S-Bahn Salzburg
Die S-Bahn Salzburg ist ein Nahverkehrsprojekt im Großraum Salzburg, der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein. Ihr S-Bahn-Netz besteht aus 5 Linien, ist seit 2004 teilweise in Betrieb und hat auf österreichischer Seite 2014 den vorläufigen Endausbau erreicht.
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S-Bahn Salzburg | ||||||||||||||||||||||||||
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Die Strecken
Das Streckennetz mit den fünf Linien wird von drei Betreibern bedient: Salzburg AG, Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) und Bayerische Regiobahn (BRB).
Linie | Verlauf | Bahnstrecken | Betreiber | Fahrzeuge | Grundtakt |
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Salzburg Lokalbahnhof – Lamprechtshausen | Salzburg–Lamprechtshausen | Salzburg AG | SLB ET40/50 | 30 min | |
Lokalbahn-Express (LEX)
(Salzburg Lokalbahnhof –) Bürmoos – Ostermiething |
Salzburg–Lamprechtshausen Bürmoos–Ostermiething | Salzburg AG | SLB ET40/50 | 60 min | |
Freilassing – Salzburg Hbf – Straßwalchen (– Attnang-Puchheim – Wels Hbf – Linz Hbf) | Rosenheim–Salzburg Wien–Salzburg |
ÖBB | ÖBB 4024 ÖBB 4744 (FLIRT 1) |
60 min | |
(Saalfelden –) Schwarzach-St.Veit – Golling-Abtenau – Freilassing – Bad Reichenhall | Wörgl–Salzburg Rosenheim–Salzburg Freilassing–Bad Reichenhall Bad Reichenhall–Berchtesgaden | ÖBB BRB (Freilassing–Bad Reichenhall) |
ÖBB 4023 ÖBB 4024 |
30/60/120 min | |
Freilassing – Berchtesgaden Hbf | Freilassing–Berchtesgaden | BRB | FLIRT 1 | 60 min | |
Mit dem Bau der ersten Haltestelle des Westastes (Salzburg Taxham Europark) war im Frühjahr 2005 begonnen worden; die Station wurde im Juni 2006 in Betrieb genommen und erschließt mit dem Europark eines der größten Einkaufszentren Westösterreichs ebenso wie das Privatgymnasium der Herz-Jesu-Missionare, das EM-Stadion Salzburg und eine große Anzahl von Haushalten.
Im Herbst 2005 wurde mit dem Bau der Stationen Salzburg Mülln-Altstadt und Salzburg Aiglhof begonnen, welche am 12. Dezember 2009 eröffnet wurden. Damit erhielten auch die Salzburger Medizinische Universität (PMU) und das Landeskrankenhaus Salzburg Anschluss an das neue Nahverkehrssystem. Bei den beiden Haltestellen besteht Umsteigemöglichkeit zu städtischen Obussen, in Aiglhof auch zu einigen Regionalbuslinien.
Letztlich ging am 15. Dezember 2013 die Haltestelle Salzburg Liefering in Betrieb, mit der angrenzendes Siedlungsgebiet erschlossen wurde.
Von 2009 bis 2014 erfolgte ein kompletter Neubau des Hauptbahnhofs Salzburg. Mit der Schaffung von zusätzlichen Durchgangsgleisen für den übergeordneten Fernverkehr sowie einem eigenen S-Bahn-Bahnsteig wurde der Bahnhof in seiner Funktionalität deutlich verbessert; unter anderem bietet er nun vollständige Barrierefreiheit. Außerdem erhielt er durch die Errichtung einer Passage unter den Gleisen eine stadtteilverbindende Funktion (verbesserter Zugang vom Stadtteil Schallmoos). Der Bahnsteig für den S-Bahn-Verkehr (Gleise 8 und 9) sind auch vom naheliegenden Nelböckviadukt zugänglich.
2017 wurde der fehlende Abschnitt (Salzburg Liefering und Freilassing) des dritten Gleises zwischen Freilassing und Salzburg Hbf fertiggestellt.[1] Seit Dezember 2017 wird dadurch auch die S2 stündlich bis Freilassing weitergeführt. Diese fährt dort, genauso wie die Züge der S3, von einem neugebauten Inselbahnsteig ab.
Taktfahrplan
Die Züge verkehren auf der Linie S1 im 30-Minuten-Grundtakt. Die Linien S2 (ergänzt durch Regionalzüge zum ungefähren 20/40-Takt) und S4 (von der S3 zwischen Freilassing und Bad Reichenhall ebenfalls zum groben 20/40-Takt verdichtet) werden im Stundentakt betrieben und die Linie S11, eine periphere Abzweigung der Linie S1, wird ebenfalls im Stundentakt befahren (mit einzelnen Durchbindungen nach Salzburg, die bis Bürmoos zur HVZ einen 15-Minuten-Takt bilden). Die S3 wird im Abschnitt Schwarzach-St.Veit–Freilassing–Bad Reichenhall ebenfalls stündlich bedient, seit 2017 fährt sie zweistündlich bis Saalfelden.[2] An Werktagen wird diese Linie zwischen Freilassing und Golling-Abtenau zum Halbstundentakt verdichtet.
Der Fahrplan der S1 ist nicht wie die anderen am Salzburger Hauptbahnhof verkehrenden Bahnlinien auf die in Mitteleuropa übliche Symmetriezeit abgestimmt. Von S2 und S3 zur S1 und umgekehrt treten dadurch Umsteigezeiten von 20 Minuten und mehr auf, was dem Grundgedanken eines integralen Taktfahrplans widerspricht.
Die meisten Züge der S2 werden als Regionalzug nach Wels Hbf bzw. von dort als S2 der S-Bahn Oberösterreich nach Linz Hbf weitergeführt. Am Wochenende und Feiertagen werden einzelne S2-Züge als S4 nach Berchtesgaden (und umgekehrt) durchgebunden.
Stationen
Fahrzeuge
Die von den ÖBB betriebenen Linien S2 und S3 werden mit 11 dreiteiligen Elektrotriebwagen vom Typ Talent (ÖBB Reihe 4023) und 10 vierteiligen Triebwagen der Reihe 4024 betrieben.
Die von der Salzburg AG betriebenen Linien S1 und S11 werden mit 18 zweiteiligen Gleichstromtriebwagen der SGP beziehungsweise deren Nachfolger betrieben.
Seit Dezember 2009 betreibt die BLB die Linie S4 zwischen Freilassing und Berchtesgaden, dabei kommen fünf Triebwagen vom Typ Flirt zum Einsatz. Diese Verbindung wurde im Rahmen einer Neuausschreibung zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 von der Bayerischen Regiobahn (BRB) übernommen. Zugangebot und Fahrzeugeinsatz bleiben unverändert.[3]
ÖBB und BLB teilten seitdem außerdem ihre Fahrzeuge. Bis Dezember 2017 wurden sowohl durch die BLB Talents der ÖBB zwischen Bad Reichenhall und Freilassing eingesetzt, als auch BLB-FLIRTs durch die ÖBB zwischen Freilassing und Golling-Abtenau. Dies ermöglichte trotz unterschiedlicher Betreiber der Strecken durchgängigen Verkehr zwischen Bad Reichenhall und Salzburg. Seit Fahrplanwechsel 2017 wird der Kilometerausgleich der BLB-Fahrzeuge (seit Dezember 2021 BRB-Fahrzeuge) aus betrieblichen Gründen auf der Regionalzuglinie Salzburg Hbf–Straßwalchen sowie vereinzelt auf derselben Strecke als S2 durchgeführt.
Seit Dezember 2017 kommen auf der S2 auch zwei Fahrzeuge des Typs Desiro ML (ÖBB Reihe 4744) zum Einsatz.
Tarife
Die gesamte S-Bahn Salzburg ist in das Tarifsystem des Salzburger Verkehrsverbundes (SVV) integriert. Im Stadtgebiet von Salzburg (= innerhalb der sog. Kernzone) kann die S-Bahn somit mit denselben Fahrscheinen wie für Busse (Zeitkarten, 24-Stunden-Karten oder Einzelfahrscheinen) benützt werden. Fahrscheine des ÖBB-Tarifs (mit und ohne Vorteilscard) sind auch in den Zügen der S-Bahn Salzburg gültig, einschließlich des Einfach-Raus-Tickets. Aus Richtung Freilassing nach Salzburg fahrend gilt der Tarif der Deutschen Bahn AG ebenso als Übergangstarif bis Salzburg Hbf, nicht aber für Fahrten nur auf dem in Österreich liegenden Abschnitt zwischen Salzburg-Liefering und Salzburg Hbf. Das Bayern-Ticket und das Bayern-Ticket-Nacht sowie das Quer-durchs-Land-Ticket und auch die Freifahrt mit dem deutschen Schwerbehindertenausweis[4] gelten von Deutschland kommend bis Salzburg Hauptbahnhof. Fahrscheine sind an den Fahrscheinautomaten an den Stationen sowie in Tabaktrafiken erhältlich.
Park and Ride
Im Netzwerk der S-Bahn Salzburg gibt es zahlreiche Möglichkeiten vom Auto bequem auf den Zug umzusteigen. Für Reisende der Linie S2 weisen die Bahnhöfe Seekirchen am Wallersee, Neumarkt-Köstendorf und Hallwang Elixhausen P&R-Stellplätze auf. Entlang der Linie S3 kann in Hallein, Puch bei Hallein, Bischofshofen und Schwarzach-St. Veit zwischen Auto und S-Bahn umgestiegen werden.[5] Auf den von der Salzburg AG betriebenen Linien S1 und S11 können Fahrgäste an einer Vielzahl an Haltestellen P&R Anlagen nützen. Insgesamt stellt die Salzburg AG mehr als 700 Stellplätze zur Verfügung.[6]
Planungen
Am Ostast soll mit der Haltestelle Seekirchen Süd eine bessere Anbindung des Stadtzentrums von Seekirchen erreicht werden. Außerdem soll der Bahnhof Neumarkt Köstendorf modernisiert und zu einem Knotenbahnhof ausgebaut werden.
Mittelfristig soll die Linienführung der S2 geändert werden. Anstatt wie bisher die Linie auf der Westbahn bis zum Bahnhof Straßwalchen zu bedienen, soll sie zukünftig bei Steindorf bei Straßwalchen auf die Mattigtalbahn abzweigen und bis Friedburg führen. Mit der Haltestelle Straßwalchen West hätte die Gemeinde Straßwalchen, neben Steindorf bei Straßwalchen, auch weiterhin eine Anbindung an die S2. Um diese Maßnahme umsetzen zu können, ist eine Teilelektrifizierung der Mattigtalbahn bis Friedburg notwendig, welche im Rahmenplan 2017–2022 der ÖBB vorgesehen ist.[7][8]
Schon seit Jahren wird ein Innenstadttunnel von der bestehenden unterirdischen Endstation der S1 am Hauptbahnhof bis in den Süden der Landeshauptstadt diskutiert. Siehe dazu den Beitrag Regionalstadtbahn Salzburg.
Mit den dabei zu erreichenden Stationen Mirabellplatz, Staatsbrücke, Residenzplatz und Nonntal wäre die Innenstadt Salzburgs erschlossen. Die Bahn würde in der Alpenstraße wieder auftauchen und entlang dieser mit den Stationen Akademiestraße, Josefiau, Alpensiedlung und Hellbrunner Brücke einen Teil der Universität Salzburg, mehrere Schulen sowie Wohngegenden und Gewerbegebiete erschließen. Laut einer Studie seien die Kosten für ein derartiges Projekt aber aufgrund der äußerst ungünstigen geologischen Verhältnisse nur sehr schwer zu kalkulieren. Die veranschlagten rund 1,5 Milliarden Euro standen für den damaligen Bürgermeister Heinz Schaden in keinem Verhältnis zu den eingesparten Autofahrten.[9] Im Jahr 2018 wurde im Stadtsenat unter Bürgermeister Harald Preuner der Beschluss gefasst, als ersten Schritt die Lokalbahn um 750 Meter bis zum Mirabellplatz zu verlängern.[10][11]
Über eine Weiterführung der S2 bis Traunstein oder sogar Übersee wird nachgedacht.[12]
Als großes Potenzial wird auch die Einbindung der Stieglbahn mit einer Erschließung des Salzburger Flughafens gesehen. Die Strecke würde dabei nach der Station Salzburg Aiglhof vom Westast abzweigen und auf größtenteils bestehenden Gleisen durch Maxglan zum Flughafen geführt werden.[13]
Seit Jahren wird seitens von Verkehrsaktivisten auch die Wiedererrichtung der Ischlerbahn, als S5 in Richtung Eugendorf, Thalgau, Mondsee, Wolfgangsee und Bad Ischl angedacht. Um das Projekt voranzutreiben gründeten die Bürgermeister von neun Anliegergemeinden im Jahre 2010 einen Verein.[14] 2011 waren schon 29 Gemeinden dem Verein zur Förderung der RegionalStadtBahn beigetreten, lediglich der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden legte keinen Wert auf öffentlichen Verkehr auf dieser Strecke.[15]
Als Ergänzung zur S-Bahn wird seit 2021 unter dem Projektnamen S-Link die Regionalstadtbahn Salzburg errichtet. Diese soll nach Fertigstellung die Landeshauptstadt mit Hallein verbinden.
Weblinks
Einzelnachweise
- S-Bahn-Gleis Salzburg-Freilassing fertig. In: salzburg.orf.at. Abgerufen am 10. Dezember 2017.
- Salzburger Nachrichten: Öffis in Salzburg: Viele Neuerungen ab 10. Dezember. (sn.at [abgerufen am 17. Dezember 2017]).
- Betreiberwechsel Berchtesgaden-Ruhpolding. Abgerufen am 11. Dezember 2021.
- S-Bahn Salzburg, auf oepnv-info.de
- S-Bahn Salzburg. Abgerufen am 23. März 2020.
- Salzburger Lokalbahn - Salzburg AG für Energie, Verkehr & Telekommunikation. Abgerufen am 23. März 2020.
- Bahnhofsumbau in Neumarkt und Steindorf. In: salzburg.orf.at. Abgerufen am 1. Mai 2017.
- Übersicht Rahmenplanprojekte ÖBB und ASFINAG 2017–2022. bmvit – Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Januar 2017, abgerufen am 1. Mai 2017.
- Salzburger Nachrichten: U-Bahn in Salzburg: "Finanzielles Risiko kaum kalkulierbar". Abgerufen am 1. Mai 2017.
- Stadt beschließt Lokalbahn-Verlängerung. In: salzburg.orf.at. 9. April 2018, abgerufen am 15. November 2018.
- Mini-U-Bahn: Finanzierung offen. In: salzburg.orf.at. 11. April 2018, abgerufen am 15. November 2018.
- Monika Konnert: S-Bahn-Anschluss soll wieder auf die Agenda kommen. In: pnp.de. Abgerufen am 7. Januar 2018.
- Vgl. dazu studentische Seminararbeiten der TU Wien 2007, online auf www.eiba.tuwien.ac.at (Memento vom 21. Juli 2013 im Internet Archive) (PDF; 6,4 MB), abgerufen am 9. Juli 2012.
- Bürgermeister gründen Verein für Ischlerbahn. In: salzburg.orf.at. 3. April 2010, abgerufen am 18. Februar 2019.
- Ischlerbahn: Initiative kritisiert Heinz Schaden. In: salzburg.orf.at. 22. September 2011, abgerufen am 19. Februar 2019.