Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois
Die Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois (CFL; deutsch Nationale Gesellschaft der Luxemburgischen Eisenbahnen) ist die staatliche Eisenbahngesellschaft Luxemburgs. Sie ist vorwiegend im Schienenverkehr in Luxemburg auf dem Gebiet der Personenbeförderung tätig. Grenzüberschreitende Verbindungen werden überwiegend durch die nationalen Eisenbahngesellschaften der Nachbarländer abgedeckt: SNCF, SNCB. Die CFL betreibt außerdem die Standseilbahn Pfaffenthal-Kirchberg, fast 30 nationale Buslinien sowie zwei grenzüberschreitende Schnellbusverbindungen zum Hauptbahnhof Saarbrücken („Luxemburg-Saarbrücken-Express“) bzw. zum Bahnhof Lorraine TGV („Gare Lorraine Express“).
Société Nationale des Chemins de Fer Luxembourgeois | |
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Rechtsform | Gesellschaft auf Grundlage des Gesetzes vom 28. März 1997[1] |
Gründung | 14. Mai 1946 |
Sitz | Luxemburg |
Leitung | Jeannot Waringo (Vorsitzender des Verwaltungsrates) Marc Wengler (Generaldirektor) |
Mitarbeiterzahl | 4622[2] |
Umsatz | 882,5 Mio. Euro[3] |
Branche | Verkehr/Logistik |
Website | cfl.lu |
Stand: 2019 |
Im Güterverkehr ist, als eigenständige Gesellschaft, die CFL Cargo tätig; sie kooperiert international mit weiteren Eisenbahnverkehrsunternehmen im 2010 gegründeten Verband Xrail.[4] Der Containerverkehr wird über CFL Multimodal[5] vorangetrieben.[6] Über Lorry-Rail S.A. wird eine internationale Schienen-Straßenverbindung von Bettemburg aus[7] nach Le Boulou nahe Perpignan betrieben. Die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll, die im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein einige Regionalbahn-Strecken betreibt, ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der CFL.
Die CFL beschäftigt 4.796 Personen[8]. Sie sind im Landesverband, im SYPROLUX oder im Neutralen Zugpersonal Verband[9] gewerkschaftlich organisiert.
Die CFL gehört zu 94 % dem Großherzogtum Luxemburg, zu 4 % Belgien und zu 2 % Frankreich.[10]
Seit dem 1. März 2020 können alle Züge der CFL innerhalb von Luxemburg in der 2. Klasse und alle Verkehrsmittel im Nahverkehr kostenfrei benutzt werden. Nur die 1. Klasse bleibt kostenpflichtig. Diese Maßnahme soll die Verkehrssituation in Luxemburg beruhigen.
Geschichte
Am 2. März 1857 wurde die Société royale grand-ducale des chemins de fer Guillaume-Luxembourg (GL) gegründet, am 6. Juni jenes Jahres vergab diese die Betriebsrechte des zu bauenden Luxemburger Netzes für 50 Jahre an die französische Eisenbahngesellschaft Chemins de fer de l’Est (EST). Mit der Strecke vom Bahnhof Luxemburg zur französischen Grenze in Richtung Thionville wurde am 11. August 1859 die erste Bahn eröffnet.
Am 9. Dezember 1871 musste die EST ihre Strecken in Elsaß-Lothringen an das Deutsche Reich abtreten, wodurch deren Luxemburger Netz weitgehend isoliert wurde. Im folgenden Jahr wurde dessen Betrieb von den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen (EL) übernommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte das regelspurige Luxemburger Eisenbahnnetz zur französischen Administration des chemins de fer d’Alsace et de Lorraine (AL), die 1938 in der Région Est der Société nationale des chemins de fer français (SNCF) aufging.[11] Die CFL wurde am 14. Mai 1946 gegründet und erhielt für den Zeitraum von 99 Jahren die Betriebsrechte.
- Lok 907 des französischen Typs BB 63500 in Luxemburg (Stadt), 1988
- Lok 3602 der CFL-Baureihe 3600 in Esch-sur-Alzette, 1988
Schienennetz
Der CFL gehörte das heute von ihr betriebene Schienennetz bis 1995, als der luxemburgische Staat aufgrund des Gesetzes vom 10. Mai 1995 dessen Eigentümer wurde. Damals wurden Betrieb, Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur an die CFL übertragen. Bis heute ist die CFL dadurch alleiniger Betreiber des nationalen luxemburgischen Schienennetzes.
Der Bahnhof Luxemburg in der Stadt Luxemburg (frz. Gare de Luxembourg) ist der zentrale Punkt des insgesamt 274 km langen, sternförmigen Eisenbahnnetzes.
Folgende Eisenbahnstrecken kommen im Bahnhof Luxemburg zusammen[12]:
- Luxemburg–Troisvierges (76,8 km, über Trois Ponts weiter nach Lüttich; die Nordlinie) Abzweige
- in Ettelbrück nach Diekirch (4,1 km)
- in Kautenbach nach Wiltz ab (9 km; früher nach Bastogne)
- Luxemburg–Bettembourg (16,6 km) weiter über Thionville nach Metz in Frankreich
- Luxemburg–Kleinbettingen (18,8 km) weiter nach Arlon und Brüssel in Belgien
- Luxemburg–Wasserbillig (37,4 km, Richtung Osten durchs Syrtal zur Mosel) weiter nach Trier–Wittlich–Bullay–Cochem–Koblenz, Deutschland
- Petingen–Luxemburg (20,4 km), in Petingen (frz. Pétange) besteht Anschluss nach Frankreich/Belgien
Zum 10. Dezember 2017 hat die CFL eine Direktverbindung von Luxemburg nach Düsseldorf (über Koblenz und Köln) eingeführt.[13]
Fahrpreise
Seit dem 29. Februar 2020 gilt in der 2. Klasse der Nulltarif. Fahrscheine sind nur noch in der 1. Klasse erforderlich.[14][15]
Das Rheinland-Pfalz-Ticket + Luxemburg gilt als Tagesnetzkarte für alle Nahverkehrszüge und Verkehrsmittel der Verkehrsverbünde in Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie dem Großherzogtum Luxemburg. Es gilt in Rheinland-Pfalz und dem Saarland von Montag bis Freitag ab 09 Uhr bis 03 Uhr des Folgetages, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ab 0:00 Uhr bis 3:00 Uhr des Folgetages, in Luxemburg täglich von 0:00 Uhr bis 3:00 Uhr des Folgetages. Seit dem 29. Februar 2020 kostet es denselben Preis wie das Rheinland-Pfalz-Ticket.
Aus Richtung Koblenz, Cochem und Trier wird das Luxemburg-Spezial-Ticket angeboten. Es umfasst eine Hin- und Rückfahrt zu vergünstigten Preisen im Verkehr mit allen luxemburgischen Bahnhöfen. Im Gegensatz zum Rheinland-Pfalz-Ticket + Luxemburg ist es in Deutschland auch von Montag bis Freitag bereits ab 0:00 Uhr bis 3:00 Uhr des Folgetages gültig.
Fahrzeuge
Da die Anzahl der luxemburgischen Schienenfahrzeuge eigene Entwicklungen nicht rechtfertigt, orientieren sich die meisten Bauarten an denen der belgischen, deutschen und französischen Nachbarbahnen.
Der Fuhrpark der CFL ist europaweit im Durchschnitt der modernste und jüngste. In allen Zügen der CFL fährt rund um die Uhr ein Zugbegleiter mit. Eingesetzt werden moderne Wendezüge, bestehend aus Doppelstockwagen des Herstellers Bombardier, welche von Lokomotiven der Bombardier-TRAXX-Reihe befördert werden. Zudem gibt es eine Vielzahl etwas älterer und moderner Elektrotriebwagen.
Da in Luxemburg heute das gesamte Schienennetz des Personenverkehrs elektrifiziert ist, gibt es keine dieselgetriebenen Personenzüge mehr. Nicht elektrifiziert sind nur noch einige kurze Industriegleise. Aus diesem Grunde nutzt die CFL weiterhin einige Diesellokomotiven für den Güterverkehr.
Seit Dezember 2014 nutzt die Luxemburgische Bahngesellschaft CFL acht neue Doppelstocktriebzüge vom Typ Stadler KISS für den Betrieb auf dem RE 11 zwischen Koblenz und Luxemburg. Diese verkehren zwischen Trier und Koblenz gekuppelt mit den Süwex-Flirt der Deutschen Bahn.
Ab dem Dezember 2018 ist darüber hinaus die Einrichtung einer RB-Linie zwischen Wittlich und Dommeldange geplant, hierfür beschafft die CFL weitere fünf Stadler Kiss.[16] Im Dezember bestellte die CFL 34 Triebwagen des Typs Alstom Coradia, die ab 2021 vom Werk Barcelona ausgeliefert werden sollen.[17]
- Moderne E-Lok der CFL (Bombardier TRAXX)
- CFL-Baureihe 3000 im Bahnhof Ettelbruck
- Alstom Coradia Duplex von SNCF (links) und CFL (rechts) im Bahnhof Luxemburg
- Ein moderner Doppelstock-Steuerwagen der CFL
- CFL-Busverkehr
Weblinks
- Offizielle Website der CFL (Deutsch, Französisch und Englisch)
- rail.lu − Die Eisenbahnen in und um Luxemburg
- Réseau Ferré National Luxembourgeois / über die neue Netzstruktur
Einzelnachweise
- Registre de commerce et des sociétés Société nationale des chemins de fer luxembourgeois B59025
- Rapport intégré 2018.
- Rapport intégré 2018.
- AL, CFL Cargo beteiligt sich an europäischer Allianz. (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive) Tageblatt. Zeitung fir Lëtzebuerg, 19. Februar 2010.
- Le fret dans le groupe CFL. Archiviert vom Original am 2. Oktober 2010; abgerufen am 25. September 2015.
- Nicolas Raulot: CFL Multimodal prépare l’avenir. paperjam, 5. Juli 2010.
- Marc Fassone: L'’mbition multimodale Le Jeudi, 8. Juli 2010. Archiviert vom Original am 9. Juli 2010; abgerufen am 25. September 2015.
- Rapport Intégré 2019 du Groupe CFL. Abgerufen am 7. Februar 2021 (französisch).
- Neutralen Zuchpersonal Verband. Archiviert vom Original am 18. Juni 2013; abgerufen am 25. September 2015.
- Inhaber und Aufbau der CFL. Abgerufen am 12. März 2016.
- Jean Florin & Jehan-Hubert Lavie: Ces Pacific SNCF qui revenaient du Luxembourg, in: Ferrovissime (Dezember 2008), Nr. 11, S. 2
- Réseau Ferré Luxembourgeois Document de Référence du Réseau 2018 Version 1.3 Annexe 3A: Le réseau ferré luxembourgeois
- Neue Direktverbindung Luxembourg – Trier – Koblenz – Düsseldorf. Abgerufen am 8. Januar 2018.
- Gratistransport: Am Samstag geht es los. Luxemburger Wort, 27. Februar 2020, abgerufen am 14. Mai 2021.
- Kostenfreier Nahverkehr auf visitluxemburg.com, abgerufen am 22. Juli 2021.
- Bernd Wientjes:Per S-Bahn von Wittlich ins Luxemburger Bankenviertel, Trierischer Volksfreund, Beitrag vom 17. Juni 2015; zuletzt abgerufen am 18. Oktober 2015.
- Alstom to supply new regional trains to CFL in Luxemburg, auf www.alstom.com, abgerufen am 27. Januar 2019