Flughafen Neapel
Der Flughafen Neapel (italienisch Aeroporto di Napoli-Capodichino; IATA-Code: NAP, ICAO-Code: LIRN) ist ein italienischer Flughafen in Neapel. Er ist einer der wichtigsten Flughäfen Süditaliens.[1]
Flughafen Neapel | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | LIRN |
IATA-Code | NAP |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 90 m (295 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 7 km nordöstlich von Neapel |
Straße | |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1910 militärisch 1950 zivil |
Betreiber | Gesac S.p.A. |
Terminals | 2 |
Passagiere | 10.860.068 (2019)[1] |
Luftfracht | 11.750 t (2019)[1] |
Flug- bewegungen | 82.577 (2019)[1] |
Beschäftigte | 396, bis 566 im Sommer[1] |
Start- und Landebahn | |
06/24 | 2628 m × 45 m Asphalt |
Lage und Verkehrsanbindung
Der Flughafen liegt im Stadtgebiet von Neapel, sieben Kilometer nordöstlich der Stadtmitte. Er hat Anschluss an die Autobahntangente A56, über die alle Stadtteile gut erreichbar sind, und die Autobahn A1 nach Rom. In die Innenstadt und einige umliegende Städte wie Caserta, Avellino, Benevento, Sorrent und Salerno gibt es etliche Busverbindungen. Der ANM-Alibus pendelt zwischen Piazza Municipio in Neapel und dem Airport. Der Stadtbus 3S verkehrt ab dem Bahnhofsvorplatz von Napoli Centrale.[2] Ein Anschluss an die U-Bahn ist in Bau.
Flughafenanlagen
Der Flughafen hat eine rund 2600 Meter lange Start- und Landebahn mit nordöstlicher Ausrichtung (06/24).[3] Ein relativ kleiner Bereich im Südwesten des Flughafengeländes steht der kommerziellen und allgemeinen Luftfahrt zur Verfügung. Neben dem modernisierten Passagierterminal befinden sich östlich Einrichtungen eines Luftfahrzeug-Instandhaltungsunternehmens und danach ein von der United States Navy genutzter militärischer Teil. Nordwestlich der Piste befinden sich in einem ehemals militärischen Bereich Einrichtungen der Luftfahrtindustrie.
Geschichte
Militärflugplatz
Der Flughafen wurde im Jahr 1910 auf dem damaligen Marsfeld von Capodichino als Militärflugplatz errichtet und bis 1939 vorwiegend zu Ausbildungszwecken genutzt. Im Zweiten Weltkrieg war er Standort verschiedener italienischer, deutscher und alliierter Staffeln und Verbände. Nach dem Wiederaufbau stationierte die italienische Luftwaffe in Capodichino von 1948 bis 1956 ein Jagdgeschwader und danach bis 1973 eine Staffel Seeaufklärer. Sie nutzt den Flughafen als Instandhaltungs- und Logistikstützpunkt bis heute.[4]
Seit 1951 sind die US-Marine und die NATO bedeutende Nutzer des Flughafens Neapel. 1951 wurde in Neapel das NATO-Kommando Allied Forces Southern Europe (heute JFC Naples) aufgestellt, 1967 kam die 6. US-Flotte von Villefranche-sur-Mer nach Gaeta und Neapel, 2005 verlegte man das US-Kommando United States Naval Forces Europe von London auf den Flughafen Neapel.[5]
Ziviler Flughafen
Im Jahr 1950 öffnete man den Flughafen für den zivilen und kommerziellen Luftverkehr. In dem relativ kleinen Bereich für die zivile Luftfahrt entstand Anfang der 1950er Jahre ein Abfertigungsgebäude für kommerzielle Flüge. Von 1959 bis 1971 hatte auf dem Flughafen die Fluggesellschaft Elivie ihren Sitz. Mit ihren Hubschraubern bot sie insbesondere Flüge nach Capri, Ischia und zur Amalfiküste an. Von 1963 bis 1994 war Capodichino Heimatflughafen der Inlandsfluggesellschaft und Alitalia-Tochter Aero Trasporti Italiani (ATI).
1980 übernahm die Flughafengesellschaft GESAC den zivilen Teil des Flughafens. Anteilseigner waren seinerzeit die Stadt und die Provinz Neapel sowie die Alitalia. 1997 wurde die GESAC als erste italienische Flughafengesellschaft privatisiert. 70 Prozent gingen an die britische BAA Limited, die wesentlichen Anteil an der Verbesserung der Infrastruktur und der Dienstleistungen des Flughafens hatte. 2003 erhielt GESAC eine vierzigjährige Konzession für den Betrieb des Flughafens. Im Oktober 2010 erwarb der italienische Investmentfonds F2I die Mehrheit an GESAC.[6] Von Neapel lassen sich, Stand 2019, 106 Ziele anfliegen, darunter 14 nationale, 90 internationale und zwei interkontinentale Ziele. Die Ziele werden von 43 Fluggesellschaften darunter Airlines wie Alitalia, Ryanair, Eurowings, Flydubai, Aeroflot, Turkish Airlines, S7 Airlines, Air Malta, Volotea, Air France, Easy Jet, British Airways und Joon bedient. Die maximale Anzahl an Flugbewegungen wurde von der ENAC auf 84.500 beschränkt.[1]
Werksflugplatz
1968 wurde der bei Neapel gelegene Militär- und Werksflugplatz Pomigliano d’Arco geschlossen. Der dort tätige Flugzeughersteller Aerfer schloss sich 1969 mit Fiat Aviazione und Salmoiraghi zu dem neuen Luftfahrtkonzern Aeritalia zusammen, aus dem dann 1990 Alenia Aeronautica entstand (heute Leonardo). Aeritalia/Alenia beließ die Herstellung von Flugzeugkomponenten in Pomigliano, nutzte aber als neuen Werksflugplatz Capodichino. Das auf dem Südteil des Flughafens ansässige Instandhaltungsunternehmen Atitech übernahm 2015 auch die Einrichtungen auf dem Nordteil.[7]
Zukunft
In der fast sechs Millionen Einwohner zählenden Region Kampanien ist Neapel-Capodichino noch immer der einzige Verkehrsflughafen. Ein weiterer Ausbau ist aus städtebaulichen Gründen kaum mehr möglich. Die westlichen und nördlichen Stadtteile liegen in der südwestlichen Einflugschneise, kurz vor der Landeschwelle 06 befindet sich auf einem Hügel das bekannte Museo di Capodimonte. Die theoretisch mögliche Umgestaltung und kommerzielle Nutzung des Nord- und des Ostteils des Flughafens würde wegen der Zunahme des Flugverkehrs die Lärm- und Umweltbelastung im Stadtgebiet erheblich erhöhen. Daher soll der etwa 50 km südöstlich, nahe der Amalfiküste gelegene Flughafen Salerno nach Verlängerung der dortigen Start- und Landebahn einen Teil des kommerziellen Flugverkehrs in Kampanien übernehmen und damit Neapel-Capodichino entlasten. Pläne, den nordwestlich von Neapel gelegenen Militärflugplatz Grazzanise zum neuen Verkehrsflughafen Neapels auszubauen, wurden 2013 aufgegeben.[8]
Verkehrszahlen
Jahr | Fluggastaufkommen | Luftfracht (Tonnen) (mit Luftpost) | Flugbewegungen |
---|---|---|---|
2019 | 10.860.068 | 11.750 | 82.577 |
2018 | 9.932.029 | 11.691 | 79.722 |
2017 | 8.577.507 | 11.069 | 75.013 |
2016 | 6.775.988 | 10.724 | 63.935 |
2015 | 6.163.188 | 10.728 | 60.261 |
2014 | 5.960.035 | 9.950 | 58.681 |
2013 | 5.444.422 | 7.515 | 55.940 |
2012 | 5.801.836 | 5.282 | 61.113 |
2011 | 5.768.873 | 4.948 | 62.878 |
2010 | 5.584.114 | 5.326 | 63.564 |
2009 | 5.322.161 | 5.655 | 64.032 |
2008 | 5.642.267 | 5.800 | 68.548 |
2007 | 5.775.838 | 7.863 | 72.330 |
2006 | 5.095.969 | 8.353 | 61.708 |
2005 | 4.588.695 | 7.608 | 58.002 |
2004 | 4.632.388 | 7.617 | 59.962 |
2003 | 4.587.163 | 8.174 | 65.016 |
2002 | 4.132.874 | 9.759 | 63.690 |
2001 | 4.003.001 | 9.470 | 60.916 |
2000 | 4.136.508 | 7.440 | 62.494 |
Zwischenfälle
- Am 28. März 1964 wurde eine Vickers Viscount 785D der Alitalia (Luftfahrzeugkennzeichen I-LAKE) auf dem Weg von Rom im Anflug auf den Flughafen Neapel in den Berg Monte Somma geflogen (CFIT, Controlled flight into terrain). Alle 45 Insassen wurden getötet.[10]
Weblinks
- Offizieller Internetauftritt (italienisch/englisch)
- Aeroporto di Napoli Capodichino (nichtoffizielle Seite) (englisch)
Einzelnachweise
- Marco Minari: Airport Ausbau mit System. In: Dietmar Plath (Hrsg.): AERO INTERNATIONAL. Nr. 04/2020. JAHR TOP SPECIAL VERLAG, Hamburg März 2020, S. 34.
- How to reach Naples, auf amoitaly.com, abgerufen am 2. April 2020
- Details auf enav.it
- Comando Aeroporto Capodichino
- Naval Support Activity Naples auf militarybases.com (Memento vom 16. März 2016 im Internet Archive)
- F2I, 1. Oktober 2010
- Alenia di Capodichino, c'è l'accordo con i sindacati: passa all'Atitech. Via libera al polo delle manutenzioni e delle revisioni (27. Mai 2015), auf ilmattino.it
- Piano aeroporti: Capodichino strategico, Salerno di interesse nazionale. Out Grazzanise (Memento vom 4. August 2016 im Internet Archive) (20. Januar 2014), auf aerospaziocampania.technapoli.it/
- Statistiche. In: assaeroporti.com. Assaeroporti, abgerufen am 24. Januar 2019 (italienisch).
- Unfallbericht Viscount 785 I-LAKE, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 9. Dezember 2018.