Bahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall
Die Bahnstrecke Freilassing–Bad Reichenhall ist eine eingleisige, elektrifizierte Hauptbahn im Südosten von Bayern. Die 14,9 Kilometer lange Strecke zweigt in Freilassing von der Bahnstrecke Rosenheim–Salzburg ab und führt nach Bad Reichenhall, wo sie in die Nebenbahn nach Berchtesgaden übergeht. Im Kursbuch der Deutschen Bahn wird sie unter der Nummer 954 Salzburg Süd–Berchtesgaden geführt.
Freilassing–Bad Reichenhall | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer (DB): | 5740 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 954 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 14,855 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenklasse: | D4 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 207 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | 90 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zugbeeinflussung: | PZB | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen nahmen die Stichbahn von Freilassing nach Reichenhall – damals noch ohne den Zusatz Bad – am 1. Juli 1866 in Betrieb. Bis 1914 wurde sie elektrifiziert, den dafür benötigten Fahrstrom stellte das vom gestauten Saalachsee gespeiste Saalachkraftwerk in Kirchberg zur Verfügung, das auch heute noch Bahnstrom liefert. Der planmäßige elektrische Zugbetrieb mit speziell konstruierten Elektrolokomotiven der Baureihe EP 3/6 begann kriegsbedingt jedoch erst 1916.
Fahrzeuge
Eröffnet wurde der Betrieb mit Dampflokomotiven der Reihe DVIII. Auch Bayerische PtL 2/2 wurden gelegentlich eingesetzt. Nach der Elektrifizierung prägten die Baureihen E 36 01–04 und E 36 21–24 für den gemischten Dienst den Betrieb. Im Güterverkehr wurden die Baureihen E 70 21–22 und E 79 01–02 verwendet. Nach Versuchen mit Elektrolokomotiven mit Einzelachsantrieb (E 73 01–02) erbrachte dann zwischen 1934 und ihrer Ausmusterung im Jahr 1983 die Baureihe E 44.5 des Bahnbetriebswerks Freilassing den Großteil der Traktionsleistung.
Betrieb
Fernverkehr
Mit dem Intercity-Zugpaar 2082/2083 Königssee von Hamburg nach Berchtesgaden Hauptbahnhof und zurück besteht einmal täglich eine Direktverbindung zwischen zahlreichen deutschen Großstädten und den Ferienorten im Berchtesgadener Land. Da die nächtliche Abstellung der Intercity-Garnitur aus logistischen Gründen in Freilassing erfolgt, verkehrt der Wagenpark des InterCity morgens von Freilassing nach Berchtesgaden und von dort zurück nach Hamburg. Nachmittags wird ähnlich verfahren, das heißt, der aus Hamburg kommende Zug verkehrt nach der Ankunft zurück nach Freilassing.
Weil die genannten vier Züge auf der eingleisigen Strecke nicht zusätzlich zu den regulären Regionalzügen geführt werden, verkehren sie anstatt der Taktzüge der Berchtesgadener Land Bahn (BLB). Damit sich für die Fahrgäste mit Fahrausweisen des Nahverkehrs keine Taktlücken ergeben, verkehren diese auf der hier behandelten Bahnstrecke als Regional-Express. Das Personal wird trotz des Regionalverkehrs von DB Fernverkehr gestellt. Eine weitere Intercity-Verbindung mit Berchtesgaden, das Zugpaar 2428/2429 ins Ruhrgebiet, wurde hingegen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 eingestellt. Auch diese Leistung verkehrte zwischen Freilassing und Berchtesgaden in beiden Richtungen als Regionalzug.
Nahverkehr
Seit 2006 ist die Strecke in die S-Bahn Salzburg integriert und wird von den Zügen der Linie S3 (Salzburg beziehungsweise Golling-Abtenau nach Bad Reichenhall) und S4 (Freilassing – Berchtesgaden) im Stundentakt befahren. Als Fahrzeuge wurden von Juni 2006 bis Dezember 2009 dreiteilige Triebwagengarnituren der ÖBB-Baureihen 4023 und 4024 („Talent“) eingesetzt. Ab dem Fahrplanwechsel 2009 verkehren die Talent nur noch auf den Kursen der S3 zwischen Salzburg und Bad Reichenhall. In Deutschland wurden die Züge von deutschem Personal geführt.
Aus der Ausschreibung der Regionalbahn-Leistungen im Sommer 2006 ging im Oktober desselben Jahres ein Konsortium aus der Regentalbahn und der Salzburg AG als Sieger hervor.[6] Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 übernahm die BLB den Verkehr. Ursprünglich sollte die Strecke ab Übernahme durch die BLB mit fünf über Angel Trains Europa geleasten dreiteiligen Triebwagen des Typs FLIRT von Stadler Rail bedient werden;[7] doch erfolgte deren Personenverkehrs-Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) erst am 24. und 25. Februar 2010.
Aufgrund des zunächst nicht einsetzbaren eigenen Rollmaterials wurde von Freilassing bis Bad Reichenhall ein Behelfsverkehr mit verschiedenen ausgeliehenen Ersatz-Schienenfahrzeugen eingerichtet. Am 24. und 25. Februar 2010 wurden die fehlenden Zulassungen für die FLIRT vom EBA erteilt und der Betrieb aufgenommen. Doch in der darauf folgenden Nacht auf den 26. Februar 2010 wurden vier abgestellte FLIRT-Garnituren durch Vandalismus in den Bahnhöfen Freilassing und Berchtesgaden so stark beschädigt, dass zunächst wieder Ersatzfahrzeuge eingesetzt werden mussten.[8] Seit dem 1. März 2010 sind die FLIRT-Züge auf der Strecke im Einsatz, seit dem 12. April 2010 teilweise grenzüberschreitend nach Golling an der Salzach.[9]
Bei einer erneuten Ausschreibung Ende 2017 zusammen mit den Strecken Traunstein–Ruhpolding und Bad Reichenhall–Berchtesgaden als „Netz Chiemgau-Berchtesgaden“ erhielt die Bayerische Oberlandbahn (BOB) den Zuschlag. Unter der Marke Bayerische Regiobahn übernahm sie die Strecke ab Fahrplanwechsel 2021/2022 am 12. Dezember 2021. Es werden die Bestandsfahrzeuge der BLB verwendet.[10]
Güterverkehr
Nennenswerter Güterverkehr findet nur noch zwischen Freilassing und Hammerau statt. Der größte Teil des Güteraufkommens sind Halbzeuge und Stahlerzeugnisse des Stahlwerks Annahütte in Hammerau sowie Aufsetzcontainer für den im Landkreis anfallenden Hausmüll, welche an der Ausweichanschlussstelle Hofham befüllt und zum Transport zur Müllverbrennungsanlage Burgkirchen auf Containertragwagen verladen werden.[11]
Planungen
Von politischer Seite wird konkret erwogen, die durch den Einsatz moderner Triebzüge erzielten Fahrzeitverkürzungen für neue Halte zu nutzen, um dadurch auch der seit dem Bau veränderten Besiedlungsstruktur entlang der Strecke Rechnung zu tragen. Öffentlich diskutiert wird ein neuer Haltepunkt Bad Reichenhall Landratsamt. Der neue Haltepunkt Freilassing-Hofham wurde am 15. Dezember 2014 in Betrieb genommen.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 18. November 2021.
- Trassenportal – Stammdaten (XLSX). In: dbnetze.com. DB Netz AG, Dezember 2020.
- Betriebsstellenverzeichnis (Stand 04/2018) (XLSX). In: deutschebahn.com. DB Netz AG, 3. Mai 2018.
- Geo-Brücke (Stand 01/2019) (ZIP-Datei). Geoinformationen zu Brücken des Schienenverkehrsnetzes. In: deutschebahn.com. DB Netz AG, 20. März 2020.
- Eisenbahnatlas Deutschland. 11. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2020, ISBN 978-3-89494-149-9.
- „Zukünftiges Eisenbahnverkehrsunternehmen für die Strecke Freilassing – Berchtesgaden ausgewählt“: Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
- Stadler Rail: Infoseite zu FLIRT-Triebwagen der BLB (Memento vom 8. März 2013 im Internet Archive)
- Bericht im ORF-Salzburg Online über die Beschädigung der Züge
- eisenbahn-magazin 5/2010, S. 24
- Bayerische Oberlandbahn GmbH erhält Zuschlag im Vergabeverfahren „Chiemgau – Berchtesgaden“. Abgerufen am 18. Dezember 2018.
- Bahntransportsystem des ZAS – Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern (Memento vom 25. Oktober 2008 im Internet Archive)
- Ein neues Zeitalter im Nahverkehr hat begonnen, Bericht auf heimatzeitung.de vom 16. Dezember 2014, abgerufen am 16. Dezember 2014