Glatt (Rhein)
Die Glatt ist ein Fluss im Kanton Zürich von 38,5 Kilometern Länge, der den Greifensee zum Rhein entwässert.
Nebenflüsse und Wasserbauwerke
|
Geographie
Verlauf
Die Glatt beginnt am Greifensee und mündet bei Rheinsfelden in den Rhein. Es handelt sich dabei um die unteren 38,5 Kilometer eines insgesamt etwa 67 Kilometer langen Flusslaufes, der mit dem in den Pfäffikersee fliessenden Kemptnerbach (im Dialekt Chämtnerbach) beginnt. Zwischen Pfäffikersee und Greifensee trägt der Flusslauf den Namen Ustermer Aa.
Die Glatt fliesst aus dem Greifensee auf einer Höhe von 436 m ü. M. Sie bildet zunächst die Grenze zwischen den Gemeinden Schwerzenbach und Fällanden und fliesst dann durch das Zentrum von Dübendorf. Sie verlässt Dübendorfer Gebiet im Neugut (430 m). Hier wird ihr der Chriesbach aus der Gemeinde Wangen-Brüttisellen zugeführt.
Die Glatt verlässt nun den Bezirk Uster und bildet die Grenze zwischen Wallisellen und Zürich-Schwamendingen. Sie durchquert den Glattpark (425 m) auf dem Gemeindegebiet von Opfikon und nimmt hier den Zürcher Leutschenbach in sich auf. Der Leutschenbach wird gespeist von Katzenbach und Katzensee und entwässert damit die Zürcher Quartiere Oerlikon, Seebach und Affoltern. Die Glatt fliesst westlich am Dorfkern von Opfikon vorbei und verlässt das Opfiker Gemeindegebiet bei Glattbrugg (422 m).
Danach folgt der Glattkanal der westlichen Abgrenzung des Flughafens Zürich-Kloten; er folgt dabei zunächst der Gemeindegrenze zwischen Kloten und Rümlang, durchfliesst dann Rümlanger Gemeindegebiet und erreicht schliesslich Oberglatt. Unter dem Flughafengelände wird der Glatt der Altbach zugeführt, der aus den Gemeinden Kloten, Bassersdorf und Nürensdorf abfliesst.
Bei Oberglatt verliert die Glatt ihren stark begradigten Charakter und erreicht in etwas naturbelassenerem Flussverlauf Niederglatt (418 m) und Höri (409 m) und bildet dann die Gemeindegrenze zwischen Bülach und Hochfelden (399 m). Bei Höri nimmt die Glatt den Fischbach auf, der die Gemeinden Steinmaur und Neerach entwässert.
Auf dem Gemeindegebiet von Glattfelden überwindet die Glatt noch ein beträchtliches Gefälle (gegen 60 m auf etwa 5 km), bevor sie schliesslich bei Rheinsfelden in den Rhein mündet (335 m).
Einzugsgebiet
Das 417,38 km² grosse Einzugsgebiet der Glatt liegt im Schweizer Mittelland und wird durch sie über den Rhein zur Nordsee entwässert.
Es besteht zu 23,5 % aus bestockter Fläche, zu 42,8 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 28,1 % aus Siedlungsfläche und zu 5,5 % aus unproduktiven Flächen.
Die Flächenverteilung
Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 503,1 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 330 m ü. M. und die maximale Höhe bei 1084 m ü. M.[5]
Zuflüsse
Die wichtigsten Zuflüsse sind der Chriesbach, der Himmelbach und der Fischbach.
Zuflüsse der Glatt ab 5 km Länge
Name | GKZ | Lage | Länge in km | EZG in km² | MQ in m³/s | Mündungsort Koordinaten | Mündungshöhe in m | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Chimlibach | CH000608 | rechts | 5,6 | 12,57 | 0,26 | beim Glattacher, Schwerzenbach | 434,7 | |
Fällander Dorfbach | CH002296 | links | 3,7 | 2,20 | bei der ARA Bachwis, Fällanden | 434,6 | Alternativname: Dorfbach | |
Zilbach | ZH101647 | links | 2,1 | 0,61 | beim Eichgrindel, Fällanden | 434,6 | ||
Wisbach | CH002295 | links | 3,2 | 1,59 | Gemeindegrenze zwischen Fällanden und Dübendorf | 434,4 | ||
Breitibach | CH002294 | links | 3,9 | 4,27 | 0,07 | beim Feuerwehrhaus, Dübendorf | 429,3 | Oberlaufname: Schlossbach |
Chriesbach | CH002291 | rechts | 5,2 | 32,75 | 0,67 | bei der Flur Sack, Dübendorf | 426,6 | Alternativnamen: Dürrenbach, Dürrbach, Kriesbach |
Sagentobelbach | CH002290 | links | 5,4 | 2,72 | beim Tennis-Club Buchegg, Zürich-Schwamendingen | 425,2 | ||
Hirzenbach | ZH101797 | links | 2,4 | bei Schleifen, Zürich-Schwamendingen | 424,6 | |||
Leutschenbach | CH002026 | links | 1,3 | 19,99 | beim Glattpark, Opfikon-Glattbrugg | 419,9 | ||
Brühlbach | ZH101739 | rechts | 2,1 | 2,97 | bei Sportanlage Au, Opfikon-Glattbrugg | 419,5 | ||
Altbach | CH011012 | rechts | 1,8 | 22,60 | 0,47 | beim Flughafen Zürich, zwischen Kloten und Rümlang | 417,1 | Unterlaufname: Altbachkanal |
Stegliggraben | ZH100512 | links | 3,6 | 4,82 | 0,07 | bei Reckholderen, Oberglatt | 413,6 | |
Himmelbach | CH011101 | rechts | 14,3 | 38,22 | 0,72 | bei Schantli, Oberglatt | 413,5 | |
Hirtlibrunnenbach | ZH000690 | links | 0,7 | bei Geeren, Oberglatt | 412,8 | |||
Fischbach | CH011042 | links | 6,7 | 37,19 | 0,55 | bei Werd, Oberhöri | 405,7 | |
Grosswisengraben | ZH10050 | links | 1,2 | 1,69 | bei Wilenhofen, Hochfelden | 401,5 | ||
Furtbach | CH100502 | rechts | 4,6 | 9,98 | 0,16 | bei der ARA Bülach-Furt, Bülach | 397,5 | Oberlaufname: Sechtbach |
Simeligraben | ZH100448 | rechts | 2,6 | 4,26 | beim Bahnhof Glattfelden, Glattfelden | 375,9 | ||
Zweidlergraben | CH000699 | links | 4,6 | 9,57 | 0,13 | bei Zweidlen, Glattfelden | 341,3 | Alternativname: Widlacher Bach |
Glatt[Z 2] | 36,1 | 417,38 | 8,40 | bei Rheinsfelden | 332,6 | Mündet in den Hochrhein |
Anmerkungen zur Tabelle
- Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
- Die Daten der Glatt zum Vergleich
Glatttal
Das Glattal liegt zwischen dem Limmattal im Westen und dem Tösstal im Osten und bildet einen beträchtlichen Teil des Zürcher Unterlandes. Es wird von dem Fluss Glatt gebildet.
Glattkorrektionen
Über weite Strecken wurde die Glatt begradigt und reguliert. Die nordöstlichen Ausläufer der Stadt Zürich passierend, wird der Flusslauf stark von der sich ausweitenden Agglomeration bedrängt. In einigen kurzen Abschnitten wurde die Glatt inzwischen wieder renaturiert oder es bestehen zumindest entsprechende Pläne, beispielsweise im Bereich der Eawag in Dübendorf und im Zusammenhang mit der geplanten Verlängerung von Piste 28 am Flughafen Zürich.
Vom Greifensee bis Niederglatt weist der Fluss kaum Gefälle auf. Zur Mündung hin wird der Flusslauf aber immer steiler.[6]
Seit 1822 wird der Fluss bei Rheinsfelden kurz vor der Mündung durch einen 90 Meter langen Stollen direkter zum Rhein geleitet, um Überschwemmungen des Orts zu vermeiden. Für den Bau des Kraftwerks Eglisau-Glattfelden musste die Mündung erneut verlegt werden. Seit 1916 wird der Fluss durch einen 261 Meter langen Stollen geführt, der direkt ins Unterwasser des Kraftwerks mündet.[7]
Fauna
Die ursprünglich als fischreich angesehene Glatt galt lange Zeit durch die Abwässer des Grossraums Zürichs (Flughafen Zürich, Kläranlagen, Landwirtschaft) als sehr stark verschmutzt. Heute wird die Wasserqualität wieder mehrheitlich als gut bis sehr gut beurteilt, problematisch ist in gewissen Flussabschnitten lediglich noch der Anteil an gelöstem organischem Kohlenstoff (DOC).[8]
Der Hauptfisch ist der Alet, nebenbei sind Barben, Rotaugen, Aale, Karpfen, Schleien, Schneider, Gründling und vereinzelt Bachforellen, Barsche und Hechte anzutreffen. Im Sommer 2006 wurde an der Mündung zum Rhein erstmals auch ein Wels gefangen. Bei Dübendorf werden mittlerweile auch Biber gesichtet, für die in der Folge ein Flussabschnitt oberhalb von Dübendorf unter Schutz gestellt wurde. 2017 wurden an der Glatt, Zuflüssen und auch Bächen oberhalb des Greifensees über zwei Dutzend Reviere von Bibern festgestellt, die zum Teil auch Nachwuchs haben.[9] An der Glatt siedeln auch zahlreiche Graureiher und – insbesondere in Greifensee-Nähe – Störche.
Geschichte
Die heutige Landschaft des Glatttals wurde in den letzten Eiszeiten durch den Linthgletscher geprägt.[6]
Die Glatt wurde bereits im Mittelalter wirtschaftlich genutzt, indem man sich das relativ starke Gefälle im Unterlauf zum Betrieb von Wassermühlen zu Nutze machte. Während der Frühindustrialisierung wurden am Glattufer Textilfabriken gebaut, die ihre Maschinen mit Turbinen betrieben. Um 1900 wurden die Fabriken elektrifiziert und mit neu gebauten Wasserkraftwerken wurde Strom produziert.
Im 19. Jahrhundert wurde der Fluss praktisch auf der ganzen Länge korrigiert, um Überschwemmungen zu vermeiden.[6]
Brücken
Auf ihrem Weg wird die Glatt von rund 90 Brücken überspannt.
Fünf gedeckte Holzbrücken überspannen den Fluss, wobei die historische Glattbrücke in Rümlang (gebaut 1767 in Oberglatt) die älteste gedeckte Holzbrücke im Kanton Zürich ist. Die erhaltenswerte Dübendorfer Glattbrücke (Stahlträgerbrücke, gebaut 1886) ist im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) als Bauwerk von regionaler Bedeutung aufgeführt. Das Neugutviadukt (eröffnet 1990) ist eine 920 Meter lange Eisenbahnbrücke in Dübendorf und Wallisellen. Der Fluss wird siebenmal von Autobahnen überquert.
Namensgeber
Diverse Ortschaften im Zürcher Unterland wurden nach dem Fluss benannt, so Glattbrugg, Glattfelden, Oberglatt ZH und Niederglatt ZH. Das in Wallisellen an der Glatt gelegene Einkaufszentrum Glatt trägt ebenfalls den Namen des Flusses.
Bilder
- Begradigter Flusslauf in Zürich-Schwamendingen
- Grubenmann-Glattbrücke aus dem Jahr 1767 in Rümlang
- Naturschutzgebiet Altläufe der Glatt zwischen Rümlang und Oberglatt
- Stolleneingang vor der Mündung
- Mündung aus dem Stollen in den Rhein
- Darstellung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der in den Stollen verlegten Mündung und dem trockenen Altlauf
Weblinks
- Martin Illi: Glatt. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- Greifensee. (PDF; 131 kB) In: Kanton Zürich. Amt für Wasser, Energie und Luft, Abteilung Gewässerschutz, abgerufen am 25. Februar 2013.
- Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Abgerufen am 30. Mai 2019.
- Messstation Rheinsfelden 1976–2016 (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU
- Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Glatt
- Charles Knapp, Maurice Borel, Victor Attinger, Heinrich Brunner, Société neuchâteloise de géographie (Herausgeber): Geographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Emmenholz – Kraialppass. Verlag Gebrüder Attinger, Neuenburg 1904, S. 343 – 346, Stichwort Glatt (Scan der Lexikon-Seite).
- 85 Jahre Strom aus Rheinsfelden. (Nicht mehr online verfügbar.) In: glattfeldernews.ch. April 2005, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 18. Mai 2012.
- Kanton Zürich – Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft: Nordwesten (Memento vom 22. Juni 2012 im Internet Archive)
- Dorothee Vögeli: Biber mögen keine Flaschen. In: Neue Zürcher Zeitung. 29. November 2017, S. 18.