Binche

Binche ist eine Gemeinde in der belgischen Provinz Hennegau in Wallonien. 1977 wurden die Gemeinden Bray, Buvrinnes, Epinois, Leval-Trahegnies, Péronnes-lez-Binche, Ressaix und Waudrez mit Binche zusammengeschlossen.

Binche
Binche (Hennegau)
Binche
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Hennegau
Bezirk: La Louvièrewub
Koordinaten: 50° 25′ N,  10′ O
Fläche: 60,66 km²
Einwohner: 33.448 (1. Jan. 2020)
Bevölkerungsdichte: 551 Einwohner je km²
Höhe: 130 m
Postleitzahl: 7130, 1731, 1733, 1734
Vorwahl: 064
Bürgermeister: Laurent Devin (PS)
Adresse der
Kommunalverwaltung:
Rue Saint-Paul, 14
7130 Binche
Website: www.binche.be
lblels

Geschichte

Die Stadt wurde im 12. Jahrhundert von Yolande von Geldern, Witwe des Herzogs Balduin III. von Hennegau, gegründet. Deren Sohn Balduin IV. befestigte die Stadt, welche wie Maubeuge und Le Quesnoy als Grenzfestung gegen Frankreich diente.

Im 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer auf ihre heutige Ausdehnung erweitert.

Binche, Rathaus mit Belfried

1409 wurden die Reliquien des heiligen Ursmar aus der Abtei Lobbes im Fürstentum Lüttich nach Binche gebracht. Die Kirche Notre Dame wurde die Stiftskirche Saint-Ursmer.

Der Wohlstand der Stadt erreichte seinen Gipfel unter Kaiser Karl V., der unter anderem auch den Titel des Herzogs des Hennegau führte. Seine Schwester Maria von Ungarn, herrschte nach dem Tode ihres Gatten Ludwig II. von Böhmen und Ungarn als Statthalterin über die Niederlande und hielt sich öfters in Binche auf. Aus dieser Zeit stammt ein prächtiger Renaissancepalast.

1554 war die Periode dieses Wohlstands zu Ende: Der Palast, die Stadt und das Umland wurden durch die Truppen des Königs Heinrich II. von Frankreich geplündert. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts war der Hennegau Ort wiederholter militärischer Auseinandersetzungen zwischen den Königreichen Frankreich und Spanien.

Erst mit der industriellen Revolution nahm der Wohlstand wieder zu. Es entstanden Kohlegruben, deren Halden auch heute noch das Landschaftsbild prägen. Dazu kamen Ziegeleien, Gerbereien, Glasereien, Brauereien, Kalköfen und Seifensiedereien. Tausende Menschen arbeiteten in Heimarbeit als Spitzenklöpplerinnen, Schuster und Schneider. Die Post und der Bahnhof stammen aus dieser Zeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von der Textilindustrie beherrscht. Mit deren Niedergang in den 1970er Jahren sank auch der Wohlstand der Stadt wieder.

Sehenswürdigkeiten

„Gilles“ von Binche
Binche; im Hintergrund die Kirche Saint-Ursmer, dahinter die Spitze des Belfrieds, rechts hinten Reste der Stadtmauer

Karneval

Der Karneval von Binche ist das bekannteste Ereignis der Stadt. Er wurde 2003 von der UNESCO in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit (seit 2008 Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit) aufgenommen.[1] Er ähnelt der alemannischen Fasnacht. Der erste Umzug fand bereits 1395 statt. Dass der erste Umzug angeblich 1549 stattfand, als die schon erwähnte Maria von Ungarn zu Ehren ihres Bruders als Inka verkleidete Hofdamen durch die Straßen ziehen ließ, wobei hierbei auch echte Indianer dabei gewesen sein sollen, gilt heute in der Forschung als unhaltbar.

Belfried

Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Belfried des Rathauses von Binche ist Teil des UNESCO-WelterbesBelfriede in Belgien und Frankreich“.

Weiteres

  • In der Stiftskirche Saint-Ursmer aus dem 12. bis 15. Jahrhundert befindet sich eine hölzerne Pietà von 1511.
  • In der Stadt sind noch Reste der ehemaligen Stadtbefestigung zu sehen.
  • In Binche gibt es das Internationale Karneval- und Maskenmuseum.

Sport

Von 1911 bis 1996 wurde mit Unterbrechungen das Radrennen Binche–Tournai–Binche ausgetragen. Seit dem Jahre 2010 wird es wieder veranstaltet, in der UCI-Kategorie 1.1., und trägt in Erinnerung an den 2009 verstorbenen belgischen Radsportler zusätzlich den Namen Mémorial Frank Vandenbroucke.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Frans Hogenberg Wie der Hertzog Alonci die Statt Bins erobert. In: Geschichtsblätter. (Illustration von 1578, digital.ub.uni-duesseldorf.de, urn:nbn:de:hbz:061:1-87222).
  • Martin Zeiller: Bins. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Circuli Burgundici (= Topographia Germaniae. Band 16). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 200–201 (Volltext [Wikisource]).
  • Etienne Piret: Binche. C’était le bon temps! Editions Sutton, Tours, 2018, ISBN 978-2-8138-1086-1.
  • Markus Tauschek: Wertschöpfung aus Tradition: der Karneval von Binche und die Konstituierung kulturellen Erbes (= Studien zur Kulturanthropologie, Europäischen Ethnologie. Band 3). Lit, Berlin (u. a.) 2010, ISBN 978-3-643-10266-9 (Dissertation Uni Göttingen 2009).
Commons: Binche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Julian Mieth: Belgiens berühmtester Karneval: Schabernack mit Schampus. In: Spiegel Online. 22. Februar 2012
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