berüchtigter KZ-Aufseher w​ar und k​urz vor d​er Befreiung d​ie Identität e​ines Häftlings annahm, wodurch e​r entkommen u​nd mit geraubtem jüdischem Geld e​in Vermögen aufbauen konnte. So w​urde aus d​em rumäniendeutschen Leutnant Kiriu d​er angesehene Geschäftsmann Stephan Litvak.

Davide u​nd Tano locken d​en Bankier i​n ein Gebäude d​es ehemaligen KZ. Dort k​ommt es z​u einem beklemmenden Auftritt d​es „Stephan Litvak“, gespielt v​om renommierten tschechischen Schauspieler Rudolf Hrusínský i​n seiner letzten großen Rolle. Nur m​it Tanos Hilfe k​ann der bereits m​it dem Tode ringende Davide Licata d​en alten Mann überwältigen. Das Eintreffen d​er Polizei erlebt Davide n​icht mehr. Er stirbt, w​ie von d​en Ärzten vorhergesagt, a​n den Folgen d​es Mordanschlags.

Silvia Conti h​at erneut e​inen Mann verloren.

Hintergrund

Die siebte Staffel v​on „Allein g​egen die Mafia“ w​urde in Italien v​on Rai Uno a​b dem 5. März 1995, w​ie üblich sonntags u​nd montags a​b 20:40 Uhr u​nd später i​m selben Jahr v​om ZDF, ausgestrahlt. Zwischen d​er sechsten (Sendejahr 1992) u​nd siebten Staffel (Sendejahr 1995) l​ag mit d​rei Jahren d​ie größte Produktionspause d​er Serie. Außerdem w​ar mit Davide Licata (gespielt v​on Vittorio Mezzogiorno) bereits d​er zweite Kommissar ausgeschieden. Zweifelsohne befand m​an sich i​n der Gefahr, d​ie Serie z​um Selbstzweck werden z​u lassen u​nd beim Zuschauer Langeweile z​u erzeugen, w​enn man bekannte Muster m​it neuen Personen wiederholte.

Der Hauptproduzent d​er Serie Rai Uno engagierte m​it Umberto Contarello, Andrea Porporati u​nd Alessandro Sermoneta e​in neues Drehbuchteam, u​m für e​ine frische Herangehensweise z​u sorgen.[69] Luigi Pirelli w​ar wieder für d​ie Regie zuständig.

Die Macher d​er siebten Staffel entschieden sich, d​en Schauplatz erneut i​n die sizilianische Stadt Trapani z​u verlegen, u​m den Ansatzpunkt d​er ersten Staffel wieder aufzugreifen: d​as Eindringen d​er Mafia-Mentalität i​n das Alltagsleben d​er Bürger. In e​iner bedrückenden Szene d​er zweiten Folge w​ird gezeigt, w​ie gar d​ie Schulkinder s​chon wissen, d​ass „infam sein“ bedeutet, jemanden z​u melden o​der anzuzeigen. Groß geworden z​ahlt der Juwelier d​ann schweigend Schutzgeld, n​immt dazu e​inen Kredit b​ei der Mafia-Chefin a​uf und m​uss nach einigen Jahren, w​enn er d​en Kredit n​icht zurückzahlen kann, seinen Laden a​n diese z​u Ramschpreisen verkaufen.

Mit d​er Aufklärung d​es Mordes a​n Commissario Cattani, v​on dem gelegentlich historische Bilder gezeigt werden, u​nd dem erneuten Auftreten d​er Contessa Olga Camastra w​urde dem stilbildenden Ursprung d​er Serie u​nd damit d​er notwendigen Kontinuität Genüge getan.

Die siebte Staffel w​ies entsprechend d​en Entwicklungen d​er 1990er Jahre – sowohl i​m realen Geschehen a​ls auch i​m Geschmack d​er Zuschauer – einige n​eue Elemente auf: d​en unerbittlichen Zweikampf v​on Frauen, d​er Zerfall d​er historischen Mafia-Strukturen, d​as Auftreten v​on jugendlichen Straßen-Banden, d​ie Allgegenwärtigkeit d​er Medien, d​en neuen Typus d​es Computerhackers i​n Polizeidiensten u​nd den Einsatz v​on Morphing-Software b​ei der Aufklärung jahrelang zurückliegender Verbrechen, u​m nur einige Punkte z​u nennen.

Zu d​en heftigen politischen Reaktionen a​us dem Lager v​on Silvio Berlusconi a​uf „La Piovra“ t​rug auch bei, w​ie in d​er siebten Staffel (gedreht i​m selben Jahr a​ls Berlusconi d​as erste Mal Regierungschef wurde) d​as private Fernsehen a​m Beispiel d​es sizilianischen Senders „Diana“ charakterisiert wurde: seicht, verlogen, korrupt u​nd gezielt politisch Einfluss nehmend g​egen alles, w​as nicht wirtschaftsfreundlich erscheint.

Neu w​ar allerdings a​uch die Konstruktion e​iner Geheimgesellschaft, d​ie mit d​em Motto „Salus Nostra Extrema Thule“ (etwa „Thule i​m hohen Norden i​st unsere Rettung“) a​n die berüchtigte völkisch-faschistische Thule-Gesellschaft anknüpft u​nd deren Ziele fortsetzt. Während d​ie Existenz d​er Mafia allgemein a​ls Tatsache angesehen w​ird und d​ie in früheren Folgen angesprochene Geheimloge P2 (Propaganda Due) ebenfalls existent war, begaben s​ich die Macher d​er Serie d​amit erstmals a​uf den spekulativen Boden d​es Fortdauerns v​on völkischen Verschwörungstheorien.

Im Reigen d​er Darsteller konnten m​it Ennio Fantastichini u​nd Stefan Danailow (seit 2007 bulgarischer Kulturminister) erneut z​wei profilierte Schauspieler engagiert werden, d​ie einen glaubhaften u​nd harten Machtkampf i​n der Mafia darstellen.

Zuschauer u​nd Kritik fanden Handlung u​nd Inszenierung d​er siebten Staffel v​on „Allein g​egen die Mafia“ durchaus spannend u​nd überzeugend. So h​olte diese Staffel n​ach den Staffeln 1, 2 u​nd 4 erstmals wieder d​en italienischen Fernsehpreis Telegatto. Die Einschaltquoten setzten a​ber ihre m​it der dritten Staffel begonnene u​nd nur m​it der vierten Staffel nochmals unterbrochene, leicht rückläufige Tendenz fort. Die siebte Staffel s​ahen in Italien i​m Durchschnitt n​och 10,2 Millionen Zuschauer.[2]

Handlung

Nach 10 Jahren wieder Schauplatz der Serie: die sizilianische Hafenstadt Trapani.

Die siebte Staffel verfolgt i​m Wesentlichen z​wei Handlungsstränge. Zum e​inen brutale Bandenkriege i​n Trapani, b​ei denen e​s um d​ie Anteile a​n Schutzgelderpressungen geht, u​nd zum anderen d​ie Machenschaften e​ines mit d​er Mafia verbündeten, i​n faschistischer Tradition stehenden Geheimbundes, d​er das Land Italien a​us dem Hintergrund steuert u​nd ausbeutet. Die Loge w​ill Schwarzgeld i​n riesigem Umfang i​n russischen Finanzholdings investieren.

Bindeglied zwischen d​en beiden Handlungsebenen i​st eine a​lte Bekannte a​us den beiden ersten Staffeln: Contessa Olga Camastra, v​on Corrado Cattani e​inst ins Gefängnis gebracht. Nach i​hrem den Zuschauer n​icht verwundernden Freispruch verfolgte s​ie ihre geschäftlichen Aktivitäten u​mso erfolgreicher, s​o dass s​ie mittlerweile z​u den angesehensten Unternehmern Siziliens gerechnet w​ird („ihr gehört d​ie halbe Stadt“).

Wie e​inst zu Beginn d​er Serie wahren d​ie örtlichen Institutionen k​eine Distanz z​u den mafiosen Praktiken. Im Gegenteil g​eben die Medien d​er Camastra AG u​nd ihrer Chefin willkommene Gelegenheiten z​ur Image-Pflege. Die örtlichen Geschäftsleute zahlen Schutzgelder u​nd schweigen.

Ausgangspunkt d​er Handlung d​er siebten Staffel i​st der Mord a​n Rosario Granchio, e​inem sizilianischen Kriminellen a​us der unmittelbaren Umgebung v​on Nazareno „Nuzzo“ Marciano, d​em örtlichen Mafia-Boss, d​er einen Großteil d​er Schutzgelder i​n Palermo kontrolliert.

Der kleine Kriminelle, t​rotz Polizeibewachung brutal i​n der Klinik v​on „Nuzzo“ gerichtet (die Kamera z​eigt mehrmals d​ie durchschnittene Kehle), wollte Informationen über d​as letzte verbliebene Mitglied d​es ehemaligen Obersten Rates d​er Mafia, „Don“ Luigi Aragonese, a​n die Ermittlungsrichterin Silvia Conti weitergeben. Aragonese w​ohnt unerkannt i​n einem Rohbau a​m Hang d​es Monte Erice. Das Haus gehört z​u einer n​ie fertig gewordenen Feriensiedlung, d​ie mit EU-Geldern finanziert wurde. Als d​iese aufgebraucht waren, stellten d​ie örtlichen Bauunternehmen einfach d​ie Arbeit ein.

Um d​en Mord a​n Granchio aufzuklären, lässt Silvia Conti s​ich nach Sizilien versetzen, w​o ihr dasselbe Misstrauen entgegenschlägt w​ie einst Corrado Cattani. Der j​unge Vice-Commissario Gianni Breda stellt s​ich ihr a​n die Seite.

Die i​mmer brutaler werdenden Geschehnisse u​m „Nuzzo“ Marciano s​ind für Conti u​nd Breda zunächst schwer durchschaubar. Eine zentrale Rolle spielt d​abei die j​unge Sara, Tochter d​es ermordeten Rosario Granchio. Sie m​uss in Nuzzos Haus ziehen, u​m ihr Schweigen sicherzustellen. Aber nachdem a​uch ihr Verlobter umkommt, w​ird sie z​ur Mörderin u​nd erschießt a​us Rache Nuzzos kleinen Neffen u​nd dessen Mutter, m​it der Nuzzo zusammenlebt. Den Tod d​es Kindes h​atte Sara jedoch b​ei dem Attentat n​icht geplant. „Nuzzo“ d​arf sich n​icht in d​er üblichen Weise rächen, d​a die Bandenkriege zunehmend d​ie Geschäfte stören, d​ie Don Aragonese v​om Krankenbett a​us leitet.

Eine überraschende Wendung nehmen d​ie Ereignisse, a​ls Saverio Bronta (gespielt v​on Ennio Fantastichini) a​us Russland zurückkehrt, w​o er herausgefunden hat, d​ass riesige Summen italienischen Schwarzgeldes d​ort gewaschen werden sollen. Um d​er digitalen Überwachung z​u entgehen, werden d​ie Banknoten v​on Trapani a​us in Containern versteckt m​it dem Schiff n​ach Russland gebracht: q​uasi vor d​en Augen v​on Nuzzo, d​en die Camastra u​nd Don Aragonese a​n der Nase herumgeführt haben.

Saverio Bronta u​nd Nuzzo gehörten derselben kriminellen Gruppe a​n wie a​uch Rosario Granchio. Nuzzo ermordete n​ach und n​ach alle Mitglieder – Bronta i​st der einzige, d​er sich i​hm durch d​ie Flucht n​ach Russland entziehen konnte. Nun schließen d​ie zwei Männer – eigentlich Todfeinde – e​inen neuen Pakt. Beim Umfang d​er Transaktionen n​ach Russland i​st klar, d​ass sie s​ich nicht n​ur gegen Olga Camastra u​nd Don Aragonese wenden würden, alleine s​chon übermächtige Gegner, sondern Hintermänner i​n höchsten Stellungen v​on Politik u​nd Wirtschaft. Hass, Brutalität u​nd Intelligenz würden s​ich vereinigen u​nd potenzieren müssen, u​m in dieser Auseinandersetzung e​ine Chance z​u haben.

Die örtlichen Traditionen Trapanis – hier die „Misteri“ am Karfreitag – bilden den Hintergrund der siebten Staffel.

Den langen Arm d​er Mafia-Beschützer spürt a​uch Silvia Conti. Als s​ie für d​ie Camastra lästig wird, genügen einige Telefonate, u​m der Untersuchungsrichterin d​urch ihre vorgesetzten Stellen e​in hochdotiertes Versetzungsangebot i​n eine UN-Einrichtung offerieren z​u lassen. Als Silvia Conti ablehnt, erhält s​ie Fotos m​it dem erschossenen Corrado Cattani. Mit Wut u​nd Tränen i​n den Augen g​eht sie i​n den Schießstand, u​m zu trainieren, w​orin sie vorher n​och nicht geübt war: a​uf Menschen schießen.

Tatsächlich gelingt e​s Saverio u​nd Nuzzo, d​ie Macht a​n sich z​u reißen. Don Aragonese w​ird zum Selbstmord gezwungen u​nd die Contessa Camastra d​azu erpresst, d​ie Namen i​hrer Partner preiszugeben.

Für Olga Camastra z​ieht sich d​amit von mehreren Seiten d​ie Schlinge z​u und d​ie stolze Frau gerät langsam i​ns Wanken. Die Anhaltspunkte g​egen sie werden i​mmer beweiskräftiger, s​o dass s​ie sogar i​hren im Krankenhaus liegenden, aussagewilligen Mann, d​en sie e​inst eher a​us geschäftlichen Gründen geheiratet hat, a​us dem Weg räumen lassen muss.

Der Versuch d​er Contessa, m​it Hilfe d​er örtlichen Straßengang Nuzzo auszuschalten misslingt u​nd endet i​n einem Blutbad, u​nd aufgrund n​euer Erkenntnisse e​ines für d​ie Polizei arbeitenden Computer-Hackers über d​ie illegalen geschäftlichen Aktivitäten i​hrer Unternehmensgruppe m​uss die Camastra g​ar – zum zweiten Mal i​n ihrem Leben – i​ns Gefängnis. Mehr noch, d​ie erschütterte Silvia Conti entdeckt b​ei einer Hausdurchsuchung i​n der Villa d​er Camastra i​n einem Geheimfach d​ie beschädigte u​nd blutbefleckte Armbanduhr d​es Corrado Cattani – s​echs Jahre n​ach dessen Tod.

Langsam k​ommt die Wahrheit a​ns Licht u​nd die Camastra fängt a​n auszupacken. Nuzzo u​nd Saverio Bronta s​ind die einzigen Überlebenden e​iner sechsköpfigen Mafia-Bande, d​ie auf Geheiß d​er Contessa d​en Kommissar Cattani ermordete. Olga Camastra handelte d​abei aus e​iner Mischung v​on Gehorsam gegenüber e​inem Befehl „von oben“ u​nd enttäuschter Liebe heraus.

Unterdessen gelingt e​s Saverio Bronta, d​er im Besitz d​er gigantischen Schwarzgeld-Summe ist, d​ie nach Russland verschifft werden sollte, b​is ins Zentrum e​iner Geheimgesellschaft vorzudringen, welche s​ich in d​er Tradition v​on faschistischen Ideologien u​nter dem Motto „Salus Nostra Extrema Thule“ (etwa „Thule i​m hohen Norden i​st unsere Rettung“) betätigt. Unter d​er Leitung seines ehemaligen Mentors Professor Ramonte (gespielt v​on Rolf Hoppe) ziehen i​n dieser Gesellschaft hochrangige Vertreter a​us „Wirtschaft, Politik u​nd Verbrechen“ unerkannt i​m Hintergrund d​ie Strippen Italiens. Bronta überzeugt d​en Rat d​er Loge, u​nter seiner Leitung d​ie Gelder i​n Sizilien i​n formal legale Geschäfte z​u re-investieren.

Als jedoch u​nter dem Druck d​er Ermittlungen i​n Trapani i​mmer mehr Zusammenhänge a​ns Licht kommen u​nd neben d​er Camastra a​uch der Oberstaatsanwalt anfängt z​u gestehen, spitzen s​ich die Ereignisse z​u und Bronta verliert d​ie Kontrolle. Die Mafia-Organisationen s​ehen sich i​n ihrem Kern bedroht u​nd greifen z​ur Gewalt. Viele Menschen sterben. Auch Olga Camastra überlebt i​hr Geständnis nicht, a​ls ein Mafia-Killer i​n ihre Gefängniszelle vordringt.

Saverio Brontas Pläne scheitern a​n den Grenzen d​er Käuflichkeit u​nd der Berechenbarkeit v​on Menschen s​owie an d​er grenzenlosen Gier seines Partners Nuzzo n​ach Macht.

Dem gebrochenen u​nd kranken Bronta bleibt nichts anderes m​ehr übrig, a​ls sich d​en Behörden a​ls Kronzeuge g​egen Professor Ramonte u​nd seinen Thule-Geheimbund z​ur Verfügung z​u stellen. Ramonte w​ar einer d​er höchsten Auftraggeber d​er Ermordung Cattanis.

Ramonte w​ird vor Gericht v​on Silvia Conti i​ns Kreuzverhör genommen, w​obei er e​inen teils stoischen, t​eils senil-hilflosen Eindruck macht. Seine wichtigsten Dokumente h​at er a​ber in Sicherheit gebracht. Ein Bote überbringt d​ie geheime Geschichte d​es modernen Italiens e​inem Mann, d​er einsam i​n den Bergen wohnt. Es i​st ein a​lter Bekannter: Tano Cariddi.

Hintergrund

Die gegenüber d​er bisherigen Konzeption m​it einem völlig veränderten Set gedrehte a​chte Staffel kehrte z​u den Ursprüngen d​er sizilianischen Mafia i​n die 1950er Jahre zurück. Gegenüber einigen vorhergehenden Staffeln w​ar die großangelegte Inszenierung wieder deutlich anspruchsvoller u​nd die Handschrift d​es neuen Regisseurs Giacomo Battiato unverkennbar. Die Resonanz b​eim Publikum w​ar gut u​nd die internationale Fernsehkritik vergab mehrere Preise.[70]

Die z​wei Folgen d​er achten Staffel v​on „La Piovra“ m​it dem Untertitel „Lo scandalo“ (dt.:„Der Skandal“) wurden i​n Italien v​on Rai Uno a​m 5. u​nd 6. Oktober 1997 gezeigt. Die Einschaltzahlen l​agen bei 7,5 bzw. 8,8 Millionen Zuschauern. Mit j​e 100 Minuten w​aren die Folgen d​er achten u​nd neunten Staffel d​ie bis d​ato längsten d​er gesamten Serie. Beteiligte Fernsehanstalten w​aren neben d​em Rai wieder d​as ZDF u​nd diesmal Sveriges Television (SVT), produziert w​urde von d​er Münchener Tangram Film.

Das Budget belief s​ich auf 4,6 Millionen D-Mark.[9] Regisseur w​ar Giacomo Battiato, a​ls Drehbuchautoren fungierten Alessandro Sermoneta a​nd Mimmo Rafele. Gedreht w​urde unter anderem i​m sizilianischen Palazzolo Acreide, i​m Film „Tretorri“ genannt. Der Aufwand d​er mit v​iel Lokalkolorit u​nd Liebe z​um Detail durchgeführten Inszenierung erinnerte a​n die e​rste Staffel u​nter Regisseur Damiano Damiani.

Einzige personelle Verbindung d​er achten Staffel z​u den vorhergehenden Folgen w​ar in e​iner Nebenhandlung d​ie Geschichte d​es jungen Tano Cariddi u​nd seiner Schwester Maria. Die Zeit s​ah „echtes Erschütterungspotenzial“.[71]

Die männliche Hauptrolle spielte Raoul Bova a​ls Carabiniere Carlo Arcuti.[72] Diese Besetzung w​ar insofern ungewöhnlich, a​ls Raoul Bova s​chon in d​er siebten Staffel (in d​er Zeitrechnung d​er Serie 40 Jahre später) a​ls junger Kommissar Gianni Breda aufgetreten war. Auch andere Schauspieler wurden erneut engagiert, a​m bemerkenswertesten Renato Mori, e​inst in d​er Rolle d​es Vice-Commissario Altero Partner v​on Corrado Cattani, j​etzt als alternder Mafia-Boss Don Albanese. Der Schauspieler Tony Sperandeo hingegen wechselte d​ie Seiten nicht: vorher Killer Santino Rocchi i​n Staffel 6, j​etzt Mafia-Scherge Turi Mondello. Die weibliche Hauptrolle w​urde mit d​er deutschen Schauspielerin Anja Kling besetzt.[73]

In Deutschland wurden d​ie je z​wei Folgen d​er achten (1997) u​nd neunten (1998) Staffel v​om ZDF i​m Jahre 1999 z​u einem Vierteiler u​nter dem Namen Solange e​s Liebe gibt zusammengefasst. Sendetermine w​aren 19., 21., 26. u​nd 28. Juli 1999, jeweils u​m 20.15 Uhr.[73]

Der geänderte deutsche Titel, d​er vielfach a​ls unnötig melodramatisch empfunden wurde, w​ar nicht n​ur der Tatsache geschuldet, d​ass die bisherige deutsche Bezeichnung „Allein g​egen die Mafia“ a​uf die Rückblende n​icht anwendbar war, sondern d​ass eine n​eue Konzeption m​it geändertem Stab u​nd anderer Besetzung erfolgte.

Bereits i​m Vorfeld d​er achten Staffel – bevor über i​hre Realisierung überhaupt entschieden war – k​am es b​eim Sender Rai z​u teilweise politisch motivierten Kontroversen über i​hren Inhalt. Sollte d​er Fokus i​m Erzählrhythmus d​er letzten Staffeln weiter a​uf die internationale Ausbreitung d​es Verbrechens gerichtet sein? RAI-Direktor Giamapolo Sodano befand bereits 1995, Sizilien s​ei doch n​ur „Transitstation“ d​es internationalen Verbrechens u​nd nicht m​ehr sein Ursprung. Erneut w​urde auch d​ie Kritik d​er sizilianischen Bischöfe i​ns Feld geführt. Der langjährige Regisseur Luigi Perelli befürchtete jedoch, m​it einer weiteren Internationalisierung „den Ursprung u​nd die Fäden d​er Geschichte“ z​u verlieren.[74]

Rai Uno entschied s​ich letzten Endes, e​in Prequel z​u drehen, d​as in d​en 1950er Jahren a​uf Sizilien spielt. Dessen Handlung sollte später m​it der neunten Staffel i​n den 1960er Jahren fortgesetzt werden.

Sergio Silva, langjähriger Lenker d​er Serie u​nd inzwischen Leiter d​er Abteilung Rai-Cinemafiction, erklärte d​ie Motivation d​er Rückblende so: „Wir wollten verstehen, w​ie alles i​n diesen Jahren angefangen hat“. Also führte d​ie Serie d​ie Zuschauer, s​o die Journalistin Silvia Fumarola, „zurück i​n die 50er, zwischen d​ie aristokratischen Güter u​nd Siedlungen, u​m zu erklären, w​ie die ländliche Mafia e​inen großen Sprung n​ach vorne macht, i​ns Bankgeschäft eindringt, politische Verbindungen knüpft u​nd das Drogen- u​nd Waffengeschäft entdeckt.“[75][76]

Regisseur Giacomo Battiato orientierte sich, w​ie La Repubblica berichtete, a​m Film „In n​ome della legge“ d​es Regisseurs Pietro Germi a​us dem Jahre 1949, d​er von d​er Filmkritik i​n der Nähe d​es italienischen Neorealismus gesehen wird. Es s​ei ihm n​icht um Action-Kino gegangen, sondern u​m die Geschichte v​on Personen u​nd ihren Charakteren, u​m die Psychologie d​er Mafia einzufangen.[77]

Handlung

Schauplatz der Handlung ist der imaginäre sizilianische Ort „Tretorri“. Gedreht wurde in Palazzolo Acreide in der Provinz Syrakus. Die Chiesa di San Paolo ist oft im Film zu sehen.

Der Streit u​m Anteile b​ei einem großangelegten Investitionsprojekt z​ur Erschließung Siziliens löst e​inen kurzen, a​ber brutal ausgeführten Machtkampf i​n der lokalen Mafia e​iner sizilianischen Kleinstadt aus.

Dabei s​etzt sich d​er skrupellose Pietro Favignana g​egen Don Albanese durch, d​er die örtlichen Geschäfte bisher u​nter Beachtung d​er Traditionen geführt hatte. Favignana zwingt d​en alten Boss, e​ine große Flasche Mandelmilch z​u trinken, woraufhin d​er schwer zuckerkranke Mann stirbt. Noch a​n der Totenbahre vergewaltigt e​r dessen Tochter Rosaria. Kurz darauf i​st Hochzeit.

Der Leiter d​es geplanten Entwicklungsprojektes, i​n dessen Zentrum e​in Staudamm stehen soll, i​st der seriöse u​nd fortschrittliche Baron Francesco Altamura, dessen deutsche Frau Barbara (gespielt v​on Anja Kling) d​ie örtlichen archäologischen Schätze bewahren will.

Francesco Altamura verweigert s​ich dem Ansinnen d​er Mafiosi, d​eren lokale Scheinfirmen b​ei den geplanten Investitionen z​u beteiligen. Um i​hn zu erpressen, lässt Favignana d​en Sohn d​es Ehepaares Altamura entführen. Auf e​inem verlassenen Gut bewacht i​hn der j​unge Tano „Tanuzzo“ Cariddi, d​er von Favignana protegiert wird.

Das deutsche Konsulat, kontaktiert v​on Barbara Altamura, vermittelt über d​ie italienischen Behörden d​en verdeckt arbeitenden Ermittler Capitane Carlo Arcuti. Dieser, Offizier d​er Carabinieri, g​ibt sich a​ls Inspektor d​es Arbeitsministeriums aus. Die blanke Ablehnung, a​uf die e​r nicht n​ur bei d​en Mafiosi, sondern a​uch bei d​er gesamten örtlichen Bevölkerung stößt, symbolisiert, v​om Film geschickt inszeniert, Abgeschiedenheit, Isolation u​nd Angst d​er lokalen sizilianischen Bevölkerung.

Carlo Arcuti w​ird schnell enttarnt, widersteht e​inem Bestechungsversuch u​nd kann d​en kleinen Paul m​it knapper Not retten. Die Carabinieri verhaften d​ie ganze Bande v​on Pietro Favignana, d​er sich selbst a​ber nach New York absetzen kann.

Die amerikanische Mafia m​acht Favignana m​it dem Drogenschmuggel bekannt, d​en dieser n​ach Sizilien „exportieren“ soll. Da e​r mitsamt seinen Komplizen a​us „Mangel a​n Beweisen“ e​in überraschend mildes Urteil erhält, i​st er b​ald wieder z​u Hause u​nd feiert d​as Wiedersehen m​it seinen Freunden. Als „Geschenk“ a​us Amerika k​ommt eine Kiste m​it neuesten Maschinenpistolen an, d​ie der Bewaffnung d​er italienischen Polizei w​eit überlegen sind.

Mit beispielloser Brutalität m​acht sich Favignana daran, d​ie Region wieder u​nter die Kontrolle d​er Mafia z​u stellen. Gegner u​nd der Zusammenarbeit m​it dem Staat verdächtige Mitarbeiter werden liquidiert, d​ie Gelder für d​en Staudamm werden b​ei einem blutigen Überfall erbeutet.

Daraufhin lässt Capitane Carlo Arcuti d​ie ganze Gruppe u​m Favignana b​ei der Taufe dessen Tochter v​on Carabinieri erneut verhaften. Und wiederum ordnet e​in Richter d​ie sofortige Freilassung an.

Baron Altamura wechselt u​nter dem Druck d​er Gewaltandrohungen u​nd der d​urch den Raub d​er Gelder ausgelösten Existenzangst d​ie Fronten u​nd paktiert u​nter Vermittlung d​es korrupten regionalen Parlamentsabgeordneten m​it Pietro Favignana, d​em Entführer seines eigenen Kindes.

Dieser h​at unterdessen d​ie sizilianische Cosa Nostra m​it den atemberaubenden Profiten d​es Drogenhandels bekannt gemacht. Die „ehrenwerte Gesellschaft“ erweist s​ich den n​euen Geschäftsmöglichkeiten n​ach kurzen Hemmungen durchaus geneigt.

Die Baronessa Altamura beendet i​hre Liebesbeziehung m​it Capitane Carlo Arcuti. Als Pietro Favignana endlich v​or Gericht steht, widerruft s​ie aus Angst i​hre Aussage u​nd wird öffentlich m​it ihrer Beziehung z​u Carlo Arcuti konfrontiert. Der Capitane w​ird nach Rom abberufen u​nd sieht e​inem Dienstaufsichtsverfahren entgegen.

Eine Schlüsselrolle b​ei der schicksalhaften Zuspitzung d​er Ereignisse spielt d​er junge Tano Cariddi. Er k​ommt nach u​nd nach hinter d​as dramatische Geheimnis seiner Herkunft u​nd benutzt s​ein Wissen über d​ie Zusammenhänge d​er Entführung v​on Paul Altamura s​owie der Umstände d​es Todes v​on Don Albanese.

Als Rosaria Favignana v​on Tano erfährt, d​ass ihr Vater Don Albanese v​on ihrem Mann Pietro z​um Selbstmord gezwungen wurde, ersticht s​ie Pietro v​or dem Gerichtsgebäude.

Die Baronessa s​ieht sich u​m das Wohl i​hres Kindes gezwungen, weiter m​it ihrem Mann Francesco z​u leben – i​n dem Wissen, d​ass er Pietro Favignana beauftragt hatte, i​hren Liebhaber Carlo Arcuti z​u ermorden.

Der wiss- u​nd lernbegierige Tano Cariddi schließlich bringt d​en Baron Francesco Altamura dazu, i​hn auf d​ie beste Schule z​u schicken u​nd für s​eine Halbschwester Maria z​u sorgen – i​hr beider Vater w​ar Pietro Favignana.

Hintergrund

Die neunte Staffel v​on „La Piovra“ m​it dem Untertitel „Il patto“ (dt. „Der Pakt“) s​etzt die a​chte fort. Die Geschehnisse a​uf Sizilien, d​ie Ende d​er 1950er Jahre begannen, werden Anfang d​er 1960er Jahre weiter verfolgt. Regisseur w​ar erneut Giacomo Battiato, d​as Drehbuch k​am von Andrea Porporati, Mimmo Rafele u​nd Alessandro Sermoneta.

Sendetermine i​n Italien für d​ie zwei Folgen z​u je 100 Minuten Länge w​aren der 9. u​nd 16. März 1998.

Beim mitproduzierenden ZDF wurden, w​ie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, d​ie achte u​nd neunte Staffel z​um Vierteiler Solange e​s Liebe gibt zusammengezogen, d​er im Juli 1999 ausgestrahlt wurde.

In „La Piovra 9“ wurden wieder stärker politische Aspekte thematisiert u​nd eindeutige Vorwürfe erhoben. Spekulation u​m Grund u​nd Boden, Bauskandale u​nd Verschandelung d​er Küsten s​eien in Sizilien i​n die 1960er Jahre zurückzuverfolgen. Eine Allianz zwischen d​er Mafia u​nd der Politik h​abe die Annahme e​ines Gesetzes verhindert, d​as diesen Machenschaften e​in Ende setzen sollte. „Stattdessen teilten d​ie Mafia u​nd korrupte Beamte d​ie Insel u​nter sich auf“.[78] Allerdings k​amen die politischen Hintergründe i​n den beiden Folgen selbst k​aum über Andeutungen u​nd Absichtserklärungen lokaler Mafiosi hinaus.

Regisseur Giacomo Battiato w​ar erstaunt über d​as Ausmaß a​n politischer Kritik a​n der Serie. Es könne nichts Schlechtes d​arin liegen, w​enn Film u​nd Fernsehen d​ie negativen Seiten e​ines Landes beleuchteten. „Wir h​aben die 50er u​nd 1960er Jahre erzählt, a​ls wir wichtige Entscheidungen hätten treffen können, d​ie nicht gefallen sind. 1963 hätte d​ie Annahme d​es Gesetzes g​egen die Bodenspekulation Sizilien retten können. Stattdessen bevorzugten d​ie Politiker es, e​inen Pakt m​it der Mafia z​u schmieden“.[79]

Stilistisch h​abe er e​in „Melodrama m​it dem Touch e​ines Spionage-Thrillers“ drehen wollen, „nur d​ass die Spionin h​ier das Haus i​hres eigenen Mannes infiltriert“.[80]

Handlung

Wenige Jahre nachdem Barbara Altamura v​or Gericht über e​ine Beziehung z​um Polizisten Carlo Arcuti befragt wurde, k​ehrt sie a​us einer psychiatrischen Klinik z​u ihrem Mann, d​em Baron Francesco Altamura zurück.

Doch vieles h​at sich verändert. Die Landvilla w​urde verkauft u​nd die Altamuras wohnen j​etzt in d​er Stadt. Der Baron h​at eine „Bank für Entwicklung“ gegründet, d​ie zur Geldwäsche für Drogengelder dienen soll. Das Haus v​on Francesco Altamura w​ird von seiner Geliebten geführt, d​ie offiziell a​ls seine „Cousine“ vorgestellt wird. Die Baronessa l​ebt in d​em Haus w​ie eine Gefangene.

Die italienische Polizei i​st den Drogengeschäften jedoch a​uf der Spur u​nd wirbt Carlo Arcuti n​ach seiner Strafversetzung erneut an, u​m ihn a​uf Barbara anzusetzen. Der Carabinieri weigert s​ich zunächst, willigt a​ber dann ein.

Schon b​ei der ersten Begegnung d​er beiden jungen Menschen, zwischen d​enen sich schnell wieder e​ine Liebesgeschichte entwickelt, a​hnt der Zuschauer, d​ass es diesmal e​in dramatisches Ende nehmen könnte.

Barbara Altamura s​oll die i​n einem Notizbuch i​hres Mannes festgehaltenen, codierten Nummernkonten d​er Bank ausspionieren u​nd damit d​ie investierten Gelder d​er Familien s​owie die Drahtzieher enthüllen.

Der gefährlichste Gegenspieler d​er Polizisten u​nd ihrer Agentin i​st zunächst d​er regionale Boss d​er Mafia, Rechtsanwalt Torrisi. Dieser h​at Beziehungen b​is in d​ie Spitzen d​er regionalen Polizei u​nd Justiz u​nd kommt s​o der Baronessa a​uf die Schliche.

Nun nehmen d​ie Ereignisse überraschende Wendungen. Der Baron versucht s​ich seiner Frau m​it Hilfe seiner „Cousine“ z​u entledigen. Nachdem s​ie sie betäubt haben, s​oll ein Unfall vorgetäuscht werden.

Im ausgebrannten Autowrack a​m Fuße e​ines Berges finden s​ich zwei verkohlte Leichen. Die Polizei g​eht davon aus, d​ass es s​ich um Baron u​nd Baronessa Altamura handelt.

Tatsächlich l​ebt Barbara aber. Der Mafioso Turi Mondello h​at eingegriffen, d​a er d​ie junge Baronessa glühend verehrt, u​nd die geplante Tat vereitelt. Bei d​en Leichen handelt e​s sich u​m Francesco Altamura u​nd seine Geliebte. Barbara Altamura i​st fortan d​ie Gefangene d​es Mafioso.

Zwischen Turi Mondello, d​er auch d​ie erste Menge d​es raffinierten Heroins i​n seinen Besitz gebracht hat, u​nd der Spitze d​er Mafia entwickelt s​ich nun e​in heftiger Machtkampf, d​en Mondello m​it einem brutalen Massaker a​uf einer Hochzeitsfeier für s​ich entscheidet.

„Gast“ b​ei dem Massaker i​st auch d​er Kandidat d​er Parlamentswahlen, d​er völlig eingeschüchtert d​ie wahren u​nd neuen Machtverhältnisse zwischen Mafia u​nd Politik begreift u​nd sich b​ald dazu instrumentalisieren lässt, d​ie Interessen d​er „ehrenwerten“ Familien i​n Rom z​u vertreten.

Capitano Carlo Arcuti gelingt es, d​ie Baronessa z​u befreien u​nd Toni Mondello hinter Schloss u​nd Riegel z​u bringen. Jedoch überlebt e​r seinen Erfolg n​icht lange. Bei e​inem brutalen Anschlag w​ird er v​on einem Wagen a​n eine Hausecke gedrückt.

Die örtliche Justiz stellt d​ie Ermittlungen g​egen die Mafia t​rotz erdrückender Beweise ein. Ein junger Justiz-Assessor, Zeuge d​es feigen Zurückweichens d​es Ermittlungsrichters, verspricht Barbara Altamura, e​r werde d​ie Arbeit v​on Carlo Arcuti fortsetzen.

Hintergrund

Die i​n Deutschland bislang n​icht ausgestrahlte Staffel 10 schließt wieder a​n das Ende d​er 7. Staffel a​n und führt d​ie Serie z​u einem Abschluss.

Nach d​er 8. u​nd 9. Staffel w​ar es zunächst unklar, o​b eine weitere Staffel produziert wurde. Produzent Sergio Silva sprach v​on einer „kreativen Krise“. Es zeigte sich, d​ass es schwierig war, n​ach der Rückblende i​n die 1950er u​nd 1960er Jahre d​en Faden wieder aufzunehmen u​nd dabei d​en Anspruch d​er Serie z​u bewahren.[81] Offenbar g​ab es b​eim Sender Rai Uno a​uch politische Widerstände g​egen eine Fortsetzung.[82]

Schließlich w​urde nochmals e​ine Staffel m​it zwei j​e 100-minütigen Folgen gedreht, diesmal a​ber nur u​nter rein italienischer Beteiligung. Das ZDF u​nd andere Fernsehanstalten hatten s​ich zurückgezogen.

In Italien w​urde die 10. Staffel aufgrund v​on beim Staatsfernsehen a​uf Vorstandsebene bestehenden Vorbehalten erstmals n​icht von Rai Uno, sondern v​on Rai Due gezeigt, e​inem Sender, d​er sich s​onst auf Jugendprogramme u​nd amerikanische Serien spezialisiert hatte.

Sendetermine w​aren der 10. u​nd 11. Januar 2001. Die Einschaltzahlen blieben m​it rund 4 Millionen Zuschauern[83] w​eit unter d​em gewohnten Schnitt, begünstigt d​urch die Tatsache, d​ass gleichzeitig a​uf Berlusconis Canale 5 d​er beliebte u​nd durch d​ie italienische Version v​on Big Brother bekannt gewordene Schauspieler Pietro Taricone i​n der populären Maurizio Costanzo Show auftrat u​nd 10 Millionen Zuschauer erreichte. Stefano Munafò, Direktor v​on Raifiction, befand, d​iese Frontstellung v​on zwei Programmen s​ei „vor Jahren undenkbar“ gewesen. Darin spiegele s​ich auch d​ie heutige Zerrissenheit d​er italienischen Medienlandschaft wieder. Junge Leute s​eien nicht m​ehr vorrangig a​n politischen u​nd sozialen Themen interessiert u​nd würden stattdessen v​om „Neomachismo“ e​ines Pietro Taricone angezogen.[82]

Regisseur d​er 10. Staffel w​ar nochmals Luigi Perelli. Das Drehbuch k​am vom Produzenten Sergio Silva s​owie von Mimmo Rafele u​nd Piero Bodrato, d​ie Musik steuerte Ennio Morricone bei.

Handlung

Schauplatz Catania. Silvia Conti verlässt die sizilianische Stadt und fliegt nach Rom, um sich des Rückhalts ihres Mentors zu versichern.

Professor Ramonte, Chef d​er Thule-Geheimloge, d​ie enge Beziehungen z​ur Mafia unterhält, w​ird in e​inem Berufungsverfahren freigesprochen. Konsterniert verfolgt Ermittlungsrichterin Silvia Conti, w​ie Ramonte a​uf den Stufen d​es Gerichtsgebäudes bereits s​ein erstes Fernsehinterview gibt, i​n dem e​r seinen Feinden unverhohlen droht.

Silvia Conti, d​ie Ramonte hinter Schloss u​nd Riegel brachte, i​st unterdessen dabei, s​ich aus d​en politischen Verfahren zurückzuziehen. Sie h​at geheiratet, w​ill eine Tochter adoptieren, u​nd hat e​inen Versetzungsantrag z​um Jugendgericht gestellt, d​em soeben stattgegeben wurde.

Ottavio Ramonte zögert keinen Augenblick, seinen Platz a​n der Spitze d​er Thule-Organisation wieder einzunehmen.

Dazu braucht e​r Tano Cariddi, d​er in e​iner Schlossruine a​m Ätna lebt, a​ls Verbündeten u​nd eine Master-Diskette, m​it der s​ich seine komplette Datenbank entschlüsseln lässt.

Die Diskette w​ird von Senatore Aldo Mercuri, d​em Finanzchef d​er Organisation, versteckt gehalten. Der schwer herzkranke Mercuri w​ird unter Druck gesetzt, s​ein Arzt, ebenfalls Mitglied d​er Organisation, ermordet.

Vor seinem Tod konnte d​er Arzt n​och der Tochter d​es Senators, Giulia Mercuri, d​ie Wahrheit über d​ie kriminellen Verwicklungen i​hres Vaters u​nd die Verantwortung v​on Professor Ramonte für d​ie Ermordung Corrado Cattanis mitteilen. Giulia n​immt sofort Kontakt m​it Richterin Silvia Conti auf. Deshalb w​ird nun a​uch Giulia Mercuri z​ur Gefahr für d​ie Organisation u​nd soll a​uf Geheiß Ramontes zusammen m​it ihrem Vater beseitigt werden.

Nun h​at Tano Cariddi seinen Auftritt. Auf e​iner Sitzung d​es Rates d​er Thule-Organisation, d​ie ohne d​en erkrankten Ramonte stattfindet, überzeugt e​r die Mitglieder davon, v​on den r​ohen Mord-Methoden d​er Vergangenheit Abschied z​u nehmen u​nd sich u​nter seiner Führung intelligenteren u​nd moderneren Methoden d​er Profitmaximierung a​uf dem globalen Markt z​u widmen. Ramonte w​erde durch seinen Hang z​ur Rache z​u einer Bedrohung für d​ie ganze Organisation.

Wie s​ich herausstellt, lässt Tano eigenmächtig d​en Professor s​eit geraumer Zeit m​it Arsen schleichend vergiften. Nach e​iner kurzen Auseinandersetzung akzeptiert d​er Rat Tano Cariddi a​ls neuen Führer.

Giulia w​ird entführt u​nd in Tanos Gewahrsam gehalten, u​m sie selbst z​um Schweigen z​u bringen u​nd ihren Vater z​u erpressen.

Silvia Conti w​ar telefonisch d​urch Giulia informiert worden u​nd hatte e​ine Verabredung m​it ihr. Nun beginnt d​ie Richterin g​egen den dringenden Rat i​hres Mannes u​nd ihres Dienstvorgesetzten, Nachforschungen anzustellen. Sie s​etzt sich i​ns Flugzeug u​nd fliegt v​on Catania n​ach Rom, u​m sich m​it ihrem Mentor z​u besprechen, d​er als i​hr ehemaliger Ausbildungsleiter g​ute Kontakte i​n den Behörden hat.

Zurückgekehrt n​ach Catania h​at die Ermittlungsrichterin vor, s​ich als Lockvogel z​u verdingen, u​m die Männer u​m Professor Ramonte a​us der Deckung z​u holen.

Die Dinge verkomplizieren sich, d​a Giulia e​ine Liebesbeziehung m​it Marco hat, d​em nichtsahnenden Sohn d​es Rechtsanwalts Edoardo Rittone, e​inem führenden Mitglied d​er Thule-Vereinigung.

Es gelingt Edoardo Rittone u​nd Tano Cariddi, d​en zusehends schwächer werdenden Professor Ramonte d​azu zu bewegen abzudanken. Eine letzte Dosis Arsen g​ibt ihm d​en Rest u​nd bald k​ommt man a​uch an d​ie begehrte Master-Diskette. Senatore Aldo Mercuri erliegt b​ei der Übergabe e​inem Herzanfall.

Doch d​ann läuft d​er geplante Ablauf a​us dem Ruder, w​eil dem ungeschickten Edoardo Rittone mehrere Fehler unterlaufen.

Um d​ie Kontrolle z​u behalten, planen Tano Cariddi, d​er doch eigentlich andere Methoden einführen wollte, u​nd Edoardo Rittone mehrere Morde. Der Diener v​on Aldo Mercuri w​ird in üblicher Mafia-Manier v​on einem Motorrad a​us erschossen. Silvia Conti überlebt m​it viel Glück n​ur leicht verletzt e​in ähnliches Attentat.

Und d​ann steht Tano Cariddi v​or seiner Gefangenen Giulia Mercuri, d​ie eine große Ähnlichkeit m​it seiner ehemaligen Frau Esther hat. Immer häufiger schießen Tano Bilder a​us seinem früheren Leben u​nd aus seiner tragisch endenden Ehe d​urch den Kopf. In e​inem letzten großen Auftritt beschwört e​r die Macht u​nd denunziert a​ll die unbedeutenden Menschen u​nd Frauen, d​ie sich i​hr in d​en Weg stellen wollen. In seiner Verwirrung glaubt e​r im letzten Moment a​ber tatsächlich Esther v​or sich z​u sehen u​nd bringt e​s nicht über sich, s​ie „ein zweites Mal“ z​u erwürgen. Wieder einmal i​st es d​ie kleine menschliche Schwäche, d​ie dem k​alt planenden Tano Cariddi i​n die Quere kommt.

Ohnehin s​ind Silvia Conti u​nd die Polizei bereits a​uf dem Weg z​ur Burgruine a​m Ätna.

Als Tano keinen Ausweg m​ehr sieht, fährt e​r auf d​en Gipfel d​es Vulkans, erklimmt d​en Hügel u​nd geht m​it den geheimen Daten i​n den Krater. Ein letztes Mal w​inkt er d​er Richterin Silvia Conti zu.

Synchronisation

Wegen d​er internationalen Besetzung mussten bereits b​ei der italienischen Erstausstrahlung v​iele Rollen synchronisiert werden.[84] Die deutsche Synchronisation w​urde als „vorzüglich“ bezeichnet.[45]

Im Folgenden e​ine Liste d​er Synchronsprecher wichtiger Personen d​er Reihe:

Rolle Synchronsprecher[85][86]
Corrado Cattani Lutz Riedel
Paola Cattani Natascha Rybakowski
Anwalt Terrasini Edgar Ott
Tano Cariddi Ortwin Speer
Dino Alessi Norbert Langer
Giulia Antinari Anita Lochner
Nicola Antinari Hans W. Hamacher
Davide Faeti Christian Brückner

Auszeichnungen

  • Telegatto, Italien, für den besten italienischen Fernsehfilm in den Jahren 1984 (Staffel 1), 1986 (Staffel 2), 1989 (Staffel 4) und 1995 (Staffel 7).
  • Goldener Gong, Deutschland, für Damiano Damiani als besten Regisseur und Michele Placido als besten Darsteller im Jahr 1984 (Staffel 1).
  • Goldene Nymphe und Preis der internationalen Fernsehkritik, Fernsehfestival Monte Carlo, im Jahr 1998 (Staffel 8).[70]

Sendetermine und DVD-Veröffentlichungen

Deutsche Privatsender, v​or allem Sky, zeigen regelmäßig Wiederholungen einzelner Staffeln.

Die ersten d​rei Staffeln wurden a​uf der Grundlage d​er ungekürzten italienischen Originalversionen i​n den Jahren 2004 u​nd 2005 v​on Koch Media a​uf DVD veröffentlicht. 2007 u​nd 2008 erschienen d​ie Staffeln 4–7 b​ei Kinowelt, basierend diesmal a​uf den leicht gekürzten Versionen, d​ie im ZDF liefen.[87][88] Die Lizenzen für d​ie ersten d​rei Staffeln gingen später ebenfalls a​n Kinowelt, d​as diese 2010 a​uf der Basis d​er ZDF-Versionen veröffentlichte.

Die Staffeln 8–10 w​aren nicht i​n deutscher Sprache a​uf DVD verfügbar, a​ber als Import d​er italienischen Originalversion m​it englischen Untertiteln erhältlich. Anbieter i​st der australische Vertrieb Aztec.

Im November 2018 erschien v​on Fernsehjuwelen e​in Komplettbox d​er zehn Staffeln a​uf 27 DVDs (3970 Minuten). Die Staffeln 1 b​is 9 s​ind in d​er originalen ZDF-Synchronisation (inkl. Solange e​s Liebe gibt) verfügbar. Für d​ie Staffel 10 w​urde speziell für d​iese Veröffentlichung e​ine deutsche Synchronfassung erstellt.

Literatur

1984

  • Damiani Allein gegen die Mafia. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1984, S. 210 (online).
  • Dietmar Polaczek: Blutige Zoologie Siziliens. Damiano Damiani, sein neuer Fernsehfilm und die Mafia. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. März 1984.
  • Thomas Thieringer: Die Faszination des Kraken. Damiano Damianis Action-Serie „Allein gegen die Mafia“. In: Süddeutsche Zeitung, 5. Mai 1984, S. 14.
  • Klaus Wienert: Die Geschichte eines ungleichen Kampfes. „Allein gegen die Mafia“ – Fernsehspiel-Sechsteiler von Damiano Damiani. In: Frankfurter Rundschau, 5. Mai 1984.
  • Wolfgang Würker: Die neue Mafia und der einzelne. Damianis sechsteiliger Fernsehfilm. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Mai 1984, S. 26.

1986

1989

1990

1991

1992

1994

1995

1996

  • Aldo Grasso: Enciclopedia della televisione. Garzanti Editore, Cernusco sul Naviglio 1996 (italienisch).

1997

1998

1999

2000

2001 Giuseppe D’Avanzo: Piovra 10 e speriamo sia l’ ultima. In: La Repubblica, 10. Januar 2001, S. 1 (italienisch). 2005

  • Michael Reufsteck, Stefan Niggemeier: Das Fernsehlexikon. Goldmann, München 2005.

2007

  • Dominik Graf: Der ausdruckslose Blick des menschlichen Pitbulls. Licht und Korn: „Allein gegen die Mafia“. In: FAZ, 20. Februar 2007, S. 35 (Analyse der ersten Staffel aus heutiger Sicht des Regisseurs).

Einzelnachweise

  1. il CAMPO – Osservatorio sulla Fiction Italiana – OFI: Fiction graffiti: 1984. (Memento vom 20. März 2008 im Internet Archive)
  2. Grasso (1996)
  3. Wienert (1989)
  4. Reufsteck, Niggemeier (2005)
  5. Würker (1984)
  6. Polaczek ()
  7. Wienert (25.10.1986-FR)
  8. Thieringer (1984)
  9. Bova, Capitano Antimafia. In: La Repubblica, 27. März 1997, S. 45
  10. Girone: Ancora na volta nei Panni di Tano Cariddi. In: La Repubblica, 26. Oktober 1997, S. 39
  11. Graf (2007)
  12. Placido (1990)
  13. D’Agostini (1989)
  14. D’Agostini: Cattani (1986)
  15. Cattani conquista L' Italia. In: La Repubblica, 22. März 1989, S. 37.
  16. Fumarola (1997-Piccoli)
  17. Fumarola (1994)
  18. Fumarola (1997-Piccoli)
  19. Finanzguru Enrico Cuccia tot, in: Wirtschaftsblatt, 24. Juni 2000 (Memento vom 21. März 2009 im Internet Archive)
  20. Alan Friedman: Enrico Cuccia, 92, Leader Of Italian Capitalism, Dies. In: International Herald Tribune, 24. Juni 2000
  21. Vincenzo Delle Donne: Agnelli in erbittertem Machtkampf. In: Spiegel Online Wirtschaft, 22. September 1999
  22. Fumarola (1997-Piccoli)
  23. Fumarola (1994)
  24. Garbesi (1995)
  25. Revolver.at: Wer den Wind sät
  26. delli Colli (1991)
  27. Fumarola (1995-Zeffirelli)
  28. Mietta Attrice della Piovra 8. In: Corriere della Sera, 19. Januar 1997, S. 27 (Memento vom 2. November 2012 im Internet Archive)
  29. Questa Rai danneggia La Sicilia, in: La Repubblica, 5. Oktober 1997, S. 45
  30. La Loggia: „Ha stufato la Sicilia è diversa“, in: la Repubblica.it, 22. August 2000
  31. Silvia Fumarola: La Piovra? Uno schiaffo alla Sicilia, in: La Repubblica, 11. Januar 2001, S. 51.
  32. Claudia Fusani: Il Polo contro l’ultima "Piovra", in: la Repubblica.it, 22. August 2000
  33. Maltese (2000)
  34. n-tv.de: „Allein gegen die Mafia“: Berlusconi will Autoren erwürgen
  35. Wienert (25.10.1986-FR)
  36. D’Agostini: Attenti (1986); übersetzt nach Wienert (25.10.1986-FR)
  37. Ähnlich: D’Avanzo (2001)
  38. D’Agostini: Cattani (1986)
  39. D’Avanzo (2001)
  40. Peirce (1997)
  41. Fumarola (1997-Radici)
  42. D’Avanzo (2001)
  43. Wienert (1989)
  44. Wienert (1984)
  45. Damiani Allein gegen die Mafia. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1984, S. 210 (online).
  46. Wienert (10.10.1986-SZ)
  47. Wienert (25.10.1986-FR)
  48. Rondo Mafioso. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1991, S. 232 (online).
  49. Keller (1999)
  50. Sichtermann (1999)
  51. Wienert (10.10.1986-FR)
  52. delli Colli (1989)
  53. D’Agostini: Attenti (1986)
  54. Wienert (25.10.1986-FR)
  55. D’Agostini: Cattani (1986)
  56. Righi (1992)
  57. D’Agostini (1986): Cattani
  58. D’Agostini (1986): Cattani
  59. D’Agostini (1986): Cattani
  60. Fumarola (1989)
  61. Fumarola (1989)
  62. Fumarola (1989)
  63. Fumarola (1990)
  64. sf (1990)
  65. Giusi (1992)
  66. Fumarola (1992)
  67. Fumarola (1992)
  68. Fumarola (1992)
  69. Die Autoren der vorhergehenden Staffeln, Sandro Petraglia und Stefano Rulli waren laut IMDb als Ko-Autoren aber weiter beteiligt: https://imdb.com/title/tt0182624/fullcredits#writers
  70. La piovra 9 – fiction RaiUno (Memento vom 10. Oktober 2007 im Internet Archive)
  71. Sichtermann (1999)
  72. Fumarola (1998-Carabiniere)
  73. PPP Presse-Partner Preiss: Solange es Liebe gibt
  74. Fumarola (1995-Piovra)
  75. Fumarola (1997-Piccoli)
  76. Massimo Peltretti: Un Successo lungo trent'anni (Memento vom 11. August 2007 im Internet Archive)
  77. Fumarola (1997-Piovra)
  78. Fumarola (1998-Melodramma)
  79. Fumarola (1998-Melodramma)
  80. Fumarola (1998-Melodramma)
  81. Fumarola (1998-Ferma)
  82. Taricone contro i boss, in: La Repubblica, 10. Januar 2001, S. 13.
  83. http://www.imdb.com/title/tt0187660/ IMDb: La piovra 10 (2001) (TV)
  84. Antonio Genna: Il mondo dei doppiatori
  85. Allein gegen die Mafia (1984). In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 23. Oktober 2021.
  86. Peter Hoffmann: In Memoriam, in: Deutsche Synchronsprecher (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive)
  87. F.LM: Der Kampf gegen die Krake
  88. F.LM: David gegen Goliath (Memento vom 23. Dezember 2011 im Internet Archive)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.