Rümlang
Rümlang ist eine politische Gemeinde des Bezirks Dielsdorf im Unterland des Kantons Zürich in der Schweiz. Ihre Mundartnamen: Rümlig(e), Rümlinge.[5]
Rümlang | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zürich (ZH) |
Bezirk: | Dielsdorf |
BFS-Nr.: | 0097 |
Postleitzahl: | 8052 Zürich 8152 Glattbrugg 8153 Rümlang |
UN/LOCODE: | CH RMA |
Koordinaten: | 682553 / 256445 |
Höhe: | 443 m ü. M. |
Höhenbereich: | 415–504 m ü. M.[1] |
Fläche: | 12,41 km²[2] |
Einwohner: | 8277 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 487 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 30,4 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Peter Meier-Neves (SVP) |
Website: | www.ruemlang.ch |
Reformierte Kirche, 952 erwähnt | |
Lage der Gemeinde | |
Wappen
- In Rot ein halbes silbernes Einhorn
Das Gemeindewappen zeigt auf rotem Grund die obere Hälfte eines für den Angriff aufgebäumten, weissen Einhorns. Es soll an die Ritter von Rümlang erinnern, die ihre Schilde und Helme mit diesem Emblem bemalt hatten. Im Jahre 1424 erschien dieses Einhorn im Wappen der Obervogtei Rümlang, die im Wesentlichen aus dem Dorf bestand. Deshalb übertrug sich das Wappen bereits 1508 auf das Dorf Rümlang, was durch eine bald 500 Jahre alte Wappenscheibe der Gemeinde im Chorfenster der reformierten Kirche belegt ist.
Bevölkerung
Das frühere Bauerndorf Rümlang hatte lange Zeit nur ca. 1'100 Einwohner. Unter dem Druck der Agglomeration Zürich und des Flughafens stieg die Einwohnerzahl nach 1948 aber rasch an. Heute hat Rümlang rund fünfmal so viele Einwohner wie 1940. Aufgrund der starken Bevölkerungszunahme wurden um den alten Dorfkern im Laufe der letzten Jahrzehnte viele neue Wohnbauten und gewerbliche Betriebsstätten erstellt. Trotzdem nehmen die Rümlanger ihre Gemeinde noch als Dorf wahr.
Öffentlicher Verkehr
Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 verkehren statt der S5 neu die S9 (Schaffhausen–Uster) und S15 (Rapperswil–Niederweningen) im Bahnverkehr. Beide jeweils im Halbstundentakt, somit sind viertelstündlich Verbindungen nach Zürich, sowie nach Oberglatt sichergestellt. Im Busverkehr bleibt die Linie 742 (Rümlang Bahnhof – Zürich Seebach) bestehen. Ebenfalls kommt die neue Lokallinie 795 hinzu, die morgens und abends viertelstündlich zu den Stosszeiten Personen aus dem Dorf zum Bahnhof und umgekehrt transportiert.
Geschichte
Reste von römischer Besiedlung sind auf der «Bölli» zu finden, was nicht verwundert, denn das heutige Gemeindegebiet wurde von Ost nach West von einer römischen Landstrasse durchquert.
Der Name Rümlang leitet sich aus der im 7. Jahrhundert entstandenen Alemannen-Siedlung ab. «Rumilinswanc», die älteste in schriftlichen Quellen überlieferte Ortsbezeichnung, datiert aus dem Jahr 924, eine spätere lautet «Rumelanc». Man vermutet, dass ein Anführer namens «Rumilo» sich mit seiner Sippe auf dem heutigen Gemeindegebiet niederliess. Der zweite Teil des Namens leitet sich aus «wang» ab, was Wiesenhalde oder Grashang bedeutet. Rümlang liegt denn auch an einem sanft nach Osten abfallenden Hang.
Kleinjogg, Landwirtschaftsreformer im 18. Jahrhundert
Einer der berühmtesten Rümlanger ist der Kleinjogg. Er wohnte im Weiler Katzenrüti, wo eine Gedenktafel an ihn erinnert: In diesem Hause wirkte der Musterbauer Jakob Gujer, genannt Kleinjogg, 1769 bis 1785 für eine vorbildliche Erneuerung der zürcherischen Landwirtschaft. Johann Wolfgang Goethe besuchte den Musterbauer am 12. Juni 1775 und am 26./27. November 1779: Ich habe kein aus den Wolcken abgesencktes Ideal angetroffen, Gott sey Dank, aber eins der herrlichsten Geschöpfe, wie sie die Erde hervorbringt. (Goethe an Sophie von La Roche, Zürich, 12. Juni 1775).
Eng mit Kleinjogg verbunden ist die Legende vom gestrickten Kirchturm (Zürichdeutsch: Vom glismete Chileturm). Die Rümlanger hatten sich nämlich im 18. Jahrhundert von der Landwirtschaft ab und der Heimarbeit im Textilgewerbe zugewandt. Sie waren spezialisiert auf die Herstellung von Strümpfen. Nicht nur Frauen und Kinder, auch die Männer strickten grobe, wollene Strümpfe. Die Rümlanger färbten die Wolle und liessen ihre Erzeugnisse von Hausierern im ganzen Zürichbiet und darüber hinaus verkaufen. Ob all dieser Professionistentätigkeit kam jedoch die Landwirtschaft zu kurz. Wo alle strickten, was das Zeug hielt, da fehlten die Hände zur Bewirtschaftung des Bodens, so dass viele Felder vergandeten. Das war Kleinjogg ein Dorn im Auge. Er pachtete um 1775 drei Jucharten vernachlässigten Ackerlandes und baute dort Esparsetten an, um seinen Nachbarn ein Beispiel zu geben, wie sie ihre Güter zu Quellen wahren Reichtums machen könnten, wenn sie ihre elende Müssiggängerbeschäftigung (Stricken) mit Feldarbeit vertauschen würden. Schon aus diesen Worten kann man erkennen, weshalb im ganzen Zürcher Unterland über die Rümlanger gespottet wurde – ja man behauptete sogar, sie hätten gar ihren Kirchturm «glismet»!
Sehenswürdigkeiten
Galerie
- Rümlang, historisches Luftbild von 1925, aufgenommen aus 300 Metern Höhe von Walter Mittelholzer
- Rümlang, Ansicht vom Weiler Altwi
- Kleinjogghof in Katzenrüti (Chatzenrüti), Mehrreihenständerbau
- Chatzenrüti mit dem oberen Katzensee
- Unterer und oberer Chehlhof, erwähnt 1621, in Fraumünster Besitz
- Dorfbrunnen von 1806 mit Transformatorenhäuschen
- Naturschutzgebiet Altläufe der Glatt
- Grubenmann-Brücke über die Glatt, Baujahr 1767
Politik
Gemeinderäte sind Michaela Oberli, Thomas Huber, Corinne Lee, Nadja Giuliani, Rosita Buchli, Roland Niesper.
Seit 2018 ist Peter Meier-Neves (SVP) Gemeindepräsident.
Kirchen
In Rümlang gibt es zwei Kirchen:
- Die evangelisch-reformierte Landeskirche besitzt die im Dorfzentrum gelegene reformierte Kirche, welche bereits seit dem Jahr 952 belegt ist. Im Jahr 1302 oder 1316 wurde diese durch einen höheren Chorturmbau ersetzt und nach der Zerstörung von Dorf und Kirche im Alten Zürichkrieg 1444 durch die Eidgenossen im Jahr 1471 neu erbaut.[6]
- Die römisch-katholische Kirche St. Peter befindet sich an der Rümelbachstrasse und wurde in den Jahren 1969–1970 durch den Architekten Bernhard Weis erbaut. In Anlehnung an die Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp des Architekten Le Corbusier wurde die Kirche leicht erhöht errichtet. Die Kirche St. Peter weist auch im Innern deutliche Anlehnungen an die Wallfahrtskirche von Ronchamp auf. In den 1960er Jahren war zudem geplant, an der gleichen Stelle neben dem Schulhaus Rümelbach und der katholischen Kirche auch eine neue reformierte Kirche und einen Friedhof zu errichten. Von dieser geplanten Anlage wurden jedoch nur das Schulhaus und die katholische Kirche realisiert.
Wirtschaft
In Rümlang ist der Hauptsitz des weltweit agierenden Konzerns Dormakaba. Im Industriegebiet Riedmatt ist die Firma Ticketcorner ansässig. Mit 85 Mitarbeitern ist dieser Dienstleistungsbetrieb einer der grössten Steuerzahler der Gemeinde. In Rümlang gibt es eine Zweigstelle der Firma Gilgen Logistics. Grössere Arbeitgeber mit nationaler Ausstrahlung und Hauptsitz in Rümlang sind Bosshard + Co (Farbe, Lacke, Lasuren), Fröhlich Transklima AG (Service Transportkühlsysteme) oder die Schweizer Zentrale des amerikanischen Autovermietungskonzerns Avis.
Persönlichkeiten
- Johann Felix Meyer (1845–1882), reformierter Pfarrer und Politiker
- Thomas Hardegger (* 1956), Politiker (SP), Gemeindepräsident Rümlang und Nationalrat
Literatur
- Hans Peter Treichler: Rümlang – ein Dorf mit Geschichte, 1996 (Bezug auf der Gemeindeverwaltung)
- Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
- Walter Gujer: 1050 Jahre Reformierte Kirche Rümlang – Baugeschichtliches von 952 bis zur Renovation im Jahr 2002 (Bezug bei der Ev.-ref. Kirchgemeinde Rümlang)
- Walter Gujer: 60 Jahre Flurgenossenschaft Rümlang – Rückblick 1946–2006 – (Bezug bei der Flurgenossenschaft Rümlang)
- Rainer Hugener: Rümlang. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Weblinks
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
- Website der reformierten Kirchgemeinde. Abschnitt Über uns, Geschichtliches. Abgerufen am 4. Oktober 2013.