Wolfgangsee
Der Wolfgangsee, mit älterem Namen auch Abersee, ist ein Alpenrandsee in Österreich. Er liegt zum größten Teil im Nordosten des Bundeslandes Salzburg, ein kleiner Teil gehört zu Oberösterreich, und er ist mit 13 km² einer der größten und bekanntesten Seen in der Region Salzkammergut. Am Wolfgangsee liegen die Salzburger Gemeinden Sankt Gilgen und Strobl sowie die oberösterreichische Gemeinde Sankt Wolfgang im Salzkammergut. Das Gebiet um den Wolfgangsee gilt als viel besuchte Tourismusregion (Ferienregion Wolfgangsee).
Wolfgangsee Abersee | ||
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Wolfgangsee von Südosten. Im Hintergrund der Schafberg | ||
Geographische Lage | Salzkammergut | |
Zuflüsse | Zinkenbach, Kesselbach, Kohlbach | |
Abfluss | Ischler Ache/Ischl → Traun → Donau → Schwarzes Meer | |
Inseln | Metzgerinsel | |
Orte am Ufer | St. Wolfgang, St. Gilgen, Strobl | |
Daten | ||
Koordinaten | 47° 45′ N, 13° 24′ O | |
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Höhe über Meeresspiegel | 538 m ü. A. | |
Fläche | 12,84 km²[1] | |
Länge | 10,3 km[1] | |
Breite | 2 km[1] | |
Volumen | 667,07 Mio. m³[1] | |
Maximale Tiefe | 114 m[1] | |
Mittlere Tiefe | 52 m[1] | |
Einzugsgebiet | 124,8 km²[1] |
Geographie
Der Wolfgangsee hat eine Fläche von 13 km². Er liegt auf einer Seehöhe von 538 Metern und ist an seiner tiefsten Stelle 114 Meter tief. Durch den Schwemmkegel des Zinkenbach aus der Osterhorngruppe, der Zinkenbach-Halbinsel am Südufer, und dem kleineren Schwemmtrichter des Dillbach vom Schafberg, wird er in zwei Seebecken geteilt. An dieser Stelle ist der See nur gut 200 Meter breit und 20 m tief. Der Zinkenbach ist der Hauptzufluss des Wolfgangsees, der Abfluss erfolgt über die Ischler Ache (Ischl) am östlichen Ende. Der mittlere Abfluss (MQ) beträgt 5,4 m³/s, die (theoretische) Wassererneuerungszeit 3,9 Jahre[1].
Die anliegenden Orte, St. Gilgen, Strobl, Abersee und Ried befinden sich auf salzburgischem Gebiet; einzig St. Wolfgang liegt in Oberösterreich.
Als Verbindung von St. Wolfgang nach St. Gilgen auf der Nordseite des Sees existiert nur ein Fußweg über die Erhebung des Falkenstein.
Die einzige Insel im Wolfgangsee ist die winzige Metzgerinsel mit dem Ochsenkreuz.
Umliegende Orte
- Abersee: Der Ort ist Teil von St. Gilgen, er liegt in der südlichen Mitte des Wolfgangsees und wird durch den Zinkenbach geteilt. Der Ort ist bekannt für die früher dort angesiedelte Zinkenbacher Malerkolonie.
- Fürberg ist eine zu St. Gilgen gehörende Ortslage am Nordostufer des Sees. In diesem Bereich befinden sich Badeplätze, gastronomische Betriebe, der direkte Ausgangspunkt des Fußweges über den Falkenstein nach Ried sowie eine Haltestelle der Wolfgangsee-Schifffahrt.
- Ried ist Teil der Gemeinde St. Gilgen, der jedoch durch die Falkensteinwand vom Hauptort abgetrennt ist. Er kann auf dem Straßenweg nur rund um den See über St. Wolfgang erreicht werden. Markant und weithin sichtbar ist das 1902 erbaute, schlossartige Hauptgebäude des Ferienhorts am Wolfgangsee, eines Vereins, der sich der Kinderwohlfahrt verschrieben hat.
- St. Gilgen: Bekannt geworden ist die Gemeinde als oftmaliger Urlaubsort des deutschen Kanzlers Helmut Kohl sowie als Wohnort von Anna Maria Mozart, der Mutter des Komponisten Wolfgang Amadeus. Die Gemeinde war seit dem Mittelalter Salzburgs „Fuß in der Tür“ zum Salzkammergut. Der Ort erlebte, gleich wie Strobl, seine erste Hochblüte als Sommerfrische in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
- St. Wolfgang: Der Ort ist benannt nach dem heiligen Wolfgang, der laut einer Sage eine Axt warf und an der Stelle, wo sie landete, eine Kirche baute. Die Gemeinde am Fuße des Schafbergs wurde Pilgerort und war im Mittelalter der bedeutendste Pilgerort Mitteleuropas. Die Kirche, erbaut im gotischen Stil, beherbergt einen weithin bekannten, von Michael Pacher geschnitzten Flügelaltar.
- Strobl: Die Gemeinde ist Wohnort zahlreicher Künstler, Autoren und Schauspieler. Im Ort existieren noch etliche Landvillen aus der Kaiserzeit.
Geologie
Der See entstand durch die Erosionstätigkeit des Traungletschers. Am nordwestlichen und südöstlichen Ende des Sees erstreckt sich ausgedehntes Moränengelände, das auch das Seebecken auskleidet. Durch Gletscherabschluss bedingt, lag der Seespiegel im frühen Spätglazial ursprünglich auf etwa 600 m. Für die Zeit um 18.500 v. Chr. wurde ein spätglazialer Seespiegel von 544 m nachgewiesen, womit bereits weitgehend das heutige Niveau von 538 m erreicht wurde. Durch den Geschiebeeintrag des Zinkenbaches erfolgte eine Umbildung des einheitlich geformten Seebeckens, wodurch der etwa 2 km breite See durch diese Einengung auf etwa 250 m in zwei Becken geteilt wurde. Die Entwässerung des Sees erfolgte immer über die Talfurche der Ischl. Ein Zusammenhang mit dem Fuschlsee bzw. die Entwässerung über den Mondsee ist auszuschließen.
Der Wolfgangsee wird südwestseitig durch die leicht zerfallenden Gosauschichten aus Mergel, Sandstein und Konglomerat, nordostseitig vorwiegend durch die Lias-, Hierlatz- und thitonischen Plassenkalke des Schafberges umrahmt.
Fauna
Unter anderem ist hier der Perlfisch heimisch, der nur in einigen der sehr sauberen Salzkammergutseen und der Slowakei vorkommt.
Limnologie
Der Wolfgangsee wurde aufgrund seiner hohen Wasserqualität von der Europäischen Union zu einem Referenzgewässer ernannt. Der See wird als oligotroph eingestuft, die Sichttiefe beträgt 10,3 m.[1]
Namenskunde
Der ursprüngliche Name des Sees lautet Abersee, in älterer Schreibung auch Äbersee und in ähnlichen Varianten anzutreffen. Der erste urkundliche Beleg stammt mit “ad Abriani lacu” (lat. ‚beim Abriansee‘) aus dem Jahr 788.[2] Ein keltischer Ursprung des Wortteiles Aber- wird ausgeschlossen, und man führt die Benennung des Sees auf eine Person mit dem althochdeutschen Namen Aparin zurück, der hier Fischereirechte ausübte und/oder Grundbesitz hatte (Dasselbe Benennungsmotiv wird auch bei einigen anderen Seen der näheren und weiteren Umgebung angenommen). Es könnte auch nur der Name des – als eigenständiger „Untersee“ interpretierten – Ostteils gewesen sein, St. Gilgen hieß ursprünglich Oberdrum, eine Benennung wie bei den drei Trumer Seen im Salzburger Seengebiet.
Eine Benennung des Sees nach dem Ort St. Wolfgang findet sich erstmals mit „Wolfgangersee“ schon im Jahr 1381, blieb aber noch lange Zeit eine Ausnahme. Der Name nach der Ansiedlung fand auch Eingang in die ersten Landkarten des 16. und 17. Jahrhunderts, doch eine endgültige Verdrängung des Namens „Abersee“ durch „Wolfgangsee“ wird erst auf den stark zunehmenden Tourismus in der Gegend nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeführt. Der Wolfgangsee wird heute nur noch selten „Abersee“ genannt.
Der Name „Abersee“ hatte sich im Laufe der Zeit auf die gesamte Gegend um den See übertragen. So wird 1599 von St. Wolfgang „im aberseeischen Gebürg [= Gebirge]“ gesprochen. Auch erhielt eine am See befindliche Ansiedlung Zinkenbach (nach dem gleichnamigen Bach) diesen Namen, der heute als Abersee bezeichnete Ortsteil der Gemeinde St. Gilgen und der Ortsteil der Gemeinde Strobl.
Eine volkstümliche Erklärung des Namens „Abersee“ rührt von der Ansicht her, dass der See nur selten, in ungewöhnlich kalten Wintern, zufriere, also in normalen Wintern umgangssprachlich aper bleibe. „Abersee“ lässt sich aber sprachlich nicht mit dem Wort „aper“ in Zusammenhang bringen, zumal dieses auch ‚schneefrei‘ bedeutet und nicht ‚eisfrei‘ (im Sinne von Eis aus gefrorenen Wassermassen). Außerdem ist ein vergleichsweise öfteres Zufrieren anderer Seen nicht nachzuweisen. Verbreitet wurde diese Irrmeinung in einer volkskundlichen Arbeit von dem Rechtsanwalt und Heimatforscher August Prinzinger d. Ä. aus dem Jahre 1890.[3]
Tourismus
Die Haupterwerbsquelle der einheimischen Bevölkerung ist der Tourismus; in den drei Wolfgangseeorten befinden sich derzeit 8.500 Gästebetten, womit ca. 900.000 Gästeübernachtungen jährlich erzielt werden. Rund 75 % der Übernachtungen entfallen dabei auf die Sommersaison. Im Jahr 1998 schlossen sich die Gemeinden Strobl, St. Gilgen und St. Wolfgang zu einer gemeinsamen touristischen Organisation zusammen, der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft mbh (WTG).[4] Diese vertritt die Tourismusregion Ferienregion Wolfgangsee und ist auch Mitglied des Kommunalverbands Salzkammergut (ebenfalls als GmbH organisiert). 1990 wurden am Wolfgangsee noch 1.300.000 Nächtigungen gezählt, im Jahr 2015 verzeichnete man 885.214 Übernachtungen und im Jahr 2016 917.929 Übernachtungen laut Jahresbericht der WTG. Geschäftsführer der WTG ist seit ihrer Gründung Hans Wieser.
Auf dem Wolfgangsee herrscht seit langem Schiffs- und Fährverkehr. Heute wird in den Sommermonaten sowie in der Vorweihnachtszeit Linienschifffahrt betrieben. Die Wolfgangsee-Schifffahrt war, wie die von St. Wolfgang ausgehende Schafbergbahn, bis 2005 Teil der Österreichischen Bundesbahn und wurde danach ausgegliedert. Beide werden heute von der Salzkammergutbahn GmbH betrieben, deren Gesellschafter zu fast 100 % das Salzburgische Infrastrukturunternehmen Salzburg AG ist. Neben dem Linienverkehr, der hauptsächlich zu Ausflugszwecken genutzt wird, werden auch verschiedene Sonderfahrten angeboten. Zudem existiert zwischen St. Wolfgang und Abersee eine von der Schifffahrtsgesellschaft unabhängige Fähre für Fußgänger und Radfahrer. Für Wanderer gibt es einen ausgeschilderten, rund 27 km langen Rundweg um den See.
Sport
Der See gilt wegen seines meist ganzjährig sehr klaren Wassers auch als vorzügliches Tauchgebiet. Taucher finden bei der Franzosenschanze eine bizarre Unterwasserlandschaft mit versunkenen Bäumen vor. Unmittelbar vor der Fürbergbucht können anspruchsvolle Tauchgänge zu dem unter Wasser gelegenen Teil der Falkensteinwand gemacht werden, und vor der Marineschule in St. Gilgen liegen Artefakte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs am Seegrund.[5]
Die Falkensteinwand ist seit vielen Jahren eine Kletterwand und Treffpunkt für Klippenspringer. Mit einer Absprunghöhe von bis zu 28 m gehört die Falkensteinwand zu den weltweit höchsten Klippen, von denen gesprungen wird.
Galerie
- Ausflugsschiff MS Österreich vor St. Wolfgang
- Falkensteinwand
- Wolfgangsee abends
- Ferienhort
- Blick auf St. Wolfgang
Literatur
- Willi Senft, Hilde Senft: Die schönsten Seen Österreichs. Leopold Stocker Verlag, Graz 2005, ISBN 3-7020-1089-0, S. o.A.
Weblinks
- Eintrag zu Wolfgangsee im Austria-Forum (im Heimatlexikon)
- Tourismuswebsite wolfgangsee.at
- Bilder vom Wolfgangsee und den umliegenden Gemeinden auf salzburgnet.com
Einzelnachweise
- Bundesamt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Atlas der natürlichen Seen Österreichs mit einer Fläche ≥ 50 ha. Morphometrie – Typisierung – Trophie. Stand 2005. Schriftenreihe des Bundesamtes für Wasserwirtschaft, Band 29, Wien 2008, S. 81–83 (PDF; 9,0 MB)
- Zur Namensgeschichte vgl. Leopold Ziller: Aberseer Namenbuch. Flur-, Haus- und Familiennamen des Gerichtsbezirkes St. Gilgen. Herausgegeben und verlegt durch die Raiffeisenkasse St. Gilgen, Fuschl, Strobl, St. Gilgen/Fuschl/Strobl 1977, S. 12 f;
Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch. Bearbeitet von Ingo Reiffenstein und Leopold Ziller, hrsg. von der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1982, S. 154. - Ziller: Aberseer Namenbuch., S. 13. – Es werden in den Quellenangaben zwei Arbeiten von Prinzinger aus dem Jahr 1890 angeführt, jedoch wird nicht erwähnt, in welcher dieser beiden Publikationen Prinzingers diese Ansicht vertreten wird. Es handelt sich wohl um die Schrift Zur Namens- und Volkskunde der Alpen, da in der anderen genannten Arbeit, Zur altsalzburgischen Geographie (Online auf anno.onb.at) dieses Thema nicht behandelt wird.
- Firma Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft mbH in St. Wolfgang. Firmenbuchdaten Creditreform/firmenabc.at
- Tauchen. wolfgangsee.at, abgerufen am 8. April 2012