Oer-Erkenschwick
Die westfälische Stadt Oer-Erkenschwick [oːɐ̯-] liegt am nördlichen Rand des Ruhrgebiets im Bundesland Nordrhein-Westfalen und ist eine Mittlere kreisangehörige Stadt des Kreises Recklinghausen im Regierungsbezirk Münster.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Münster | |
Kreis: | Recklinghausen | |
Höhe: | 72 m ü. NHN | |
Fläche: | 38,66 km2 | |
Einwohner: | 31.532 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 816 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 45739 | |
Vorwahl: | 02368 | |
Kfz-Kennzeichen: | RE, CAS, GLA | |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 62 028 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Rathausplatz 1 45739 Oer-Erkenschwick | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Carsten Wewers (CDU) | |
Lage der Stadt Oer-Erkenschwick im Kreis Recklinghausen | ||
Das „e“ in Oer ist ein niederdeutsches Dehnungs-e, sodass Oer wie „Ohr“, nicht wie „Ör“ ausgesprochen wird.
Geografie
Lage
Oer-Erkenschwick liegt nordöstlich der Kreisstadt Recklinghausen und am Südrand der Haard, die selbst zum Naturpark Hohe Mark-Westmünsterland gehört.
Gemeinsam mit Datteln, Waltrop und Flaesheim bildet Oer-Erkenschwick inoffiziell die Region Ostvest.
Oer-Erkenschwick hat als einzige Gemeinde im Kreis Recklinghausen keinen Anteil an der Kreisgrenze.
Stadtgliederung
Die Kernstadt Oer-Erkenschwicks gliedert sich in die Ortsteile Oer im Westen, Klein-Erkenschwick im Norden der Mitte, Groß-Erkenschwick im Süden der Mitte und Rapen im Osten. Hinzu kommen die bauerschaftlichen Gebiete im Westen und im Süden des ehemaligen Kirchspiels Oer mit Alt-Oer im Süden, Siepen im Westen und dem bei Oer-Erkenschwick verbliebenen Teil von Sinsen nebst der Honermann-Siedlung im äußersten Westen. Getrennt von den Siedlungen und Bauerschaften zu betrachten ist ferner der Stadtteil Haard im Norden, der durch den Haardgrenzweg abgegrenzt wird und ganz im Waldfhügelland der Haard liegt.
Die beiden namentlichen Teile Erkenschwicks nehmen zusammen weniger Fläche ein als die beiden unmittelbar angrenzenden äußeren Stadtteile Oer (mit Bauerschaften) und Rapen für sich, haben aber bereits einzeln mehr Einwohner als jeweils Oer und Rapen.[2][3]
Flächen der Stadtteile und statistischen Bezirke
Die Stadtteile nehmen in den unten beschriebenen Grenzen folgende Flächen ein:[4][5]
- Sinsen und Siepen 4,86 km²
- Sinsen 2,55 km², davon 0,14 km² Honermann-Siedlung bis Mühlenweg
- Speckhorn 0,30 km²; davon 0,03 km² südliche Honermann-Siedlung bis Börster Bach und 0,27 km² Halde
- Siepen 2,01 km²
- Alt-Oer 3,22 km²
- (Dorf) Oer 1,70 km²
- Klein-Erkenschwick 2,48 km²
- Groß-Erkenschwick 3,12 km²
- Rapen 5,78 km²
- Nordteil mit Kolonie und Dillenburg 2,33 km²
- Zentralteil mit Steinrapen 0,86 km²
- Südteil mit Gewerbegebiet 2,59 km²[6]
- Haard 17,16 km²
Oer und Klein-Erkenschwick sind in diesen Flächen reine Siedlungs-Stadtteile, während Groß-Erkenschwick im Süden und Rapen im Südosten und im Norden auch bauerschaftliche Anteile haben.
Oer-Erkenschwick ist in sechs statistische Bezirke unterteilt,[2][3] wenngleich die Stadt nicht regelmäßig statistische Daten publiziert. Alt Oer und der größere Teil von Siepen werden dabei zu Oer gezählt und der Westteil ist nach der Honermann-Siedlung benannt. Damit alle Einwohner der Stadt in den Wohnbezirken außerhalb der Haard erfasst sind, enthalten die Bezirke Honermann-Siedlung, Oer und Rapen auch Anteile an der Haard (zusammen 2,59 km²), die nach Pfaden abgegrenzt sind. Die Flächen verteilen sich wie folgt:[4][5]
- Honermann Siedlung 3,70 km², davon
- Sinsen 2,55 km²
- Sinsen-Haard 0,71 km²
- Speckhorn 0,30 km²
- aus Siepen 0,66 km²
- aus Alt-Oer 0,02 km²
- Oer 7,73 km²
- aus Siepen 1,35 km²
- Siepen-Haard 0,32 km²
- Alt-Oer 3,20 km²
- Oer 1,70 km²
- Oer-Haard 1,16 km²
- Klein-Erkenaschwick 2,48 km²
- Groß-Erkenschwick 3,12 km²
- Rapen 6,18 km²
- Rapen 5,78 km²
- Rapen-Haard 0,40 km²
- Haard 14,57 km²
Oer
Oer war im Mittelalter Sitz eines Rittergeschlechts, der Herren von Oer.[7] Ausgegraben wurde dort eine Motte. Der Oberhof Oer mit zahlreichen Unterhöfen gelangte in den Besitz des Erzbistums Köln.[8] Seit dem 12. Jahrhundert war Oer eine Grundherrschaft des Kölner Domkapitels.
Das Kirchspiel Oer bestand neben dem Dorf Oer aus den Bauerschaften Alt-Oer, Siepen, Sinsen (heute zur dichter bevölkerten Nordwesthälfte Teil von Marl) und Erkenschwick (wohl nur zeitweilig)[9].[10] Zeitweilig gehörten sogar im Norden, an der Lippe, zusätzlich Hüppelswick (Sickingmühle), Herne, Hamm, Bossendorf, Flaesheim und Leven dazu. Der besiedelte Nordwestteil von Sinsen wurde am 1. April 1926 zur damals stark wachsenden Stadt Marl ausgegliedert.[11]
Während Alt-Oer knapp abseits des Hauptsiedlungsgebietes der Stadt liegt, geht das Dorf Oer heute nach Osten fließend in Klein-Erkenschwick über, Grenze ist die Buschstraße. Weiter südlich verläuft die Grenze Alt-Oers zu Groß-Erkenschwick inzwischen unmittelbar westlich des Feuerwehrhauses und dann entlang der Siedlungsgrenze, um dann allmählich zur Esseler Straße zu wandern, die bis kurz vor die Kreuzung Schultenkrug mit Dortmunder Straße (Recklinghausen) bzw. Horneburger Straße Ostgrenze ist.[2] Die alte Grenze Oers verlief noch weiter östlich und verlängerte die Buschstraße um Bach- und Moselstraße.
Alt-Oer, Siepen und Sinsen
Die ehemalige Zechenbahn trennt Alt-Oer im Süden gut von Dorf Oer im Norden und Siepen im Westen ab. Die Theodorstraße und der Silvertbach oberhalb der Mündung des vom Stimberg durch das Dorf Oer kommenden Denningsgrabens grenzen in etwa die Kernstadt von der Bauerschaft Siepen beiderseits des Silvertbachs ab. Nach (Nord-)Westen geht Siepen jenseits der Holthäuser Straße dann in Sinsen über, in der die Tögingmühle bereits liegt. Ab dem Punkt, an dem die Holthäuser Straße ihre Richtung von Südwest in Süd ändert, führte der alte Grenzweg zwischen Siepen und Sinsen weiter nach Südwesten bis unmittelbar oberhalb der Tögingmühle – wie auf der Preußischen Uraufnahme, Blatt Recklinghausen, erkennbar. Am Silvertbach unmittelbar hier zweigt von Südosten ein kleiner Bach ein, der an der alten Grenze zwischen Oer und Speckhorn verläuft; der Mündungspunkt ist also ein ehemaliger Dreiherrenstein zwischen Speckhorn mit der heutigen Halde im Südwesten, Sinsen im Nordwesten und Siepen mit dem Mühlenteich und der Tögingheide im Osten.
Im äußersten Westen des Stadtgebietes, 3 km (Luftlinie) westnordwestlich von Oer, liegt im Bereich der einstigen Bauerschaft Sinsen am von Alt-Oer kommenden Silvertbach die Honermann-Siedlung.[12] Ihr Namensgeber war Hermann Honermann, der Wirt des Gasthofes „Zum Eichenhof“, nach dem sie gelegentlich auch Eichenhof-Siedlung genannt wird. Von 1964 bis 1969 wurde unmittelbar östlich der Honermann-Siedlung der Schacht 8 der ehemaligen Zeche General Blumenthal abgeteuft. Die Honermann-Siedlung grenzt im Süden an den Ortsteil Speckhorn der Stadt Recklinghausen und im Nordwesten an den Ortsteil Sinsen der Stadt Marl.[3] Der Süden der Siedlung, links des Bachs, liegt nebst Halde auf dem ehemaligen Gebiet der Bauerschaft Speckhorn – wie auch die Mühlenstraße in Marl-Sinsen.
Klein- und Groß-Erkenschwick
Die Südgrenze Klein-Erkenschwicks zu Groß-Erkenschwick verläuft unmittelbar südlich des Stimbergstadions entlang der ehemaligen Zechenbahn und folgt weiter östlich der Ewaldstraße bis südlich der Halde Ewald Fortsetzung; der Ostteil der Zeche Ewald Fortsetzung liegt bereits auf Rapener Gebiet, nördlich davon sind die Siedlungsgebiete Klein-Erkenschwicks und Rapens durch einen Bewaldungsstreifen getrennt, Grenze ist dort teilweise der Hilgenbach, Haupt-Oberlauf des Steinrapener Bachs.[2]
Groß-Erkenschwick geht nach Osten fließend in das heutige Hauptsiedlungsgebiet Rapens über, Grenze ist die Straße An der Aue,[2] verlängert nach Süden bis zum Esseler Bruchgraben. Ursprünglich verlief die Grenze weiter östlich, in etwa entlang der (noch nicht existenten) Straße Im Buschkamp, und folgte ab deren Südende dem Westerbach nach Ostsüdosten und schließlich der Horneburger Straße nach Westsüdwesten bis zur südlichen Buschkamp-Verlängerung. Inzwischen grenzt In der Aue aber insbesondere das Gewerbegebiet Rapen von der Wohnstadt Groß-Erkenschwicks ab – jüngster Teil ist das Gewerbegebiet Horneburger Straße Süd mit dem Westfalenring.
Klein-Erkenschwick wuchs, bedingt durch die Kolonien der Zeche Ewald Fortsetzung, zunächst deutlich schneller an als alle anderen Stadtteile und war bereits auf dem Messtischblatt Recklinghausen von 1921 durchgehend besiedelt gewesen. In Klein-Erkenschwick liegt, neben dem Stimberg-Stadion im Südwesten und der Halde im Südosten, der Stimbergpark mit Freibad am Fuße des Stimbergs im Norden. Das Rathaus liegt unmittelbar an der Grenze, jedoch schon in Groß-Erkenschwick, wo auch das Gymnasium und, am Ostrand, der Stadtpark liegen.
Rapen
Rapen mit dem alten Hauptort Steinrapen östlich Klein-Erkenschwicks gehörte früher zu Amt und Kirchspiel Datteln. Mit der Industrialisierung wuchs der Ort jedoch an Erkenschwick heran; insbesondere standen die Schächte IV und V der Zeche Ewald Fortsetzung auf altem Rapener Gebiet, auf dem auch, im Nordwesten, frühe Kolonien entstanden.
In Rapen liegt heute insbesondere die Wurstfabrik Barfuss GmbH, inzwischen Teil von Westfleisch. Im Stadtteil entspringt, östlich unweit des Stadtparks, der Westerbach, der nach der Vereinigung mit dem Steinrapener Bach unmittelbar östlich jnseits der Stadtgrenze zu Datteln Dattelner Mühlenbach heißt.
Der Norden Rapens wird durch die alte Zechenbahn abgetrennt. Hier liegt, im Westen, die alte Zechenkolonie. Östlich davpn stand früher die Dillenburg. Im Zentralteil Rapens, der nach Süden bis zur Ewaldstraße reicht, liegt insbesondere Steinrapen. Der Südteil mit dem alten Wohnplatz Rapen besteht heute größtenteils aus Gewerbegebiet.
Geschichte
Nachdem 1815 die Provinz Westfalen geschaffen und durch die preußische Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen von 1841 Ämter als Verwaltungsebene eingerichtet worden waren, gehörte die Gemeinde Oer von 1844 bis 1926 zum Amt Recklinghausen; Erkenschwick als Bauerschaft zur Landgemeinde Recklinghausen.[13] Am 1. April 1926 wurde die Gemeinde Oer-Erkenschwick aus Teilen der Gemeinden Datteln, Oer und Recklinghausen-Land neu gebildet.[11] Am 2. März 1953 erhielt sie die Stadtrechte. Damit ist sie eine der jüngsten Städte des Ruhrgebiets.
Der Ortsteil Rapen wird um 1140 erstmals in einem Werdener Urbar schriftlich erwähnt.[14] Oer, der bis zum Beginn des Steinkohlenbergbaus bei weitem größte Ortsteil und einziger Kirchspielort, ist in einer Urkunde von 1144 bezeugt.[15]
Das große Bevölkerungswachstum am Anfang des 20. Jahrhunderts resultierte aus der massiven Zuwanderung durch den Kohlebergbau. 1946 zählte die Gemeinde 16.931 Einwohner.[16]
Nachdem die örtliche Zeche Ewald Fortsetzung 1997 stillgelegt wurde, lag der Wirtschaftsschwerpunkt der Stadt im Jahr 2005 in der Fleischverarbeitung. Kreisweit bekannt wurde die Stadt für das Freizeit- und Erlebnisbad Stimbergpark, für das 2004 ein neues, privatisiertes Sport- und Spaßbad namens Maritimo eröffnet wurde.[17]
Weit über den Kreis Recklinghausen hinaus bekannt wurde die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen der bis Mitte der 1950er Jahre in Westdeutschland führenden Fußballvereine, die SpVgg Erkenschwick.
Politik
Aufmerksamkeit erlangte der Kommunalwahlkampf in Oer-Erkenschwick im Jahre 1999, als bekannt wurde, dass der Bürgermeisterkandidat und Spitzenkandidat der FDP für den Stadtrat, Dirk Chittka, vor seinen Mitgliedschaften in CDU und CSU auch der NPD angehört hatte. Die FDP riet daraufhin davon ab, bei der Kommunalwahl die FDP zu wählen. So blieb ihm der Einzug in den Stadtrat verwehrt.
Zu einem besonderen politischen Ereignis kam es auch im Jahr 2004: Der damalige SPD-Landtagsabgeordnete Karl-Heinz Rusche kandidierte bei der Bürgermeisterwahl gegen den von der SPD nominierten Kandidaten, da er aufgrund eines parteiinternen Streits aus der Ratsfraktion ausgeschlossen worden war. Bei der Stichwahl konnte sich der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Joachim Menge gegen Alfred Schlechter (SPD) durchsetzen und wurde zum Bürgermeister der Stadt Oer-Erkenschwick gewählt. Er war damit der erste Bürgermeister in Oer-Erkenschwick, der nicht Mitglied der SPD ist.
Oer-Erkenschwick gehört zu den Kommunen, die Kassenkredite in Schweizer Franken aufgenommen hatten.[18][19] Bei der missglückten Spekulation auf die Kursentwicklung des Franken und die Entwicklung des Zinsniveaus in der Schweiz verlor die Stadt sehr viel Geld. Sie musste als „Risikovorsorge für Derivatgeschäfte“ die „Drohverlustrückstellung“ in Höhe von 34.753.031 € bilden.[20] Am Ende wurde es sogar noch etwas teurer: Die Stadt schloss mit der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA) als Rechtsnachfolgerin der WestLB einen Vergleich über 35,2 Millionen Euro.[21] Während andere Kommunen sich mit Angaben zu ihren Derivatgeschäften zurückhielten, setzte die Stadt Oer-Erkenschwick auf Transparenz und veröffentlichte die Zahlen zur Höhe der Fremdwährungskredite und der Rückstellung.[22]
Stadtrat
Nach der Stadtratswahl am 13. September 2020 gibt es im Stadtrat folgende Sitzverteilung (Stand: Oktober 2020).[23]
Bürgermeister
- 1946–1963 Wilhelm Winter, SPD
- 1963–1987 Heinz Netta, SPD
- 1987–2004 Clemens Peick, SPD
- 2004–2015 Hans-Joachim Menge, CDU
- 2015– Carsten Wewers, CDU
Bei der Wahl des Bürgermeisters am 13. September 2020 gewann der Amtsinhaber Herr Wewers (CDU) mit 63,37 % bei einer Wahlbeteiligung von 46,40 %.[24]
Städtepartnerschaften
Oer-Erkenschwick unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:
- North Tyneside (Vereinigtes Königreich)
- Halluin (Frankreich) seit dem 4. Oktober 1969
- Kočevje (Slowenien)
- Lübbenau (Brandenburg) seit 1990
- Alanya (Türkei) – durch Eingemeindung der ursprünglichen Partnergemeinde Oba[25]
- Pniewy (Polen)
Mehrere der genannten Städte und Gemeinden sind auch untereinander Partnerschaften eingegangen. So unterhält Halluin außer mit Alanya Partnerschaften zu allen anderen genannten Kommunen.[26] Lübbenau unterhält darüber hinaus Städtepartnerschaften zu Pniewy und Kočevje.[27]
Wirtschaft
Von 1899 bis 1997 war ein bedeutender Wirtschaftszweig der Steinkohlebergbau und die Kokerei. Noch heute sind Teile der ehemaligen Bergwerksanlagen der Zeche Ewald Fortsetzung im Stadtgebiet zu sehen.
Auch Jahre nach dem Niedergang der Montanindustrie, die die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt bestimmte, leidet die Stadt noch unter hoher Arbeitslosigkeit als Folge dieses Abhängigkeitsverhältnisses. Neben der umsatzstarken Fleisch- und Wurstfabrik Gustoland (ehemals Barfuss, heute eine Tochterfirma von Westfleisch) herrscht heute vor allem der Handel vor. Die Industrie ist nicht mehr der prägende Faktor. Vielmehr arbeitet der überwiegende Teil der Oer-Erkenschwicker Bürger außerhalb der Stadt. Oer-Erkenschwick kann sich daher zu Recht als Wohn- und Freizeitstadt bezeichnen.
Verkehr
Durch Oer-Erkenschwick verlaufen die Landesstraßen 511, 610, 798 und 889. Die nächsten Bundesfernstraßen sind die Bundesautobahn 2 südlich der Stadt, die Bundesautobahn 43 westlich und die Bundesstraße 235 östlich.
Ein Eisenbahnanschluss ist nicht vorhanden. Nur ein einziges Mal verkehrte ein Personenzug von und nach Oer-Erkenschwick: Am 12. Juli 1969 begleiteten 1000 Anhänger die SpVgg Erkenschwick zu deren Finalspiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft gegen den SC Jülich 1910 nach Krefeld. Dazu baute die Zeche Ewald Fortsetzung auf ihrem Zechenbahnhof einen Behelfsbahnsteig. Der Zug fuhr über die Strecke der Zechenbahn bis zum Anschluss an das Netz der Deutschen Bundesbahn.[28]
Bis 1957 verband die Vestische Straßenbahn Oer-Erkenschwick mit Datteln, bis 1960 mit Recklinghausen.[29]
Medizin
Oer-Erkenschwick verfügt über kein eigenes Krankenhaus. Die nächstgelegenen Krankenhäuser sind in Recklinghausen und Datteln.
Bildung
Neben vier Grundschulen beherbergt die Stadt eine Hauptschule (Paul-Gerhardt-Schule), eine Realschule (Christoph-Stöver-Realschule), das Willy-Brandt-Gymnasium und eine Förderschule (ehemals Friedrich-Fröbel-Schule, seit 2018 ein Teilstandort der Martin-Luther-King-Schule in Castrop-Rauxel). Für die Erwachsenenbildung gibt es eine Volkshochschule.[30]
Im Stadtteil Oer liegt die Bildungsstätte der SJD – Die Falken, das Salvador-Allende-Haus.[31] Im Salvador-Allende-Haus ist auch das Archiv der Arbeiterjugendbewegung mit der Bibliothek zur Geschichte der Arbeiterjugendbewegung angesiedelt.[32]
Kultur
Siehe: Liste von Kunstwerken im öffentlichen Raum in Oer-Erkenschwick und Liste der Baudenkmäler in Oer-Erkenschwick
Sport
Der Fußballverein SpVgg Erkenschwick gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg fast ein Jahrzehnt der höchsten Spielklasse an. Seine Spielstätte ist das Stimbergstadion. Seit der Saison 2017/18 spielt die SpVgg Erkenschwick in der Westfalenliga 2.
Weitere Fußballvereine in der Stadt sind DJK Grün-Weiß Erkenschwick, FC 26 Erkenschwick, SV Titania Erkenschwick und Rot Weiß Erkenschwick 70, die allesamt unterklassig spielen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
nach Geburtsjahr
- Julius „Jule“ Ludorf (1919–2015), Fußballspieler
- Olga Eckstein (1920–2000), Turmspringerin, sechsfache deutsche Meisterin
- Werner Ehrlicher (1927–2016), Schauspieler
- Heinz Netta (1928–2002), Bürgermeister, Landtagsabgeordneter
- Horst Szymaniak (1934–2009), 43-facher Fußball-Nationalspieler, WM-Teilnehmer 1958 und 1962
- Hans Dieter Baroth (1937–2008), Journalist und Schriftsteller
- Klaus Wennemann (1940–2000), Schauspieler
- Ninon Colneric (* 1948), Rechtswissenschaftlerin und ehemalige Richterin am Europäischen Gerichtshof
- Werner Hamacher (1948–2017), Komparatist, Sprachphilosoph und Literaturtheoretiker
- Peter Anders (1949–2020), Fußballspieler und -trainer
- Heinz Schäfer (1950–1983), Ringer, Olympiateilnehmer, Deutscher Meister
- Matthias Schnettger (* 1965), Historiker, Professor für Neuere Geschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Birgit Broda (* 1965), Leichtathletin, Senioren-Welt- und Europameisterin
Persönlichkeiten, die mit der Stadt verbunden sind
in alphabetische Folge
- Frank Busemann (* 1975), deutscher Sportler, Zehnkampf-Olympia-Silber 1996 in Atlanta; besuchte das Willy-Brandt-Gymnasium in Oer-Erkenschwick
- Klaus Cichutek (* 1956), deutscher Biochemiker, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts; wuchs in Oer-Erkenschwick auf
- Leonardo DiCaprio (* 1974), US-amerikanischer Schauspieler; wohnte in seiner Kindheit zeitweilig bei seinen Großeltern in Oer-Erkenschwick
- Dunja Hayali (* 1974), deutsche Journalistin und Fernsehmoderatorin; besuchte das Willy-Brandt-Gymnasium in Oer-Erkenschwick
- Christian Jendreiko (* 1969), deutscher Künstler und Kunst-Lehrender; wuchs in Oer-Erkenschwick auf
- Ralf Möller (* 1959), deutscher Bodybuilder und Schauspieler; trainierte in den 1980er/1990er Jahren in einem Erkenschwicker Fitness-Studio
- Moondog (1916–1999), US-amerikanischer Komponist; lebte in Oer-Erkenschwick von 1977 bis zu seinem Tode 1999
- Sönke Wortmann (* 1959), deutscher Schauspieler, Regisseur, Produzent und ehemaliger Fußballspieler; spielte bei der SpVgg Erkenschwick Fußball
- Trailerpark, 2012 veröffentlichte die deutsche Rap-Gruppe Trailerpark das Album Crackstreet Boys 2 mit einem Titel, der nach der Stadt genannt wurde
Literatur
- Peter Eisele, Halina Nitropisch (Red.); Stadt Oer-Erkenschwick (Hrsg.): „Ein starkes Stück in Nordrhein-Westfalen“. Chronik der Stadt Oer-Erkenschwick. Oer-Erkenschwick 1989.
- Gerhard Verk, Bettina Lehnert: Übertage – Untertage. Bergbau in Oer-Erkenschwick. Sutton Verlag, Erfurt 2003. ISBN 978-3-89702-523-3.
- Hans Dieter Baroth: Erkenschwick, Erkenschwick. Hörspiel (WDR 1989).
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Oer-Erkenschwick
- Oer-Erkenschwick im Kulturatlas Westfalen
Quellen
- Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2020 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 21. Juni 2021. (Hilfe dazu)
- Übersicht über die Stadtgliederung (ohne Honermann-Siedlung und Haard) auf o-sp.de
- Karte der Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen des Kreises Recklinghausen 1998–2004; Karte (PDF; 840 kB)
- Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise),
- Die gemessenen Flächen summieren sich auf 38,32 km², laut Stadt Oer-Erkenschwick beträgt die Gesamtfläche 38,69 km².
- Hier wurde auch das 0,11 km² große Gewerbegebiet Horneburger Straße-Süd mit eingerechnet, das im Jahr 2004 noch nicht existierte und als Brachfläche noch Groß-Erkenschwick zugerechnet wurde.
- siehe Rudolfine von Oer: Oer, von, Ritter, Freiherren. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 446 f. (Digitalisat). hier S. 446.
- Adelheid Kollmann: Zur Geschichte der Herren von Oer. In: Verein für Orts- und Heimatkunde Oer-Erkenschwick (Hrsg.): Chronik von Oer. Recklinghausen 1889, S. 31.
- Erkenschwick wurde in den meisten Quellen als Teil von Recklinghausen-Land geführt
- Verein für Orts- und Heimatkunde Oer-Erkenschwick (Hrsg.): 850 Jahre Oer. Oer-Erkenschwick 1994, S. 24 und S. 43.
- Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 270.
- Verein für Orts- und Heimatkunde Oer-Erkenschwick (Hrsg.): Chronik von Oer. Oer-Erkenschwick 1989, S. 27.
- Anton Stark: Wie Oer zu Erkenschwick kam. Zur Geschichte Erkenschwicks in der Landgemeinde Recklinghausen von 1837 bis 1926. In: Vestischer Kalender, Jg. 82 (2011), S. 72–86, hier S. 78.
- Rudolf Kötzschke (Hrsg.): Die Urbare der Abtei Werden an der Ruhr. A: Die Urbare vom 9.–13. Jahrhundert (= Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, Bd. 20). Droste, Düsseldorf 1978 (Nachdruck der Erstausgabe Bonn 1906).
- Verein für Orts- und Heimatkunde Oer-Erkenschwick (Hrsg.): 850 Jahre Oer. 1144 - 1994. Oer-Erkenschwick 1994, S. 11.
- Ausschuß der deutschen Statistiker für die Volks- und Berufszählung 1946 (Hrsg.): Volks- und Berufszählung vom 29. Oktober 1946 in den vier Besatzungszonen und Groß-Berlin. Deutsches Gemeindeverzeichnis. Duncker & Humblot, Berlin 1946, S. 137.
- Maritimo – von „Traumsauna“ zur „Erlebnissauna“ (Memento des Originals vom 8. April 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Antwort der Landesregierung vom 2. März 2015 auf die Kleine Anfrage 3078 vom 28. Januar 2015 des Abgeordneten André Kuper (CDU): Aktuelle Höhe der Fremdwährungskredite nordrhein-westfälischer Kommunen, Landtag Nordrhein-Westfalen, Drucksache 16/8025.
- Lüke, Robbers (WRG Audit GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft): Prüfung des Gesamtabschlusses zum 31. Dezember 2012 und des Lageberichts für das Haushaltsjahr 2012 der Stadt Oer-Erkenschwick. 11. Februar 2016, 44187-GA / 26, Anlage 1c, S. 17 und Anlage 2, S. 21: Kassenkredite in Höhe von 22,5 Mio. CHF zum 31.12.2011.
- Lüke, Robbers (WRG Audit GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft): Prüfung des Gesamtabschlusses zum 31. Dezember 2012 und des Lageberichts für das Haushaltsjahr 2012 der Stadt Oer-Erkenschwick. 11. Februar 2016, 44187-GA / 26, Anlage 2, S. 20.
- Michael Wallkötter: Die Wetten gehen nicht auf. Oer-Erkenschwick hat sich bei seinen Derivatgeschäften böse verzockt. In: Recklinghäuser Zeitung, 24. Januar 2018, S. 12.
- Webseite des Stadtarchivs Oer-Erkenschwick, abgerufen am 20. September 2017, am 14. April 2020 nicht mehr verfügbar.
- Ratswahl - RVR-Wahl / Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Oer-Erkenschwick - Gesamtergebnis. Abgerufen am 18. Januar 2021.
- Bürgermeisterwahl - RVR-Wahl / Kommunalwahlen 2020 in der Stadt Oer-Erkenschwick - Gesamtergebnis. Abgerufen am 18. Januar 2021.
- Partnerstadt Oba wird nach Alanya eingemeindet. WAZ, 19. Februar 2014, abgerufen am 12. Juni 2021.
- Halluin à l'international, abgerufen am 5. Juni 2021.
- Lübbenau/Spreewald - Städtepartnerschaften, abgerufen am 5. Juni 2021.
- Peter Eisele, Halina Nitropisch (Red.); Stadt Oer-Erkenschwick (Hrsg.): „Ein starkes Stück in Nordrhein-Westfalen“. Chronik der Stadt Oer-Erkenschwick. Oer-Erkenschwick 1989, S. 219.
- Stilllegungsdaten Vestische Straßenbahn. Straßenbahn- und U-Bahn-Freunde Köln, 16. Februar 2008, abgerufen am 10. November 2012.
- Stadtentwicklungskonzept Oer-Erkenschwick (Memento des Originals vom 23. April 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 4,9 MB)
- Salvador-Allende-Haus, abgerufen am 30. November 2018.
- Archiv der Arbeiterjugendbewegung, abgerufen am 4. Januar 2018.