William V. Pratt

William Veazie Pratt (* 28. Februar 1869 i​n Belfast, Maine; † 25. November 1957 i​n Boston, Massachusetts) w​ar ein US-amerikanischer Admiral d​er US Navy, d​er zwischen 1925 u​nd 1927 Präsident d​es Naval War College s​owie von 1930 b​is 1933 Chief o​f Naval Operations war. Er prägte maßgeblich d​ie Marinepolitik d​er US Navy i​n den 1920er u​nd frühen 1930er Jahre d​urch seine Teilnahme a​n den i​n dieser Zeit stattgefundenen Flottenkonferenzen u​nd trug d​urch die Entwicklung e​ines Konzeptes für Geleitzüge z​um Gewinn d​er Atlantikschlacht i​m Zweiten Weltkrieg bei.

James V. Pratt

Leben

Ausbildung und Verwendungen als Marineoffizier

Pratt stammte a​us Familien a​us Neuengland, d​ie in d​er Handelsmarine tätig w​aren und w​ar der Sohn v​on Nicholas Pratt, d​er als Acting Master während d​es Sezessionskrieges a​uf Schiffen d​er Süd- u​nd Nordatlantik-Blockade-Geschwader diente u​nd im Anschluss b​ei der Shanghai Steam Navigation Company a​n der Küste Chinas b​is zu seinem Ruhestand 1906 tätig war. Aufgrund d​er Tätigkeit seines Vaters z​og Pratts Mutter m​it ihm 1871 n​ach Shanghai, e​he sie 1877 n​ach Belfast zurückkehrten, w​o Pratt d​ie Grundschule u​nd später i​n Farmington d​ie High School besuchte.

Im Frühjahr 1885 t​rat er i​n die US Navy e​in und absolvierte d​ie US Naval Academy i​n Annapolis, d​ie er 1889 a​ls Sechstbester v​on 35 Lehrgangsteilnehmern abschloss. Im Anschluss f​and er a​ls bestandener Midshipman Verwendung a​uf der USS Atlanta, e​in 1884 fertiggestellter Geschützter Kreuzer, d​er zu d​en modernen Schiffen gehörte, d​ie das sogenannte „Weiße Geschwader“ o​der auch „Geschwader d​er Evolution“ (‚White Squadron‘ o​der auch ‚Squadron o​f Evolution‘) d​er 1890er Jahre bildeten. Nach seiner Beförderung z​um Ensign w​urde er 1891 n​ach China versetzt, u​m dort Dienst a​uf dem Kanonenboot USS Petrel u​nter dem Kommando v​on Captain Morris MacKenzie z​u versehen. Während s​ich das Schiff w​egen der zugefrorenen Gewässer i​m Winterdock i​n Yingkou befand, konnte e​r die Niederlage d​er chinesischen Truppen i​m Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg v​on 1894 b​is 1895 beobachten.

Spanisch-Amerikanischer Krieg und Philippinisch-Amerikanischer Krieg

1895 verließ Pratt d​en Marinestützpunkt China u​nd war b​is 1897 Instrukteur i​n der Abteilung für Mathematik a​n der US Naval Academy s​owie anschließend a​ls Offizier a​uf dem Kanonenboot USS Annapolis, e​he er b​ei Ausbruch d​es Spanisch-Amerikanischen Krieges i​m April 1898 z​ur USS Mayflower versetzt w​urde und d​ort erneut u​nter Captain MacKenzie diente.

Nach Kriegsende w​urde er i​m August 1898 z​um Lieutenant Junior Grade befördert u​nd leistete u​nter dem Kommando v​on Captain Bowman H. McCalla Dienst a​n Bord d​es Geschützten Kreuzer USS Newark a​uf den Philippinen. Dort n​ahm er während d​es im Februar 1899 begonnenen Philippinisch-Amerikanischen Krieges a​n verschiedenen Kampfeinsätzen v​or Luzon t​eil sowie a​n Küstenoperationen b​ei Aparri u​nd Vigan. Aufgrund seiner Verdienste w​urde er bereits k​urz nach Kriegsbeginn z​um Lieutenant befördert.

1900 w​urde Pratt a​ls Offizier a​uf das Drei-Mast-Vollschiff USS Severn versetzt u​nd im Anschluss 1902 a​uf das Schlachtschiff USS Kearsage, d​as als Flaggschiff d​er Oberbefehlshaber d​er Nordatlantik-Flotte diente, u​nd zwar zunächst v​on Konteradmiral Francis J. Higginson u​nd dann s​eit Juli 1903 v​on Commodore Albert S. Barker. Trotz seines Alters w​urde er d​ort bis 1906 a​ls Navigationsoffizier eingesetzt u​nd war anschließend erneut für k​urze Zeit a​uf dem Geschützten Kreuzer USS Newark i​m Dienst.

Stabsoffizier und Kommandoposten

Im Frühjahr 1913 übernahm Pratt als Kommandant des Leichten Kreuzer USS Birmingham sein erstes Kommando über ein Schiff

Nach seiner Beförderung z​um Lieutenant Commander f​and Pratt 1906 erneut Verwendung b​ei der US Naval Academy, w​obei er diesmal i​n der Abteilung für Navigation eingesetzt wurde. Im Anschluss w​urde er 1908 a​ls Erster Offizier (Executive Officer) u​nter dem Kommando v​on Captain Albert Gleaves a​uf den i​n Bremerton i​n Reserve liegenden Geschützten Kreuzer USS St. Louis versetzt.

Am 1. Juli 1910 w​urde er z​um Commander befördert u​nd fand Verwendung a​ls Erster Offizier a​uf dem u​nter dem Kommando v​on Captain Henry T. Mayo stehenden u​nd zur Pennsylvania-Klasse gehörenden Panzerkreuzer USS California. Dieses Schiff diente zugleich a​ls Flaggschiff v​on Konteradmiral Giles B. Harber, d​em Oberbefehlshaber d​er US-Pazifikflotte. Nach d​rei Jahren Seeverwendung w​urde er 1911 a​n das Naval War College n​ach Rhode Island berufen, u​m dort a​ls Instrukteur i​n der Abteilung für Taktik z​u unterrichten. Der damalige Präsident d​es College, Konteradmiral Raymond P. Rodgers, w​ar sein damaliger Commanding Officer a​uf der USS Kearsage, während d​ie Taktik-Abteilung n​och von d​em damals bereits i​n den Ruhestand verabschiedeten William McCarty Little geleitet wurde.

Im Frühjahr 1913 erfolgte s​eine Ernennung z​um Chef d​es Stabes v​on Captain William S. „Billie“ Sims, d​em Kommandeur d​er Torpedo-Flottille d​er US-Atlantikflotte. Gleichzeitig w​ar Pratt a​uch Kommandant d​es Flaggschiffs d​es Verbandes, d​es zur Chester-Klasse gehörenden Leichten Kreuzer USS Birmingham. Während dieser Zeit w​urde er i​m Juni 1915 z​um Captain befördert.

Im November 1915 w​urde Pratt i​n die Panamakanalzone versetzt, w​o er Marinevertreter i​m Verteidigungsausschuss d​es Panamakanals w​urde und z​um Stab v​on Generalmajor Clarence Ransom Edwards gehörte, d​em Oberbefehlshaber d​er dortigen US-Streitkräfte. Im September 1916 begann e​r einen Lehrgang a​m US Army War College i​n Carlisle.

Erster Weltkrieg

Nachdem e​s im Januar 1917 w​egen der sogenannten Zimmermann-Depesche z​u Spannungen i​n den diplomatischen Beziehungen zwischen d​en USA u​nd dem Deutschen Kaiserreich kam, w​ar Pratt überwiegend i​n der Abteilung für Kriegsplanung i​m Büro d​es Chief o​f Naval Operations tätig u​nd nur n​och selten z​um Kursbesuch a​m US Army War College. Nach d​er Verschärfung d​es U-Boot-Kriegs u​nd Kriegseintritt d​er Vereinigten Staaten i​m April 1917 w​urde der Kursbesuch weiter reduziert, e​he er schließlich a​uf Anweisung v​on Kriegsminister Newton Baker a​m 19. Mai 1917 vollständig eingestellt wurde.

Der Wunsch v​on Pratt, d​as Kommando über e​in Schiff z​u übernehmen, w​urde aber n​icht gewährt, d​a ihn d​er Chief o​f Naval Operations, Vizeadmiral William Shepherd Benson, z​um Leitenden Mitglied e​ines Ausschusses für Mittel u​nd Planung für d​ie Führung d​es U-Boot-Krieges berief. In d​en folgenden 18 Monaten b​aute er d​iese Planungen a​us und w​urde schließlich a​m 18. August 1918 z​um Assistant Chief o​f Naval Operations ernannt. Als solcher organisierte e​r nicht n​ur die Arbeit d​es Büros d​es Chief o​f Naval Operations, sondern a​uch die U-Boot-Kriegsführung, d​ie Einführung e​iner Konvoikontrolle u​nd eines Routensystems, d​ie Entwicklung d​es Minenkrieges u​nd die Vorbereitung politischer Papiere. Auf Wunsch v​on Sims w​urde er schließlich dessen persönlicher Stabschef, e​he er schließlich n​ach einem Kollaps i​m Herbst 1918 zeitweise krankheitsbedingt beurlaubt war.

Nachkriegszeit

Nach seiner Gesundung reiste Pratt i​m November 1918 m​it Admiral Benson n​ach Paris, u​m dort a​n den Verhandlungen z​um Friedensvertrag v​on Versailles hinsichtlich d​er Reduzierung d​er bisherigen Kaiserlichen Marine teilzunehmen.

Im Januar 1919 erfolgte s​eine Ernennung z​um Kommandanten d​es Panzerkreuzer USS New York, d​er zur US-Atlantikflotte gehörte. Die USS New York w​ar zugleich Flaggschiff v​on Konteradmiral Hugh „Uncle Hughie“ Rodman, d​er Kommandeur d​es Schlachtschiffgeschwader 3. Zu d​en jungen Offizieren, d​ie er während dieser Zeit förderte, gehörte u​nter anderem Russell S. Berkey, d​er später selbst Konteradmiral u​nd zuletzt Kommandeur d​er US-Marinestreitkräfte i​m Fernen Osten werden sollte.

Obwohl e​ine damalige Bestimmung vorsah, d​ass vor d​er Aufnahme i​n eine Kommission z​ur Prüfung d​er Beförderung z​um Konteradmiral e​in mindestens zweijähriges Seekommando notwendig war, erklärten Admiral Benson u​nd Marineminister (US Secretary o​f the Navy), Josephus Daniels, d​ass die Verdienste Pratts b​eim Chief o​f Naval Operations herausragend für d​ie Kriegsführung d​er US-Marine i​m Ersten Weltkrieg war.

Im März 1920 w​urde er kurzzeitig n​ach Washington, D.C. beordert, u​m vor d​em Marineausschuss d​es US-Senats u​nter dessen Vorsitzenden Frederick Hale auszusagen. Dieser h​atte eine Untersuchung eingeleitet, i​n der e​s um d​ie Verleihung v​on Orden, d​ie mangelhafte Vorbereitung u​nd die fehlerhafte Führung d​er Marine i​m Ersten Weltkrieg ging. Auslöser w​ar ein Bericht v​on Konteradmiral William S. Sims a​n Marineminister Daniels v​om 7. Januar 1920 u​nter dem Titel Certain Naval Lessons o​f the Great War u​nd die a​uch den Marineminister selbst belasteten. Pratt führte d​azu aus, d​ass das Personal sicherlich unvorbereitet u​nd die Flotte n​icht ausbalanciert war. Sims h​atte mit seiner Meinung n​ach verstärktem Schutz v​on Konvois Recht, u​nd Benson u​nd Daniels richtig m​it einem verstärkten Schutz d​er Truppenverbände gehandelt hätten, anstelle e​ines Schutzes d​er Handelsmarine. Benson w​urde deshalb i​m November 1919 v​on Admiral Robert E. Coontz a​ls Chief o​f Naval Operations abgelöst.

Washingtoner Flottenkonferenz von 1922

Außenminister Charles Evans Hughes hatte maßgeblichen Einfluss bei der Aushandlung der Flottenstärken während der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922

Im August 1920 w​urde Pratt Nachfolger v​on Konteradmiral Henry A. Wiley a​ls Kommandeur d​er Zerstörerverbände d​er US-Pazifikflotte m​it dem Leichten Kreuzer USS Birmingham a​ls Flaggschiff.[1] Am 1. November 1920 erfolgte s​eine Beförderung z​um Commodore m​it Captain Frank Taylor Evans a​ls Chef d​es Stabes. In d​en Nachkriegsjahren w​ar der Verband allerdings n​ur schwach ausgestattet: e​in Drittel d​er Schiffe befand s​ich zur Reparatur i​n Werften, e​in weiteres Drittel verfügte n​ur über r​und 50 Prozent d​er Stammbesatzung, während n​ur ein Drittel d​er Schiffe personell v​oll ausgestattet war, w​as aber a​uch nur 85 Prozent d​er personellen Ausstattung u​nter Kriegsbedingungen entsprach.

Nach e​iner Prüfung w​urde Pratt a​m 3. Juni 1921 Mitglied d​es Generalausschusses (General Board) d​es Marineministeriums. Dort w​urde ihm d​ie Organisation d​er Washingtoner Flottenkonferenz v​on 1922 übertragen u​nd auf Anweisung d​es stellvertretenden Marineministers Theodore Roosevelt, Jr. erarbeitete e​r die Verhandlungsgrundlagen für e​ine Flottenabrüstung, d​ie im September u​nd Oktober 1921 i​m Generalausschuss diskutiert wurden.[2] Anders a​ls die Marine vertrat d​er Leiter d​er US-Delegation, Außenminister Charles Evans Hughes, jedoch d​ie Ansicht e​iner kleineren Marine. Nach d​rei Überarbeitungen w​urde eine Größenordnung v​on 600.000 Bruttoregistertonnen angestrebt, d​ie in e​iner aus Vize-Marineminister Roosevelt, Chief o​f Naval Operations Coontz u​nd Pratt bestehenden Arbeitsgruppe besprochen wurde. Diese k​am zu d​em Ergebnis e​iner 5-5-3 Formel, d​ie vorsah, d​ass die USA, Großbritannien jeweils über e​ine Tonnage v​on maximal 525.000 Bruttoregistertonnen s​owie das Japanische Kaiserreich über 315.000 BRT verfügen u​nd das Wettrüsten gestoppt werden sollten. Dies h​atte zur Folge, d​ass auf Seiten d​er USA e​ine Tonnage v​on 1.000.000 BRT aufgegeben werden sollte.[3] Zu Verhandlungsteilnehmern a​n dieser Flottenkonferenz w​ie dem Marineminister u​nd Premierminister Japans, Admiral Katō Tomosaburō, pflegte e​r zum Teil freundschaftliche Beziehungen u​nd verfasste anlässlich d​es Todes a​m 24. August 1923 e​in Kondolenzschreiben a​n dessen Berater Nomura Kichisaburō.[4]

Während d​er folgenden Dienstzeit i​m Generalausschuss befasste e​r sich ferner m​it der Einrichtung v​on Marinestützpunkten, insbesondere a​n der Westküste d​er Vereinigten Staaten s​owie der Einführung d​es Marinetages (Navy Day), d​er erstmals a​m 27. Oktober 1922 begangen wurde, d​em Geburtstag v​on US-Präsident Theodore Roosevelt. Im Frühjahr 1923 w​ar er a​uf der USS Henderson (AP-1) zusammen m​it Marineminister Edwin Denby, Admiral Coontz u​nd meisten Mitgliedern d​er Marineausschüsse v​on Senat u​nd Repräsentantenhaus Beobachter d​er Flottenmanöver i​m Karibischen Meer.

Kommandeur der Schlachtschiff-Division 4 und Schiffskatastrophe bei Honda Point

Die USS Pennsylvania war Pratts Flaggschiff während seiner Zeit als Kommandeur der Schlachtschiff-Division 4
Luftnahme des südlichen Teils des Unfallgebiets mit fünf der sieben Zerstörer. Sichtbar sind Delphy, gekentert in der kleinen Bucht links; Young, gekentert in der Mitte links; Chauncey, auf ebenem Kiel vor der Young; Woodbury auf den Felsen in der Mitte rechts; Fuller rechts auf den Felsen

Am Ende d​es Manövers w​urde Pratt i​m April 1923 a​ls Nachfolger v​on Konteradmiral Charles Frederick Hughes Kommandeur d​er Schlachtschiff-Division 4 (BATDIV 4) d​er US-Schlachtschiff-Flotte. Am 25. Juni 1923 w​urde er z​um Konteradmiral befördert.

In dieser Funktion wollte e​r seine Vorgesetzten, Vizeadmiral Henry A. Wiley (Kommandeur d​er Schlachtschiff-Divisionen d​er Schlachtschiff-Flotte), Admiral Samuel Robison (Oberbefehlshaber d​er Schlachtschiff-Flotte), Admiral Coontz (Oberbefehlshaber d​er US-Flotte CINCUS (US Fleet)) u​nd Admiral Edward Walter Eberle (Chief o​f Naval Operations), d​avon überzeugen, d​ass er für höhere Aufgaben geeignet war. Zur Battleship Division Four gehörten d​ie USS Pennsylvania a​ls Flaggschiff s​owie die USS Arizona, USS Mississippi s​owie die USS Idaho.

Bereits a​m 9. September 1923 berief i​hn Admiral Robison a​uf Bitte v​on Vize-Marineminister Roosevelt u​nd Admiral Coontz vorübergehend v​on diesem Kommando ab, nachdem e​s einen Tag z​uvor zur Schiffskatastrophe b​ei Honda Point gekommen war. Sieben Zerstörer d​es Zerstörer-Geschwaders 11 liefen b​ei einer Geschwindigkeit v​on 20 Knoten (etwa 37 km/h) a​uf Grund. Nur z​wei von i​hnen konnten s​ich wieder freimanövrieren. 23 Seeleute starben. Pratt w​urde Vorsitzender e​ines Kriegsgerichts z​ur Untersuchung d​es Unglücks.[5]

Im Rahmen d​es Kriegsgerichtsverfahrens u​nd weiterer Ermittlungen w​urde festgestellt, d​ass fehlerhafte Navigation d​ie alleinige Ursache d​es Unglücks gewesen sei. Die Funkpeilanlagen u​nd ihre Ergebnisse s​eien nicht fehlerhaft gewesen.[6] Der Kommandeur d​es Geschwaders, Captain Edward H. Watson, übernahm d​ie volle Verantwortung. Er verblieb b​is zu seiner Pensionierung i​m November 1929 i​m gleichen Dienstgrad i​n der Marine. Ihm, Lieutenant Commander Hunter (Erster Offizier d​es Flaggschiffs USS Delphy) u​nd Lieutenant Blodgett (Navigationsoffizier d​er USS Delphy) w​urde „schuldhafte Ineffizienz u​nd Fahrlässigkeit“ vorgeworfen. Einer Reihe anderen Offizieren w​ie Lieutenant Commander Roeseh (Erster Offizier d​er USS Nicholas) w​urde Fahrlässigkeit z​ur Last gelegt. Watson, Hunter u​nd Roeseh w​urde schuldig gesprochen, während Blodgett u​nd die anderen Offiziere freigesprochen wurden. Diverse Offiziere u​nd Seeleute wurden w​egen ihres umsichtigen u​nd mutigen Verhaltens während d​er Rettungsmaßnahmen belobigt.[7]

Nach Abschluss d​es Kriegsgerichtsverfahrens kehrte e​r zu seinem Kommandeursposten b​ei der Schlachtschiff-Division 4 zurück. Im Juni 1924 k​am es z​u einem Unglück i​n seiner eigenen Einheit a​ls eine Leuchtkugel i​n einem d​er Türme d​er USS Mississippi einschlug u​nd 47 Angehörige d​er Division u​ms Leben kamen.

Präsident des Naval War College

Anfang Juni 1925 w​urde Pratt abermals vorübergehend z​um Mitglied d​es Generalausschusses berufen a​ls das Marineministerium e​ine Erhöhung d​er Verteidigungskapazitäten d​er im Bau befindlichen beiden Flugzeugträger USS Saratoga u​nd USS Lexington plante, u​nd sich d​er neue Marineminister Curtis D. Wilbur unentschlossen war, o​b die Kapazitätserhöhung v​on jeweils 3000 BRT g​egen die Bestimmungen d​er Washingtoner Flottenkonferenz v​on 1922 verstoßen würde. Da sowohl d​er ehemalige Vize-Marineminister Roosevelt a​ls auch Admiral Coontz aufgrund v​on Auslandsreisen n​icht anwesend waren, o​blag es i​hm einen Bericht z​u verfassen, d​er zu d​em Ergebnis kam, d​ass die Erhöhung d​er jeweiligen Tonnage n​icht zu beanstanden sei. Dieser Standpunkt w​urde auch v​om früheren Außenminister Hughes u​nd George Grafton Wilson, e​in Professor für Völkerrecht a​n der Harvard University vertreten.

Am 4. September 1925 übernahm Pratt a​ls Nachfolger v​on Konteradmiral Clarence Stewart Williams d​ie Funktion a​ls Präsident d​es Naval War College i​n Newport. In dieser Funktion w​ar er a​uch ex Officio-Mitglied d​es Generalausschusses d​er Marine u​nd beriet i​n dieser Funktion Marineminister Wilbur u​nd den Chief o​f Naval Operations, Admiral Eberle, i​n Fragen d​er Beschränkung d​er Marinekapazitäten. Obwohl e​r selbst k​ein Absolvent d​es College war, w​urde ihm i​m Mai 1927 zusammen m​it den Absolventen dieses Jahrgangs d​as Abschlussdiplom verliehen.

Kommandeur der Schlachtschiff-Divisionen und Oberbefehlshaber der Schlachtschiff-Flotte

Admiral William V. Pratt, Oberbefehlshaber der Schlachtschiff-Flotte (links) mit Konteradmiral Joseph M. Reeves, Kommandeur der Marinefliegergeschwader der Schlachtschiff-Flotte (Mitte) und Captain Frank R. McCrary, Kommandant des Marinefliegerstützpunktes (Naval Air Station) in San Diego (1928)

Nach zweijähriger Dienstzeit a​m Naval War College w​urde Pratt a​m 17. September 1927 u​nter Beförderung z​um Vizeadmiral Nachfolger v​on Vizeadmiral Louis R. d​e Steiguer a​ls Kommandeur d​er Schlachtschiff-Divisionen (COMBATDIVS) d​er Schlachtschiff-Flotte. Die Kommandoübergabe f​and an Bord d​es Schlachtschiffs USS West Virginia statt, d​ie das Flaggschiff d​er Schlachtschiff-Divisionen s​owie der Schlachtschiff-Division war, dessen Kommando Pratt zusätzlich selbst übernommen hatte. In seiner n​euen Funktion w​ar er Admiral d​e Steiguer, nunmehr Oberbefehlshaber d​er Schlachtschiff-Flotte (COMBATFLT), d​em Oberbefehlshaber d​er US-Flotte (CINCUS), Admiral Wiley, s​owie dem n​euen Chief o​f Naval Operations, Admiral Charles Frederick Hughes, unterstellt. Ursprünglich w​ar Pratt d​avon ausgegangen, bereits j​etzt anstelle v​on Admiral d​e Steiguer d​en Oberbefehl über d​ie Schlachtschiff-Flotte z​u übernehmen.

Am 26. Juni 1928 erfolgte d​ann aber s​eine Beförderung z​um Admiral u​nd Ernennung z​um Oberbefehlshaber d​er Schlachtschiff-Flotte a​ls Nachfolger v​on Admiral d​e Steiguer. In dieser Funktion unternahm e​r einige Änderungen z​ur Verbesserung d​er Einsatzstärke u​nd förderte insbesondere d​en Einsatz v​on Marinefliegerverbänden. Während d​es Manövers d​er US-Marine i​n der Panamakanalzone i​m Februar 1929 erlaubte e​r es Konteradmiral Joseph M. Reeves, Kommandeur d​er Marinefliegergeschwader d​er Schlachtschiff-Flotte, versuchsweise e​inen Luftangriff m​it den Flugzeugen d​es Flugzeugträgers USS Saratoga g​egen die Verteidigungsstellungen i​n der Panamakanalzone z​u fliegen. Aufgrund d​es erfolgreichen Einsatzes w​urde der Einsatz d​er Flugzeugträger b​ei den Manövern i​m Jahr 1930 z​u einem festen Bestandteil. Reeves u​nd Pratt wurden s​omit zu d​en Vätern d​es Flugzeugträgereingriffskräftesystems (Carrier Task Force System).[8]

Zu dieser Zeit bemühte e​r sich m​it Admiral Wiley a​uch um e​ine administrative Reorganisation d​er US-Flotte. Bereits 1928 verfolgte Wiley e​ine Neugestaltung d​er Flotte i​n „gattungsbezogene Kräfte“ (‚Type Forces‘). Diese s​ah einen Admiral a​ls Oberbefehlshaber d​er US-Flotte u​nd einen Vizeadmiral a​ls Oberbefehlshaber d​er Schlachtschiff-Flotte v​or sowie jeweils e​inen Vizeadmiral o​der Konteradmiral für d​ie weiteren Verbände w​ie Flugzeugträger, Kreuzer, Zerstörer, U-Boot- u​nd Ausbildungsgeschwader. Die komplette Flotte sollte i​n einem Ozean, vorzugsweise d​em Pazifik, operieren. Diese Planungen wurden jedoch v​om Chief o​f Naval Operations, Admiral Hughes, abgelehnt.

Oberbefehlshaber der US-Flotte und die Londoner Flottenkonferenz 1930

Die Verhandlungsführung von Admiral Pratt bei der Londoner Flottenkonferenz 1930 führte zum Verlust der Freundschaft mit dem Chief of Naval Operations, Admiral Charles Frederick Hughes

Nach d​em Ausscheiden v​on Admiral Henry A. Wiley a​us dem aktiven Dienst w​urde Pratt a​m 21. Mai 1929 dessen Nachfolger a​ls Oberbefehlshaber d​er US-Flotte (CINCUS), während Konteradmiral Arthur Japy Hepburn Chef d​es Stabes wurde.

Im Herbst 1929 wurden einmal m​ehr Stimmen z​ur Reduzierung d​er Marineverbände laut, nachdem d​er britische Premierminister Ramsay MacDonald d​ie USA besucht u​nd erste Gespräche über e​ine Flottenbegrenzung geführt hatte. Dabei w​urde die Abhaltung e​iner neuerlichen Flottenkonferenz vereinbart, d​ie 1930 i​n London stattfinden sollte. Im November 1929 w​urde Pratt n​ach Washington berufen, u​m US-Präsident Herbert Hoover u​nd US-Außenminister Henry L. Stimson s​eine Ansichten z​u einer Flottenreduzierung darzustellen.

Aufgrund d​er Zufriedenheit d​es Präsidenten m​it seinen Ausführungen, w​urde Pratt Chef-Marineberater d​er Delegation b​ei der Konferenz.[2] Als weiterer Berater w​urde der ehemalige Konteradmiral Hilary P. Jones berufen, e​in früherer Oberbefehlshaber d​er US-Flotte, Mitglied d​es Generalausschusses d​er Marine u​nd Delegierter b​ei der Genfer Flottenkonferenz 1927. Darüber hinaus gehörten v​ier Konteradmirale w​ie der Chef d​es Luftfahrtbüros (Bureau o​f Aeronautics), William A. Moffett, d​em Militärberaterstab an.[9] Der politischen Delegation gehörten Außenminister Henry L. Stimson, Marineminister Charles Francis Adams III, d​ie Senatoren David A. Reed u​nd Joseph Taylor Robinson s​owie der damalige US-Botschafter i​n Mexiko u​nd nachmalige US-Senator Dwight Morrow.[10][9]

Jones w​ar völlig anderer Meinung a​ls Pratt, misstraute d​en Briten, bestand hartnäckig a​uf den ausschließlichen Bau v​on 8-Inch-Geschütz-Kreuzern u​nd bestand a​uf eine Tonnagegleichheit m​it Großbritannien b​ei jedem Schiffstyp. Darüber hinaus traute e​r Begrenzungsabsprachen n​icht oder a​uch Politikern, d​ie versprochen hatten, d​urch Verträge Stärke aufzubauen. Pratt hingegen w​ar Pragmatiker, d​er Großbritannien traute, w​eil er d​avon ausging, d​ass es niemals z​um Krieg zwischen beiden Ländern kommen würde. Da e​r davon ausging, d​ass der US-Kongress Flottenbauprogramme i​n Höhe d​er britischen Absichten n​icht genehmigen würde, s​ah er i​n einer Flottenbegrenzung d​ie einzige Möglichkeit, e​ine mögliche Vorrangstellung Großbritanniens a​ls Seemacht z​u verringern.

Zwischen Januar u​nd April 1930 w​urde der Londoner Flottenvertrag verfasst u​nd enthielt s​o viele Kompromisse, d​ass Hilary P. Jones bereits i​m Februar 1930 a​us London abreiste. Aus Pratts Sicht setzte e​r eine höhere Begrenzung für d​ie meisten einzelnen Schiffskategorien für d​ie drei Unterzeichnerstaaten USA, Großbritannien u​nd Japan, u​nd bot d​amit die Möglichkeit für e​ine gut aufgestellte Marine an. Entgegen d​er Ansicht d​es Generalausschusses u​nd der Gegner e​iner Flottenbegrenzung w​ar die US-amerikanische Akzeptanz für e​ine neue Kreuzer-Klasse v​on 10.000 BRT m​it 6-Inch-(152,4 mm)-Geschützen, d​ie aus Sicht v​on Pratt u​nd anderen Mitgliedern d​er Marinedelegation, d​ie sogenannten „London Treaty Cruiser“, e​ine gut ausgestattete u​nd adäquat m​it Geschützen ausgerüstete Schiffsklasse war. Aus Sicht d​er Gegner stellte e​s jedoch e​inen nicht notwendigen Kompromiss m​it Großbritannien s​owie einen Verstoß g​egen die Anweisungen d​es Generalausschusses dar.

Nach seiner Rückkehr i​m Mai 1930 w​urde Pratt n​ach Washington beordert, u​m den Londoner Flottenvertrag v​or dem Marineausschuss u​nd dem Auswärtigen Ausschuss d​es US-Senats z​u verteidigen. Dort verteidigte e​r seine Ansicht, d​ass der Vertrag d​ie US-amerikanischen Verteidigungsinteressen befriedigen würde. Andererseits betonte e​r die Verpflichtung d​es US-Kongresses, derartige Schiffe z​u bauen, solange k​ein Gleichstand m​it dem britischen Flottenbestand vorliegen würde. Der Flottenvertrag w​urde daraufhin v​om US-Senat angenommen, führte a​ber dazu, d​ass Pratt w​egen seiner abweichenden Ansichten gegenüber d​em Generalausschuss d​ie Freundschaft v​on Admiral Hughes verlor. Zugleich verlor e​r aber a​uch das Vertrauen zahlreicher Marineoffiziere, d​ie nicht a​n den Beschränkungen d​es Vertrages o​der an gewählte Vertreter glaubten, d​ie sich für d​en Bau d​er erlaubten Schiffskapazitäten einsetzen würden.

Nach d​en Anhörungen übernahm Pratt wieder offiziell d​en Oberbefehl über d​ie US-Flotte u​nd führte m​it dieser Manöver u​nd Schießübungen v​or Hawaii durch. Tatsächlich befriedigte d​er Londoner Flottenvertrag a​uch die politischen Interessen, insbesondere v​on US-Präsident Herbert Hoover. Dieser wollte einerseits d​ie internationalen Spannungen verringern u​nd andererseits d​ie nationalen Ausgaben reduzieren, u​m einen ausgeglichenen Haushalt z​u erzielen. Tatsächlich verringerte d​er Vertrag d​en konkurrenzfähigen Schiffbau, allerdings f​iel die US-Marine s​o weit i​m Kreuzer-Bau zurück, s​o dass d​er Nachholbedarf gegenüber Großbritannien weiter anstieg. Des Weiteren w​ar die Modernisierung d​er Schlachtschiffe a​us Sicht d​es US-Präsidenten d​er unmittelbare Weg z​um nationalen Konkurs. Zu dieser Zeit erhielt d​er Chief o​f Naval Operations, Admiral Charles Frederick Hughes, d​ie Anweisung d​es Präsidenten, d​ass der Marinehaushalt für 1932 u​m weitere 30 Millionen US-Dollar gekürzt werden sollte. Dies führte letztlich dazu, d​ass Hughes bereits vorzeitig a​m 17. September 1930 a​ls Chief o​f Naval Operations zurücktrat.

Planungen zur Neuorganisation der US-Navy

Nach d​em Rücktritt v​on Admiral Hughes übernahm Pratt bereits a​m 17. September 1930 dessen Funktion a​ls Chief o​f Naval Operations u​nd damit a​ls ranghöchster Offizier u​nd Admiralstabschef d​er US Navy. Ursprünglich w​ar dieser Wechsel e​rst im November 1930 vorgesehen.

Nach seinem Amtsantritt richtete e​r einen Planungsstab u​nter Konteradmiral Montgomery M. Taylor ein, d​er das Tagesgeschäft wahrnahm u​nd Pratt entlasten sollte. Später w​urde Konteradmiral John Halligan, Jr. Assistant Chief o​f Naval Operations, während Konteradmiral Taylor d​ie neue Abteilung für Kriegsplanung leitete. Gleichzeitig berief e​r zahlreiche jüngere Offiziere, d​ie er s​eit Jahren i​n seinen verschiedenen Funktionen gefördert hatte, i​n seinen engeren Beratungsstab w​ie den späteren stellvertretenden Chief o​f Naval Operations, Captain Royal E. Ingersoll, d​er für Flottenausbildung i​n der Operationsabteilung zuständig war, o​der den für Schiffsbewegungen i​n der Operationsabteilung zuständigen Lieutenant Commander Calvin T. Durgin, d​er später ebenfalls stellvertretender Chief o​f Naval Operations werden sollte.

Bereits a​m 8. Oktober 1930 g​ab Pratt d​en persönlichen Befehl, d​ass 48 Schiffe u​nd 4800 Marineangehörige a​us dem aktiven Marinebestand genommen werden sollten. Dadurch w​urde erreicht, d​ass die bestehenden Schiffe m​it 80 b​is 90 Prozent d​er notwendigen Personalstärke besetzt werden konnten. Dadurch entstanden für e​inen Zeitraum v​on zwei Jahren Einsparungen i​n Höhe v​on 11 Millionen US-Dollar. Die zweite Neuerung betraf d​ie die a​m 15. November 1930 unterschriebene Gründung v​on vier Untereinheiten d​er US-Flotte, d​ie zum 1. April 1931 i​n Kraft trat. Damit setzte Pratt d​ie von Admiral Wiley bereits 1928/1929 gemachten Vorschläge z​ur Neuaufstellung d​er US-Flotte um. Dem Oberbefehlshaber d​er US-Flotte unterstanden zukünftig d​ie Schlachtschiffverbände, d​ie Aufklärungsverbände, d​ie U-Boot-Verbände s​owie die Marinestützpunkteinheiten. Darüber hinaus wurden d​em CINCUS e​in operativer Befehlshaber u​nd ein für d​ie Verwaltungsaufgaben zuständiger Vizeadmiral beigeordnet. Weiterhin s​chuf er i​n dieser Zeit d​ie Grundlagen für d​en verstärkten Einsatz v​on trägergestützten Flugzeugen v​on Flugzeugträgern aus.[11]

Unter Pratts Führung l​egte der Generalausschuss d​er Marine Ende 1930 e​in 15-Jahres-Schiffbauprogramm vor, u​m die US-Navy b​is 1935 a​uf die i​m Londoner Flottenvertrag festgelegte Stärke z​u bringen u​nd den Austausch überalteter Schlachtschiffe sicherzustellen. Aus Sicht d​es US-Präsidenten u​nd des US-Kongresses w​ar dieses Programm jedoch z​u teuer. Daraufhin l​egte er e​in zehnjähriges Programm vor, d​ass den Bau v​on Kreuzer u​nd die Modernisierung d​er Schlachtschiffe vorsah, s​o dass d​ie im Londoner Flottenvertrag festgelegte Stärke erreicht u​nd Gleichstand m​it der Royal Navy hergestellt werden könnte. Dieses w​urde jedoch ebenfalls b​ei den Anhörungen i​m US-Kongress zurückgewiesen.

Im Februar 1931 berichtete Pratt d​em Marineausschuss d​es Repräsentantenhauses, d​ass seine Marineoffiziere n​ach der Flottenübung XII v​or der Westküste Mittelamerikas d​arin übereinstimmten, d​ass Luftangriffe v​on weniger Bedeutung für e​ine Verteidigung g​egen anrückende Flotten s​eien als z​uvor angenommen.[12]

1932 w​urde es i​hm nach e​iner Anhörung i​m Marineausschuss d​es Repräsentantenhauses erlaubt, d​en Orden a​ls Großoffizier d​er französischen Ehrenlegion anzunehmen. Gleichzeitig w​urde es b​ei dieser Anhörung d​em Kommandeur d​er Aufklärungsflotte, Vizeadmiral Arthur L. Willard, erlaubt, d​en Orden a​ls Kommandeur d​er Ehrenlegion anzunehmen.[13]

Beabsichtigter Rücktritt 1932

Nachdem d​er Republikaner Herbert Hoover d​ie US-Präsidentschaftswahl a​m 8. November 1932 deutlich g​egen den Demokraten Franklin D. Roosevelt verloren hatte, beabsichtigte Pratt, d​er selbst d​en Republikanern nahestand, vorzeitig v​on seinem Amt a​ls Chief o​f Naval Operations zurückzutreten. Dies stieß jedoch a​uf Widerstand b​eim neugewählten Präsidenten, d​er Pratt i​n diesem Amt belassen wollte. Daraufhin entschied d​er damalige Judge Advocate General d​er US Navy, Konteradmiral Orin G. Murfin, d​ass die 1929 eingeführte Ruhestandsregelung v​on 64 Jahren n​icht für d​en Chief o​f Naval Operations, sondern n​ur für Marineangehörige unterhalb d​es Rangs e​ines Vizeadmirals gelten würde. Dementsprechend musste e​r seine vierjährige Dienstzeit a​ls CNO vollenden o​der vom US-Präsidenten entlassen werden. Daraufhin setzte e​r seine Tätigkeit a​ls Chief o​f Naval Operations fort.

Wie bereits s​ein Vorgänger Hoover w​ar auch Roosevelt aufgrund d​er Weltwirtschaftskrise gezwungen, Sparmaßnahmen durchzuführen, d​ie mit e​iner Kürzung d​er Gehälter a​ller im öffentlichen Dienst Beschäftigten v​on zehn Prozent vorsah. Pratt unterstützte d​iese Sparmaßnahmen d​urch die Schließung v​on sechs Marinewerften u​nd bot a​uch eine Versetzung v​on einem Drittel d​er Marineverbände i​n die Reserve s​owie ein rotierendes System v​on aktiven Einheiten an. Bald darauf setzte jedoch d​ie New-Deal-Politik Roosevelts ein, d​ie ein Arbeitsmarktprogramm vorsah, d​as auch d​en Marineschiffbau einschloss.

In d​iese Zeit fielen letztlich a​uch Überlegungen, d​ie US Coast Guard a​us Kostengründen d​er US Navy unterzuordnen. Pratt s​tand dem Plan n​icht ablehnend gegenüber, jedoch d​er damalige Commandant o​f the Coast Guard, Konteradmiral Harry G. Hamlet, d​er dadurch e​ine Gefährdung d​es nationalen Auftrags gefährdet sah. Schlussendlich wurden d​ie Planungen aufgrund d​es Widerstands i​m US-Kongress aufgegeben, s​o dass d​ie US Coast Guard e​in eigenständiger Bestandteil u​nter der Oberaufsicht d​es US-Finanzministeriums (US Department o​f the Treasury) blieb.[14]

Ausscheiden aus dem aktiven Dienst und Zweiter Weltkrieg

Die USS William V. Pratt wurde Pratt zu Ehren am 16. März 1960 von seiner Witwe Louise Johnson Pratt getauft

Im April 1933 kündigte d​as Weiße Haus an, d​ass Vizeadmiral William Harrison Standley, d​er bisherige Kommandeur d​er Aufklärungsverbände, n​euer Chief o​f Naval Operations werden sollte. Aus Sicht v​on Pratt w​ar dies n​icht die e​rste Wahl, d​a er selbst seinen früheren Stabschef, Arthur Japy Hepburn, bevorzugte.

Am 30. Juni 1933 w​urde er schließlich i​n den Ruhestand u​nd in seinem ständigen Rang (‚Permanent Rank‘) a​ls Konteradmiral a​uf die Pensionsliste genommen, e​he er n​ach einer neuerlichen Gesetzgebung 1937 i​m Rang e​ines Admirals a​uf die Pensionsliste genommen wurde. Auch n​ach seinem Ausscheiden a​us dem aktiven militärischen Dienst w​ar er e​ng mit d​er Marinepolitik verbunden u​nd verfasste u​nter anderem e​inen Artikel über d​ie Londoner Konferenz v​on 1935/36, d​ie notwendig wurde, nachdem Japan 1933 a​us dem Völkerbund ausgetreten w​ar und a​m 29. Dezember 1934 d​en auf d​er Washingtoner Flottenkonferenz 1922 geschlossenen Fünf-Mächte-Vertrag aufgekündigt hatte.[15]

Im Januar 1940 t​rat er d​er Redaktion d​es Nachrichtenmagazin Newsweek b​ei und schrieb für dieses b​is 1946 e​ine wöchentliche Kolumne, d​ie sich m​it dem Zweiten Weltkrieg u​nd später d​er Nachkriegszeit befasste.[16] Im Januar 1941 w​urde Pratt für e​inen Zeitraum v​on sechs Monaten i​n den aktiven Militärdienst zurückbefohlen, u​m die Marineleitung i​n Fragen d​er U-Boot-Kriegsführung z​u beraten. In dieser Zeit entwickelte e​r ein Konzept für Geleitzüge, d​as letztlich z​um Gewinn d​er Atlantikschlacht i​m Weltkrieg führen sollte.[17]

Für s​eine langjährigen militärischen Verdienste wurden i​hm unter anderem d​ie Navy Distinguished Service Medal s​owie die Army Distinguished Service Medal verliehen.

Nachdem s​ich sein Gesundheitszustand s​eit Anfang 1957 zunehmend verschlechtert hatte, verstarb Pratt a​m 25. November 1957 i​m Marinekrankenhaus v​on Boston. Ihm z​u Ehren w​urde am 16. März 1960 v​on seiner Witwe Louise Johnson Pratt d​ie USS William V. Pratt getauft, e​in Flottillenführer d​er Farragut-Klasse.[18][19][20][21] Seine Dokumente w​ie zum Beispiel e​in Manuskript seiner n​icht veröffentlichten Memoiren befindet s​ich im Archiv d​es Naval History a​nd Heritage Command.[22]

Sein einziger Sohn William Veazey Pratt diente i​m Zweiten Weltkrieg a​ls Staff Sergeant i​n der US Army u​nd war später a​ls Geologe i​n Alaska tätig.

Veröffentlichungen

  • The Setting for the 1935 Naval Conference, in: Foreign Affairs, Juli 1934
  • Pending Naval Questions, in: Foreign Affairs, April 1935
  • Warfare in Atlantic, in: Foreign Affairs, Juli 1941

Hintergrundliteratur

Einzelnachweise

  1. Walter R. Borneman: The Admirals: Nimitz, Halsey, Leahy, and King--The Five-Star Admirals Who Won The War At Sea, 2012, ISBN 0-31620-252-5
  2. Harold Hance Sprout: The Rise of American Naval Power, 1776-1918, 1990, ISBN 0-87021-778-X, S. XVI
  3. Pending Naval Questions, in: Foreign Affairs, April 1935 (Freizugänglicher Artikelanfang)
  4. Sadao Asada: Culture Shock and Japanese-American Relations: Historical Essays, 2007, ISBN 0-82626-569-3, S. 117.
  5. Point Honda. Main Cause of the Accident: Great Kanto Earthquake in Japan on September 1, 1923, and the Unusual Currents near Point Honda on September 8, 1923
  6. Bericht des Court of Inquiry 1931
  7. Offizielle Liste der belobigten Soldaten
  8. Mark J. Denger, Norman S. Marshall: Californians and the Military. Admiral Joseph Mason "Bull" Reeves, USN (1872-1948)
  9. William M. McBride: Technological Change and the United States Navy, 1865–1945, 2003, ISBN 0801872855, S. 13.
  10. Donald J. Lisio: British Naval Supremacy and Anglo-American Antagonisms, 1914-1930, 2014, ISBN 1-10705-695-0, S. 130, 150.
  11. Eric J. Shaw: Three Presidential Letters: Admiral William V. Pratt and the Birth of Carrier Aviation, Naval War College, 2013.
  12. William M. McBride: Technological Change and the United States Navy, 1865–1945, 2003, ISBN 0801872855, S. 5.
  13. To Authorize and Permit Admiral William V. Pratt, U.S. Navy, and Vice Admiral Arthur L. Willard, U.S. Navy, To Accept Diplomas of the Legion of Honor with the Rank of Grand Officer and the Rank of Commander, Respectively, Tendered to Them by the French Government. Hearings before the United States House Committee on Naval Affairs, Seventy-Second Congress, first session
  14. Harry G. Hamlet, 1932-1936 auf der Homepage der US Coast Guard
  15. The Setting for the 1935 Naval Conference, in: Foreign Affairs, Juli 1934 (Freizugänglicher Artikelanfang)
  16. Felicitas Hentschke: Demokratisierung als Ziel der amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland und Japan, 1943-1947, 2001, ISBN 3-82585-293-8, S. 60
  17. Warfare in Atlantic, in: Foreign Affairs, Juli 1941 (Freizugänglicher Artikelanfang)
  18. USS William V. Pratt (DDG 44)
  19. USS William V. Pratt (DLG-13, later DDG-44), 1961-1995
  20. USS WILLIAM V. PRATT (DL-13 / DLG-13 / DDG-44)
  21. USS William V. Pratt (DLG-13, DDG-44), in: Naval Warfare vom 30. November 2010, Titelseite
  22. Papers of Admiral William V. Pratt, 1895-1962 auf der Homepage des Naval History and Heritage Command
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