Schwere Panzer-Abteilung
Die schweren Panzer-Abteilungen waren bataillonsgroße deutsche Panzerverbände des Zweiten Weltkrieges. Es handelte sich um selbstständige Einheiten, die mit schweren Kampfpanzern der Typen Tiger und Tiger II ausgestattet waren und zur Schwerpunktbildung herangezogen wurden.
Geschichte
Entwicklung
Erste Ideen bezüglich einer Organisationseinbindung schwerer Panzereinheiten stellte der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch, in einem Memorandum im November 1938 auf, in welchem er jeder Panzerbrigade eine schwere Panzerkompanie zuweisen wollte. Diese Pläne wurden verworfen, als zum Kriegsbeginn die Organisation der Panzerdivisionen geändert worden war und jede Panzerabteilung aus zwei leichten und einer mittleren Kompanie bestand.
Obwohl die Gefechtserfahrungen während des Überfalls auf Polen und des Westfeldzuges die Defizite der deutschen Panzer teilweise deutlich aufgezeigt hatten, besaß die Entwicklung eines schweren Panzers aufgrund der schnellen Erfolge keine Priorität. Dies änderte sich nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion, als die − noch relativ selten und taktisch ungünstig eingesetzten − sowjetischen T-34 und KW-1 die deutschen Panzer deklassierten. Gleichzeitig mit der Bereitstellung des daraufhin beschleunigt entwickelten schweren Panzerkampfwagens Tiger entstand im Frühjahr 1942 der Plan, jedem Panzerregiment eine schwere Kompanie mit insgesamt neun Panzern zuzuordnen.
Als sich herausstellte, dass der aufwändig herzustellende Tiger niemals so hohe Produktionsziffern erreichen würde, um den Panzer IV zu ersetzen und seine teilweise stark eingeschränkte Mobilität der Blitzkrieg-Taktik der regulären Panzerdivisionen entgegenstand, wurden die „schweren Panzer-Abteilungen“ geschaffen.
Gliederung
- Organisation D
Die anfänglich gewählte Gliederungsstruktur bestand aus einem Mix von Tigern und dem Panzerkampfwagen III Ausf. N. Diese noch als experimentell geltende Formation wurde als „Organisation D“ bezeichnet. Jede Abteilung besaß drei Kompanien mit jeweils neun Tigern und zehn Panzern III. Zusammen mit den zwei Tigern des Bataillons-Führungsstabes und den fünf Panzern III des leichten Zuges bestand eine schwere Panzer-Abteilung gemäß Kriegsstärkenachweis sollmäßig aus 29 Tigern und 35 Panzern III. Da es jedoch aufgrund der schleppend anlaufenden Panzerproduktion nicht gelang, bei der Organisation D die dritte Kompanie aufzustellen, bestanden die ersten Einheiten aus 20 Tigern und 25 Panzern III. Der Tiger hatte die Aufgabe, gegnerische Panzer auszuschalten, während der Panzer III mit seiner kurzen 7,5-cm-Kanone weiche Ziele wie Infanterie oder Panzerabwehrwaffen bekämpfen sollte.
- Organisation E
Die ersten Gefechtserfahrungen zeigten, dass durch die Kombination von Tigern und Panzern III ein hohes Maß an Flexibilität gegeben war. Demgegenüber zeigte sich jedoch sehr deutlich, dass der Panzer III nur unzureichend gepanzert war und im Gegensatz zum Tiger überdurchschnittlich hohe Verluste zu verzeichnen hatte. Aufgrund dessen und der Tatsache, dass durch die Serienproduktion jetzt mehr Tiger zur Verfügung standen, befahl im März 1943 der Generalinspekteur der Panzertruppe, Generaloberst Heinz Guderian, die schweren Panzer-Abteilungen als reine Tiger-Einheiten zu gliedern. Diese bestanden nun aus drei Kompanien mit jeweils 14 Tigern, was zusammen mit den drei Stabs-Panzern einen Sollbestand von 45 Tigern ergab. Der Sollbestand wurde fast immer nur nach einer Auffrischung erreicht, so dass normalerweise die Einheiten weniger Panzer aufwiesen. Diese als „Organisation E“ bezeichnete Gliederung, die letztlich für Durchbrüche besser geeignet war und zugleich weniger Logistikaufwand bedeutete, wurde bis Kriegsende nicht mehr verändert.[1]
- Unterstützungseinheiten
Zusätzlich bestand eine schwere Panzer-Abteilung sollmäßig aus folgenden Unterstützungseinheiten:[2]
Militärisches Gerät | 1943 | 1945 |
Flakpanzer IV | - | 8 |
Sd.Kfz. 7/1 (mit 2-cm-Flak-Vierling 38) | 6 | 3 |
Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 251 | 10 | 11 |
Bergepanther | - | 5 |
Sd.Kfz. 9 (18-Tonnen-Zugkraftwagen) | 8 | 7 |
Sd.Kfz. 10 (1-Tonnen-Zugkraftwagen) | 8 | 13 |
Sd.Kfz. 2 (Kettenkrad) | - | 14 |
Motorräder (Wehrmachtsgespann und Solokräder) | 42 | 6 |
Kübelwagen | 64 | 38 |
Lastkraftwagen (u. a. Opel Blitz) | 135 | 118 |
Maultier (Halbkettenfahrzeug) | - | 6 |
Kranfahrzeug | 3 | 3 |
Gesamt | 276 | 232 |
Aufstellung von Panzer-Abteilungen bei der Wehrmacht
Geschichte
Im Mai 1942 wurden mit den schweren Panzer-Abteilungen 501, 502 und 503 die ersten Einheiten aufgestellt. Die Ausbildung übernahm die „schwere Panzereinsatz- und Ausbildungs-Abteilung 500“ auf den Truppenübungsplätzen Bergen und Sennelager, wo man aufgrund fehlender Ausbildungsfahrzeuge hauptsächlich den Panzerkampfwagen IV verwendete. Das Personal wurde aus bestehenden Einheiten entnommen, wobei es auch vorkam, dass schon existierende Panzer-Abteilungen zu schweren Panzer-Abteilungen umgegliedert wurden. Aufgrund der Tatsache, dass es sich ausschließlich um erfahrenes Personal handelte, wurden die schweren Panzer-Abteilungen als Eliteeinheiten angesehen.[3]
Insgesamt zehn Verbände wurden für das Heer aufgestellt, zuletzt die sPzAbt. 510 im Juni 1944.
Die ersten fünf aufgestellten Abteilungen wurden noch als Organisation D gegliedert, während die nachfolgenden als Organisation E gegliedert und die bis dahin aufgestellten auf die neue Organisationsstruktur umgegliedert wurden. Im späteren Verlauf des Krieges wurden die Verbände auf den Nachfolger des Tigers, den Tiger II, umgerüstet. Infolge der niedrigen Produktionsziffern waren aber nur wenige Einheiten gleichzeitig mit dem Königstiger voll ausgerüstet.[4] Zudem mussten die Einheiten nach verlustreichen Kämpfen mehrfach neu aufgestellt oder zur Auffrischung in die Heimat zurückgeführt werden.
Schwere Panzer-Abteilung 501
- Geschichte
Am 10. Mai 1942 wurde in Erfurt[6] durch den Wehrkreis IX eine schwere Tiger-Abteilung mit zwei Kompanien aus den Mitte Februar 1942 aufgestellten, unabhängigen Schweren Panzer-Kompanie 501 und 502 aufgestellt. Ab Winter 1942/43 erfolgte der Einsatz in Afrika bei der 5. Panzerarmee und der Zusatz Tropen wurde im Namen ergänzt. In diesem Zuge wurde die Abteilung u. a. um eine dritte Kompanie aufgestockt und das Hauptquartier nach Putlos (Wehrkreis X) verlegt. Im März 1943 der Schweren Panzer-Abteilung 504 zugewiesen, wurde die Einheit im Mai 1943 in Tunis vernichtet.[7]
Zum 17. September 1943 erfolgte in Paderborn durch den Wehrkreis VI eine Wiederaufstellung mit drei Kompanien. Die Abteilung kämpfte in der Folge in Mittelrussland, im Juni 1944 bei Orscha bei der 4. Armee. Im gleichen Zeitraum erhielt die Einheit Tiger II-Panzer. Im Januar 1945 erfolgte die Umbenennung in Schwere Panzer-Abteilung 424,[6][8] damit die Verwechselung mit der neu aufgestellten SS-Panzer-Abteilung 501 vermieden werden konnte, und die Unterstellung als Korpstruppenteil unter das XXIV. Panzerkorps.[7] Kurze Zeit später wurde die Abteilung an der Weichsel bei Radom vernichtet und die verbleibenden Truppenteile aufgeteilt. Ein Teil wurde Mitte Februar 1945 zur Schweren Panzerjäger-Abteilung 512 umgegliedert.[8][9] Ende März 1945 leistete die 3. Kompanie der Abteilung bei Werkel mit sieben Tiger-II-Panzer noch Widerstand gegen die vorrückenden Alliierten.
- Kommandeure
- Major Hans-Georg Lueder: von der Aufstellung bis zur Anfang 1943
- Major August Seidensticker: Anfang 1943 bis zur Vernichtung im Mai 1943 (ab März zeitgleich Kommandeur der Schweren Panzer-Abteilung 504)
- Major Erich Löwe: von der Wiederaufstellung bis Ende 1943
- Oberstleutnant Erhard von Legat: Anfang 1944 bis Mitte 1944
- Major Saemisch: Mitte 1944 bis Januar 1945
- Bekannte Abteilungsangehörige
- Oberleutnant Otto Carius: Kompanieführer bei der Schweren Panzerjäger-Abteilung 512
Schwere Panzer-Abteilung 502
- Geschichte
Am 25. Mai 1942 wurde in Sennelager durch den Wehrkreis XIII mit Hauptquartier in Bamberg eine schwere Tiger-Abteilung mit zwei Kompanien aufgestellt.[10] Die Unterstellung bei der Heeresgruppe Nord war erst bei der 11., später bei der 18. Armee. Ende 1942 wechselte die Einheit, wie auch die Schwere Panzer-Abteilung 501, in den Wehrkreis X nach Putlos. Die Abteilung wurde im April 1943 wieder in Sennelager aufgefrischt, ging in den Wehrkreis VI nach Paderborn und wurde auf drei Kompanien erweitert. Die I. blieb bis Mitte 1943 als Panzer-Kompanie beim AOK 18 und wurde dann erst wieder in die Abteilung eingegliedert. Die Abteilung nahm an der Abwehrschlacht bei Newel, der Dritte Ladoga-Schlacht und Anfang 1944 bei der Schlacht um den Brückenkopf von Narva teil. Im Juni 1944 stand die Einheit mit der 18. Armee bei Pleskau. Ende Januar 1945 wurde die Abteilung in Panzer-Abteilung 511 umbenannt.[11] Die Abteilung wurde in der Heeresgruppe Nord bei der 3. Panzerarmee im Memelland und bei Königsberg eingesetzt.
- Kommandeure
- Major Richard Märker: von der Aufstellung bis Dezember 1942
- Hauptmann Artur Wollschläger: von Dezember 1942 bis Februar 1943
- Major Horst Richter-Rethwisch: von Februar 1943 bis April 1943
- Hauptmann Friedrich Schmidt: von Mai 1943 bis August 1943
- Hauptmann Eberhard Lange: von August 1943 bis Oktober 1943
- Hauptmann Oehme: Oktober 1943
- Major Willy Jähde: von Oktober 1943 bis April 1944
- Major Dipl.-Ing. Hans-Joachim Schwaner: von Mai 1944 bis August 1944
- Hauptmann d. R. Hans-Ferdinand von Foerster: von August 1944 bis Kriegsende
- Bekannte Abteilungsangehörige
- Leutnant Otto Carius: Kompanieführer
Schwere Panzer-Abteilung 503
- Geschichte
Die Schwere Panzer-Abteilung 503 wurde am 4. Mai 1942 als erste von zehn selbstständigen schwerem Tiger-Abteilungen mit zwei Kompanien in Neuruppin, Putlos, Fallingbostel und Döllersheim aufgestellt.[10] Die Abteilung wurde mit Personal der Panzer-Regimenter 5 und 6 aufgestellt.
Am 30. Dezember 1942 ostwärts und westlich des unteren Don und am Manytsch hatte sie ihre Feuertaufe zu bestehen. Sie wurde im Februar 1943 auf die volle Stärke aufgerüstet, mit drei Kompanien und 45 Tiger-Panzern nahm sie an der Abwehrschlacht im Donezgebiet und in der Mius-Donezstellung im März und April 1943 teil.
Danach wurde sie in den Raum von Charkow verlegt, dort kämpfte die Abteilung an vorderster Front beim Unternehmen Zitadelle. Nach den Kämpfen im Rahmen der 8. Armee am Dnjepr, bei Kiew und in der Südukraine, öffnete sie im Verband mit dem schweren Panzerregiment Bäke den Kessel von Tscherkassy und ermöglichte so den Ausbruch der deutschen Verbände aus diesem Kessel.
Die Panzer-Abteilung wurde von März bis Mitte April 1944 bei Tarnopol eingesetzt, danach ging es zur Auffrischung in die Heimat Deutschland zurück. Hier wurde die 1. Kompanie als erste Einheit der deutschen Wehrmacht auf den Tiger II (Königstiger) umgerüstet.
Im Juni 1944 wurde sie an die Invasionsfront in die Normandie (Operation Overlord) verlegt, dort kämpfte die Abteilung bis August bei Caen, Cagny und ostwärts der Orne. Nach neuerlichen Auffrischung in Paderborn schlossen sie sich an die Abwehrkämpfe in Ungarn (Operation Horty), die Kämpfe im Raum Budapest, am Plattensee, der Donau, den Karpaten und nördlich von Wien an.
In ihrem 36-monatigen Bestehen stand die Abteilung insgesamt 25 Monate im Fronteinsatz und vernichtete bis zur Kapitulation ca. 2.000 Feindpanzer. Die Tigerabteilung 503 hatte in ihren Reihen so erfolgreiche Richtschützen und Panzerkommandanten wie Feldwebel Kurt Knispel, Oberfähnrich Rondorf und Feldwebel Heinz Gärtner.[12][13]
Die schwere Panzer-Abteilung 503 wurde am 21. Dezember 1944 in die schwere Panzer-Abteilung „Feldherrnhalle“ umbenannt.[14]
- Kommandeure
- Oberstleutnant Post: von Mai 1942 bis Januar 1943
- Oberstleutnant Erich Hoheisel: von Januar 1943 bis April 1943
- Hauptmann Clemens-Heinrich Graf von Kageneck: von Mai 1943 bis Februar 1944
- Hauptmann Rolf Fromme: von Februar 1944 bis Dezember 1944
- Hauptmann Ernst-Nordewin von Diest-Koerber: von Dezember 1944 bis Januar 1945
- Bekannte Angehörige
- Oberleutnant Richard von Rosen
Schwere Panzer-Abteilung 504
Am 13. Januar 1943 wurde um Wehrkreis XI die Panzer-Abteilung 504 als Schwere Tiger-Abteilung mit zwei Kompanien aufgestellt. Anfang März des gleichen Jahres wurde die Abteilung für die Tropenverwendung auf drei Kompanien aufgerüstet. Eigentlich waren die aufgestellten Truppenteile schon im Januar 1943 als III./Panzer-Regiment 35 und erneut Ende Februar 1943 als III./Panzer-Regiment 8 für Afrika vorgesehen, die Verwendung wurde aber nicht ausgeführt.[15]
Teile der Abteilung kamen nach Tunesien und wurde hier der Schweren Panzer-Abteilung 501 unterstellt. Im Mai 1943 wurde dort die Teile der Abteilung zerschlagen.
Die nicht nach Tunesien verlegten Teile der Abteilung kamen Anfang Juli 1943 in die Panzer-Abteilung 215 beim neu eingerichteten Divisionskommando Sizilien. Dabei wurde die dritte Kompanie zur 11./Panzer-Regiment Großdeutschland.[15]
Mit dem 18. November 1943 wurde beim Oberbefehlshaber West für das LVVIII. Reserve-Panzerkorps aus der Panzer-Abteilung 18 die Schwere Panzer-Abteilung 504 erneut aufgestellt, kämpfte erst in der Nordukraine und ging dann im September 1944 nach Italien. 1945 war sie bei der 10. Armee[15] und die Abteilung existierte dann bis Kriegsende.
Kommandeure
- Major August Seidensticker: von Februar 1943 bis Mai 1943 (ab März zeitgleich Kommandeur der Schweren Panzer-Abteilung 501)
- Hauptmann Kühn: von November 1943 bis September 1944
- Major Nill: von September 1944 bis Kriegsende
Schwere Panzer-Abteilung 505
Ende Frühjahr 1943 zur Heeresgruppe Mitte verlegt, führte sie die Offensive gegen die Nordfront des Kursker Frontbogens an. Sie blieb bis zum folgenden Sommer in diesem Abschnitt, dann wurde sie von einer sowjetischen Sommeroffensive beinahe aufgerieben. Neu ausgerüstet mit Tigern II, kämpfte sie bis zum Ende in Ostpreußen.[16][17]
Schwere Panzer-Abteilung 506
Im Herbst 1943 kam sie bei der Heeresgruppe Süd zum Einsatz und kämpfte in der Ukraine bis Sommer 1944. Dann wurde die Abteilung herausgenommen und mit Tigern II neu ausgerüstet und im September 1944 in die Niederlande verlegt, um die alliierten Luftlandungen abzuwehren. Im Dezember wurde sie für die Schlachten in den Ardennen und in Ungarn dem ersten I. SS-Panzerkorps zugeteilt.[16][17]
Schwere Panzer-Abteilung 507
Sie wurde im September 1943 gebildet und im folgenden Januar an die Ostfront verlegt, wo sie im Februar 1945 während des Fronteinsatzes mit Tigern II nachgerüstet wurden.[16][17]
Schwere Panzer-Abteilung 508
Sie kam im Januar 1944 nach Italien und führte die deutsche Offensive gegen den alliierten Brückenkopf in Anzio an. Sie blieb ein Jahr lang in Italien und wurde dann zur Wiederaufrüstung mit Tigern II nach Deutschland zurückgeholt. Anschließend wurde die Einheit zu den Kämpfen an die Westfront abgelegt.[16][17]
Schwere Panzer-Abteilung 509
Im November 1943 wurde sie an die Ostfront beordert und kämpfte dort fast ein Jahr, bis sie herausgenommen und mit Tigern II ausgerüstet wurde. Im Januar 1945 wurde sie nach Ungarn verlegt.[16][17]
Schwere Panzer-Abteilung 510
Eine der letzten Abteilungen mit Tigern I, sie wurde im Juni 1944 gebildet, bevor sie in aller Eile in den Osten überführt wurde, um dort die sowjetische Sommeroffensive im Mittelabschnitt zum Stehen zu bringen. Bis zum Ende des Krieges stand sie im Kampf gegen die Sowjets.[16][17]
Daneben verfügte ab 1943 die Division Großdeutschland über eine Kompanie Tiger, die im Sommer zu einer vollständigen Abteilung ausgebaut wurde. Einige Tiger erhielt auch die „Pz.Abt. (Fkl) 301“, die mit Funklenkpanzern Goliath ausgerüstet war.
Aufstellung von Panzer-Abteilungen bei der Waffen-SS
Neben der Wehrmacht besaß auch die Waffen-SS schwere Panzer-Abteilungen:
- schwere SS-Panzer-Abteilung 101
- schwere SS-Panzer-Abteilung 102
- schwere SS-Panzer-Abteilung 103
Diese Abteilungen gingen aus den Tigerkompanien der SS-Divisionen Leibstandarte, Das Reich und Totenkopf hervor[18] und waren Korpstruppen der SS-Panzerkorps I bis III.
Ende 1944 wurden die schweren SS-Panzer-Abteilungen dann unter den Nummern 501 bis 503 geführt, woraufhin die entsprechenden Heereseinheiten umbenannt wurden.
Einsatz
Einsatzdoktrin
Die schweren Panzer-Abteilungen waren selbstständige Verbände, welche der Schwerpunktbildung dienten. Der Tiger galt dabei als Durchbruchswaffe. Die schweren Panzer sollten die Verteidigung des Gegners durchstoßen und so den nachrückenden Verbänden das Weiterkommen ermöglichen. Dafür wurden die Abteilungen temporär Großverbänden − meistens einem Armeekorps − zugewiesen und einer Division unterstellt. Nachteilig an dieser nur kurzzeitigen Unterstellung war, dass die übergeordneten Verbände kaum Verständnis für den hohen Instandsetzungsbedarf der defektanfälligen Tiger aufbrachten und die Abteilungen logistisch nur nachgeordnet unterstützten, da man sie nicht als divisionseigene Einheiten betrachtete.[19]
Der erste Großeinsatz fand in der Schlacht im Kursker Bogen statt, wo die zwei teilnehmenden schweren Panzer-Abteilungen taktisch ungünstig eingesetzt wurden, da die sPzAbt. 503 ihre drei Kompanien an drei verschiedene Panzerdivisionen abgeben musste und die sPzAbt. 505 nicht einer Panzerdivision, sondern einer Infanteriedivision unterstellt war. Auch im weiteren Verlauf des Krieges konnten die Verbände kaum konzentriert eingesetzt werden, sondern fast ausschließlich einzeln. Es zeigte sich, dass die eingeschränkte Mobilität des Tigers infolge seiner mechanischen Unzuverlässigkeit und seiner geringen Reichweite der Funktion als Durchbruchswaffe entgegenstand. Durch die veränderten Kriegsverhältnisse mussten die schweren Panzer-Abteilungen immer mehr in der Verteidigung eingesetzt werden. Dabei wurde sie oft in der stationären Verteidigung verwendet, wofür die Tiger aber nicht geeignet waren. Bessere Ergebnisse erzielten sie, wenn sie als mobile Reserve zurückgehalten und bei gegnerischen Durchbrüchen zum Gegenangriff gebracht wurden.[20]
Die schweren Panzer-Abteilungen wurden so gut wie nie gemäß ihrer Doktrin als Schwerpunktwaffe eingesetzt. Ein erster konzentrierter Einsatz als Teil einer gepanzerten Streitmacht mit Unterstützungstruppen bestehend aus Artillerie und mechanisierter Infanterie fand erst im Februar 1945 statt im Rahmen des Unternehmens Südwind, das auch gleich erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Einen strategischen Durchbruch gab es aber zu keinem Zeitpunkt des Krieges. Die Einsatzdoktrin als Schwerpunkt- und Durchbruchswaffe wurde trotz der stark veränderten strategischen Situation nicht verändert, obwohl die Kriegslage eine Überarbeitung dieser Doktrin notwendig erscheinen ließ.[21]
Einsatzstatistik
Wie die Einsatzstatistik zeigt, verzeichneten die Tiger-Panzer mehr Verluste durch Selbstzerstörung und sonstige Gründe als durch direkte Feindeinwirkung, was auf die technische Unzuverlässigkeit, die eingeschränkte Mobilität und fehlende adäquate Bergemöglichkeiten dieser schweren Fahrzeuge zurückzuführen ist.[22]
Abschuss- und Verluststatistik der schweren Panzer-Abteilungen[23] | |||||||
Einheit | Verluste im Kampf | Selbstzerstörung | Sonstige Verluste | Gesamtverluste | Feind-Abschüsse | Kill/Loss-Ratio Kampf | Kill/Loss-Ratio gesamt |
III./PzRgt. GD | 62 | 32 | 10 | 108 | 600 | 9,7 | 5,55 |
sPzAbt. 501 | 24 | 12 | 84 | 120 | 450 | 18,75 | 3,75 |
sPzAbt. 502 | 88 | 14 | 5 | 107 | 1400 | 16 | 13 |
sPzAbt. 503 | 113 | 123 | 15 | 252 | 1700 | 15 | 6,75 |
sPzAbt. 504 | 29 | 80 | - | 109 | 250 | 8,6 | 2,3 |
sPzAbt. 505 | 47 | 62 | 18 | 126 | 900 | 19 | 7 |
sPzAbt. 506 | 61 | 116 | 2 | 179 | 400 | 6,6 | 2,2 |
sPzAbt. 507 | 43 | 57 | 4 | 104 | 600 | 14 | 5,8 |
sPzAbt. 508 | 15 | 46 | 17 | 78 | 100 | 6,7 | 1,3 |
sPzAbt. 509 | 75 | 40 | 5 | 120 | 500 | 6,6 | 4,2 |
sPzAbt. 510 | 35 | 1 | 29 | 65 | 200 | 5,7 | 3 |
SS-Abt. 101 | 72 | 33 | 2 | 107 | 500 | 7 | 4,7 |
SS-Abt. 102 | 38 | 29 | 9 | 76 | 600 | 15,8 | 8 |
SS-Abt. 103 | 10 | 9 | 20 | 39 | 500 | 50 | 12,8 |
sw. Kp./SS-PzRgt. 1 | 42 | 400 | 9,5 | ||||
sw. Kp./SS-PzRgt. 2 | 31 | 250 | 8 | ||||
sw. Kp./SS-PzRgt. 3 | 56 | 500 | 9 | ||||
Summe | 712 | 654 | 214 | 1709 | ≈ 9850 | ≈ 12 | ≈ 6,3 |
Literatur
- Thomas L. Jentz: Tiger I & II. Kampf und Technik. Podzun-Pallas Verlag, Wölfersheim 2000, ISBN 3-7909-0691-3.
- Christopher Wilbeck: Sledgehammers. Strengths and Flaws of Tiger Tank Battalions in World War II. Aberjona Press, Bedford PA 2004, ISBN 0-9717650-2-2 (englisch).
- Gordon Williamson: German Army Elite Units 1939–45. Osprey Publishing, Oxford 2002, ISBN 1-84176-405-1, englisch, Volltext online (PDF)
- Franz W. Lochmann, Richard von Rosen, Alfred Rubbel, Rolf Sichel: Erinnerung an die Tiger-Abteilung 503: Die schwere Panzerabteilung 503 an den Brennpunkten der Front in Ost und West. Flechsig, 2. Auflage 2010 (1. Auflage 2008), ISBN 978-3881897792.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gliederung → Wilbeck: Sledgehammers. S. 19–21.
- Wolfgang Schneider: Tigers in Combat I. Stackpole Books 2004, ISBN 9780811731713, S. 2 (englisch).
- Wilbeck: Sledgehammers. S. 30–31.
- Wilbeck: Sledgehammers. S. 24.
- George Forty: Tiger Tank Battalions in World War II. Zenith Imprint, ISBN 978-1-61673-262-2, S. 83 (google.de [abgerufen am 10. November 2020]).
- George Forty: Tiger Tank Battalions in World War II. Zenith Imprint, ISBN 978-1-61673-262-2, S. 30 (google.de [abgerufen am 10. November 2020]).
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 501–630. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Elfter Band, Frankfurt/Main, S. 1.
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 371–500. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Zehnter Band, Frankfurt/Main, S. 145.
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 501–630. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Elfter Band, Frankfurt/Main, S. 38.
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 501–630. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Elfter Band, Frankfurt/Main, S. 6.
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 501–630. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Elfter Band, Frankfurt/Main, S. 35.
- Erinnerung an die Tiger-Abteilung 503 - Die schwere Panzerabteilung 503 an den Brennpunkten der Front in Ost und West, Verlagshaus Würzburg - Flechsig; 4. Auflage 2015 (9. Oktober 2015), ISBN 3-8818-9779-8
- Verlustliste schwere Panzerabteilung 503, denkmalprojekt.org
- siehe #Literatur
- Tessin, Georg (1975). Die Landstreitkräfte 501–630. Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Elfter Band, Frankfurt/Main, S. 14.
- Die deutschen Spezialeinheiten und ihre Waffensystem 1939–1945: Panzer - Kampfflugzeuge - U-Boote - V1 - V2, Tim Ripley, Neuer Kaiser; Neuauflage (1. Oktober 2010), ISBN 3-7043-5036-2, Seite 106–108
- Krieg der Panzer. 1939–1945, Janusz Piekalkiewicz, Bechtermünz Verlag (1. Januar 1999), ISBN 9783828903050
- Jentz: Tiger I & II: Kampf und Technik. S. 27–29.
- Jentz: Tiger I & II: Kampf und Technik. S. 143, 150, 166 u. 168.
- Wilbeck: Sledgehammers. S. 36 u. 183–184.
- Wilbeck: Sledgehammers, S. 182–191.
- Wolfgang Fleischer: Der Panzerkampfwagen VI „Tiger“ bei der Truppe, Podzun-Pallas, ISBN 3-7909-0637-9, S. 96.
- Die Abschusszahlen sind Mindestwerte, welche fast alle über den genannten Zahlen liegen dürften. „Kill/Loss-Ratios“ sind minimal gerundet.
Tabellenerklärung: Die Zahl 12 in der Spalte „Kill/Loss-Ratio Kampf“ bedeutet, dass auf einen abgeschossenen Tiger 12 zerstörte gegnerische Panzer kommen, wobei der Verlust eines Tigers im Kampf auch durch Artilleriefeuer oder Jagdbomber erfolgen konnte.
Tabelle (mit Ausnahme der drei Kompanien der SS-Panzerregimenter) in → Wilbeck: Sledgehammers
Daten der drei Kompanien der SS-Panzerregimenter → Kill / Loss Ratios table (Tabelle stimmt ansonsten mit den Daten von Wilbeck Sledgehammers überein).