Konstantin Walerjewitsch Malofejew
Konstantin Walerjewitsch Malofejew (russisch Константин Валерьевич Малофеев; * 3. Juli 1974 in Puschtschino, Oblast Moskau, Sowjetunion) ist ein russischer Oligarch. Er ist Gründer und Geschäftsführer des internationalen Investmentfonds Marshall Capital Partners.[1] Er ist Mitglied der Organisation „Liga der Internetsicherheit“ (Лига безопасного интернета), von der die staatliche russische Medienaufsicht Roskomnadsor Software und Internetfilter bezieht.[2] Malofejew wirkt an der Erstellung schwarzer Listen für Internetseiten mit.[3] Außerdem ist er Vorstandsvorsitzender der Stiftung St. Basilius der Große.[3] Sein Privatvermögen wird auf zwei Milliarden US-Dollar geschätzt.[4]
Malofejew unterstützt und finanziert, nach Informationen des ukrainischen Innenministeriums, die Separatisten in der Ostukraine.[5] Sich selbst bezeichnet Malofejew als „orthodoxen Monarchisten“, der Russland als „Rechtsnachfolger des russischen Imperiums“ sieht und aus diesem Grunde das Zarentum wiederbeleben will. Die Ukraine hält er für ein „auf den Ruinen des russischen Imperiums geschaffenes, künstliches Gebilde“.[6]
Ansichten
Malofejew ist ein Anhänger einer „neurussischen“ Expansion, die einen Anschluss großer Teile der Ukraine an Russland anstrebt und das Zarenreich als Bezugspunkt nimmt. „Neurussland“ sei ein „sakraler Krieg“ und nur mit Wladimir Putin realisierbar. „Ohne Putin wird es kein Neurussland und keine Wiedergeburt in Russland geben. Nur die volle Unterstützung für Putin als Oberbefehlshaber ist echter Patriotismus“, so Malofejew. Für den Ukraine-Krieg seien nach Malofejews Meinung die „Kiewer Junta“ und die Vereinigten Staaten verantwortlich. Den „einzigen Weg der Ukraine für ein glückliches Leben in der Zukunft“ sieht er in einer Vereinigung mit Russland.[7]
Er unterstützt die Russisch-Orthodoxe Kirche und kontrastiert den „Geist“ in Ländern wie Russland und dem Iran mit dem „Körperkult“ der Vereinigten Staaten. Im September 2014 lud seine Stiftung zu einem Kongress mit dem Titel „Große Familien und die Zukunft der Menschheit“ in den Kreml und die Christ-Erlöser-Kathedrale ein, bei dem Evangelikale und christliche Fundamentalisten über „Homosexuellenpropaganda“, Gleichstellungspolitik und Schwangerschaftsabbrüche klagten.[7]
Zur Europäischen Union steht Malofejew kritisch und sieht die Aufgabe Russlands darin, Europa aus der vermeintlichen Gottlosigkeit und amerikanischen Dominanz zu retten. „Dostojewskij meinte, dass Russen das alte Europa mehr lieben als die Europäer“, behauptet Malofejew. „Das Europa, das die gottlose EU jetzt baut, mit Bürokraten, die niemand gewählt hat, und das aus Amerika geführt wird, lieben wir nicht.“ Das Ende der EU sieht Malofejew mit der Flüchtlingskrise gekommen.[7]
Verbindungen
Nationalisten, Dugin
Im Mai 2014 organisierte Malofejew in Wien eine Konferenz, zu der mehrere Nationalisten, religiösen Fundamentalisten und Rechtsextremisten aus Russland und Europa eingeladen waren. Ehrengast war der Neo-Eurasist Alexander Dugin, der darüber sprach, den russischen Einfluss in Europa auszudehnen. „Wir müssen Europa erobern und anschließen“, so Dugin. Weitere Gäste waren Marion Maréchal-Le Pen und Aymeric Chauprade vom Front National, Heinz-Christian Strache, Johann Gudenus und Johann Herzog von der FPÖ und Wolen Siderow von der Ataka.[8][9] Dugin ist außerdem „Chefideologe“ für Malofejews Fernsehsender „Zargrad“ und hat eine eigene Sendung namens „Dugins Weisung“, in der er u. a. erzählt, dass die Europäische Union Menschen zur Toleranz gegenüber Migranten zwinge, „die alles vergewaltigen, was ihnen unter die Augen kommt.“ Laut Malofejew sei Dugin „ideal“ für die Position und habe als „brillanter russischer Philosoph der Moderne den Weg zu einer multipolaren, postamerikanischen Welt bereitet, an der wir jetzt arbeiten.“[7]
Front National
Jean-Marie Le Pen hat Malofejew durch einen gemeinsamen Freund kennengelernt. Er bestreitet jedoch Medienberichte, die ihn mit einem russischen Millionenkredit für den Front National in Verbindung bringen.[7]
Kontakte zur AfD
In Deutschland unterhält Malofejew Kontakte zur AfD, die seiner Ansicht nach ein „prodeutsches“ Programm verfolgt. Besonders positiv hebt er den AfD-Politiker Alexander Gauland hervor, der im Ukraine-Krieg Partei für Putin ergriff und in einem AfD-Positionspapier die Wiederbelebung der Bismarckschen Rückversicherungspolitik gegenüber Russland forderte. Auf Einladung von Malofejews Stiftung reiste Gauland 2015 nach Sankt Petersburg. Malofejew ist der Meinung, dass „die Auftritte Doktor Gaulands signalisieren, dass Deutschland wieder zu Deutschland wird, so wie Russland unter Putin wieder Russland wird.“[7]
Separatisten
Malofejew ist mit den wichtigsten russischen Separatistenführern verbunden. So war Alexander Borodai, Ex-Ministerpräsident der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, sein PR-Berater[5] und Igor Girkin alias „Igor Strelkow“, ehemals Anführer des Militär- und Sicherheitsbereichs der Volksrepublik,[10] sagt von sich, er sei Leiter des Sicherheitsdienstes bei Marshall Capital Partners, dem Investmentfonds von Malofejew gewesen.[5] Am 17. Juli 2014 feierte Girkin den Abschuss eines ukrainischen Flugzeugs im Internet, distanzierte sich aber später von seinem Interneteintrag, nachdem klar geworden war, dass es sich um eine malaysisches Passagierflugzeug handelte. Der ukrainische Geheimdienst SBU veröffentlichte Aufnahmen, auf denen Malofejew im Gespräch mit Girkin und Borodaj zu hören sein sollen, was Malofejew bestreitet.[7] Sergej Aksjonow, den „Präsidenten der Krim“, begleitete Malofejew im Juni 2014 zu einem Treffen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin.[5] Nachdem Igor Girkin als Militärchef der Separatisten zurückgetreten war, traf er sich am 28. August 2014 mit Alexandr Dugin, Sergei Rudow, Pawel Gubarew und Malofejew im Kloster Walaam.[11]
Strategiepapier
Die Nowaja Gaseta veröffentlichte ein Strategiepapier, das nach Angabe der Zeitung von Malofejew mitverfasst und das zwischen dem 4. und 12. Februar 2014 dem russischen Präsidenten vorgelegt wurde. In dem Strategiepapier heißt es, dass die Regierungszeit des damaligen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch wegen der Euromaidan-Proteste jederzeit enden könne und dass die russische Regierung deshalb einen „Anschluss“ der Krim, der Oblast Donezk, Luhansk, Charkiw, Saporischschja und anderer ost- und südukrainischer Gebiete an Russland initiieren müsse. Der Unterhalt dieser Gebiete werde zwar zu höheren Staatsausgaben führen, jedoch könne Russland damit die Kontrolle über das Gas-Transport-System der Ukraine behalten, einen slawisch-westlichen Migrationsstrom nach Russland bewirken, die geopolitische Situation in Mittel- und Osteuropa verändern und Russland wieder als Hauptakteur etablieren. Um diesem Prozess eine „politische Legitimation und moralische Rechtfertigung“ zu geben, müsse eine PR-Strategie geschaffen werden, welche die russischen Handlungen als erzwungene Reaktion darstellt. Darüber hinaus solle auf der Krim und den anderen angeschlossenen Gebieten die Durchführung von Referenda zum Beitritt in die Russische Föderation vorbereitet werden. Äußerst wichtig sei, dass die Weltöffentlichkeit möglichst wenig Gründe hat, die Legitimität und Echtheit dieser Referenda anzuzweifeln.[3][12] Malofejew drohte der Nowaja Gaseta mit einer Klage und bestritt eine Autorschaft.[13]
Sanktionen und Strafverfahren
Malofejew steht seit dem 30. Juli 2014 auf der Sanktionsliste der EU, die ihn mit einem Einreiseverbot und dem Einfrieren seiner Vermögenswerte im Ausland sanktioniert hat.[14] Im Juli 2014 wurde in der Ukraine ein Strafverfahren auf Grund der „Finanzierung illegaler militärischer Gruppen“ gegen ihn eröffnet.[15] Am 12. Februar 2015 durchsuchten russische Strafverfolgungsbehörden unter dem Vorwand eines Zusammenhangs mit einem Wirtschaftsbetrug seine Büros und Wohnungen.[16]
Weblinks
- Oligarch Malofejew: „Sagt doch: Wir sind die EU, wir sind Sodomiten“, Interview mit Simone Brunner in profil, 2. Juni 2016
Einzelnachweise
- Webseite des Unternehmens (Memento vom 22. Oktober 2013 im Internet Archive), abgerufen am 20. Februar 2015
- Иван Осипов, Роман Баданин: Миноритарий от Бога: путь Константина Малофеева от богатства до обыска. In: Forbes, 21. November 2012.
- Андрей Липский: «Представляется правильным инициировать присоединение восточных областей Украины к России» (dt. „Richtig erscheint, den Anschluss der westlichen Oblaste der Ukraine an Russland zu initiieren“). In: Новая газета, 25. Februar 2015.
- „Nachzucht der Unheiligen Allianz“ in Neues Deutschland vom 13. Juni 2014, abgerufen am 20. Februar 2015
- Der orthodoxe Ritter im Dienst des Kremls. In: Welt Kompakt, 24. Juli 2014. Abgerufen am 20. Februar 2015.
- Benjamin Bidder: Ukraine-Krise: Der Kreml und der Fahrplan für den Krieg. In: Spiegel Online, 20. Februar 2015.
- Friedrich Schmidt: Oligarch Malofejew: Zurück zu Zar und Bismarck. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. März 2016.
- Bernhard Odehnal: Gipfeltreffen mit Putins fünfter Kolonne. In: Tages-Anzeiger, 3. Juni 2014. Abgerufen am 20. Februar 2015.
- Stephan Löwenstein und Reinhard Veser: Treffen der Rechten in Wien: Eurasische Internationale. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Juni 2014. Abgerufen am 20. Februar 2015.
- Florian Hassel: Igor Strelkow, Kommandeur in der Ostukraine – Der Mann hinter der Schreckensherrschaft. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Mai 2014, abgerufen am 19. Mai 2014.
- chorknator: Treffen von Dugin und Girkin am 28.08.2014 in Walaam. 7. September 2014, abgerufen am 8. September 2017.
- Julian Hans: Destabilisierung der Ukraine: Wie Moskau den Ukraine-Konflikt geplant haben soll. In: Süddeutsche Zeitung, 26. Februar 2015.
- Steffen Dobbert, Christo Grosev und Meike Dülffer: Strategiepapier: Putin und der geheime Ukraine-Plan. In: Zeit Online, 26. Februar 2016.
- Der Oligarch Gottes – Porträt auf Euromaidanpress, abgerufen am 20. Februar 2015
- Ukraine calls businessman and Russian defense minister ‘accomplices of terrorists’, abgerufen am 20. Februar 2015
- Innenministerium stürmt Malofejew Konstantin unter dem Vorwurf der Betrug zu Lasten der VTB, abgerufen am 20. Februar 2015