HMS Victory
Die HMS Victory (engl.: Sieg) von 1765 ist das älteste im britischen Marinedienst befindliche Schiff. Bekanntheit erlangte die Victory als Flaggschiff von Vizeadmiral Nelson in der Seeschlacht von Trafalgar. Sie ist heute ein Museumsschiff in Portsmouth, dient aber auch dem Ersten Seelord für offizielle Empfänge und Veranstaltungen.
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Ursprung und Name
Die heute noch existierende Victory ist das sechste Schiff der Royal Navy, das diesen Namen trug.
1758 riefen die Minister König Georgs II. ein ehrgeiziges Projekt zum Bau von zwölf neuen Linienschiffen ins Leben. An der Spitze der Liste befand sich ein Schiff – zum damaligen Zeitpunkt noch ohne Namen – vom 1. Rang mit über 100 Kanonen, das in Chatham zu bauen sei. Bereits für das folgende Jahr rechnete man mit der Kiellegung.
Das Jahr 1759 war das „Jahr der Siege“ für Großbritannien. Gemessen an militärischen Erfolgen war es der Höhepunkt des Siebenjährigen Krieges. Auf dem Land triumphierten britische Truppen und ihre Verbündeten in Surat (Indien), Minden und Québec. Zur See verzeichnete man die gewonnenen Schlachten bei Lagos und Quiberon. Aus der Euphorie um die Siege gab man dem Schiff den Namen Victory (englisch für Sieg). Der Entwurf der Victory stammte von Sir Thomas Slade. Er basierte auf dem der Royal George von 1756.
Bau
Die Victory wurde am 14. Juli 1759 in Auftrag gegeben und noch im selben Jahr, am 23. Juli 1759, legte man in einem Trockendock der Marinewerft in Chatham den Kiel, gefertigt aus Ulmenstämmen von bis zu 50,8 cm Durchmesser. Auf diesem wurden die Spanten errichtet und sowohl innen als auch außen beplankt, so dass ein „Dreischichtenrumpf“ (englisch „three-ply hull“) entstand. Für den Bau verantwortlich war John Lock, Schiffbaumeister auf der Marinewerft. Als dieser im Jahre 1762 starb, wurde Edward Allin sein Nachfolger. Am 30. Oktober 1760 wurde das Schiff als Victory in die Schiffsliste der britischen Royal Navy eingetragen.
Einsatz
Bauvollendung und Reservedienst (1765 bis 1778)
Am 7. Mai 1765, beinahe sechs Jahre nach Kiellegung, wurde die Victory ausgedockt. Damals wäre man zwar in der Lage gewesen, den Bau eines erstrangigen Linienschiffes innerhalb von fünf Jahren abzuschließen, aber die vorangegangenen überragenden Siege hatten die britische Seemacht so deutlich manifestiert, dass man von der ursprünglich festgestellten Dringlichkeit absah. Die Baukosten bis zu diesem Zeitpunkt betrugen 63.176 Pfund Sterling[1].
Von 1768 bis 1778 war die Victory im Reservedienst in Chatham stationiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde ein Schiff dieser Größe nicht benötigt. Mit dem Eintritt Frankreichs in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde die Victory, die zuvor 13 Jahre lang ohne ihre Masten und überdacht im Fluss Medway in Reserve lag, aktiviert und seetüchtig gemacht, sodass sie am 12. März 1778 in Dienst gestellt werden konnte.
Im März 1778 wurde John Lindsay der erste Kapitän der Victory. Dieser wechselte aber bereits im Mai 1778 zur HMS Prince George, nachdem Admiral Augustus Keppel seine Flagge auf der Victory setzen ließ. Als Lindsays Nachfolger wurde Konteradmiral John Campbell als Erster Kapitän eingesetzt und Kapitän Jonathan Faulknor als Zweiter Kapitän auf das Kriegsschiff beordert.
Erstes Seegefecht von Ouessant (1778)
Admiral Keppel stach mit der Victory am 9. Juli 1778 von Spithead aus zusammen mit einer Flotte von 30 Linienschiffen in See, nachdem eine französische Flotte, bestehend aus 29 Schiffen, 160 km westlich von Ouessant gesichtet worden war. Der französische Admiral Louis Guillouet d’Orvilliers hatte Befehl, jegliche Gefechte zu vermeiden; er war jedoch vom wichtigen Stützpunkt Brest abgeschnitten, so dass er einer Auseinandersetzung nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. Während zwei seiner Schiffe in den Hafen von Brest flüchten konnten, mussten sich die verbliebenen 27 Schiffe nun der britischen Streitmacht stellen. Die Wetterbedingungen waren mit wechselnden Winden und heftigem Regen in den Tagen vor der Schlacht sehr schlecht für ein Gefecht. Am 27. Juli, am Tag der Schlacht, waren die Bedingungen günstiger. Die Briten schafften es, eine annähernde Schlachtlinie zu segeln, während es den Franzosen nicht gelang, sich in einer geordneten Formation zu positionieren. Tatsächlich gelang es zwar den schnellsten französischen Schiffen, an der britischen Linie vorbeizusegeln, die Victory gelangte jedoch in Gefechtsreichweite und konnte das Feuer auf das 110-Kanonen-Schiff Bretagne und das 90-Kanonen-Schiff Ville de Paris eröffnen. Keppel signalisierte seinen Schiffen, die Verfolgung aufzunehmen, die diesem Befehl aber offenbar nicht Folge leisten konnten, sodass es nicht zu weiteren Kampfhandlungen kam. Keppel musste sich später dafür vor einem Militärgericht rechtfertigen, bevor der Vorfall später sogar zu einem parteipolitischen Streit im Königreich Großbritannien ausartete.
Zweites Seegefecht von Ouessant (1781)
Im März 1780 erhielt das Unterwasserschiff der Victory einen Beschlag aus 2923 Kupferplatten, um den Rumpf besser vor Schädlingsbefall zu schützen.
Am 2. Dezember 1781 wurde die Victory von Captain Henry Cromwell Frankland (1741–1814) unter der Flagge von Konteradmiral Richard Kempenfelt befehligt. Sie lief am 10. Dezember 1781 zusammen mit elf anderen Linienschiffen, einem 50-Kanonen-Schiff 4. Ranges und fünf Fregatten aus, um einen aus Brest kommenden französischen Konvoi abzufangen.
Kempenfelt ordnete die Verfolgung an, nachdem die ersten feindlichen Schiffe gesichtet worden waren. Er übersah den Umstand, dass der Konvoi von 21 Linienschiffen unter dem Kommando von Admiral de Guichen begleitet wurde. Damit war die zweite Schlacht von Ouessant eingeleitet. Als Kempenfelt schließlich die gegnerische Übermacht erkannte, gab er sich mit der Eroberung der 15 Konvoischiffe zufrieden und zog sich mit diesen Prisen zurück. Die französischen Geleitschiffe waren durch einen aufkommenden Sturm weit verstreut und konnten nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Deshalb begaben sie sich zurück in heimatliche Gewässer, ohne dass es zu weiteren Gefechten kam.
Reservedienst (1782 bis 1789)
Von 1782 bis 1789 leistete die Victory Reservedienst in Portsmouth, danach bis 1791 Dienst im Ärmelkanal. Von 1792 bis 1796 diente sie als Flaggschiff im Mittelmeer. Sie nahm an der Dezimierung der französischen Flotte in Toulon teil, an der Eroberung von San Fierenzo und Bastia, am Gefecht von Hyères sowie am Gefecht vor Kap Spartel.
Am 3. Dezember 1795 setzte Admiral Sir John Jervis seine Flagge auf der Victory.
Seeschlacht bei Kap St. Vincent (1797)
1796 kommandierte Kapitän Robert Calder die Victory unter der Flagge von Admiral Sir John Jervis. Das Königreich Großbritannien befand sich zu diesem Zeitpunkt im Krieg mit den verbündeten Nationen Frankreich und Spanien. Am 18. Januar 1797 segelte Jervis von Tajo aus los und erhielt am 6. Februar 1797 Verstärkung durch 5 weitere britische Schiffe aus Großbritannien, so dass sich seine Flotte nun aus 15 Linienschiffen und 6 Fregatten zusammensetzte.
Die Besatzung der portugiesischen Fregatte Carlotta, die am 14. Februar zufällig den Weg der Victory kreuzte, konnte Jervis davon in Kenntnis setzen, dass eine spanische Flotte sich in der Nähe befand. Jervis ließ die eigenen Schiffe entsprechend in Richtung der zuletzt gesichteten Feindposition manövrieren, so dass beide Flotten schließlich zur Seeschlacht bei Kap St. Vincent aufeinandertrafen. Jervis, der zahlenmäßig unterlegen war, sah sich gezwungen, die spanische Flotte anzugreifen, bevor sich diese mit der französischen Flotte zu einer noch größeren Übermacht vereinen konnte, denn dies hätte die Chancen auf einen Sieg zunichtegemacht. Aus britischer Sicht bot sich zudem ein Angriff an, da die Spanier sich noch nicht zu einer Gefechtslinie formiert hatten, sondern in zwei Linien segelten.
Das Kriegsschiff Principe de Asturias, das die spanische Lee-Linie anführte, versuchte die britische Kiellinie – vor oder hinter der Victory – zu durchbrechen. Die Victory konnte dabei zusammen mit anderen britischen Schiffen so brachiale Breitseiten in den Gegner feuern, dass die auf die Briten zusegelnden spanischen Kommandanten völlig demoralisiert ihre Schiffe abdrehen und unkoordiniert in verschiedene Richtungen davonsegeln ließen. Dadurch, dass dieser spanische Rückzug ungeordnet ablief und sich die Lee-Linie in mehrere kleinere Gruppen aufteilte, entschied sich Jervis mit seiner Victory für die Verfolgung einer verhältnismäßig größeren spanischen Gruppe und befahl seinen Schiffen ebenfalls deren Verfolgung.
Horatio Nelson, der einige Jahre später selber auf die Victory beordert wurde, befand sich zu diesem Zeitpunkt im gleichen Gefecht an Bord der Captain und konnte einige Schiffe auf spektakuläre Weise erobern.
Ein Großteil der Spanier entkam jedoch, so dass die Schlacht ohne kriegsentscheidende Folgen für beide Seiten verlief.
Dennoch wurde Jervis in den Adelsstand erhoben; Nelson erhielt die Ritterwürde und darüber hinaus den Rang eines Konteradmirals.
Außerdienststellung, Lazarettschiff, Grundüberholung, Mittelmeerdienst (1797 bis 1805)
Im Oktober 1797 wurden bei einer Inspektion des Schiffes strukturelle Schäden festgestellt. Daraufhin stellte man die Victory außer Dienst und strich sie von der Schiffsliste der Royal Navy. Bis 1799 diente sie anschließend als Lazarettschiff, bevor das Marineministerium entschied, sie zu überholen. Von 1800 bis 1803 erfolgte auf der Werft in Chatham eine Totalüberholung verbunden mit groß angelegtem Umbau. Zwischen 1803 und 1805 war sie im Mittelmeer stationiert und segelte unter Vizeadmiral Lord Nelson.
Seeschlacht von Trafalgar (1805)
Von Mai 1805 bis August 1805 nahm sie an der Verfolgung der französischen Flotte von Vizeadmiral Pierre de Villeneuve in die Karibik und zurück teil.
Am 21. Oktober 1805 nahm die Victory unter Vizeadmiral Lord Nelson und Kapitän Thomas Masterman Hardy an der Seeschlacht von Trafalgar teil und fungierte hier als Flaggschiff. Dank des bis 1803 erfolgten Umbaus hatte das Schiff zu diesem Zeitpunkt 104 Kanonen an Bord.
Die Victory hatte dabei einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Schlacht, der sich folgendermaßen darstellt:
Nelson ließ um 6:40 Uhr auf der Victory das Signal zum Einnehmen der verabredeten Segelformation setzen: Sein Plan war es, in zwei Linien auf den Gegner zuzusegeln und die gegnerische Schlachtformation zu zerschneiden. Dabei sollte die Victory die nördliche Linie und die HMS Royal Sovereign die südliche Linie anführen. Beide Linien segelten daraufhin ostwärts auf den in nördlicher Richtung fahrenden Gegner zu. Auf der Victory war die Flagge des Oberbefehlshabers gehisst, weshalb Nelson und sein Stab davon ausgingen, dass der Gegner einiges unternehmen würde, um sie als bevorzugtes Ziel zu stellen und zu bekämpfen. Aus diesem Grund fuhr die britische HMS Temeraire backbord etwas versetzt vor der Victory, um sie entsprechend absichern zu können. Das britische Flaggschiff wollte in die kleine Lücke zwischen der französischen Bucentaure und dem spanischen Vierdecker Santissima Trinidad stoßen und geriet dabei unter schwerstes Feuer:
Um 12:20 Uhr eröffnete die Bucentaure das Feuer auf die Victory und konnte drei Breitseiten auf das britische Flaggschiff abschießen, so dass dieses sein Hauptbramsegel verlor. Nelsons Schiff stand anschließend für 40 Minuten im Kreuzfeuer der Héros, Santissima Trinidad und Redoutable, ohne den Angriff erwidern zu können.
Erst um 12:45 Uhr gelang es der Victory, die feindliche Linie zu zerschneiden und sich der Bucentaure zu nähern.
Um 13:00 Uhr konnte die Victory mit ihren Karronaden die ersten Treffer auf der französischen Bucentaure verzeichnen. Die Victory feuerte eine komplette Breitseite in den Heckspiegel, die Schwachstelle damaliger Kriegsschiffe, und konnte dadurch, so erklärte Villeneuve später, etwa 400 Mann Besatzung und 20 Kanonen ausschalten, sodass die Bucentaure bereits nach zwei Minuten im ersten Gefecht empfindlich geschwächt wurde.[2] Allerdings wurden weder Besegelung noch Masten der Bucentaure getroffen, sodass diese immerhin manövrierfähig blieb. Die Bucentaure war das französische Flaggschiff von Vizeadmiral de Villeneuve, das jedoch nicht als solches gekennzeichnet war, sondern sich erst dann durch Hissen der Admiralsflagge als Flaggschiff zu erkennen gab, als die Victory langsam ihr Heck kreuzte.
Die französische Neptune eilte daraufhin der Bucentaure zu Hilfe und verwickelte die Victory in einen heftigen Schlagabtausch, in dessen Verlauf Letztere schweren Schaden am Fockmast und am Bugspriet erlitt. Die Victory fiel daraufhin nach Backbord ab, schaffte es aber nicht, sich unmittelbar längsseits der Bucentaure zu legen. Jetzt griff zusätzlich noch die französische Redoutable in das Geschehen ein und attackierte ihrerseits die Victory, die nun von drei Schiffen gleichzeitig angegriffen wurde. Kapitän Hardy entschloss sich daraufhin, die angeschlagene Bucentaure zurückzulassen und stattdessen das Feuer auf die Redoutable zu konzentrieren. Beide aufeinander zu fahrenden Schiffe kollidierten daraufhin und lagen nun direkt nebeneinander.
Im sich anschließenden Entergefecht zahlte sich der wesentlich höhere Aufbau der Victory aus, so dass die Briten Vorteile im Kampf Mann gegen Mann hatten. Während des Entergefechts zwischen Victory und Redoutable erreichte die britische Temeraire den Ort des Geschehens und zog das Geschützfeuer der französischen Neptune auf sich, die zuvor noch weiter auf die Victory gefeuert hatte.
Es gelang der Victory und der Temeraire mit vereinten Kräften schließlich, die ohnehin geschwächte Redoutable ins Kreuzfeuer zu nehmen, so dass diese besiegt wurde. Allerdings traf eine französische Musketenkugel Lord Nelson, der schwer verwundet unter Deck gebracht wurde. Hier verstarb er wenig später gegen Ende der Schlacht.
Der britischen Flotte gelang es schließlich noch, einen Angriff der sich neu formierenden französischen und spanischen Schiffe abzuwehren. Das französische Flaggschiff Bucentaure konnte schließlich sogar durch die britischen Schiffe Neptune, Leviathan und Conqueror aufgebracht werden, sodass Vizeadmiral Villeneuve gezwungen war, seine Flagge zu streichen. Die Schlacht war für die Royal Navy erfolgreich ausgegangen – der an Bord sterbende Lord Nelson konnte diese für ihn positive Nachricht noch mit in den Tod nehmen.
Die Victory kehrte anschließend über Gibraltar zur Reparatur nach England zurück.
Ostseedienst, Nachkriegszeit, Weltkriegszeit (1806 bis 1945)
Von 1806 bis 1808 leistete sie Routinedienst auf dem Medway. In dieser Zeit wurde die Victory zu einem Linienschiff 2. Ranges herabgestuft.
Nachdem sie zwischenzeitlich Dienst als Truppentransporter versah, tat sie 1808–1812 Dienst in der Ostsee.
Im November 1811 war sie zusammen mit anderen Linienschiffen einem aus 130 britischen Schiffen bestehenden Baltikum-Konvoi als Geleitschutz zugeteilt. Die Victory sollte zusammen mit den anderen Schiffen von Schweden aus nach Großbritannien segeln, als eine Serie von schwersten Stürmen den Konvoi in dänischen Gewässern traf. Die Stürme verursachten eine der verlustreichsten Schiffskatastrophen der britischen Seefahrtgeschichte. Alleine bei der Strandung der beiden begleitenden Linienschiffe HMS Defence (74 Kanonen) und HMS St. George (90 Kanonen) am 24. Dezember 1811 an der Westküste Jütlands starben 1407 Seeleute, nur 18 konnten gerettet werden; bei Texel sank das Linienschiff HMS Hero (74 Kanonen), wobei von den 550 Mann Besatzung nur 8 überlebten (anderen Quellen zufolge gab es keine Überlebenden). Eine große Anzahl an Handelsschiffen ging ebenfalls verloren, insgesamt starben mehr als 2000 britische Seeleute — mehr als im Kampf in den gesamten Napoleonischen Kriegen. Neben der verspäteten Abfahrt des Konvois wegen widriger Winde wurde die mangelhafte Ausstattung der Royal Navy mit modernen Navigationsinstrumenten als Ursache der Tragödie benannt. Die Victory überstand die Stürme und schaffte am 26. Dezember 1811 nach schwieriger Überfahrt die Rückkehr nach England.
1812 wurde sie in Portsmouth ausgemustert, schied also aus dem aktiven Dienst aus. In Portsmouth erfolgte ein weiterer großer Umbau und die Reklassifizierung als Schiff 1. Ranges mit dem Ziel, sie wieder in Dienst zu stellen. Durch den Sieg bei Waterloo entfiel die Notwendigkeit dazu.
1824–1836 tat sie meistens Dienst als Flaggschiff des Hafenadmirals von Portsmouth. Zwischenzeitlich wurde sie auch als Unterkunft für Kapitäne benutzt. 1837 war sie Flaggschiff der Verwaltung des Admirals in Portsmouth. Dabei war sie eine Zeitlang in Gosport festgemacht. Von 1847 bis 1869 war sie Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth, und von 1869 bis 1889 Versorgungsschiff und Hilfsschiff. Anschließend diente sie erneut als Flaggschiff des Flottenbefehlshabers in Portsmouth und später des Commander in Chief Naval Home Command.
Am 23. Oktober 1903 wurde sie vom ausgemusterten Turmschiff HMS Neptune gerammt und fast versenkt. Sie wurde eingedockt und wieder repariert. Bis 1922 lag die Victory im Hafen von Portsmouth fest vertäut. Zu dieser Zeit war allerdings der Zustand des Schiffes so schlecht, dass man sie an ihren heutigen Liegeplatz, das Dock 2, das älteste Trockendock der Welt, brachte und dort umfassend restaurierte. Dabei wurde, soweit möglich und bekannt, der Zustand zur Zeit der Schlacht von Trafalgar wiederhergestellt. Diese Restaurierung war am 17. Juli 1928 abgeschlossen.
Im Zweiten Weltkrieg beschädigte eine Fliegerbombe das Schiff.
Nachkriegszeit (1945 bis heute)
Erfüllt von Geschichte und Marinetradition, wurde der Victory von Philip Watts der Titel „The Westminster Abbey of the Royal Navy“ verliehen. Sie dient auch heute noch dem Commander in Chief der Royal Navy für offizielle Empfänge und Veranstaltungen. Zudem ist sie immer noch – ganz im Sinne britischer Tradition – offiziell Flaggschiff des Ersten Seelords Ihrer Majestät.
Die Victory kann man nach wie vor in Portsmouth besichtigen. Sie befindet sich in den Historic Dockyards in einem Trockendock und ist komplett vom Kielschwein bis zum Oberdeck begehbar – lediglich Admiralitätsmesse und Kapitänskajüte sind nur durch einen kleinen Durchgang zu besichtigen. In der Admiralitätsmesse ist eine originalgetreue Nachbildung der Uniform von Lord Nelson ausgestellt (das Original findet sich im Marinemuseum in Greenwich). Nur wenige der Geschütze an Bord sind echte Kanonen aus der damaligen Zeit (ca. 8 Stück, davon drei 32-Pfünder des unteren Kanonendecks). Der Rest wurde durch Geschützattrappen (z. B. auf dem Außendeck) ersetzt, um das Museumsschiff optisch aufzuwerten und um den Eindruck eines voll bestückten Kriegsschiffes zu gewährleisten. Die Verwendung von Attrappen hat aber auch statische Gründe, da durch die Trockenlegung die Tragkraft des Holzes nachgelassen hat. Würde das volle Gewicht der alten Kanonenzahl auf den Decks lasten, könnte es zu Schäden kommen. Die Takelage ist ebenfalls nicht vollständig. Nur die unteren Masten bis zum Eselshaupt sind aufgeriggt.
Anmerkungen
- Hackney, Victory, S. 10
- Bezüglich der Verluste nach dem ersten Gefecht der Bucentaure mit der Victory gibt es unterschiedliche Angaben. Vizeadmiral Villeneuve soll die im Artikel angegebenen Verluste von 400 Mann und 20 Kanonen geäußert haben, nachdem die Victory ihre Breitseite in den Heckspiegel der Bucentaure gefeuert hatte. Andere Quellen nennen 197 Tote und 85 Verwundete – unter den Schwerverletzten war auch Kapitän Magendie.
Literatur
- Noel C.L. Hackney: HMS Victory. VEB Hinstorff Verlag, Rostock 1985.
- John McKay: Victory. Delius Klasing, Bielefeld 1994. ISBN 3-7688-0866-1
- John McKay: The 100-gun-ship, Victory. Anatomy of the ship. Naval Institute Press, Annapolis Md 1987. ISBN 0-87021-890-5 (engl. Original)
Weblinks
- Website der HMS Victory (englisch)
- Website zur HMS Victory von Heinrich Siemers mit vielen historischen und technischen Details
- Außenansichten von Bug und Steuerbordseite der HMS Victory in Portsmouth (Animiertes GIF, ca. 6 MB)