HMS Tiger (1913)
Der Schlachtkreuzer HMS Tiger war das elfte Schiff in der Geschichte der britischen Marine, der diesen Namen trug. Das Schiff lief 1913 bei John Brown & Company im schottischen Clydebank vom Stapel und nahm im Ersten Weltkrieg u. a. am Gefecht auf der Doggerbank am 24. Januar 1915 und an der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916 teil.
HMS Tiger | |
Übersicht | |
Typ | Schlachtkreuzer |
Bauwerft |
John Brown & Company, Clydebank, Schottland, BauNr. 418 |
Kiellegung | 20. Juni 1912 |
Stapellauf | 15. Dezember 1913 |
Indienststellung | 3. Oktober 1914 |
Außerdienststellung | 15. Mai 1931 |
Verbleib | Februar 1932 zum Abbruch verkauft |
Technische Daten | |
Verdrängung |
28.500 ts, max. 35.000 ts |
Länge |
Lp.p.: 201,2 m (660 ft) |
Breite |
27,6 m (90,5 ft) |
Tiefgang |
9,9 m (32,5 ft) |
Besatzung |
1112–1459 Mann |
Antrieb |
39 Babcock & Wilcox-Kessel |
Geschwindigkeit |
28 kn, |
Reichweite |
3300 sm bei 24 kn |
Bewaffnung |
ab 1918:
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Treibstoffvorrat |
3340 tn.l. Kohlen, |
Panzerung Gürtelpanzer Panzerdeck Türme Kommandoturm Panzerschotten |
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Die Tiger war der einzige ältere Schlachtkreuzer der Royal Navy, der nach den Tonnagebeschränkungen des Washingtoner Flottenvertrages nach 1922 im Dienst blieb und ab 1924 als Artillerieschulschiff eingesetzt wurde. Von 1929 bis zur Außerdienststellung im Mai 1931 gehörte sie wieder zum Schlachtkreuzergeschwader, während die HMS Hood überholt wurde. Nach den Bestimmungen des Londoner Übereinkommens von 1930 wurde sie 1932 abgebrochen.
Baugeschichte
HMS Tiger sollte ursprünglich ein weiteres Schwesterschiff der HMS Lion werden. Als aber im Januar 1911 bei Vickers ein neuer Schlachtkreuzer für die japanische Marine, die Kongō, auf Stapel gelegt wurde, erwies sich dessen Entwurf dem der Lion-Klasse überlegen, so dass die Royal Navy sich zur Aufgabe dieser Klasse entschied. Der Bau der ersten drei Schiffe der Klasse, Lion (4. Juni 1912 in Dienst), HMS Princess Royal (14. November 1912 i. D.) und HMS Queen Mary (Stapellauf 20. März 1912), war bereits zu weit fortgeschritten, um noch große Änderungen durchzuführen, aber die Pläne der Tiger konnten noch verändert werden (Kiellegung am 20. Juni 1912). Das Ergebnis war ein Schiff, das Merkmale sowohl der Lion als auch der Kongō besaß.
Die Tiger behielt die acht 13,5-Zoll-343-mm-Geschütze ihrer älteren Schwestern und erhielt nicht die Vickers 14-Zoll-L/45-Geschütze der Kongō, die zur Standardwaffe japanischer Linienschiffe wurde.[1] Allerdings veränderte sich die Aufstellung der schweren Türme erheblich. Die veränderte Kesselanlage der Tiger führte zu den drei dicht beieinander stehenden Schornsteinen. Der „Q“-Turm wurde zwischen den Kesselräumen und den Maschinenräumen eingebaut und nicht wie bei den drei vorangegangenen Schlachtkreuzern vor dem letzten Schornstein. Er war damit überhöht und frei über dem hinteren Turm eingebaut und hatte ein erheblich besseres Schussfeld als auf den vorangegangenen Schiffen.
Als Mittelartillerie kamen auf der Tiger aber statt der 102-mm-Batterien der bis dahin gebauten Schlachtkreuzer nun zwölf 6-Zoll-152-mm-L/50-Mk.VII-Geschütze in Kasematten zum Einbau. Darüber hinaus erhielt das neue Schiff eine erheblich stärkere Panzerung als die Schiffe der Lion-Klasse.
Im ursprünglichen Entwurf war eine 85.000 PSw starke Antriebsanlage vorgesehen, die 28 Knoten Höchstfahrt ermöglicht hätte. Noch vor dem Baubeginn wurde die Maschinenleistung auf maximal 108.000 PSw angehoben, um die Geschwindigkeit auf 29 Knoten zu steigern.
Obwohl es Pläne gab, ein zweites Schiff (HMS Leopard) der Klasse zu bauen, wurde dieses nicht geordert, sondern die Mittel dafür wurden zum Bau einer sechsten Einheit der neuen Queen-Elizabeth-Klasse von schnellen Schlachtschiffen mit den neuen 15-Zoll-Standard-Geschützen bereitgestellt. Auch dieses Schiff, das HMS Agincourt heißen sollte, wurde nicht gebaut. Stattdessen erhielt diesen Namen das bei Kriegsausbruch in England im Bau befindliche und von der Royal Navy beschlagnahmte türkische Schlachtschiff Sultan Osman I. Dies ursprünglich für Brasilien begonnene Schiff verfügte über 14 × 30,5-cm-L/45-Geschütze in Doppeltürmen und hatte damit die größte Zahl schwerer Geschütze, allerdings von einem sonst bereits aufgegebenen Kaliber.
Erster Weltkrieg
Die Tiger wurde im Oktober 1914 in Dienst gestellt und, nach kurzer Probezeit, dem Ersten Schlachtkreuzergeschwader unter Rear Admiral David Beatty zugewiesen, der bereits die drei anderen „Splendid Cats“ Lion, Princess Royal und Queen Mary angehörten. Eine frühzeitige Eingliederung der Tiger in die Flotte erschien notwendig, da nach dem Gefecht bei Coronel vier Schlachtkreuzer zur Jagd auf das deutsche Ostasiengeschwader abgestellt wurden und zwei weiterhin im Mittelmeer im Einsatz waren. Die Princess Royal wurde in die Karibik entsandt, die Australia sollte die südamerikanische Westküste absuchen und Invincible und Inflexible wurden in den Südatlantik geschickt und vernichteten das Geschwader schließlich im Seegefecht bei den Falklandinseln.
Die Tiger nahm an der Doggerbankschlacht am 24. Januar 1915 teil. Sie erzielte mit 355 Schüssen einige Treffer auf der Blücher, aber nur zwei Treffer auf Seydlitz bzw. Derfflinger.[2] Die vom Oberbefehlshaber als Ziel vorgegebene Moltke beschoss sie gar nicht. Sie selbst wurde sechsmal getroffen, eine 28-cm-Granate explodierte auf dem „Q“-Turm. Dabei drangen Granatsplitter durch das Turmdach und blockierten den Lademechanismus des linken Geschützes und den Turmantrieb, so dass er ausfiel.[3] Der Schlachtkreuzer hatte durch die Treffer zehn Tote und elf Schwerverwundete zu beklagen. Die notwendigen Reparaturen waren am 8. Februar abgeschlossen.
In der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916 lief die Tiger als hinterstes Schiff des 1. Schlachtkreuzergeschwaders. Schon in den ersten sieben Minuten erhielt sie sechs Treffer durch die Moltke, die kurzzeitig die Türme „Q“ und „X“ außer Gefecht setzten, aber keinen schweren Schaden verursachten. Sie selbst erzielte einen Treffer auf der Moltke, die von ihr beschossen wurde, obwohl sie ihr Feuer auf die Seydlitz richten sollte. Tiger lief nur 500 yards hinter der Queen Mary und musste mit Hartruder ausweichen, als diese vernichtend getroffen wurde. Insgesamt erhielt sie in der Schlacht 18 Treffer, blieb aber einsatzbereit. Sie hatte 24 Tote und 46 Schwerverwundete zu beklagen. Ihre schwere Artillerie gab 303 Schuss ab und erzielte neben dem Treffer auf der Moltke noch zwei Treffer auf der SMS von der Tann. Nur der Turm „B“ der Tiger war während der Schlacht immer einsatzbereit und gab 109 Schuss ab. Das rechte Geschütz des Turm „A“ fiel nach 27 Salven durch technischen Defekt aus und konnte bis zum Ende der Kampfhandlungen nicht mehr genutzt werden. Der erneut direkt getroffene „Q“-Turm fiel anfangs völlig aus, später konnte das rechte Geschütz normal, das linke etwas behelfsmäßig genutzt werden. Insgesamt gab dieser Turm aber nur 32 Schuss ab. Der Heckturm „X“ fiel anfangs durch einen Treffer an der Barbette und verschobene Panzerplatten ebenfalls total aus, konnte aber nach 7 Minuten wieder in langsamerer Geschwindigkeit feuern. Von den 75 abgegebenen Schuss werden aber die meisten ihre Ziele völlig verfehlt haben, da erst zwei Stunden 17 Minuten nach dem Treffer festgestellt wurde, dass die Zieleinrichtung völlig falsch anzeigte.[4] Dazu feuerte die Tiger noch 136 Schuss mit ihrer Mittelartillerie gegen deutsche Zerstörer und den Kleinen Kreuzer SMS Wiesbaden.
Trotz der vielen Treffer war die Tiger schon am 2. Juli 1916 als erster der schweren Schlachtkreuzer wieder einsatzbereit und wurde zeitweilig (bis 19. Juli, September bis Dezember 1916) Flaggschiff der Schlachtkreuzer Beattys bis Lion wieder voll einsatzfähig war. Am 17. November 1917 gehörte die HMS Tiger beim Zweiten Seegefecht bei Helgoland zu den Deckungsstreitkräften, ohne ins Gefecht zu kommen.
Nachkriegszeit
Die Tiger überstand den Krieg und die anschließende Verkleinerung der Royal Navy. Ab 1922 wurde sie als Schulschiff eingesetzt. 1929 wurde sie vorübergehend wieder in den aktiven Dienst bei der Schlachtkreuzerschwadron (normalerweise bestehend aus HMS Hood, HMS Renown und HMS Repulse) übernommen, als die Hood zur Überholung in der Werft weilte. Nach der Londoner Flottenkonferenz von 1930, und nachdem die Hood wieder zur Flotte gestoßen war, wurde die Tiger dann am 30. März 1931 außer Dienst gestellt und 1932 abgewrackt. Ihr Abbruch war Teil der Vereinbarung über die Begrenzung der Höchstzahl von Großkampfschiffen. Sie war das letzte auch mit Kohlen angetriebene Großkampfschiff der Royal Navy.
Literatur
- Geoffrey Bennett: Die Skagerrakschlacht. Wilhelm Heyne Verlag, München 1976, ISBN 3-453-00618-6.
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns, München 1970, ISBN 3-88199-474-2.
- N.J.M. Campbell: Battlecruisers. Warship special N°1, Conway maritime press, Greenwich 1978, ISBN 0-85177-130-0.
Weblinks
- Dreadnought Project Technische Angaben zur Bewaffnung und Feuerleitung (engl.)
- HMS Tiger Photo Gallery Maritimequest
Einzelnachweise
- 14"/45 (35,6 cm) Vickers Mark „A“ für drei in Japan gebaute Schlachtkreuzer der Kongō-Klasse und die vier Schlachtschiffe der Fuso- und Ise-Klasse Eine ähnliche, von der britischen Konkurrenzfirma Elswick entwickelte Waffe kam bei der ursprünglich für Chile gebauten Canada zum Einbau, die für die Yamashiro, das zweite Schiff der Fuso-Klasse, gebauten Geschütze dieses Typs blieben im Krieg in England und wurden zu Eisenbahngeschützen umgebaut.
- Campbell, S. 40.
- Bennett, S. 53ff.
- Campbell, S. 42