Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur
Die Bahnstrecke St. Gallen–Winterthur ist eine normalspurige Eisenbahnstrecke in den Schweizer Kantonen St. Gallen, Thurgau und Zürich und gehört den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Die 57,1 Kilometer lange Strecke wurde zwischen 1855 und 1856 in vier Etappen von der Sankt Gallisch-Appenzellischen Eisenbahn (SGAE) eröffnet.
St. Gallen–Winterthur | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Fahrplanfeld: | 850 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 57.1 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 16 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Bau und Eröffnung
Der Kanton Thurgau wollte die Konzession auf seinem Hoheitsgebiet anfänglich verweigern, da der Streckenverlauf den Thurgau nicht begünstigt hätte. So stand in einem Bericht: «Die Anstände mit Thurgau, welche die Collaudation der Strecke zwischen Rickenbach und Aadorf ohne hinreichende Gründe hinauszögern, sind wesentlich Schuld, dass die Probefahrten auf der St.Galler-Appenzeller-Bahn zwischen Winterthur und Wyl erst nach beiläufig 10 Tagen beginnen können.» Deutlich wird es am 27. September 1855: « … traf die Lokomotive St. Gallen in Wyl ein und wurde mit Böllerschüssen begrüßt. Dieselbe ist von neuester, sehr schöner Konstruktion und wesentlich verschieden von denjenigen der Nordostbahn.» Die Schweizerische Nordostbahn betrieb die durch den Thurgau verlaufende Konkurrenzstrecke Winterthur–Frauenfeld–Romanshorn.
Der Abschnitt Winterthur–Wil–Thurbrücke Schwarzenbach wurde unter der Leitung von Julius Herz erbaut.[1] Das Teilstück Winterthur–Wil wurde am 14. Oktober 1855 eröffnet. Die Fahrzeit betrug damals 40 Minuten.
Der Streckenverlauf zwischen Wil und Flawil wurde heftig diskutiert. Die SGAE beantragte die Konzession für den leicht trassierbaren Streckenverlauf von Schwarzenbach aus südlich des Uzwiler Hausbergs Vogelsberg über den Bettenauer Weiher und Oberuzwil nach Flawil. Mit Blick auf die Industrie wurde ein Streckenverlauf nördlich des Vogelsbergs bevorzugt, damit Uzwil einen Bahnhof erhalten konnte. So musste eine enge S-Kurve am Rande des Vogelsberges, wo der spätere Bahnhof Uzwil zu liegen kam, angelegt werden. Das hatte zur Folge, dass diese S-Kurve heute einer der langsamsten Abschnitte der ganzen Strecke sowie die engste Kurve des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in der Schweiz ist.[2] Am 25. Dezember 1855 wurde der Streckenabschnitt Wil–Flawil eingeweiht.
Vom 14. Januar 1854 bis zum 10. Februar 1856 erfolgte der Bau der Stahlfachwerkbrücke über die Glatt bei Burgau zwischen Flawil und Gossau SG. Am 15. Februar 1856 wurden Gossau und Winkeln erreicht. Am 24. März 1856 schliesslich konnte die Strecke bis in die Stadt St. Gallen erweitert werden. Dazu wurde die von Karl Etzel entworfene eiserne Gitterbrücke über die Sitter gebaut, das erste Sitterviadukt.
Weitere Entwicklung
Am 31. Dezember 1879 entgleiste in Vonwil bei St. Gallen ein aus Winterthur kommender Zug. Die beiden Lokomotiven kamen links und rechts des Bahngleises zu liegen, die Wagen schoben sich ineinander. Das Unglück forderte zwei Todesopfer und mehrere, teils schwer Verletzte.
→ Hauptartikel: Eisenbahnunfall in Vonwil
Die Strecke wurde bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen am 1. Juli 1902 ein Bestandteil der Schweizerischen Bundesbahnen. Ab 1903 bauten die SBB die Strecke etappenweise auf Doppelspur aus und elektrifizierten sie im Jahr 1927 mit 15'000 Volt 16 ⅔ Hz. Zur gleichen Zeit wurde die Haltestelle Algetshausen-Henau eingeweiht und in Uzwil die Werkbahn der Gebrüder Bühler dem Betrieb übergeben. Im Zuge des Doppelspurausbaus erfolgte 1924/1925 der Neubau des Sitterviadukts und der Glattbrücke bei Burgau. Die Steinbogenbrücke über die Glatt mit einer Gesamthöhe von 30 Metern und einer Länge von 102 Metern wurde 1997 durch einen abermaligen Neubau ersetzt. Dank eines neu unten angehängten Steges für Velos und Fussgänger wurde der Weg von Gossau nach Flawil ebenerdig und der Umweg über den 1988 von der Felddivision 7 errichteten Militärsteg entfiel.
Im Dezember 2006 wurde als Teil der dritten Ausbauetappe der S-Bahn Zürich die Haltestelle Winterthur Hegi eröffnet. 2013 wurden die Haltestelle Algetshausen-Henau und der Bahnhof Schwarzenbach SG geschlossen.
Streckenverlauf
Vom Bahnhof St. Gallen aus, der wie die Altstadt in der Furche zwischen Sitter und Steinach liegt, geht es westwärts am südlichen Bergfuss bis zur Sitterquerung und anschließend weiter bis Gossau SG. Ab hier hält sich die Bahnstrecke südlich der sich zunehmend eintiefenden Glatt an das hügelige Alpenvorland. Das Becken von Uzwil wird dabei teilweise ausgefahren und an der Südflanke des Thurtales bis zur Querung des Flusses bei Schwarzenbach SG auf deren Talboden hinabgestiegen. Ab nun geht es wieder aufwärts Richtung Wil SG, das auf einer flachen Wasserscheide zur Murg liegt. Weiter geht es Richtung Westen unter Querung des Murgtals bei Sirnach, von wo aus die ineinander übergehenden Furchen des Lützelmurg und der Eulach bis Winterthur benutzt werden. Der Bahnhof Winterthur wurde dabei nach einer Linkskurve von etwa 90 Grad in südwestlicher Richtung quer zum Talboden an der Altstadt zwischen Bruelberg und Heiligberg angelegt.
Betrieb
Im Fernverkehr gehört die Strecke zur West-Ost-Achse St. Gallen–Genf. Im Regionalverkehr verkehrt auf dem St. Galler Teilstück der Rheintal-Express (REX) von Chur über St. Gallen nach Wil. Im Nahverkehr wird die Strecke von der S 1 (St. Gallen–Wil), der Verstärkungslinie S 11 (St. Gallen–Wil) und der S 5 (St. Gallen–Gossau–Weinfelden) der S-Bahn St. Gallen befahren. Der Abschnitt westlich von Wil wird von der Linie S 35 Winterthur–Wil der S-Bahn Zürich bedient.
Die Strecke wird 2017/18 von folgenden Linien bedient:
- Fernverkehr
- Zürich HB – St. Gallen – Memmingen – München
- 1 Genève-Aéroport – Bern – Zürich HB – St. Gallen
- 5 Genève-Aéroport/Lausanne – Biel/Bienne – Zürich HB (– St. Gallen – Rorschach)
- 13 (Luzern –) Zürich HB – St. Gallen – Chur teilweise
- 37 Basel SBB – Aarau – Zürich HB
- Regionalverkehr
- SN St. Margrethen – Rorschach – St. Gallen – Gossau SG – Wil – Winterthur (Nachtlinie)
- S-Bahn St. Gallen
- S 1 Wil – Gossau SG – St. Gallen – Romanshorn – Kreuzlingen – Schaffhausen
- S 5 Weinfelden – Sulgen – Gossau SG – St. Gallen – Rorschach – St. Margrethen
- S-Bahn Zürich
- S 35 Winterthur – Wil
Bilder
- Belastungsprobe des Sitterviadukts kurz vor Aufnahme des elektrischen Betriebs
- Luftaufnahme des Bahnhofs Wil mit dem markanten Silo aus dem Jahr 1963
- S-Bahn von Thurbo auf dem Sitterviadukt bei St. Gallen Bruggen
Literatur
- Anton Heer: Rorschach-St.Gallen-Winterthur: zwischen 170-jähriger Eisenbahngeschichte und Zukunft. Sabon-Verlag GmbH, St. Gallen 2006, ISBN 978-3-907928-55-4 (PDF; 14,2 MB)
- Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz. AS Verlag, Zürich 1998, ISBN 3-905111-21-7.
- Hans G. Wägli: Bahnprofil Schweiz 2005. Diplory Verlag, Grafenried 2004, DNB 972778233.
Einzelnachweise
- Anton Heer: Rorschach-St.Gallen-Winterthur: zwischen 170-jähriger Eisenbahngeschichte und Zukunft. Enthält ausführliche Quellen- und Personen-Register
- Die engste Kurve im Bahnnetz. In: Homepage der Gemeinde Uzwil. Abgerufen am 15. Mai 2017.