Norbert Langer (Synchronsprecher)
Norbert Langer (* 9. März 1941 in Schlesien) ist ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, -regisseur und Dialogbuchautor.[1]
Leben
Nach seinem Schulabschluss in Hamburg und einer Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte Langer eine Schauspielausbildung am Hamburger Schauspielstudio von Hildburg Frese. Vor dem Wehrdienst bei der Bundeswehr flüchtete er am 13. August 1962 nach Berlin.[2] Theaterengagements erhielt er zwischen 1962 und 1972 an den Staatlichen Schauspielbühnen und auch am Grips-Theater und am Kleinen Theater am Südwestkorso. In Kino und Fernsehen war er selten zu sehen. Dort trat er unter anderem in dem sozialkritischen Film Liebe Mutter, mir geht es gut (1972) und in der Schulfernsehreihe Wer hat die Bürokratie erfunden? als entschiedener Gegner der modernen Schreibmaschine auf.
Synchronsprecher
Bereits ab 1962 arbeitete Langer als Rundfunk- und Synchronsprecher. Mit Beginn der 1970er Jahre verlagerte er seinen künstlerischen Schwerpunkt vollständig auf die Synchronisation. Seither kam er als Sprecher in über 1000 Produktionen zum Einsatz. Besonders populär wurde er als Sprecher von Tom Selleck seit dessen Rolle als Privatdetektiv Thomas Magnum in der Serie Magnum. Diese Rolle synchronisierte er auch in der RTL-Synchronisation erneut, da die ARD sich nicht die Senderechte gesichert hatte, die gegen Ende der 1980er Jahre ausliefen. RTL kaufte die Senderechte ein, aber die ARD wollte die Synchronisation nicht übergeben, worauf die Serie neu synchronisiert wurde.[3]
Da er in jeder Folge dieser Serie auch als Off-Sprecher fungierte, erhielt er in der Folgezeit viele ähnlich gelagerte Erzählerrollen, so unter anderem in der Jugendserie Wunderbare Jahre, und wurde häufig als Kommentator bei Dokumentarfilmen wie etwa Planet Erde eingesetzt. Die Stadt Augsburg engagierte Langer als Sprecher für die Telefonhotline der Stadtverwaltung.
Auch zahlreichen prominenten Schauspielerkollegen lieh er seine markante Stimme; dabei sehr häufig Burt Reynolds (unter anderem in Rent-a-Cop und in der Krimiserie Dan Oakland), außerdem Sean Bean in James Bond 007 – Goldeneye, Jeff Bridges in Das Messer, Graham Chapman in Monty Pythons Der Sinn des Lebens, Alain Delon in Airport ’80 – Die Concorde und Robert Duvall in Der Pate. Bei zahlreichen Neusynchronisationen älterer amerikanischer Filme, darunter Es geschah in einer Nacht und Saratoga, fand seine Stimme für Clark Gable Verwendung. Er synchronisierte Peter Strauss in der Serie Reich und Arm, Cary Grant in Die Schwester der Braut, Jean-Louis Trintignant in Das Netz der tausend Augen und Michael Landon als Little Joe im Westernserienklassiker Bonanza.
In der Synchronfassung der britischen Fernsehkrimireihe Inspector Barnaby (Midsomer Murders) lieh Langer John Nettles (DCI Tom Barnaby) seine Stimme. In der Fernsehserie 24 sprach er den Leiter der CTU, Bill Buchanan (James Morrison). In der US-Serie Blue Bloods – Crime Scene New York (Originaltitel: Blue Bloods, Arbeitstitel: Reagan’s Law) gibt er der Hauptfigur des Polizeipräsidenten Francis („Frank“) Reagan, wiederum verkörpert durch Tom Selleck seine Stimme. Des Weiteren ist er in den US-Serien Pushing Daisies und Coco, der neugierige Affe als Erzählerstimme zu hören und die Off-Stimme in der Wissensshow Die große Show der Naturwunder.
Daneben fand Langers Stimme auch für Werbespots und Hörspiele Verwendung. Besonders bekannt wurde er als He-Man der Hörspielserie Masters of the Universe. 2014 vertonte er die Folge Der Hudson-Code der Hörbuchserie Porterville.[4]
Langer ist auch als Dialogbuchautor und Synchronregisseur tätig, so führte er Synchronregie für Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI, Der schmale Grat oder auch teilweise für Magnum.
Filmografie (Auswahl)
- 1967: Kaviar und Linsen (Fernsehfilm)
- 1968: Das Kriminalmuseum (Folge: Die Postanweisung)
- 1969: Spion unter der Haube (Fernsehfilm)
- 1969: Bischof Ketteler (Fernsehfilm)
- 1971/1972: Liebe Mutter, mir geht es gut
- 1972: Die Pulvermänner (Folge: Das Köbelbacher Schießen)
Synchronrollen (Auswahl)
- 1975: als Walker Ellis in Abenteurer auf der Lucky Lady
- 1975: als Lieutenant Phil Gaines in Straßen der Nacht
- 1981: als Buddy Evans in Ich brauche einen Erben
- 1983: als Stroker Ace in Der rasende Gockel
- 1984: als Mike Murphy in City Heat – Der Bulle und der Schnüffler
- 1985: als Ernest 'Stick' Stickley in Sie nannten ihn Stick
- 1988: als Tony Church in Rent-a-Cop – Ein Bulle zum Mieten
- 1992: als Burt Reynolds in The Player
- 1993: als Nick McKenna in Ein Cop und ein Halber
- 1997: als General Newton in Bean – Der ultimative Katastrophenfilm
- 1997: als Connor in Big City Blues
- 1997: als Jack Horner in Boogie Nights
- 2006: als General Montgomery in End Game - Tödliche Abrechnung
- 2008: als Tommy Vinson in All In – Alles oder nichts
- → Siehe auch bei Serien unten!
- 1980–1988: als Thomas Magnum und Erzählerstimme in Magnum
- 1994–2004: als Dr. Richard Burke in Friends
- 2005: als Jesse Stone in Jesse Stone: Eiskalt
- 2003–2008: als A.J. Cooper in Las Vegas
- 2010: als Mr. Kornfeldt in Kiss & Kill
- seit 2010: als Frank Reagan in Blue Bloods – Crime Scene New York
- 1931: als Mark Whitney in Alles für dein Glück
- 1931: als Nick in Herz am Scheideweg (Synchronisation: 1992)
- 1932: als Dennis Carson in Dschungel im Sturm
- 1933: als Patch Gallagher in Ich tanze nur für dich (Synchronisation: 1986)
- 1934: als Peter Warne in Es geschah in einer Nacht (Synchronisation: 1979)
- 1934: als Jeffrey 'Jeff'/'Jeffy' Williams in Heirate nie beim ersten Mal
- 1935: als Alan Gaskell in Abenteuer im gelben Meer
- 1936: als Larry Cain in Kain und Mabel (TV-Synchronisation: 1997)
- 1936: als Van in Seine Sekretärin (Synchronisation: 1988)
- 1937: als Duke Bradley in Saratoga (Synchronisation: 1988)
- 1938: als Christopher 'Chris' Hunter in Zu heiß zum Anfassen (Synchronisation: 1991)
- 1938: als Jim Lane in Der Werkpilot (Synchronisation: 1990)
- 1947: als Victor Albee Norman in Der Windhund und die Lady
- 2009: als Edward J. 'Blackie' Gallagher in Public Enemies (Kinoszene aus Manhattan Melodrama)
Filme
- 1941: Für Regis Toomey in Hier ist John Doe als Bert Hansen (2. Synchro)
- 1954: Für Alan Ladd in Unter schwarzem Visier als John (2. Synchro)
- 1960: Für Laurence Olivier in Spartacus als Marcus Crassus (neue Szene)
- 1970: Für Tom Kempinski in Die Abrechnung als Brunzy
- 1980: Für Glynn Turman in Attica – Revolte hinter Gittern als Raymond Franklin
- 1983: Für Richard Hefer in Sherlock Holmes – Das Zeichen der Vier als Thaddeus Sholto
- 1985: Das Geheimnis des Zauberschwertes als He-man
- 1990: Für Sherman Howard in Dark Angel – Tag der Abrechnung als Manning
- 1997: Für Robin Sachs in Vergessene Welt: Jurassic Park als Paul Bowman
- 2000: Für David Dukes in Am Ende steht der Tod als Holden Avery
- 2010: Für Julian Wadham in Double Identity als Sterling
Serien
- 1971–1975: Für Simon Williams in Das Haus am Eaton Place als James Bellamy
- 1972: Für Burt Reynolds in Dan Oakland als Dan August
- 1984: Für Jean-Claude Bouillon in Patrik Pacard als Monsieur Dimitri
- 1986: Für Peter MacLean in Hart aber herzlich als Cober (Jahr der deutschen Erstausstrahlung)
- 1988–1993: Wunderbare Jahre (der erwachsene Kevin Arnold, Erzählerstimme)
- 1992–1994: Für Burt Reynolds in Daddy schafft uns alle als Wood Newton
- 1997–2011: Für John Nettles in Inspector Barnaby als DCI Tom Barnaby
- 2005–2009: Für James Morrison in 24 als Bill Buchanan
- 2007–2008: Für Mike Farrell in Desperate Housewives als Milton Lang
- 2016–2019: Für John Nettles in Poldark als Ray Penvenen
- 2021: JoJo no Kimyō na Bōken als George Joestar
Weblinks
- Literatur von und über Norbert Langer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Norbert Langer in der Internet Movie Database (englisch)
- Norbert Langer in der Deutschen Synchronkartei
- Norbert Langer bei filmportal.de
Einzelnachweise
- Norbert Langer in der Deutschen Synchronkartei, abgerufen am 5. Februar 2021
- Interview mit Wolfgang Weber, in: Der Sonntag (Karlsruhe) Nr. 21, 25. Mai 2014, S. 10.
- Die Media-Paten: Interview mit Norbert Langer - ab 2:25. 9. Juni 2017, abgerufen am 21. Juli 2019.
- Kritik bei Popshot zu „Porterville“, abgerufen am 12. August 2014.