Dunja Hayali
Dunja Hayali (* 6. Juni 1974 in Datteln) ist eine deutsche Journalistin und Fernsehmoderatorin.
Leben
Familie, Jugend, Ausbildung
Dunja Hayali ist Tochter irakischer Christen aus Mossul. Ihre Mutter ist chaldäisch-katholische Christin, ihr Vater ist syrisch-orthodoxer Christ. Hayali selbst war Katholikin und in der Jugend Messdienerin,[1] ist aber aus der Kirche ausgetreten.[2] Die Eltern zogen von Bagdad zunächst nach Wien, um Medizin und Pharmazie zu studieren. Zum Zeitpunkt der Geburt Hayalis führte ihr Vater eine eigene Praxis in Datteln, in der ihre Mutter aushalf.[3][4] Hayalis älterer Bruder ist ebenfalls Arzt, ihre ältere Schwester arbeitete zunächst als Arzthelferin und später in einem Krankenhaus. In ihrer Jugend betrieb Dunja Hayali intensiv verschiedene Sportarten. Sie spielte Volleyball und Fußball, trainierte Judo und betrieb bis zum Alter von 15 Jahren Tennis als Leistungssport.[3]
Hayali studierte von 1995 bis 1999 an der Deutschen Sporthochschule Köln mit dem Schwerpunkt „Medien und Kommunikation“.[5] Während des Studiums absolvierte sie Praktika bei deutschen Radio- und Fernsehsendern.
Journalistische Karriere und Wirken
Nach dem Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln arbeitete sie unter anderem als Sportmoderatorin beim Radio der Deutschen Welle (Köln/Bonn), als freie Mitarbeiterin bei Radio Köln und als Moderatorin der Nachrichtensendung Journal bei Deutsche Welle TV in Berlin. Zusätzlich moderierte Hayali einige Sport- und Nachrichtensendungen beim Regionalsender tv.nrw, der Mitte 2005 seinen Sendebetrieb einstellte.
Im April 2007 übernahm Hayali die Moderation der ZDF heute-Nachrichten (vor allem heute – in Deutschland und die Wochenendausgaben) sowie die Co-Moderation des heute-journals vorrangig neben Hauptmoderator Steffen Seibert. Seit Oktober 2007 moderiert sie außerdem das ZDF-Morgenmagazin,[6] das sie seit Oktober 2010 als Nachfolgerin von Patricia Schäfer neben Wulf Schmiese oder Mitri Sirin in der Spätschiene (7 bis 9 Uhr) als Hauptmoderatorin präsentiert. Am 21. September 2010 war Hayali zum letzten Mal als Co-Moderatorin im heute-journal zu sehen.
Im Sommer 2015 und 2016 war Hayali in Vertretung von Maybrit Illner Moderatorin der ZDF-Sendung ZDFdonnerstalk. Das Talkmagazin wurde 2017 siebenmal unter dem neuen Titel dunja hayali ausgestrahlt. Seit Juli 2018 erfolgt die Ausstrahlung einmal im Monat.
Hayali moderierte außerdem Veranstaltungen wie den Kongress der erneuerbaren Energien.[7]
Seit August 2018 gehört Dunja Hayali zum Moderatorenteam des aktuellen Sportstudios. Ihre erste Sendung moderierte sie am 25. August 2018.[8]
Im März 2021 kündigte das ZDF an, das Talkshow-Format mit Hayali nicht fortzusetzen.[9]
Öffentliche Wahrnehmung
Engagement für einen offenen Dialog
Im März 2017 gab Hayali der Wochenzeitung Junge Freiheit ein Interview.[10] Darin plädierte sie für einen offenen Dialog ungeachtet politischer Positionen: „Wir müssen die Meinung des anderen aushalten können, ohne sie sofort zu verunglimpfen oder persönlich zu werden.“ Sie forderte, Journalisten sollten Bürger mit Verständnis und mit Respekt behandeln, umgekehrt jedoch ebenfalls. Journalisten würden Fehler machen, das seien aber noch keine Fake News.[11] Das Interview führte zu kontroversen Reaktionen. Heribert Prantl sprach von einem Fehler, da Hayali der Zeitung so den Weg zu einer neuen Leserschaft ebne, die sich „nicht unbedingt Rechtsaußen beheimatet“ fühle. Jan Fleischhauer hielt dem entgegen, wer kein Politiker sei, müsse sich keine Gedanken machen, ob er die Auflage der Zeitung in die Höhe treibe: „Die machen ihr Ding. Die fragen mich, ich gebe denen eine Antwort.“[12] Hayali nahm zu der Kritik auf Twitter Stellung.[13]
Engagement für Kinder und Jugendliche
Dunja Hayali ist seit 2017 Mitglied des Kuratoriums der DFL Stiftung.[14]
Engagement für Meinungspluralität und gegen Hassrede
Dunja Hayali ist Preisträgerin der Goldenen Kamera 2016 in der Kategorie Beste Information. In ihrer Rede anlässlich der Preisverleihung am 6. Februar 2016 thematisierte sie auch den Hass, der ihr seit einiger Zeit entgegenschlage. Sie sagte u. a.: „In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und seine Ängste äußern können, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden. Aber: Wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt nochmal ein Rassist.“ Für ihre Rede erhielt sie stehende Ovationen im Saal.[15]
Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
Hayali ist Unterstützerin des Vereins Gesicht Zeigen![16] Als Botschafterin unterstützt sie die Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.[17] 2018 wurde Hayali für ihr Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.[18]
Beleidigungen durch einen Facebook-Nutzer
Im Februar 2016 untersagte das Landgericht Hamburg per einstweiliger Verfügung einem Facebook-Nutzer beleidigende Hasskommentare auf der Facebook-Seite von Hayali. Das Gericht setzte bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro fest.[19]
Beendigung des Internet-Engagements
Nach starken Anfeindungen verkündete Hayali im Sommer 2021, ihre Aktivitäten in den sozialen Medien beenden zu wollen. Auf ihrem Twitter-Account retweetete sie am 29. Juni 2021 Hasskommentare und kommentierte dies mit den Worten: "So Leude, es reicht. Sie können gerne Ihre Meinung haben, aber es gibt Grenzen."[20] Im Sommer 2021 ging auch ihr Internet-Auftritt dunjahayali.de vom Netz.
Kritik und Aufträge aus der Industrie
Dunja Hayali stand in der Kritik, weil sie neben ihrem Beruf als Journalistin auch Fachkongresse von Unternehmen und Veranstaltungen der Glücksspielbranche moderierte. Sie erhielt unter anderem Geld von Amazon und BMW. Dies berichtete 2018 das Medienmagazin Zapp vom NDR.[21][22] Sie selbst sieht darin keinen Verlust der Unbefangenheit in ihrem kritischen Wirken als professionelle Journalistin. Es handele sich dabei nicht um Werbeauftritte. „Oft stelle ich mich auch ehrenamtlich zur Verfügung oder bitte darum, das vorgesehene Honorar zu spenden“, betonte sie. „So wie ich übrigens auch jedes Preisgeld, welches ich durch Auszeichnungen erhalte, spende.“[23]
Volker Lilienthal, Professor für Journalistik, kritisierte, dass Hayali in Zukunft möglicherweise nicht mehr neutral über ihre Auftraggeber berichten könne. Weiterhin gehöre im Gegensatz zu Auftragsmoderationen zu gutem Journalismus, dass man Themen und Gesprächspartner selbst wählen könne. Die Auftritte seien nicht als journalistische Dienstleistung zu betrachten, sondern als PR für Firmen und Verbände des Privatsektors.[21]
Auszeichnungen
- 2016: Goldene Kamera in der Kategorie Beste Information
- 2016: Robert-Geisendörfer-Preis: Sonderpreis der Jury für exemplarische publizistische oder künstlerische Leistungen
- 2016: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen[24]
- 2016: Annemarie-Renger-Preis des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland für ihren Einsatz für Toleranz und Meinungsfreiheit[25]
- 2017: Radio Regenbogen Award für Medienfrau 2016
- 2017: Theodor-Heuss-Medaille der Theodor-Heuss-Stiftung
- 2018: Benediktpreis von Mönchengladbach für wertorientiertes und vor dem Hintergrund der christlichen-abendländischen Erfahrungen in besonderer Weise herausragendes Handeln
- 2018: Bundesverdienstkreuz am Bande[26]
- 2019: „Die Blaue Zunge“[27]
- 2020: Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing in der Kategorie Zivilcourage[28]
- 2020: Walter-Lübcke-Demokratie-Preis (gemeinsam mit Robert Erkan und dem „Mobilen Beratungssystem gegen Rechtsextremismus und Rassismus - für demokratische Kultur in Hessen“, überreicht 2021)[29]
- 2020: Ehrenpreis des Marler Medienpreis Menschenrechte[30]
Veröffentlichungen
- mit Elena Senft: Is’ was, Dog? Mein Leben mit Hund und Haaren. Ullstein, Berlin 2014, ISBN 978-3-86493-021-8; ebd. 2015, ISBN 978-3-548-37592-2.
- Haymatland: Wie wollen wir zusammenleben? Ullstein, Berlin 2018, ISBN 978-3-550-20017-5.
Literatur
- Dunja Hayali, in: Internationales Biographisches Archiv 06/2011 vom 8. Februar 2011, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Dunja Hayali in der Internet Movie Database (englisch)
- Dunja Hayali auf Twitter
- Profil bei der Agentur Barbarella Entertainment
- "Niemand muss sich für Toleranz entschuldigen!", Dunja Hayali im Gespräch mit Andreas Petzold (Der Stern), 16. März 2016 (Video)
- Irina Fernandes: E-Mail vom ZDF. Journalistin kehrt regelmäßig in ihre Heimatstadt Datteln zurück (Memento vom 4. August 2017 im Internet Archive). In: Westfalenspiegel. 3/2009 (PDF; 4 kB)
- Interview mit Dunja Hayali. Power-Frau. In: karrierefuehrer.de. Abgerufen am 7. September 2013.
- Christoph Amend, Jochen Wegner: Dunja Hayali, hält Streit die Gesellschaft zusammen? In: Alles gesagt? Interviewpodcast von Zeit Online. 15. Mai 2020 .
Einzelnachweise
- Dunja Hayali: Die katholische Araberin. In: Die Zeit. 12. Mai 2010, abgerufen am 5. November 2014.
- Thomas Schmoll: Dunja Hayalis Glaubenssuche hat Mario-Barth-Niveau. In: Die Welt. 16. Mai 2016.
- Chantal Louis: Dunja Hayali: Ich liebe Menschen. In: Emma. 1. März 2009, abgerufen am 29. August 2014 (Ausgabe März/April).
- Dunja Hayali. Vom FBI zum Morgenmagazin. In: Zimmer Frei! Westdeutscher Rundfunk, 17. Oktober 2010, archiviert vom Original am 20. Oktober 2010; abgerufen am 14. Februar 2015.
- Bekannte Studierende und Alumni. Website der Deutschen Sporthochschule Köln.
- Unsere Frühaufsteher (Memento vom 4. August 2017 im Internet Archive). In: zdf.de. 4. April 2012.
- BDEW Kongress 2012 (Memento vom 23. Mai 2014 im Internet Archive). Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) (Programm des BDEW-Kongresses; PDF; 4 kB).
- Thomas Lückerath: Dunja Hayali verstärkt „Aktuelles Sportstudio“. In: DWDL.de. 24. April 2018.
- Schlechte Quoten: ZDF beendet Talkshow mit Dunja Hayali, BZ-Online vom 13. März 2021, abgerufen am 14. März 2021
- Moritz Schwarz: „Wenn der Dialog endet, können wir alle einpacken“. In: Junge Freiheit. 23. März 2017 (Interview).
- „Wir müssen die Meinung des anderen aushalten können“. In: Die Welt. 23. März 2017.
- Caroline Schmidt: Wirbel um Hayalis „Junge Freiheit“-Interview (Memento vom 6. April 2017 im Internet Archive). NDR, 5. April 2017.
- Gaby Mahlberg: Ein Besuch im „ideologischen Mutterschiff“ des Rechtspopulismus. In: Die Welt. 31. März 2017.
- Dunja Hayali. DFL Stiftung, abgerufen am 23. Januar 2020.
- Dankesrede: Goldene Kamera: Dunja Hayali sorgt für großen TV-Moment. (Memento vom 4. August 2017 im Internet Archive) In: news.de. 7. Februar 2016, abgerufen am 13. Februar 2016.
- Prominente Unterstützer. Website des Vereins Gesicht Zeigen!
- Botschafter – Kultur und TV. Dunja Hayali (Memento vom 13. Februar 2015 im Internet Archive). Gemeinnützige Respekt! Kein Platz für Rassismus GmbH, abgerufen am 3. Februar 2019.
- Ordensverleihung zum Verfassungstag. Website des Bundespräsidenten, 22. Mai 2018, abgerufen am 12. Juni 2018
- Gericht: Hasskommentare gegen Dunja Hayali verboten. In: WAZ. 9. Februar 2016, abgerufen am 11. Februar 2016.
- https://www.gmx.net/magazine/unterhaltung/stars/grenzen-dunja-hayali-auszeit-hasskommentare-35950938
- Robert Bongen, Sinje Stadtlich: Prominent präsentiert – Hayalis Nebentätigkeiten. NDR, 15. August 2018, abgerufen am 16. August 2018.
- Kritik an Nebenjobs. Dunja Hayali will „noch selbstkritischer prüfen“. FAZ, 20. August 2018
- „Das bedaure ich sehr“ – Hayali rechtfertigt sich für Nebentätigkeiten. In: Die Welt. 20. August 2018, abgerufen am 22. August 2018.
- Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen. Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, 17. November 2016, archiviert vom Original am 18. November 2016; abgerufen am 18. November 2016 (Pressemitteilung).
- Dunja Hayali erhält Annemarie-Renger-Preis des ASB. Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), 11. November 2016 (Medieninformation).
- So bewegt bedankt sich Dunja Hayali für das Verdienstkreuz. In: Hamburger Abendblatt. 13. März 2019.
- GEDANKENtanken: Liebe statt Hass: Warum Dunja Hayali polarisiert & für unsere Zukunft kämpft. 17. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.
- Ev. Akademie Tutzing, Preise und Auszeichnungen
- Dunja Hayali erhält Walter-Lübcke-Demokratie-Preis
- Nominierungen und preisgekrönte Beiträge des 11. Marler Medienpreises Menschenrechte