Brückenrestaurant
Ein Brückenrestaurant ist eine besondere Bauform eines Restaurants, das sich in einem Gebäude befindet, welches als Brücke errichtet ist.
Als Autobahnraststätte
Das Brückenrestaurant ist im Regelfall so eingerichtet, dass es durch rastende Verkehrsteilnehmer von beiden Seiten der Autobahn besucht werden kann. Der Vorteil eines Brückenrestaurants ist, dass nicht je ein Restaurant für jede Richtungsfahrbahn unterhalten und bewirtschaftet werden muss. Zusätzlich wird durch die Überbauung der Autobahn weniger Fläche für die Raststätte verbraucht. Daneben können Besucher den laufenden Verkehr beobachten.[1]
Vereinigte Staaten
Das erste Brückenrestaurant wurde 1957 in Vinita, Oklahoma, erbaut. Die North Illinois Toll Highway, die Umfahrungsstraße Chicagos, wurde 1958 während des Baus mit fünf Brückenrestaurants versehen. 1960 trat US-Bundesgesetz 23 (Highways) in Kraft, das kommerzielle Nutzung von Rastplätzen entlang der Interstate Highways untersagte. Die schon 1960 bewirtschafteten Rastplätze durften weiter betrieben werden. Weil die nicht betroffenen Turnpikes (staatliche Mautstraßen) bereits Raststätten hatten, wurde die Verbreitung von Brückenrestaurants nahezu gestoppt. Allerdings kam 1967 noch eines (Lincoln Oasis) dazu, ebenfalls in Illinois.
Italien
Der italienische Architekt Angelo Bianchetti übernahm das Konzept und baute 1959 für die Raststättenkette Pavesi das erste Brückenrestaurant Europas in Fiorenzuola d’Arda. Die Verbreitung der Brückenrestaurants lief danach gleichauf mit der Ausbau des Autobahnnetzes. Der Konkurrenten Pavesis, Motta, folgte 1961 mit der Brückenraststätte in Cantagallo von Architekt Melchiorre Bega. Beide Brücken wurden getragen von Eingangsgebäuden aus Stahlbeton, die Brücken selber wurden als Stahlskelettbau konstruiert. 1962 ersetzte Pavesi zwei existierende Raststätten entlang der A4 durch Brückenrestaurants. Diese wurden von Bianchetti als Stahlbeton-Konstruktion erbaut in Novara und Osio, heute Brembo. In Italien sind letztendlich 14 von 290 Autobahnraststätten als Brückenrestaurants ausgeführt worden. In Alfaterna[2] (Nocera Inferiore) war sogar ein Motel im 2. Stock der Brücke, allerdings gibt es hier heute nur noch die Eingangsgebäude auf beiden Seiten der Autobahn. Im Herbst 2021 wurde das Rasthaus auf der A1 bei Montepulciano abgerissen, die Brücke bei Alfaterna ist ebenfalls bereits seit Längerem abgerissen worden und es existieren heute nur noch 12 Brückenrestaurants in Italien.
Restliches Europa
1958 wurde in Großbritannien die erste Teilstrecke der M6 eröffnet. Bei dem weiteren Ausbau waren auch Motorway Services Area (MSA) vorgesehen. Viele dieser MSA haben eine Fußgängerbrücke, aber nur fünf der 91 MSA sind als Brückenrestaurant ausgeführt worden. Die M6 wurde mit drei Brückenrestaurants bestückt. Die nie vollendete M2 London–Dover erhielt ein Brückenrestaurant bei Farthing Corner, heute Medway. Als letztes Brückenrestaurant in Großbritannien wurde 1966 Leicester Services eröffnet.
In Deutschland befinden sich Brückenrestaurants an der A 1 bei Holdorf (Raststätte Dammer Berge) und an der A 9 bei Rudolphstein (Brückenrasthaus Frankenwald). Die Brückenrasthäuser in Deutschland hatten allerdings höhere Baukosten als bei zwei einzelnen Raststätten angefallen wären. Außerdem mussten aufgrund der Gebäudelänge Einrichtungen wie Toiletten, Küchen und Lager doppelt vorgesehen werden, so dass wegen zu hoher Kosten keine weiteren Brückenrestaurants in Deutschland errichtet wurden.[3]
In Belgien sind Brückenrestaurants weit verbreitet. Anfang der 1970er Jahre wurden in Frankreich, von Jacques Borel, und der Schweiz erste Brückenrestaurants eröffnet.
In der Schweiz existieren Brückenrestaurants z. B. bei Würenlos an der A1. Genau betrachtet ist die Autobahnraststätte Pratteln kein Brückenrestaurant im engeren Sinn, weil die eigentliche Brücke von Läden benutzt wird und die Restaurants sich in den beiden Brückenenden befinden. Die Niederlande folgten erst 1980 und in Skandinavien werden erst ab 1986 Brückenrestaurants betrieben.
Weitere Brückenrestaurants
In Österreich befindet sich laut eigener Aussage das zur Zeit kleinste Brückenrestaurant der Welt. In der Kufsteiner Altstadt wurde die Übergangsbrücke zwischen Wirtshaus und Hotel des Auracher Löchls kurzerhand zum Brückenrestaurant für zwei Personen umfunktioniert.[4]
Während Messen und Großveranstaltungen befindet sich eine Cafeteria in der Brücke, die das ICC Berlin mit dem Messegelände verbindet. Durch angeschrägte Fenster hat der Gast einen Ausblick auf den darunter verlaufenden Messedamm.
Das Haus am Ende der Deutschen Weinstraße beherbergt ebenfalls ein Brückenrestaurant (siehe Haus der Deutschen Weinstraße).
Im wörtlichen Sinn kann auch das Turmrestaurant auf dem Pylon der Neuen Donaubrücke in Bratislava, Slowakei, als Brückenrestaurant bezeichnet werden.
Brückenrestaurants weltweit
Einzelnachweise
- Ralph Johannes, Gerhard Wölki: Die Autobahn und ihre Rastanlagen – Geschichte und Architektur. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-932526-68-6, S. 41.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 209.
- Ralph Johannes, Gerhard Wölki: Die Autobahn und ihre Rastanlagen – Geschichte und Architektur. S. 51.
- Auracher Löchl
- Autogrill Fiorenzuola d'Arda (Memento des Originals vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- S. Colafranceschi, Autogrill una storia Italiana, Bologna 2007, ISBN 978-88-15-12144-8, S. 36.
- S. Colafranceschi, Autogrill una storia Italiana, Bologna 2007, ISBN 978-88-15-12144-8, S. 37.
- Chianti – Ripoli
- L'architettura in Toscana dal 1945 a oggi, Firenze 2011, Gebäude FI22, ISBN 978-88-6055-631-8.
- Autogrill Montepulciano (Memento des Originals vom 26. April 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 133–141.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 115–119.
- Autogrill Novara (Memento des Originals vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 110.
- lombardiabeniculturali.it
- Serravalle Pistoiese
- L'architettura in Toscana dal 1945 a oggi, Firenze 2011, Gebäude PT10, ISBN 978-88-6055-631-8.
- Autogrill Frascati (Memento des Originals vom 27. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 208.
- Autogrill Feronia (Memento des Originals vom 23. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- L. Greco, Architetture Autostradali in Italia, Rome 2010, ISBN 978-88-492-1915-9, S. 208.
- Medway services
- Keele services
- Knutsford services
- Charnock Richard services
- Leicester forest services