Nottingham
Nottingham [ˈnɒtɪŋəm] ist eine Stadt im Vereinigten Königreich in den East Midlands in England mit rund 308.700 Einwohnern (2012). Sie ist Verwaltungssitz der Grafschaft Nottinghamshire, gehört aber seit 1998 selbst nicht mehr zur Grafschaft, sondern ist eine eigene Verwaltungseinheit (Unitary Authority). Nottingham ist bekannt für die Legende um Robin Hood.
City of Nottingham | |||
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Koordinaten | 52° 57′ N, 1° 9′ W | ||
OS National Grid | SK570400 | ||
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Traditionelle Grafschaft | Nottinghamshire | ||
Einwohner | 331.069 (Stand: 2018) | ||
Fläche | 74,61 km² (28,81 mi²) | ||
Bevölkerungsdichte: | 4437 Einw. je km² | ||
Verwaltung | |||
Vorwahl | 0115 | ||
Landesteil | England | ||
Zeremonielle Grafschaft | Nottinghamshire | ||
Unitary authority | Nottingham | ||
ONS-Code | 00FY | ||
Website: www.nottinghamcity.gov.uk | |||
Geschichte
Nottingham wurde als angelsächsische Siedlung gegründet und im 9. Jahrhundert durch die Dänen (Wikinger) erobert. Unter dem Danelag war Nottingham eine von fünf boroughs („befestigte Stadt“). Von Anbeginn bestanden Teile der Siedlung aus Höhlen, die aus dem weichen Sandstein herausgehauen wurden. Der Ort trug Namen wie Tigguo Cobauc („Haus der Höhlen“) und Snottingham (benannt nach dem angelsächsischen Häuptling Snot). Die heutigen Bewohner der Stadt sind sicherlich dankbar, dass das S mit der Zeit verloren ging, denn snotty heißt auf Englisch so viel wie „rotzig“ oder „gemein“.
Auf Befehl von Wilhelm dem Eroberer wurde im Jahr 1068 auf einem 40 Meter hohen Sandsteinfelsen ein Schloss errichtet. Die Holzkonstruktion wurde nach einigen Jahrzehnten durch ein Gebäude aus Stein ersetzt. Um das Schloss herum wuchs die Stadt heran. Das Höhlensystem wurde ständig erweitert, dort wohnten die Armen, die vor allem in den Gerbereien beschäftigt waren. Die Höhlen wurden während des 18. Jahrhunderts verlassen und dienten während des Zweiten Weltkriegs als Luftschutzkeller. Ein Teil des Höhlensystems wurde als Touristenattraktion zugänglich gemacht, es dient für diverse Pubs als Keller und beherbergt einen Schießstand.
Eines der Pubs, die in den Fels gehauen sind, das Ye Olde Trip to Jerusalem Inn, stammt aus der Zeit der Kreuzzüge und behauptet von sich, das älteste in Großbritannien zu sein. Zwei andere Pubs namens Ye Olde Salutation Inn und Bell Inn behaupten hingegen beide, das älteste Pub in Nottingham zu sein.
Die Legende von Robin Hood tauchte erstmals im Mittelalter auf. Er lebte angeblich im Sherwood Forest nördlich der Stadt, der Sheriff von Nottingham soll sein größter Gegner gewesen sein. Die Legenden sind zwar größtenteils frei erfunden (vor allem die Details), dennoch dient Robin Hood vielen ortsansässigen Unternehmen als Werbeträger. Auch der Tourismus profitiert davon.
Der englische Bürgerkrieg begann 1642 in Nottingham, als König Karl I. sein Banner auf dem Schloss hisste. 1651 wurde das Schloss durch die siegreichen Parlamentarier zerstört. Auf dem Schlosshügel wurde stattdessen ein Landsitz errichtet. Dieser wurde 1831 bei einem Arbeiteraufstand niedergebrannt.
Im 19. Jahrhundert war Nottingham in der Herstellung von Spitzen führend und wurde weltweit bekannt. Heute jedoch hat dieser Industriezweig keine große Bedeutung mehr.
Politik
Im Nottingham City Council dominiert die Labour Party, die derzeit 50 Sitze innehat, die Conservative Party verfügt lediglich über zwei Mandatsträger.[1] Labour stellt mit Lilian Greenwood (Nottingham South), Chris Leslie (Nottingham East) und Alex Norris (Nottingham North) auch die drei Unterhausabgeordneten der Stadt.
Industrie
In Nottingham befindet sich die Hauptniederlassung von Boots, der größten Drogerie-Kette des Landes. Weitere bedeutende Arbeitgeber sind die Kreditprüfungsagentur Experian, der Elektrizitätskonzern Powergen (inzwischen Teil von E.ON) und der Tabakkonzern Imperial Tobacco. Bis zur Schließung der Fabrik von Raleigh Cycle Company im Sommer 2003 war die Herstellung von Fahrrädern ein bedeutender Industriezweig. Des Weiteren hat die Spielefirma Games Workshop ihren Sitz in Nottingham. Sie ist weltweit führend in der Produktion von Tabletopspielen.
Bildung
Nottingham hat zwei Universitäten, die Universität Nottingham und die ehemalige Fachhochschule Nottingham Trent University. Das zur Universität Nottingham gehörende Krankenhaus Queen’s Medical Centre war zeitweilig das größte in Großbritannien.
Kultur und Sport
In Nottingham gibt es vier Theater, das Nottingham Playhouse, das Nottingham Arts Theatre, das Lace Market Theatre und das Theatre Royal. Es gibt auch mehrere Galerien von nationaler Bedeutung, besonders erwähnenswert sind das Castle Museum und die Angel Row Gallery. In den Universitäten finden oft Theateraufführungen, Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Jährlich findet in der ersten Oktoberwoche der Goose Fair statt, einer der größten Jahrmärkte des Landes. Der Name geht auf die Tausende von Gänsen zurück, die im Mittelalter durch ganz Nottinghamshire in die Stadt getrieben wurden.
Zwei der ältesten Fußballvereine der Welt sind in Nottingham beheimatet: zum einen Notts County (1862) und Nottingham Forest (1865). Beide Vereine hatten früher große Erfolge, heute spielen sie in der vierten bzw. zweiten englischen Liga. Nottingham Forest gewann 1979 und 1980 den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der UEFA Champions League. Auch Cricket und Rugby sind in Nottingham sehr beliebte Sportarten. Nottingham war unter anderem einer der Austragungsorte der Cricket World Cups 1975, 1979, 1983, 1999 und 2019, sowie der ICC World Twenty20 2009 und der parallel ausgetragenen ICC Women’s World Twenty20 2009. Die Nottingham Panthers sind mehrfacher britischer Eishockeymeister und stellten einen Großteil der britischen Nationalmannschaft, der 2018 nach 24 Jahren erstmals die Rückkehr in die Top-Division der 16 weltbesten Mannschaften gelang.
Im Nationalen Eislaufzentrum in Nottingham begann die Karriere von Jayne Torvill und Christopher Dean, die bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo Gold in der Disziplin Eistanzen gewannen.
In Holme Pierrepont gibt es ein Gelände mit verschiedenen Gewässern, die von allen Wassersportarten gemeinsam genutzt werden. Hier fanden sowohl Ruder- als auch Motorbootweltmeisterschaften statt.
Die Stadt hat ein Grade II eingestuftes Arboretum (Garten mit seltenem Baumbestand).
Religion
In Nottingham findet sich eine große Vielfalt an Religionsgemeinschaften. Traditionell vorherrschend sind die anglikanischen Gemeinden wie St. Mary’s oder St. Nicholas’ Church. Die römisch-katholische Kirche gründete 1850 das Bistum Nottingham mit der neugotischen Kathedrale St. Barnabas von Augustus Welby Northmore Pugin. Außerdem nimmt die methodistische Kirche eine wichtige Stellung ein sowie das Christian Centre an der Talbot Street.
Verkehr
Nottingham liegt an der Autobahn M1. Der Flughafen East Midlands liegt zwischen Nottingham und der Nachbarstadt Derby, mit dem Flughafen Nottingham existiert auch ein Regionalflughafen. Seit März 2004 verkehrt in Nottingham eine Straßenbahn namens Nottingham Express Transit (NET). Mit dem Eisenbahn-Personenverkehr wird Nottingham durch die Bahngesellschaften CrossCountry (Regionalverkehr, überregionaler Verkehr nach Westen und Osten) und East Midlands Railway (Fernverkehr nach London, Sheffield und York) bedient.
Söhne und Töchter Nottinghams
- Viv Anderson (* 1956), Fußballspieler
- Michael Argyle (1925–2002), Sozialpsychologe
- Gordon Baird (1924–1999), Fußballspieler
- Luke Bambridge (* 1995), Tennisspieler
- Pete Barnes (1962–2013), Hubschrauberpilot
- Tim Birkin (1896–1933), Rennfahrer
- Garry Birtles (* 1956), Fußballspieler
- William Booth (1829–1912), Gründer und erster General der Heilsarmee
- Sophie Bradley (* 1989), Fußballspielerin
- Jake Bugg (* 1994), Singer/Songwriter
- Susanna Clarke (* 1959), Schriftstellerin
- Andrew Cole (* 1971), Fußballspieler
- Charlie Creed-Miles (* 1972), Schauspieler
- Ellie Downie (* 1999), Kunstturnerin
- Andrew Fletcher (* 1961), Musiker der Gruppe Depeche Mode
- Catherine Foster (* 1975), Opernsängerin
- Carl Froch (* 1977), Boxweltmeister
- Tom Gamble (* 2001), Autorennfahrer
- Geoff Gascoyne (* 1963), Jazz-Bassist, Arrangeur, Komponist
- Gillian Gehring (* 1941), Physikerin
- Catherine Gore (1799–1861), Schriftstellerin
- George Green (1793–1841), Mathematiker und Physiker
- Ian Hallam (* 1948), Radrennfahrer
- Anthony Hamilton (* 1971), Snookerspieler
- Luke Harding (* 1968), Journalist
- Alister Hardy (1896–1985), Meeresbiologe
- Robert Harris (* 1957), Journalist und Schriftsteller
- David F. Hendry (* 1944), Ökonometriker
- John Russell Hind (1823–1895), Astronom
- Christopher Hogwood (1941–2014), Dirigent und Cembalist
- Michael Holt (* 1978), Snookerspieler
- Nicola Horlick (* 1960), Fondsmanagerin
- Patrick Horgan (1929–2021), britisch-US-amerikanischer Film- und Fernsehschauspieler
- Anna Mary Howitt (1824–1884), Malerin, Schriftstellerin und Spiritistin
- Tom Huddlestone (* 1986), Fußballspieler
- Jermaine Jenas (* 1983), Fußballspieler
- Brennan Johnson (* 2001), Fußballspieler
- Herbert Kilpin (1870–1916), Fußballspieler und -trainer
- Tony Kofi (* 1966), Jazzmusiker
- Alvin Lee (1944–2013), Gitarrist (Ten Years After)
- Les Leston (1920–2012), Autorennfahrer
- Aisling Loftus (* 1990), Schauspielerin
- Cherie Lunghi (* 1952), Schauspielerin
- Allan Roy Mackintosh (1936–1995), Physiker
- Peter Marshall (* 1971), Squashspieler
- David McGoldrick (* 1987), Fußballspieler
- Jacob Mellis (* 1991), Fußballspieler
- Wes Morgan (* 1984), Fußballspieler
- Samantha Morton (* 1977), Schauspielerin
- Henry Newton (* 1944), Fußballspieler
- Paul Oliver (1927–2017), Architekturhistoriker und Blues-Forscher
- Ian Paice (* 1948), Schlagzeuger der Gruppe Deep Purple
- Nigel Pearson (* 1963), Fußballspieler und -trainer
- Andy Pilgrim (* 1956), Autorennfahrer
- Norman Robert Pogson (1829–1891), Astronom
- Su Pollard, Schauspielerin und Sängerin
- Darren Powell (* 1972), Fußballspieler und -trainer
- Alma Reville (1899–1982), Filmeditorin und Drehbuchautorin, Ehefrau von Alfred Hitchcock
- Doug Scott (1941–2020), Extrembergsteiger
- Harold Shipman (1946–2004), Mediziner und Serienmörder
- Julian Siegel (* 1966), Jazzmusiker
- Alan Sillitoe (1928–2010), Schriftsteller
- Sir Paul Smith (* 1946), Modedesigner
- Tom Spencer (* 1948), Politiker, ehemaliges Mitglied des Europaparlamentes
- Bryan Steel (* 1969), Radrennfahrer
- David Stronach (1931–2020), Archäologe
- Rudolf Sühnel (1907–2007), deutscher Philologe
- Wally Swift (1936–2012), Boxer
- Thomas de Waal (* 1966), Journalist und politischer Autor
- Patrick David Wall (1925–2001), Mediziner und Neurobiologe
- Claudine West (1890–1943), Drehbuchautorin
- Ken Whyld (1926–2003), Schachpublizist und Schachhistoriker
- Jake Wightman (* 1994), Mittelstreckenläufer
- Emma Wilson (* 1999), Windsurferin
- Molly Windsor (* 1997), Filmschauspielerin
Partnerstädte
Nottingham listet folgende sieben Partnerstädte auf: [2]
Stadt | Land | seit |
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Gent | Ostflandern, Belgien | 1985 |
Harare | Simbabwe | 1981 |
Karlsruhe | Baden-Württemberg, Deutschland | 1969 |
Ljubljana | Osrednjeslovenska, Slowenien | 1963 |
Minsk | Belarus | 1966 |
Ningbo | Huadong, Volksrepublik China | 2004 |
Timișoara | Banat, Rumänien | 2008 |
Weblinks
- Nottingham City Council (Stadtverwaltung)
- Die Geschichte von Nottinghamshire
- Bevölkerung von England und Wales am 30. Juni 2012 (ZIP; 832 kB)
Einzelnachweise
- Aufzählung der Councillors auf www.nottinghamcity.gov.uk, abgerufen am 20. Juli 2018.
- European Union (EU) funding ǀ International partners. Abgerufen am 7. November 2019.