Zduny
Zduny (deutsch 1943–1945 Treustädt) ist eine Stadt in Polen in der Wojewodschaft Großpolen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde im Powiat Krotoszyński.
Zduny | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Großpolen | ||
Powiat: | Krotoszyn | ||
Geographische Lage: | 51° 39′ N, 17° 23′ O | ||
Höhe: | 119-158 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 4445 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Postleitzahl: | 63-760 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 62 | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | ||
Gminagliederung: | 6 Schulzenämter | ||
Fläche: | 85,20 km² | ||
Einwohner: | 7558 (31. Dez. 2020)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 89 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 3012063 | ||
Verwaltung (Stand: 2013) | |||
Gemeindevorsteher: | Władysław Ulatowski | ||
Adresse: | Rynek 2 63-760 Zduny | ||
Webpräsenz: | www.zduny.pl |
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1241.[2] Es war damals ein herzogliches Dorf und hieß Sdunkow.[3] Der Name der Ortschaft soll sich dabei „von den vielen Töpfern […], die hier ehemals wohnten“[4] herleiten lassen. 1261 wurde mit Erlaubnis durch Herzog Boleslaus der Fromme von Großpolen Zduny nach Neumarkter Recht zur Stadt erhoben.[5] Als Folge der Gegenreformation kam es ab etwa 1630 durch eine Massenflucht aus Schlesien zu einem bedeutenden Zuzug von Protestanten, die zu einer deutlichen Erweiterung Zdunys um etwa 2000 Siedler beitrug.[6] Grundherr Peter Sienuta gestattete 1637 die Gründung der Neustadt Deutsch-Zduny und des evangelischen Kirchspiels.[5][4] Mit einer dritten 1647 unter dem Namen Sienutowo als Stadt angelegten Siedlung wurden die beiden anderen 1772 unter der Herrschaft der Familie Sułkowski vereinigt.[5] 1703 wurden die Städte Sienutowo und Deutsch-Zduny durch einen Brand weitgehend zerstört und wieder aufgebaut.[7]
1793, bei der Zweiten Polnischen Teilung, wurde die Stadt Teil Preußens. Die Stadt hatte am Ausgang des 18. Jahrhunderts sieben öffentliche Gebäude, zwei Hospitäler, eine evangelische und eine katholische Kirche und 439 Wohnhäuser, davon sieben mit Ziegeldach.[3] In den Jahren 1807 bis 1815 gehörte Zduny zum Herzogtum Warschau, anschließend wieder zu Preußen.[2]
Der Anschluss an das Schienennetz erfolgte 1894 mit der Verbindung Oels-Jarotschin der Preußischen Staatsbahn.[8] Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Zduny am 10. Januar 1920 Teil des wiederentstandenen Polens.[9] Im September 1939 wurde die Stadt von der deutschen Wehrmacht im Rahmen des Überfalls auf Polen besetzt, am 26. Oktober in den später als Reichsgau Wartheland bezeichneten Teil des Deutschen Reiches völkerrechtswidrig eingegliedert und am 18. Mai 1943 in Treustädt umbenannt.[10]
Im Frühjahr 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Gegend von der Roten Armee besetzt. Soweit die deutsche Bevölkerung nicht vor Kriegsende geflohen war, wurde sie in der Folgezeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.
Religionen
Mit der Genehmigung zur Einrichtung des evangelischen Kirchspiels wurde 1637 die erste evangelische Kirche als Holzbau errichtet. Nach der Zerstörung durch einen Brand 1789 wurde die nächste Kirche nach Plänen des Breslauer Baumeister J. F. Hansen als geputzter Ziegelbau mit doppelten hölzernen Emporen errichtet und am 18. November 1792 geweiht.[5] Die Kirche wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis 1989 als Lager genutzt.[11]
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1865[12] | 1875[13] | 1880[13] | 1890[13] | 1905[14] | 1910[15] | 1993[16] | 2002[16] |
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Einwohner | 3300 | 3352 | 3323 | 3477 | 3285 | 3431 | 4411 | 4421 |
Jahr | 2005[16] | 2006[16] | 2007[16] | 2008[16] | 2009 | 2010[16] | 2011[16] | 2016 |
Einwohner | 4461 | 4505 | 4515 | 4500 | 4498 | 4498 | 4514 | 4565 |
Nachfolgend wird die Einwohnerentwicklung grafisch dargestellt.
In Zduny waren im Jahr 1890 unter den 3.477 Einwohnern 2.400 Evangelische, 1.025 Katholiken und 52 Juden.[8]
Städtepartnerschaften
Zduny unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- barockes Rathaus, erbaut 1684
- Barockkirche St. Johannes, erbaut 1719–1721
- barock-klassizistische evangelische Kirche erbaut 1789–1792[2]
Gemeinde
Zur Stadt- und Landgemeinde gehören neben der Stadt Zduny weitere sechs Ortsteile (deutsche Namen, amtlich bis 1945)[17] mit einem Schulzenamt.
Weitere Ortschaften der Gemeinde sind:
- Dziewiąte (Dziewionte)
- Hadrianów
- Ostatni Grosz (Letzte Groschen)
- Piaski (Piaski)
- Rochy (Rache[19])
- Siejew (Schönmühl)
- Szczerków (Stscherkow)
- Trzaski (Trzaski)
Wirtschaft und Infrastruktur
Der wichtigste Industriebetrieb der Stadt war die 1882 gegründete Zuckerfabrik, die nach der Jahrtausendwende von der Pfeifer & Langen KG übernommen wurde, aber 2002 trotzdem ihren Betrieb einstellte. Zduny hat einen nicht mehr vom Personenverkehr bedienten Bahnhof an der Bahnstrecke Oleśnica–Chojnice.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ernst Daniel Adami (1716–1795), deutscher Kapellmeister und evangelischer Theologe.
- Richard Pfeiffer (1858–1945), deutscher Hygieniker, Bakteriologe und Immunologe.
- Bernhard Heinrich Irrgang (1869–1916), deutscher Organist und Komponist.
Personen, die in Zduny gewirkt haben
- Ludwig von Jazdzewski (1838–1911), polnischer katholischer Theologe und Politiker.
- Bolesław Jaśkowski (* 19. Dezember 1884 in Łobżenica, Kreis Wyrzysk, getötet am 10. November 1939 bei Gniewkowo in der Nähe von Inowrocław), polnischer katholischer Pfarrer in Zduny 1918 bis 1926, Gründer der Zdunyer Volksmannschaft im Großpolnischen Aufstand, Beschützer der deutschen Katholiken in der Zdunyer Pfarrei.
Literatur
- Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 452–455.
Fußnoten
- Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- www.mapa.szukacz.pl, abgerufen am 29. Dezember 2010
- Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 452–455 (google.de [abgerufen am 31. Dezember 2018]).
- Vossberg, F. A.: Wappenbuch der Städte des Grossherzogthums Posen (1866), S. 18, online: www.bsb-muenchen-digital.de, abgerufen am 28. Februar 2011
- Julius Kohte: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen. Bd. III. Die Landkreise des Regierungsbezirks Posen, Berlin 1896, S. 310–316 Online: PDF, abgerufen am 29. Dezember 2010
- Land der großen Ströme. Von Polen nach Litauen. In: Rogall, Joachim (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas. Siedler Verlag, Berlin 1996, ISBN 3-88680-204-3, S. 136, 139.
- Adolf Warschauer: Die Städtischen Archive in der Provinz Posen, Leipzig 1901, S. 285, PDF-Datei, abgerufen am 9. Januar 2011
- Michael Rademacher: Landkreis Krotoschin. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- www.territorial.de, abgerufen am 1. Januar 2011
- Anordnung über Ortsnamenänderung im Reichsgau Wartheland im Verordnungsblatt des Reichstatthalters im Warthegau vom 18. Mai 1943 (pdf; 1,9 MB), abgerufen am 27. Februar 2011
- ZDUNY.PL | Gmina i Miasto. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 8. September 2009; abgerufen am 29. Dezember 2010 (polnisch).
- Pierer’s Universal-Lexikon. Band 19. Altenburg 1865, S. 538 (zeno.org [abgerufen am 25. April 2012]).
- Michael Rademacher: Pos_krotoschin. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 20. Leipzig 1909, S. 858 (zeno.org [abgerufen am 25. April 2012]).
- Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. Königreich Preußen - Provinz Posen - Regierungsbezirk Posen - Landkreis Krotoschin. In: www.gemeindeverzeichnis.de. Uli Schubert, 9. Dezember 2018, abgerufen am 31. Dezember 2012.
- Polska. In: pop-stat.mashke.org. 2019, abgerufen am 8. Mai 2019.
- Das Genealogische Orts-Verzeichnis
- Vgl. Weblink "Anordnung über Ortsnamenänderung im Reichsgau Wartheland" – Landkreis Krotoschin
- Lidl, Johann Jakob: Novissimum Silesiae Theatrum. In: mapy.mzk.cz. Kartensammlung Moll, 1745, abgerufen am 5. Januar 2019.