Pawel Jurjewitsch Gubarew
Pawel Jurjewitsch Gubarew (russisch Павел Юрьевич Губарев; * 10. Februar 1983 in Sewerodonezk, Oblast Luhansk, Ukrainische SSR) ist ein ukrainischer Neonazi-Aktivist und Wortführer der prorussischen Bewegung in der Ostukraine.
Leben
Pawel Gubarew studierte an der Nationalen Universität Donezk, wo er einen Abschluss in Geschichtswissenschaften erwarb. Er arbeitete nach dem Studium als Angestellter einer Werbeagentur.[1] In Werbevideos und Fotos der Donezker Firma Morozko, die Weihnachtsmänner vermittelt, schlüpfte er in die Rolle von Väterchen Frost.[2] Gubarew ist ein Amateurboxer. Er ist mit Jekaterina Jurjewna Gubarewa verheiratet und Vater dreier Kinder.[3]
Gubarew ist ein Mitglied der Neonazi-Organisation Russische Nationale Einheit.[4] Im Internet publiziert er laut Vice „russisch-imperialistische Tiraden“.[5] Gubarew gilt als ein Anhänger des Panslawismus.[3]
Zuvor gehörte er der Progressiven Sozialistischen Partei der Ukraine an, die den Westen, die Vereinigten Staaten, Globalisierung und den Internationalen Währungsfonds ablehnt und für einen Beitritt in die Russische Föderation plädiert.[3]
Ab 2014 – Prorussische Aktivitäten im Donbass
2014
Am 1. März 2014 stürmten Aktivisten der „Volkswehr Donbass“ unter Gubarews Führung das Gebäude der Regionalverwaltung der Oblast Donezk in Donezk. Sie hissten die russische Flagge[6] und drängten die Deputierten ein „Referendum“ über die Zukunft der Oblast anzusetzen.[7] Da diese das nicht taten, machten die Besetzer dies „an deren Stelle“ und ernannten Gubarew zum „Volksgouverneur“.[6] Dabei wurde Gubarew als Gegenspieler von Sergei Taruta gesehen, den die Kiewer Zentralregierung kurz zuvor zum Gouverneur der Oblast bestimmt hatte.[7] Am 6. März wurde das Gebäude rückerobert und Gubarew wurde verhaftet.[6] Ihm drohten bis zu zehn Jahren Gefängnis. Er wurde nach Kiew gebracht, wo er zwei Monate in Untersuchungshaft verbrachte.[8] Seine Freilassung wurde zur Hauptforderung der prorussischen Bewegung in der Region.[3] Am 7. Mai wurde Gubarew im Austausch mit drei entführten Offizieren des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, die in Slowjansk festgehalten wurden, freigelassen.[9][10]
Gubarew profilierte sich schnell als Wortführer bei kremltreuen Protesten und hatte viele Anhänger. Sein Aufstieg sei „überraschend“ gewesen. „Er repräsentierte keine Gruppe und sein Auftauchen als Organisator von Massenprotesten war total unerwartet“, sagte Donezks stellvertretender Bürgermeister Serhij Bogatschew.[3] Inzwischen ist Gubarew Vorsitzender der Partei „Neurussland“ (Partija Noworossija/PN), die am 13. Mai von Waleri Korowin, Alexander Prochanow und Alexander Dugin gegründet wurde.[11]
Am 25. Juli 2014 wurde er zusammen mit seiner Frau Jekaterina Gubarewa im Zusammenhang mit der russischen Politik zur Ukraine auf die Sanktionsliste der Europäischen Union gesetzt.[12]
In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 2014 wurde Gubarew auf einer Fahrt vom russischen Rostow am Don nach Donezk verletzt, nachdem sein Fahrzeug in der umkämpften Oblast Donezk unter Beschuss geriet. Er lag in einem Krankenhaus in Rostow am Don mindestens einen Tag im Koma.[13][5]
Eine Wahlkommission hatte ihn einen Tag zuvor von den Wahlen im November 2014 in den neuproklamierten Volksrepubliken ausgeschlossen, da seine Partei nicht ordnungsgemäß gegründet worden sei.[14]
Nach 2014
Gubarew verlor 2018 einen Machtkampf mit Denis Puschilin, dessen Anhänger, nachdem Gubarews Frau kurzzeitig verhaftet und so von einer wichtigen Versammlung, auf der sie auf dem ersten Platz der Kandidatenliste aufgestellt werden sollte, ausgeschlossen worden war, seine Bewegung übernahmen.[15]
Von den Wahlen 2018 wurde Gubarew von der Wahlkommission mit der Begründung ausgeschlossen, er hätte nicht genug gültige Unterschriften von Unterstützern gesammelt.[16]
Einzelnachweise
- http://vip.tyzhden.ua/Chronicle/104308
- ‘People's governor‘ worked as Santa-for-hire. In: BBC, 13. Mai 2014.
- AFP: Pro-Russian Gubarev, a symbol of east Ukraine separatism. In: Digital Journal, 9. März 2014.
- Far-Right Forces are Influencing Russia's Actions in Crimea. In: The New Republic, 17. März 2014.
- Eastern Ukraine Rebel Leader Pavel Gubarev Is Unconscious After Attack. In: VICE News, 13. Oktober 2014.
- Kiew kämpft mit den Oligarchen um die Ostukraine. In: Die Welt, 16. März 2014.
- Die neuen Herren von Donezk. In: Neue Zürcher Zeitung, 5. März 2014.
- A Guide To The Separatists Of Eastern Ukraine. In: Radio Free Europe, 3. Juin 2014.
- Putin fordert Verschiebung des Referendums in der Ostukraine. In: FAZ, 7. Mai 2014.
- Ukraine crisis: Key players in eastern unrest. In: BBC, 28. August 2014.
- Kostyantyn Chernichkin: Donetsk announces creation of Novorossiya Party Kyiv Post, 13. Mai 2014
- Durchführungsverordnung (EU) Nr. 810/2014 des Rates vom 25. Juli 2014 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 des Rates über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen. In: Amtsblatt der Europäischen Union.
- East Ukraine rebel leader Gubarev unconscious after ambush. In: BBC, 13. Oktober 2014.
- Oleg Sukhov: A prelude to a farce: Pre-arranged ballots for Kremlin-backed breakaway regions - Nov. 01, 2014. In: Kyiv Post. 1. November 2014, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Denys Kazanskyi: The danger of wanting to be boss. In: The Ukrainian Week. 8. Oktober 2018, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Gabriella Gricius: November Elections in Eastern Ukraine Unlikely to Bring Major Change. In: Global Security Review. 10. November 2018, abgerufen am 19. Februar 2022 (amerikanisches Englisch).